Die Freiheit einer Frau

Edouard Louis erzählt in diesem Buch die Geschichte seiner Mutter.
Aufgewachsen in einfachen Verhältnissen und früh schwanger geworden, binden sie die Umstände an einen gewalttätigen Ehemann. Als sie diesen schließlich verlässt, gerät sie in ihrer nächsten Ehe erneut in eine unerträglichen Abhängigkeit von einem Ehemann, der nur Herablassung und Gemeinheiten für sie übrig hat.
Edouard Louis erzählt von dem langen Weg, den seine Mutter geht, um sich selbst zu befreien und ein besseres Leben führen zu können. In Rückblenden ist dabei immer auch die Qual des Kindes erkennbar, dass mit dieser unglücklichen und unfreien Mutter zusammengelebt hat.
Die Erzählweise dieses Buches ist ungewöhnlich und gleicht zwischendurch eher einer Romanskizze, da der Erzähler manchmal nur kurze Episoden erzählt und den Erzählstil zwischendurch wechselt. So finden sich Zwiesprachen mit der Mutter und direkt danach wechselt der Erzähler die Perspektive.
Das ist zugleich kurzweilig und gewöhnungsbedürftig. Edeouard Louis schreibt dabei jedoch gewohnt dicht und präzise und bringt die Dinge schmerzhaft in Sätzen auf den Punkt, die man sich immerzu anstreichen möchte.

Pointiert und überzeugend;
Obwohl es ein sehr kurzes Buch ist, gelingt es dem Autor, das unsichtbare, unterdrückte und eintönige Hausfrauenleben seiner Mutter an der Seite dominanter Männer gut zu beschreiben. Auch ihre Befreiung und die Umstände werden sehr glaubhaft und nachvollziehbar geschildert. Besonders gut haben mir die Details zu seiner eigenen „Klassenflucht“ gefallen und die Entfremdung, die er im Umgang mit seinem Herkunftsmilieu empfindet. Der Schreibstil ist ein bisschen eigenwillig, da der Autor teilweise seine Mutter direkt anspricht und sie teilweise beschreibt, ohne dass man das an Satzzeichen erkennen könnte. Den Lesefluß hat das nicht wirklich gestört und ich habe mich sehr schnell daran gewöhnt. Für mich war es das erste Buch dieses Autors, aber sicher nicht das letzte, da mir seine schonungslosen Analysen sehr gut gefallen haben. Das kann nicht jeder so pointiert ausdrücken! Insgesamt eine sehr interessante Lektüre, die gerne noch länger und ausführlicher hätte sein können.

Die Geschichte einer Familie, speziell die Geschichte einer Mutter, die in den Augen ihres Sohns erst einmal zu einem Menschen werden musste. Ein Junge, der mit sich selbst zu kämpfen hatte und der die Ungerechtigkeiten, die seiner Mutter widerfuhren erst nach und nach als solche anerkennen kann. Eine gut und flüssig geschriebene und bewegende Geschichte, in der man sich wieder erkennen kann ohne sich darin zu verlieren. Eine Befreiung, nicht nur für die Protagonisten, sondern auch für den Leser.

Dies ist das erste Buch, daß ich von Eduard Louis gelesen habe und es hat mir sehr, sehr gut gafallen. Auf eine unglaublich liebenswürdige Weise setzt er seiner Mutter, deren Leben eigentlich ein sehr ereignisloses, bescheidenes, fremdbestimmtes war, ein Denkmal. Mit einer sehr schönen Sprache (die auch in der Übersetzung gewahrt bleibt) beschreibt er ihr Leben und ihre Persönlichkeit. Ein Leben voller Langeweile und Unterordnung, voller Sehnsucht und Liebe zu ihrem Sohn. Mit am meisten rührt die Reue und Zerknirrschheit des Sohnes, als Kind und Jugendlicher die Not seiner Mutter nicht wahrgenommen zu haben. Auch weil sein Leben durch den Besuch eines Gymnasiums und sein Weg zu einem Schriftstellerdasein eine ganz andere Richtung nimmt, sich immer mehr von ihr entfernt. Es gibt ihm aber auch mit dem nötigen Abstand gibt, um über ihr Leben zu reflektieren. Man spürt seine Freude ab dem Moment, da er über das neue Leben seiner Mutter schreiben kann, daß zum einen er ihr bieten kann und zum anderen durch einen neuen Lebenspartner möglich wird. Die ganze kleine Geschichte ist durchdrungen von der Liebe eines Sohnes zu seiner Mutter. Ein wunderbares Buch!

Edouard Louis schreibt packend über seine Mutter. Die Unterdrückung und Gewalt, welche sie erfahren hat, wird hier ebenso thematisiert, wie ihr Ausbrechen aus diesen Strukturen. Sehr berührend und mitreißend geschrieben.

Selten habe ich so eine traurige und liebevolle „Abrechnung“ mit der eigenen Mutter gelesen. Ein Buch, welches trotz seiner wenigen Seiten lange nachhallt.

Ich bewundere Éduard Louis dafür, so reflektiert und schonungslos ehrlich über sein eigenes Leben und das seiner Familie schreiben zu können.
Eine Erzählung, die es in sich hat!

Wieder ein tolles Buch von Edouard Louis. Es macht auch nichts aus, das sich manches wiederholt aus seinen anderen Büchern
es ist der Wahnsinn, dass er noch so Jung ist, und jetzt schon so gut schreiben kann.
Er kann im kurzen so konzentriert aber nicht verkürzt schreiben.
Eine Tolle Geschichte über seine Mutter, die trotz allem immer weiter macht.

Edouard Louis beeindruckt mich immer wieder aufs Neue. Er schafft es in wirklich wenigen Seiten so viel Tiefe aufzubauen und in die Thematik einzutauchen ohne ein Wort zu viel zu verwenden. Es ist immer wieder eine intensive Leseerfahrung, die einen nachdenklich stimmt. Das Porträt seiner Mutter ist eine gelungene Sozialstudie, die trotzdem sehr persönlich und intim ist. So schonungslos ehrlich aber auch gleichzeitig voller Zuversicht.
Ich habe schon das Gefühl, dass mir vielleicht manches entgeht, weil ich die Bücher von dem Autor nicht in der Reihenfolge nach Veröffentlichung lese. Trotzdem kann man die Bücher gut unabhängig voneinander lesen. Ich für mich werde aber irgendwann alles noch einmal in der richtigen Reihenfolge lesen, einfach um besser das Gesamtbild zu erkennen. Ebenso glaube ich, dass man hier auch immer wieder neue Blickwinkel auf sein eigenes Leben finden kann.
Dies ist ein Buch, dass sich wirklich gut für eine Leserunde eignet, da man hier viel diskutieren kann. Ebenso gibt es einige tolle Interviews mit dem Autor, die man hinzuziehen kann. Absolut empfehlenswert!