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Eden
Roman
von Jan Costin Wagner
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Erscheinungstermin 14.08.2025 | Archivierungsdatum 28.02.2026
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Zum Inhalt
Was tun, wenn plötzlich alles, woran wir glauben, auf der Kippe steht? Ein hochspannender Roman über eine Familie, die mit der Tochter auch den Zusammenhalt zu verlieren droht. Und von einer Gesellschaft, die immer weiter auseinanderdriftet.
Für die lebensfrohe Sofie ist ihre Familie ein Glücksfall. Sie, ihr Vater Markus und ihre Mutter Kerstin geben einander Sicherheit und wissen auch, was dem jeweils anderen wichtig ist. Als Markus seine Tochter mit Konzerttickets für ihre Lieblingssängerin überrascht, geht für diese ein Traum in Erfüllung. Der Abend nimmt jedoch eine schreckliche Wendung: Auf dem Konzert wird ein Anschlag verübt, auch Sofie ist unter den Opfern.
Das einst so glückliche Ehepaar verliert die Balance. Währenddessen spitzt sich die gesellschaftliche Situation zu und die Familie muss mitansehen, wie ihr Unglück politisch instrumentalisiert wird.
Im Moment tiefster Verzweiflung erinnert sich Markus an die soziale Lebenskraft seiner Tochter und beschließt, nicht aufzugeben. Er sucht weiterhin das Gespräch und fasst sogar den gewagten Entschluss, die Familie des Mörders aufzusuchen …
Was tun, wenn plötzlich alles, woran wir glauben, auf der Kippe steht? Ein hochspannender Roman über eine Familie, die mit der Tochter auch den Zusammenhalt zu verlieren droht...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783869712598 |
PREIS | 24,00 € (EUR) |
SEITEN | 320 |
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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Der Aufbau mit den Perspektivwechseln von Eltern zu Freunden und Familie bis zu den Angehörigen des Attentäteters hat mir gut gefallen und hilft, sich der Trauer und Tragik als Leser:in zu nähern. Im Umgang mit der Frage der Schuld und Verantwortung werden viele Facetten ausgeleuchtet, die für mich alle denkbar und vorstellbar sind. Blass und nicht auserzählt ist die Motivation und Radikalisierung des Attentäters.
Über die Phasen der Verleugnung bis zu radikalen Wutausbrüchen konnte ich mit den handelnden Personen mitgehen.
Wie ein Weiterleben nach dem Tod des eigenen Kindes möglich ist, darauf gibt dieser Roman keine Antwort und das finde ich auch nicht wichtig.

Wie kann man so einen Roman, so ein Schicksal, bewerten? Kerstin und Markus verlieren ihre Tochter bei einem Anschlag während eines Konzerts.
Die Karten für dieses Konzert waren eine Überraschung, es sollte ein toller Abend werden. Und dann dieser Schicksalsschlag. Wie geht man damit um, wie überlebt man selber?
Jan Costin Wagner hat dieses Ereignis gut dargestellt. Die Eltern gehen komplett unterschiedlich mit der Situation um. Kerstin, die sich auch noch um ihre demente Mutter im Pflegeheim kümmern muss, versucht, das Geschehene nicht an sich ranzulassen, erzählt es keinem, auch nicht ihrer Mutter. Markus hingegen will alles genau aufarbeiten. Er geht sogar soweit, dass er Kontakt mit der Familie des Attentäters aufnimmt.
Es ist wirklich hart, dieses Buch zu lesen. Hält die Ehe der beiden? Man kann es nur hoffen.

Beim Lesen von Eden wurde ich in eine düstere, beklemmende Welt gezogen, die mich nicht mehr losließ. Wagners Sprache ist präzise und zurückhaltend, was die Intensität der geschilderten Ereignisse nur noch verstärkt. Die Charaktere sind tiefgründig und komplex, ihre inneren Konflikte und moralischen Dilemmata wurden eindringlich dargestellt.
Besonders beeindruckt hat mich, wie Wagner es schafft, existenzielle Fragen nach Schuld, Verantwortung und Menschlichkeit in einem Science-Fiction-Setting zu verhandeln, ohne dabei belehrend zu wirken. Die Atmosphäre des Romans ist durchgehend spannungsgeladen, und ich fühlte mich oft herausgefordert, meine eigenen Überzeugungen zu hinterfragen.
Einige Passagen empfand ich als fordernd, doch gerade diese verlangten Auseinandersetzung machte das Leseerlebnis so nachhaltig. Eden ist kein Buch, das man nebenbei liest – es verlangt Aufmerksamkeit und bietet dafür eine tiefgründige, literarisch anspruchsvolle Erfahrung.
⭐⭐⭐⭐☆ (4 von 5 Sternen)

Kerstin und Markus haben ihre 12jährige Tochter Sofie bei einem Selbstmordattentat verloren. Die vorher glückliche Familie ist zerstört, beide Eltern sind verloren und voller Schmerz. Während Kerstin nach einiger Zeit Sofies Tod akzeptiert und erkennt, dass sie sich ein ganz neues Leben aufbauen müssen, auch wenn sie nicht weiß, wie das gelingen soll, ist Markus außerstande, Sofies Tod zu begreifen und wahrzuhaben. Er versucht, die Ereignisse rational zu verstehen, besucht sogar die Familie des Attentäters, um dessen Beweggründe analysieren zu können. In einer Talkshow wehrt Markus sich gegen die politische Instrumentalisierung seines Schicksals.
Jan Costin Wagner widmet sich in 'Eden' erneut einem schwierigen Thema, schreibt über Menschen im Ausnahmezustand. Dabei erzählt er aus den verschiedenen Perspektiven aller Beteiligten, auch der Täter kommt zu Wort, der etwas Großes vollbringen, endlich gesehen und bewundert werden wollte. Der Autor beschreibt, ohne zu werten, wie der jungen Mann zum Attentäter wurde.
Die Charaktere werden lebendig durch ihre Gedanken, Erinnerungen und Dialoge, die Gefühle transportieren. Alle Figuren haben mich berührt, besonders auch Sofies achtsamer Schulfreund Tobias, der durch Sofies Tod verstört ist und der unter der Atmosphäre zu Hause leidet, die sein Vater mit Verschwörungstheorien und rassistischen Gedanken vergiftet.
Jan Costin Wagner schreibt klar und schnörkellos, dennoch intensiv. Er kann mit einfachen, wenigen Worten Gefühle vermitteln, die mich treffen und die ich verstehe. Auch nach Beenden des Buchs bleiben mir Trauer, Mitgefühl und Hilflosigkeit.
Besonders gut gefällt mir die Gestaltung des Covers. 'Eden', das Paradies, ist als Einheit zerstört, in der Mitte durchtrennt und wenn man das Wort unten links entgegen des Uhrzeigersinns zu lesen beginnt, steht da 'Ende' - vielleicht vor dem zarten Schemen der tanzenden Sofie. Sehr gelungen und zum Roman perfekt passend.

Ein eindringlicher Roman über Verlust, Hoffnung und politische Instrumentalisierung. Die Geschichte ist emotional und geht unter die Haut – ein Thriller mit Tiefgang. Absolut lesenswert!

Wir kennen Jan Costin Wagner ja schon als Autor äußerst spannender und hervorragend komponierter Krimis. In Eden aber übertrifft er sich selbst. Habe selten einen so entsetzlichen Plot (Eltern verlieren ihre Tochter im Teenageralter durch ein islamistisch motiviertes Attentat) dermaßen atmosphärisch dicht und überaus glaubwürdig in den Handlungen und Dialogen aller Protagonisten beschrieben gefunden. Es tut weh, das Buch zu lesen, wenn man selbst Kinder hat oder auch nur über ein Grundmaß an Empathie verfügt, aber es ist eine grandiose Lektüre.

Markus Stenger überrrascht seine Tochter Sofie mit Konzertkarten für ihre Lieblingssängerin. Zusammen mit Markus Schwester und
deren Tochter fahren sie nach Stuugart zu der Veranstaltung. Kurz nach Ende des Auftritts kommt Sofie bei einem islamistischen
Anschlag ums Leben, und ihre Familie und Freunde müssen mit dem Verlust klarkommen und irgendwie weiterleben.
"Homo homini lupus"
"am Ende sind es Menschen, die Menschen das Schlimmste antun"
Nach dem Anschlag gehen die Menschen völlig unterschiedlich mit ihrer Trauer um.
Während Kerstin, die Mutter Sofies , still leidet, und insgeheim Markus die Schuld gibt; wenn er sie nicht zu dem Konzert eingeladen hätte, versucht Markus den Anschlag auf seine Art zu verarbeiten, indem er genau das Wieso und Warum verstehen will. Er nimmt Einladungen
zu Talkshows und besucht auch die Familie des Täters. Die Frage, welche Trauerarbeit die Sinnvollste ist, lässt Jan Costin Wagner dabei offen.
Es ist ein trauriges und deprimierendes Buch, aber die Geschichte muss erzählt werden, kann es doch jeden und jederzeit selbst treffen.
Gut gefallen hat mir die Gegensätzlichkeit: der Eine bereitet sich auf ein Referat vor der Klasse vor und denkt: Es wird schon gut gehen
der Andere, wenig älter, bereitet sich auf seinen wahrscheinlich letzten Kampf vor und denkt: Es wird schon gut gehen.
"EDEN - Ort des paradiesischen Urzustands vor dem Sündenfall. Vor dem Eintritt des Menschen in das von Leid und Tod gekennzeichnete
Weltgeschehen"

Die Geschichte hat mich sehr berührt. Sie spiegelt zum einen ein großes Familiendrama wider, zum anderen aber auch erschreckend unsere heutige Gesellschaft. Mir hat jedoch auch die Interaktion der Familie besonders gefallen, die die Hoffnung und den Glauben an das Gute im Menschen nicht verliert. Ich konnte das Buch schon nach wenigen Seiten gar nicht mehr aus der Hand legen und empfehle es deshalb sehr gerne weiter.

Ich weiß nicht, wann es mir das letzte Mal so schwer gefallen ist, die passenden Worte für ein Buch zu finden. Und es liegt nicht daran, dass mir das Buch womöglich nicht gefallen hätte. Ganz im Gegenteil. Ich bin nur noch immer so ergriffen, erschüttert und tief beeindruckt von diesem Roman. Jan Costin Wagner erzählt in 'Eden' ohne Ausschmückung und Effekthascherei von einem Anschlag auf ein Konzert, bei dem eine 12jährige Jugendliche ums Leben kommt und die Auswirkung auf ihre Familie und Freunde. Was hier so lapidar in einem Satz zusammengefasst steht, wird im Buch aus verschiedenen Perspektiven geschildert. Denn Trauer und Verlust haben unterschiedliche Gesichter und jeder geht damit anders um. Erst Recht, wenn eine Familie ihr Kindes auf so brutale Weise verliert. Jan Costin Wagner setzt den Leser mitten in die Trauer, lässt ihn ungefiltert in die Gedanken der einzelnen Betroffenen sehen. Manchmal in einer sehr gewaltigen Bildsprache, die mir ab und an den Atem raubte. Er beschönigt nichts und ich musste immer mal wieder das Buch zur Seite legen um Luft zu holen. Trauer ist nie einfach und es gibt kein Allheilmittel dafür. Auch in Familien oder bei Paaren steht letztendlich jeder alleine da. Schonungslos, ehrlich und doch nie hoffnungslos und deshalb für mich ein wichtiges und unbedingt lesenswertes Buch, dass vor allem auch ohne schwarzweiß denken, Polarisierung und Moral auskommt.

Markus Stenger wird nach dem Tod seiner 12-jährigen Tochter durch einen Bombenanschlag stets damit hadern, dass er als besondere Überraschung die letzten Konzert-Karten für seine Schwester, seine Nichte und Sofie ergattert hatte. Er selbst erreicht den Tatort unmittelbar nach dem Anschlag. Im ersten Durcheinander aus Hoffnung und Vermutungen stellt sich heraus, dass der Täter Ayoub ein vaterlos aufgewachsener junger Migrant ist. Sein Anschlag folgt dem Muster vergleichbarer Taten, junge Menschen im Moment zu töten, in dem sie unbeschwert ihre Freizeit genießen. Während Tobias als Trauernder von Presse und Öffentlichkeit praktisch in Besitz genommen wird, setzt er sich mit Person, Herkunft und Männerbild Ayoubs auseinander und sucht das Gespräch mit dessen Angehörigen. Dabei scheint er zunächst den eigene Trauerprozess und die Situation seiner Frau Kerstin zu verdrängen; Markus Therapie-Resistenz wird zu einer zusätzlichen Belastung für sein Umfeld. Durch Sofies Klassenkameraden Tobias, dem Markus unmittelbar vor dem Konzert bei seinem Deutsch-Referat geholfen hatte, betritt Tobias Vater das Setting. Als Prototyp eines Querdenkers verbringt er nach Meinung seines Sohns für einen Erwachsenen zu viel Zeit am Smartphone, wo er sich mit allen aktuellen Kontroversen befasst - von Impfkritik bis Migration. Markus Gedanken, die dem Aufeinandertreffen der drei Familien folgen, machen Stereotypen in den Medien und den Enfluss des Talkshow-Unwesens bewusst. Er grübelt über gefühltes Nichtgesehenwerden und Kränkung junger Männer, den Einfluss von Vaterfiguren und leichtfertig hingeworfene Parolen als Auslöser für Hassverbrechen. Die zu kindlich wirkende Darstellung 12-13Jähriger in den ersten Kapiteln fand ich allerdings unbefriedigend, selbst im Bewusstsein, dass auch Ayoub ein Kind gewesen sein kann, das die Nachrichten nur teilweise versteht.
Fazit
Anhand der Reaktion gegensätzlicher Elternfiguren auf einen Bombenanschlag zeigt Jan Costin Wagner mit großer Empathie aktuelle gesellschaftliche Konflikte, für deren Lösung genau diese Empathie nötig wäre. Auch wenn Wagners Figuren in ihren extremen Positionen und Milieus in einer Person konzentriert ein ganzes Spektrum abbilden, zwingen sie, eigene Stereotype wahrzunehmen.

Ein Amoklauf und seine familiären und gesellschaftlichen Konsequenzen
Der Tod der zwölfjährigen Sophie bei einem Amoklauf auf einem Popkonzert stellt das Leben ihrer Familie und Freunde auf den Kopf. Vor allem ihr Vater lässt die Frage nach dem Warum keine Ruhe und er forscht im Umfeld des Täters nach. Die Eltern von Sophie trauern auf ganz unterschiedliche Weise, was zu einer Distanzierung führt. Als Sophies Tod von Medien und Politikern instrumentalisiert werden soll, um Hass und Ausländerfeindlichkeit anzustacheln, besinnt sich ihr Vater auf Sophies Werte und setzt sich zur Wehr. Sophies Schulfreund muss währenddessen nicht nur mit der Trauer fertig werden, sondern auch mit einem Vater, der zum Querdenker wird.
Das Buch schafft es sehr eindrucksvoll viele aktuelle Themen anzusprechen, die derzeit zu einer Spaltung in unserer Gesellschaft führen. Dabei liefert es keine einfachen Lösungen oder Plattüden, sondern zeigt eindrucksvoll wie dieser Riss durch Familien und Freundschaften geht und wie schwer dieser wieder aufzulösen ist. Auch die empathische Darstellung der Trauer in ihren unterschiedlichen Ausprägungen hat mich sehr bewegt. Doch der Autor betrachtet auch nicht nur diese Seite, sondern zeigt – sofern möglich – den Weg des Täters zur Radikalisierung und seine Ursachen.
Ich finde es wichtig diese Themen auch in Fiktionen zu behandeln und der Autor hat mit diesem intensiven Buch eine sehr gute Grundlage geschaffen zu ausgiebigen Diskussionen. Für mich eins der lesenswertesten Bücher dieses Jahr!

Zwischen Schmerz und Suche
„Eden“ von Jan Costin Wagner hat mir gut gefallen – ein ruhiger, eindringlicher Roman, der seine Geschichte größtenteils aus der Sicht von Markus und Kerstin erzählt, den Eltern der getöteten Sofie. Ihre Perspektiven waren intensiv und glaubwürdig, und man konnte ihren Schmerz, ihre Sprachlosigkeit und die Suche nach Antworten auf jeder Seite spüren.
Auch Toby, Sofies Klassenkamerad, spielt eine zentrale Rolle. Seine Gedanken, seine Unsicherheit und seine Annäherung an die Ereignisse waren ein wichtiger Bestandteil der Geschichte – ich habe diese Passagen als besonders einfühlsam empfunden.
Was für mich nicht ganz gepasst hat, waren die ausführlichen Schilderungen über Tobys Eltern. Diese Teile wirkten ein wenig losgelöst vom Rest und nahmen Raum ein, den ich lieber Lotte oder Isabel gewidmet gesehen hätte – gerade sie hätten noch mehr Tiefe verdient.
Insgesamt aber ein klug konstruierter Roman mit leisen Tönen und viel Gefühl.

Dieses Buch zieht einen sofort in seinen Bann. Es ist eine zutiefst berührende Geschichte, die auf erschreckende Weise jederzeit und überall auf der Welt passieren könnte. Kerstin und Markus widerfährt das Schlimmste, was einer Familie passieren kann: Markus überrascht seine zwölfjährige Tochter Sofie mit Konzerttickets ihrer Lieblingssängerin. Doch im schönsten Moment nimmt das Glück eine tragische Wendung. Bei einem Anschlag auf das Konzert wird Sofie getötet. Können Kerstin und Markus als Paar weiterleben, obwohl man ihnen das Liebste genommen hat?
Darüber hinaus wirft der Roman dringende Fragen zur gesellschaftlichen Situation auf: Wie gehen wir mit Attentätern um? Wie weit driftet unsere Gesellschaft auseinander, wenn Angst und Misstrauen überhandnehmen? Und sind Politik, Vorurteile, soziales Engagement, Moral und Glaube miteinander vereinbar, ohne dass wir vom Weg abkommen?
Diese tragische Familiengeschichte lässt uns über Menschlichkeit und Zusammenhalt nachdenken und letztendlich bleibt die Frage: Können wir die Welt noch verändern oder ist es bereits zu spät?

Jan Costin Wagners Eden ist weit mehr als ein Familienroman. Was auf den ersten Blick wie die Geschichte eines persönlichen Schicksals wirkt – der Verlust der Tochter Sofie bei einem Terroranschlag –, entpuppt sich schnell als vielschichtige, gesellschaftlich hochaktuelle Reflexion unserer Zeit. Wagner erzählt von einem Elternpaar, das mit einem traumatischen Erlebnis zurechtkommen muss – und dabei zugleich von einer Gesellschaft, die inmitten von Pandemie, Kriegen und politischen Zerwürfnissen ihren Halt zu verlieren droht.
Besonders eindrucksvoll ist die multiperspektivische Erzählweise: Jedes Kapitel gibt einer anderen Figur die Stimme und eröffnet so neue Blickwinkel auf das Geschehen. Dadurch gelingt es Wagner, die individuelle Trauer mit gesellschaftlichen Debatten zu verweben. Themen wie gesellschaftliche Spaltung, Sinnsuche und Umgang mit kollektiver und individueller Krise durchziehen das Buch wie ein leiser, aber stetiger Strom.
Der Schreibstil ist dabei auffallend lakonisch und sachlich. Diese reduzierte Sprache unterstreicht einerseits die emotionale Leere, mit der die Figuren konfrontiert sind – verlangt aber andererseits dem Lesenden auch einiges ab. Wer literarische Sprache im klassischen Sinn sucht, wird hier möglicherweise enttäuscht. Für mich persönlich war es genau dieser nüchterne Ton, der manchmal zu sehr auf Distanz hielt – gerade dort, wo ich mir emotionale Tiefe und sprachliche Feinheit gewünscht hätte.
Nichtsdestotrotz: Eden ist ein klug komponierter Roman über Verlust, gesellschaftliche Erschütterung und die Suche nach Orientierung in einer Welt, die aus den Fugen zu geraten scheint. Lesens- und diskussionswert – vor allem für jene, die sich für die Spannungsfelder zwischen Privatem und Politischem interessieren.

Der Roman überzeugt durch eine bemerkenswert tiefgehende Analyse zentraler Themen wie Familie, Verlust und gesellschaftlicher Wandel. Was zunächst als stabile Familienstruktur erscheint, wird durch ein einschneidendes Ereignis nachhaltig erschüttert. Die betroffenen Charaktere sehen sich nicht nur mit individuellen Herausforderungen konfrontiert, sondern auch mit gesellschaftlichen Spannungen und Erwartungen.
Die Figur der Sofie steht sinnbildlich für Optimismus und Zuversicht – ihr Verlust reißt eine spürbare Lücke. Besonders hervorzuheben ist Markus’ Reaktion: Trotz erheblicher Widerstände sucht er aktiv den Dialog, geht sogar auf die Familie des Täters zu. Dieses Handeln zeigt eine beeindruckende menschliche Größe und Offenheit für Versöhnung, wo andere sich abgrenzen würden.
Der Roman bietet substanzielle Denkanstöße zu Themen wie Zusammenhalt, Vergebung und den Gefahren der politischen Instrumentalisierung von Tragödien. Durch seine emotionale Tiefe und gesellschaftliche Relevanz bleibt das Werk nachhaltig im Gedächtnis und stellt die Zerbrechlichkeit von Vertrauen und Gemeinschaft in den Mittelpunkt. Insgesamt handelt es sich um eine eindrucksvolle und relevante Lektüre mit starker Aussagekraft.

Der Roman "Eden" von Jan Costin Wagner erscheint am 14. August 2025 im Verlag Galiani Berlin. Das Cover und der Titel sind schlicht und geben erst einmal keinen Hinweis zum Inhalt des Roman. Doch die behandelten Themen, wie Anschlag, Rechtsradikalismus, Coronagegner ..., sind aktuell und begegnen uns immer wieder in den Nachrichten.
Sofie ist zwölf Jahre, ein fröhliches und intelligentes, aber auch ein nachdenkliches Mädchen. Sie besucht, wie ihr Klassenkamerad Tobias, die siebte Klasse. Die Eltern von Sofie, Markus und Kerstin, sind liebevoll und nehmen sich viel Zeit für ihre Tochter. Anders sieht es in Tobias Elternhaus aus. Die Eltern streiten sich oft und Tobias ist mehr oder weniger allein auf sich gestellt. Auffällig ist, dass bei seinen Eltern immer nur von Vater und Mutter gesprochen wird. Lediglich der Vorname des Vaters fällt beiläufig. Sofie wird von ihrem Vater mit einem Ticket für ein Konzert ihrer Lieblingssängerin überrascht, das sie zusammen mit ihrer Tante Isabel und ihrer Cousine Lotte besucht. Die drei genießen den Abend, der durch den Anschlag eines Selbstmordattentäters für Sofie ein tragisches Ende nimmt. Für Sofies Eltern, Markus und Kerstin, bleibt auf einmal die Welt und die Zeit stehen. Die Ehe der beiden droht daran zu zerbrechen.
Der Autor beschreibt die unterschiedliche Art und Weise, wie Sofies Eltern und ihr Schulkamerad Tobias das Geschehen verarbeiten und wie sie versuchen damit umzugehen. Markus sucht die Offensive und die Konfrontation und Kerstin trauert still, bis sie schließlich nervlich zusammenbricht. Er beschreibt aber auch eindrucksvoll die Emotionen und Gedanken. Vor allem die Gedankensprünge von Markus, direkt nach dem Anschlag und auch später, wurden großartig festgehalten. Der Roman ist in Zeitabschnitte und den Perspektiven der verschiedenen Personen eingeteilt. Dem Autor, Jan Costin Wagner ist ein Roman mit Nachhall gelungen.

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Eden hat mich auf eine Weise erwischt, die ich nicht erwartet habe. Es ist eines dieser Bücher, das einen nicht nur begleitet, sondern in dem man sich plötzlich selbst wiederfindet – und genau das hat es so schwer gemacht.
Ich habe gelesen und plötzlich gedacht: Das könnte ich sein. Das könnten wir sein. Markus überrascht seine Tochter mit Konzerttickets, ein Abend, der perfekt sein soll. Und dann… der Abgrund.
Als Mutter, als Ehefrau, als jemand, der selbst mit seiner Tochter Konzerte besucht, saß ich da und musste mehr als einmal schlucken. Und ja, ich habe geweint. Ich weine sonst nie bei Büchern. Aber hier… ging es nicht anders. Vielleicht, weil dieses Buch mir gezeigt hat, wie zerbrechlich alles ist, was wir für selbstverständlich halten.
Ich musste das Buch immer wieder weglegen, durchatmen, weitermachen.
Als ich wenige Tage später mit meiner Tochter auf einem Konzert war, konnte ich den Gedanken nicht abschütteln: Was wäre, wenn? Und genau das macht dieses Buch so mächtig – es zeigt, wie zerbrechlich alles ist.
Wagner schreibt mit einer leisen Wucht, die mich überrascht hat. Ohne Pathos, ohne große Worte. Aber gerade diese Zurückhaltung macht es so intensiv, so schmerzhaft. Er drückt den Finger genau auf die Wunde und lässt uns da ausharren, bis es wehtut – und trotzdem blitzt immer wieder ein Funke Hoffnung auf.
Eden ist kein Buch, das man einfach wegliest. Es bleibt. Es zwingt dich, dich zu fragen: Wie würde ich damit umgehen? Würde ich wieder aufstehen? Oder daran zerbrechen?
Vielleicht sollte man Eden nicht lesen, wenn man gerade eine gute Zeit haben will. Aber wenn man bereit ist, sich auf Schmerz, Trauer und ein winziges Stück Hoffnung einzulassen, dann wird es bleiben.

"Eden" - eine Utopie, das gelobte Land, das wir nie wieder erreichen können, das verlorene Paradies... danach sehnen sich Markus und Kerstin, die verwaisten Eltern von Sofie. Ihre Tochter war ein Sonnenschein, clever, fröhlich, immer ein Lächeln auf den Lippen. Die drei hatten ein richtig schönes, gut situiertes Familienleben, alles war harmonisch, materiell waren sie gut situiert, bis die Katastrophe passierte. Am Ende des Konzertes des Stars, den die Tochter so bewundert, kommt es zu einem Attentat, ein IS-Anhänger zündet eine Bombe und Sofie befindet sich direkt daneben und ist auf der Stelle tot. Vorbei ist es mit dem Paradies, nie wieder wird sie zu ihren Eltern zurückkommen, nie wieder lachen, tanzen und fröhlich sein. Von einem Augenblick auf den anderen mitten aus dem Leben gerissen.
Dieses für Eltern schrecklichste und vorstellbare Ereignis wird im neuen Roman von Jan Costin Wagner sehr authentisch, berührend und aus verschiedenen Perspektiven geschildert. Abwechselnd erzählen die Eltern Kerstin und Markus, aber auch der Schulkollege Toby, der heimlich für Sofie geschwärmt hat und nun erschüttert um sie trauert, und die Perspektive des Attentäters und seiner Familie kommt vor. Wir begleiten die Familie und Freunde über mehrere Monate nach dem Todesfall, erleben mit, wie unterschiedlich die Eltern trauern und wie das bei aller langjährigen Verbindung und Liebe zueinander sie nun auch auseinander zu treiben und zu entzweien droht. Wie insbesondere der Vater nach Antworten, Sinn und Begreifen sucht, dabei sogar die Mutter und den Bruder des Attentäters direkt bei sich zu Hause besucht und konfrontiert. Wie er sich aber gleichzeitig nicht zum Werkzeug der Neuen Rechten machen will und nicht pauschalisieren möchte, wie er den Hass hasst, aber sich selbst nicht zum Werkzeug von diesem machen will.
Es ist ein aufrüttelndes und berührendes Buch zu einem in dieser Zeit leider hochaktuellen Thema. Neben der persönlichen Geschichte und dem Aufzeigen der verschiedenen Trauerprozesse macht es auch nachdenklich über die Bewegungen am Rande der Demokratie in Mitteleuropa, sowohl von Seiten islamistischer Hassprediger als auch von denen, die seit einigen Jahren immer mehr ins Milieu der Verschwörungstheoretiker abdriften, in dem leider ebenfalls viel Hass verbreitet wird (exemplarisch dargestellt durch Tobys Vater, von dem sich Toby dadurch immer mehr distanziert). Insgesamt ist es ein sprachlich sehr gut geschriebenes, auf seine Weise trotz des tragischen Themas auch unterhaltsames und sehr wichtiges Buch, das ich einer breiten Leserschaft empfehlen kann.
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