Sommer bei Nacht

Roman

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Erscheinungstermin 13.02.2020 | Archivierungsdatum 01.08.2020

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Zum Inhalt

PREISTRÄGER des Radio Bremen Krimipreis 2020

Was geschieht, wenn das Unfassbare geschehen ist?
Ein Kind verschwindet. Dabei hat seine Mutter den Jungen nur für wenige Momente aus den Augen gelassen. Die Ermittlungen beginnen und schnell stößt die Polizei auf Verbindungen zu einem weiteren vermissten Jungen. Zum Auftakt seiner neuen Reihe erzählt Krimipreisträger Jan Costin Wagner eine spannungsgeladene Geschichte auf einmalig einfühlsame und literarisch meisterhafte Weise.
Die Ermittler Ben Neven und Christian Sandner machen sich auf die Suche nach dem fünfjährigen Jannis. Zeugen erinnern sich, dass ein Mann mit einem Teddybär auf dem Arm das Kind während des Flohmarkts in der Grundschule angesprochen hat. Schnell wird Ben und Christian klar, dass sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten. Und nicht nur das: es scheint einen direkten Zusammenhang mit der nie aufgeklärten Entführung eines weiteren Kindes in Österreich zu geben. Die beiden Polizisten stoßen auf finstere Abgründe.
Jan Costin Wagner verarbeitet gleich mehrere brisante gegenwärtige Themen und rührt dabei tief an in uns allen schlummernden Ängste. Doch das Wagnis gelingt – weil Wagner den Spagat zwischen Empathie und Zurückhaltung beherrscht und literarische Kriminalromane schreibt wie kaum jemand sonst.

"Jan Costin Wagner schreibt psychologische Romane, die auch noch spannende Krimis sind. Kein deutscher Autor kann das so gut wie er. Beneidenswert." Matthias Brandt zu "Sommer bei Nacht"

"Jan Costin Wagner schreibt Bücher nach meinem Geschmack. Ich bewundere schon lange, wie mühelos er es schafft, mich immer wieder in seine Geschichten hineinzuziehen. Seine Romane leben von den Figuren, die sich in einer melancholischen Grundhaltung gegen das Schicksal behaupten. Ich mag alle seine Bücher." Bjarne Mädel

PREISTRÄGER des Radio Bremen Krimipreis 2020

Was geschieht, wenn das Unfassbare geschehen ist?
Ein Kind verschwindet. Dabei hat seine Mutter den Jungen nur für wenige Momente aus den Augen gelassen...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783869712086
PREIS 18,69 € (EUR)
SEITEN 320

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Jan Costin Wagner hat einen besonderen und gehobenen Schreibstil. Viele kurze Sätze, teils stakkatoartig. An diesen Schreibstil muss man sich erst einmal gewöhnen.

Die einzelnen Kapitel werden aus verschiedenen Perspektiven wiedergegeben.
Diese Perpektivwechsel bringen Abwechslung in den sonst eher ruhigen Ablauf der Geschichte, die aber im Laufe des Buches an Spannung aufnimmt.
Am Ende läuft alles authentisch zusammen, lässt für mich aber zu viel gedanklichen Freiraum und zu viele offene Fragen.

Fazit: Liebhaber von literarisch wertvollen Romanen kommen hier sicher auf ihre Kosten. Ich persönlich habe mich etwas schwer getan, wenn die Story auch interessant war.

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Mitten aus dem Gewimmel eines Schul-Flohmarkts verschwindet Jannis, der jüngere Bruder der Schülerin Sarah. Zeugen werden später aussagen, dass sie kurz zuvor einen fremden Mann beobachtet haben, der nicht zur Schul-Familie gehört und sich zugleich so unauffällig in der Menge bewegen konnte, dass niemand Verdacht schöpfte. Die Ermittler der Kripo Wiesbaden müssen sich in die Gedankenwelt ihrer jungen Zeugen versetzen und zunächst lernen, die Beobachtungen von Kindern richtig zu lesen. Der Austausch mit seinem pensionierten Kollegen Landmann vermittelt Ben Lederer schließlich Landmanns bildhafte Vorstellung vom Auftreten des Täters und von dessen Umfeld. Beides kann Ben lange nicht in die übrigen Hinweise einordnen. Landmann denkt so bildhaft, wie die Ermittler im Umgang mit Kindern selbst denken müssten. Als sich Verbindungen zu einem ähnlichen Fall in Österreich ergeben, läuten bei den Ermittlern die Alarmglocken. Was haben ein Flohmarkt für Kinderartikel und ein Rummelplatz als Tatorte gemeinsam – und welchen Einfluss hat es auf Ermittlungen, wenn Eltern eines Entführungsopfers einen Asylantrag gestellt haben?

Jan Costin Wagner lässt seine Leser direkt in die Gedankenwelt von Tätern, Opfern und Zeugen blicken. Schon im ersten Handlungsstrang hatte ich den Eindruck, dass die betreffende Person den Lesern damit mehr über ihre Emotionen und Motive preisgibt, als gut für sie ist. Da die Ermittler weniger wissen als die Leser, folgt man mit höchst ungutem Gefühl Ben und Christian bei ihrer Arbeit und erhält tiefen Einblick in die Psyche der Kriminalkommissare. Einsatzleiter Christian Sandner beschäftigt sich in Gedanken mit dem Tod. Er „hat seine Mitte verloren“, wie Kollege Ben über ihn sagt. Im Dienst agiert Christian dagegen selbstkritisch. Er ist sich z. B. bewusst, dass Zeugen in Vernehmungen in ein Rollenspiel aufgezwungen wird.

Auch wenn in diesem Roman ein Kind entführt und gefangen gehalten wird, empfinde ich die Vorgänge nicht als direkt grausam. Die Beunruhigung wächst eher subtil, je tiefer ich in die Motive der Figuren blicken kann. Da zwischen der Handlung und Straftaten an Kindern in der jüngsten Vergangenheit deutliche Bezüge herzustellen sind, sollten Betroffene mit Triggern rechnen. „Sommer bei Nacht“ ragt aus meiner Sicht heraus mit seiner Darstellung - nicht nur - kindlicher Denkweisen, die Kimmo-Joentaa-Romane haben mir jedoch besser gefallen.

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Der Schreibstil von "Sommer bei Nacht" war für mich zunächst gewöhnungsbedürftig, einmal eingelesen entwickelte das Buch aber einen ungemeinen Sog. Die Sprache ist extrem akzentuiert - kein Wort zu viel. Es wird aus der Sicht vieler Protagonisten erzählt und man springt in die Gedankenwelt der jeweiligen Person - aber nicht in deren Gefühlswelt!
Es geht um ein entführtes Kind und einen Parallelfall, der bereits etwas älter ist.

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Teddybär

Ein Mann geht, mit einem Kind, mit einem Teddybär. Kurz vor den Sommerferien waren sie zum Schulflohmarkt. Der Junge hat noch sein Spielzeug abgegeben, Mutter und Schwester redeten nur kurz mit einer Lehrerin. Und der Junge war verschwunden. Die Polizisten Christian Sandner und Ben Neven werden mit den Ermittlungen betraut. Niemand hat etwas bemerkt. Das Kind ist wie in Luft aufgelöst. Lediglich eine Überwachungskamera hat einen Mann mit einem Kind aufgenommen. Nur wenig ist auf dem Bild zu erkennen. Weitere Befragen sind zunächst ohne Erfolg. Die Ermittler entschließen sich, an die Öffentlichkeit zu gehen.

Aus den jeweiligen Blickwinkeln der handelnden Personen beschreibt dieser Roman die Suche nach einem kleinen Jungen. Dabei werden einfühlsame Einblicke in deren Innenleben gegeben. Die Familie des Jungen ist wie gelähmt. Haben Mutter und Schwester nicht genug aufgepasst? Der Vater hat es leicht, könnte man meinen. Er war beruflich unterwegs. Hat er es wirklich so leicht? Er hätte ja da sein können, so kurz vor den Ferien zu einer Schulveranstaltung. Und die Ermittler, natürlich sind sie fieberhaft bei der Sache. Aber manchmal sind sie auch abgelenkt. Niemand kann immer zu hundert Prozent konzentriert sein. Sandner wird an seine Jugend erinnert und Neven ist mit seiner Familie verwachsen. Doch nicht immer ist er ganz bei ihr.

Mit diesem Roman hat der Autor seinen Schauplatz von Finnland nach Wiesbaden gewechselt. Da ist man als Leser schon überrascht und muss sich erstmal zurechtfinden. Doch Jan Costin Wagner kann einfach schreiben. Mit manchmal nur wenigen Worten schafft er es, den Leser in die Welt der Polizisten, der Eltern und einiger anderer zu versetzen. Auch wenn nicht alles eingehend begründet wird, erfasst man doch die herrschende Stimmung. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf den Ermittlern und den Angehörigen. Denjenigen, die selbst kleinste Hinweise deuten müssen. Diejenigen, die am meisten leiden. Der Roman wirkt dabei weniger wie ein Krimi, sondern eher wie ein Stimmungsbild darüber, welche Auswirkung auf Gedanken und Gefühle sowohl der Angehörigen als auch der Ermittler das Verschwinden eines Kindes hat. Dieser etwas andere Ansatz gibt dem Buch eine besondere Note.

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Kurz vor den Sommerferien besucht die Familie noch den Flohmarkt in der nahegelegenen Grundschule in Wiesbaden-Biebrich. Nur einen Moment ist die Mutter unaufmerksam und da ist der 5-jährige Jannis auch schon verschwunden. Das einzige, was am Tatort übrigbleibt, ist ein Teddybär – der jedoch nicht Jannis gehört. Christian Sandner und Ben Neven übernehmen die Ermittlungen, die jedoch nur wenige Spuren zutage fördern. Es scheint jedoch einen ähnlichen Fall in Österreich gegeben zu haben und sie ziehen auch ihren ehemaligen Kollegen Landmann zurate, der den jungen Kommissaren üblicherweise gute Tipps geben kann. Doch der Junge bleibt verschwunden, denn der Täter und sein Mentor haben die Lage im Griff. Die Zeit rast und je mehr der Druck steigt, desto mehr müssen sich auch die Ermittler ihren eigenen Dämonen stellen.

Jan Costin Wagner ist schon seit Jahren eine feste Größe unter den deutschen Krimiautoren, mit seiner Kimmo Joentaa Reihe hat er seiner Wahlheimat Finnland ein literarisches Denkmal gesetzt, nun kehrt er nach Hessen zurück, wo er den schlimmsten Alptraum aller Eltern wahr werden lässt. Die einzelnen Kapitel begleiten die unterschiedlichen Figuren, wobei die Spannung nicht dadurch entsteht, dass man rätselt, wer der Mörder ist, dieser ist von Beginn an bekannt, die Frage ist viel eher, ob die Polizei ihn entlarven kann und wie Neven und Sandner bei diesem Fall mit ihren Emotionen fertig werden. Der eine von ihnen muss seine eigenen pädophilen Neigungen in den Griff bekommen, der andere hat den lange zurückliegenden Tod seiner damaligen Freundin immer noch nicht verarbeitet, der nun durch die Begegnung mit einer jungen Frau wieder voll in sein Bewusstsein gerät.

„Sommer bei Nacht“ ist kein klassischer Kriminalroman, es entsteht nicht die nervenaufreibende Spannung, auch ist man als Leser nicht in der Situation Spuren zu deuten und beim Lesen mit zu ermitteln. Der Roman ist viel eher psychologisch nah an den Figuren und zeigt, was ein solch extremer Fall mit ihnen macht: die Eltern des entführten Kindes, die Schwester des Jungen, die Ermittler, aber auch die Täter gewähren Einblick in ihr Innerstes, das den anderen Figuren verborgen bleibt. Sie alle kämpfen mit den Rollen, die sie für die Außenwelt spielen müssen und die oft weit von ihren Emotionen entfernt sind.

Thematisch ist der Roman – leider – hochaktuell, zeigt er doch Parallelen zu den Missbrauchsfällen von Lügde und Bergisch Gladbach, die viele Jahre unentdeckt blieben. Vor allem konnte mich die Darstellung des Haupttäters überzeugen, der dem Profil der Statistiken und nicht den oft weit verbreiteten Fehlannahmen entspricht. Er kann unbehelligt unter uns leben und wird dadurch besonders gefährlich. Ein großes Plus gibt es dafür, dass das Leid der Kinder völlig ausgespart wird, man kann es sich vorstellen und muss es nicht noch detailliert nachlesen.

Ein eher psychologisch interessanter, literarischer Krimi, der viel Raum für eigene Gedanken zwischen den Zeilen lässt.

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Wieder ein psychologischer Krimi, der allerdings im Vergleich zur Joentaa-Reihe eindeutig weniger symphathisches Personal hat. Trotzdem spielt Wagner in Sachen Krimi sprachlich auf einer ganz eigenen Ebene. Großartig.

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Ein „literarischer Kriminalroman“ – das verleitete mich, mal wieder zu einem mir unbekannten Krimiautor zu greifen. Und ich verbrachte die Lektüre damit, nach diesem „Literarischen“ zu suchen …

An einem strahlenden Sommertag verschwindet der fünfjährige Jannis vom Flohmarkt des Kindergartens in Wiesbaden. Der Leser weiß bereits: Er ist mit Marko mitgegangen, der deshalb extra zwei große Teddybären gekauft hatte. Mutter Lea und Schwester Sarah wissen nichts, alarmieren die Polizei. Die Kommissare Ben Neven und Christian Sander bekommen den Fall übertragen, natürlich unterstützt durch ein Team. Einzige Spur des verschwundenen Jungen ist ein unscharfes Foto von der Überwachungskamera eines nahen Parkhauses und die Beobachtung eines anderen Jungen, dass ein Mann mit zwei großen Teddybären kam, und der Mann selber aussah wie ein Teddybär.

Ein zweiter Fall

Mark Lederer, der im Team den Großteil der Puzzlearbeit leistet, entdeckt einen ähnlichen Fall: Vor einigen Monaten verschwand der siebenjährige Dawitt in Innsbruck. Er tauchte nie wieder auf, die Polizei ermittelte im familiären Umfeld, konnte den Fall aber nicht klären. Auch hier spielte ein großer Teddybär eine Rolle. Ben und Christian fahren nach Innsbruck, klüger werden sie dort nicht. Sie können nur hoffen, dass Hinweise von möglichen Zeugen sie auf irgendeine Spur bringen.

Hinweise

Ein solcher Hinweis kommt, auch wenn er zunächst nicht so vielversprechend aussieht. Der Durchbruch erfolgt dann allerdings durch eine höchst unerwartete Wendung – eher schlicht, aber auch so unwahrscheinlich … Aber ohne unwahrscheinliche Zufälle würde wohl kein Roman, erst recht keine Krimi Spannung entwickeln. Hier allerdings sorgt der Zufall weniger für Spannung.

Sprünge

Autor Wagner erzählt seinen Krimi in einem ziemlich abgehackten Stil, überwiegend kurze bis kürzeste Sätze, Sprünge, kurze Abschnitte aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven, die Gedanken der Protagonisten dürfen schweifen – oder eher hüpfen, denn sie alle scheinen ernsthafte Probleme mit der Realität zu haben. Wie zwei so verkorkste, traumatisierte Menschen, die zur Lösung des Falles so gut wie nichts beitragen, sich als Kommissare halten können … aber es ist ja Fiktion. Die vermittelt allerdings den Eindruck, als ob so ziemlich jede Figur in diesem Krimi mit dem gleichen massiven Knacks durchs fiktive Leben rennt.

Holpernde Poesie

Zwischendurch treffe ich auf Szenen, die echt erscheinen, gut geschrieben sind – Landmanns Verlust -, doch dieser Erzählstrang hat für den Krimi keinerlei Bedeutung. Was macht er also hier? Legt er nur eine Grundlage für den nächsten Band der potenziellen Serie?

Zwischendurch stolpere ich über Sätze wie: „Der Zug fährt zügig voran, durchstößt die Sekunden, lässt die Minuten zur Seite wegsacken, beiläufig, wie lästige Kieserlsteine.“ (S. 128) Das könnte beinahe poetisch sein, wenn die Bilder irgendwie passen würden. Oder die Beschreibung einer Waldlichtung durch die Figur eines „Bösewichts“ – Poesie trifft Verbrechen.

Stückweise

Das Abgehackte und Zerstückelte, die kaputten, aus der Realität gefallenen Helden sind wohl das, was Wagners Krimi ausmacht. Vermutlich kann man alles wunderbar literarisch interpretieren – doch wenn man einfach nur einen guten Krimi sucht, wird man sich mit Sommer bei Nacht eher schwertun. Der Stil ist nicht sehr flüssig zu lesen und der Fall im Grunde höchst simpel konstruiert. Den Macken scheint die Psychologie zu fehlen und die Durchlässigkeit zwischen Gut und Böse bleibt zu vage, als dass sie den Krimi wirklich interessant machen könnte. Mir fehlte bei all dem die Tiefe. Mein Fall war dieser Krimi nicht.

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Wie immer habe ich sehnsüchtig den neuen Jan Costin Wagner erwartet. Und wurde nicht enttäuscht!
Trotz des schwierigen Themas, vor dem ich bei anderen Autoren sicher zurückgeschreckt wäre, hat es Wagner geschafft, sich seinen Figuren mit so grosser Sensibilität zu nähern, dass ich sofort in die Geschichte hineingezogen wurde..
Für mich ein Spitzentitel dieses Frühjahrs!

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Perfekte Krimi-Komposition

Der fünfjährige Jannis verschwindet auf einem Schulflohmarkt. Aufnahmen beweisen, dass er von einem Mann mit großem Teddybären fortgebracht wurde. Fieberhaft sucht die Polizei, allen voran die Kommissare Ben Neven und Christian Sandner, nach dem Jungen. Im Laufe der Ermittlungen ergeben sich Parallelen zu einem früheren Fall. Die Zeit wird knapp, denn mit jeder Minute sinkt erfahrungsgemäß die Chance, den Jungen lebend wiederzufinden....

Jan Costin Wagner schreibt auf unverkennbare Weise: im Präsens mit klaren und einfachen Sätzen. Er nimmt jeweils die Perspektive einer bestimmten Figur ein und schildert aus ihrer Sicht alles, was passiert und auch das, was der Person gerade durch den Kopf geht, ihre Gedanken und Emotionen. Durch die Zeitform der Gegenwart entsteht der Eindruck, alles finde genau jetzt statt. Dies wirkt so nüchtern und sachlich, als könnte man den Charakter ganz unvoreingenommen beim Denken beobachten. Dieser prägnante typische Stil macht Wagners Romane aus.

Auch die Handlung ist durch diesen unnachahmlichen Schreibstil geprägt. Sie ist im Grunde ganz schnell erzählt. Es geht um den Fall des verschwundenen Jungen. Der Autor befasst sich mit den am Fall beteiligten Personen, den Ermittlern, den Eltern des Jungen, dem Täter, dem Opfer und anderen Betroffenen und beschreibt in einzelnen Kapiteln deren momentane Situation: das, was sie auf unterschiedlichen Ebenen gerade erleben. Dabei geht es nicht darum zu rätseln, wer der Täter ist. Das wird schon ziemlich am Anfang aufgelöst. Es wird vielmehr aufgezeigt, was der Entführungsfall mit den einzelnen Charakteren anstellt und was sie in der Folge tun und denken. Die Handlung findet teils auch in den Köpfen der Figuren statt. Der Krimi ist nicht spannend im klassischen Sinn. Die Spannung liegt sicher eher darin, immer mehr über die Figuren zu erfahren. Alle haben ihr Päckchen zu tragen, wecken auf unterschiedliche Art das Interesse des Lesers: Was bewegt sie? Welche Abgründe verbergen sich hinter ihrer Fassade? Die sind mitunter erschreckend tief.....

Jan Costin Wagner ist auch hier wieder ein einzigartiger besonderer Roman gelungen: düster, melancholisch und intensiv. Beeindruckend! So klar und doch kaum zu fassen. Ich kann nicht genau ausdrücken, worin die besondere Faszination dieses Romans besteht, aber vielleicht ist es ja gerade das, was das Buch ausmacht. Also lieber nicht mehr analysieren, einfach lesen, genießen und über die perfekte Komposition staunen.
Für mich große Literatur!

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Jan Costin Wagner steht für literarische Kriminalromane und bedient damit nicht den Mainstream der Krimifans. Begibt man sich in die Handlung seiner Krimis, so lernt man ganz eigene Figuren kennen, die niemals einfach sind.
Man nimmt eher an ihrem Innenleben teil, als an der Handlung direkt und trotzdem sind auch sie nicht immer greifbar. Besonders in diesem Buch hatte ich oft das Gefühl, als sähe ich das Geschehen wie durch Watte; Personen erleben etwas, doch das Erlebte rückt ein wenig in den Hintergrund, da die Gedanken der Handelnden Figuren dazu den wichtigeren Teil einnehmen. Das macht manche Dinge teilweise nachvollziehbarer, anderes bleibt wie hinter einer Nebelwand verborgen. Trotzdem dringt man beim Lesen dann doch manchmal zu den Ermittlern durch, die hier im Mittelpunkt stehen und erkennt, dass sie beide innerlich nicht gefestigt sind und Gefahr laufen, eine Grenze zu übertreten, vielleicht sogar sich selbst zu verlieren.
Der Fall ist anfangs nicht ungewöhnlich, die Ermittlungen ziehen sich für Ermittler und Leser etwas hin, bis sich gegen Ende dann die Spannung derart steigert, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag.

Mein Fazit: Ein außergewöhnlicher Krimi, der mit dem besonderen Schreibstil des Autors Fans von Fred Vargas gefallen dürfte.

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Der Stil ist Gewöhnungssache. Meistens toll, aber manchmal doch auch eine Spur zu gewollt. Die psychologischen (Un-)Tiefen seiner Figuren lotet der Autor gekonnt aus - das war beinahe fesselnder als der Fall an sich, der letztendlich durch Kommissar Zufall aufgeklärt wird. Insgesamt jedenfalls durchaus lesenswert und eine interessante Abwechslung zu dem, was der Krimi-Markt sonst so bietet.

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Viele Gedankengänge muss der Leser hier selbst zu Ende gehen,vieles spielt sich in den Köpfen der Ermittler ab ,kurz und dokumentarisch, psychologisch und hintergründig!

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Ein neuer Kriminalfall von Jan Costin Wagner. Für mich das Krimihighlight der besonderen Art.

Ein Junge verschwindet bei einem Sommerflohmarkt spurlos. Eine Kamera zeichnet auf, dass er mit einem Mann, der einen großen Teddybär trägt, den Platz verlässt.

Ein Ereignis, das in Österreich stattgefunden hat, bei dem auch ein Junge von einem "Teddybärmann" entführt wurde, lässt daruf schließen, dass auch weitere Paralenen nicht von der Hand zu weisen sind.

J.C. Wagner`s "Sommer bei Nacht" zeigt athmospährisch gut gelungen, eine Kriminalgeschichte um zwei entführte Jungen und um die Kommissare Christian und Ben und deren "Dämonen". Dabei stört es auch nicht, dass sich der "Teddybärmann" von Anfang an zu Erkennen gibt.

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Als begeisterte Jan Costin Wagner Leserin, kann ich auch diesen Krimi von ihm nur empfehlen.
Der Fall erinnert stark an die Kindesmissbrauchsfälle der letzten Zeit und ist deshalb so deprimierend.
Der Autor versteht es wie immer tief in das Innerste der Täter und auch der Ermittler einzutauchen.
Action gibt es hier nicht, aber die hat man auch nicht erwartet.

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Jan Costin Wagner gilt als "Poet unter den Krimiautoren". Dies und die Inhaltsangabe haben mich dazu veranlasst, das Buch anzufragen. Nun bin ich bei knapp der Hälfte des Romans und er hat mich immer noch nicht gepackt. Es kommt keine Spannung auf, die ständigen Sprünge der Blickwinkel und auch der Schreibstil machen es mir so schwer. Obwohl ich ja doch schon verhältnismäßig weit bin habe ich immer noch kein Bild der einzelnen Akteure im Kopf, kann teilsweise noch nicht einmal auf Anhieb die Namen zuordnen.
Vielleicht bin ich momentan einfach nicht frei genug im Kopf - somit lässt sich wohl sagen, dass "Sommer bei Nacht" kein Krimi ist, den man schnell so nebenbei weglesen kann.

Für mich aktuell zu anstrengende Kost. Leider.

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Blick in menschliche Abgründe
Jan Costin Wagners neuer Roman “Sommer bei Nacht“ ist der Auftakt einer neuen Serie mit anderen Schauplätzen und den Wiesbadener Ermittlern Ben Neven und Christian Sandler. Sie übernehmen den Fall des 5jährigen Jannis, der bei einem Schulfest spurlos verschwindet. Es gibt keine Lösegeldforderungen und lange Zeit keine brauchbaren Hinweise. Die Polizei hat lediglich verschwommene Bilder einer Überwachungskamera, die einen Unbekannten mit dem Jungen zeigen, der einen Teddy trägt. Genauso ein Teddy ist auf einem Flohmarkttisch zurückgeblieben und liefert DNA-Spuren. Ohne Abgleich hilft aber auch dies nicht weiter. Dann stellt sich heraus, dass es einen ähnlich gelagerten Fall in Österreich gab, wo ein Jahr zuvor ein Junge verschwand. Der Fall wurde nie gelöst. Die Ermittler tappen so lange im Dunkeln, bis Christian Sandler die Geschichte einer Obdachlosen mit dem aktuellen Fall verknüpft.
Wagner erzählt in vielen kurzen Abschnitten aus vierzehn ständig wechselnden Perspektiven. Der Leser kennt den Entführer von Jannis von Anfang an, aber das ist nicht die ganze Geschichte. Der auch sprachlich ungewöhnlich ausgefeilte Roman behandelt eine sehr aktuelle Thematik und gewährt Einblick in seelische Abgründe. Er thematisiert Schuld und Unschuld und zeigt, wie die Betroffenen durch Verlust, Schmerz und Trauer traumatisiert werden. Dass ein Ermittler mit pädophilen Neigungen beteiligt ist, macht den Roman noch zusätzlich brisant. Der Leser fragt sich, wie das weitergehen soll. Wird der Ermittler irgendwann selbst zum Täter?
Mir hat der überaus spannende Roman sehr gut gefallen.

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Ein spannender psychologischer Krimi. Diese Geschichte übt einen starken Sog aus.
Teils durch die beiden Ermittler aber auch durch die Moment Aufnahmen der beteiligten Personen .

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Dieses Buch ist zwar ein spannender Kriminalroman , aber sein Sogwirkung bezieht er aus dem Psychogramm
seiner Kommissare. Vergangenheitsbewätigung bei dem Einen , gegenwärtige Probleme beim Anderen.
Wie immer bei Jan Costin Wagner in wunderbarer Sprache geschrieben.

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Das verschwundene Kind

Das Cover ist schlicht, aber der Klappentext hat mich sehr neugierig gemacht auf diesen Krimi von Jan Costin Wagner.

Klappentext:
Was geschieht, wenn das Unfassbare geschehen ist?
Ein Kind verschwindet. Dabei hat seine Mutter den Jungen nur für wenige Momente aus den Augen gelassen. Die Ermittlungen beginnen und schnell stößt die Polizei auf Verbindungen zu einem weiteren vermissten Jungen. Zum Auftakt seiner neuen Reihe erzählt Krimipreisträger Jan Costin Wagner eine spannungsgeladene Geschichte auf einmalig einfühlsame und literarisch meisterhafte Weise.
Die Ermittler Ben Neven und Christian Sandner machen sich auf die Suche nach dem fünfjährigen Jannis. Zeugen erinnern sich, dass ein Mann mit einem Teddybär auf dem Arm das Kind während des Flohmarkts in der Grundschule angesprochen hat. Schnell wird Ben und Christian klar, dass sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten. Und nicht nur das: es scheint einen direkten Zusammenhang mit der nie aufgeklärten Entführung eines weiteren Kindes in Österreich zu geben. Die beiden Polizisten stoßen auf finstere Abgründe.
Jan Costin Wagner verarbeitet gleich mehrere brisante gegenwärtige Themen und rührt dabei tief an in uns allen schlummernden Ängste. Doch das Wagnis gelingt – weil Wagner den Spagat zwischen Empathie und Zurückhaltung beherrscht und literarische Kriminalromane schreibt wie kaum jemand sonst.

Ich war schnell in der Geschichte drin und konnte mir, dank der detaillierten Beschreibungen des Autors alles gut vorstellen. Von den handelnden Personen und auch den Handlungsorten hatte ich beim Lesen ein klares Bild vor Augen. Die Spannung nimmt nach und nach zu und hält auch über das gesamte Buch, so dass keine Langeweile aufkommt.
Mich hat das Buch gut unterhalten und ich hatte einige spannende Lesestunden mit „Sommer bei Nacht“ und vergebe hierfür vier Sterne.

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Was ganz anderes, für mich irgendwie was anderes, ungewöhnlich

Es sind immer nur wenige Momente. Und doch reichen sie aus, ein Kind verschwinden zu lassen. Dabei hat seine Mutter auf dem Flohmarkt den Jungen nur kurz aus den Augen gelassen. Die Ermittler Ben Neven und Christian Sandner machen sich auf die Suche nach dem fünfjährigen Jannis. Zeugen erinnern sich, dass ein Mann mit einem Teddybär das Kind angesprochen hat. Schnell wird Ben und Christian klar, dass sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten. Und nicht nur das: es scheint einen direkten Zusammenhang mit der nie aufgeklärten Entführung eines weiteren Kindes in Österreich zu geben. Die beiden Polizisten stoßen auf finstere Abgründe.

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Ein fünfjähriger Junge verschwindet auf einem Schulbasar. Seine Mutter wollte nur kurz ein paar Sachen zum Verkauf an einem Stand abgeben. Als sie sich umdreht ist ihr Sohn verschwunden.
Das erste, was die Kriminalpolizei heraus findet ist, dass ein Mann mit einem Stoffteddybären und einem kleinen Jungen im nahegelegenen Parkdeck gesehen wurde. Wer ist der Mann? Handelt es sich bei dem Jungen um den Gesuchten?
Der Verlauf der Geschichte wird aus der Sicht verschiedener Personen erzählt: unter anderem von Marco, der Mann mit den Teddybären, von den verschiedenen Ermittlern u.a. Ben und Christian und von den beiden Eltern Bruchstückhaft wird die Geschichte wie ein Puzzle zusammengefügt. Die ganze Zeit schweben zwei Fragen im Hintergrund: Lebt der Junge noch? Wenn ja, wird der Junge noch rechtzeitig gefunden?
Der Roman ist spannend und packend geschrieben. Die Spannung entsteht auch durch die knappe Erzählweise, die nur das Notwendigste erahnen lässt.

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Auch in diesem Roman von Jan Costin Wagner geht es nicht nur um einen spannenden Kriminalfall, sondern um die Psychologie der Figuren. Bei einem Schulfest verschwindet der 5jährige Jannis spurlos und die Suche nach ihm führt alle Betroffenen an ihre Grenzen. Der ständige Perspektivwechsel und die dichte Atmosphäre voller Melancholie machen den Roman zu einem echten Lesegenuss: Spannung und Poesie gleichermaßen.

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Viele kennen den Musiker (einige Kapitelanfänge im hier vorgestellten Roman sind verknüpft mit Songs des Autors, die während der Niederschrift des Romans entstanden!) und Krimi-Autor Jan Costin Wagner als Erfinder des abgrundtief traurigen finnischen Kommissar Kimmo Joentaa. Die große Stärke dieser Krimis (es gibt inzwischen sechs Stück in der Reihe) ist es, dass Jan Costin Wagner quasi systemsprengend und genreübergreifend schreibt. Eigentlich sind es genauso gut Liebesromane oder psychologische Studien. Ruhig, melancholisch und sehr poetisch - und beim Lesenden sehr tief eindringend.
Diese Romane werden gerne etwas vorschnell unter die Skandinavien-Krimis gefasst, aber der Autor ist Deutscher, geboren in Langen bei Frankfurt am Main.

"Sommer bei Nacht" gehört nicht in die Reihe mit Kimmo Joentaa. Der Roman spielt nicht in Turku, sondern in Wiesbaden. Er ist der Auftakt zu einer neuen Reihe - und hat es im letzten Monat direkt auf Platz zwei der Krimibestenliste geschafft.

Die einzelnen Kapitel sind relativ kurz. Jedes Kapitel ist einer der Personen im Roman gewidmet. Es ist so, dass die Thematik der erzählten Story in jedem Kapitel eine andere sein kann, sie aber alle sehr dicht zusammenhängend ein großes Ganzes ergeben. Auffällig ist auch, dass die Sätze sehr kurz sind. Das gibt dem Roman etwas Schnelles, Gehetztes. Das ist eher anders als sonst bei den Wagner-Krimis.

Es ist einer der heißen Sommer der vergangenen Jahre mit Temperaturen bis zu 39 Grad. Bunte Lichter, Farben, weiß, grau, grün, rot und schwarz ziehen sich durch jedes Kapitel. Ich dachte die ganze Zeit an ein Kind auf einem Karussell oder an ein Kind, das sehr schnell rennt.

Um Kinder geht es tatsächlich. Aber - und hier greift der Roman eine sehr ernste Thematik auf - es geht um vermisste Kinder, um verlorengegangene Kinder.

"Im Jahr 2018 wurden 12.791 vermisste Kinder in der "Vermi/Utot" (also der Datei der Vermissten und unbekannten Toten) registriert, 12.604 Fälle wurden aufgeklärt. Dies entspricht bereits einer Aufklärungsquote von 98,5 %. Die 15.395 Fälle der im Jahresverlauf 2019 als vermisst registrierten Kinder konnten zu 97,9 % (15.072 Fälle) geklärt werden".

Ein großes Problem, trotz der hohen Aufklärungsrate, die das BKA auf seiner Website ausweist.

Verloren gegangen im Roman ist Jannis, 5 Jahre alt. Dem Polizisten Ben Neven wird vom Kollegen und leitenden Ermittler Christian Sandner, der ihn gerade vom Mittagsschlaf weggeholt hat, der Sachverhalt wie folgt erklärt:

"Das Ganze begann um halb zwölf. Traditioneller Sommerflohmarkt. Eltern und Lehrerschaft verkaufen Sachen für gute Zwecke. Gegen Viertel vor zwölf war der Junge, Jannis, plötzlich weg. Die Leute haben ihn gesucht. (...) Nach etwa einer Stunde hat die Mutter die Polizei verständigt (...) Inzwischen sind seit dem Verschwinden des Jungen etwa drei Stunden vergangen".

Im Folgenden wird es noch heißer als es sowieso schon ist. Es stellt sich heraus, dass noch ein weiteres Kind vermisst wird. Und wie unter einem Brennglas - oder einem Verfolger-Scheinwerfer versammelt der Autor alle seine Charaktere und lässt jedem einzelnen von ihnen auf den Zahn fühlen. Wer ist Täter? Wer ist alles Opfer und wovon? Wieviel vom Täter steckt in einem Ermittler? Wer sind die Eltern? Wie kommen sie mit ihren Kindern zurecht? Wie kommen sie mit so einer Erfahrung zurecht? Wie soll ein Geschwisterkind in so einer Situation weiterleben? Welche mathematische Gleichung könnte ein Menschenleben retten? Wie umgehen mit den ganzen Unbekannten und Variablen?

Als Leser merkt man schnell, unter dem hellen Licht fühlen sich alle Personen im Roman gleichermaßen unwohl. Alle erleben sich selbst wie auf einer Bühne. Alle wie im falschen Film.
Und ich sag's gleich dazu: Dem unbarmherzigen Licht von oben kann kaum einer von ihnen entgehen. Wer nicht von der Sonne beschienen wird - den erwischt der Mond in der heißen Nacht.

Dieser Krimi ist ganz große Klasse. Die 320 Seiten hatte ich viel zu schnell durch. Manche Bilder brennen sich in die Netzhaut ein oder sogar ins Gehirn. Und ich kann nur sagen, ich möchte trotzdem bitte mehr davon!

Heiße Leseempfehlung!

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Es ist eine besondere Kunst die Spannung aufrecht zu erhalten, wenn bereits im ersten Drittel schon der Täter und streckenweise auch die Handlung bekannt sind. Jan Costin Wagner beherrscht sie und führt seine Leser an Abgründe heran, deren Ausmaß sich den fröstelnden LeserInnen immer deutlicher zeigt.

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Ich liebe die Bücher über den finnlandschwedischen Kriminalinspektor Kimmo Joentaa, aber auch die neue Serie von Jan C. Wagner, die in Wiesbaden spielt, konnte mich begeistern. Nichts für schwache Nerven, denn auch wenn Wagner nichts genau beschreibt, sind die Bilder, die im Kopf entstehen, sehr intensiv und lassen einen lange nicht mehr los.

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Jan Costin Wagner, Sommer bei Nacht
Ein Krimi ohne Nervenkitzel

Was geschieht, wenn das Unfassbare geschehen ist?
Ein Kind verschwindet. Dabei hat seine Mutter den Jungen nur für wenige Momente aus den Augen gelassen. Die Ermittlungen beginnen und schnell stößt die Polizei auf Verbindungen zu einem weiteren vermissten Jungen. Zum Auftakt seiner neuen Reihe erzählt Krimipreisträger Jan Costin Wagner eine spannungsgeladene Geschichte auf einmalig einfühlsame und literarisch meisterhafte Weise.
Die Ermittler Ben Neven und Christian Sandner machen sich auf die Suche nach dem fünfjährigen Jannis. Zeugen erinnern sich, dass ein Mann mit einem Teddybär auf dem Arm das Kind während des Flohmarkts in der Grundschule angesprochen hat. Schnell wird Ben und Christian klar, dass sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten. Und nicht nur das: es scheint einen direkten Zusammenhang mit der nie aufgeklärten Entführung eines weiteren Kindes in Österreich zu geben. Die beiden Polizisten stoßen auf finstere Abgründe.
Jan Costin Wagner verarbeitet gleich mehrere brisante gegenwärtige Themen und rührt dabei tief an in uns allen schlummernden Ängste. Doch das Wagnis gelingt – weil Wagner den Spagat zwischen Empathie und Zurückhaltung beherrscht und literarische Kriminalromane schreibt wie kaum jemand sonst.
Der Schreibstil ist ungewöhnlich. Der Autor verwendet viele kurze Sätze und er erzählt aus verschiedenen Perspektiven. Die Figuren sind gut dargestellt. Ein Polizist mit pädophilen Neigungen ermittelt. Obwohl man gleich zu Anfang den Entführer kennt, entwickelt sich ein gelungener Spannungsbogen.

Klein klassischer Krimi

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Jan Costin Wagner schafft es mit, klarer, knapper Sprache eine Atmosphäre zu schaffen, die den Leser total fesselt. Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, sodass der Leser sich selbst eine Meinung bilden kann. Dieses Buch sollte man unbedingt lesen.

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Ich war doch etwas enttäuscht, denn ich hab schon bessere Bücher von Wagner gelesen. Erst zum Schluß kam Spannung auf, schade.

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Jan Costin Wagner – Sommer bei Nacht (Christian Sander & Ben Neven 01)

Der kleine Jannis verschwindet bei einem Schulflohmarkt. Seine Mutter hatte ihn nur für einen kurzen Augenblick aus den Augen gelassen. Die beiden Ermittler Christian Sander und Ben Neven übernehmen den Fall. Doch die Hinweise sind mehr als dürftig. Die Bilder einer Überwachungskamera sind unscharf, zeigen Janis den Flohmarkt mit einem Mann und einem übergroßen Teddybaren verlassen hat. Bei ihrer Recherche stößt das Team der Ermittler auf einen weiteren Fall eines vermissten Jungen, Dawit aus Eritrea, der ebenfalls nur kurz von seiner Mutter aus den Augen gelassen wurde. Gelingt es den Ermittlern beide Fälle miteinander in Verbindung zu bringen und die Jungen zu retten?

Bei dem Kriminalroman „Sommer bei Nacht“ handelt es sich um den Auftakt einer neuen Krimi-Reihe des Autors. Für mich war es der erste Krimi, den ich von Jan Costin Wagner gelesen habe und sicherlich nicht der Letzte.
Mit seiner ruhigen, unaufgeregten und so ganz und gar anderen, beinahe poetischen Erzählweise hat der Autor es geschafft mich bereits auf den ersten Seiten einzufangen. Erzählt wird die Geschichte im Präsens, aus den Perspektiven der jeweils agierenden Person, so hat man als Leser die einmalige Gelegenheit tief ins Innere der Charaktere zu blicken. Schnell baut sich eine kaum greifbare, ja subtile Spannung auf, die sich wie ein roter Faden durch den gesamten Roman zieht. Insgesamt ein durch und durch ungewöhnlicher, aber gelungener Krimi auf den man sich einlassen muss. Sicherlich nicht jedermanns Sache doch für mich „das beste Buch“ in diesem Jahr.
Ich freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung!

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Jan Costin Wagner ist bekannt für seine psychologisch tiefgründigen Romane, seinen für Krimis ungewöhnlich lyrischen Schreibstil. Wer meinem Blog schon eine Weile folgt, weiß vielleicht, dass mich beides erfreut aufhorchen lässt. Ich habe ein Faible für Autoren, die die Normen ihres Genres aufbrechen – zum Beispiel liebe ich den Schreibstil von Friedrich Ani oder Stig Sæterbakken, die ungewöhnlichen (Anti)Held*innen von Marie Reiners, Ane Riel oder Lioba Werrelmann.⠀

Dennoch stürzte mich “Sommer bei Nacht” schon nach wenigen Kapiteln in bestürzte Ratlosigkeit. Meine Notizen:⠀

“Habe Schwierigkeiten, hineinzufinden. Ich liebe lyrische Schreibstile, aber hier wirkt es auf mich etwas erzwungen, angesichts häufiger Perspektivwechsel zu uniform – als hätten verschiedene Charaktere die gleiche Gedankenwelt. Phrasen und Konzepte wiederholen sich.”⠀

Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht erfasst hatte, war, wie viel Sinn es für die Geschichte macht, dass grundverschiedene Charaktere haltlos durch sehr ähnliche Gedankenwelten irren. Denn auch, wenn sie vom Wesen her sehr unterschiedlich sind und sich unterschiedlichen Herausforderungen stellen müssen, ist ihnen eines gemein: sie alle werden in diesem Sommer auf verschiedene Arten und Weisen in den Abgrund stürzen. Und sie alle verweigern sich den Klischees.⠀

Meine nächsten Notizen, nach etwa der Hälfte, waren vorsichtig euphorisch:⠀

“Bin jetzt angekommen im Buch – in der erdrückenden Hitze dieses fatalen Sommers, in dem jeder Protagonist seine Abgründe hütet. Dachte erst, die verschiedenen Gedankenwelten seien zu gleichförmig, aber es summt doch jeder – manchmal unterschwellig, kaum hörbar – seine eigene Melodie im Choral dieses Dramas. So langsam lüften sich die Schleier, wenn auch nur vor dem Leser.”⠀

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich den Schock bereits hinter mir. Das Erschrecken über diese eine Sache, die in vielen Rezensionen und vielen Artikeln des Feuilletons schon verraten wird – aber bis dato spurlos an mir vorbeigegangen war. Sie stellte mich vor ethische Fragen, mit denen ich nicht gerechnet hatte.⠀

Aber genau hier zeigt sich die Meisterschaft des Autors, der das Gleichgewicht wahrt zwischen dem Schrecken und der Hoffnung, dem Drama und dem Verständnis. Er verurteilt nicht, er schreibt dem Leser nicht vor, was er zu denken oder zu glauben hat. Auch bei kontroversen Themen, die bei den meisten Menschen eine sofortige und inbrünstige Abneigung auslösen, bleibt sein Schreibstil ruhig-poetisch und sein Urteil offen. Er lässt Lücken, die den Gedanken der Leser*innen Raum geben.⠀

Mehr als diesen Ausschnitt aus meinen Notizen möchte ich hier noch nicht verraten:⠀

“Mehr und mehr entwickelt die Geschichte eine Sogwirkung, die dem Leser die Luft abschnürt. Jeder Charakter trägt sein Trauma mit sich, und im Fall des Ermittlers Ben Neven ist das eine mutige, sicher auch kontroverse Wahl des Autors, die hier aber mit viel Feingefühl – und dennoch ungeschönt – behandelt wird.”⠀

Ab da ließ mich das Buch wirklich nicht mehr los, ich dachte oft und lange darüber nach – beim Kochen, beim Staubsaugen, beim Zähneputzen. Das Buch liefert dem Leser die verschiedenen Bestandteile der Thematik und der Lösung, aber keine Gebrauchsanweisung. Was in meinen Augen auch gut so ist.⠀

Am Ende war mein Krimileserherz jedoch erstmal enttäuscht. Der Fall wird im Grunde nur durch einen doppelten Zufall aufgeklärt. Reine Ermittlungsarbeit ist bereits gescheitert oder zumindest im Sande verlaufen, als dies die Ermittler auf die richtige Spur bringt. Das sorgte bei mir für einen leicht schalen Beigeschmack.⠀

Und dann passiert etwas, womit der Krimileser nicht rechnet, weil es gegen eine fundamentale Erwartung verstößt. Aber ist das gut oder schlecht? Überraschend und ungewöhnlich ist es auf jeden Fall, und nach längerem Nachdenken bin ich zu diesem Schluss gekommen:⠀

“Selbst im hellsten Sonnenschein stehen die Charaktere stets mit einem Bein im Abgrund ihrer Seele. Sommer bei Nacht. Ob sie gegen die Vergangenheit ankämpfen, eine Bedrohung von außen oder ihre eigene Natur – sie alle leiden an der gnadenlosen Unbegreiflichkeit der Welt. Daher kann es in dieser Geschichte gar keinen glatten Schnitt geben, kein harmonisches Happy End, und deswegen ist der Schluss meines Erachtens auch gut so, wie er ist.”⠀

Fazit⠀

Ein kleiner Junge verschwindet, Ermittler Ben Neven und Christian Sandner haben nur wenige Anhaltspunkte. Es gibt eine verschwommene Aufnahme, die Jannis an der Hand eines Mannes mit einem großen Teddy zeigt, doch über 300 Hinweise führen zu nichts.⠀

Im Flimmern der heißen Sommersonne eröffnen sich überall menschliche Abgründe – auch in den Psychen der Ermittler. Jan-Costin Wagner kleidet diese Geschichte in seinen unverwechselbaren Stil, der ohne ein Wort zuviel eine dichte Atmosphäre aufbaut. Er geht Wagnisse ein: mit seinen Charakteren, mit dem Ablauf der Ermittlungen, mit dem Ende.⠀

Ich musste öfter innehalten und darüber nachdenken, wie ich dies oder jenes finde, ob es für mich Sinn macht, ob ich dem Autor noch weiter durch die Geschichte folgen will oder nicht. Letztendlich bleibt jedoch nur das Fazit: ich bin begeistert.⠀⠀

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Die Ermittler Ben Neven und Christian Sandner machen sich auf die Suche nach dem fünfjährigen Jannis. Dieser wurde bei einem Flohmarkt in der Grundschule entführt. Einige Zeugen sagen aus, dass ein Mann mit einem Teddybär das Kind angesprochen hat. Schnell wird Ben und Christian klar, dass sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten. Und nicht nur das: es scheint einen direkten Zusammenhang mit der nie aufgeklärten Entführung eines weiteren Kindes in Österreich zu geben. Die beiden Polizisten stoßen auf finstere Abgründe.
Leider konnte ich mich in den Schreibstil nicht einlesen. Durch die holprige und sprunghafte Erzählung fehlte ein Gefühl für die Charakteren. Das Geschehen ist zwar schlüssig aber die verschiedenen Ansichten machen es schwer dem zu folgen.

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Ein fünfjähriger Junge verschwindet während eines Schulflohmarktes, als seine Mutter ihn nur kurz ablenkt. Er verschwindet, und an seiner Stelle bleibt, wie ein Andenken, oder als ob er eine Leere füllen würde, ein Teddybär. Die Überwachungskameras fangen das Bild des Kindes ein, das händchenhaltend mit einem Mann weggeht. Er hält einen Teddybär, und der Mann selbst sieht aus wie ein Teddybär. Dies löst die Ermittlungen aus, die Wagner aus der Sicht aller Beteiligten beschreibt, von den Ermittlern über die Familie des Kindes bis hin zum Entführer selbst. Jeder von ihnen erzählt eine Geschichte und berichtet ein wenig über sich selbst, seine Stärken, Schwächen, Träume und unaussprechlichen Geheimnisse. Am Ende wird das Rätsel gelöst und das Kind gefunden, aber das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass sich alle Figuren verändern, mit sich selbst Frieden schließen oder in neue Verzweiflung geraten. Wagner bestätigt sich einmal mehr als Vollblutautor.

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