Die leise Last der Dinge

Roman | Gewinner des Women's Prize for Fiction 2022

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Erscheinungstermin 01.09.2022 | Archivierungsdatum 06.11.2022

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Zum Inhalt

»Ein Triumph!« MATT HAIG 

Ein Jahr nach dem Unfalltod seines Vaters beginnt der dreizehn Jahre alte Benny Oh Stimmen zu hören. Es sind die Stimmen der unbelebten Gegenstände in seinem Zuhause – seine Sneakers, eine zerbrochene Weihnachtskugel, ein Blatt welker Salat. Gleichzeitig beginnt seine Mutter Annabelle, immer mehr Dinge zu horten, bis es kaum mehr einen freien Platz auf dem Fußboden oder in den Regalen ihres Hauses gibt. Mutter und Sohn drohen in ihrer Trauer den Halt zu verlieren – bis sie auf ein Buch stoßen, das sie womöglich zu retten imstande ist ...
Mit liebenswerten Figuren, einer fesselnden Geschichte und der Auseinandersetzung mit den Themen Trauer, Erwachsenwerden und unser Verhältnis zu materiellen Dingen legt die Booker-Preis-nominierte Ruth Ozeki einen klugen, verspielten, mitreißenden, herzerwärmenden und absolut einzigartigen neuen Roman vor. Er wurde mit dem Women’s Prize for Fiction 2022 ausgezeichnet.

»Ein Triumph!« MATT HAIG 

Ein Jahr nach dem Unfalltod seines Vaters beginnt der dreizehn Jahre alte Benny Oh Stimmen zu hören. Es sind die Stimmen der unbelebten Gegenstände in seinem Zuhause – seine...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783961611430
PREIS 26,00 € (EUR)
SEITEN 688

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Diese Rezension erscheint am 01.09.2022 auf meinem Blog:

Inhalt
Benny war zwölf, als sein Vater starb. Der Jazz-Klarinettist wurde von einem LKW überfahren. Benny blieb traumatisiert zurück, begann Stimmen zu vernehmen. Etwa ein Jahr lang hörte er Kenji, seinen Vater, seither die Laute von Alltagsgegenständen. Er erahnt ihre Gefühle, lauscht in „Die leise Last der Dinge“ ihrem Schmerz – und er kann nicht weghören. Alles plappert durcheinander, er findet keine Konzentration mehr, keine Ruhe.

Seine Mutter Annabelle kämpft nach dem Tod ihrer großen Liebe an mehreren Fronten: Ihr Sohn entgleitet ihr, ihr Körper geht auseinander, ihre Arbeitsstelle ist gefährdet, das Haus verwahrlost.

Werden die beiden ihr Leben in den Griff kriegen?


Einstieg
Mein Versuch, den Roman kurz anzulesen und dann schlafen zu gehen, ist grandios gescheitert.

Die Geschichte packte mich sofort. Mir begegneten keine geeigneten Stellen, um auszusteigen. Das Buch besteht aus Wörtern, die zum Lesen des nächsten Satzes und allen weiteren auffordern. Am liebsten hätte ich ohne Pause bis zum Schluss gelesen – bei fast 700 Seiten ein nicht machbares Unterfangen. Es war – und blieb – ein Kampf, den Roman wegzulegen.

Der Anfang bekommt jeden erdenklichen Punkt von mir. Ich habe mich in den Schreibstil und die Idee verliebt, mit den Personen gefühlt, wollte sie wahlweise umarmen oder schütteln. Ich war neugierig auf alles, das noch kommen sollte.


Außenseiter?
Die Figuren sind Menschen, die schnell als Außenseiter abgestempelt sind:
Unser Protagonist Benny hört Stimmen, er muss verrückt sein.
Seine Mutter Annabelle hortet Sachen, sie ist ein Messie.
Sein Vater kam um, weil er bekifft ohnmächtig wurde.
Das Aleph, das er in der Klinik trifft, ist eine drogenabhängige Landstreicherin, die im Müll wühlt.
Der F-Mann, den er aus dem Bus kennt, ist ein alkoholkranker Obdachloser.

Leute, die man meidet? Tja, ich kann sie ebenso flott anders beschreiben:
Benny ist ein hochsensibler Junge, der mit seinem Verlust und den Veränderungen überfordert ist.
Annabelle ist eine trauernde Frau, die alles gibt, was ihr möglich ist, und ihren Sohn an die erste Stelle setzt.
Kenji, halb Koreaner, halb Japaner, war ein liebender Ehemann/Vater und ein begnadeter Musiker.
Das Aleph ist eine mitfühlende junge Frau, die Schlimmes erlebt hat und Fremden mit ihrer Kunst hilft.
Der F-Mann ist ein weiser Dichter, der anderen beisteht und sie ermutigt.

"'Du bist, wer du bist, Benny Oh. Lass dir von niemandem einreden, dass das ein Problem ist.'"
(Kap. 51, Pos. 6162/9274)

Das klingt ganz anders, oder? Für mich geht es in diesem Buch darum, Dinge zu hinterfragen.


Fragen über Fragen
Ist Benny psychisch krank? Und wie sehr? Wie normal ist normal genug?
Kann man Annabelle verurteilen? Wie schnell wird ein Mensch abgestempelt?
Sind die beiden Vagabunden abstoßend?

Außerdem:
Was ist real?
Wie kann man eine gefühlte Leere füllen?
Warum wird die Welt lauter und fordernder, während wir uns nach Ruhe sehnen? Warum machen wir da mit? Haben wir eine Wahl?
Muss immer alles optimiert, erneuert, ersetzt werden?
Wann ist unser Konsum- und Fortschrittshunger gestillt? Besitzen wir Dinge – oder besitzen sie uns?

„Die leise Last der Dinge“ ist ein Buch, das wichtige Themen anspricht, eine Menge Fragen aufwirft und zum Nachdenken bringt.


Ein Buch erzählt
Die Geschichte wird von einem Buch erzählt. Bücher sind nicht nur irgendwelche Sachen, Bücher sind innerhalb der Story halb lebendige Geschöpfe, die eine Beziehung zu ihrer Leserschaft aufbauen. Klingt komisch, ist aber toll gemacht.
Benny findet es gut, den größten Teil von seinem Buch erzählen zu lassen, weil er von Ereignissen wie dem Kennenlernen seiner Eltern wenig weiß. Er kommentiert die Berichte hin und wieder, was zu amüsanten Stellen führt, beispielsweise wenn das Buch aus dem Intimleben von Annabelle und Kenji plaudert – und der Junge absolut nichts davon hören will.

Daneben gibt es Auszüge aus einem weiteren Buch, nämlich dem, das für Annabelle bestimmt ist: „Tidy Magic: Zen oder die Kunst, deine Wohnung und dein Leben aufzuräumen“ Dabei handelt es sich um eine Ausmist-Anleitung der bekannten Zen-Meisterin Aikon. Das reale Vorbild ist rasch gefunden.

Ich mag Bücher, die Bücher verehren. Dieses gehört dazu.


Aufbau
Der Roman besteht aus fünf Teilen, die jeweils mit einem Zitat aus Walter Benjamins „Ich packe meine Bibliothek aus“ beginnen. Eine passende Wahl, denn in dem Werk des Bücherliebhabers geht es um seine Sammelleidenschaft. Zudem wird der Philosoph in der Geschichte von dem Aleph ins Spiel gebracht, so dass seine Einschübe nicht willkürlich erscheinen. Die Bibliothek stellt einen bedeutenden Raum dar. Alles ist aufeinander abgestimmt.

Das 91 Kapitel umfassende Buch ist vielschichtig – und es bietet auch optisch Abwechslung. Es gibt Zeichnungen, verschiedene Schriftarten und -größen, die an geeigneten Stellen für eine angenehme Auflockerung sorgen. Ich hatte nie das Gefühl, einen ewig langen Schmöker zu lesen, im Gegenteil. Die Seiten flogen dahin.


Brillant erzählt
Die Autorin hat’s drauf. Ruth Ozeki ist eine fantastische Geschichtenerzählerin, die mich von Anfang bis Ende gefesselt hat. Sie schreibt einfühlsam, poetisch, leicht verständlich. Wohlverdient ist sie mit „Die leise Last der Dinge“, im Original: „The Book of Form and Emptiness“, für den diesjährigen Women’s Prize for Fiction nominiert.
Das Buch entfaltet sich langsam und mit vielen Details, ohne dass es langatmig wirkt. Es gibt bedrückende Themen und befremdliche Stellen, ebenso witzige und liebenswürdige. Mir hat die Mischung gefallen.

Der Schluss kam mir etwas einfach und abrupt vor für das, was aufgetürmt wurde. Insgesamt bleibe ich aber zufrieden zurück und möchte mehr von Ruth Ozeki lesen.


Fazit
„Die leise Last der Dinge“ ist ein ruhiger Coming-of-Age-Roman aus dem Genre des Magischen Realismus, der viele wichtige Themen anspricht und allerhand Fragen aufwirft. Ich mochte die nicht ganz lupenreinen Charaktere und den mitreißenden Schreibstil – und besonders mochte ich die originelle Idee, ein Buch die Geschichte erzählen zu lassen.

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Im ersten Moment eine interessante, lustige Vorstellung, bei genauerer Betrachtung ein furchtbarer Gedanke: Benny Oh hört Stimmen. Es sind aber keine Stimmen von sprechenden Menschen, sie stammen von den Dingen, die um ihn sind. Benny ist aber keineswegs verrückt. Seit sein Vater bei einem tragischen Unfall ums Leben kam, sprechen immer wieder Gegenstände zu ihm.

Auch auf seine Mutter Annabelle hat der plötzliche Tod ihres Mannes starke Auswirkungen. Sie hortet Dinge – manchmal auch völlig unbeabsichtigt. So findet ein Aufräumratgeber ohne ihr Zutun seinen Weg zu ihr und wird zum Buch im Buch.

In „Die leise Last der Dinge“ gibt Ruth Ozeki einem von Bennys sprechenden Gegenständen eine Stimme, „das Buch“. Es ist sein Buch und erzählt seine Geschichte. Dabei entspinnt sich ein Dialog zwischen dem Buch und Benny, der die Erzählung kommentiert.

Anfangs schwankte ich zwischen Neugier und Verwunderung. Letztere schlug aber schnell in Begeisterung um, als ich tief in die Geschichte eingetaucht war, die mich ein Potpourri an Gefühlen erleben ließ, von Freude bis Betroffenheit und Traurigkeit und vielem dazwischen.

„Die leise Last der Dinge“ ist ein kurioser Roman, philosophisch und vielschichtig. Die Sprache ist poetisch und bildhaft. Die Charaktere sind tiefgründig und detailreich ausgearbeitet. Es ist ein Buch, das nachdenklich macht und noch lange nachhallt. Großartig!

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Benny ist zwölf Jahre alt, als sein Vater, ein Jazzmusiker mit Drogenproblem, von einem Hühnerlaster überfahren wird. Nun ist er allein mit seiner Mutter Annabelle, die zwar versucht, die Familie über Wasser zu halten, aber immer mehr im Chaos versinkt. Eines Tages beginnt Benny, Stimmen zu hören, die immer lauter werden und sich irgendwann nicht mehr ausblenden lassen. Es sind die Gegenstände um ihn herum, die zu ihm sprechen, doch weil ihm das natürlich niemand glaubt, landet er in der Psychiatrie. Dort lernt er ein Mädchen kennen, das Aleph und sie und ihre Clique verändern Bennys Leben.

Für „Die leise Last der Dinge“ wurde Ruth Ozeki mit dem Women‘s Prize for Fiction ausgezeichnet und zumindest vom Aufbau des Romans gesehen, kann ich das gut nachvollziehen. Die Handlung wird auf besondere Weise erzählt, nämlich von einem der Dinge, das zu Benny spricht. Er selbst mischt sich auch immer wieder ein und wendet sich direkt an die Leser/-innen, um das Erzählte zu kommentieren. In kurzen, eindringlichen Sätzen wird so geschildert, wie sich das Leben von Mutter und Sohn ohne den Vater ändert.

Das zentrale Thema des Buches ist sicherlich seelische Gesundheit. Mutter Annabelle kann den Tod ihres Mannes Kenji nicht verwinden und spürt noch immer seine Präsenz im Haus. In ihrer Trauer hortet sie jede Menge Dinge, so dass im Haus kaum noch Platz ist und der Vermieter mit Räumung droht. Benny hingegen kann all diese Gegenstände hören – kein Wunder, dass er das schließlich nicht mehr aushält und „verrückt“ wird. Doch was bedeutet das eigentlich, verrückt zu sein? Sind wir nicht alle irgendwie verrückt? Das findet zumindest das Aleph.

Leider gelang es mir nicht, eine Verbindung zu den Figuren aufzubauen. Benny mag ein typischer Teenager sein, aber das machte ihn mir nicht unbedingt sympathischer. Mutter Annabelle ist furchtbar lethargisch und das auch noch dann, wenn sie droht, ihren Sohn zu verlieren. Zudem ist der Roman oft etwas langwierig und die Botschaft am Ende fragwürdig. Nicht mein Favorit für den Women‘s Prize, aber dennoch ein gut geschriebenes Buch mit wichtigem Grundthema.

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Diese beiden Hauptpersonen wird man so schnell nicht vergessen!! Sehr intensiv erzählt die Autorin, wie unterschiedlich Mutter und Sohn mit Verlust umgehen. Manchmal ist es nicht leicht, das zu ertragen, man möchte vorallem die Mutter schütteln, aber gerade das macht den Roman aus. Ich konnte nicht unbeteiligt und distanziert bleiben. Wieder mal eine Entdeckung, danke Frau Eisele!

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Über 600 Seiten, die mich tatsächlich tief beeindruckt zurück gelassen haben. Ich hätte mir ein etwas "greifbareres" oder "bestimmteres" Ende gewünscht- hier liegt für mich, der einzige Kritikpunkt, dass ich zum Schluß irgendwie nur schwammig aus dem Buch / der Geschichte entlassen wurde. Aber das Buch hat mich sehr tief angesprochen und zum Nachdenken angeregt. Wir schreiben alle unsere eigenen Geschichten und gehen auch alle völlig unterschiedlich mit persönlicher Trauer um - Versuchen wir vieles mit Therapien, Medikamenten und Konsum wieder zu richten? Sollten wir nicht alle viel mehr auf die (inneren) Stimmen hören. So ein wunderbares Buch, das nicht zu Unrecht "Gewinner des Women's Prize for Fiction 2022" geworden ist.

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Ein so alltägliches wie wichtiges Thema, sympathische, liebenswerte Figuren, eine sehr charmante Idee als Grundlage des Romans. Da ist alles da, was einen unterhaltsamen Roman mit Tiefgang ausmacht. Frau Ozeki erzählt abwechseln aus Sicht von Benjamin und der Mutter, die Geschichte ihrer Familie, vom Tod des Vaters und Mannes, wie beide verloren gehen in ihrer Trauer, dazu erzählt das "Buch des Lebens", wirklich berührend!
Beim Lesen habe ich den einzelnen Stimmen zuhören können. Geschickt ist das Thema Konsum eingeflochten, die Lösung in Form von Zen-Buddhismus wird vorgestellt. Die Sätze mäandern, viele wahre schöne gute Zitate und Weisheiten werden auf diesem Erzählstrom am Leser vorbeigetrieben. Ein Buch für viele gefühlvolle Lesestunden. Allein: für mich waren es ein paar Seiten zuviel, ein bisschen Straffung (weniger ist manchmal auch bei Wörtern und Sätzen mehr) hätte gut getan.

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"Die Menschen werden mit unterschiedlichen Sensibilitäten geboren, und die Welt braucht jeden Einzelnen von euch, damit ihr sie in ihrer ganzen Vielfalt erfahren könnt und damit sie in ihrer ganzen Vielfalt erfahren werden kann. Wenn auch nur ein einziger Mensch fehlt, wäre das ein Verlust für die ganze Welt."

Dieses Buch gibt den Menschen eine Stimme, die in der Gesellschaft keine haben. Die, beurteilt und verurteilt, weggesperrt oder nicht gesehen werden, weil sie anders mit dem Leben umgehen. Teils aus Ohnmacht, Trauer, Verlust, Traumata vielleicht aber auch weil ihnen ganz einfach die Kraft fehlt, es anders anzugehen. Benny Oh ist noch sehr jung, als sein Vater Kenji bei einem tragischen Unfall ums Leben kommt. Wortlos der Trauer gegenüber fängt er an Stimmen zu hören. In seiner Welt ist es einfacher mit einem Turnschuh oder einem Buch zu reden, als seinen Mitmenschen seine unfassbare Traurigkeit mitzuteilen. Seine Mutter findet einen anderen Weg, der nicht weniger zerstörend ist. Sie hortet alle Gegenstände und hat Angst loszulassen, sie verliert teilweise den Bezug zu ihrem Sohn und schlussendlich ihre Arbeit und riskiert auch noch wohnungslos zu werden.

Es ist eine sehr emotionale Geschichte, die sich mit einer derartigen Vielfalt an Themen auseinandersetzt, dass sie nicht alle aufzählbar sind. Dieses kann auch bei Lesen teilweise überfordern, vor allem im Mittelteil der Geschichte. Man hat das Gefühl, das sich fast die Globalität aller menschlicher Probleme in einem Buch wiederfinden. Es fehlt an nichts; sogar die Sichtweise der Bücher auf ihre Rolle im Leben der Menschen wird dargestellt. Anfänglich überfordert dieser Drahtseilakt zwischen Realität und Fiktion, jedoch bekommt er immer mehr an Spannung und tut dem Leser eine Welt auf, die den Blickwinkel auf das Leben herrlich erweitert.

Benny und seine Mutter Annabelle sind sehr liebenswerte Charaktere, deren Leben so einfühlsam dargestellt wird, dass es für den Leser fast greifbar ist. Ihre Hilflosigkeit gegenüber den Problemen des Alltags, der Trauer und dem übergroßen Verlust eines geliebten Menschen macht betroffen. Und ändert nachhaltig die Sicht auf das Leben und die Gesellschaft, in der nicht jeder seinen Platz findet.

Dieses Buch ist sehr bereichernd, auch wenn es teilweise überfordern kann. Es hilft, sich die Vita der Autorin anzusehen um die komplexe Auseinandersetzung in ihren Büchern mit dem Verhalten der Gesellschaft zu verstehen. Ruth Ozeki ist Autorin, Filmemacherin und Zen-Priesterin und lehrt Geisteswissenschaften für englische Sprache, Literatur und kreatives Schreiben. Mit einem Vater, der Maya-Forscher ist und einer Mutter die Linguistik lehrt, sowie ihrem eigenen beruflichen Werdegang scheint ihr Leben geprägt von einer sehr tiefen Sensibilität für die Menschen und einer überragenden Fähigkeit, mit Worten umzugehen. Dieses spiegelt sich in ihren Werken, die hervorstechen durch eine Subtilität, Komplexität und Feinfühligkeit, die ihresgleichen sucht.

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Ich wollte ursprünglich das Buch kurz anlesen und dann erstmal zum Tageswerk übergehen, um dann abends in Ruhe weiter zu lesen.
Tja, Pustekuchen. Ich bin richtiggehend in diesen Roman hinein gefallen wie in einen Brunnen ohne Leiter. Als ich das nächste Mal auf die Uhr schaute, war es spätabends. Ich hatte zu essen vergessen und alles andere auch- was sagt das über dieses Buch aus?

Ich war (und bin immernoch!) einfach begeistert. Vom ersten Satz an entfaltet dieser Roman einen funkensprühenden Zauber und lässt einen nicht mehr los. Es ist eine Geschichte über Trauer, Trauerbewältigung, eine Familie die das Kommunizieren verlernt hat, Ersatzbefriedigungen und Verloren-Sein. Und obwohl diese Themen ja nun nicht unbedingt etwas für den Sonntagstee sind vermag die Autorin es, trotzdem eine gewisse Leichtigkeit beizubringen, eine gewisse Unaufgeregtheit, sodass es nicht deprimierend wird. Es wirkt mühelos und poetisch und legt dennoch sanft den Finger direkt in die Wunde.
Interessant fand ich wie elegant und geschickt die Autorin es vermag, das Thema Minimalismus und materielle Bedürfnisse in der Handlung unterzubringen, es wirkte keinesfalls bemüht oder betulich. Sicher hätte man den ein oder anderen Satz wegkürzen oder ein paar Absätze raffen können, aber es ist keineswegs stören. Lässt man sich auf die Handlung und die Charaktere ein, ist es das pure Vergnügen, das darf gerne eine Weile dauern.
Das war mein erstes Buch vom Eisele Verlag, aber ich muss sagen es stimmt, was ich bereits gehört habe- dass man sich wohl darauf verlassen kann, dass hier nur hochwertige Romane verlegt werden. Ich werde jedenfalls noch lange über diese Geschichte nachdenken. Fünf Sterne.

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Winner of the Women's Prize for Fiction 2022!

Dieser vielschichtige Coming-of-Age Roman von Ruth Ozeki erzählt eine eindrucksvolle Geschichte über die Bindung von Mutter und Sohn während ihrer Erfahrung von Verlust und Trauer.

Kenjis plötzlicher Tod trifft Annabelle und Benny völlig unvorbereitet und schleift sie durch eine Reihe von Zwischenfällen, um mit diesem schweren Verlust einen Abschluss und Frieden zu finden.

Während Annabelle um ihren Ehemann trauert, während sie im Chaos lebt, kämpft Benny darum, einen Weg zu finden, seine Trauer über den Tod seines Vaters auszudrücken. Dabei wird er von Stimmen von Objekten um ihn herum heimgesucht. Beide, Mutter und Sohn, sind geistig herausgefordert und finden einen Weg, ihre Beschwerden und Lasten mit einem Zen-Buddhisten anzunehmen.

Der Roman wird aus allgegenwärtigen Sichtweisen erzählt. Was diesen Roman allerdings von anderen unterscheidet, ist, dass Bücher die Geschichte erzählen und den Leser anregen, über die Bedeutung und Wichtigkeit von Büchern an sich nachzudenken. Das machte für mich den Roman zu einem großartigen und einzigartigen Leseerlebnis!

Der Schreibstil folgt einem roten Faden und verkörpert Perfektion. Einen Stern ziehe ich ab, weil ich das Gefühl hatte, dass Experten im Gesundheitswesen in ihrer Kompetenz, Menschen bei der Trauerbewältigung zu helfen, etwas herabgestuft wurden.

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Der Titel "Die leise Last der Dinge" erschließt sich im Laufe des Romans. Virtuos schreibt Ruth OZeki hier die Geschichte eines Jungen und dessen Mutter, die, vom Tod des Vaters traumatisiert, sich immer weiter voneinander entfernen und jeder auf seine eigene Weise. Während Ruth Dinge hortet und den Überblick verliert, hört Benny, ganz im Gegensatz, Dinge sprechen und hierbei vor allem ihr Leid, das er in sich aufnimmt bis es ihm selbst zuviel wird.

Die Erzählweise der Autorin ist wirklich besonders und dynamisch. "Das Buch" erzählt und Benny traut diesem Buch eine deutlich intensivere und lückenlosere Beschreibung seiner Geschichte zu, als er es je könnte. Das Buch weiß Dinge, die er nicht weiß und warum das so ist, erklärt auch das Buch auf einer Art Metaebene an der ein oder anderen Stelle. Das Lesen bewirkt einen Sog, dem man sich kaum entziehen kann. Es war für mich wahnsinnig spannend zu lesen, wie Ozeki die Fäden weiterspinnt und zu einem Anschluss bringt. Thematisch stehen die psychischen Traumata von Benny und Annabelle im Mittelpunkt, aber Ozeki macht auch Personen am Rande der Gesellschaft zu bedeutsamen Protagonisten- zum Beispiel den F-Mann, ein eingewanderter Dichter, der obdachlos ist, und das Aleph, das mit ihrer psychischen Störung und Drogenabhängigkeit ebenfalls keinen festen Wohnsitz hat. Dreh- und Angelpunkt ist für alle die Bibliothek. Zudem möchte die Autorin die Konsumorientiertheit der Menschheit anprangern, was ihr meiner Ansicht nach auch hervorragend gelungen ist!
Ich denke, man muss sich etwas einlassen können- auf die Besonderheit des Inhalts, das Paranormale, die Figuren und ihre Traumata in denen sie stecken. Und am Ende hätte es gern etwas auserzählter sein dürfen.

Die Geschichte ist chronologisch und dicht erzählt, intensiv und besonders. Das Buch wird noch lange in meinem Gedächtnis bleiben und daher mit Sicherheit bei meinen Jahreshighlights zu finden sein!

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Benny beginnt nach dem Unfalltod seines Vaters vor einem Jahr Stimmen zu hören. Die Stimmen stammen aus verschiedenen Gegenständen im Haus. Seine Mutter beginnt Dinge zu horten. Sei es auf dem Boden oder Regalen, bis es keinen Platz mehr hat. Beide sind nahe daran den Halt zu verlieren. Benny wird zum Aussenseiter der High-School, er bleibt der Schule fern. Er verbringt viel Zeit in der Stadtbücherei. Beide gehen in eine andere Richtung und entfernen sich voneinander. Bis sie ein Buch finden, welches sie vielleicht retten kann. In diesem Buch werden Themen verarbeiten die nicht leicht zu umschreiben und zu beschreiben sind. Trauer, Erwachsenwerden und das Verhältnis zu materiellen Dingen. Für mich ist dieses Buch mitreissend, herzerwärmend und einzigartig. Es ist ein Buch, welches mit liebenswerten Protagonisten auskommt. Diese haben einige Dinge zu bewältigen, bis sie sich finden. Ich fand die Geschichte einzigartig und kann das Buch nur empfehlen zu lesen.

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Ein außergewöhnliches, kreatives Buch, das einen ganz eigene Erzählart.
Annabelles Mann Kenji stirbt plötzlich bei einem Unfall und sie versinkt immer mehr in Trauer und in dem Chaos aus Gegenständen, die sich in ihrem Haus anhäufen. Ihr junger Sohn Benny hat ganz eigene Probleme: er beginnt nach dem Tod seines Vaters die Stimmen von Gegenständen zu hören. Die beiden sind komplett überfordert von der Situation und brauchen die Hilfe eines Buchs, um wieder die Kontrolle über ihr Leben zu bekommen.
Ein Buch für Buchliebhaber!

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Dieses Buch hat mich auf einem turbulenten Flug nahezu gerettet. Der flaue Magen war vergessen, sobald die ersten Seiten gelesen waren. Der Aufbau der Geschichte und die Charaktere haben mich sofort überzeugt, sodass ein Weglegen des Buchs eigentlich unmöglich ist.

„Die leise Last der Dinge“ ist kein Buch über Minimalismus oder gar gegen Kapitalismus. Es ist vielmehr ein Buch über Außenseiter, der Umgang (oder auch Nicht-Umgang) mit Verlust und Ängsten und über die große Frage danach, was eigentlich real ist. Denn Benny hört Stimmen – zunächst hört er nur eine, nämlich die seines verstorbenen Vaters. Doch dann hört er immer mehr Stimmen, sie nehmen überhand, sind unkontrollierbar. Und das verwirrende daran: Es sind die Stimmen von Dingen und nicht von Menschen. Benny kann sich keinem erklären, er tut seltsame Sachen, die die Dinge ihm aufzwängen und gerät somit in eine schlechte psychische Verfassung.

Doch auch Annabelle, Bennys Mutter, hat ihre Geschichte mit den Dingen. Denn bei ihr häufen sich die Dinge an, grenzenlos und – ebenso wie bei Benny – unkontrollierbar. Dinge geben Trost, aber sie belasten auch. Und in diesem Zwiespalt befindet sie sich – zusätzlich in großer Sorge um Benny. In gewisser Weise wird der Zustand der beiden immer tragischer, bis das komplette Chaos ausbricht. Dennoch bekommen wir immer wieder Lichtblicke und Situationen, in denen die beiden an Stärke gewinnen. Diesen Weg mitzugehen, hat wirklich Freude gemacht.

Eine Besonderheit: Die Geschichte wird von dem Buch selbst erzählt, unterbrochen von kurzen Antworten von Benny selbst. Hört sich erstmal kitschig an, funktioniert aber wirklich gut.

Das Buch ist voll von Figuren, die oftmals abseits der Gesellschaft stehen: Aussteiger, Obdachlose, Behinderte, psychisch Kranke … Ich finde es interessant, dass sich jeder von ihnen seine eigene Realität geschaffen hat, in der es nicht wichtig ist, ob man außen oder innen steht. Wichtig ist, dass man überhaupt steht und neben wem! Dieser Gedanke zieht sich durch die ganze Geschichte.

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"Wenn Sie diese Zeilen lesen, sind Sie wahrscheinlich sehr unzufrieden mit Ihrem Leben. Sie wollen es ändern, aber Sie fühlen sich so überfordert, dass Sie gar nicht wissen, wo Sie anfangen sollen."

Fühlen Sie sich, zumindest ansatzweise, erkannt? Haben Sie Angst, dass das wieder einer dieser zahllosen Ratgeber ist, wie Sie Ihr Leben ändern können? Glauben Sie schon längst nicht mehr an Veränderung? Dann ist Die leise Last der Dinge vielleicht genau die richtige Lektüre für Sie.

Denn aus diesem Roman, geschrieben von der amerikanischen Zen-Priesterin Ruth Ozeki, stammen diese Zeile – genau genommen aus einem Buch im Buch, das den Titel Zen oder die Kunst, deine Wohnung und dein Leben aufzuräumen trägt. Eine Zen-Nonne hat es geschrieben, um im Verlauf des Romans im Auftrag ihres Verlages auf eine Lese- und Filmreise nach Amerika aufzubrechen und dort irgendwann der in schwierigen Verhältnissen lebenden Annabelle zu begegnen, deren Leben nach dem Tod ihres Klarinette spielenden, aus Korea stammenden Mannes zu implodieren droht ...

Puh. Ruth Ozeki hat sich eine Menge vorgenommen. Ihren Auftritt haben darüber hinaus Walter Benjamin, Jorge Luis Borges, ein Junge, der Stimmen hört wie in einem Roman von Stephen King, und ein Mädchen, das den Namen das Aleph (aus einer Geschichte von Borges) trägt. Nicht zu vergessen, spricht das Buch selbst über die Welt aus Sicht der Bücher.

Im Original trägt Ozekis Roman den anspruchsvollen Titel The Book of Form and Emptyness. Es scheint, als wolle das Buch im Bücherregal einfach ziemlich nah bei den Klassikern des Zen stehen. Tatsächlich stellt Die leise Last der Dinge auf einer seiner vielen Ebenen die Frage danach, wie aus der Leere Wirklichkeit entsteht und wie wirklich unsere Wirklichkeit eigentlich ist.

"Ist es seltsam, in einem Buch auf ein weiteres Buch zu stoßen?"

Ruth Ozeki: Die leise Last der Dinge. Übersetzung von Andrea von Struve und Petra Post. Eisele Verlag, München 2022

Tatsächlich ist das sich selbst kommentierende Buch zunächst eine etwas anstrengende Erfindung; vieles, so mein Gefühl, brauche ich als Leser nicht so explizit vorgekaut und reflektiert zu bekommen. Doch im Laufe der Handlung greift "das Buch" immer wieder entschieden in die Welt dieser Erzählung ein (oder eben nicht), und so bekommt man einen Geschmack davon, wie (erzählte) Realität entsteht.

Es beginnt wie in einem modernen Märchen à la Haruki Murakami: Ein Jazz-Musiker wird auf offener Straße von einem Hühner-Transport überfahren. Seine Frau und sein Sohn verlieren sich in ihrer Trauer Schritt für Schritt; der Sohn Benny driftet in eine eigene Welt ab, kommt in psychiatrische Behandlung und verbringt seine Tage (und Nächte) irgendwann in der Bibliothek. Es hat seinen Reiz, wie Ozeki diesen Weg in eine Parallelwelt Schritt für Schritt nachzeichnet, wie die Grenzen der Realität sich ganz sanft verschieben. Und die Mutter? Verliert vor den Augen der Leser*innen zunehmend den sozialen und wirtschaftlichen Halt. Die zuweilen schmerzhaft zu lesende Tragödie nimmt seinen Lauf. Bis kurz vor Schluss fragt man sich: Wird das je wieder gut?

Das ist die Stelle, wo die Macht der Bücher, des Erzählens, der Phantasie ins Spiel kommt. Und wir zuschauen dürfen, wie die Wirklichkeit sich verändern lässt. Welche Kraft steckt in Geschichten? Ruth Ozeki packt eine Überdosis Konstruktivismus in ihren Roman und zeigt: Die Macht der Wörter und der Gedanken ist überaus real.

Mir geht es dabei allerdings ein wenig wie im Vorgängerroman Geschichte für einen Augenblick. Neben sehr subtilen, poetischen Momenten stehen recht plakative Aussagen. Und in ihre Geschichte über Form und Leere möchte Ozeki so ziemlich alles packen, was in der Gegenwart an Themen relevant scheint (bis hin zum Klimawandel und der kaum verschleierten Trump-Wahl 2016). Am Ende steckt dann so viel zwischen den Ebenen und Meta-Ebenen dieses Buches, dass all das für mich nicht so recht zusammenfindet – und auch der Schluss angesichts des lange aufgebauten Spannungsbogens nicht ganz überzeugt. Gerade angesichts der eminent politischen Dimension des Themas Macht der Sprache hätte ich mir wesentlich mehr Prägnanz gewünscht.

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Ich hatte erst überlegt das Buch nach ca 150 S. abzubrechen,da ich nicht damit klar kam, dass die Geschichte aus der Sicht von Bennys Buch erzählt wurde. Außerdem fand ich es sehr befremdlich dass Gegenstände zu Benny sprachen und er sie hören konnte.
Glücklicherweise habe ich am nächsten Tag weiter gelesen und plötzlich war ich drin. Es ist eine sehr traurige,aber auch sehr schöne Geschichte über Benny (14 Jahre) und seine Mutter, die ganz unterschiedlich über den Verlust des verunglückten Vaters trauern. Sie kriegen es beide vom Schicksal wirklich knüppeldick , können sich aber selber und mit Hilfe von unerwarteten Freunden aus der Misere rauskämpfen.Ein schönes feel-good-book mit sehr ernstem Hintergrund.
Klare Leseempfehlung!

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"Die leise Last der Dinge" ist ein ganz besonderes und in der Tat "leises" Buch. Es hat mir im Großen und Ganzen wirklich gut gefallen, war mir aber insgesamt zu lang bzw zu langsam. 3,5 Sterne.

Die Geschichte ist wundervoll durchdacht und die Autorin hat einen tollen Schreibstil, der mich stellenweise sehr berührt hat. Die Charaktere sind toll ausgearbeitet und dabei sehr unterschiedlich mit all ihren Eigenschaften und Persönlichkeiten. Sie alle haben ihre Last zu tragen, und das macht das Buch stellenweise wirklich schwer zu lesen - schwer insofern, dass man als Leser*in aufpassen muss, sich nicht zu doll runterziehen zu lassen.

An dieser Stelle sind ein paar Triggerwarnungen angebracht. Es geht viel um psychische Krankheiten, Medikamente, Klinikaufenthalte und auch Drogen und selbstverletzendes Verhalten werden angesprochen. Sensiblen Leser*innen kann ich hier nur ans Herz lesen, beim Lesen auf sich zu achten.

Trotzdem oder gerade deshalb ist das Buch wirklich schön. Es geht um Benny und seine Mutter, aber auch darum, sein Leben mit allen Hindernissen zu meistern und seinen Platz in der Welt zu finden. Es geht um Bücher und Geschichten, die erzählt werden möchten, um ungewöhnliche Freundschaften und um den Tod.

Benny habe ich total ins Herz geschlossen. Er ist ein wunderbarer Charakter, mit dem ich sehr sympathisiert habe und den ich oft sehr gut nachvollziehen konnte. Auch seine Mutter Annabelle mochte ich auf eine seltsame Weise. Sie tat sie mir unglaublich Leid und gleichzeitig hätte ich sie ohrfeigen können!

Zwischendurch passierte aber leider zu wenig und ich habe sehr lange für das Buch gebraucht. Ein paar Seiten weniger hätten das Ganze vielleicht leichter gemacht. Trotzdem habe ich nie das Interesse verloren. "Die leise Last der Dinge" ist nicht direkt spannend, aber trotzdem irgendwie packend und ich werde noch lange darüber nachdenken.

Empfehlen würde ich das Buch denen, die auf der Suche nach etwas wirklich Besonderem sind und sich gerne mit schwierigen, emotionalen Themen beschäftigen. Wer durchhält, wird auf jeden Fall belohnt!

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Ein Werk, das den Leser ab dem 1. Wort bzw. dem 1.Satz packt, umarmt und schweren Herzens, aber mit gutem Gefühl, am Schluss los lässt. Eine bezaubernde Geschichte über Verlusst, das Finden von sich selbst und den Blick auf die kleinen Dinge, die das Leben liebenswert machen. Einfach nur großartig und zu Recht auf der "Shortlist Womens Prize for Fiction"!

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Heute möchte ich ein ganz außergewöhnliches Buch vorstellen, sowohl im Bezug auf den Inhalt, als auch hinsichtlich der Erzählperspektive.

Seit sein Vater gestorben ist, hört der Teenager Benny Stimmen. Allerhand Gegenstände sprechen zu ihm, so auch ein Buch:

"Bücher können Menschen nicht zwingen, etwas zu tun. Wir können lediglich einen Rahmen vorgeben - etwas über die Hintergrundgeschichte verraten, ein mögliches Ende andeuten, vielleicht sogar ein oder zwei Vorschläge machen -, aber in der Regel warten wir nur ab, für was ihr euch entscheidet. Wir warten, wir hoffen, und wenn wir Daumen hätten, würden wir sie drücken."

Auch Bennys Mutter wirft der Tod ihres geliebten Mannes völlig aus der Bahn. Sie fängt an Dinge zu horten und zu sammeln und das Haus vermüllt zunehmend. Halt gibt ihr ein kleines Büchlein, in dem es um Zen und Aufräumen geht. Wie durch Zauberhand taucht dieses kleine Buch immer dann auf, wenn Annabelle besonders verzweifelt ist. Wir als Leser*innen dürfen auch Passagen aus diesem Buch lesen und miterleben, wie das Gelesene sich auf Bennys Mutter auswirkt. In manchen Kapiteln kommt auch Benny selbst zu Wort und kommentiert seine eigene Geschichte. Aber keine Sorge, das klingt jetzt zwar ein wenig verwirrend, aber mir hat das Buch in erster Linie wegen des Erzählstils sehr gefallen, dadurch war es für mich kurzweilig und außergewöhnlich.

Die Autorin verpackt in dieser Geschichte Themen wie Trauer, Psychische Erkrankungen, Hochsensibilität und Buddhismus. Die Liebe zu Büchern spielt ebenfalls eine große Rolle und zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Bücher können eine Stütze sein und Bibliotheken ein Rückzugsort.

Keine Frage, auf das Buch muss man sich einlassen, weil es Ecken und Kanten hat und man es nicht einfach so weglesen kann. Ich finde, es lohnt sich.

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Ein wirklich wundervolles Buch voller Gefühl und mit Aufmerksamkeit auf die kleinen Dinge um uns herum.
Benny ist 10, als ehr zum ersten Mal die Stimmen hört. Es sind die Stimmen der alltäglichen Dinge um ihn herum. Sein Vater wurde ein Jahr zuvor von einem Hühnerlaster überfahren und Benny konnte von seinem Schlafzimmerfenster aus den Toten Vater liegen sehen. Auch Bennys Mutter leidet unter dem Verlust und auch unter der Tatsache, das ihr kleiner Sohn immer größer und älter wird. Sie flüchtet sich mit ihren Gedanken in die Vergangenheit, legt an Gewicht zu und lässt das Haus immer mehr und mehr zu müllen. Benny lernt unterdessen neue und etwas merkwürdige Freunde kennen. Einmal das Alef welcher er in der psychiatrischen Einrichtung kennenlernt, in welche er nach einem fast Angriff auf seine Lehrerin (die Schere wollte zustechen, nicht Benny) ein paar Wochen verbringt, so wie den Obdachlosen Flaschensammler, meistens F Mann genannt. Welcher ihn in der Bücherei, in der er die meiste zeit der Ferien verbringt, anspricht und nachher noch einmal vom Alef vorgestellt wird, da es den F Mann als großen dichter und Künstler ansieht.
Benny und seine Mutter geraten immer öfter aneinander, da sie einander nicht verstehen, doch gemeinsam schaffen die beiden es aus ihrer Krise.
Das Buch hat mir mit seinen verschrobenen Charakteren und einem ungewöhnlichen Helden sehr gut gefallen.
Benny ist ein toller Protagonist und ich konnte dem Krankheitsverlauf gut folgen und auch in Annabelle konnte ich mich gut hineinversetzen, der schmerz über den Verlust und auch die Hoffnung und Energie, die ihr der E-Mail Austausch mit der Autorin des Aufräumbuches gibt, sind quasi spürbar.
Am Ende ist nicht alles gut, aber das muss es auch nicht. Manchmal reicht es aus, wenn es einfach nur okay ist, oder eben besser als vorher.

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Eine außergewöhnliche Geschichte

Als ich dieses Buch gesehen habe, hat mir das Cover sofort gefallen und als ich dann auch noch den Klappentext gelesen habe, der mich so richtig neugierig gemacht hat, musste ich das Buch unbedingt lesen.

Es geht in diesem Roman um Verlust und Trauer, ums Erwachsenwerden und psychische Probleme, um das Verhältnis zu materiellen Dingen und es gibt viele wichtige Lebensweisheiten. Mich hat diese Geschichte oft zum Nachdenken angeregt und ich habe während des Lesens so einige Charaktere kennengelernt, die von der Gesellschaft als Außenseiter betrachtet werden. Zum Inhalt möchte ich hier gar nicht viel verraten, um niemandem etwas vorwegzunehmen, aber wer sich mal auf eine außergewöhnliche Geschichte einlassen möchte, dem kann ich dieses Buch nur empfehlen. Es gibt ein paar Längen, die mich aber nicht gestört haben und es ist auch manchmal etwas vorhersehbar, doch für mich war diese Geschichte sehr lesenswert.

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