Janowitz

Roman

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Erscheinungstermin 24.08.2021 | Archivierungsdatum 03.01.2022

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Zum Inhalt

Sommer 1914. In Janowitz, einem mittelböhmischen Schloss, treffen zwei prominente Autoren aufeinander: Rainer Maria Rilke, Lyriker und Romancier, und Karl Kraus, scharfzüngiger Herausgeber der Zeitschrift "Die Fackel". Die beiden kennen sich. Sie pflegen zueinander eine Haltung aus Respekt und Missgunst. Den Anlass dazu liefert ihnen Sidonie von Nádherný. Sie ist schön, hochgebildet, weitgereist, sie will sich emanzipieren, was ihr in manchem gelingt, doch die Konventionen ihrer Herkunft kann sie nicht abstreifen. Die beiden Literaten werben um ihre Gunst. Kraus ist ihr heimlicher Geliebter, der sie auch heiraten möchte. Rilke erfährt davon. Eindringlich warnt er Sidonie vor der ehelichen Verbindung mit einem Juden, und sie hört auf ihn.
Der Erste Weltkrieg bricht aus, von Rilke bejubelt, von Kraus radikal abgelehnt. Der schreibt darüber sein ausuferndes szenisches Werk "Die letzten Tage der Menschheit", Sidonie hilft ihm dabei. Sie lebt weiterhin mit ihm, die Beziehung zu Rilke gibt sie nicht auf. Ihr Verlöbnis mit dem italienischen Aristokraten Guicciardini hat sie bereits zu Kriegsbeginn beendet, ihre spätere Ehe mit dem Arzt Max Thun wird scheitern. Rilke stirbt. Kraus stirbt. Es wird einsam um sie. Inständig widmet sie sich der Pflege ihres Parkgartens und den Nachlässen der beiden Dichter, bevor die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs und der nachfolgenden Machtübernahme durch die Kommunisten ihre Welt von Grund auf verändern.

Sommer 1914. In Janowitz, einem mittelböhmischen Schloss, treffen zwei prominente Autoren aufeinander: Rainer Maria Rilke, Lyriker und Romancier, und Karl Kraus, scharfzüngiger Herausgeber der...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Hardcover
ISBN 9783955102562
PREIS 22,00 € (EUR)

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Tiefe und Dichte

Nach mehr als 10 Jahren kehrt Rolf Schneider erfreulicherweise mit einem neuen Roman zurück.Mit Janowitz, dem Schloß in der Tschechei, dass vor und nach dem ersten Weltkrieg viele bekannte Künstler und Schriftsteller beherbergte, hat Rolf Schneider sein Thema gefunden. Er taucht mit seinen bemerkenswerten literarischen Mitteln tief darin ab und als Leser kann man ihn begleiten. Der Text hat Tiefe und Dichte.
Handelnde Figuren sind der Schriftsteller Rainer Maria Rilke und Karl Kraus.
Gastgeberin im Schloß Janowitz ist die adelige Sidonie Nádherný von Borutin, die mit Rilke befreundet ist und Karl Kraus liebt. Die beiden Männer sind sehr unterschiedlich. Ich glaube, der Autor zeichnet einen angemessenes Porträt von ihnen und auch Sidonie ist eine sehr beeindruckende Figur.

Rolf Schneider gelingt es meisterhaft, einen Ort und eine Zeit und deren Stimmungen zu zeigen.

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REZENSION – Zwölf Jahre nach seinem Roman „Marienbrücke“ (2009), gefolgt von mehreren Sachbüchern, hat Schriftsteller Rolf Schneider (89) im August mit „Janowitz“ eine wunderbare Romanbiografie im Osburg Verlag veröffentlicht, die sowohl literaturgeschichtlich Interessierten als auch Freunden historischer Romane gleichermaßen gefallen dürfte. Vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund des politischen Wandels in Böhmen mit Beginn des Ersten Weltkriegs, dem Zusammenbruch des Habsburger Kaiserreichs, die Jahre der tschechischen Republik, dem Einmarsch deutscher Truppen bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs behandelt der Roman im Kern den Jahre andauernden Konkurrenzkampf zweier Schriftsteller, des Lyrikers und Romanciers Rainer Maria Rilke (1875-1926) und des Journalisten und Literaturkritikers Karl Kraus (1874-1936), von 1899 bis 1936 Herausgeber der satirischen Zeitschrift „Die Fackel“, um die Gunst der um Unabhängigkeit und Emanzipation bemühten böhmischen Adligen und Salonnière Sidonie Freiin Nádherná von Borutín (1885-1950) auf Schloss Janowitz im Süden Prags.
Beide Literaten kennen sich, treffen sich auch bei Besuchen auf Schloss Janowitz, halten aber respektvollen Abstand voneinander im Wissen um ihre Konkurrenz und gegenseitige Missgunst: „Rilke empfand die Anwesenheit des zwei Jahre älteren Kraus als eine lästige Störung, da er selbst es gewohnt war, im gesellschaftlichen Mittelpunkt allein zu stehen. Kraus beanspruchte das Interesse der anderen durch seine bloße Anwesenheit.“ Beide widmen der zehn Jahre jüngeren Sidonie romantische Verse, doch beider Verhältnis zu ihr ist so unterschiedlich wie ihr Charakter: Rilke mit Sympathie für die Aristokratie, begrüßt 1914 den Beginn des Weltkriegs, ist im Grunde aber unpolitisch. Nicht nur in seinen Ansichten, auch literarisch bildet er den Gegenpol zu Nebenbuhler Kraus, der als überzeugter Pazifist Rilke als „uniformtragenden Neurastheniker“ verachtet und als scharfzüngiger Literaturkritiker bei vielen verhasst ist. „Kraus' Prosa war gelenkig, doch fehlte ihr jene Behutsamkeit, die ihm, Rilke, im Übermaß zur Verfügung stand.“ Kraus wiederum „entschloss sich, das aufwendige Wortgeklingel des Dichters endgültig nicht zu mögen.“
Der Romantiker Rilke, voller Verehrung für die junge Baroness, ist für sie nur „ihr erster, ihr wahrer Freund“ und ein bewundernswerter Lyriker. Mit Kraus pflegt sie dagegen eine sexuelle Beziehung, lehnt aber seinen Heiratsantrag ab. Einerseits folgt sie damit dem Selbstverständnis ihrer aristokratischen Herkunft, nur einen Adligen heiraten zu dürfen, andererseits folgt sie auch der Warnung Rilkes vor der Heirat mit einem Juden: „Es ist das Jüdische an Karl Kraus, Sidie, was sein Stil ist und was allein seine Wirkung macht und seinen Erfolg.“ Kraus ist verbittert: „Sie wollte ihn herabstufen zu einem Gesellschafter für ihre kulturellen Bedürfnisse, vergleichbar Rilke oder dem sogar noch nachgeordnet.“
Schneiders Roman „Janowitz“ schildert ein höchst interessantes Kapitel deutscher Literaturgeschichte, sowohl spannend als auch unterhaltend zu lesen. Wer meint, Literaturgeschichte sei nur etwas für wissenschaftlich Interessierte, wird mit dieser empfehlenswerten Romanbiografie eines Besseren belehrt. Auch wer Biografie und Werke beider Literaten nicht kennen sollte, braucht sich vor der Lektüre von „Janowitz“ nicht zu scheuen, lernt er doch beide in ihrem Charakter und ihren wichtigsten Werken in Schneiders Romanbiografie ausreichend kennen – den Lyriker Rainer Maria Rilke mit seinen Versen und den Zyniker Karl Kraus mit seinen satirisch-kritischen Kommentaren. Nicht weniger interessant als Charakter ist beider Freundin Sidonie: Mit ihrem tragischen Lebensverlauf bis hin zur 1948 erfolgten Enteignung des Schlosses Janowitz kann die in jungen Jahren als Salonnière von Künstlern Umschwärmte und als Frau von Männern Verehrte - am Ende eines erfolglosen Kampfes um Selbstständigkeit und Unabhängigkeit schließlich in Armut und Einsamkeit lebend – im Alter als Frau nur bemitleidet und als Symbol für den Untergang der Habsburger Monarchie und des österreichischen Adels gesehen werden.

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Dieses Buch hat mich von Seite zu Seite mehr gefesselt. Das liegt an Rolf Schneiders wunderbarem Stil, mit nüchterner Sprache und effektvoll gesetzten Wiederholungen. Doch erzeugt genau das einen melancholischen, oft aber auch amüsanten Ton. Nichts ornamenthaft Geschöntes stört den Lesefluss, der Autor bewertet seine Protagonisten nicht. Und das ist so gut und macht den Roman dadurch umso eindrücklicher.

Janowitz, das ist das Schloss der Nádherný von Borutin in Böhmen. Die Schlossherrin, Sidonie von Borutin, hat häufig illustre Gäste zu Gast – Musiker, Intellektuelle, Literaten Auch Rainer Maria Rilke und der Herausgeber der „Fackel“, Karl Kraus, sind oft zu Gast. Sie buhlen beide um die schöne Sidonie – und sind sie nicht beide geeignete Heiratskandidaten? Doch der unstete Rilke ist noch mit Clara Westphal verheiratet und steht mit vielen Frauen in Kontakt. Finanzielle Unterstützung bekommt er hauptsächlich durch wohlsituierte, meist adlige Damen. Ob das so bliebe, würde er sich neu verheiraten? Sidonie fühlt sich mehr Karl Kraus verbunden, doch er ist Jude und ist für die von Borutins kein standesgemäßer Ehekandidat. Zwar erscheint Sidonie durchaus als freidenkend-handelnde Frau, sie will unabhängig und selbstbestimmt leben, doch bleibt sie unentschlossen und letztendlich in Konventionen gefangen. Dann bricht der erste Weltkrieg aus und verändert alles.

Ausgehend von dieser Dreieckskonstellation in Zeiten diverser politischer Umbrüche erzählt Rolf Schneider die Geschichte des Schlosses und seiner Bewohner und Gäste im Zeitraum von 1913 – 1948. Mir gefällt insbesondere die Darstellung des Umfelds von Karl Kraus, mit Caféhauskultur, den Freunden Adolf Loos, Peter Altenberger und anderen Künstlern und Intellektuellen.
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und kann es allen an Geschichte und Literatur Interessierten ganz unbedingt empfehlen.

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