Der Dichter und der Neonazi

Erich Fried und Michael Kühnen – eine deutsche Freundschaft

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Erscheinungstermin 23.01.2021 | Archivierungsdatum 15.04.2021

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Zum Inhalt

21. Januar 1983: Eine unwahrscheinliche Begegnung bahnt sich an. Michael Kühnen – Wortführer der Neonazi-Szene – und Erich Fried – jüdischer Dichter und glühender Antifaschist – sollten sich in einer Fernsehtalkshow begegnen. Doch kurzfristig wurde Kühnen ausgeladen. Die Überraschung war groß, als gerade Fried erklärte, dies sei ein Fehler gewesen. Es war der Beginn einer unglaublichen, ja verstörenden Freundschaft. Thomas Wagner erzählt die verblüffende Geschichte, wie aus einer unerwarteten Wendung ein über Jahre andauernder Austausch entstand. Die ungleiche Beziehung zwischen dem verurteilten Neonazi und besessenen Hitlerverehrer und dem Dichter, dessen Großmutter in Auschwitz ermordet worden war. Wagner nähert sich dabei einer der zentralen gesellschaftspolitischen Fragen unserer Zeit an: Wie soll man umgehen mit dem Wiedererstarken des Faschismus in Deutschland, Europa und der Welt? Zudem lernen wir zu seinem 100. Geburtstag Erich Fried neu kennen: als einen Linken, der unverbrüchlich an die Möglichkeit des politischen Austauschs zwischen Links und Rechts glaubte. Als den Verfechter einer offenen Streitkultur, die auch dort nicht zurückschreckt, wo radikale, teils schwer zu ertragende Positionen aufeinandertreffen.

21. Januar 1983: Eine unwahrscheinliche Begegnung bahnt sich an. Michael Kühnen – Wortführer der Neonazi-Szene – und Erich Fried – jüdischer Dichter und glühender Antifaschist – sollten sich in einer...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783608983579
PREIS 20,00 € (EUR)
SEITEN 176

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Aus einer Biographie über Erich Fried dachte ich, schon fast alles über ihn zu wissen. Dass er Jude ist, wusste ich; doch dass er mit einem Neonazi befreundet war, wusste ich nicht. Welche Überraschungen hält er noch bereit?

In „Der Dichter und der Neonazi“ berichtet Thomas Wagner von einer mehr als ungewöhnlichen Freundschaft, nämlich zwischen einem Juden, Linken und Antifaschisten mit einem bekennenden Neonazi. Was schon hier ungewöhnlich klingt, wird nicht weniger bemerkenswert, wenn man dazu sagt, dass es um Erich Fried und Michael Kühnen geht – beide mit Sicherheit „schillernde Personen“. Kennengelernt haben sich die beiden, weil Fried sich beschwerte, dass Kühnen aus einer Talkshow ausgeladen wurde, in der sich die beiden begegnet wären. Aus dieser Reaktion entspann sich im Anschluss dann ein langjähriger Austausch, ja, geradezu eine Freundschaft. Was unwirklich, ja verstörend klingt, zeigt einen Weg aus vielen Miseren dieser Zeit.

Das Buch wird vermutlich keine große Leserschaft finden – verdiente sie aber so dringend: Zunächst einmal ist die Geschichte schlicht verblüffen und damit erzählenswert. Ein Mensch, dessen Großmutter in Auschwitz ermordet wurde und ein glühender Hitleranhänger sind Freunde. Gerade fällt mir auf, was für ein großartiger Filmstoff das wäre. Doch abgesehen von dieser Geschichte leistet das Buch noch mehr: Es zeigt, was Diskurs und Auseinandersetzung mit anderen, Geltenlassen anderer Meinungen alles bewirken kann. All das hat auch mit Respekt zu tun, damit, „Fremdes auszuhalten“, einer Fähigkeit, an der es vielen heute zu mangeln scheint. So erfährt man dann quasi nebenbei auch, wie man dem wiederauflebenden Faschismus bzw. Extremismus in der Welt begegnen könnte. Das klingt gewichtig und folglich potentiell schwer lesbar, ist es aber nicht. Und obgleich ich glaubte, Fried schon ganz gut zu kennen, hat das Buch mir die Augen nochmals geöffnet. Lesenswert!

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Eine ungewöhnliche Freundschaft

Der Relevanz der Thematik dieses Buches liegt gerade heutzutage für mich auf der Hand. Zwar ist die Beziehung zwischen dem linken, jüdischen Dichter Erich Fried und einem damals bekannten Neonazis schon lange zurück, in der zweiten Hälfte der Achtziger Jahre, aber die Problematik ist immer noch ungelöst.
Mit Rechten reden! Soll man das und wenn ja, wie.
Ist ein offen geführter Streit der bessere Weg?

Erich Fried war bereit dazu und stand in einem freundschaftlichen Begegnungen und Briefwechsel mit einem Neonazi. Das ist natürlich erstaunlich, denn Fried musste selbst damals fliehen und einige seiner Familie wurden vergast.
Daher stieß diese „Freundschaft“ auf ein gewisses Unverständnis.

Um Hintergrunde zu beleuchten schreibt der Autor dieses Buches, Michael Wagner, auch über Erich Fried Kindheit/Jugend und schriftstellerische Karriere.
Auch das zweifelhafte Leben samt Gefängnisaufenthalten des verblendeten Neonazi Michael Kühnen werden erläutert.
Weiter bleibt aber die freundschaftliche Beziehung der beiden ein Rätsel, doch Michael Wagner findet schlüssige Zusammenhänge.

Teil des Buches ist auch den Geist der Zeit zu zeigen, beispielsweise den heißen Herbst im Jahr 1983.

Es ist alles andere als ein trockenes Buch und für mich war es interessant.

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Neben der Darstellung der Lebensläufe beider Männer schafft Thomas Wagner etwas weiteres: er schafft Verständnis für diesen wichigen Diskurs, der vielleicht gerade heute wieder aktuell ist wie lange nicht mehr. Denn trotz ihrer sehr verschiedenen politischen und sozialen Ausrichtungen, schrieben sich beide Männer respektvolle Briefe. Besonders Fried betont immer wieder die gegensätzliche Meinung der beiden, aber auch, wie wichtig er es findet, sich gerade deshalb auszutauschen.

Ein kleines, aber dringend lesenswertes Buch über eine erstaunliche Vergangenheit von erschreckender Aktualität.

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Thomas Wagner stellt in dem Buch „Der Dichter und der Neonazi“ die besondere Beziehung zwischen den österreichischen Autor Erich Fried und dem deutschen Neonazi Michael Kühnen dar. Dies waren zwei Menschen, die sich von der grundlegenden politischen Denkweise eigentlich spinnefeind hätten sein müssen. Seltsamerweise entwickelte sich aber nach einem TV-Auftritt Frieds, zu dem Kühnen ebenfalls ein- aber auch wieder ausgeladen war, eine Art Freundschaft.

Wagner versucht, über die veröffentliche Korrespondenz die Hintergründe dieser eigenartigen Freundschaft zu erleuchten. Dies kann heutzutage nur noch über die Interpretation der geschriebenen Worte stattfinden, so dass immer auch eine persönliche Note des Autors einfließen muss. Mir scheint, dass vor allem die Gutgläubigkeit Frieds für die Beziehung ausschlaggebend war. Dies wird zwar grundsätzlich gut dargelegt, mir als Leser fehlt aber trotzdem der letzte Impuls, dies auch alles nachvollziehen zu können. Wahrscheinlich aber, weil für mich persönlich ein freundschaftlicher Kontakt zu einem Neonazi generell unverständlich ist.

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