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Das gefährliche Alter
Briefe und Tagebuchaufzeichnungen. Roman
von Karin Michaëlis
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Erscheinungstermin 20.08.2025 | Archivierungsdatum N/A
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Zum Inhalt
Das Skandalbuch von 1910 in neuer Übersetzung – Wiederentdeckung eines Klassikers der feministischen Literatur!
Mit Anfang Vierzig bricht Elsie aus ihrer Ehe aus, lässt sich scheiden und zieht in ihre weiße Villa am Meer, um die Wechseljahre in Ruhe zu überstehen. Dort wird ihr bewusst, dass sie in Wahrheit vor ihrer Leidenschaft für einen jüngeren Mann geflohen ist … Anhand von Tagebucheinträgen und Briefen gibt Karin Michaëlis schonungslos Einblick in das Seelenleben einer reifen Frau, die gegen die starren gesellschaftlichen Konventionen rebelliert und ihr Schicksal selbst bestimmen will – zu Beginn des 20. Jahrhunderts ungemein skandalös. Der Roman wurde zum Kultbuch einer ganzen Frauengeneration und trug zur Debatte über gesellschaftliche Schranken, Chancen und Entfaltungsmöglichkeiten von Frauen im mittleren Alter bei.
Karin Michaëlis (1872–1950) begann zunächst ein Klavierstudium in Kopenhagen, wo ihr Kompositionslehrer ihr literarisches Talent erkannte und sie zum Schreiben ermunterte. Sie publizierte bald Texte in Zeitschriften. Ihren literarischen Durchbruch erlebte sie 1902 mit gleich zwei Romanen: »Barnet« (Das Kind) und »Lillemor« (Das Schicksal der Ulla Fangel). International bekannt machte sie 1910 der Roman »Das gefährliche Alter«, der in etliche Sprachen übersetzt und dreimal verfilmt wurde (als deutsches Stummfilmdrama von 1927 unter der Regie von Eugen Illés mit Asta Nielsen in der Hauptrolle). Nach der »Machtergreifung« der Nationalsozialisten in Deutschland nahm Michaëlis Emigranten auf, darunter auch Helene Weigel und Bertolt Brecht. 1940 emigrierte sie nach Amerika, kehrte 1946 nach Dänemark zurück und starb 1950 verarmt und vergessen in Kopenhagen.
Daniela Stilzebach, geboren 1978, studierte Kommunikations- und Medienwissenschaften, Psychologie und Kulturwissenschaft in Leipzig sowie Nordische Sprachen an der Universität Bergen. Sie ist freie Übersetzerin für Norwegisch, Dänisch und Schwedisch. Sie übertrug u.a. die Munch-Biographie von Atle Næss sowie mehrere Publikationen des Munch-Museums Oslo ins Deutsche. Daniela Stilzebach lebt in Leipzig.
Manuela Reichart, geboren am Rhein, wuchs in Berlin auf und entdeckte früh ihre Liebe zu Literatur, Film und Theater. Nach Literaturstudium und Zeitungserfahrungen arbeitete sie fürs Fernsehen (u. a. aspekte im ZDF), moderierte 11 Jahre die Büchersendung »Gutenbergs Welt« des WDR und drehte dort Features. Heute geht sie vorrangig ihrer Faszination für Stimmen und ihrer Leidenschaft fürs Radio nach. Sie ist Featureautorin für WDR, BR, rbb und Moderatorin beim SWR und rbb. Außerdem schreibt sie Literaturkritiken für Printmedien und ist als Herausgeberin und Autorin von Büchern tätig.
Das Skandalbuch von 1910 in neuer Übersetzung – Wiederentdeckung eines Klassikers der feministischen Literatur!
Mit Anfang Vierzig bricht Elsie aus ihrer Ehe aus...
Vorab-Besprechungen
»Wenn es Karin Michaëlis in ihrem Buch ›Das gefährliche Alter‹ gelingt, ihr Zeitalter in Furcht und Schrecken zu versetzen vor den zügellosen Gelüsten einer Vierzigjährigen, so ist es ein Beweis ihrer dichterischen Kraft, auf den sie stolz sein kann.« BZ am Mittag (1910)
»Wenn es Karin Michaëlis in ihrem Buch ›Das gefährliche Alter‹ gelingt, ihr Zeitalter in Furcht und Schrecken zu versetzen vor den zügellosen Gelüsten einer Vierzigjährigen, so ist es ein Beweis...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783869153209 |
PREIS | 22,00 € (EUR) |
SEITEN | 160 |
Auf NetGalley verfügbar
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

„Einer Frau, die es wagt, in den späten Jahren das Recht des Lebens einzufordern, wird mit Abscheu begegnet. Niemand hat Erbarmen mit ihr, niemand gibt ihr recht.“
Elsie ist eine solche Frau. Sie ist vierzig, in den Wechseljahren, fühlt sich alt. Sie lässt sich von ihrem Mann scheiden, mit dem sie eine harmonische Ehe führt. Allerdings ist sie gelangweilt von der Sicherheit und Vorhersehbarkeit ihrer Ehe und ihres Lebens. So lässt sie alles hinter sich: Ihren Exmann, ihre Freunde und nicht zuletzt ihre Eitelkeit. Sie zieht in ein abgelegenes kleines Haus, das sie sich ganz nach ihren Vorstellungen von ihrem Verehrer entwerfen lassen hat. Zwei Frauen, die sie als Personal anstellt, sind ihre einzige Gesellschaft.
Durch Briefe und Tagebucheinträge lernen wir Elsie sehr genau kennen. Nichts scheint sie mehr verstecken oder beschönigen zu wollen. Ihre Worte sind sehr direkt und fast schon gefühlskalt. Doch je näher wir sie kennen lernen, desto deutlicher wird, dass sie immer noch in ihrem ‚alten‘ Leben verhaftet ist, so ganz gelöst hat sie sich trotz ihrer Flucht noch nicht.
Erstaunlicherweise ist „Das gefährliche Alter“ schon 1910 erschienen, aber kein bisschen gealtert. Damals war das Buch ein Skandal und ich kann mir vorstellen, dass es auch heute noch viele empören wird. Hier wählt eine Frau, die alles zu haben scheint und gesellschaftlich anerkannt ist, den Weg in ihre Freiheit. Eine Freiheit, die mit Einsamkeit gleichzusetzen ist.
Sie versucht sich radikal zu lösen, um kein Spielball einer Gesellschaft zu sein, die für eine Frau ab vierzig keinen Platz zu bieten kann. Die ältere Frau hat keine Funktion mehr: Sie wird nicht mehr für ihre Schönheit bewundert, sie eignet sich nicht mehr zur Reproduktion und Individualität und eigene Wünsche und Ziele werden ihr nicht zugestanden. So endet das Leben einer Frau an diesem Punkt gewissermaßen. Elsie zeigt diese Ungeheuerlichkeit sehr unverhohlen auf.
Die Geschichte gewinnt schnell an Fahrt und überrascht gegen Ende. Selten habe ich so eindringliche Worte über die Situation einer Frau im Patriarchat gelesen. Elsies Geschichte ist sehr aufwühlend und hat auch 2025 nicht allzu sehr an Relevanz verloren.
„Würde eine solche Frau schließlich alles daran setzen, eine wahre und eindringliche Schilderung ihres Seelenlebens darzulegen – wo fände sich wohl ein Verleger, der es wagte, die Verantwortung für die Herausgabe dieses Buches zu übernehmen?“

„Das gefährliche Alter“ – was für ein spannender Titel für einen 115 Jahre alten Klassiker, der im Jahr 1910 erschienen ist! Um welches Alter mag es hier wohl gehen? Und was macht dieses Alter wohl so gefährlich?
Es geht um die Jahre ungefähr zwischen 40 und 50 Jahren, bei Frauen ungefähr die Wechseljahre. Die Zeit, in der es gilt, von der Jugend Abschied zu nehmen und sich auf eine neue Lebensphase einzulassen. In den Worten der Ich-Erzählerin dieses Buches: „Wir sind in diesen Jahren verrückt, kämpfen jedoch dafür, klug zu erscheinen.“
Verrückt, so haben wohl die angepassten Teile der Gesellschaft die Emanzipationsbestrebungen mancher Frauen in diesem Alter wahrgenommen und nicht wenige von ihnen sind dafür zumindest temporär in der Anfangszeit der Psychoanalyse als Neurotikerinnen psychoanalytisch behandelt worden. Das wird in diesem Buch kurz erwähnt, ist aber nicht Kern davon, hier geht es im Wesentlichen um Selbstwerdung und Befreiung.
Heute, im Jahr 2025, sind die „Wechseljahre“ ein Trendthema geworden und laufend erscheinen neue Bücher dazu. Früher war das ganz und gar nicht so. Umso bemerkenswerter, dass dieses Buch schon damals ein Bestseller war, mit dem die Autorin bekannt geworden ist, auch wenn es auch einigen Widerstand und sogar eine anonyme Schmähschrift dazu gab.
Wir erleben das Buch aus der Sicht der Ich-Erzählerin Elsie, einer Frau Anfang 40. Elsie ist eine außergewöhnlich selbstbewusste und emanzipierte Frau für ihre Zeit, die für ihre Entscheidungen einsteht und selbst Verantwortung für ihr Leben übernimmt, ohne irgendjemand anderem die Schuld dafür zu geben: „Ich klage niemanden wegen meines Lebens an. Ich bin selbst Herrin darüber gewesen.“
Elsie hat sich vor kurzem von ihrem Ehemann getrennt, um alleine, nur begleitet von zwei Dienstbotinnen, in ein abgelegenes Anwesen am Meer zu ziehen. So schreibt sie etwa an eine Freundin: „Du weißt so gut wie alle anderen, dass wir es miteinander so gut hatten, wie zwei Menschen unterschiedlichen Geschlechts es wohl überhaupt haben können. Zwischen uns ist nie ein böses Wort gefallen. Aber ich habe nun einmal diesen Einfall bekommen, oder wie auch immer Du es bezeichnen möchtest, dass ich allein leben muss. Ganz allein für mich selbst und mit mir selbst.“
In diesem Anwesen verbringt Elsie eine ruhige Zeit mit Baden im Meer und Briefe schreiben. Von den Mühen der Erwerbsarbeit und häuslichen Tätigkeiten ist sie durch ein Erbe, das genug jährliche Zinsen abwirft, befreit. Es ist klar eine Erzählung einer Frau aus der gesellschaftlich privilegierten Schicht. Dennoch kommt ergänzend im Buch an verschiedenen Stellen, etwa in schriftlichen Ratschlägen an Bekannte, immer wieder vor, dass es für eine Frau eine gute Idee sei, eine Tätigkeit zu erlernen, mit der sie selbst für ihr Auskommen sorgen könne.
Elsie selbst scheint also ihren Mann und eine grundsätzlich solide, aber für sie langweilige, Ehe, verlassen zu haben, um alleine zu leben und sich selbst zu finden. Im Kontrast dazu schreibt sie Briefe an eine Freundin von ihr, die scheinbar ihre Erfüllung im häuslichen und familiären Dasein zu finden scheint, doch Elsie beklagt, die Freundin als Person kaum mehr zu wahrzunehmen. So wünscht sie sich etwa in einem Brief von ihr: „…obwohl ich voraussehe, dass er zu neunzig Prozent von Deinen Kindern und zu zehn Prozent von Deinem Mann handeln wird, während ich lieber zu einhundert Prozent von Dir lesen möchte.“ Ja, Elsie geht sogar so weit, zu sagen, eine Frau, die sich nicht für die Ehe eigne, begehe „ein Verbrechen an ihrem eigenen Wesen, wenn sie sich an einen Mann bindet.“
Doch ist das das einzige, worum es geht: Freiheit, Selbstbestimmung und alleine leben als Frau? Nein, da ist noch ein weiteres Thema, das damals wohl ebenfalls gesellschaftlich ein Tabu war: im Hintergrund gibt es noch einen Mann, acht Jahre jünger als Elsie, und seit zehn Jahren in ihrem Leben, als Anfang 30 war und er Mitte 20. Damals ein junger Mann ohne viele Mittel, heute ein aufstrebender Architekt. Er hat das Rückzugsanwesen am Meer nach ihren Wünschen geplant, ohne zu wissen, dass es für sie sein würde. Welche Rolle wird diese ungewöhnliche Anziehung in der Geschichte spielen und wie findet sie sich ein in diese Erzählung der Selbstbefreiung von gesellschaftlichen und ehelichen Zwängen?
Vorab schon mal so viel, ohne zu spoilern: das Buch ist keinesfalls hauptsächlich eine Liebesgeschichte, sondern deutlich mehr eine Erzählung über Befreiung und Selbsterkenntnis in einem Lebensalter, das starken Wandel mit sich bringt.
Die Sprache ist frech, pointiert und humorvoll, dabei an vielen Stellen voll von tiefgründigen Weisheiten, die zum Hinterfragen anregen und ermutigen, eine positive Einstellung zum Älter-Werden zu finden:
„Letzten Endes ist das Alter ein ansehnliches Ziel. Ein Gipfel, den es zu erklimmen gilt. Ein Berg, von dem aus man das Leben von allen Seiten überblickt – sofern man nicht auf dem Weg nach oben von dem ewigen, fallenden Schnee geblendet wird. Vor dem Alter habe ich keine Angst, aber vor dem Übergang.“
„Niemand hat jemals laut die Wahrheit ausgesprochen, dass die Frau mit jedem Jahr, das vergeht – wie, wenn es auf den Sommer zugeht und die Tage länger werden – mehr und mehr Frau wird. Sie stumpft nicht ab in dem, was ihr Geschlecht betrifft, sie reift bis weit in den Winter hinein.“
Insgesamt ist es ein kurzweiliges und amüsantes Buch, das sich locker und unterhaltsam liest und so einige überraschende Entwicklungen aufweisen kann, dabei unkonventionell und zeitlos ist und zum Nachdenken über das Leben, das Älter-Werden und insbesondere über die Wechseljahre als Frau anregt. Ich kann diesen vergnüglichen und zeitlosen Klassiker einer breiten Leserschaft wärmstens empfehlen.
Danke dem Verlag dafür, diesen tollen Klassiker neu herausgebracht und am Ende mit einem lesenswerten Nachwort mit Informationen zum Leben der Autorin und der Rezeptionsgeschichte des Buches ergänzt zu haben.