Beduinenmilch
Roman
von Nirit Sommerfeld
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Erscheinungstermin 30.07.2025 | Archivierungsdatum 20.08.2025
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Zum Inhalt
Eine spannende Coming-of-Age-Geschichte über eine junge Deutsch-Israelin im Kreuzfeuer des Nahostkonflikts
Nirit Sommerfeld engagiert sich seit vielen Jahren für die israelisch-palästinensische Freundschaft und schreibt mit der Erfahrung vieler Israel-Aufenthalte
Die 17-jährige Deutsch-Israelin Talia reist im Sommer 2014 zu ihrer Familie nach Israel, um sich zum Militärdienst einziehen zu lassen. Endlich will sie allein über ihre Zukunft bestimmen, will dazugehören zu ihrer großen Familie, eine sinnvolle Aufgabe übernehmen und Teil der israelischen Gesellschaft und Verteidigung werden. Alles in Israel scheint spannender zu sein als das linksliberale Leben, das ihre Eltern in Berlin führen.
Doch was sie in diesem Sommer erlebt – in Gaza tobt der Krieg, sie lernt Palästinenser kennen, verliebt sich in einen israelischen Menschenrechtsaktivisten, reist in die Westbank –, lässt sie eine vollkommen neue Sichtweise auf die Lebensrealität in ihrem Geburtsland erleben ...
Eine spannende Coming-of-Age-Geschichte über eine junge Deutsch-Israelin im Kreuzfeuer des Nahostkonflikts
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Verfügbare Ausgaben
| AUSGABE | Anderes Format |
| ISBN | 9783747207161 |
| PREIS | 22,00 € (EUR) |
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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
Rezensent*in 427080
Die Entscheidung
Beduinenmilch ist ein Roman der deutsch-israelischen Schauspielerin Nirit Sommerfeld.
Sie erzählt von der knapp 18jährigen Talia, die in Deutschland lebt, aber israelische Wurzeln und Familie dort hat. Es ist das Jahr 2014. Voller Begeisterung für Israel reist sie ins Land und plant, dort ihren Militärdienst ableisten. Sie ist ein Stück weit naiv.
Dann lernt sei verschiedene Leute kennen und verschiedene Sichtweisen. Sie engagiert sich für einen arabischen Arbeiter, geht sogar Risiken ein. In Hebron sieht sie die angespannte Situation. Dann auch in einem Beduienendorf. Es wird dramatisch.
Das alles erschüttert ihr bisheriges Weltbild.
Teilweise liest sich das Buch wie ein Jugendbuch, da Talia Icherzählerin ist und es konkret um ihr Coming-of-Age geht.
Es ist ein interessantes Buch. Vor alllen dann an den Stellen, in denen Talia zu einer Entscheidung kommen wird.
9783747207161
Dagmar W, Rezensent*in
Es ist äußerst gelungen, eine so persönliche und zugleich für alle eine so relevante Darstellung des Konflikts zu schaffen.
Der Roman ist unterhaltend und gleichzeitig atmosphärisch dicht beschrieben.
Er ist nie zu einseitig, sondern vermittelt eindringlich die Zerrissenheit der Menschen in der Region.
Ein derart eindringlicher und eloquenter Roman über israelische und palästinensische Verhältnisse
Die Autorin ergreift in ihrem Buch weder für die eine noch für die andere Seite Partei.
Das Thema ist derzeit wohl aktueller denn je.
Ich habe das Buch mit Interesse gelesen und kann die Zerrissenheit von Talia nachvollziehen
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Rezension zu "Beduinenmilch"
von Nirit Sommerfeld
Sehr erfahrensreich und auch gemütlich ❤️❤️❤️❤️❤️
Die junge Talia verreist im Sommer vor einigen Jahren zu ihrer Familie in Istanbul, weil sie beim Militär mitmachen will. Sie will dabei auch ihr Leben in der richtigen Richtung in die Hand nehmen und lernt dabei einiges in Israel kennen. Macht ganz neue Erfahrungen dort.
Wie wird ihr Leben dort sein ?
Wie wird sie ihre Zukunft verwirklichen?
Auf mich wirkt es wie ein milder und gemütlicher Roman. Der mir dabei auch das wahre Leben in Israel gezeigt hat in allen Facetten. Es ist ein Roman, den man sehr locker lesen kann und der einen dabei auch zum Nachdenken bringt.
Dabei fand ich Israel auch durchwegs interessant und auch schön. Sah es dabei auch schonmal auf Bildern. Wirklich sehr herrlich kann ich euch sagen. Schwärme noch jetzt davon. 😁
Ich lade euch nun alle herzlichst und liebevoll ein, es zu lesen.
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Rezensent*in 774437
🌟 4,5 von 5 Sternen
Mutig, berührend und politisch relevant – ein Coming-of-Age-Roman, der unter die Haut geht
Beduinenmilch von Nirit Sommerfeld erzählt die Geschichte der 17-jährigen Talia, die zwischen zwei Welten aufwächst – als Deutsch-Israelin, zerrissen zwischen familiärer Zugehörigkeit, politischem Erwachen und persönlicher Reifung. Was als Suche nach Identität und Sinn beginnt, wird zu einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Nahostkonflikt, der Rolle des Militärs und der Frage nach Menschlichkeit in einem hochpolitisierten Umfeld.
Der Roman überzeugt durch seine authentische Perspektive und die feinfühlige Schilderung von Talias innerem Wandel. Sommerfeld gelingt es, persönliche Erlebnisse und politische Komplexität miteinander zu verweben, ohne zu belehren. Besonders stark sind die Begegnungen mit Palästinensern und Menschenrechtsaktivisten, die Talias festgefügtes Weltbild erschüttern – und ihr letztlich helfen, ihren eigenen Weg zu finden.
👉 Fazit: Beduinenmilch ist ein eindrucksvoller Jugendroman über Identität, Freundschaft, erste Liebe – und über die Kraft, Fragen zu stellen, wo andere schweigen. Bewegend, klug und unbedingt lesenswert – gerade für junge Menschen, die sich politisch oder kulturell zwischen zwei Welten bewegen.
Wie bringt man seinen Eltern schonend bei, dass man in Israel bleiben möchte? Talia reist in ihre Heimat und möchte hier ihren 18. Geburtstag feiern. Allerdings will sie nicht, wie verabredet, nach sechs Wochen wieder in ihre Heimatstadt Berlin zurückkehren. Sie möchte Israel dienen und ihren Wehrdienst absolvieren. Diese Entscheidung fasste sie spontan. Je länger sie aber in Israel bei ihren Verwandten blieb, desto mehr zweifelte sie an der Richtigkeit ihrer Entscheidung. Zu viele Eindrücke, die sie nicht verstehen konnte, ließen sie an der Rechtmäßigkeit von Handlungen ihrer Landsleute festhalten.
Warum gelten alle Araber bei Israelis als gefährlich? Aus welchem Grund sollten Menschen beider Nationalitäten nicht miteinander reden? Freundschaften knüpfen, Verständnis füreinander haben? Talia versteht die Welt nicht mehr, als sie miterleben musste, wie ein junger Palästinenser von israelischer Polizei verhaftet und abgeführt wurde. Je länger sie bei ihrer Großmutter wohnt, desto deutlicher wird ihr, auf welche Weise die „Besatzer“ handeln. Für sie ist rasch klar, dass sie nicht nur Palästinenser unterdrücken. Tatsache ist aber auch, dass sie mit ihrer Meinung nahezu alleine dasteht und sich hüten muss, diese öffentlich zu äußern. Das ist viel zu gefährlich.
Es gibt so viele Meinungen zum Nahostkonflikt und immer Menschen, die denken, sich einmischen zu dürfen. Für mich steht fest, dass es stets zwei Seiten einer Medaille gibt und die Berichterstattung nur sehr selten neutral ist. Allerdings ist ganz klar, dass der Überfall am 07.Oktober außerhalb jeglicher Auffassung über das Für und Wider steht. Dass diese Taten aber einen Ursprung haben, das ist jedem klar, der den jahrzehntelangen Konflikt verfolgt.
Das Buch las ich innerhalb eines Tages durch. So mitreißend schildert die Autorin das Leben zwischen Mut und Belagerung. Kaum vorstellbar, welchen Kampf junge Leute in Israel ausfechten, die auch die Meinung der Unterdrückten hören und sehen. #NetGalleyDE
Das Buch hat einige starke, nachdenklich machende Momente und überzeugt durch seine politische Relevanz. Inhaltlich ist es gut aufgebaut, sprachlich klar und angenehm zu lesen. Trotzdem hatte ich nicht durchgehend das Gefühl, persönlich abgeholt zu werden. Manche Abschnitte wirkten eher sachlich und weniger emotional, was es für mich etwas distanziert erscheinen ließ. Als Gesamtwerk ist es gelungen, aber eher passend für eine politisch interessierte Leserschaft – weniger für jemanden, der vor allem Wert auf Nähe, innere Entwicklung oder emotionale Tiefe legt.
★★★★☆
Talia Edelmann ist eine jungen deutsch-Israelin, die zu ihren Verwandten nach Israel fliegt, um ihren achtzehnten Geburtstag zu feiern. Dieser Tag ist ebenfalls wichtig, da sie dann zum Militär gehen kann, um Israel zu verteidigen. Das ist ihr größter Wunsch und ihre Cousine Noa und ihr Cousin Guy unterstützen dies. Sie hat, da sie eine Deutsche mit israelischem Pass ist, eine Befreiung vom Wehrdienst. A, Flughafen weist sie den Passbeamten daraufhin das sie sich einziehen lassen möchte. Als sie ihre Einladung zum Militärdienst bekommt, behält sie das erst einmal für sich und auch ihrer Großmutter erzählt sie nichts. Je länger sie in Israel lebt und je mehr Menschen sie trifft um so mehr stellt sie fest, dass es alles nicht so ist, wie ihr manche Menschen aus ihrer Familie erzählen. Und auch das Tagebuch ihres Großvaters zeigt eine andere Wirklichkeit auf.
Das Cover des Romans „Beduinenmilch“ von Nirit Sommerfeld ist sehr gut gewählt und gefällt mir sehr gut. Einfach gehalten zeigt es eine gewisse Wellenbewegung, die sicherlich auch für das Gefühlsleben der Hauptdarstellerin steht und die Farben passen in die Landschaft, in der sich Israel befindet. Es ist ein Auf und Ab, das Talia, der Hauptcharakter, umtreibt. Sie ist voller Enthusiasmus aus Deutschland zu ihrer Familie geflogen, um sich dem Land zur Verfügung zu stellen. Ihre Familie in Israel unterstützt dies auch, gerade ihre Cousine Noa und ihr Cousin Guy sind ihr dabei eine große Hilfe, ebenso wie Onkel und Tanten und auch Savta, ihre Großmutter. Doch Talia erlebt auch andere Seiten in Israel, die ihr zeigen, dass es auch eine andere Wirklichkeit gibt, die der Palästinenser, die sie kennenlernt und auch von jungen Menschen aus Israel, die sie trifft und mit denen sie sich anfreundet. Es sind unterschiedliche Ansichten, die auch in ihrer Familie vorherrschen und zwischen denen sie nach ihrem achtzehnten Geburtstag lebt. Und diese wirken sehr verstörend auf die junge Talia. Die Autorin beschreibt diese Wirklichkeiten mit einer sehr deutlichen Sprache und sehr authentisch aus einer internen Sichtweise. Diese ist sehr gut nachzuvollziehen und ebenfalls das Chaos, dass in dem Kopf von Talia sich breit macht. Sehr geschickt lässt die Autorin auch Saba, den Großvater von Talia zu Wort kommen, der in einem Tagebuch seine >Situation zwischen 1947 und 1961 beschreibt.
Ich finde diesen Roman sehr gut gelungen, da er die Situation aus dem Jahr 2014, als heute, beschreibt und den Ausflug in die Geschichte der Anfänge des Staates Israel in Einklang bringt. Ebenso macht sie deutlich, dass es immer zwei Sichtweisen gibt in diesem Land, die der Israelis, und noch nicht mal aller, und der der Palästinenser. In diesem Verhältnis liegt eine große Sprengwirkung. Ich kann diesen Roman nur wärmstens empfehlen, da diese Beschreibungen zum eigenen Mitdenken anregen.
Dieses Buch bleibt im Gedächtnis. Es begleitet die 17-jährige Talia auf ihrer Reise nach Israel, wo sie ihre Familie besucht und sich zum Militärdienst melden will. Doch eine Reihe unerwarteter Begegnungen und Ereignisse bringt sie dazu, alles infrage zu stellen, was sie bislang für wahr hielt. Es liest sich wie ein Bericht, und ich habe oft vergessen, dass ich einen Roman lese. So sehr haben sich die Beschreibungen der Autorin nach Talias echten Gedanken und Wahrnehmungen angefühlt. Ich war gefesselt von der Geschichte und den zwischenmenschlichen Begegnungen, die auf wunderbare Weise erzählt sind. Innerhalb der Kapitel wechselt die Perspektive zwischen Talia und ihrem Großvater, der in der Zeit des Palästinakriegs Soldat war und seine Erlebnisse in Briefen festhielt. Das Buch ist hochaktuell und beschreibt den inneren Konflikt der Protagonistin sowie den, den sie mit den Menschen um sich herum führt, sehr nachvollziehbar. Es hat mich wirklich nachdenklich gestimmt und ich habe viel neues daraus gelernt. Es ist ergreifend, bewegend und ließ mich mit feuchten Augen zurück. Ich werde mich noch oft an dieses Buch erinnern und darüber nachdenken.
Lydia W, Buchhändler*in
Beduinenmilch“ erzählt die intensive Geschichte der 17-jährigen Talia, die zwischen Berlin, Israel und der Westbank nach Identität und Zugehörigkeit sucht. Sommerfeld schafft mit klarer Sprache ein eindringliches Coming-of-Age-Debüt über persönliche und politische Konflikte.
Besonders stark sind Talias innere Kämpfe und die leisen Momente der Veränderung. Ein kleiner Kritikpunkt: Manche Figuren bleiben etwas blass, und die politische Dimension hätte an manchen Stellen mehr Tiefe vertragen.
Für Fans von: introspektiven Jugendromanen mit politischem Hintergrund wie Exit West oder Was wir dachten, was wir taten.
Beduinenmilch ist ein sehr eindrucksvolles Debüt, das mir noch lange nach dem Lesen im Kopf bleiben wird. Die Autorin erzählt mit klarem, eindringlichem Stil von einer jungen Frau zwischen zwei Identitäten , und verwebt dabei persönliche Erfahrungen mit politisch-historischen Fakten, ohne für den Leser je belehrend zu wirken. Besonders beeindruckt hat mich, wie greifbar und nah das Geschehen wurde. Die Erzählung war so bildhaft, dass ich sogar davon geträumt habe, einfach, weil sich alles so nahbar angefühlt hat. Ein starkes, aufrüttelndes Buch, das zum Nachdenken anregt und viele Perspektiven sichtbar macht. Für mich 4,5 von 5 Sternen.
Ana Maria D, Rezensent*in
Nirit Sommerfelds Roman „Beduinenmilch“ stellt einen bemerkenswerten Beitrag zur Coming-of-Age-Literatur im Kontext des Nahostkonflikts dar. Die Autorin schildert eindrücklich die Erfahrungen der siebzehnjährigen Talia, die im Sommer 2014 nach Israel zurückkehrt, um sich auf ihren bevorstehenden Militärdienst vorzubereiten. Inmitten einer Atmosphäre ständiger politischer Spannungen und militärischer Auseinandersetzungen wird Talia mit den komplexen Realitäten des Landes konfrontiert.
Sommerfeld gelingt es, durch die Darstellung von Talias Begegnungen mit palästinensischen Individuen und ihrer Beziehung zu einem israelischen Menschenrechtsaktivisten, die Vielschichtigkeit der gesellschaftlichen und politischen Lage Israels differenziert zu beleuchten. Die eigene langjährige Erfahrung der Autorin im Bereich der israelisch-palästinensischen Verständigung spiegelt sich in der authentischen und sensiblen Darstellung der inneren wie äußeren Konflikte der Protagonistin wider.
Der Roman eröffnet somit nicht nur eine individuelle Perspektive auf Fragen von Identität, Zugehörigkeit und moralischer Verantwortung, sondern bietet zugleich einen reflektierten Zugang zu den gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen der Region. „Beduinenmilch“ ist daher insbesondere für Leserinnen und Leser zu empfehlen, die sich für den Nahostkonflikt interessieren und Wert auf eine nuancierte literarische Auseinandersetzung legen.
Sommer 2014: Als die Deutsch-Israelin Talia kurz vor ihrem 18. Geburtstag zu ihrer Verwandtschaft nach Israel reist, ist sie fest davon überzeugt sich zum Militärdienst einziehen zu lassen. Sie will zu ihrer großen Familie dazugehören, will wie ihre Cousinen und Cousins ihrem Land dienen und etwas zur Sicherheit der Menschen beitragen. Doch der Sommer entwickelt sich anders als erwartet, in Gaza herrscht Krieg, sie trifft auf Palästinenser, lernt israelische Menschenrechtsaktivisten kennen und reist nach Hebron.
Talia ist in mancherlei Hinsicht naiv – aber wer war das nicht in diesem Alter. Trotzdem ist es spannend sie im Sommer ihres 18. Geburtstages zu begleiten. Zu Beginn ist ihr noch ganz klar wie ihr Leben aussehen wird, doch bald macht die erste Erfahrungen, die nicht in ihr bisheriges Weltbild passen.
Ergänzt werden Talias Erlebnisse durch Tagebucheinträge ihres Großvaters, der die NS-Zeit und die Staatsgründung Israels erlebt hat und nochmal eine ganz andere Perspektive mit einbringt. Leider wurde für diese Kapitel eine auf dem eBook-Reader wahnsinnig schwer und damit anstrengend zu lesende Schreibschrift gewählt.
Stark vermisst habe ich ein Nachwort, um das Gelesene besser einordnen zu können. So frage ich mich nun: was ist Fiktion, wo gab es Vorbilder, was ist eventuell sogar biografisch?
Fazit
Eine sehr interessante Coming-of-Age Geschichte die noch lange nachhallt. Die Geschichte zeigt, wie die Menschen in ihrer eigenen Perspektive gefangen sind und vermittelt auf der anderen Seite die Zerrissenheit anderer Menschen. Sehr positiv empfand ich, dass die Autorin für keine der beiden Seiten Partei ergreift.
Beduinenmilch hat mich richtig berührt. Talia reist 2014 nach Israel, um ihren Militärdienst anzutreten – aus dem Gefühl heraus, endlich etwas Sinnvolles für ihre Familie zu tun. Anfangs ist sie noch voller Elan, ein bisschen naiv vielleicht, aber entschlossen. Und dann kommt alles ganz anders.
Was mir besonders gefallen hat: Man begleitet sie wirklich auf einer Reise. Ihre Sicht auf die Welt verändert sich, sie trifft Menschen, die sie herausfordern, und merkt, dass man Israelis und Palästinenser nicht einfach in Gut und Böse einteilen kann, auch wenn ihr Umfeld das gern so hätte. Parallel dazu erfährt man viel über die Geschichte von Israel und ihrer Familie, vor allem über ihren Großvater, der im Unabhängigkeitskrieg beteiligt war.
Das Buch regt zum Nachdenken an, ohne belehrend zu sein. Es ist einfach ehrlich erzählt – ruhig, aber eindringlich. Und obwohl es als Jugendbuch gilt, hat es mich auch als Erwachsene total abgeholt. Ich mochte Talia sehr, sie war nahbar, echt, und es war einfach schön, sie zu begleiten.
Einziger kleiner Kritikpunkt: Die Kurzbeschreibung nimmt schon ein bisschen viel vorweg.
Insgesamt ein richtig gutes Buch, das lange im Kopf bleibt.
"Beduinenmilch" ist der Debütroman der Deutsch-Israelin Nirit Sommerfeld, in dem sie ihre Familiengeschichte mit historischen Fakten des Nahostkonflikts in einer fiktiven Erzählung vereint.
Talia reist im Sommer 2014 von Berlin nach Israel, um dort wie jedes Jahr ihre Familie zu besuchen und ihren
18. Geburtstag zu feiern. Im Rahmen ihrer Volljährigkeit hat sie sich dazu entschlossen den Militärdienst anzutreten, obwohl sie eigentlich durch ihren deutschen Pass davon befreit ist. Davon weiß ihre Familie aber noch nichts. Im Laufe der sechs Wochen lernt Talia viele Menschen kennen und gerät in Situationen, die ihren Blick auf die Welt ins Wanken bringen und immer mehr Zweifel in ihr sähen. War es richtig, sich freiwillig für den Militärdienst zu melden?
Ich bin durch Zufall auf "Beduinenmilch" im Rahmen der #NetGalleyDEChallenge2025 gestoßen und musste es direkt anfragen, da es aktueller nicht sein könnte und viel vereint, was ich an Romanen schätze. Das Genre Coming-of-Age wird hier wunderbar bedient, da die Leser:innen Talia bei all ihren Emotionen, Zweifeln, Herausforderungen und Erkenntnissen begleiten und ihre Entwicklung durch die Erzählung in der Ich-Perspektive hautnah miterleben. Die Ereignisse rund um Talia werden zwischendurch immer wieder mit Tagebucheinträgen ihres Sabas (Großvater) ergänzt, sodass nach und nach eine Verknüpfung der Zeitebenen und Charaktere stattfindet. Dabei zeigt Nirit Sommerfeld, wie vielschichtig der Konflikt zwischen den Israelis und den Arabern ist und ordnet diese immer wieder mit historischen Fakten ein ohne dabei belehrend zu sein. Hinzu kommt der sehr angenehme Schreibstil und eine Sogwirkung, die mich immer hat weiterlesen lassen. Zwischendurch musste ich zwar Pausen einlegen, da einige Szenen zu grauenhaft waren und wütend machen, aber gerade dieses Wechselbad der Gefühle hat viel in mir ausgelöst.
"Beduinenmilch" ist ein absolutes Highlight in diesem Jahr, wenn nicht sogar der letzten Jahre und ich wünsche diesem Debüt ganz viele Leserinnen!
Andrea R, Journalist*in
Mein heutiger Buchtipp "Beduinenmilch" von der deutsch-israelischen Menschenrechtsaktivistin, Schauspielerin und Autorin Nirit Sommerfeld ist ein Coming-off-Age-Roman mit besonderem Tiefgang. Die tiefen inneren Konflikte der Protagonistin Talia treffen auf den geschichtsträchtigen Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern. Neben aktuellen Geschehnissen im Gaza-Krieg wird die Zeit der Staatsgründung Israels aus Sicht von Talias verstorbenem Großvater erzählt. Brutal, schonungslos und mit Blick aus unterschiedlichen Perspektiven. Eine Bereicherung für alle, die sich darauf einlassen.
Die Autorin Nirit Sommerfeld ist im September 1961 in Eilat geboren. Ihr Vater Rolf war als junger deutsch-jüdischer Holocaust-Überlebender nach Palästina emigriert; ihr im KZ Sachsenhausen ermordeter Großvater Julius war Kaufmann in Chemnitz, der als Offizier im Ersten Weltkrieg mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet worden war. Die Familie von Nirit Sommerfelds Mutter lebte in Palästina, ihre Muttersprache war Arabisch. Drei Mitglieder ihrer Familie starben während der Konflikte rund um die Gründung des Staates Israels.
Eine ähnliche Familienkonstellation wählt Nirit Sommerfeld auch für Talia, die Protagonistin in "Beduinenmilch". Sie ist 17 Jahre alt und reist nach Israel, um den Sommer mit ihrer Familie dort zu verbringen und ihren 18. Geburtstag in dem Land zu feiern, dem sie sich verbunden fühlt. Während ihre Eltern in Deutschland bleiben und glauben, ihre Tochter nach den Sommerferien wieder in die Arme schließen zu können, hat Talia längst beschlossen, sich in Israel zum Militär einziehen zu lassen. Als Deutsch-Israelin mit zwei Staatsbürgerschaften ist sie eigentlich von der Militärpflicht befreit. Doch mit dem Blick aus Deutschland sieht sie nur die Bedrohung Israels und hofft als Soldatin etwas sinnvolles zu tun.
Doch der Aufenthalt in Tel Aviv ändert nach und nach ihre Sichtweise. Talia lernt Palästinenser kennen und israelische Menschenrechtsaktivisten. Neugierig versucht sie hinter die Kulissen zu schauen, reist in die besetzten Gebiete, erlebt brutale Willkür des Militärs und wie Tatsachen und Berichterstattung in den Medien voneinander abweichen. Je mehr Talia lernt, desto größer werden ihre Zweifel.
Ein packender Roman, der besonders durch den Wechsel zwischen den Ereignissen um Talia und den Briefen und Tagebucheinträgen ihres Großvaters aus den Jahren um die Gründung des Staates Israel eine Tiefe bekommt. Mein einziger Kritikpunkt: Die Schriftart, die die Erzählungen des Großvaters kennzeichnet, ist etwas leseunfreundlich. Ansonsten erhält Nirit Sommerfelds "Beduinenmilch" von mir 5 von 5 Sternen. Unbedingt lesen!
"Beduinenmilch" ist gestern bei ars vivendi erschienen. Das Buch hat 344 Seiten und kostet 22 Euro.
Herba M, Rezensent*in
Talia, 17jährige Deutsch-Israelin, reist im Sommer 2014 kurz vor ihrem achtzehnten Geburtstag zu ihrer Großmutter nach Tel Aviv, um sich dort dann ohne das Wissen ihrer Eltern zum Wehrdienst in der israelischen Armee einziehen zu lassen.
Mit ihrem deutschen Pass könnte sie eigentlich den Wehrdienst umgehen, doch sie will unbedingt ihren Beitrag leisten und ein Teil der israelischen Gesellschaft werden. Doch dann lernt Talia einen Palästinenser und einen israelischen Menschenrechtsaktivisten kennen, reist in die Westbank und lernt Israel dadurch von einer ganz neuen Seite kennen…
Puh, was für ein Buch!
Ich bin durch Netgalley auf ‚Beduinenmilch‘ aufmerksam geworden und fand den Klappentext recht interessant. Talia ist eine junge Erwachsene, die sich am Anfang der Geschichte recht genau zu wissen scheint, was sie will und wie sie ihre nächsten Lebensjahre verbringen wird. Sie will zwar allen in ihrem Umfeld immer gefallen und geht daher schonmal einem Konflikt aus dem Weg, findet aber am Ende dann doch immer eine Lösung mit der sie halbwegs leben kann.
Als sie von Deutschland nach Israel reist, um mit ihrer Großmutter und dem Rest der Familie ihren achtzehnten Geburtstag zu feiern, ist sie fest entschlossen, ihren israelischen Militärdienst abzuleisten. Ihren Eltern in Deutschland hat sie davon nichts erzählt, weil sie sicher nicht begeistert wären und will sie später per Telefon informieren.
Vielleicht auch daran sieht man, dass Talia nicht so erwachsen ist, wie sie eigentlich meint. Unbewusst begibt sie sich auf ihrer Reise auf einen Trip, der sie erwachsener machen und ihre zweite Heimat von einer ganz anderen Seite kennenlernen wird.
Diese Geschichte entwickelt sich eher langsam und die eingestreuten Tagebucheinträge ihres verstorbenen Großvaters wirkten erstmal eher etwas zusammenhanglos auf mich. Teilweise fand ich Talias Naivität zugegebenermaßen auch leicht anstrengend.
Dafür hat sie mir aber imponiert, weil sie sich auf Menschen und Dinge einlässt, die sie verunsichern, die ihr auch Angst machen und die ihre Welt ins Wanken bringen. Diese Offenheit sich auch auf andere Standpunkte einzulassen ist in diesen Zeiten scheinbar eher selten geworden und wenn es um den Nahostkonflikt geht, vermutlich besonders schwierig.
Vielleicht hilft Talia, dass sie in Deutschland aufgewachsen und nicht zu stark vom israelischen Alltag geprägt wurde. Das kann ich aber nur vermuten.
In der zweiten Hälfte des Buches gewinnt ihre Geschichte rasant an Fahrt und hat mich dann am Ende sehr berührt zurückgelassen.
Weil mir durch ‚Beduinenmilch‘ wieder einmal gezeigt wurde, wie schwierig es ist, über Jahrzehnte gewachsene Strukturen und verfestigte Meinungen aufzubrechen. Aber auch, weil ich die Verletztheit der Charaktere spüren konnte, egal ob ich mit ihrem Tun einverstanden war oder nicht.
Nirit Sommerfeld beschreibt eindringlich und anschaulich die Szenerie. An der ein oder anderen Stelle hätte ich mir für manche Figur der Geschichte ein wenig mehr Tiefe gewünscht. Aber insgesamt ist das eher nebensächlich und sowohl Schreibstil, als auch Erzählweise und die Geschichte an sich haben mich überzeugt.
Zum Inhalt bleibe ich hier extra extrem vage, um nicht zu viel zu verraten.
Insgesamt bin ich sehr froh, dass ich ‚Beduinenmilch‘ gelesen habe, auch wenn ich immer noch am Ende der Geschichte herum denke. Puh, was für ein Buch!
Anja N, Buchhändler*in
Beduinenmilch
Roman
von Nirit Sommerfeld
Beduinenmilch ist ein überaus spannendes, absolut aktuelles und eindrucksvolles Debüt.
Perfekt für junge Erwachsene, die sich politisch interessieren und gerne Dinge hinterfragen.
Der Irsael / Palästina Konflikt ist ja leider kein neues Thema und trotzdem braucht es immer noch Bücher wie dieses, die einen genauer hinschauen lassen und beide Seiten betrachten lassen.
Die naive Einstellung von Talia macht es einem leicht in die schwierige Situation einzutauchen und man wächst mit ihren Erfahrungen mit. Sehr gelungen.
Ergreifend und berührend
Talia lebt seit vielen Jahren mit ihren Eltern in Deutschland. Sie besucht aber auch regelmäßig ihre Familie in Israel. So auch im Jahr 2014 kurz vor ihrem 18. Geburtstag. Doch diesmal hat Talia nicht vor nach Deutschland zurückzukehren. Sie will in Israel ihren Militärdienst leisten und freut sich sehr darauf.
In Israel angekommen lernt sie viele neue Menschen kennen. Einen Palästinenser, der illegal auf der Baustelle gegenüber arbeitet. Omar, einen alten Mann, der aus dem geräumten Dorf Lifta stammt und Yona, der für die Organisation "Breaking the silence" arbeitet.
Talia lernt durch diese Menschen eine Seite von Israel kennen, die ihr bis dahin fremd war. Man spürt ihre Zerrissenheit. Sie kann mit kaum jemand darüber reden, denn jedesmal wenn sie es versucht, stößt sie auf Ablehnung.
Dieses Buch hat mich sehr nachdenklich zurückgelassen. An vielen Stellen war ich einfach nur fassungslos.
Talia war für mich sehr glaubwürdig beschrieben und ich bewundere ihren Mut.
Ein Satz ist mir besonders im Gedächtnis geblieben:"Sie sind so in ihrer eigenen Perspektive gefangen, dass sie eine andere Sichtweise kaum zulassen können "(POS. 4174).
Gerade in der heutigen Zeit ein sehr wichtiges Buch.
Walli S, Rezensent*in
Die Entscheidung
Kurz vor ihrem siebzehnten Geburtstag reist Talia im Jahr 2014 von Berlin nach Israel zu ihrer Großmutter. Der Großvater ist vor einiger Zeit verstorben und Talia, die sehr zu ihrem Opa aufgeblickt hat, empfindet den Verlust. Ihr Großvater stammte aus Deutschland und ist von seinen Eltern vor dem Holocaust gerettet worden. Er ist Talias großes Vorbild. Mit ihrem zweiten deutschen Pass ist die junge Frau eigentlich vom Militärdienst befreit. Doch sie hat es sich genau überlegt. Sie verbringt ihren Geburtstag in Israel und sie wird sich einziehen lassen. Ihr Staat muss verteidigt und geschützt werden und sie wird ihr Teil dazu beitragen.
Mit glücklichen Tagen, Feiern und Wiedersehen mit Familienmitgliedern beginnt Talias Urlaub. Sie freut sich mit ihren Verwandten und Freunden, es gibt so viel zu besprechen. Wie sie ihren Eltern in Deutschland das mit dem geplanten Militärdienst beibringen soll, weiß sie noch nicht. Nur Noa weiß Bescheid, die wahrscheinlich zur selben Zeit eingezogen wird. Die beiden jungen Frauen sind so gespannt und voller Vorfreude. Erste Risse bekommt das schön ausgemalte Bild der Zukunft als Talia die Baustelle in der Nähe des Hauses ihrer Großmutter bemerkt. Dort arbeiten Illegale. Es sind Araber, die nicht die Erlaubnis haben einzureisen, als billige Arbeitskräfte unter der Hand aber auf gewisse Weise willkommen sind.
Die Autorin selbst ist Deutsch-Israelin und kenntnisreich schreibt sie von einer jungen Frau, die in zwei Welten zu Hause sein könnte. Für Leser, die keine entsprechenden Kenntnisse besitzen, ist dieser Roman eine echte Bereicherung. Man bekommt einen Einblick in das Leben einer jungen Frau, die sich entscheiden will Israelin zu sein, mit allem, was dazu gehört. Man erlebt mit wie ihr Enthusiasmus Brüche erfährt. Denn sie muss feststellen, auch Israel ist kein idealer Staat. Es ist ein Staat, der das Recht hat zu bestehen, der aber auch anderen ihre Rechte eigentlich nicht absprechen kann. Auch ein naher Einblick in die Gründung des Staates Israel wird gegeben. Man erlebt hautnah mit, wie die Menschen an ihrem Staat leiden, aber auch sehr stolz sind, diesen Staat zu haben. Dieser Roman lässt sich nicht ganz leicht lesen, weil sehr authentisch und eindringlich berichtet wird, doch er beeindruckt und berührt mit seiner jungen Heldin, die lernt eigene Entscheidungen zu treffen und dazu zu stehen.
4,5 Sterne
Ein Buch, das nicht einfach gelesen, sondern durchlebt werden will. Kein leichter Roman – aber ein wichtiger. Und für alle, die sich zwischen zwei Welten wiederfinden oder zwischen den Zeilen nach Wahrheit suchen, ist Beduinenmilch ein Geschenk.
Buchhändler*in 1511619
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mich dem Titel etwas skeptisch genähert habe. Nicht, weil die Handlung nicht interessant erscheint, sondern weil sie vor dem aktuellen politischen Geschehen so schwer wirkt.
Vor dem Hintergrund des Nah-Ost-Konflikts wird die Geschichte von Talia erzählt, die mit ihrer Familie für ihren 18. Geburtstag nach Israel reist, ihre Heimat. Dort entscheidet Talia, fast schon naiv, sich ihren Militärdienst dort abzuleisten. Mit Talias Erfahrungen wird das zerrissene Verhältnis der Menschen dort dargestellt und Talia lernt, dass die Welt nicht ist, wie sie dachte. Die Autorin vermeidet es für eine Seite Partei zu ergreifen und konzentriert sich mehr darauf zu zeigen, dass eine Geschichte immer zwei Seiten hat. Das Buch hat mich nachdenklich zurückgelassen und mit einer Schwere, die nur schwer zu erklären ist.
Eine Coming-of-Age Story, der es gelingt einen aktuellen Blick auf eindringliche Art und Weise darzustellen. In meinen Augen ein wichtiges Buch, dass man gelesen haben sollte!
Buchhändler*in 1235034
Nirit Sommerfeld nimmt uns mit Beduinenmilch auf eine eindrucksvolle Reise in die Wüste und ins Herz einer bewegenden Familiengeschichte. Ihr klarer, poetischer Stil verbindet die raue Schönheit der Natur mit tiefen, menschlichen Gefühlen und Traditionen. Das Buch erzählt von Verbundenheit, Verlust und der Suche nach Identität – getragen von authentischen Charakteren und einer intensiven Atmosphäre, die lange nachwirkt. Ein besonderes Buch, das Einblicke in eine faszinierende Welt schenkt.
Eliane F, Rezensent*in
Nirit Sommerfeld hat mich mit ihrem Roman "Beduinenmilch" sehr überzeugt. Es ist sehr spannend, Talia auf ihrer Reise nach Israel zu begleiten, die israelische Gesellschaft so unmittelbar (durch Talias Augen) kennenzulernen. Nirit Sommerfelds 18-jährige Romanheldin lebt in Berlin und verbringt jeweils nur ihre Ferien in Israel. Dennoch fühlt sie sich hier fast mehr zuhause - vor allem in der grossen Familie aufgehoben und geliebt - als in Deutschland. Ja, sie entscheidet sich sogar, in Israel den auch für Frauen obligatorischen Militärdienst zu leisten. Doch als sie die Sommerferien vor ihrem 18. Geburtstag wieder in Tel Aviv verbringt, beginnt die Fassade zu bröckeln. Talia erlebt erstmals bewusst, wie Palästinenser*innen in Israel behandelt werden, wie arabische Bewohner*innen Jerusalems mit Fäkalien beworfen und schikaniert werden, sieht Geisterdörfer, aus denen alle Palästinenser*innen vertrieben wurden. Ja, sie reist mit Systemkritiker*innen sogar nach Hebron. Was sie dort an roher, rassistischer Gewalt durch die israelische Armee und Polizei erlebt, verändert ihr Bild von Israel und auch von ihren Verwandten, die der israelischen Propaganda grösstenteils verfallen sind, komplett.
Im Roman begleiten wir Talia nicht nur durch den wichtigen, aufwühlenden Lebensabschnitt des Erwachsenwerdens und bei der Abnabelung von ihren Eltern, sondern durchleben mit ihr zahlreiche Gewissensfragen. Ob und wie man sich für "sein" Land einsetzen möchte, was ein Menschenleben wert ist, wie man mit problematischem Verhalten von Familienmitgliedern in der Vergangenheit und in der Gegenwart umgehen soll, was richtig und was falsch ist. Talia muss so einige Gewissheiten über das "Wesen" Israels über Bord werfen und hinter die Fassade blicken. Sie ist anfangs zwar naiv, entwickelt sich dann aber immer mehr und findet zu ihren Prinzipien der Menschlichkeit.
Etwas unrealistisch ist vielleicht, wie sie sich in einen Justizfall einmischt und diesen beeinflussen kann. Da stehen erfahrenere Personen (wie Menschenrechtsaktivist*innen und liberale Anwält*innen) wohl in Realität ohnmächtiger da als Talia im Roman. Aber für den Handlungsverlauf ist dieser Strang der Geschichte konsistent. Und man würde sich tatsächlich wünschen, eine junge Frau aus Deutschland, könnte einfach kommen und so viel bewirken.
Ich kann das Buch mit seiner erfrischenden Sprache, der spannenden Erzählweise und dem ungeschönten, ehrlichen Blick auf Israel herzlich empfehlen. Ich werde auch weitere Bücher von Nirit Sommerfeld sehr gerne lesen und hoffe, dass sie auch in einem kommenden Roman nicht vor "heiklen" Themen zurückschreckt. Ein Lob auch an den Verlag, dieses Buch in der aktuellen Zeit gefördert und veröffentlicht zu haben. Eine wichtige Stimme für Menschlichkeit und gegen den Genozid in Gaza und die Besatzung in der Westbank!
(Die Besprechung auf dem Blog folgt.)
Im Somme 2014 reist die junge Deutsch-Israelin Talia zur Feier ihres 18 Geburtstags zu ihrer Familie nach Israel. Doch anders wie ihre Besuche zuvor, möchte Talia in Israel bleiben und dort ihren Militärdienst abzuleisten.
Bei ihrer Großmutter angekommen, lernt Talia einen jungen Palästinenser kennen, der illegal und unter unmenschlichen Bedingungen auf einer Baustelle gegenüber des Hauses ihrer Großmutter arbeitet.
Im naiven Glauben ihm in seiner Lage helfen zu können, lernt Sie nun eine ganz andere Seite ihres bisher geliebten Landes und dem Umgang mit ihren Nachbarn kennen.
Beduinenmilch ist ein tief berührende Geschichte der die zunehmende Zerrissenheit der Protagonistin im Verlauf immer mehr zu Tage tritt.
Ein Roman mit Tiefgang vielen Zwischentönen in dem gezeigt wird, egal in welchen Situationen man steckt, es gibt nicht nur Schwarz und Weiß sondern auch Grautöne.
Eine Geschichte das noch lange nach halt, und dem ich viele Leser wünsche, besonders in diesen Zeiten.
Rezensent*in 1286111
„Beduinenmilch“ ist ein Roman, der mich mit voller Wucht hineingezogen hat – in eine Familiengeschichte, die zugleich politisch, persönlich und tief menschlich ist.
Autorin Nirit Sommerfeld ist in Israel geboren, in Deutschland aufgewachsen, als Schauspielerin und Musikerin bekannt und engagiert sich seit Jahren für Frieden und Gerechtigkeit im Nahen Osten. Ihre Perspektive als Grenzgängerin zwischen Kulturen und Narrativen prägt diesen Roman spürbar – literarisch kraftvoll und zugleich schmerzhaft ehrlich.
Worum geht’s genau?
Die Erzählerin Talia reist regelmäßig zu ihrer Großmutter („Savta“) nach Israel. Was als persönliche Begegnung beginnt, entfaltet sich zu einem Panorama aus Familienerinnerungen, politischen Konflikten und moralischen Fragen. Zwischen Tel Aviv, Hebron, Gaza und Beduinendörfern erlebt Talia, wie sich persönliche Geschichten mit der Geschichte des Landes verweben – und wie schwer es ist, Wahrheit, Loyalität und Zugehörigkeit miteinander zu vereinbaren. Dabei wird deutlich: Es geht um mehr als nur um eine Familie – es geht um Identität, Besatzung, Menschlichkeit und die Kraft, Dinge auszusprechen, die andere lieber verschweigen.
Meine Meinung
Selten habe ich einen Roman gelesen, der so gekonnt das Persönliche mit dem Politischen verwebt. Sommerfeld schreibt nah an ihren Figuren, ohne sie zu idealisieren – weder die kämpferische Savta, noch die unsichere Talia, die zwischen den Welten steht. Viele Szenen haben sich eingebrannt: Das Massaker in al-Lydda, bei dem „zwischen 450 und 800 Menschen getötet“ wurden (S. 323), Talias Verzweiflung darüber, dass „niemand meine Geschichte hören wollte“ (S. 317), oder Savtas mutige Rede im Gerichtssaal, in der sie sagt: „Wir könnten … vielleicht sogar miteinander leben! Es wäre Unrecht, ihn zu verurteilen!“ (S. 264).
Der Roman thematisiert die Macht von Narrativen – und wie schwer es ist, diese zu hinterfragen, wenn man von klein auf „mit einem einzigen Narrativ gefüttert“ wurde (S. 323). Besonders bewegend fand ich, wie die Begegnungen mit Palästinenser:innen persönliche Nähe schaffen, wo Politik Mauern zieht: Haytham, der „nicht wie verrückt herumspringt“ nach seinem Freispruch (S. 287), oder die Beduinenfamilie, deren Milch symbolisch für Verbindung und gemeinsames Überleben steht.
Der Blick auf Militarismus und „male gaze“-Sexualisierung – von Reizwäsche mit Uzi-Prints bis hin zu zynischen T-Shirts mit Fadenkreuz auf einer Schwangeren – ist scharf, manchmal schwer zu ertragen. Sommerfeld verschweigt nichts, weder den Zynismus mancher Soldat:innen noch die Traumata, die alle Seiten prägen. Dabei gelingt es ihr, unterschiedliche Perspektiven nebeneinanderstehen zu lassen, ohne den Schmerz der einen gegen den der anderen aufzurechnen.
Stilistisch ist das Buch packend, oft dialoggetrieben, mit einer Intensität, die fast dokumentarisch wirkt. Gleichzeitig gibt es Momente von Zärtlichkeit und Humor – etwa wenn ein Baby „zum ersten Mal durchgeschlafen“ hat (S. 311) oder Talia mit ihrer Cousine Ma’ayan spielt. Diese Balance macht den Roman so besonders: Er konfrontiert, aber er lässt auch atmen.
Fazit
„Beduinenmilch“ ist ein vielschichtiger, mutiger Roman, der uns zwingt, hinzusehen – auf Geschichte, Gegenwart und die Verstrickungen dazwischen. Er ist politisch, ohne belehrend zu sein, und menschlich, ohne zu beschönigen. Wer bereit ist, sich auf eine herausfordernde und bewegende Lektüre einzulassen, wird hier nicht nur eine Geschichte lesen, sondern Spuren davon mitnehmen.
Rezensent*in 1176025
This book is about a girl named Talia, a 17-year-old German-Israeli citizen who travels to Israel to enlist in the military and finally feel like she belongs. This is amidst the ongoing war between Israel and Gaza, and readers follow Talia as she learns about the stark realities of life in the West Bank.
The way Sommerfeld captures Talia’s transformation is nothing short of beautiful.
In Beduinenmilch nimmt uns Nirit Sommerfeld mit auf eine bewegende Reise mit Talia, in der wir nicht nur das Leben in Israel kennenlernen, sondern auch das im Westjordanland – und die deutlichen Unterschiede zwischen beiden Welten. Mit viel Einfühlungsvermögen schildert die Autorin Begegnungen, die Talias Überzeugungen erschüttern, und zeigt, wie persönliche Erfahrungen im Schatten des Konflikts Identität, Loyalität und Hoffnung verändern können.
"Beduinenmilch" von Nirit Sommerfeld ist ein Roman, der nachhallt und nachdenklich macht.
Talia ist Deutsch-Israelin und reist kurz vor ihrem 18. Geburtstag nach Tel Aviv. Da sie einen deutschen Pass besitzt, hat sie auch eine Befreiung vom Wehrdienst in Israel. Schon am Flughafen in Tel Aviv teilt sie den Grenzbeamten mit, dass sie sich zum Wehrdienst einziehen lassen will. Aus dem Blickwinkel aus Deutschland will sie etwas Sinnvolles für ihre zweite Heimat tun. Im Verlauf des Romans lernen wir nicht nur Talia und ihre Gedanken kennen. Sie erzählt in der Ich-Perspektive von ihrer Familie, von Palästinensern, Widerstandskämpfern, Rassismus und Vorurteilen. Sie lernt beide Seiten kennen in diesem furchtbaren Konflikt. Und als Leser*in ist man mittendrin im Geschehen. Dazwischen sind Tagebucheinträge eingeflochten, in denen Talias Großvater seine Erlebnisse und seine Sicht von 1947 bis in die 60er Jahre darstellt. Auf diese Weise erfahren die Lesenden auch etwas über die geschichtlichen Hintergründe.
Der Roman ist in angenehmer Sprache geschrieben. Man merkt, dass sich die Autorin - selbst Deutsch-Israelin - intensiv mit der Thematik beschäftigt und eigene Erfahrungen hat. Das Thema Gaza ist im Moment aktueller denn je, was den Roman umso interessanter macht. Ich musste den Roman zwischendurch immer wieder sacken lassen, die Beschreibungen wühlen auf. Obwohl es ein Coming-of-Age-Roman ist, empfehle ich dieses eindrucksvolle Werk allen Lesenden weiter, die sich ein Bild vom Nahostkonflikt machen wollen. Aufgrund der leicht lesbaren Sprache einer Jugendlichen an der Schwelle zum Erwachsensein ist es ein Roman, der auch für andere Generationen geeignet ist.
Dieser Roman gehört definitiv zu meinen Jahreshighlights und hätte trotz der Schwere der Thematik mehr als 5 Sterne verdient!
Beduinenmilch, dieser Roman kann wirklich nachdenklich machen. Die junge Deutsch-Israelin Talia wird demnächst 18 Jahre alt. Dann ist die junge Frau endlich volljährig und sie kann sich zum Militärdienst in Israel melden. Bisher haben ihre Eltern sie davor geschützt. Als Deutsche Staatsbürgerin ist Talia sowieso vom Militärdienst befreit. Kurz vor ihrem Geburtstag fliegt die junge Frau alleine nach Israel zu ihrer großen jüdischen Familie und bei ihrer Einreise beschließt Talia kurzerhand, sich einberufen zu lassen. Diese Entscheidung stellt die junge Frau vor ein Problem, denn wie soll sie ihre Entscheidung ihren Berliner Eltern erklären! Und dann geschehen Dinge, die ihre Entscheidung ins Wanken bringen ...
Talia verschweigt auch ihrer Großmutter, dass sie sich einberufen lassen hat. Nur ihre Cousine weiß davon und soll ihren Mund halten, bis Talia es selber erzählen mag. Bis dahin stromert sie durch die Straßen von Tel Aviv und trifft ihre große Liebe vom letzten Jahr. Dem jungen Mann scheint es gar nicht gut zu gehen. Er ist beim Militär und leidet unter einem Trauma. Und auch andere Freunde und Familienmitglieder erzählen davon, wie schrecklich die Zustände beim Militär sein müssen. Aber andere sind begeistert, wenn sie eingezogen werden, wie schick die Uniformen sind und was man alles machen kann, welche großartigen Ausbildungen angeboten werden und welchen Sinn es macht, für sein Land zu kämpfen.
Auf einem Nachbargrundstück wird gerade gebaut. Auf der Baustelle arbeiten illegale Araber. Das scheint normal zu sein. Talias Großmutter versorgt die Arbeiter heimlich mit Lebensmitteln, das ist strafbar! Aber eines Tages werden die Männer von der Polizei abgeholt und Talia findet es eine Ungerechtigkeit. Immerhin sind die Männer billige Arbeitskräfte, werden ausgenutzt und müssen dann auch noch dafür bezahlen, dass sie ihre Familien in den besetzten Zonen unterstützen. Talia kann das so nicht zulassen und fährt in das Gefängnis nach ...
Ich habe das Buch mit einem mulmigen Gefühl gelesen. Talia kam mir am Anfang so blauäugig vor. Die junge Frau war von dem Bling-Bling der Armee geblendet und erst so nach und nach wurde ihr bewusst, was es heißt in den Dienst eingezogen zu werden. Sie ist eine sehr aufgeweckte Person und begreift schnell die Zusammenhänge. Dazu kommt, dass sie zu ihrem 18. Geburtstag eine Truhe mit Briefen und Gegenständen ihres geliebten verstorbenen Großvater geschenkt bekommen hat und auch der Leser bekommt einen Einblick in die Briefe. Sie zeigen viele Geschehnisse auf, die man schon lange aus den Augen verloren hat, die man auch niemals in der Presse gelesen oder gehört hat. Sie erzählen, wie der Großvater einer der Ersten war, der für sein Land gekämpft hat, der sich gegen die Palästinenser durchgesetzt hat, aber auch welchen Preis der Mann dafür zahlen musste.
" ...Wir könnten uns ihrer Freundschaft, Dankbarkeit und Loyalität erfreuen. Dann wären wir das Licht unter den Völkern, ein Vorbild vor den Menschen - denn wozu sonst wären wir als auserwähltes Volk berufen? Durch ihre Vertreibung jedoch machen wir uns zu Feinden - vielleicht für alle Zeiten ..."
Yitzhak Epstein (Seite 132)
Meine Sicht auf die Zustände in Israel, dem Gazastreifen sowie Palästina haben sich durch dieses Buch geändert. Durch Presseberichte bekommt man Geschichten erzählt, die meist nur ein Teil der Wahrheit ist und inwieweit es den Menschen in den betroffenen Gebieten geht, bekommt man meistens gar nicht mit. Die Wahrheiten liegen wahrscheinlich immer irgendwo dazwischen. Mich hat dieses Buch aufgeweckt. Es hat mich erschreckt und aufgewühlt. Ich hatte Tränen in den Augen und war wütend.
" ...sie sind so in ihrer eigenen Perspektive gefangen, dass sie eine andere Sichtweise kaum zulassen können."
Seite 312
Zwischen Pflicht und Wahrheit
Vorneweg: Cover und Titel hätten mich von allein vermutlich nicht zum Buch greifen lassen – und das wäre wirklich schade gewesen. Denn Beduinenmilch ist ein eindringlicher Coming-of-Age-Roman, der mich nachhaltig beeindruckt hat.
Anfangs war ich skeptisch, weil der Schreibstil so klingt, als würde tatsächlich eine 17-Jährige erzählen – etwas holprig, sehr direkt. Doch gerade das passt perfekt zu Talia, die voller Erwartungen nach Israel reist, um sich zum Militärdienst einziehen zu lassen. Sie will dazugehören, eine Aufgabe haben, ihre Zukunft selbst bestimmen.
Mit ihr gemeinsam taucht man ein in einen Sommer, der alles verändert: der Krieg in Gaza, Begegnungen mit Palästinensern, die Liebe zu einem israelischen Menschenrechtsaktivisten und eine Reise in die Westbank. Nirit Sommerfeld gelingt es, spürbar zu machen, wie Propaganda wirkt – und wie schwer es ist, sich davon zu lösen, wenn man mitten in einem Konflikt aufwächst.
Mich hat das Buch nicht nur berührt, sondern auch neugierig gemacht, mich intensiver mit dem Nahostkonflikt zu beschäftigen. Ein bewegender, politischer Roman über Erwachsenwerden, Ideale und das Ringen um die eigene Wahrheit.
Fazit: Ein ehrlicher, intensiver Roman, der zum Nachdenken anregt und lange nachhallt. Für alle, die Coming-of-Age-Geschichten lieben und offen sind, die eigene Perspektive herauszufordern.
Lieben Dank an ars vivendi für die Bereitstellung des Lesexemplars über Netgalley.
Rezensent*in 683029
Ein Buch, das zur richtigen Zeit erscheint.
Talia ist Israelin, aber in Deutschland aufgewachsen. Während sie im Sommer vor ihrem 18. Geburtstag nach Tel Aviv zu ihrer Familie reist, will sie sich für den Militärdienst melden. In den sommerlichen Wochen lernt sie Isreal und die Menschen neu kennen und fängt immer wieder an, Fragen zu stellen. Was ist richtig und was läuft eigentlich schief?
Talia bringt sowohl einen inneren Blick mit, weil sie Israelin ist, gleichzeitig kann sie durch ihr Aufwachsen in Deutschland auch einen Blick von außen auf Probleme werfen.
Nicht alles ist schwarz und weiß in einem Konflikt, der nicht erst seit gestern läuft, sondern seit Jahrtausenden. Und vielleicht sollten wir alle dieses Buch lesen und die Graustufen lernen zu erkennen und zu akzeptieren.
Eine spannende Coming-of-Age-Geschichte, die auch politische Relevanz hat. Nirit Sommerfeld erzählt in Beduinenmilch von der knapp 18-jährigen Talia, einer jungen Deutsch-Israelin, die zwischen zwei Welten aufwächst. Talia ist Deutsch-Israelin und steht vor der Herausforderung, ihre familiären Bindungen, ihr politisches Verständnis und ihre persönliche Entfaltung in Balance zu bringen. Was als Suche nach Identität und Sinn beginnt, wird zu einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Nahostkonflikt, der Rolle des Militärs und der Frage nach Moral, in einem hochpolitischen Umfeld.
Es ist 2014 und in Gaza herrscht Krieg. Talia reist voller Begeisterung für Israel ins Land und plant, dort ihren Militärdienst abzuleisten. Alles in Israel scheint spannender zu sein als das Leben der Eltern in Berlin. Aber je länger sie in Israel lebt und je mehr Leute sie trifft, desto klarer wird ihr, dass die Geschichten, die ihre Family ihr erzählt, nicht ganz der Realität entsprechen. Das Tagebuch von ihrem Opa wirft ein ganz anderes Licht auf die Dinge, als sie bisher gedacht hat. Sie lernt Palästinenser kennen, verliebt sich in einen israelischen Menschenrechtsaktivisten und sieht durch diese und andere Erlebnisse die Welt mit anderen Augen.
In dem Roman geht's um die Macht von Narrativen und wie schwer es ist, die zu hinterfragen, wenn man von klein auf mit einem einzigen Leitbild gefüttert wurde. Sommerfeld lässt nichts aus, weder den Spott mancher Soldat:innen noch die Schäden, die alle Seiten davontragen. Sie schafft es, verschiedene Blickwinkel nebeneinander auszutauschen, ohne dass dabei einer den Schmerz des anderen bemisst. Der Roman hat einen politisch geprägten Inhalt, aber es kommt nicht aufdringlich rüber. Die Darstellung des Konflikts ist sehr persönlich und gleichzeitig für alle relevant. Er ist nie einseitig, sondern vermittelt gut, wie zerrissen die Menschen in der Region sind. Ich kann wirklich jedem empfehlen, dieses Buch zu lesen, egal ob jung oder alt.
Wir befinden uns im Jahr 2014, noch knapp ein Jahrzehnt vor der aktuellen Eskalation in Israel. Die Deutsch-Israelin Talia ist, nach ein paar ersten Jahren in Israel, mit ihren Eltern in Deutschland aufgewachsen. Sie hat eine nahe, liebevolle Beziehung zu ihren Eltern und ist deren einziges Kind: mamapapaich, so nennt sie das Miteinander in ihrer Familie. Doch nun ist sie kurz davor, 18 Jahre alt und damit volljährig zu werden, hat ihr Abitur hinter sich gebracht und ist voller Idealismus und Tatendrang.
Wie so viele Sommer verbringt sie auch diesen in Israel, bei ihrer Oma und im Kreise von Tanten und Onkeln, Cousinen und Cousins. Eine Großfamilie, wie wunderbar! Hier fühlt sich Talia noch einmal so richtig daheim, aufgehoben und beschützt! Sie liebt Israel, idealisiert das Land und alles, was damit zusammenhängt. Als deutsch-israelische Doppelstaatsbürgerin, die ihren Lebensmittelpunkt nicht in Israel hat, konnte sie sich vom auch für Frauen verpflichtenden mehrjährigen Wehrdienst in diesem Land befreien lassen und ihre Eltern rechnen damit, dass Talia wie angekündigt im Herbst in Deutschland ihr Architekturstudium beginnen wird.
Doch nun hat es sich die gerade erwachsen werdende Frau anders überlegt: sie möchte ihrem geliebten Land dienen und es vor seinen Feinden verteidigen. Deshalb gibt sie schon bei der Einreise an, dass sie sich einen Einberufungsbefehl wünscht: dem wird stattgegeben und schon kurze Zeit danach hat Talia ihre Einberufung ins Militär für einen Termin im September im Briefkasten in Tel Aviv. Ihren Eltern, die sicher schockiert wären, erzählt sie erst einmal nichts davon. Ihre Cousine Noa, die ebenfalls im September einrückt, ist begeistert von der Aussicht, gemeinsam die Zeit beim Militär zu verbringen.
Vor der Einrückung liegt nun noch der Sommer und in diesem passieren verschiedene Dinge, die dazu führen, dass Talia ihre anfangs so naiv-enthusiastische Einstellung zum Dienst an der Waffe nach und nach kritisch zu hinterfragen beginnt. Ist alles wahr, was im israelischen Fernsehen so berichtet wird und ist es die einzige legitime Sicht? Geht es wirklich ausschließlich um Selbstverteidigung gegen böse Terroristen? Wie behandelt der israelische Staat die Menschen in den besetzten Gebieten, in die Israelis niemals reisen dürfen, aber Talia mit ihrem deutschen Pass durchaus? Stimmt es, dass man Arabern nie glauben darf? Was ist mit dem alten arabischen Mann, der behauptet, dass die verlassenen Ruinen um Jerusalem mal das Dorf waren, in dem er als kleiner Junge mit seiner Familie gelebt hat und aus dem sie gewaltsam vertrieben wurden?
Aus der Perspektive der jugendlich-naiven Talia erleben wir ein großartiges Coming-of-Age-Buch vor dem Hintergrund des Israel-Palästina-Konfliktes. Differenziert und klug werden dabei verschiedenste Sichtweisen eingewoben: Talia begegnet unterschiedlichen Menschen, die ihre Erlebnisse und Überzeugungen mit ihr teilen: da sind die, die sagen, ein Land erobere man mit dem Schwert und würde die israelische Armee nicht oft so hart vorgehen, dann gäbe es das Land längst nicht mehr, denn die Feinde würden alle Juden ins Meer treiben wollen.
Es gibt die, die nach ihrem Militärdienst traumatisiert sind oder davon so abgestoßen waren, dass sie einen Weg hinaus gesucht haben. Israelis, die sich für den Frieden und die Völkerverständigung mit den Palästinensern einsetzen und auf verschiedensten Wegen dafür kämpfen. Eine mutige Pflichtverteidigerin, die sich gemeinsam mit Talia dafür einsetzt, dass ein als illegal angesehener Arbeiter aus den besetzten Gebieten dafür nicht unschuldig jahrelang ins Gefängnis kommt. Eine mutige und mitfühlende Großmutter, die Zivilcourage zeigt, aber gleichzeitig um ihre Enkelin bangt.
Und dann gibt es noch Saba, den vor kurzem mit fast 100 Jahren verstorbenen Opa, geboren 1919, der viele Verwandte in der Shoah verloren hat, während er in den 1940er Jahren in der Haganah für die Unabhängigkeit Israels gekämpft hat, und der seiner Enkelin seine alten deutschen Briefe und Tagebücher hinterlassen hat, die noch einmal ein neues Licht auf die Geschichte der Zeit der Staatsgründung Israels werfen.
"Beduinenmilch" ist ein außergewöhnlich gutes Buch: unterhaltsam, spritzig und absolut authentisch aus der Perspektive einer 18-jährigen geschrieben, die sich noch eine jugendliche Naivität bewahrt hat, die auch dadurch gefördert wurde, dass sie in Deutschland aufgewachsen ist, wo Kriege und die damit verbundenen Gefahren (im Jahr 2014) weit entfernt scheinen, man sich für Pazifismus einsetzt und die Wehrpflicht seit ein paar Jahren Geschichte ist. Im Laufe des Sommers reift Talia durch all die Begegnungen und Erlebnisse immer mehr heran, bekommt die Gelegenheit, Mut und Zivilcourage zu zeigen und ihre eigene Position zu finden, sich für das Gute in ihrem geliebten Israel einzusetzen. Nebenbei lernt man auch sehr viel über die Geschichte des Staates Israel.
Insgesamt empfinde ich den Israel-Palästina-Konflikt äußerst feinfühlig und differenziert dargestellt, sodass ich nach der Lektüre des Buches tiefes Mitgefühl für die betroffenen Menschen beider Seiten empfinde und mit allen friedliebenden Menschen dort darauf hoffe, dass sich irgendwann eine für alle an einem friedlichen Zusammenleben Interessierten eine gute Lösung finden wird, wie auch immer diese aussehen könnte. Dann könnten auch die alten Traumata, transgenerational und historische genauso wie aktuelle, auf beiden Seiten endlich zu heilen beginnen.
Dieses Buch lege ich allen mitfühlenden und interessierten Menschen ans Herz, die sich für dieses Thema interessieren, mehr über den Israel-Palästina-Konflikt lernen möchten oder auch einfach gerne eine wirklich gut geschriebene Coming-of-Age-Geschichte lesen wollen. Absolute Leseempfehlung!
Aline W, Rezensent*in
Als die Deutsch-Israelin Talia nach Israel reist, ist sie voller Tatendrang. Im Gegensatz zu ihren linksliberalen Eltern möchte sie nicht mehr nur aus der Ferne zusehen, sondern aktiv etwas bewegen und sich für ihr Heimatland einsetzen. Alles in Israel wirkt aufregender als in Deutschland, und gemeinsam mit ihrer Cousine plant sie, zum Militär zu gehen. Doch je länger Talia bleibt, desto mehr beginnt sie, das Land, seine Geschichte und ihre eigene Haltung kritisch zu hinterfragen.
Der Klappentext hat mich sofort neugierig gemacht, und die Autorin konnte mich mit ihrem angenehmen, fesselnden Schreibstil direkt abholen. Man begleitet die junge Talia hautnah auf ihrem Weg und erlebt, wie sich ihre zunächst naive Überzeugung Schritt für Schritt verändert. Je mehr Zeit sie in ihrem Heimatland verbringt, desto mehr stellt sie fest, dass nicht alles so schwarz-weiß ist wie sie zunächst angenommen hat. Durch die Rückblenden zu ihrem Großvater erfährt man außerdem einiges über die Geschichte Israels und wie damals mit den Palästinensern umgegangen wurde. Besonders beeindruckt hat mich aber Talias Oma, denn die bildet mit ihrer Offenheit, Herzlichkeit und dem unerschütterlichen Verständnis einen wertvollen Gegenpol zu den oft starren Ansichten anderer Familienmitglieder. Zum Glück macht Talia sich aber ihr eigenes Bild und begegnet dabei Menschen, die ihr einen anderen Blickwinkel auf die Geschehnisse geben. Der Autorin gelingt es dieses komplexe, politisch hoch brisante Thema in eine bewegende Coming-of-Age-Geschichte einzubetten. Dabei regt das Buch zum Nachdenken an, ohne jemals belehrend zu wirken.
Ein Roman mit Tiefgang, der den Nahostkonflikt eindringlich, aber zugänglich vermittelt und den ich jedem ans Herz legen möchte.
Wo gehöre ich hin?“
2014 reist die junge Erzählerin von Berlin nach Israel, um dort mit ihrer israelischen Familie ihren 18. Geburtstag zu feiern.
Sie plant, dort zu bleiben, um ihren Militärdienst zu absolvieren und so ihre Verbundenheit mit der Familie und dem Land zu signalisieren.
Ihre naive, verklärte Vorstellung von dem Dienst und der Arbeit des israelischen Militärs verändert sich jedoch, je länger sie im Land ist und je mehr sie mit eigenen Augen sieht und erfährt.
Ihr verstorbener Großvater, ein Überlebender des deutschen Holocausts hat ihr seine Tagebücher hinterlassen und sie liest seine Berichte über die israelische Staatsgründung, die Räumung der Siedlungen der arabischen Bevölkerung und der Schuld, die er empfindet. Sie erfährt auch mehr über die Wurzeln ihrer Familie, so stammt z.B. ihre Großmutter aus Marokko, mit jüdisch-arabischer Herkunft.
Die Erzählerin gerät immer mehr zwischen zwei Welten, weiß nicht mehr was an dem israelisch-palästinensischen Konflikt richtig oder falsch ist und wie sie sich als Israelin positionieren soll.
Sie hegt große Zweifel an der Informationspolitik des israelischen Staates, besucht mit einer Hilfsorganisation und ihrem Deutschen Pass besetzte Gebiete und steht immer wieder vor erschütternden Situationen, die sie aufrütteln.
Der Roman ist sprachlich nicht anspruchsvoll, aber die Geschichte ist es, möglicherweise ein Coming-Off-Age Buch, wie von Verlag benannt, aber ganz sicher ein aufwühlender Bericht über eine politisch unerträgliche Situation und ein großer Appell an die Menschlichkeit.
Es ist das erste Buch von Nirit Sommerfeld, die sich als Deutsch-Israelin mit einer ungewöhnlichen kulturellen Herkunft, in der es auch eine arabische Seite gibt, sich schon sehr lange für eine Annäherung zwischen Israel und Palästina einsetzt.
Ein Buch, das die immer noch aktuelle, komplexe Situation sehr berührend und eindringlich erfasst.
Große Leseempfehlung
Rezensent*in 1040222
Als Talia im Sommer 2014 ihre Familie in Israel besucht, hat ihre Reise einen besonderen Zweck. Sie will sich zum Militärdienst einziehen lassen. Eigentlich ist die Deutsch-Israelin davon befreit. Aber das Leben mit ihren Eltern in Berlin ist nicht ihres. Sie fühlt sich nirgends dazugehörig und möchte nicht nur etwas erleben, sondern auch etwas Sinnvolles machen. Das Leben in Israel und der Militärdienst sind genau das. Deshalb setzt sie sich über den Willen ihrer Eltern hinweg und will sich einziehen lassen.
Ich erlebe Talia anfangs als eine typische Teenagerin. Das Leben mit ihren Eltern in Berlin erscheint ihr eng, langweilig und ohne Perspektive. Dagegen wirkt das Leben in Israel aufregend. Hier ist sie Teil einer großen Familie und einer Gesellschaft, die ihr eine sinnvolle Aufgabe bietet. Die Freunde und Verwandten, mit denen sie über ihre Einberufung spricht, stehen voll hinter ihr. Sie schwärmen von dem Leben in der Armee, als ob es ein immerwährendes Ferienlager ist und betonen immer wieder, wie wichtig der Dienst für die Sicherheit und den Zusammenhalt der Gesellschaft ist. Talia lässt sich von dieser Begeisterung anstecken und bemerkt nicht, wie einseitig diese Sichtweise ist.
Aber nach und nach lässt sie in diesem Schwarz-Weiß-Denken auch Grautöne zu. Vor dem Hintergrund des Gazakriegs hört sie Schilderungen vom Alltag als SoldatIn,, die sie nachdenklich werden lassen. Sie lernt neue Menschen kennen, die ihr eine andere Sichtweise zeigen. Eine Sichtweise, für die in den wenigen Wochen Urlaub, die sie bis dahin in dem Land ihrer Geburt hatte, keine Zeit war. Als sie mit einem Menschenrechtler in die Westbank reist, kommt es zum Streit mit der Familie, die Talias Interesse und ihren Wunsch, das gesamte Bild zu sehen, nicht verstehen können.
Talia verändert sich im Lauf der Geschichte. Aus der jungen Frau, die vieles noch mit der Arroganz ihrer Jugend sieht, wird eine kritische Beobachterin, die sich auch nicht scheut, unangenehme Dinge anzusprechen. Sie will etwas verändern und sucht eine Möglichkeit, das zu tun. Nirit Sommerfeld beschreibt die Veränderung von Talia sehr authentisch. Sie erzählt vom Leben in einer Region voller Konflikte. Das macht sie am Beispiel von Talias Familie und zeigt, wie schwer es ist, einen anderen, vielleicht auch unangenehmen Blickwinkel als nur den eigenen zuzulassen.
Simone F, Rezensent*in
Die Deutsch-Israelin Talia ist knapp 18 Jahre alt und verbringt die Sommerferien wie jedes Jahr bei ihrer Familie in Tel-Aviv. Dort fühlt sie sich geborgen und zu Hause. Da ihre Volljährigkeit bevorsteht, hat sie für sich eine weitreichende Entscheidung getroffen: Obwohl sie als deutsche Staatsbürgerin eine Befreiung hat, möchte sie ihrer Verpflichtung für Israel nachkommen und den zweijährigen Militärdienst ableisten. Ihre Familie weiß noch nichts davon, doch Talia ist fest entschlossen. Doch in den Ferien lernt sie den illegalen palästinensischen Arbeiter Haytham kennen, trifft den Menschenrechtsaktivisten Yona, mit dem sie ins Westjordanland reist, und ihre Gewissheiten geraten ins Wanken. Sie beginnt, die antiarabische Haltung des Großteils ihrer Familie zu hinterfragen und entwickelt unter dem Eindruck ihrer Erfahrungen und Begegnungen eine immer differenziertere Sichtweise, die sie vor einen schweren Gewissenskonflikt stellt.
Nirit Sommerfeld erzählt diesen Roman auf zwei sich abwechselnden Zeitebenen: Die erste spielt im Jahr 2014 und schildert Talias Erlebnisse, Gedanken und Gefühle. Die zweite besteht aus Tagebucheinträgen von Talias kürzlich mit 95 Jahren verstorbenem Großvater, der in der 1930er Jahren vor den Nazis aus Deutschland nach Palästina floh und dort als Mitglied der Hagana bzw. nach Ausrufung des Staates Israel als Soldat der israelischen Streitkräfte u.a. an der Vertreibung der arabischen Bevölkerung und dem Israelischen Unabhängigkeitskrieg beteiligt war. Diese Tagebucheinträge, die zwischen 1947 und 1961 entstanden sind, werfen einen Blick auf den historischen Hintergrund des Nahost-Konfliktes und zeigen auch das Leid und das Unrecht, das die arabische Bevölkerung erfahren musste.
Beide Zeitebenen sind einfühlsam erzählt. Da die Tagebucheinträge nicht chronologisch angeordnet sind, erschweren die Sprünge gelegentlich das Verständnis etwas und ich musste mehrfach zurückblättern, um die Ereignisse in die richtige Reihenfolge zu bringen. Talias Ebene habe ich als deutlich lebendiger, authentischer und mitreißender empfunden, und sie hat mich emotional stärker angesprochen. Talias innere Zerrissenheit ist direkt greifbar, und als Leser:in sieht man die Ausweglosigkeit des palästinensisch-israelischen Konfliktes und die komplexen politischen, gesellschaftlichen und moralischen Dimensionen durch ihre Augen. Besonders berührt hat mich auch die kluge und starke Figur von Savta Malka, der Großmutter von Talia.
Ich habe durch „Beduinenmilch“ sehr viel über die aktuelle und historische Situation in Israel und den palästinensischen Gebieten hinzugelernt und kann dieses Buch nur nachdrücklich empfehlen. Auch für jugendliche Leser:innen ab. ca. 15 Jahren sehr lesenswert!
Rezensent*in 1166351
WOW! Unglaublich differenziert und eine wunderbare Coming-of-Age-Geschichte, die so relevant wie nie ist. Beduinenmilch hat mich wirklich begeistert, mitgenommen und wird auch noch lange in meinen Gedanken bleiben. Die Autorin hat hier etwas sehr bedeutsames geschaffen.
Rezensent*in 1789309
„[I]n Zeiten, in denen Kriegstüchtigkeit mehr geschätzt wird als die Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit“ ist dieses Buch ein Muss. Die deutsch-israelische Autorin verbindet eine fesselnde Handlung mit einem tiefen Einblick in den Konflikt zwischen Israel und Palästina.
Sie macht die politischen und gesellschaftlichen Spannungen nicht nur sichtbar, sondern übersetzt sie in eine Geschichte, die menschlich berührt und gleichzeitig zum Nachdenken anregt. Gerade diese Verbindung von persönlicher Ebene und historischem Hintergrund macht das Buch so besonders.
Die Geschichte ist bewegend und aufwühlend, doch gerade darin liegt ihre Stärke.
Besonders beeindruckend ist, dass das Buch auch für Lesende gut verständlich bleibt, die sich sonst weniger mit politischen Themen beschäftigen.
Ein eindringliches, wichtiges Werk, das ich uneingeschränkt empfehlen kann.
Monika F, Buchhändler*in
Ein Roman, der mein Weltbild durcheinander gebracht hat
Wenn mich nicht eine Kollegin auf dieses Buch aufmerksam gemacht hätte, wäre es wohl an mir vorbeigegangen. Und das wäre wirklich schade gewesen. Denn auch wenn dieser Roman mein Weltbild, bzw. mein Bild über Israel uns seine Bevölkerung durcheinander gebracht hat, so möchte ich die Lektüre doch nicht missen.
Nirit Sommerfeld ist eine deutsch-israelische Autorin, die obwohl in Eilat geboren in Deutschland lebt. Sie setzt sich für ein friedliches Miteinander zwischen Israelis und Palästinensern ein.
Der Inhalt ist hier bereits hervorragend wiedergeben worden. Ich möchten noch ein klein wenig hinzufügen. Anscheinend leben nur Talia und ihre Eltern außerhalb Israels. Großeltern, Onkel und Tanten und Cousinen und Cousins leben in Israel und stehen für ihr Land ein. Als Israel-Deutsche ist Talia vom Militärdienst in Israel befreit. Doch sie reist zu ihrem 18. Geburtstag ohne ihre Eltern nach Israel und möchte dort bleiben. Zu ihrem Geburtstag erhält sie von ihrer Großmutter eine Kiste mit Dingen und Briefen, die ihrem Großvater gehört haben. Er wollte, dass sie diese Kiste bekommt. Während ihres Aufenthalt passiert einiges, was ihre Entscheidung zur Israelischen Armee zu gehen noch einmal ins Wanken bringt.
Die Briefe und Tagebucheinträge des Großvaters tragen viel zum Verständnis der Situation zwischen den Palästinensern und Israelis bei, denn der Großvater war bei der Hagana, einer zionistisch-paramilitärische Untergrundorganisation, die 1948 direkt in die israelische Armee übernommen wurde. D.h. er hat die Kämpfe von Anfang an mitbekommen. Leider erfahren wir nicht, ob die Autorin vielleicht selbst solche Texte in ihrer Familie gefunden hat. Diese Texte haben mich sehr berührt. Und ich habe bei der Lektüre das Bedürfnis, noch einmal das autobiografische Buch „1948“ von Yoram Kaniuk zu lesen. Wer es lesen möchte, es ist noch als Taschenbuch im Aufbau Verlag erhältlich.
Doch nicht nur die Berichte des Großvaters haben mich erschüttert, sondern auch die Erfahrungen, die Talia auf ihrer Reise macht. Ich war total erschrocken, wie Talias Cousinen und Cousins dachten, Sie erschienen mir anfangs ganz normal. Aber dann hatte ich das Gefühl, dass sie gar nichts von der Geschichte ihres Landes wissen, bzw. nur eine sehr einseitige Darstellung kennengelernt haben. Für sie sind die Palästinenser alles Terroristen. Sie sehen gar nicht, was in ihrem eigene Land passiert. Und dass vielleicht beide Seiten an der aktuellen Situation Mitschuld tragen.
Sehr erfreulich fand ich, dass es aber natürlich politisch auch ganz anders eingestellte Menschen in Israel gibt. So gibt es z.B. ehemalige Soldat:innen, die von ihren Einsätzen in den besetzten Gebieten berichten. Dieses Organisation nennt sich „Shovrim Shtika“ oder „The Silence“.
Ich dachte immer, ich sei schon sehr gut zu dem Thema Israel seit Ende des 20. Jahrhunderts informiert. Aber in diesem Roman habe ich noch so viel Neues erfahren. Dieses Buch lässt mich ein wenig ratlos zurück. Nun erscheint mir die Geschichte der Israelis und Palästinenser noch komplizierter als ich sie bereits vorher empfand. Und dies lässt mich selbst darüber nachdenken, was wir hier in Deutschland überhaupt zu diesem Thema sagen dürfen.
Da das Buch nach dem 07. Oktober 2023 erschienen ist, hätte ich mir ein Nachwort von Nirit Sommerfeld gewünscht, in dem sie auf das Thema und ihre persönlichen Empfindungen eingeht. Überhaupt hätte ich mir ein Nachwort von ihr gewünscht.
Ingeborg J, Buchhändler*in
Ein sachte tastendes Eintauchen in die israelische Gesellschaft und Vergangenheit, wir betrachten die Entwicklung, die eine junge Frau nimmt in ihrer Wahrnehmung der Gegebenheiten ohne Vor-Urteile, ihr zunehmendes Engagement. Einfühlsam, erhellend, sprachlich behutsam und klar - ein großartiges Debüt!
Rezensent*in 1254657
Die junge Deutsch-Israelin Talia fliegt im Sommer 2014 nach Israel, zu ihrer dortigen Familie um Urlaub zu machen und ihren 18. Geburtstag zu feiern. Mit dem Abitur in der Tasche und voller Idealismus und Liebe für das Land, dem sie sich tief verbunden fühlt, will sie sich, trotz ihrer Befreiung vom verpflichtenden Militärdienst da ihr Lebensmittelpunkt Deutschland ist, zum zweijährigen Wehrdienst melden und diesen zusammen mit ihrer Cousine leisten, denn schließlich muss ihr geliebtes Land vor seinen Feinden verteidigt werden. Dabei ist es ihre größte Sorge, wie sie dies ihren Eltern beibringen soll, die davon ausgehen, dass Thalia im Herbst zu Hause in Deutschland ihr Architekturstudium beginnen wird. Ein wundervoller Sommer beginnt, wenn da nicht die Laute Baustelle wäre, direkt gegenüber dem Haus ihrer Oma, wo ständig Illegale sind.....
Gut gelingt es der Autorin aus der Sicht ihrer jungen Protagonistin zu erzählen. In einfachen Worten schildert sie die überschwengliche, fast kindliche Liebe zum Land Israel und zu ihrer Familie. Das für sie fast körperlich, greifbare Zusammengehörigkeitsgefühl, dass ihr in Deutschland so fehlt. Die idealistische, überschäumende Naivität, zusammen mit der verklärten Weltansicht einer 17-jährigen geben dem Leser die Möglichkeit das Land aus derselben rosaroten Brille kennenzulernen, wie es die Protagonistin liebt. Aber schon sehr bald muss Thalia anfangen sich selbst Fragen zu stellen. Stimmen die Medienberichte im israelischen Fernsehen und Radio? Was bedeutet Selbstverteidigung? Wie sieht das Leben in den besetzten Gebieten aus? Sind Araber wirklich alles Lügner? Und vor Allem: Tut sie das Richtige? Was will sie selbst? Und während der Leser mit der jungen Protagonistin stückchenweise neue breitere Sichtweisen kennenlernt, bekommt er zusätzlich weitere geschichtliche Informationen rund um die Zeit der Staatsgründung Israels, aus den Tagebüchern des jüngst verstorbenen Opas, die er seiner geliebten Enkelin hinterlässt. Und spätestens jetzt hat das Buch eine Tiefe, eine Differenziertheit, die die ersten Seiten nie hätten vermuten lassen. Völlig authentisch, unglaublich intensiv und menschlich bringt die Autorin das Geschehen in Israel dem Leser näher. Dabei gelingt ihr der schwierige Balanceakt nicht anzuklagen, sondern einfach zu erzählen, begreiflich zu machen wie komplex die Situation ist.
Mein Fazit: Ein mehr als beeindruckendes Buch, das mehr als nur ein Plädoyer für den Frieden ist. Es ist der Ruf nach Gerechtigkeit, der Blick in einen unendlich tiefen Konflikt, der Appell zur Menschlichkeit und der Versuch den Weg hin zu einem ersten Schritt zu ebnen, dem Schritt zu mehr Verständnis von dem was dort passiert und im letzten Jahrhundert passiert ist. Es ist ein mutiges Buch, ein Buch das zum Verstehen aufruft und zum Dialog und vor Allem ein Buch das gerade jetzt gelesen werden sollte.
Rezensent*in 1052807
Nirit Sommerfeld ist eine deutsch-israelische Journalistin und Schauspielerin, die sich sehr intensiv mit dem Nahostkonflikt auseinandergesetzt hat.
In ihrem coming-of-age roman" Beduinenmilch" wirft sie aus den Augen der 18 jährigen Thalia, die mit israelischem und deutschem Pass in Berlin wohnt, einen intensiven Blick auf die politische Situation und die Wurzeln Israels. Dabei gelingt es ihr, eine Geschichte zu erzählen, in der beide Seiten zu Wort kommen und sowohl Fakten als auch Emotionen in ihre Handlung geschickt einzuflechten. DiesesBuch fordert dazu auf, hinzuschauen, sich von Ideoligien zu lösen und Zivilcoaurage zu zeigen.
Für mich war dieser Roman ein literarisches Highlight in meinem Lesejahr, dass ich Lesern und Leserinnen aller Altersstufen ans Herz legen möchte.
Christine H, Rezensent*in
Beduinenmilch ist ein Roman der deutsch-israelischen Autorin Nirit Sommerfeld, in dem wir die knapp 18-jährige Talia begleiten. Sie lebt in Deutschland, fühlt sich aber stark mit Israel verbunden und reist im Sommer 2014 dorthin, fest entschlossen, ihren Militärdienst anzutreten und „endlich etwas Sinnvolles“ zu tun.
Vor Ort lernt sie Palästinenser, Menschenrechtsaktivisten und ganz unterschiedliche Sichtweisen kennen, erlebt den Alltag in Israel und in den besetzten Gebieten – und plötzlich passt vieles nicht mehr zu dem Bild, das sie bisher von „ihrem“ Land hatte. Schritt für Schritt gerät ihr Weltbild ins Wanken, bis sie gezwungen ist, eine grundsätzliche Entscheidung zu treffen: Was bedeutet Loyalität – und was Menschlichkeit?
Durch die Ich-Erzählweise wirkt die Geschichte oft wie ein Jugendroman, weil es ganz konkret um Talias Erwachsenwerden, ihre Zweifel und ihren inneren Konflikt geht. Gerade diese Mischung aus persönlicher Coming-of-Age-Geschichte und politischem Hintergrund macht das Buch so eindrücklich. Besonders spannend sind die Passagen, in denen klar wird, dass Talia auf einen Punkt zusteuert, an dem sie sich entscheiden muss.
Ein wichtiges, nachdenklich stimmendes Buch, das lange nachhallt.
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