Donna Quichotte und Sancho Pansa

Die Tochter des Predigers hat eine spannende und interessante Story, die den Leser zu dem Buch lockt. Doch zu Beginn ist der Roman zu schleppend. Mit Ausnahme der 18jährigen Protagonistin Lily, die ihren verschwundenen Freund Peter sucht, sind die Figuren zu flach. Lebhafter wird es erst, als mit Allan Woodson eine komplexere Figur auftaucht. Lily und Allan werden ein Team auf der Suche nach Peter. Wie im Nachwort angemerkt wirken sie tatsächlich ein wenig wie eine Donna Quichotte und Sancho Pansa.
Auch die Dialoge haben jetzt mehr Pep.

Jake Hinkson hat mit Arkansas einen Schauplatz gewählt, den er gut kennt und entsprechend vermittelt. Das Buch hat einen Hauch von Country Noir.
Insgesamt habe ich es aber in erster Linie als Familiendrama gelesen.

Ein kluges Nachwort von Peter Henning schließt das Buch.

978-3-910918-32-0

Die 18-Jährige Lily Stevens will den Sheriff sprechen und ihren Verlobten Peter vermisst melden. Sie muss sich sagen lassen, dass es in Conway/Arkansas nur einen Polizei-Chief gibt. Lily ist schwanger von Peter und – anders als Chief Reid und die Mitglieder der strenggläubigen Pfingstgemeinde - überzeugt, dass er sie und das gemeinsame Kind nicht allein lassen würde. Sie wird Peter suchen, um seinen Ruf wiederherzustellen, und Gott wird das hinnehmen müssen. Auch wenn Lily gelernt hat, dass alles außerhalb der Gemeinde sündig ist, von Büchern, Farbigen, über die nächste Stadt Little Rock bis zu weltlichen Universitäten, geht sie entschlossen ans Werk. Ihre Anzeige hat die kleine Gemeinde aufgewühlt; ihr Vater David wird sich einer Abstimmung stellen müssen, ob er als Prediger noch tragbar ist, nachdem er seine Tochter nicht mit harter Hand im Zaum halten konnte. Dass Lily und Peter ein Kind erwarten, bringt die tratschsüchtige, pharisäerhafte Seite der kleinen Gemeinde zum Vorschein, zu deren Opfer überraschend Peters Kollege Allan wird.

Peter galt, zumindest in den Augen seines streng religiösen Umfelds, als unzuverlässiger Zeitgenosse, mit der Kirchengemeinde über Kreuz, arbeitete er nach abgebrochenem Studium im Hotel Corinthian Inn. Sein älterer Kollege Allan reagiert ungewöhnlich zögernd auf Lilys Nachforschungen, so dass man darüber grübeln könnte, ob es andere Gründe für Peters Verschwinden geben könnte als Konflikte um Lilys Schwangerschaft. Die junge Schwangere ist überzeugt davon, dass es unwichtig ist, ob Peter sie liebt. Er würde das Richtige tun - zurückkehren, sie heiraten und damit alle Probleme aus der Welt schaffen.

Der Prolog lässt bereits ahnen, dass es in Conway hart zur Sache gehen wird. Zuvor liefert Lily sich eine äußerst gefährliche Schnitzeljagd mit Menschen, die krumme Geschäfte zu verbergen haben.

Fazit
In schlichtem journalistischem Präsens vermittelt Jake Hinkson die überraschende Entwicklung einer überaus behüteten Predigertochter, die noch nie allein ihren Heimatort verlassen hat und bisher gehorsam lange Röcke und lange Haare trug.

Die 18-jährige Lily Stevens ist die perfekte Tochter eines Pfingstpredigers. Bis zu dem Zeitpunkt, als sie verlauten lässt, dass sie von Peter Cutchin schwanger ist. Bevor sie heiraten können, verschwindet Peter spurlos, nun gerät Lilys Leben in noch grössere Turbulenzen. Peters wütender Mutter, denkt, der Junge sei einfach weggelaufen und habe sie im Stich gelassen. Lily, ist wütend eigensinnig und entschlossen, den Vater ihres Kindes zu finden, weigert sich, es zu glauben. Allan Woodson ein Onkle von ihr und das schwarze Schaf der Familie kommt ihr zu Hilfe. Jake Hinkson ist bekannt für düstere Noir-Romane. Mit diesem Buch hat er einen atmosphärisch dichten Thriller verfasst, der den Leser schnell fesselt. In der Geschichte werden vielerlei Themen angesprochen wie religiöse Enge, familiäre Konflikte und gesellschaftliche Abgründe. Lily ihrerseits kämpft gegen Vorurteile, familiäre Ablehnung und die dunklen Seiten ihrer Welt. Mich hat dieser Roman sehr gefesselt und ist spannend zu Lesen. Dieses Buch kann ich Lesern empfehlen die komplexen Geschichten mit düsterer Atmosphäre und moralischen Grauzonen lieben.