Fang den Hasen

R E Z E N S I O N zu "Fang den Hasen" von Lana Bastašić.

Die Geschichte beginnt mitten im Satz. Und ja, ich war sehr verwundert darüber. Meine Verwunderung klärte sich aber am Ende des Buchs, denn dort endet es mitten im Satz. Faszinierend an dieser Tatsache finde ich, dass die Geschichte quasi nie enden möchte, bzw. einen nicht enden wollenden Kreis darstellt.
Bastašić schreibt über eine toxische, verrückte Freundschaft zwischen zwei Frauen, die unterschiedlicher wirklich nicht sein könnten. Als Lesende:r lernt man die Gegenwart, sowie aber auch die Vergangenheit und gemeinsame Kindheit der Frauen kennen.

Mir persönlich hat besonders der Schreibstil der Geschichte gefallen. Humorvoll und locker, aber auch ziemlich derb. Immer wieder werden Einzelheiten zur Geschichte Bosniens eingestreut. Und genau zu diesem Punkt werde und möchte ich mich in Zukunft noch selbst weiter einlesen.
"Fang den Hasen" ist ein Buch, das ich wirklich gerne gelesen habe, die eine Geschichte behandelt, die mich weiter beschäftigen wird.

Buchdetails: erschienen am 10.03.2021 (HC) im S.Fischer Verlag - gelesen als eBook auf dem PocketBook - Seitenanzahl: 336 - 22,00 € (HC), 9,99 € (eBook) - übersetzt von Rebekka Zeinzinger

Zwischen Vergangenheit und Gegenwart
Sara führt ein überschaubares, geordnetes Leben in Irland. Zwischen Schriftstellerei und ihrem Partner Michael hat sie ihren Lebensmittelpunkt gefunden, Bosnien – das Land ihrer Kindheit und Jugend – ist weit weg. Nicht nur das Land, auch ihre Familie und Freundschaften hat sie hinter sich gelassen und denkt gar nicht daran, irgendwann wieder dorthin zurück zu kehren. Bis eines Tages ein überraschender Anruf von ihrer Freundin Lejla kommt, von der Sara seit 12 Jahren kein Lebenszeichen mehr vernommen hat. Doch Lejla hat einen Trumpf: Armin, Lejlas verschollener Bruder, soll in Wien sein und Sara muss Lejla dorthin bringen und die Verbindung wieder herstellen. Als Sara nach Mostar fliegt, um mit ihrer Freundin einen Roadtrip zu unternehmen, scheint das jahrelang Schweigen weiterhin zwischen ihnen zu stehen. Zu sehr hängen beide ihren Gedanken nach und spüren die Ungleichheiten zwischen den Volksgruppen des ehemaligen Jugoslawien nach. Die Freundschaft aus Kindertagen scheint nicht mehr so einfach zu funktionieren wie früher, als das Beerdigen eines Hasen ausreichte, um eine besondere Beziehung zu schaffen. Denn insgeheim wäre Sara gerne Lejla – oder auch nicht. Denn Lejla ist ein Stück Bosnien, eine Verbindung zur Vergangenheit, die Sara doch so sehr hinter sich lassen wollte.
Die Autorin Lana Bastašić erzählt mit ihrem Debütroman eine wunderbare Geschichte über Heimat, der Suche nach den Wurzeln, Freundschaft, aber auch über Krieg, Dunkelheit und den Zerfall eines Landes – das symbolisch mit dem Zerfall der Freundschaft der beiden Mädchen in Verbindung gebracht wird. Doch während des Roadtrips kommen immer wieder Erinnerungen hervor, die aus der Perspektive Saras geschildert werden. Als Leser ist man hin- und hergerissen, denn Saras Blick auf die Erlebnisse in der Vergangenheit sind oft aus dem Kontext gerissen und Erinnerungen werden geformt, wie es ihr in den Kram passt.
Der Roman fesselt durch eine poetische Sprache, überzeugt durch Sprünge zwischen Realität und Fiktion, wobei man sich nicht immer sicher sein kann, in welchen Bereich die jeweiligen Kapitel einzuordnen sind. Sprachlich finde ich das Buch top und so darf man hoffen, auch in Zukunft noch einiges von Lana Bastašić zu lesen. 4 Sterne

Zart und doch voller Härte, ein wunderbares Buch, welches die Geschichte Bosniens mit dem Leben zweier Mädchen, später Frauen, verknüpft.

Absolutes Highlight. So stelle ich mir "junge Literatur" vor, Wagt etwas - sprachlich und psychologisch. Insgesamt ein sehr gelungener Road Novel mit gut skizzierten Figuren vor einem realhistorischen Konflikt, der - oft nur in Andeutungen erzählt - eine große Wucht entfaltet. Toll!

Dieser Roman hatte eine ungeheure Sogwirkung auf mich durch die leicht verrätselte Handlung und die originelle Sprache, die bilderreich und dynamisch ist. Obwohl es um die Suche nach einem im Krieg vermissten Bruder und Freund geht, birst dieser Text vor Vitalität und Lebenskraft. Von Lana Bastasic will ich noch viel lesen!