Logik für Demokraten

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Erscheinungstermin 03.02.2019 | Archivierungsdatum 07.09.2017

Zum Inhalt

Demokratisches Handeln und Denken hat nur Bedeutung, wenn es immer wieder eingeübt wird. Es gibt dem Leser die Denkwerkzeuge an die Hand, um sich den Gegnern und Feinden demokratischen Denkens entgegenzustellen. Zorns »Logik für Demokraten« führt den Leser in die argumentativen Auseinandersetzungen, vor die sich ein Demokrat immer wieder gestellt sieht. In klugen Analysen populistischer Argumentation und totalitärer Denkweisen bekommen Leser Instrumente an die Hand, die Demokratie wirkungsvoll gegen ihre Feinde zu verteidigen. Dabei vergisst er nicht, diejenigen zum Gespräch einzuladen, die mit dem Konzept der Demokratie noch nichts oder nichts mehr anfangen können. In diesem Buch kann man erfahren, warum es geradewegs vernünftig ist, demokratisch zu denken.

Demokratisches Handeln und Denken hat nur Bedeutung, wenn es immer wieder eingeübt wird. Es gibt dem Leser die Denkwerkzeuge an die Hand, um sich den Gegnern und Feinden demokratischen Denkens...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783608960969
PREIS 20,60 € (EUR)
SEITEN 314

Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Zu Beginn der Fastenzeit hatte ich mich gefragt, ob es nicht höchste Zeit wäre, statt Autofasten oder Handyfasten einmal bewusst sorgfältiger mit Sprache umzugehen. In den unterschiedlichsten Medien schien das Ende jeglicher Gesprächskultur eingeläutet worden zu sein. Vermutungen wurden zunehmend als Tatsachen verbreitet, Diskussionspartner persönlich diskreditiert. Schließlich brachte mich die um sich greifende manipulative Verpackung von Provokationen und Unterstellungen in Frageform auf die Palme, vom Fragesteller anschließend damit verharmlost, er/sie hätte ja nur eine Frage gestellt und wäre demnach völlig unschuldig an der folgenden Entgleisung der Diskussion. In dieser Ausgangssituation erhoffte ich mir Aufklärung von Daniel-Pascal Zorn, was genau in "Diskussionen" abläuft.

Der studierte Philosoph brachte mich wieder auf den Teppich zurück mit seiner Charakterisierung von populistischem und dogmatischem Denken und Argumentieren im Gegensatz zu demokratischem Denken. Zorn warnt, selbst der Begriff Populismus etikettiere; denn er sei keine Eigenschaft, sondern eine Form der Argumentation. Populismus mit daraus folgender dogmatischer Dynamik führe schließlich zu totalitärem Denken, so Zorn. Populistischer Argumentation sei nur etwas entgegenzusetzen, wenn man auch auf das Wie einer Rede achte. Der Begriff falsches Dilemma definiert eine inzwischen verbreitete Haltung, die keine Zwischentöne mehr toleriert: bist du nicht für mich/meine Ansicht, bist du gegen mich. Neben Dogmatischer Setzung, Exzess der Positionierung und Bestätigungsfehler (alles ausblenden, was der eigenen Sicht widerspricht) sei falsches Dilemma eine der Strategien populistischen Denkens. Zorns Charakterisierung dogmatischen und populistischen Denkens mutet angesichts der politischen Entwicklung der letzten Wochen beinahe schadenfroh an; denn wer wird sich nach seiner geduldigen Erklärung von Dogmatismus noch über die Abläufe wundern können?

Für Dogmatiker ist ihr Weltbild völlig logisch, jeder Widerspruch wird deshalb als Provokation empfunden. Dogmatiker würdigen Vertreter anderer Meinungen herab mit pseudomedizinischen Diagnosen, sexistischen oder biologistischen Etikettierungen. Dogmatiker begründen nicht. Dogmatiker sehen sich gern selbst als schweigende Mehrheit, als Opfer/Minderheit. Sie finden stets einen Schuldigen, der eine Entwicklung provoziert habe. Der Schritt zur gefühlten Marginalisierung mit daraus folgender Verschwörungstheorie ist dann meist nicht mehr weit. Dogmatisches Denken verschafft Menschen Sicherheit, dogmatisches Argumentieren soll den Sprecher unangreifbar gegenüber Kritik machen. Doch eine „dogmatische Schleife“ führe dazu, dass sich jemand, der provoziert, um so stärker angegriffen fühlt, je mehr er selbst provoziert. Ähnlichkeiten mit derzeit regierenden Staatsoberhäuptern sind natürlich rein zufällig …

Dass populistische Argumentationsformen und dogmatische Denkweisen keine neuen Erscheinungen in der Folge des Web 2.0 sind, sondern bereits seit der Antike bekannt, ist immerhin eine tröstliche Botschaft. Zorn will mit seiner Analyse von verbreiteten Argumentationsmustern die Strategien derer offenlegen, die die Offenheit in demokratischen Gesellschaften gegen diese Gesellschaften ausspielen. Das ist ihm gelungen. Im Schnittpunkt von Philosophie, Psychologie, Rhetorik und Geschichte hat Zorns Buch mir passende Denkanstöße gegeben – und war mit seinem überschaubaren Umfang für einen Philosophie-Anfänger gut zu bewältigen.

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Leider nur Theorie: Sonst gut!
Schwierig ist es, die Qualität eines Buchs zu beurteilen, wenn man ganz etwas anderes erwartet und vor allem gewollt hat!! Nachdem ich mich jedoch damit abgefunden hatte, dass ich in der nächsten Debatte mit, äh, z.B. Frau Wagenknecht oder Frauke Petri wohl doch nicht glänzen werde, konnte ich der kleinen Abhandlung viel abgewinnen, fühlte mich jedoch wieder auf die Schulbank zurückversetzt. Grau ist alle Theorie ...??

Der Zusatz „Anleitung“ verführt den durch den Titel auf das Buch aufmerksam gewordenen Interessierten zu falschen Annahmen. Denn unter einer Anleitung stellt man sich etwas Praktisches vor, vielleicht einige Übungen zur Rhetorik oder auch welche zu logischem Denken. Jedenfalls etwas, was relativ einfach nachzuvollziehen und nachzuahmen ist und das mit Fallbeispielen aufwartet, im Idealfall mit aktuellen. Alles das ist das Buch „Logik für Demokraten“ nicht.

In der Einleitung werden die Zielsetzungen des Buches erläutert, Fachbegriffe definiert und vorgestellt, und es wird auf die Art und Weise eingegangen, wie politischer Diskurs heutzutage verläuft. Die Zielsetzung wird folgendermaßen präsentiert: „Das vorliegende Buch möchte nicht zu dieser Verhärtung und damit zur Abschaffung des vernünftigen Diskurses beitragen. Es will und wird keine Stellung beziehen auf dem Kampfplatz der neuen Metaphysik. Stattdessen möchte es diesen Kampfplatz einmal näher betrachten, um herauszufinden, wie ein Weg von den verhärteten Fronten zurück zu einem vernünftigen Diskurs aussehen könnte.“

Mag sein, dass diese vornehme Zurückhaltung, die keine Fronten aufbauen will, in gewisser Weise eine Stärke ist, es ist aber auch die hervorstechende Schwäche des Buches. Die sogenannten Populisten nämlich, die für sich in Anspruch nehmen, jederzeit in jeder Materie für alle zu sprechen, was unmöglich ist, sagt Zorn, werden wohl nicht gerade zu diesem Buch greifen, um ihr Denken zu überprüfen. Und die anderen werden mit reiner Theorie bedient. Dabei würde es sich anbieten, die dogmatische Setzung beispielsweise, in vielerlei Weise am aktuellen Beispiel zu veranschaulichen und aufzuzeigen, wie man ihr beikommen könnte. Wenn überhaupt Beispiele auftauchen, greift Zorn auf die Griechen, die Erfinder der Demokratie zurück. Gut, dort kommt sie her, aus Griechenland, doch wen interessieren denn die Kämpfe Spartas mit Athen oder umgekehrt, wenn er die Reden der AfD (oder anderen Provokateuren) verstehen und ihnen vernünftig entgegnen möchte.

Im ersten Teil des Buches wird untersucht, wie populistisches Denken überhaupt funktioniert. Im zweiten geht es um Totalitäres Denken und im dritten Teil um Demokratisches Denken. Die "Logik für Demokraten" ist eine kleine, aber feine, philosophische Abhandlung.

In dem Buch wird sicherlich das philosophische Grundwissen vermittelt, das die Thematik verdient. Die Analyse ist klug und durchaus interessant. Begeistert hat vor allem das Glossar, das alle Fachtermini noch einmal ausführlich darstellt.

Doch es ist nicht besonders praktikabel als Hilfe im Diskurs mit Populisten. Oder sogar, gar nicht? Zu viel Theorie, zu wenig Praxisanwendung. Grau ist alle Theorie und grün der Baum des Lebens.

Fazit:
Das Buch vermittelt Wissen. Sich Wissen anzueignen, ist mühsam. Isso. Eine leicht zu praktizierende und nachzuahmende Anleitung zum demokratischen Diskurs oder zur demokratischen Logik ist das Buch aber leider nicht.

Kategorie: Sachbuch/Philosophie Verlag: Klett-Cotta, 2017

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