Nach den Fähren

Roman

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Erscheinungstermin 28.02.2024 | Archivierungsdatum N/A
Wallstein Verlag | Wallstein Erfolgstitel - Belletristik und Sachbuch

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Zum Inhalt

»Vielleicht morgen, sagt der Hafenwärter. Vielleicht kommen die Fähren morgen wieder.« Auf einer vormals beliebten Urlaubsinsel bleiben mit einem Male die Fähren aus und mit ihnen die Urlauber. Das Leben kommt zum Stillstand, die meisten Bewohner verlassen die Insel, nur ein paar wenige harren aus. Hoffend auf eine Rückkehr der Fähren und isoliert voneinander gehen sie den immergleichen Tätigkeiten nach. Das Leben dieser Übriggebliebenen ändert sich erst, als ein Mädchen namens Ada auf unerklärliche Weise im Sommerpalast erscheint und die Nähe zu dem ehemaligen Hausmeister sucht. Ihre Fragen nach seiner Vergangenheit und nach der der Insel führen zu einem Umbruch, der auch dann nicht mehr aufzuhalten ist, als Ada so plötzlich verschwindet, wie sie aufgetaucht ist. Mehr und mehr verweben sich die Geschichten der Figuren, die beginnen, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen - und mit der Frage, ob eine Rückkehr der Fähren überhaupt wünschenswert ist. Thea Mengelers Roman erzählt von privaten und gesellschaftlichen Machtverhältnissen, vom (Über-)Tourismus und von den Prozessen der Rückeroberung des eigenen Lebens, des eigenen Lebensraumes. In ihrer knappen, aber feinfühligen und präzisen Sprache schildert sie die Geschehnisse auf der Insel und das Innenleben ihrer Figuren, deren Lebensentscheidungen auf dem Prüfstand stehen.

»Vielleicht morgen, sagt der Hafenwärter. Vielleicht kommen die Fähren morgen wieder.« Auf einer vormals beliebten Urlaubsinsel bleiben mit einem Male die Fähren aus und mit ihnen die Urlauber. Das...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783835355859
PREIS 20,60 € (EUR)
SEITEN 175

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Ein kleines Buch, das große Themen anspricht und sehr aktuell ist.
Da ist eine Insel, irgendwo. Eine Insel, die einst vom Tourismus lebte, von den Touristen, die in der Saison mit den Fähren kamen. Die Insel prosperierte, und mit einem Mal blieben die Fähren aus.
In kleinen Kapiteln und mit einer wunderbar dichten Sprache zeigt die Autorin die Insel im Hier und Jetzt mit einigen wenigen Bewohnern. Sie machen tagein tagaus das Gleiche, ein ewig fließender Fluss, der unterbrochen wird, als die kleine Ada auftaucht. Während alle anderen benannt werden nach ihren Tätigkeiten, bekommt das Mädchen einen Namen. Sie ist da, bringt kurz Leben auf die Insel und dann ist sie wieder weg und es tut sich was auf der Insel. Kaum merklich, aber die Bewohner agieren auf einmal, der Leser erfährt ein wenig was von der Insel und der ewigen Hoffnung oder auch Angst vor den Fähren.
Was sich für viele verworren lesen mag, lässt den geübten Leser tief eintauchen, ins private als auch ins gesellschaftliche Leben, nicht nur auf der Insel. Der Tourismus, Segen und Fluch zugleich. Wie gebaut wird für die Touristen, wie sich alles ändert für die Touristen und die Einwohner. Wie man einander braucht und doch sich gegenseitig abstößt. Die Fäden, die in einer Gemeinschaft gezogen werden und wer sich zurückgesetzt fühlt und wer oben ist. Es gibt viele bezeichnende Szenen, doch die eine, in der der Hausmeister die alte Post neu bemalt, die spricht regelrecht Bände.
Es ist viel zu lesen auf diesen doch wenigen Seiten. Vieles bleibt ungesagt, vieles gezeigt und doch ist vieles verborgen. Wie will man leben, mit oder ohne Hoffnung und, worauf hofft man?
Ist eine Flucht möglich? Gibt es ein Leben außerhalb dieser Insel? Die Autorin lässt vieles offen und einiges in Schwebe. Wo genau diese Insel sich befindet, spielt im Grunde genommen keine Rolle beim Lesen. Die Insel steht für einen geschlossenen Raum, in welchem sich die Figuren bewegen. Und das Ende? Ist es ein Ende?
Dieser Roman mag in seiner Grundstimmung pessimistisch klingen, als ob die Menschen sich selbst Feind sind. Solange die Touristen da sind, funktioniert alles so halbwegs. Aber dann. Man fühlt sich mitten in die Pandemie hineinversetzt. Durchlebt alles noch einmal. Miteinander und Gegeneinander. Freund und Feind. Kann man allein leben, und wer braucht wen?
Ein kleines mutiges Buch. Am Ende ist man fast geneigt, es als negativ abzutun. Die Autorin lässt den Leser in den Spiegel blicken, während sie nebenbei Geschichten erzählt, von namenlosen Menschen, die ihren Beruf haben. Und die Hoffnung auf die Fähren. Oder die Angst davor.

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Was ein leises, feines, weises Buch! Große Begeisterung für die Charaktere, für ihre überzeugend gezeichneten Entwicklungen, für alles Zarte und gleichzeitig Schräge in der Beschreibung dieser Insel und des Lebens darauf.

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Vom Ende des Wohlstands

Obwohl schon seit Jahren keine Fähren mehr im Hafen der fiktiven Insel anlegen, hält der Hausmeister das Hotel „Sommerpalast“ in Ordnung. Als eines brütend heißen Tages die kindlich wirkende Ada auftaucht, ist er froh, ihr ein Frühstück servieren zu können. An einem anderen Ort, dem „gelben Haus“ wirkt eine Ehefrau froh, ihren betagten, hinfälligen Mann auf ein Pferd zu hieven, das ihn über die Insel trägt und dabei an den Glanz vergangener Zeiten erinnern könnte. Als Dritte im Bunde tritt eine Frau auf, die kaum darauf vorbereitet zu sein scheint, auf der Insel auch zu überwintern. Über allem liegt eine Atmosphäre der Unentschlossenheit, ob man weiter auf die Ankunft einer Fähre warten soll …

Republikflucht, eine Insel für wissenschaftliche Zwecke von ihren Bewohnern leeren – oder ein dystopisches Szenario? Als der Blick sich auf weitere Bewohner richtet, tritt ein System des Tauschhandels und der Nachbarschaftshilfe aus dem sonderbaren Szenario hervor. Gemeinsam mit Müller, Bäckerin und Krankenschwester ist einfacher Tauschhandel möglich; Fertigkeiten zum Fischen und Obstanbau haben sich offenbar trotz des ehemaligen Massentourismus erhalten. Wie konnten die Bewohner ihre Boote und Obstplantagen endgültig zurücklassen, könnte man sich fragen. Mit Blick in die Vergangenheit öffnet sich die Vorgeschichte einer Insel, die nicht allein durch größenwahnsinnige Bauprojekte unbewohnbar wurde, stärker noch durch das Verhalten von Bewohnern und Besuchern.

Wie das berühmte obere Achtel eines Eisbergs zeigt Thea Mengeler zunächst nur einen winzigen Abschnitt aus dem Überleben ihrer Figuren. Frauen scheinen auf den ersten Blick in der Mehrheit zu sein. Sie pflegen, versorgen und entwickeln über Gräben der Vergangenheit neue Lebensweisen. Am Beispiel der Doktorin und der Frau des Generals lassen sich Frauenrollen und Alterungsprozesse reflektieren, aber auch Themen wie Abwanderung, Wirtschaftszyklen, Heimat, Migration, Vererbbarkeit von Wohlstand.

The Mengelers kurzer, multiperspektivischer Text entwickelt aus einem dystopischen Ausgangs-Szenario Routinen eines alternativen Lebensmodells und einer fantastischen Zukunft. Ein Roman, der nachwirkt und zur Diskussion anregt.

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... und zwischen den Zeilen blitzt ganz leise die Hoffnung auf eine Zukunft auf

Diese Geschichte ist wie ein Rausch. Kein lauter, schneller Rausch wie man ihn vielleicht mal beim Feiern oder auf einem Konzert erlebt, mehr ein leiser, zarter Rausch. Ein erster langer Spaziergang durch den Wald, wenn sich nach einem kalten und grauen Winter der Frühling ankündigt. Man nimmt es nicht direkt wahr und doch spürt man es ganz deutlich. Man wird vielleicht sogar ein wenig ungeduldig, weil die Natur sich die Zeit nimmt, die sie braucht. Genauso wie die Insulaner, von denen Thea Mengeler uns hier erzählt.
Die Geschichte erzählt von einer uns völlig unbekannten Insel, die von den Touristen verlassene wurde und auch von keiner Fähre mehr angesteuert wird. Auf ihr wohnen noch einige der Alteingesessenen, die sich mit der Entscheidung, ob sie ihre Heimat verlassen wollen oder nicht, vielleicht einfach zu viel Zeit gelassen haben.
Wir lernen einige der Bewohner kennen, mit all ihren Eigenheiten und erfahren nach und nach ihre Lebensgeschichten. Bruchstückhaft nehmen wir immer mehr Anteil an den Geschehnissen, bis sich für manche der Kreis zu schließen scheint.
Doch vorher kommt Ada. Ada ist sowas wie die Präsenz, das Jetzt, das Sein in der Gegenwart. Diejenige, die etwas in Gang bringt, indem sie wie nebenbei die scheinbar die richtigen Fragen stellt.
Thea Mengeler trifft in "Nach den Fähren" in jeder Hinsicht den richtigen Ton. Die Figuren, die auf etwas warten, von dem sie gar nicht wissen, ob sie es überhaupt noch wollen. Die ihr Warten nicht in Frage stellen, der Vergangenheit hinterher trauern und gleichzeitig wenig Gutes in ihr sehen. Da ist beispielsweise der Hausmeister, der sich an Routinen festhält, weil er sich selbst verloren hat. Oder die Direktorin, die sich selbst nicht aushält und dann natürlich Ada. Ada ist sowas wie das fehlende Puzzlestück, der Spiegel der Insulaner, die Selbstreflexion, um einem von ihnen einen Denkanstoß zu geben und damit etwas Zartes in Bewegung setzt.
Die Geschichte springt von Kapitel zu Kapitel zwischen den Insulanern und ihren Orten, ihren Häusern, hin und her, was den Lesefluss eher bereichert als unterbricht. Es ist wie in einem literarischen Zahnrad, jeder "Zahn", jedes Kapitel, greift in das nächste. Würde eines fehlen, liefe es nicht mehr rund, käme aus dem Takt.
"Nach den Fähren" von Thea Mengeler ist eine wunderbare, wenn vielleicht auch keine ganz leichte Geschichte. Man muss sich auf die Bewohner einlassen, seine eigenen Erinnerungen als Tourist:in ausblenden um die zu sehen, die auf der Insel zurückbleiben, wenn niemand mehr kommt. Wie fühlt es sich an, wenn man zurückbleibt auf einer Insel, die plötzlich verlassen und ruhig ist? Was macht das mit einem, wenn der Tourismus, mit dem man vielleicht sogar aufgewachsen ist, irgendwann ausbleibt? Und was, wenn man sein bisheriges Leben ganz darauf ausgerichtet hat?

Ich möchte diese Geschichte jedem ans Herz legen, der beim Lesen gerne innehält und zwischen den Zeilen liest. Der den Fragen nachspürt, die dieser Text aufwirft und sich Zeit nimmt, um mit den Figuren ihr Leben zu erkunden.

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"Nach den Fähren" kommt so leicht und schmal daher, dennoch habe ich viel über das Buch nachgedacht und es für meine Verhältnisse eher langsam gelesen. Thea Mengeler beschreibt das Leben auf einer ehemals touristischen Insel, das Leben "nach den Fähren". Was macht es mit den Bewohnern, wenn keine Touristen mehr kommen? Verlieren sie den Halt und ihre Lebensgrundlage oder verschafft es ihnen Freiheit. Thea Mengeler lässt viele offen oder ungesagt. Hat mir sehr gut gefallen!

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Nach den Fähren ist ein leises, zartes und wunderbares Buch. Ganz reduziert schreibt es von Menschen auf einer ehemals touristischen Insel, auf der schon seit Jahren keine Fähren mehr ankommen. Dennoch scheinen sie in einer Wartehaltung zu verharren: Die Bäckerin backt, der Hausmeister putzt zwei Zimmer pro Tag, die Frau des Generals kümmert sich wütend um ihren Mann, der schon lange nicht mehr für sich selbst sorgen kann. Diese Routinen gehören ebenso zu der Insel wie die Dinge, die verloren gegangen sind, seit die Fähren ausbleiben. Doch als der Hausmeister plötzlich einen Gast in einem Zimmer findet, beginnt diese Welt für ihn wieder beweglicher zu werden - und kaum bewegt sich ein Teil, da fangen auch die anderen an, zu schwingen.

Ich habe nicht erwartet, dass mir dieses Buch so gut gefällt, aber gerade die Art der Erzählung hat mich vollends überzeugt. Wir sehen die Menschen hinter ihren Bezeichnungen und auch, dass ihre Rollenbeschreibungen nur ein Teil von ihnen sind, Die Sprache trifft genau den Punkt, der aus der Prosa Kunst macht, ohne Leichtigkeit aufzugeben. Selbst die Dialoge, die Gefahr laufen könnten, kitschig zu werden, bleiben immer auf der richtigen Seite. Ein sehr empfehlenswertes Buch, in das man eintauchen kann, wenn man einen ruhigen Moment dazu findet.

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Ein ganz besonderer Roman wird am 28.Februar veröffentlicht: "Nach den Fähren" von Thea Mengeler. Es ist erschienen bei @wallsteinverlag und wurde mir von @netgalleyde überreicht. Vielen Dank!
Inhalt: "Vielleicht morgen, sagt der Hafenwärter. Vielleicht kommen die Fähren morgen wieder.« Auf einer vormals beliebten Urlaubsinsel bleiben mit einem Male die Fähren aus und mit ihnen die Urlauber. Das Leben kommt zum Stillstand, die meisten Bewohner verlassen die Insel, nur ein paar wenige harren aus. Hoffend auf eine Rückkehr der Fähren und isoliert voneinander gehen sie den immergleichen Tätigkeiten nach. Das Leben dieser Übriggebliebenen ändert sich erst, als ein Mädchen namens Ada auf unerklärliche Weise im Sommerpalast erscheint und die Nähe zum ehemaligen Hausmeister sucht. Ihre Fragen nach seiner Vergangenheit und nach der Insel führen zu einem Umbruch, der auch dann nicht mehr aufzuhalten ist, als Ada so plötzlich verschwindet, wie sie aufgetaucht ist. Mehr und mehr verweben sich die Geschichten der Figuren, die beginnen, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen - und mit der Frage, ob eine Rückkehr der Fähren überhaupt wünschenswert ist. Thea Mengelers Roman erzählt von privaten und gesellschaftlichen Machtverhältnissen, vom (Über-)Tourismus und von den Prozessen der Rückeroberung des eigenen Lebens, des eigenen Lebensraumes. In ihrer knappen, aber feinfühligen und präzisen Sprache schildert sie die Geschehnisse auf der Insel und das Innenleben ihrer Figuren, deren Lebensentscheidungen auf dem Prüfstand stehen."
Und das ist äußerst lesenswert! Man muss sich mit seinem Lesetempo anpassen, denn es muss heruntergefahren werden, wie das Leben auf dieser vergessenen Insel. Es passiert nicht viel im Außen, aber im Innen der handelnden Personen. Ich hatte die Insel zunächst in der Nordsee verortet, auch das allein fand ich spannend, was der kurze Roman in meinem Kopf auslöst... sehr lesenswert und unter der gemächlichen, sonnigen Oberflächlichkeit brodelt es... EMPFEHLUNG!

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Eine Insel im Süden, die vom Tourismus lebte, ist in einen Dornröschenschlaf verfallen, weil seit Jahren keine Fähre mehr den Hafen ansteuert und deshalb die Touristen ausbleiben. In kurzen Kapiteln springt die Erzählung zwischen den Häusern und Orten und erzählt aus der jeweiligen Perspektive der Bewohner. Die Insulaner müssen sich neu einrichten, eine Art Tauschhandel sichert den Lebensunterhalt. Lebensentscheidungen stehen auf dem Prüfstand. Die Erzähltechnik und die präzise Sprache der Autorin machen den Roman so besonders.

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Die Geschichte handelt von einer Insel und der Fähre. Die Lebensader einer Insel. Die Insel war ein beliebter Urlaubsort aber ohne Fähre bleiben die Touristen aus. Dadurch kommt das Leben auf der Insel regelrecht zum Stillstand. Alles ändert sich als ein Mädchen namens Ada auftaucht und die Nähe des Ex-Hausmeisters des Sommerpalast, sucht. Der Umbruch beginnt und ist nicht mehr aufzuhalten, auch nachdem das Mädchen verschwunden ist. Der Leser wird in die Geschichte der Insel eingebunden und die wenigen Bewohner beginnen sich mit der Vergangenheit auseinander zusetzen. Sie fragen sich, ob die Rückkehr der Fähre überhaupt gewünscht wird. Man erfährt in diesem Buch so einiges über gesellschaftlichen Machtverhältnisse, vom (Über-)Tourismus im eigenen Lebensraum. Man kann beim Lesen einiges sicher besser verstehen was der Tourismus auch anrichten kann. Was die Bewohner davon abbekommen. Dieses Buch ist für Leser gedacht, welche sich mit Eventualitäten auseinander setzen. Was passiert wen? Empfehlenswert.

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Auf einer Insel im Meer ist das Leben eigentlich von Tourismus geprägt. Eigentlich - aber plötzlich bleiben die Fähren und damit die Touristen aus. Von da an beginnt eine neue Zeitrechnung und das Leben auf der Insel scheint stehen zu bleiben. Thea Mengeler erzählt in "Nach den Fähren" die Geschichte der namenlosen Inselbewohner. Da ist der Hausmeisters des Sommerpalasts, die Frau des Generals, die Bäckerin und die Doktorin, die als letzte Touristin auf die Insel gekommen ist und nun in Appartment 3B lebt. Eines Tages entdeckt der Hausmeister ein junges Mädchen, Ada. Er bezieht sie in seinen Tagesablauf ein und beantwortet ihre Fragen. Eines anderen Tages ist sie plötzlich wieder verschwunden und er sucht sie.

Die Geschichte ist auf ihre ganz besondere, leise Art fesselnd. Auf der Insel gefesselt, gefangen scheinen auch die Bewohner zu sein. Sie versuchen ihr Leben so weiterzuleben, als würden morgen die Touristen kommen und alles würde wieder den gewohnten Lauf nehmen. Die Insel zu verlassen scheint nicht möglich zu sein. Aber die Touristen kommen nicht und jede und jeder hängt ihren und seinen Erinnerungen nach und zieht so langsam ihre und seine Konsequenzen.

Ein grandioses Buch, das ohne große Handlung auskommt und trotzdem keine Sekunde langweilig ist - entschleunigend und fast schon meditativ.

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Beim Lesen des Klappentextes zu "Nach den Fähren" hat man das Gefühl, dass es sich um eine dystopische Geschichte handeln könnte, zumindest spricht vieles dafür. Doch während des Lesens wird klar, dass es noch weit mehr ist!...

Diese fiktive Vorstellung, die durchaus vielleicht - eventuell - mal Realität werden könnte, dass da eine Insel ist, welcher der Tourismus den Rücken gekehrt hat und deren meiste Bewohner aufs Festland ziehen, ist ein zurecht psychologisch interessantes Szenario. Die Verbliebenen, die sich immerzu sagen: "Vielleicht kommen die Fähren morgen wieder!", halten an ihrem Leben, an ihrer Tätigkeit fest und merken gar nicht, wie sie sich immer mehr verlieren...

Die Verbliebenen werden namentlich nicht genannt, lediglich ihre Berufe oder ihren gesellschaftlichen Stand erfahren wir. Sie gehen stoisch ihren Tätigkeiten nach, was sollen sie auch sonst machen? Das Obst der Bäume muss doch aufgesammelt und verarbeitet werden; die Hotelzimmer müssen hergerichtet werden, für die Urlauber, die vielleicht bald wieder kommen; das Getreide muss gemahlen und zu Brot verarbeitet werden; auch der Fischer fischt wie immer nach Fischen; und die Doktorin, die einst als Urlauberin kam, liest Bücher - mittlerweile bedient sie sich der Bücher aus dem Hotel, da sie sonst nirgends an neue Bücher rankommt...

Es kommt ihnen allen gar nicht in den Sinn etwas anderes zu tun oder vielleicht sogar die Insel zu verlassen!

Und dann kommt das Mädchen Ada! Nur ihren Namen kennen wir. Sie fängt an, dem Hausmeister des Hotels Fragen zu stellen. Fragen nach der Vergangenheit, nach ihm. Und der Hausmeister fängt an seine Routinen zu ändern. Zuerst füllt er den Pool wieder mit Wasser und später wechselt er sogar sein Zimmer! Und als ob durch Ada eine Dynamik in Gang gesetzt wurde, fangen auch die anderen Verbliebenen an aus ihrem Automatismus auszubrechen. Sie gehen aufeinander zu, sie fangen an miteinander zu sprechen und sich zu treffen, sie gehen gemeinsam spazieren, sie denken nach, fangen an, alles in Frage zu stellen und sich nach einem anderen Leben zu sehnen...Klingt doch alles normal. War es aber bis zu Adas Erschienen nicht! Die Verbliebenen haben sich regelrecht isoliert. Isoliert vom Festland und auch voneinander!

Aber was soll das mit dem Mädchen Ada? Warum taucht sie plötzlich auf? Es gibt keine Kinder mehr auf der Insel! Und warum verschwindet sie plötzlich wieder? Für mich ist klar, dass sie so etwas wie der Geist der Vergangenheit, der Gegenwart und Zukunft ist, jemand, der den Verbliebenen einen Stups versetzt, dass sie ihr Leben überdenken und es tatsächlich selbst in der Hand haben, etwas zu verändern. Gleichzeitig wird dem Leser, bzw. allen Urlaubern, mit dieser Geschichte der Spiegel vorgehalten: dieser Bauboom, diese Touristenüberschwemmungen sind realer denn je, diese Hassliebe der Einheimischen gibt es wirklich! Das Buch erinnert mich daher vom Sinn her an das Buch "Zur See" von Dörte Hansen. Auch da hat man so seine Probleme mit dem Tourismus...

Ich habe es geliebt, wie die Autorin Thea Mengeler, in kurzen Kapiteln und in klarer, kurzer Sprache uns eine Welt nahegebracht hat, die gar nicht so unrealistisch und doch unvorstellbar ist. Und mal ehrlich? Wer würde sich nicht vielleicht genauso wie die Verbliebenen verhalten? Die an ihrer Insel festhalten! Sie kennen ja nichts anderes! Oder würdet ihr wie die Fortgegangenen agieren? Dieses was wäre wenn durchzuspielen ist schon interessant! Ebenso die Vorstellung, wie man statt Geld einfach Waren tauscht. Die Verbliebenen haben sich arrangiert. Und doch merkt man nach und nach, dass etwas in ihnen schwelt...

"Nach den Fähren" ist ein ruhiges Buch, in welchem sich nach und nach eine Unruhe, eine Spannung aufbaut, die am Ende gelöst wird. Das Buch kann man auch gar nicht schnell lesen, man käme sonst gar nicht in den Genuss des wunderbaren Sprachstils! Die Autorin hat durch ihre kurzen Kapitel und die wechselnden Perspektiven ein fesselndes und logisch aufgebautes Buch geschrieben, welches mit einem unerwarteten Ende aufwartet, welches mir aber sehr gut gefallen hat! Die Figuren bleiben weitestgehend oberflächlich, denn die Erinnerungen und das Denken, welche einen Menschen ausmachen, verlieren sie nach und nach und macht sie blass. Sie wollen sich aber nicht "auflösen", deshalb fangen sie an zu agieren...

"Nach den Fähren" ist schon ein, wie ich finde, sehr poetischer Titel. Er geht einem gar nicht so leicht über die Lippen, man denkt über diese drei Wörter ständig nach! Und dann dieses Cover: Ein leicht gefüllter Pool. Erkennt man daran, dass die Leiter nicht ganz ins Wasserreicht. Vielleicht hat der Hausmeister bereits begonnen Wasser wieder in den Pool laufen zu lassen? Im Hintergrund das Meer und ein Stück Insel. Das Cover gefällt mir jedenfalls sehr gut! :-) Ohne den Klappentext gelesen zu haben, versucht man zu beidem, Cover und Titel, eine Geschichte zu finden. Aber auf die Geschichte von Thea Mengeler wäre ich nicht gekommen...

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Wir lesen vom Leben einiger weniger Bewohner auf einer namenlosen Insel. Ohne ersichtlichen Grund kommen schon länger keine Fähren mehr auf die Insel und somit auch keine Touristen mehr. Danach haben viele Bewohner die Insel verlassen, inzwischen sind keine Boote mehr da. Für die wenigen Zurückgebliebenen war das Dableiben keine aktive Entscheidung sondern eher das Gegenteil: sie haben sich nicht für das Weggehen entschieden.
In den ruhigen Rückerinnerungen der Inselbewohner wird gespiegelt, was eine Vielzahl von Touristen auf einer Insel bewirkt. Wie diese in das Leben der Einheimischen eindringen, sich ausbreiten am Strand, in den Geschäften und den Lokalen.
Mir hat die Schilderung des Lebens der Dagebliebenen gut gefallen. Unaufgeregt verbleiben alle in ihrer Routine wie z.B:. die Bäckerin, die Krankenschwester, der Barmann und noch eine Handvoll weitere. Einige erwarten irgendwann die Fähren wieder zurück, andere rechnen nicht mehr mit einer Rückkehr.

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Eine kraftvolle Erzählung. Dystopisch. Über Ruhe und Touristen.

Langsam und sanft fließt die Erzählung dahin, wie ein blaugrüner Fluss mit spiegelndem Sonnenlicht. Ein paar Stromschnellen – aufrüttelnd, was alles verloren ging auf der Insel, und was an Ruhe und Qualität, an Erholung für die Natur zurückgewonnen wurde – unterbrechen nur kurz, aber intensiv, den Text. Er erzählt uns von ein paar wenigen Menschen auf der Insel, die zurückgeblieben sind, als der Touristenstrom, welcher von den Fähren angespült wurde, ausblieb. Sie lebten ihr Leben, verrichteten ihre Dinge im gleichen Trott wie immer. Wenn sie sich trafen, dann beherrschte oftmals eine Frage das Gespräch: „Hast Du heute schon Fähren gesehen?“
Der Hausmeister, die Frau im gelben Haus mit ihrem Ehemann, den General, der nur mehr eine Last für sie war, die Direktorin, Müller oder Bäcker. Sie hinterfragten nicht, sie hofften.
Eines Tages erschien die kleine Ada im Sommerpalast. Der Hausmeister kümmerte sich um sie, fragte sich, woher sie kam, und war enttäuscht, als sie wieder verschwand. Er erzählte es den anderen, fragte die Inselbewohner, doch niemand wusste eine Antwort darauf.
Die Frau des Generals war des tagtäglichen Trotts überdrüssig. Jeden Tag setzte sie ihn auf das Pferd, welches ihn über die Insel trug. Immer in der Hoffnung, er möge nicht zurückkehren. Sie wollte weg, wollte das Leben auf der Insel nicht mehr führen.
Der Tourismus war allgegenwärtig, überall auf der Insel. Die besten Plätze wurden geopfert, um ein schöneres Hotel nach dem anderen in die Natur zu stellen. Die Menschen kamen in Scharen, mit ihnen der Lärm, der Schmutz, die Arbeit, welche sich zwangsläufig ergab.
Nach dem Ausbleiben dieses alljährlich stattfindenden Tsunamis verließen die meisten Bewohner die Insel, suchten und benötigten neue Arbeit.
Wer zurückblieb, kümmerte sich um die Insel, um sich selbst, in respektvoller Weise auch um seine wenigen Mitmenschen. Es schien, als wäre, nach dem alles andere verschwand, die Harmonie übrig geblieben.
Der Roman ist eine meisterhaft erzählte Geschichte, ich könnte ewig dort verweilen in dieser leicht dystopisch angehauchten Welt voller Ruhe. Die Lektüre hat mich sehr begeistert und berührt. Nicht zuletzt auch, weil ich selbst in einer Touristenhochburg lebe, die Vor- und Nachteile davon kenne, Ruhe und Einsamkeit oft schmerzlich vermisse. Insofern hat mir die Autorin auch aus der Seele gesprochen. Ich denke auch, es ist ein Gebot der Stunde, vieles (bis fast alles) in unserer Gesellschaft zu überdenken. Immer „höher, stärker, schneller“ wird uns aus der Bahn werfen. Leben mit der Natur, anstatt dagegen. Entschleunigung statt tausende Dinge gleichzeitig. Der Mensch wird irgendwann an sich selbst zerbrechen. Wie wird Lebensqualität definiert?
Ich kann euch diesen Roman wirklich nur ans Herz legen. Ganz große Leseempfehlung.

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"Nach den Fähren" von Thea Mengeler erzählt von einer kleinen namenlosen Insel auf der das Leben plötzlich zum Stillstand gekommen ist. Eine Insel, die früher nur so vom Massentourismus überschwemmt wurde, auf die jedes Jahr zum Anfang des Sommers hunderte Besucher und Touristen kamen. Und plötzlich bleiben die Fähren weg, bringen keine Menschen und damit auch keine Einnahmen mehr und keine Versorgung vom Festland.

Anfangs dachten die Bewohner noch an ein Versehen; morgen werden sie schon wieder kommen, spätestens übermorgen. Doch irgendwann sind es Jahre in denen keine Fähre mehr anlegte. Die Frage nach dem Warum bleibt für die Lesenden und auch für die Bewohner*innen der Insel ungeklärt.

Es ist still geworden auf der Insel, viele Bewohner*innen sind weggezogen, die wenigen die geblieben sind haben sich mit ihrem neuen Leben arrangiert, haben eine Art Mikrokosmos gebildet und leben mehr oder weniger nebeneinander her. Niemand hinterfragt was denn eigentlich passiert ist, das neue Leben wird klaglos angenommen. Wie einsam sie eigentlich alle sind merken sie erst, als ein Mädchen auf der Insel auftaucht. Ada, die einzige Figur die einen Namen trägt, wirbelt das Leben dort ordentlich durcheinander und verschwindet so plötzlich wieder wie sie aufgetaucht ist.

Nach den Fähren ist eine kleine, leise Geschichte mit nur wenigen Figuren, die sich in ihrem Leben eingerichtet haben, an ihren Routinen festhalten und warten auf etwas wovon sie nicht wissen ob es jemals eintrifft. Eine fast schon dystopisch anmutende Erzählung, ähnlich einem modernen Märchen durch das zeit- und raumlose Setting und die namenlosen Figuren, die so aus der Zeit gefallen scheinen und gleichzeitig mit all ihren Ängsten und Gedanken ein Spiegelbild unserer Gesellschaft sind. Vieles bleibt unausgesprochen, vieles steht zwischen den Zeilen und man muss sich darauf einlassen können. Dafür bekommt man ein sehr besonderes, melancholische Buch das nachdenklich macht.

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Die Hoffnung stirbt zuletzt
Auf einer zeit-, raum- und namenlosen Insel bleiben nach Jahren des Massentourismus und des Baubooms die Fähren weg und damit die Touristen. Die Erklärung des "warum" bleibt vage.
Die meisten Bewohner haben die Insel fluchtartig verlassen. Die namenlosen Zurückgebliebenen verharren in ihrer täglichen Routine, blenden die Realität aus und hoffen auf die Rückkehr der Fähren. Die Wohlstandsgeräusche sind verschwunden, es gibt wieder Platz und Weite, Stille und Natur gewinnen die Oberhand. Geld hat seine Bedeutung verloren, verschwindet, zerfällt. So entsteht ein Tauschhandel. Die Frau des Generals hat Obstbäume, der Barmann brennt und braut, der Müller baut Getreide an, die Krankenschwester ersetzt den Arzt und der Hausmeister hält den Sommerpalast in Ordnung. Trotz dieser zweckgebundenen Nachbarschaftshilfe bleiben die Zurückgebliebenen seltsam unverbunden. Bis plötzlich das Mädchen Ada auftaucht - die einzige Figur mit Namen- und genauso plötzlich wieder verschwindet. Sie stellt die entscheidende Frage: wem gehört eigentlich die Insel? Hier beginnt ein Umbruch in den Routinen der Bewohner. Sie wachsen zu einer Gemeinschaft zusammen, neue Beziehungen entstehen. Die Zeichen stehen auf Neuanfang in der Isolation. Eine Rückkehr der Touristen erscheint gar nicht mehr wünschenswert.

Mit ihrer besonderen Sprache hat die Autorin große Literatur im kleinen Format geschaffen. Ein bewegender Roman um große Themen wie Verlust, Hoffnung, Zuversicht und Neubeginn.

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Ich freue mich sehr über diese Entdeckung!
Was passiert auf einer Ferieninsel, wenn die Touristen ausbleiben? In feiner, poetischer Sprache erzählt Thea Mengeler von den zurückgelassenen Menschen, die versuchen Ihr Leben weiterzuleben, die sich sortieren und Ihren Platz finden müssen. An der Oberfläche passiert nicht viel, aber alle Gedanken und Gefühle der übriggebliebenen Personen sind so tiefgründig, dass das Buch die Lesenden nachdenklich und erfüllt zurücklässt.
Nebenbei ist die Umschlaggestaltung ganz toll gelungen. Sehr ansprechend!

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„Wir sind die Geschichte, die wir erzählen, was haben wir mehr als das.“
Auf einer Insel kommen die Fähren nicht mehr. Die letzte hatte eine Person gebracht, war danach wieder weggefahren und hatte viele Gäste und Bewohner der Insel mitgenommen. Die Zurückgebliebenen haben keine Namen sondern nur Funktionen: der Hausmeister, der General, die Frau des Generals, die Doktorin, der Hafenwärter. Sie wohnen im gelben Haus, im Hotel „Sommerpalast“ oder in Apartment 3 b.
Die Dinge sind aus dem Takt geraten doch die Menschen bleiben in ihrem Rhythmus und gehen ihrer Tätigkeit nach. Der Hausmeister putzt die Zimmer, die Bäckerin backt das Brot und die Fischerin sorgt für den Fisch. Warum, wissen sie nicht.
„Ich bleibe, weil meine Eltern schon genug verloren hatten“, sagt der Hausmeister.
Eines Tages taucht im Sommerpalast Ada, ein Mädchen auf, sie liegt in einem der Betten, dass der Hausmeister gerade gemacht hat. Sie steht auf und öffnet die Vorhänge. Der Hausmeister beginnt eine Beziehung zu ihr aufzubauen, so dass er nur noch ein Zimmer statt zwei täglich reinigen kann. Er lässt ihr das Wasser im Pool wieder ein und beginnt es ihr schön zu machen. Ada macht was sie will, schläft mal hier mal da und verschwindet schließlich wieder. Das ist der Beginn der Veränderung.
Denn „wie Treibgut schwemmen Erinnerungen an die Oberfläche“, schreibt Thea Mengeler an einer Stelle und so nimmt die Geschichte ihren Lauf und die Figuren des Romans beginnen sich zu zeigen und werden zu mehr.

„Nach den Fähren“ ist eine Geschichte vom Verfall, der durch das Wegbleiben der Touristen von statten geht. In einigen Kapiteln werden Verluste benannt und aufgezählt. Aber auch der Verfall, den der Tourismus bewirkt kommt zur Sprache.
Thea Mengeler erzählt präzise und setzt Klischees sehr gekonnt ein, um ihre Protagonisten zu schildern z.B. der General schlurft usw.
Die Sprache ist ruhig und sanft, fast philosophisch schön. Die Geschichte hat einen geheimen Sog und stellt so ganz nebenbei viele Fragen. Sie beschreibt Menschen und ihre Motive in unterschiedlichster Art und mit großem Verständnis für ihre Einzigartigkeit.
„Wir sind die Geschichte, die wir erzählen, was haben wir mehr als das.“
„Nach den Fähren“ ist eine Geschichte die man mag, die nachdenklich macht und die lange nachklingt.

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Die Fähren haben die Insel verlassen und sich nicht wiedergekommen. Mit ihnen sind auch die Touristen verschwunden. Zurück bleiben die Beowhner der Insel, die leeren Hotels und Ferienhäuser und die Lücke, die die jeden Sommer in Strömen ankommenden Touristen hinterlassen. Jeder der Inselbewohner muss auf eigene Weise mit diesem "Verlust" klarkommen - mit der Hoffnung auf eine Rückkehr der Fähren, die immer mehr droht enttäuscht zu werden, mit der weiterhin anhaltenden Pflege der Ferienanlagen... Auch ohne die Touristen bleiben die "Zurückgelassenen" in ihnen Routinen gefangen und erhalten ihr Selbstbild als hilfreiche, nicht sichtbare Geister auf ihrer eigenen Insel. Bis der Hausmeister eines morgens das Mädchen Ada am Pool des Hotels, in dem er noch immer alles in Ordnung hält, entdeckt. So plötzlich wie Ada aufgetaucht ist, verschwindet sie wieder. Doch sie hat etwas verändert. Durch die Suche des Hausmeisters nach ihr brechen er und weitere aus ihrer selbstgewählten Isolation aus, lassen Erinnerungen an die Insel vor den Touristen aufleben und finden zu sich selbst zurück.
Ein leises, kleines Buch mit einer unglaublichen Kraft. Was passiert, wenn Menschen von Fremden von außerhalb abhängig werden und ihre eigene Geschichte vergessen? Was bleibt in den Touristenhochburgen, wenn die Touristen weg sind?
Absolut lesenswert und zum Nachdenken anregend.

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Nach den Fähren von Theresa Mengeler handelt von einer namenlosen Touristeninsel, die eines Tages ohne Erklärung von den Touristen und mit ihnen auch von einigen Einheimischen verlassen wird. Die Übriggebliebenen warten und hoffen seither auf Fähren, die neue Touristen bringen.
Im Buch wird beschrieben wie sich das Leben des Hausmeisters eines großen Hotels, der Bäckerin, des Barmanns, der Frau des Generals und der Doktorin nach dem Ausbleiben der Touristen verändert hat. Als die Fähren noch kamen widmeten Sie alle ihr isoliertes Leben einem Zweck. Aber nachdem die Touristen ausbleiben, stellt sich die Sinnfrage.
Zurückgeworfen auf ein Leben mit der Natur (und nicht gegen sie) und ohne den gewohnten Massentourismus erleben die Protagonisten eine rapide Entschleunigung ihres Lebens. Der Roman widmet sich sich nicht nur der Sinnfrage, sondern ist durchaus auch eine Gesellschaftskritik.

Es ist beeindruckend, wie es der Autori gelingt, mit geradezu wortkargen Sätzen die Suche nach dem Sinn des Seins zu zu schildern. Nach den Fähren ist ein stiller, melanchonischer Roman, klug und kunstvoll, der noch lange nachwirkt.

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Kurzmeinung: Dieses Büchlein hat mich sehr berührt. Ein Kandidat für den Deutschen Buchpreis 2024.
Vom Fluch und Segen des Tourismus
Eine Insel im Irgendwo verortet, das heißt, sie könnte überall sein. Eine Insel, die irgendwann einmal von Touristen entdeckt aus ihrem idyllischen Dornröschenschlaf erwacht. Sie wird zunächst als Geheimtipp gehandelt, doch allmählich kommt die Tourismusschwemme. Die Besucher stellen Ansprüche, wollen Komfort und eben das, was sie überall bekommen. Die Inselbewohner liefern. Indem sie jedoch die Ansprüche der Gäste bedienen, verliert die Insel das, was einst ihren Reiz ausmachte und die Gäste bleiben weg. Desaster.

Der Kommentar und das Leseerlebnis:
Die Autorin reduziert die wenigen Menschen, die der Insel die Treue halten auf ihre Funktionen, der Hausmeister, die Bäckerin, die Frau des Generals, der Barkeeper, die Fischerin, die Krankenschwester und die Doktorin, die eigentlich eine Dichterin ist. Auch die Handlung wird reduziert auf Begebenheitsorte, die Bar, das gelbe Haus, der Sommerpalast, der Strand, etc. Die Reduktionen, die die Autorin vornimmt, wirken zusammen mit der lyrischen Sprache ungemein reizvoll. Ich bin verliebt in das Büchlein, das einfach alles, was ein guter Roman braucht, auf sehr komprimiertem Raum darstellt: men sieht in den Hintergrund der Personen, kennt ihre Hoffnungen und Wünsche von einst und erlebt das trostlose Leben jetzt, in dem man innerlich nur überlebt, in dem man stoisch an seinen Alltags-Pflichten festhält: Instandhaltung und Versorgung. Mit wenigen Mitteln und ohne pathetische Innenschau bringt die Autorin das Innenleben der Menschen an den Tag und zum Leuchten. Einfach, in dem sie beschreibt, was sie tun. Die spärliche Interaktion der Menschen entspricht dem, was man von wortkargen eigenbrötlerischen Insulanern erwartet. Karge Herzlichkeit. Das, was übrig ist an Menschlichkeit. Thea Mengeler gelingt die Darstellung von Einsamkeit, Verfall, Menschlichkeit, Hoffnung, Wunschdenken mit unglaublich leichter Feder! Natur und Dekadenz. Verlust. Mehrere Kapitel „Einige Verluste,“ sind nichts weiter als Aufzählungen, die Autorin ist konsequent dem Konzept von Reduktion treu – und dennoch sind diese kurzen Kapitel besonders berührend.

Thea Mengelers „Nach den Fähren“ ist voller Melancholie, die teilweise auf den Erinnerungen "der Übriggebliebenen" fußt und teilweise auf die nicht totzuschlagende Hoffnung, die ein Mensch in sich trägt. Ohne Hoffnung kann man nicht leben. Obwohl es nicht explizit ausgesprochen wird, ist der Roman auch eine Ohrfeige an den unsere Umwelt rücksichtslos ausbeutenden und zerstörerischen Massentourismus.

Fazit: Ein Juwel.

Kategorie: Anspruchsvolle Literatur
Verlag: Wallstein, 2024

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Schon seit einer ganzen Weile sind keine Fähren mehr zur Insel gekommen. Niemand was genau warum. Die Touristen kommen nicht mehr, die Dinge des täglichen Lebens gehen nach und nach aus und keiner der Zurückgebliebenen kann die Insel verlassen.
Der Hausmeister ist allein im leeren Sommerpalast, die Frau des Generals träumt von einem Leben weit weg ohne ihren pflegebedürftigen Mann, Krankenschwester, Bäckerin und Fischerin sind auf einmal sehr wichtig für die Gemeinschaft.
Auf sich selbst zurückgeworfen müssen sich die Menschen fragen, wer sie sind ohne Aufgabe oder Ziel. Man erinnert sich daran, wie es früher war bevor die Touristen kamen, bevor es immer mehr wurden. Wovon man einst geträumt hat.
Und so finden die Menschen langsam zueinander und zu einem neuen Verständnis ihrer selbst. Und vielleicht wäre es ja sogar besser, wenn die Fähren nie wieder kämen?
"Nach den Fähren" ist eine literarisch-poetische Auseinandersetzung mit dem Thema Massentourismus, die einen ganz eigenen Ton hat.
Eine Empfehlung für alle, die das Außergewöhnliche lieben.

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Was für ein faszinierendes Buch! Ich habe es tatsächlich zweimal nacheinander gelesen, da mir der Schreibstil so gut gefiel und ich mir einzelne Sätze herausgeschrieben habe.
Traurig, melancholisch, aber auch wunderschön und gegen Ende Mut machend. Ganz große Empfehlung!

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