Einssein - Buddhistische Gebote als Ausdruck der Liebe

"Ein tiefer Einblick in die ethischen Werte des Zen-Buddhismus." Dieses Buch, verfasst von der Zen-Lehrerin Nancy Baker, bietet mehr als nur eine theoretische Auseinandersetzung mit den buddhistischen Geboten. Es dient als Wegweiser für all jene, die ein ethisch korrektes und liebevolles Leben anstreben – unabhängig davon, ob sie Buddhist*innen sind oder nicht.

Die differenzierte Herangehensweise, die drei Ebenen jedes Gebots zu beleuchten, ist besonders aufschlussreich. Von der wörtlichen Interpretation, über die relative Betrachtung bis hin zur absoluten, nondualen Auffassung – die Autorin lässt keine Perspektive aus. Dabei schlägt sie Brücken zur modernen Welt und zeigt die Relevanz und Anwendbarkeit dieser jahrhundertealten Lehren in unserem heutigen Leben auf.

Besonders beeindruckend ist, wie Nancy Baker die Schriften des Zen-Meisters Dogen, des Gründers der Soto-Zen-Schule, in ihre Erklärungen einbindet. Dies gibt dem Leser einen tiefen Einblick in die Essenz des Zen-Buddhismus.

Abschließend kann man sagen, dass dieses Buch nicht nur ein Leitfaden, sondern auch eine Inspirationsquelle ist. Es fordert den Leser heraus, über die eigenen moralischen Werte nachzudenken und gibt wertvolle Anleitungen, wie man diese im Alltag leben kann. Für jeden, der nach Sinn, Tiefe und einem ethisch verantwortungsbewussten Leben sucht, ist dieses Werk ein Muss. Ein absolutes Highlight in der Welt spiritueller Literatur. 🌟🌟🌟🌟🌟

Etwas speziell

Das Buch heißt zwar Einssein ist aber alles andere als eins. Es besteht aus zwei Teilen, die stark kontrastieren. Der erste Teil beinhaltet zehn Vorträge zu den 10 Bodhidhrarma-Geboten und erklären diese sehr ausführlich. Der zweite Teil besteht aus philosophischen Reflexionen zu Grundbegriffen bei Dôgen Zenji (1200-1253) und Bodhidharma, angewandt auf die 10 Gebote. Diese Reflexionen handeln dann oft (im Vergleich zur Ausführlichkeit des ersten Teils) ungenügend knapp auf zwei Seiten völlig neue, und dem Leser eventuell unbekannte Konzepte wie "Samadhi der sich selbst erfüllenden Aktivität" oder "Die Soheit des Subjekts".

Während also der erste Teil also durchaus interessierten Neulingen des Zen zu empfehlen ist, da die dreifache Interpretation anhand der wortwörtlichen, der übertragenen und der non-dualen Auslegung geschieht und kaum Fragen offenlässt, bleibt der volle Genuss des zweiten Teils, dann wohl doch Fortgeschrittenen des Zen vorenthalten.

Dazu gibt es für jedes Unterkapitel Partnerübungen, die aber ein extremes Maß´ an Selbstoffenbarung erfordern und mit einem Freund wohl schwer zu bewerkstelligen sind.

Ich wurde durch das Buch definitiv bereichert mit Konzepten, Begriffen und einigen EInsichten, würde aber dennoch zum Einstieg in Zen andere Lektüre empfehlen. Alle die sich bei Einführungen langweilen, sei aber diese ethische Abhandlung empfohlen, die vieles anders macht und allein schon durch ihren Schwerpunkt der Gebote ziemlich einzigartig ist.

Dieses Buch bietet einen Übungsweg für Zen Praktizierende.
Es ist gleichwohl für Interessierte geeignet, die sich ganz
anfänglich für diesen Weg interessieren.
Es bietet Meditationshilfen, um sich dem Zen Buddhismus anzunähern.
Die Schriften und deren Deutung sind nicht ganz leicht
zu verstehen, aber es lohnt sich, um einen neuen und vielleicht
liebevolleren Blick auf die Mitmenschen zu erhalten.