Adlergestell
Roman | »So wie Laabs bewegte Bilder beschreibt, wünscht man sich mehr Gegenwartsliteratur, ambitioniert, waghalsig, manchmal einen Schritt zu weit gehend, nie gleichgültig gegenüber ihrem Gegenstand.« FAS
von Laura Laabs
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Erscheinungstermin 16.08.2025 | Archivierungsdatum 14.10.2025
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Zum Inhalt
Wie beginnt man ein Leben am Ende der Geschichte?
Drei Mädchen vom Stadtrand, Center Shock auf der Zunge, abgerissener Mercedesstern um den Hals. Das sechsspurige Adlergestell vor der Nase. Ostberliner Kindheit um 1990.
Sie sind frei. Das wird jedenfalls behauptet. Freier als ihre Mütter, die sich verlieren in den Wirren des Umbruchs. Freier als ihre Großmütter, die noch immer verfolgt werden von den Gespenstern der Vergangenheit. Die drei Mädchen wollen ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Doch als sie merken, dass auch die neue Freiheit Grenzen hat, kommt es zum Knall.
Lenka, Chaline und die Erzählerin wachsen Tür an Tür auf, an der großen Berliner Ausfallstraße, dem Adlergestell. Beste Freunde, unzertrennlich, trotz oder wegen der völlig verschiedenen Milieus, aus denen sie kommen. Mit dem Schulanfang treten sie ein in das Chaos nach dem »Ende der Geschichte«. Das schmeckt so süß und prickelt so sauer wie die neuen Center Shocks. Doch die großen Erwartungen zerplatzen so schnell wie ihre Kaugummiblasen. Denn den Adler kümmert ihre Existenz wenig und ein Gestell gibt keinen Halt. 35 Jahre danach beginnt die Erzählerin eine Spurensuche. Warum haben sie sich verloren? Was hat ihre Vergangenheit, die ihrer Mütter und Großmütter, mit den
Verwerfungen von heute zu tun? Und hatten sie überhaupt eine Chance?
Ein furioser Nachwenderoman, der mitten in unsere Gegenwart führt.
»Laura Laabs schildert eine Gegenwart, die Anfang der 90er Jahre gerade in die Zukunft abrutscht. Und die Vergangenheit sitzt auch noch mit an der Kaffeetafel und trinkt Eierlikör. Ein Buch, das souverän durch die Zeiten spaziert.« Jenny Erpenbeck
Wie beginnt man ein Leben am Ende der Geschichte?
Drei Mädchen vom Stadtrand, Center Shock auf der Zunge, abgerissener Mercedesstern um den Hals. Das sechsspurige...
Vorab-Besprechungen
Bitte nicht vor dem 16. August 2025 außerhalb von NetGalley rezensieren.
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Verfügbare Ausgaben
| AUSGABE | Anderes Format |
| ISBN | 9783608502886 |
| PREIS | 24,00 € (EUR) |
| SEITEN | 240 |
Auf NetGalley verfügbar
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
Inge H, Rezensent*in
Eine Kindheit
Laura Laabs führt uns in ihrem Roman, Adlergestell, in die Wendezeit am Rande Ostberlins.
Die Autorin hat beim Ingeborg Bachmann Preis in Klagenfurt einen Text aus diesem Roman vorgetragen. Da hatte ich doch Lust den ganzen Roman zu lesen.
Die Geschichte beginnt mit der Einschulung von Lenka Chaline und der Erzählerin.
Alle Drei sind tagsüber auf sich gestellt. Lenka und die Erzählerin waren schon Freundinnen im Kindergarten.
Die Erzählerin schildert ihre Kindheit und was sie da alles anstellten. Nach einem besonders schweren Ereignis wird Chaline wo anders hingebracht. . Dann von ihrem Studium. Nach 35 Jahren besucht sie ihre Heimatstadt wieder. Aber es hat sich viel geändert.
Lenka ist dem Islam beigetreten und wird etwas scheel angesehen.
Chaline hat auch ihren Weg gemacht..
Die Autorin hat eine eindrucksvolle Erzählweise, die das Buch interessant macht und gut lesen lässt.
Lenka, Chaline und die Erzählerin wachsen zusammen an der grossen Berliner Ausfallstrasse, dem Adlergestell auf. Ein furioser Nachwenderoman, der mitten in die bestehende Gegenwart führt. Geschildert werden in diesem interessanten und spannenden Roman die Brüche und Sehnsüchte einer Generation, die zwischen Vergangenheit und Zukunft aufwächst. Dabei verliert sie manchmal den Halt. Die Zeit der drei ist geprägt von Arbeitslosigkeit, Gewalt und emotionaler Vernachlässigung. Doch verbindet die drei eine tiefe Freundschaft, die sie trägt. Die Erzählerin begibt sich nach 35 Jahren auf Spurensuche. Was ist aus ihnen geworden? Warum haben sie sich verloren? Die Schilderung der Geschichte wird durch die Zeitsprünge zwischen Kindheit und Gegenwart sind elegant verwoben. Mit diesem Vorgehen kann man als Leser gut durch die Jahrzehnte der Geschichte folgen. Im Mittelpunkt steht die Bindung der drei Mädchen und das Auseinandertriften. Man erkennt, dass die Wende nicht nur politisch etwas ausgelöst hat, sondern auch viele persönliche Umbrüche herbeiführte. Für mich eine aufschlussreiche Geschichte die mich Nachdenklich gestimmt hat. Ich glaube, dass dieses Buch bei vielen Lesern in Erinnerung bleiben wird. Ich kann es nur empfehlen zu Lesen.
Lehrende*r 1528537
Gescheiterte Gestalten, die Gespenster und die Hoffnung auf das Leben
In Laura Laabs Wenderoman „Adlergestell“ kommt die Wende nur am Rand aus Kinderperspektive zum Tragen. Und das ist originell, sehr unterhaltsam und auch einfühlsam. Im Zentrum steht eine dreiköpfige Mädchengruppe, es geht um Vertrauen, Gemeinschaft, Reifungsprozesse, Spaß, aber auch Verrat und Lüge. Die großen und kleinen Dinge, die im Wandel begriffen sind, werden en passant beschrieben – das neue, klebrige Flutscheis, die neuen Lieder der Lehrerin von Rolf Zuckowski in der Schule, die neuen Texte im Lesebuch – Mutti geht nicht mehr zur Arbeit, sondern Mama bleibt zuhause. Eine Aufbruchsstimmung hat die Erwachsenen erfasst, die sich natürlich auch auf die Kinder überträgt, bei ihnen aber als Faszination, Abenteuer und Neugier, ohne die Existenz- und verlustängste der Großen. „Über Nacht war der alte Konsum in den neuen Krieg des Konsums eingetreten, und wir waren seine Söldner. (...) Kassierten ab, als ob es kein Gestern gäbe.“
Lenka, Chaline und die Ich-Erzählerin bilden eine Dreiergruppe, die immer wieder durch Streit auseinanderbricht, drei Mädchen, die ihre unterschiedliche Herkunft mit sich tragen und mit ihren Problemen zu kämpfen haben. Alle suchen aber den Nervenkitzel, das große Abenteuer, aber auch Anerkennung und Liebe. Als Trio Infernale gehen sie den schmalen Weg zwischen dem Fauxpax oder der Jugendsünde und schon kriminellen Delikten, die nicht mehr akzeptabel sind. Sie befruchten sich gegenseitig nicht nur positiv und geraten in die Position der Außenseiter und Schwererziehbaren, da die Eltern und Lehrer das Augenmerk nicht auf das Wesentliche, sondern bloß ihre eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Unsicherheiten richten.
Unterbrochen werden die einzelnen Kapitel des Romans durch Werbung wie die Episoden im neuen Westfernsehen, kurze, pointierte Intervalle, die letztendlich das neue Glück bissig und ironisch infrage stellen. Können die drei es schaffen, in dieser neuen Welt aufzuwachsen, heil an Körper und Geist, und sich selbst finden? Wird ihre Freundschaft den Umständen trotzen und überdauern?
„Wir ließen die Beine baumeln und zutschten am Calippo. Der Geschmack darin war flüchtig, man hatte ihn schnell, mitsamt der Farbstoffe, aus dem Eis gezogen, das blank und fad zurückblieb. Im Mund aber vermischte sich die Süße mit dem Sand zwischen unseren Zähnen zum Vorgeschmack auf ein Leben, das noch kommen sollte.“
Ein kluger, lustiger, ungemein unterhaltsamer Roman, der die Zeit leichtfüßig beleuchtet, aber auch zum Nachdenken anregt, sprachlich pointiert und gekonnt, eine klare Leseempfehlung!
Lehrende*r 1267070
Das Buch entführt uns ins Berlin von 1990, eine Zeit des Wandels. Drei Mädchen wachsen am „Adlergestell“ auf und erleben Freundschaft, Freiheit und gesellschaftliche Grenzen. Die Autorin fängt die Atmosphäre der frühen 90er authentisch ein und verbindet individuelle Geschichten mit gesellschaftlichen Umbrüchen. Nach 35 Jahren sucht die Erzählerin nach verloren gegangenen Chancen und fragt nach Freiheit und Familie. Mit lebhaftem Stil regt das Buch zum Nachdenken über Vergangenheit, Gegenwart und das eigene Leben an.
In dem Buch geht es um eine Kindheit in Berlin, erzählt aus drei Perspektiven. Ich fand das Buch interessant, auch die Zeit in der es spielt. Die Figuren wachsen einem ans Herz und es macht Spaß, sie auf ihrem Weg zu begleiten. Das Cover fängt das sehr schön ein. Den Schreibstil fand ich detailreich, angenehm und flüssig. Ich. habe mich richtig gut unterhalten gefühlt und empfehle das Buch deshalb gerne weiter.
Nachdenklich zurückgeblieben. Laura Laabs entführt uns mit ihrem im Rahmen des diesjährigen Ingeborg-Bachmann- Preises gelesenen Textes "Adlergestell" zurück in die Vor- und Nachwendezeit am Rand von Berlin - in die Siedlung am 'Adlergestell', der längsten und vielbefahrenen Strasse in Berlin. Der Name "Adlergestell" bezieht sich auf eine alte Forstschneise. Die Legende besagt, dass die Bäume entlang des Weges in der Zeit der Kurfürsten mit einem Adler geschmückt waren - und der Reichsadler wird auch im weiteren Text eine Rolle spielen. Laabs nimmt uns mit in die Kindheit und Jugend dreier Freundinnen 'vom Stadtrand'. Da ist zunächst Lenka, die mit einem Vater zusammenlebt, dessen bevorzugtes Kleidungsstück das Unterhemd und dessen Haltung die eines Meckerers ist; da ist Chaline, die wohl am meisten Benachteiligte des Trios - sie lebt bei ihrer deppressiven Mutter, die wechselnden Männerbesuch verzeichnet. Und schließlich die Ich-Erzählerin, die zumindest eine sich sorgende Mutter hat. Erzählt wird die Schulzeit, die Bemühung, sich einen Platz zu verschaffen, der ein oder andere nicht immer glimpflich ausgehende Steich und der große Bruch, die Ernüchterung, mit der Wende zukünftig zu den eher Abgehängten zu gehören. Die Kapitel sind eingeleitet durch präzise beschriebene Glücksversprechen der bundesdeutschen Werbeindustrie. Zwar handelt der Text die zumeist in der Zeitphase rund um die Wende, lässt die Lesenden aber auch wissen, welch unterschiedliche Wege die drei in ihrem weiteren Leben beschreiten werden. Ein Erklärungsversuch, welche Prägungen die Wendezeit ausgelöst haben und wohin diese führen können?