Der Umweg

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Erscheinungstermin 21.07.2018 | Archivierungsdatum 08.11.2018

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Zum Inhalt

Sie ist achtzehn Jahre alt, begeisterte Faschistin und kann die Nachrichten von Konzentrationslagern im nationalsozialistischen Deutschland nicht glauben. Also macht sich Luce d’Eramo im Jahr 1944 nach Deutschland auf. Ihre Reise führt sie durch Arbeits- und Konzentrationslager, durch ein zerbombtes und auch innerlich zerrüttetes Land. Am Ende verliert sie ihre körperliche Unversehrtheit, aber auch die Illusionen über eine zerstörerische Ideologie. Luce d’Eramos Vater war Staatssekretär in der Mussolini-Republik von Salò, und sie selber bewunderte schon als Jugendliche den deutschen Nationalsozialismus aus der Ferne. Um sich von der Unwahrheit der düsteren Geschichten aus dem Dritten Reich überzeugen zu kön nen, meldet sie sich freiwillig in die Hölle: Sie wird Fremdarbeiterin der IG Farben in Frankfurt-Höchst, wo sie mit ausgehungerten Kriegsgefangenen und Deportierten den Nazis doch noch zum Sieg verhelfen will. Doch schon bald ist sie schockiert von den schlechten Arbeitsbedingungen. Sie organisiert Streiks und beendet ihren Widerstand auch dann nicht, als sie nach Italien zurückgeschickt wird. Dort wird sie schließlich von der SS aufgegriffen und ins Konzentrationslager Dachau deprotiert. Dem Lager kann sie zwar bei einem Arbeitseinsatz in den Abwasserkanälen Münchens entfliehen, doch als »Illegale« irrt sie von nun an durchs zerstörte Deutschland. Im Frühjahr 1945 wird Luce d’Eramo bei dem Versuch, Verschüttete aus einem zerbomb ten Haus in Mainz zu retten, schwer verletzt. Nach dem Krieg zählt Luce d’Eramo zu den wichtigsten italienischen Intellektuellen im Umfeld von Dacia Maraini und Alberto Moravia.

Sie ist achtzehn Jahre alt, begeisterte Faschistin und kann die Nachrichten von Konzentrationslagern im nationalsozialistischen Deutschland nicht glauben. Also macht sich Luce d’Eramo im Jahr 1944...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783608981384
PREIS 24,70 € (EUR)
SEITEN 480

Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Luce ist gerade einmal 18 Jahre, begeisterte Faschistin und kann nicht glauben, welche Gräueltaten angeblich in Nazi-Deutschland abspielt. Ihr Entschluss steht fest - sie muss sich von den Erzählungen selbst überzeugen und so reist sie 1944 nach Deutschland. Diese Reise führt sie an den Wahnsinn heran und so sieht sie, was in den Arbeits- & Konzentrationslagern tatsächlich geschieht.
Sie scheut nicht davor zurück, sich dieser Hölle zu stellen und meldet sich freiwillig als Fremdarbeiterin und damit fordert sie das Schicksal heraus....

Dieses Buch trifft wie ein Faustschlag in die Magengegend und nimmt mir mehrmals den Atem, denn ich kann kaum glauben, was diese Frau alles erlebt und auf sich genommen hat.
Die einzelnen Stationen ihrer Reise lassen mich tief bewegt zurück und ich weiß kaum in Worte zu fassen, wie sehr mich ihr Bericht und ihre Lebensgeschichte berührt.
Der Einblick in ihr Leben, der Alltag im KZ, die Entbehrungen und Demütigungen, das Wahrnehmen der Mitgefangenen - all das ist so eindringlich geschrieben, dass ich direkt in das Jahr 1944 katapultiert werde und so den Schrecken des braunen Sumpfes direkt miterlebe.
Luce lässt ich an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben und es fühlt sich für mich so an, als würde ich in ihre Gedanken und ihr Herz schlüpfen, ihren Herzschlag spüren , die Angst und die Wut.
Dass sie dem Lager lebend entkommen ist, grenzt für mich an ein Wunder - ich habe mit ihr mitgelitten, gebangt und gehofft. Und doch hat diese Frau niemals ihren Lebensmut aufgegeben, eine wahre Kämpfernatur. Ich bewundere sie für diesen Tatendrang und ihr Durchhaltevermögen. ich weiß nicht, ob ich dazu in der Lage gewesen wäre und zwischendrin aufgegeben hätte...
Für mich ein Buch, das noch lange nachklingen wird und trotz seiner Handlung in der Vergangenheit an Aktualität nichts eingebüßt hat - leider .

Herzlichen Dank an den Verlag, der mir dieses Rezi-Exemplar kostenfrei zur Verfügung gestellt hat. diese Tatsache hat jedoch nicht meine ehrliche Lesermeinung beeinflusst.

#DerUmweg #NetGalleyDE

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Ein schweres Thema, was mich aber trotz dessen immer wieder aufrüttelt. Leider ist es ja auch immer noch immer aktuell.

Die 18 jährige Luce ist bekennende Faschistin und kann nicht glauben was sie über Nazi-Deutschland liest und hört.
Sie fordert ihr Schicksal mehrfach heraus, indem sie nach Deutschland reist, sich freiwillig ins Lager meldet und dort den Greultaten ins Auge sieht.

Die Autorin schafft es den Leser überzeugend in die Situationen einzubinden und diese schreckliche Zeit um 1944 aufleben zu lassen.

Mehrfach den Tränen nahe, aber auch wütend kopfschüttelnd habe ich das Buch gelesen und lege es jedem ans Herz.

Ehrliche 5 von 5 Sternen.

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Es braucht ein wenig Anlauf, um in das Buch hineinzukommen. Im Mittelpunkt steht Lucia, eine junge Italienerin, die sich während des Dritten Reiches selbst davon überzeugen will, dass das, was man sich über deutsche Arbeitslager erzählt, nicht stimmt. Einer Mussolini-nahen Familie entstammend kann und will sie nicht glauben, dass derartige Dinge im Deutschen Reich möglich sind. Sie begibt sich nach Deutschland, wir Arbeitskraft im Werk von I.G. Farben und macht auch an einigen anderen Stationen halt. Dort wird sie bald eines besseren belehrt. Der Roman ist autobiographisch und erstmals 1979 erschienen.

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Luce d’Eramos Vater war Staatssekretär in der Mussolini-Republik von Salò, und sie selbst bewunderte schon als Jugendliche den deutschen Nationalsozialismus aus der Ferne. Um sich von der Unwahrheit der düsteren Geschichten aus dem Dritten Reich überzeugen zu können, meldet sie sich freiwillig in die Hölle: Sie wird Fremdarbeiterin der IG Farben in Frankfurt-Höchst, wo sie mit ausgehungerten Kriegsgefangenen und Deportierten den Nazis doch noch zum Sieg verhelfen will. Doch schon bald ist sie schockiert von den schlechten Arbeitsbedingungen. Sie organisiert Streiks und beendet ihren Widerstand auch dann nicht, als sie nach Italien zurückgeschickt wird. Dort wird sie schliesslich von der SS aufgegriffen und ins Konzentrationslager Dachau deportiert. Dem Lager kann sie zwar bei einem Arbeitseinsatz in den Abwasserkanälen Münchens entfliehen, doch als »Illegale« irrt sie von nun an durchs zerstörte Deutschland. Im Frühjahr 1945 wird Luce d’Eramo bei dem Versuch, Verschüttete aus einem zerbombten Haus in Mainz zu retten, schwer verletzt.

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Ich habe erst mal gut in die Erzählung von Luce D'Eramo reingefunden, denn man ist direkt mitten im Geschehen. Aber genau das hat mich dann später ein bisschen ausgebremst, in einem Moment ist man noch in Dachau auf der Flucht und im nächsten in einem Hotel in Mainz. Somit fiel es mir etwas schwer, das Buch flüssig durchzulesen. Man muss sich erst mal wieder zurechtfinden. Es ist auch nicht in chronologischer Reihenfolge verfasst, sondern vermutlich so, wie sich die Erzählerin an die Ereignisse erinnerte und sie aufgearbeitet und aufgeschrieben hat.

Luce D'Eramo war eine starke Frau die uns in diesem Buch zeigt, dass man über seinen Schatten springen muss, um zu überleben. So erzählt sie zum Beispiel, dass sie Reste der anderen Insassen gegessen hat. Sie aß von dreckigen Löffeln und aus verschmutzten Schüsseln um zu überleben.

Erschreckend und detailreich erzählt sie über die Verhältnisse in den Baracken der Lager. Menschen werden wie Tiere gehalten und behandelt, was auch sie schnell einsieht.

Sie erzählt auch über ihren schlimmen Unfall in Mainz, der ihr Leben veränderte und mit dessen Konsequenzen sie für immer leben muss. Sie führt auch in der Nachkriegszeit ein schwieriges Leben. Die Erzählung ist in allen Punkten sehr ausführlich beschrieben, auch wenn es manchmal etwas durcheinander ist. Die sehr genaue Beschreibung der Lager, der Lazarette und den anderen Orten, an denen sich Luce D'Eramo aufgehalten hat, gibt einen erschreckenden Einblick in die Zustände, die in Nazi-Deutschland herrschten.

Luce D'Eramo nimmt uns in ihrem Buch mit in eine Welt, die man sich kaum vorstellen kann. Immer darauf bedacht, den nächsten Tag zu überleben und immer damit rechnend, dass eine neue Bekanntschaft oder ein guter Freund sein Leben verliert.

Fazit
Ich finde das Buch sehr interessant und grade in der heutigen Zeit sehr wichtig, die Zeitzeugen sterben aus und solche Bücher rufen uns wieder in Erinnerung, wie schlimm das Leben im Krieg war. Luce D'Eramo war eine mutige und tapfere Frau, deren beeindruckendes Leben hier sehr detailreich erzählt wird. Was ich als sehr störend empfand, war das Durcheinander der zeitlichen Abfolge, mich hat es im Lesefluss doch oft gehindert.

Vielen Dank an netgalley und den Klett-Cotta Verlag zur Bereitstellung des Leseexemplars. Es wurden keinerlei Vorgaben gemacht und die Rezension spiegelt meine eigene Meinung wider.

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Ein Mädchen aus gutem Hause..

verlässt an einem Morgen im Februar 1944 die elterliche Villa am Gardasee, um dem Ruf ihres Herzens zu folgen.

Lucette Mangione, die behütete 19 jährige Tochter eines Staatssekretärs in Mussolinis faschistischer Partei Repubblica Sociale Italianna, hatte zu studieren begonnen, als sie sich aufmacht, um sich die ihr unverständliche Kritik am 1000 jährige Reich ihres Posterboys Adolf Hitler vor Ort zu überprüfen. Sie meldet sich ohne das Wissen ihrer Eltern als Freiwillige für den Arbeitsdienst im Deutschen Reich.

In ihrem autobiographischen Roman Umwege, der erstmals 1979 unter dem Titel Deviazione in Italien erschienen ist, beschreibt Luce d‘ Eramo, geborene Mangione, in einem sehr persönlichen Rückblick, wie aus dem verblendeten, bürgerlichen Töchterchen, der politische Mensch wurde, der sich dieser Entwicklung stellt.

Im Deutschen Reich angekommen, meldet sie sich als Freiwillige bei den IG Farben in Frankfurt Höchst & hier stößt dann auch sehr bald ihre faschistische Überzeugung auf die Realität. Sie lebt mit den anderen Fremdarbeitern, Polen, Franzosen & Russen, die meisten von ihnen Zwangsarbeiter, in einem stinkenden, menschenunwürdigen Barackenlagern & verliert hier sehr schnell ihre rosaroten Jungmädchenillusionen. Lucia teilt mit diesen Menschen die viel zu geringen Essensrationen, erregt sich über die Ungerechtigkeit, aber auch über den Stoismus, mit dem die meisten Arbeiter sie klaglos erdulden. Sie versucht erfolglos einen Streik zu organisieren. Während sie sich laut empört, möglicherweise auch, weil sie sich sich für ihre gerade erst ins Wanken gebrachte, naive Bewunderung schämt. Als sie einen Zusammenbruch erleidet, beordert ihr Vater sie mit Hilfe des italien. Konsuls in Deutschland nach Italien zurück. Doch kaum in Verona auf dem Bahnhof angekommen, beschließt Lucia den Familienbanden endgültig zu entkommen. Sie entledigt sich ihrer Papiere & damit ihres alten Ichs, lässt sich von der SS aufgreifen & ohne Schutz von höherer Stelle geht es jetzt direkt ins Konzentrationslager Dachau, in der Nähe von München. Hier ist sie nun keine besser gestellte Freiwillige mehr. So erlebt sie nun: Hunger, Terror, ständige Todesangst. Bei Kanalarbeiten gelingt ihr die Flucht & sie versteckt sich als Illegale ausgerechnet im Arbeitslager in Dachau. Da sie nicht registriert ist, beginnt nun der nervenzerrende Versuch für das Personal im Lager unsichtbar zu sein, die richtigen Allianzen mit den Insassen einzugehen, irgendwie das alles zu überleben, den Dreck, die Krankheiten, den Hunger, die Gewalt, irgendwie.

Das dritte Reich ist 1944 nicht mehr der leuchtende Faschismus-Vorzeigestaat, dieser gelebte Riefenstahl & Trenker-Film aus Luces Phantasie, sondern ein stinkender, zerbombter, wir würden heute sagen „failed state“, ein in Auflösung begriffener Staat.

Ein Jahr später wird sie bei dem Versuch Verschüttete aus einem Haus zu Bergen lebensgefährlich verletzt. Erst nach etlichen Krankenhausaufenthalten, tritt sie 7 Monate später, nach Kriegsende, querschnittgelähmt, im Rollstuhl, die Heimreise nach Italien an. Sie ist sichtbar körperlich versehrt, aber sie hat überlebt. Den seelischen Wunden wird sie sich erst Jahrzehnte später stellen, öffentlich mit diesem Buch.

Noch im Krankenhaus lernt sie ihren zukünftigen Ehemann den Philosophiedozenten Pacifico d‘ Eramo kennen, heiratet ihn 1946, wird Mutter eines Sohnes, Marco, doch die Ehe zerbricht sehr bald, 1952 trennen sie sich. Sie studierte Literaturwissenschaften & Philosophie, promovierte dann 1951 & 1954 n beiden Fächern .

Lucia ist auch in ihrem 2. Leben ein politischer Mensch, sie arbeitet als Autorin, veröffentlicht über ein Dutzend Bücher, ihr erfolgreichstes „Nucleo Zero“ über eine Terroristengruppe wird 1984 sogar verfilmt, sie arbeitet als Lehrbeauftragte für Literatur & schreibt für die von ihrem Sohn Marco mitherausgegebenen linken Zeitung „Il Manifesto“. Sie gehört in Italien zum Intellektuellenzirkel um Moravia, Morante & Maraini.

Mit fast 50 beginnt sie sich öffentlich zu erinnern, sich ihrer Vergangenheit zu stellen, sie sich zurück zu erobern. Ihre politische Entwicklung von der glühenden, naiven Faschistin, über ihre Erweckung in Hitler Deutschland, die gesamte Gefühlspalette, die sie dabei durchläuft, nachzuzeichnen. Sie schreibt anekdotisch, assoziativ ihr Leben nieder. Ihre Aufzeichnungen, diese Mischung aus Erinnern, Verdrängen & Vergessen, lesen sich schonungslos, ihr Ton ist oft zynisch, sogar böse, sie schreibt ohne Rücksicht auf sich selbst oder ihre Reputation als politische Autorin, aber doch meine ich auch aus jedem Satz, jedem Absatz die geübte Erzählerin zu lesen.

D‘ Emaro selbst sagt über ihren autobiographischen Roman:

„Ich habe versucht, zu beschreiben wie ich durch die Fehler, die Fallen, in die ich gelaufen bin, die Ungerechtigkeiten, die ich gesehen habe, ein besserer Mensch zu werden versuchte. Und ich habe die Hoffnung, dass wir das alle machen„

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