Türkei verstehen

Von Atatürk bis Erdogan

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Erscheinungstermin 25.11.2016 | Archivierungsdatum 09.01.2017

Zum Inhalt

Jahrelang haben sich die AKP und Präsident Erdogan zurückgehalten und religiöse sowie ideologische Distanz gewahrt. Der Islam erhält als Religion und Kultur in der Türkei mehr und mehr Einfluss. Die Trennung von Religion und Staat, das Kennzeichen des einzigen säkularen Staates im islamischen Kulturkreis, scheint nicht mehr strikt zu gelten. Dass die Türkei vielfach ganz anders und ungewöhnlich vielschichtig ist, ahnen viele, aber kaum jemand weiß es. Doch gerade die Entwicklungen der letzten Jahre belegen, wie dramatisch Erdogans Präsidialdemokratie den lebendigen türkischen Pluralismus verengt. Die Situation zwischen Erdogan und seinen Gegnern spitzt sich gefährlich zu. Kurden, Anhänger des IS, die Konflikte mit Europa, der fast schon militärische Dissens zu Russland, das gescheiterte Verhältnis zu seinen nächsten Nachbarn haben die politische Stimmung am Bosporus auf einen Siedepunkt getrieben. Der türkische Islam befindet sich derzeit in einem tiefgreifenden Umbruch. Gerhard Schweizer betrachtet anhand zahlreicher persönlicher Erfahrungen und Begegnungen in der Türkei, weshalb es zu einem derartigen, für europäische Betrachter so irritierenden Wandel gekommen ist. Zugleich greift er im historischen Rückblick bis auf die osmanische Zeit zurück, um die politischen und kulturellen Ursachen der heutigen Probleme deutlich zu machen.

Jahrelang haben sich die AKP und Präsident Erdogan zurückgehalten und religiöse sowie ideologische Distanz gewahrt. Der Islam erhält als Religion und Kultur in der Türkei mehr und mehr Einfluss. Die...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783608962017
PREIS 10,30 € (EUR)
SEITEN 547

Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Gerhard Schweizers Sachbuch "Türkei verstehen" liefert tiefgründige Einblicke in die Geschichte und Wirkmechanismen der Türkei.
Ausgehend von Atatürk bis hin zum heutigen Staatspräsidenten Erdoğan widmet sich der Autor eingehend der türkischen Politik. Mich haben die Reformen von Kemal Atatürk sehr überrascht. Zwar wusste ich, dass er die damalige Türkei grundlegend erneuerte, aber des ganzen Ausmaßes seiner Unternehmungen war ich mir nie bewusst. Man kann sagen, unter Atatürk war die Türkei wesentlich westlicher und damit europäischer als heute. Die Trennung von Religion und Staat war fundamentaler. Zudem wurden die staatlichen Institutionen nach französischem Vorbild ausgerichtet; von den sprachlichem Wandel ganz zu Schweigen.

Die Re-Islamisierung, die ungefähr ab 1950 einsetzte, muss mit Blick auf die erwähnten Reformen eindeutig als Rückschritt bewertet werden. In Bezug auf die Religion fand ich vor allem die Ausführungen über religiösen Minderheiten (Juden, Christen) sehr lehrreich. Auch der Islam als Staatsreligion wurde allumfassend betrachtet. Dabei fällt auf, dass längst nicht alle Türken streng religiös sind. Letzteres hängt von der Bildung, dem Wohnort, aber auch von der Zugehörigkeit zu bestimmten islamischen Glaubensrichtungen (Sunniten, Aleviten etc.) ab.

Gegen Ende des Buchs widmet sich Schweizer dem Phänomen Erdoğan. Ein Thema von tagesaktueller Brisanz. Kenntnisreich, kritisch und engmaschig fallen seine Ausführungen aus. Nicht nur hier, sondern im gesamten Buch erweist sich Schweizer als versierter Erzähler, der seine Leser fesseln kann. Das erreicht er auch gerade damit, dass er Türken aus verschiedenen Schichten der Gesellschaft im O-Ton zu Wort kommen lässt. So bekommt der Leser auch einen Eindruck davon, wie es im Volk unter der Regierung Erdoğan aussehen mag.

FAZIT
Ein überzeugendes Sachbuch, das viele neue Einblicke gewährt und damit das eigene Türkeibild bereichert. Nach der Lektüre kann man die heutige Türkei auf jeden Fall besser verstehen (s. Titel). Einfach ein Muss für alle Politik und Kultur interessierten Leser.

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Klappentext beschreibt das Buch sehr treffend: „Jahrelang haben sich die AKP und Präsident Erdogan zurückgehalten und religiöse sowie ideologische Distanz gewahrt. Der Islam erhält als Religion und Kultur in der Türkei mehr und mehr Einfluss. Die Trennung von Religion und Staat, das Kennzeichen des einzigen säkularen Staates im islamischen Kulturkreis, scheint nicht mehr strikt zu gelten.

Dass die Türkei vielfach ganz anders und ungewöhnlich vielschichtig ist, ahnen viele, aber kaum jemand weiß es. Doch gerade die Entwicklungen der letzten Jahre belegen, wie dramatisch Erdogans Präsidialdemokratie den lebendigen türkischen Pluralismus verengt. Die Situation zwischen Erdogan und seinen Gegnern spitzt sich gefährlich zu. Kurden, Anhänger des IS, die Konflikte mit Europa, der fast schon militärische Dissens zu Russland, das gescheiterte Verhältnis zu seinen nächsten Nachbarn haben die politische Stimmung am Bosporus auf einen Siedepunkt getrieben.

Der türkische Islam befindet sich derzeit in einem tiefgreifenden Umbruch. Gerhard Schweizer betrachtet anhand zahlreicher persönlicher Erfahrungen und Begegnungen in der Türkei, weshalb es zu einem derartigen, für europäische Betrachter so irritierenden Wandel gekommen ist. Zugleich greift er im historischen Rückblick bis auf die osmanische Zeit zurück, um die politischen und kulturellen Ursachen der heutigen Probleme deutlich zu machen.“

Meine Meinung:

Sehr zugänglich, anschaulich und unterhaltsam geschrieben. Alle im Inhaltsverzeichnis aufgeführten Punkte wurden detailliert und mit viel Sachkenntnis beleuchtet. Anfangs, insb. wenn es um die historischen Ereignisse ging, z.B. um die Entstehung der Türkei, las es sich schon fast wie ein historischer Roman.
Es war spannend und blieb es bis zum Ende. Die innenpolitischen Konflikte, ihre Wurzeln und Auswirkungen wurden logisch und nachvollziehbar erklärt. Man bekommt besseres Verständnis der Spannungen z.B. zwischen Shiiten, Sunniten, Aleviten und weiteren Glaubensgemeinschaften, die in der Türkei Minderheiten darstellen wie z.B. Christen, Juden, auch warum Koran vorzugsweise auf Arabisch gelesen werden muss, obwohl kaum jemand von den Gläubigern diese Sprache versteht, Kopftuch, ja oder nein, und vieles mehr.
Es wurde auch oftmals brisant, u.a. im letzen Viertel, als es um Erdogan und seine gegenwärtige Politik ging, seine ehem. Weggefährten wie Fethullah Gülen, der erst in den letzten Jahren zum Feind erklärt wurde.
Es gibt kaum einen Punkt, der ausgelassen wurde, der wichtig wäre, um Türkei, ihre Geschichte und Gegenwart zu verstehen und den Blick in die Zukunft mit dem Autor zu wagen.
Mir ist, als ob ich einen sehr guten politischen Thriller gelesen habe. Das Leben selbst schreibt die besten Thriller und Gerhard Schweizer versteht es, die Leser damit zu fesseln, u.a. auch dadurch, dass er viele Gespräche mit Türken diverser Gesellschaftschichten zu Wort kommen lässt, dass er mit viel Sachkenntnis und Können dabei ist, den Stoff unterhaltsam und informativ zu präsentieren.

Fazit: Ein sehr gut gelungenes, überzeugendes Sachbuch, das dem Titel vollauf gerecht wird. Nach der Lektüre versteht man viel mehr von der türk. Innen- und Außenpolitik. Ein Muss für alle, die sich fürs Thema interessieren und einfach diejenigen, die über den Tellerrand schauen möchten. 5 wohl verdiente Sterne und eine klare Leseempfehlung!

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