Bis wir Wald werden

Roman

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Erscheinungstermin 19.08.2023 | Archivierungsdatum 11.12.2023

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Zum Inhalt

»Das Bleiben. Das Gehen. Ununterscheidbar, wo es beginnt, wo es endet.«

Ein Hochhaus am Waldrand ist das Zuhause von Nanush und ihrer Urgroßmutter Babulya. Einst hat die Urgroßmutter ihre Urenkelin von Sibirien nach Deutschland getragen, nun deckt Nanush die alte Frau abends mit einer Steppdecke zu. Voller Wärme und Poesie erzählt Birgit Mattausch von einem unzertrennlichen Familienband und einer ganz besonderen Hausgemeinschaft.

Wenn Babulya sagt, sie seien aus dem Frühling gekommen, weiß Nanush, dass ihre Urgroßmutter nicht nur sie beide damit meint, sondern alle Bewohner*innen des Hauses: Oma Elsa, die weder Hochdeutsch noch Russisch spricht, Felek, die aus Kurdistan geflüchtet ist, Vitali, der sich von seinem Hund beschützen lässt, oder Gregorij, der weiß, wie man Sonnenblumenkerne im Mund schält. Jahrelang war Babulyas Küche der Mittelpunkt all ihrer Geschichten, mit den Tomatenpflänzchen am Fenster und dem Salbei an der Decke. Doch nun ist Babulya so alt, dass sie kaum noch ihr Bett verlässt. Was bedeutet es für die Hausgemeinschaft und was bedeutet es für Nanush, wenn die Hüterin ihrer Erinnerungen eines Tages nicht mehr da ist? Ein Familienroman, der bildstark vom Wurzelnschlagen auf betoniertem Terrain erzählt.

»Das Bleiben. Das Gehen. Ununterscheidbar, wo es beginnt, wo es endet.«

Ein Hochhaus am Waldrand ist das Zuhause von Nanush und ihrer Urgroßmutter Babulya. Einst hat die Urgroßmutter ihre Urenkelin...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783608986938
PREIS 20,60 € (EUR)
SEITEN 176

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Das Hochhaus am Wald

Die Autorun Birgit Mattausch hat 10 Jahre als Pastorin gearbeitet. Sie traf etliche Personen, die als Spätaussiedler aus Sibirien kamen. Daraufhin verfasste sie den Roman „Bis wir Wald werden“.

Im Hochhaus am Wald wohnen verschiedenen Nationen.
Da wohnen Nanusch und ihre Babulja.
Babulja kam vor Jahren aus Sibirien, ihre Enkelin Nanusch war noch ein Baby. Die Dialoge zwischen den Beiden sind einfach wunderschön.
Man erfährt viel aus der Erinnerung Babukjas. Jetzt im hohen Alter als ihre Kräfte nachlassen, kommen ihre Ängste aus der Heimat wieder hoch.
Von den anderen Bewohnern die hier gestrandet sind erfährt man auch einiges. Es ist wie eine große Familie.
Der Schreibstil ist voller Magie und Poesie.
Der Roman besticht durch die einfühlsame Art der Autorin.
Ich war begeistert und von der Geschichte gefangen.
Empfehlenswert.

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„Bis wir Wald werden" von Birgit Mattausch ist ein hinreißend poetischer Roman, der von Geborgenheit erzählt und eine berührende Liebeserklärung an eine Urgroßmutter und ihre gemeinschaftsstiftende Kraft darstellt.

Die Geschichte spielt sich in einem Hochhaus am Waldrand ab, in dem Nanush und ihre Urgroßmutter Babulya zusammen mit anderen deutschstämmigen Russen leben. Das Leben im Hochhaus erinnert an die Verbundenheit und den Zusammenhalt einer Großfamilie. Babulya, mit ihrer Ausstrahlung und ihren Erinnerungen an Russland, ist die zentrale Figur, die die „Großfamilie" zusammenhält. Als Nanush klar wird, dass ihre Urgroßmutter bald sterben wird, sieht sie vor der Angst konfrontiert, diesen Halt zu verlieren, und erkennt am Ende, wie die.

Die Autorin erzählt mit einer poetischen, bildreichen und dennoch klaren Sprache die Geschichten der einzelnen Charaktere wie Oma Elsa, Felek, Vitali und Gregorij. Ihre Eigenheiten und teilweise traumatisierenden Erlebnisse werden liebevoll und in zutiefst berührender Weise dargestellt. Dabei werden die Metaphern des Hauses und des Waldes geschickt eingesetzt, um das Gefühl des Nichtankommens als Aussiedler sowohl in Deutschland als auch in Russland nachfühlbar zu machen. Man spürt aus jeder Zeile die Liebe, die Nanush für ihre Babulya und die anderen, einander Halt gebenden Bewohner des Hauses empfindet.

Ich habe den Roman „Bis wir Wald werden" von der ersten bis zur letzten Seite geliebt. Auch weil deutlich wird, wie sehr die Autorin selbst und ihre Emotionen aus diesen Zeilen sprechen. Das Werk berührt mit seiner poetischen Sprache, der einfühlsamen Darstellung der Charaktere und der emotionalen Verbundenheit zur Familie und Gemeinschaft. Eine absolute Leseempfehlung!

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Welch ein großartiger Text! Die Sprache poetisch, glasklar, jedes Wort eine Geschichte. Die Thematik zum einen die Geschichte Spätaussiedler aus dem Blick einer jungen Frau, die in Deutschland mit diesem familiären Hintergrund aufgewachsen ist, zum anderen ihr Abschied von einem geliebten alten Menschen. Bestechend genau beobachtet, berührend, mitreißend, und mit leisem Humor. Nie mehr werde ich ein Lied von Helene Fischer hören, ohne mir die Familie vor dem Fernseher vorzustellen. Das Buch gibt ungewohnte Einblicke in eine Kultur, die uns „Hiesigen“ in der Regel verborgen bleibt. Danke dafür und für einige Stunden große Lesefreude, die lange anhalten wird. Absolut sehr empfehlenswert,

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Russische Literatur steht für Poesie, für Melancholie, für eine besondere Art von Humor. Umso erstaunlicher, dass Birgit Mattauch gar keine Russin ist, nicht mal Nachfahrin von Russlanddeutschen, sondern schwäbische Pastorin aus dem Stuttgarter Raum. Ihre Geschichte erzählt von Nanush und ihrer Urgroßmutter Babulya, die in einem vermutlich schäbigen Hochhaus am Waldrand leben, dieses mit russischer Seele füllen und dabei ein Gefühl von Heimat erzeugen, welches aber brüchig ist. Immer wieder blitzt durch, dass man nirgendwo so richtig dazu gehört. Weder in der russischen "Heimat" noch in der deutschen. Wie es so vielen Menschen geht, die selbst oder deren Vorläufergeneration nicht nur die Stadt sondern auch das Land gewechselt haben, in dem sie leben. Dass Mattausch beruflich mit Russlanddeutschen in Berührung kam, kommt ihrer Prosa sehr zugute, die von hübschen Metaphern lebt, von einem Lebensgefühl, das so fremd und doch so wohlig-warm wirkt. Gerade in Zeiten des Kriegs ist es beruhigend zu erfahren, dass auch russischstämmige Menschen Menschen sind. Putin zum Trotz.

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Sehr einfühlsam schildert die Autorin die Geschichte verschiedenster Bewohner eines Hauses, die durch ihre Verbindung zu Russland und den deutsch-russischen Sieldungsbewegungen des letzten Jahrhunderts verbunden sind. Im Zentrum: Nanusch und ihre Urgroßmutter, die sie aus Sibirien nach Deutschland brachte. Während Nanusch in Deutschland aufwächst, erlebt sie Sibirien in den Erinnerungen und Geschichten ihrer Babulya und der Lebensweise der Menschen um sie herum.
Magischer Realismus in einer deutschen Hochhaussiedlung - absolut lesenswert!

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Sehr berührend und einfühlsam erzählt Birgit Mattausch in "Bis wir Wald werden" über das Leben in einem Hochhaus, das von Aussiedler*innen aus der ehemaligen Sowjetunion bewohnt wird. Das ist umso bemerkenswerter, da die Autorin keinen entsprechenden familiären Hintergrund hat. Allerdings war sie als Pastorin jahrelang in einer schwäbischen Gemeinde tätig, der viele Aussiedler*innen angehörten.


Die Protagonistin Nanush, inzwischen erwachsen, kam mit ihrer Urgroßmutter Babulya als Baby nach Deutschland und lebt noch immer mit ihr im selben Haus, aber in einer eigenen Wohnung. Babulyas Küche ist der Treffpunkt für viele Bewohner aller Generationen des Hochhauses, die wie in einer Großfamilie zusammenleben und Wärme in der Gemeinschaft suchen.

In einer sehr poetischen Sprache beschreibt sie die innere Zerrissenheit der Menschen, die in der Sowjetunion als Deutsche und Fascisti galten und hier in Deutschland als Russen wahrgenommen werden. Immer wieder taucht der Wald mit seinen Tieren als Ort der Sehnsucht für die Entwurzelten auf, die Erinnerung an die endlosen Birkenwälder der Sowjetunion lebt in den Träumen weiter.

Hierbei vermischen sich Realität und Phantasie, Erinnerung und Traum. Einige Abschnitte haben geradezu lyrischen Charakter und sind rechtsbündig formatiert in den Text integriert.

Ich muss gestehen, dass mir der poetische Stil mit teils magischen Elementen nicht liegt, ich bevorzuge eher nüchtern-klare Erzählweisen. Wer diesen jedoch mag, wird hier eine sehr lesenswerte und anrührende Lektüre finden.

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Wer von einem alten Hochhaus am Waldrand hört, in dem hauptsächlich Russlanddeutsche wohnen, der denkt vermutlich zunächst an Elend und Probleme. Bis wir Wald werden erzählt von so einem Haus und das Buch ist so ganz anders, als man es erwarten könnte. Es lebt von der Liebe zu Geschichten und dem Geschichtenerzählen. Die Erzählerin des Buchs, das ist Nanush, die Erzählerin der Geschichten ist Babulya, ihre Urgroßmutter. Sie erzählt von Sibirien, von Wäldern, Bären, vom Träumen und vom Fliegen. Doch nun ist sie sehr alt. Wer kann ihre Geschichten weitererzählen, damit diese einzigartige Hausgemeinschaft den Zusammenhalt nicht verliert?
Bis wir Wald werden ist ein wunderbares, sehr poetisches Buch, durch dessen Seiten ich nur so geflogen bin. Ich mochte Babulyas Geschichten, ihre Beschreibung der Menschen, ich hätte ihr tagelang zuhören können.Sie zeigte mir Seiten Russlands, von denen man nur selten erfährt.
Ich hätte nur manchmal gerne etwas mehr über die Biografien der einzelnen Personen gewusst, besonders der Bewohner, auch darüber, wie genau ihre Beziehungen untereinander sind. Das kam mir oft ein bisschen zu kurz.
Eine große Empfehlung von mir, besonders für alle, die auf der Suche nach den etwas anderen Büchern sind.

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Nanush und ihre Urgrossmutter Babulya leben in einem Hochhaus am Waldrand. Babulya pflegt zu sagen, dass sie aus dem Frühling gekommen sind. Damit meint sie alle die Bewohner dieses Hauses. Jahrelang war die Küche von ihr der Mittelpunkt für alle. Nun ist sie so alt, dass sie das Bett fast nicht mehr verlässt. Was bedeutet das für die Hausgemeinschaft und was für Nanush? Hier liest am eine Geschichte über ein besonderes Familienband und einer Hausgemeinschaft. Es ist eine Geschichte voller Wärme und Poesie. Besonders ans Herz ging mir, wieviel aus der Erinnerungen Babukjas vorhanden sind und sie es Nanush weitergibt. In diesem Hochhaus lebt man wie eine grossen Familie. Mich hat die Geschichte sehr in den Bann gezogen. Ein empfehlenswertes Buch.

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„Unsere Geschichten stehen in keinem Buch. Sie sind nur gedacht, geflüstert, eingeritzt in die Wände aus Beton. Spuren aus Staub in den Kellern.“
(Seite 83 im eBook)

Dieser schmale, aber feine Roman gibt den vielen Spätaussiedler*innen auf bewegende Weise eine Stimme: Hunderte von Jahren an Familiengeschichte werden in Biografieschnipseln zwischen Süddeutschland, Wolga, Kirgisien, Kasachstan, Sibirien und einem Hochhaus in einer namenlosen Stadt verortet. Migration und Deportation prägte das Leben dieser Menschen über Generationen hinweg – erst angesiedelt, dann wiederholt umgesiedelt, schließlich ausgesiedelt oder spätausgesiedelt. Ein Wellenspiel aus Gehen und Bleiben und wieder Gehen, mal freiwillig, oft erzwungen. Dabei verloren gegangene Menschen, zwangsweise zurückgelassene Kinder. Die einschneidenden Wechsel von politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen mit ihren jeweiligen Repressalien gegen die „Deutschen“, später die „Faschisten“ und schließlich, nach der Rückkehr nach Deutschland, die „Russen“… Mattausch beleuchtet schlaglichtartig die Brüche in den Biografien, den Gebrauch der verschiedenen Muttersprachen, das Festhalten der Menschen an geliebten alten Gewohnheiten, aber auch die in den Familien weitergegebenen Traumata, die Suche nach Identität, die Kluft zwischen erlebtem Mangel bis hin zum traumatischen Erleben des Hungertods von Kindern und der dann unfassbaren Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln im deutschen Supermarkt, das Gelingen und häufigere Scheitern von Berufsbiografien... Das alles verpackt sie in kleine Puzzleteile voller Wärme, Poesie und einer ordentlichen Portion Magischem Realismus.

Vor allem die beiden Hauptfiguren haben mich verzaubert. Man wird lesend Zeug*in des alltäglichen Lebens einer erweiterten Großfamilie im Hochhaus, das sich jahrelang um die nun immer kleiner und gebückter werdende Urgroßmutter in deren Küche zwischen Pelmeni, getrockneten Kräuterbüscheln, eingelegten Salzgurken, reichlich Tee und Wodka drehte. Babulyas Küche ist das Herz und der Magen des Hauses – und so soll es bleiben, denn ihre Urenkelin Nanushka wird darauf vorbereitet, in Babulyas Fußstapfen zu treten. Die Erinnerungen und Erzählungen von Sibirien und den vorherigen Lebensstationen der Familie sollen nicht ausgelöscht werden, denn so, wie Babulya immer weniger wird und die Familie sich voller Liebe und Respekt um sie kümmert, man sich von ihr verabschieden und sie loslassen muss, wird es zunehmend an Nanushka sein, den Tee zu kochen, die Salzgurken einzulegen und die Geschichten weiterzuerzählen, in denen Realität und Träume sich auf magisch-poetische Weise miteinander vermischen. Vor allem Babulyas wiederkehrende Visionen von ihrem geliebten Mann, der lange vor der Ausreise der Familie nach Deutschland an einen ihr unbekannten Ort deportiert wurde, sich in Babulyas Träumen bei der Trudarmee jedoch in einen Bären verwandelt, fliehen kann und seitdem als für andere unsichtbarer Bär immer wieder bei ihr ist, ihr v.a. in ihren letzten Lebenswochen Trost schenkt und sie schließlich zu sich ruft, haben mich sehr bewegt.

„Babulyas Geschichte verweht unter all dem Schnee. Sie verweht in der Nacht und dem Lied, das sie mir singt oder das ich ihr singe, ich weiß es oft nicht. Ein Lied von den Schwänen, sie fliegen nach Norden und bringen von dort den Frühling mit. Und dann schlafen wir ein.“
(Seite 86 im eBook)

5 Sterne für ein Jahreshighlight.

Ich danke dem Verlag herzlich für das Rezensionsexemplar.

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Poetisch - Bewegend
Mal ein etwas anderes Buch, so mein Gedanke.
Das Cover und der Klappentext haben mich hier angesprochen.
Erzählt von einer Pfarrerin die mehrere Jahre in einem Stadtteil mit vielen Menschen der ehemaligen Sowjetunion gelebt hat. Das allein ist schon sehr beeindruckend und auf ihre Sicht der Dinge darf man gespannt sein.
Ein Hochhaus am Waldrand, eine besondere Hausgemeinschaft. Die alte Babulya, im Herzen noch in Sibirien und ihre Urenkelin Nanushka, die nur Deutschland kennt. Viele andere skurrile Mitbewohner, die hier mit dabei sind.

Eine einzigartige Erzählkunst, wie ich sie noch nie gelesen habe. Beeindruckend so die Dinge hervorzuheben und genau den Nerv zu treffen um diese Menschen zu verstehen.
Verschiedene Menschen, verschiedene Leben „Miteinander“ ist hier das Wort, was mir dazu einfällt. Zuhören und Verstehen. Nachdenklich macht es auch, natürlich ist ja auch sehr Geschichtsnah. Man träumt nicht nur von Bären sondern auch von den gefüllten Teigtaschen. Die Bedeutung des Waldes für Babulya wird verdeutlicht.
Bin immer noch gefangen und sehr berührt von dieser Magie des Buches.

Fazit: Ein magisches Buch mit Poesie und viel Gedankengut.
Klare Leseempfehlung von mir.

Danke an NetGalley und dem Klett – Cotta Verlag für das Leseexemplar.

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Einfühlsam, zärtlich und poetisch schreibt Birgit Mattausch über das Leben von Aussiedlern in einem Hochhaus, das direkt am Waldrand liegt. Die meisten von ihnen sind Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion. Wurden sie in ihrer früheren Heimat als „die Deutschen“ bezeichnet, sind sie nun „die Russen“. Bruchstückhaft erfährt man ihre Biografien. Liest atemlos von Repressalien, Zwang, Deportation und Angst.
Mattausch lässt auch den hiesigen Umgang mit den Spätaussiedlern nicht aus, mitsamt seinen gepflegten Vorurteilen.

Babulya wanderte mit ihrer Ur-Enkelin Nanushka nach Deutschland aus. Nanushkas Oma und Mutter haben sich von ihren Wurzeln abgewandt und sind in der ehemaligen Sowjetunion geblieben. Babulya zog ihre Ur-Enkelin mit unendlich viel Liebe und Zärtlichkeit auf, wünschte sich nicht mehr, als dass sie es besser haben sollte. Lehrte sie alles, was sie weiß. Sie zogen mit vielen anderen Aussiedlern in ein Hochhaus, nahe an einem Waldrand. Der Lebensmittelpunkt des Hauses ist die Küche von Babulya. Klein ist diese Küche und trotzdem groß. „Das Herz unseres Hauses. Oder sein Magen.“ (S. 3)
Mit den Jahren wendete sich die Beziehung, nun ist es Nanushka, die sich um ihre Ur-Großmutter Babulya kümmert. Das wird so fein und mit Elementen des magischen Realismus erzählt, dass es mir beim Lesen das Herz erwärmt hatte.
Bewegt hatte mich auch die Geschichte des Ehemannes von Babulya, der zu einem unbekannten Ort deportiert wurde. Babulya tröstet sich seitdem mit der Vorstellung, dass er sie ab da als Bär begleitete, den nur sie sehen kann.

Mir hatte die Lektüre außerordentlich gut gefallen, es hatte mich sehr berührt. Ich mag poetische und magische Geschichten. Dazu hatte Mattausch auch noch wunderbare Figuren erschaffen, wie die geheimnisvolle Frau mit dem roten Kopftuch, an der Bushaltestelle. Rätselhaft, ohne viel Worte, aber immer für Andere da. Oder Oma Elsa, deren Dialekt mich an das meiner schlesischen Wurzeln erinnerte. Wobei mir der Einstieg in das Buch zunächst nicht gerade leicht fiel. Ungewohnt war der Stil der Geschichte für mich, doch nach einigen Seiten wurde ich davon eingezogen. Birgit Mattausch hat es mit wenigen Worten, die wie feine Federstriche wirken, geschafft, mir die Personen des Buches, ihre Sehnsüchte, ihre Ängste, überhaupt ihr Leben nahe zu bringen. Ein wunderbares Buch, dem ich gerne 5-Sterne gebe.

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Nanushka erzählt: vom Hochhaus am Wald mit den 323 Fenstern, in dem ihre große Spätaussiedler-Familie wohnt, verteilt auf mehrere Stockwerke. Einige Familienmitglieder stellt sie auch näher vor.

Wir erfahren ihre Geschichten der Repressalien in Sibirien, ihren Träumen vom ‚Heimkommen‘ in Deutschland, ihrem An-, Um-, Aus- und Spätaussiedeln, ihrem Ankommen in Friedland und den Inhalt ihrer Koffer.
Den größten Teil nimmt jedoch Babulya ein, die mit ihrer Urenkeltochter (als Baby) nach Deutschland kam - Nanushas ‚Moder‘ und ‚Großmoder‘ blieben in Russland (weiteres Schicksal unbekannt). Ihr Mann wurde ‚geholt‘, nur einen Brief hat sie bekommen, jedoch nicht von ihm. Seitdem ‚begleitet‘ er sie als Bär in ihren Träumen. Wir lesen von Salzgurken, literweise Tee und Zobel, den die ‚Hiesigen‘ nicht mögen, weil es ein Pelz ist.

Birgit Mattausch schreibt sehr einfühlsam und berührend und mich hat sehr bewegt, mit wie viel Liebe ‚Nanushka‘ von ihrer Babulya erzählt und sie jetzt im hohen Alter liebevoll umsorgt.

Ich hatte mich auf diese moderne, experimentierfreudige Art des Erzählens mit ‚Traum‘-Elementen eingelassen, weil mich das Thema interessiert hatte, musste aber feststellen, dass mir die klassische nüchtern-klare Art mehr zusagt. 4 Sterne vergebe ich gerne und empfehle das Buch allen, denen diese poetische Art des Schreibens liegt.

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Ein Blick in eine nahe liegende Fremde


Dieses Buch bietet Einblicke in die Welt der Russlanddeutschen, die durchaus eine andere Welt beinhaltet. Die vielen Jahre in einem anderen System können an einem Volk auch nicht spurlos vorbeiziehen, das Verbiegen für ein Diktatur und die Folgen der Gewalt dieser Diktatur macht natürlich etwas mit den Betroffenen. Dennoch erschafft Birgit Mattausch durchaus einen empathischen Blick auf etwas Fremdes, die Liebe dieser Menschen zu ihrer Helene Fischer wird greifbarer und verständlicher, ebenso wie das Denken und Fühlen dieser Menschen in dem Buch „Bis wir Wald werden“ dargestellt wird. Denn dadurch hat dieses Buch auch etwas Ethnographisches, denn irgendwie kommt einem dieses Buch wie ein Besuch in der Fremde vor. Gefallen hat mir die Naturverbundenheit und auch die völlig natürliche Anwesenheit des Zweiten Gesichts bei den Russlanddeutschen. Denn dieser Besuch in der Fremde ist ja eigentlich auch ein Schritt zurück. Denn eigentlich sind diese genannten Dinge auch bei uns einmal mehr beheimatet gewesen, nur hat sie der Wandel der Zeit bei uns eher weggespült. Und hier hat dies etwas Fremdes, obwohl es eigentlich nur ein Blick zurück ist. Ein interessanter Blick. Und ein verständlicher Blick. Ein Blick, der eine Brücke sein könnte, eine Brücke fürs Verstehen. Aber genauso brauchen auch die Russlanddeutschen eine Brücke fürs Verstehen der jetzigen Welt, denn ihre gefühlte Ablehnung hat ja Folgen. Folgen in ihrem Denken und in ihrem Handeln und damit auch Folgen für uns, für die Anderen. Die in dem Buch „Bis wir Wald werden“ ja auch von der Autorin Birgit Mattausch als die Anderen benannt werden. Denn genau das sind wir ja auch für die Russlanddeutschen, die Anderen, die Entfernten. Obwohl auch viele in Deutschland geborene Deutsche Freunde von Helene Fischer sind. Ihr Erfolg beruht ja nicht nur auf den Russlanddeutschen. Und obwohl auch viele andere Gedanken der Russlanddeutschen von den Anderen geteilt werden. Denn so homogen sind wir Anderen ja auch nicht. Und hoffentlich werden sich in einigen Jahren die Russlanddeutschen auch nicht mehr so ausgegrenzt fühlen, denn sie sind dann hoffentlich auch nicht mehr so homogen und mehr in unserer Welt angekommen. Doch dieses Ankommen der Russlanddeutschen in unserer deutschen Welt ist nicht nur die Aufgabe der Russlanddeutschen, denn auch uns Deutschen steht die Hausaufgabe der Integration der neuen Bevölkerungsteile unseres Landes bevor. Denn nur ein gefühltes Wir hilft uns eine Einigkeit in unserem Land herzustellen und erst dann gibt es dieses unsinnige Gegeneinander hoffentlich weniger. Birgit Mattausch hat in ihrem Buch „Bis wir Wald werden“ einen Blick in die Welt der Russlanddeutschen ermöglicht, den man sonst vielleicht schlecht serviert bekommt. Ein spannender und sehr interessanter Blick. Ein lesenswerter Blick! Ein zum Nachdenken anregender Blick!

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!ein Lesehighlight 2023!



Klappentext:

„Ein Hochhaus am Waldrand ist das Zuhause von Nanush und ihrer Urgroßmutter Babulya. Einst hat die Urgroßmutter ihre Urenkelin von Sibirien nach Deutschland getragen, nun deckt Nanush die alte Frau abends mit einer Steppdecke zu. Voller Wärme und Poesie erzählt Birgit Mattausch von einem unzertrennlichen Familienband und einer ganz besonderen Hausgemeinschaft.



Wenn Babulya sagt, sie seien aus dem Frühling gekommen, weiß Nanush, dass ihre Urgroßmutter nicht nur sie beide damit meint, sondern alle Bewohner*innen des Hauses: Oma Elsa, die weder Hochdeutsch noch Russisch spricht, Felek, die aus Kurdistan geflüchtet ist, Vitali, der sich von seinem Hund beschützen lässt, oder Gregorij, der weiß, wie man Sonnenblumenkerne im Mund schält. Jahrelang war Babulyas Küche der Mittelpunkt all ihrer Geschichten, mit den Tomatenpflänzchen am Fenster und dem Salbei an der Decke. Doch nun ist Babulya so alt, dass sie kaum noch ihr Bett verlässt. Was bedeutet es für die Hausgemeinschaft und was bedeutet es für Nanush, wenn die Hüterin ihrer Erinnerungen eines Tages nicht mehr da ist? Ein Familienroman, der bildstark vom Wurzelnschlagen auf betoniertem Terrain erzählt.“



Ich kann bei dem Buch von Birgit Mattausch klar sagen: es ist ein echtes Sahnestück in der Literaturwelt welches sie hier geschaffen hat. Allein der Titel „Bis wir Wald werden“ ist schon so extrem tiefgründig und genau so empfand ich auch die komplette Erzählweise. Mattausch (be)schreibt nicht nur direkt, sondern eben auch sehr viele bildhafte Momente und auch viel Zweideutiges (herrlich zum analysieren) und eben auch enorm viele Metaphern. Wer damit generell Probleme hat, sollte dieses Buch erst gar nicht lesen…Die Geschichte rund um Protagonistin Babulya ist einerseits hier eine besondere aber schlussendlich finden sich solche Geschichten sehr häufig in der Realität wieder. Babulya ist eine Vertriebene, ein Flüchtling die aus Sibirien floh und sie war nicht allein. Für sie war es selbstverständlich mehreren Menschen ebenfalls dabei zu helfen. Nur an sich zu denken gab es für Babulya nicht. Egal wem sie helfen konnte, sie tat es und sie nahm sie bei sich auf. Daraus entstand bei allen Leidensgenossen eine tiefe Verbundenheit die manchmal gar keiner Worte bedarf. Ich empfand Babulya wie einen großen und alten Baum dem nunmehr die Kraft fehlt, alles Geäst und die Wurzeln weiter am Leben zu halten. Sie ist das Herz des Hauses in dem alle wohnen aber die Kraft neigt sich dem Ende. In Babulya sind alle Erinnerung aufbewahrt wie in einer Schatztruhe. Sie kennt sie alle und auch die Geschichten aller im Haus. Wie mag es also sein wenn dieses Schatztruhe nicht mehr zu öffnen ist? Mattausch hat feine Töne hier angeschlagen und erzählt äußerst bewegend und bildhaft. Das Thema Vertreibung sowie die Sehnsucht nach der alten Heimat und der Aufbau in der Neuen werden wahrlich gut getroffen. Wie lange ist man fremd? Wann lohnt es sich die neue „Heimatsprache“ zu lernen? Wie wird man in der neuen Heimat aufgenommen? Kann es überhaupt mehrere Heimat-Gedanken geben? Hier geht es ums sehr intensive und emotionale Fragen im Buch, die definitiv zum nachdenken anregen. Mattausch hat diese, für meine Begriffe zumindest, grandios in eine Geschichte verpackt, die ich absolut nur empfehlen kann! Ein grandioses Buch! 5 Sterne!

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In Russland waren sie Deutsche, in Deutschland sind sie die Russen. So sitzen Babulya und Nanush und die ganze Hausgemeinschaft immer zwischen den Welten fest.

Birgit Mattausch lässt uns teilhaben am Leben im Hochhaus am Waldrand. Auch hier beginnen die Welten zu verschwimmen. Menschen werden zu Vögeln und erheben sich in die Lüfte, das Haus wird zur Araukarie und hebt seine Äste in den Himmel. Irgendwo zwischen Traum und Wirklichkeit spielt sich das Leben ab und in diesen Metaphern erfahren wir von der Zerrissenheit, der Wurzellosigkeit und der Verhaftung in einer verherrlichten Vergangenheit mit der die Menschen im Hochhaus ihren Alltag bewältigen.

In sehr poetischer Sprache, durchsetzt mit lyrischen Einschüben beschwört die Autorin eine Welt herauf, deren Zentrum Babulyas Küche ist und die ihre Geschichten an die nächste Generation weitergibt, bei Tee mit Marmelade.

Nun ist Babulya zu alt, um sich noch viel aus dem Bett zu bewegen und ihre Urenkelin Nanush hadert damit, dieses Erbe zu übernehmen. Sie kümmert sich hingebungsvoll um ihre Urgroßmutter, versucht aber gleichzeitig einen anderen Blick in die Zukunft. Kann dies gelingen, oder ist sie genauso verhaftet in Sibirien, wie der Rest ihrer Sippe?

Dieses kleine Buch steckt voller Bilder, die in Menschen zwischen den Welten wachsen und gedeihen. Wer mit lyrischer und metaphernreicher Sprache nichts anfangen kann, sollte davon lieber die Finger lassen. Wer sich darauf einlassen kann, findet eine bereichernde Geschichte, die den Geist beflügelt. Einziger Wermutstropfen ist, das es sehr fragmentarisch anmutet. Manchmal hätten ein paar Worte mehr der Geschichte gut getan.

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Nanush wohnt mit ihrer Urgroßmutter Babulya in einem Hochhaus am Wald. Dort leben ebenfalls viele andere Zugewanderte, vor allem aus der Sowjetunion. Poetisch und warmherzig erzählt Nanush von deren Eigenheiten und Geschichten. Die kleinen Momentaufnahmen gehen zu Herzen und sind sprachlich wunderschön geschrieben, genau wie die Dialoge zwischen ihr und ihrer Babulya. Nanushs Urgroßmutter driftet mit der Zeit immer mehr ab und wird ein Pflegefall. Die Entwicklung trifft die Leser*innen mit aller Härte, doch die liebevolle Art und Geduld ihrer Urenkelin ihr gegenüber sind so berührend – ich hatte mehrmals Tränen in den Augen. Ein zartes, schönes Buch voller Nächstenliebe und Wortzauber!

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Babulya, eine Russlanddeutsche, verlässt mit ihrer nur wenige Monate alten Urenkelin ihre Heimat und übersiedelt wie viele andere auch nach Deutschland, der Heimat ihrer Vorfahren. Diese Russlanddeutschen sind keine Flüchtlinge und keine Vertriebenen, auch wenn vielen das Schicksal der Vertreibung durch die Politik Stalins vertraut ist; sie sind Umsiedler bzw. Spätaussiedler, die im Zuge der Ostpolitik vor allem in den 80er Jahren in die Bundesrepublik wechselten.

Babulyas neue Heimat besteht aus einer Wohnung in einem Hochhaus an der städtischen Peripherie, in der sie zusammen mit anderen Russlanddeutschen lebt. Ihre Küche ist das Zentrum des Zusammenlebens mit ihrer Enkelin Nanush und auch das Zentrum für Begegnungen mit den anderen Bewohnern. Hier werden die Geschichten erzählt, die Babulya bewahrt hat und weitergibt und die mit diesem Buch dem Vergessen entrissen werden.

Die Geschichten Babulyas beschwören eine Vergangenheit herauf, die von Entbehrungen, Hunger, staatlicher Willkür, Verschleppungen und persönlichen Tragödien gekennzeichnet ist. Ihre Geschichten erzählen aber auch von Geheimnissen, phantastischen und ins Mythische überhöhten Ereignissen, von Traditionen, von Essgewohnheiten, Familienzusammenhalt und Zukunftsträumen.

Babulya und ihre Ur-Enkelin Nanush sind in fast symbiotischer Liebe miteinander verbunden. Inzwischen ist Babulya alt und pflegebedürftig, sodass sich ihre Rollen vertauschen. Nun ist es Nanush, die sich mit Hingabe um ihre Urgroßmutter kümmert, auch wenn sie dabei immer wieder an ihre Grenzen kommt.

Durch die Ich-Erzählerin Nanush erfährt der Leser auch die Gegenwart der russlanddeutschen Wohngenmeinschaft, z. B. ihre Puzzle-Bilder an der Wand, die Vorliebe für Plastikblumen, die Liebe zu den traditionellen kleinen Kopftüchern und zu eingelegten Salzgurken, ihren altertümlichen Dialekt, ihre beruflichen Träume und das häufige Platzen dieser Träume.

Die Autorin wählt für ihren Roman eine Sprache, die den Erzählungen Babulyas angepasst ist. Realität und Traumvorstellungen vermengen sich miteinander; Menschen verwandeln sich, und auch das Haus verwandelt sich zu einem Nadelbaum, der seine Äste in den Himmel streckt. Der Wald wird zu einem Bild des Todes, dem sich Babulya zum Zeitpunkt der Erzählung annähert, und die Krähen, die Todesbotinnen, warten bereits auf sie. Dazu passen auch die poetischen „Beschreibungen“ der Personen, die dem Leser nicht immer Konkretes bieten, aber doch einen Eindruck vermitteln. Vieles bleibt in Andeutungen stehen wie z. B. die Tatsache, dass Nanush bei der Umsiedlung auf die Begleitung ihrer Mutter verzichten musste. Auch die Erzählungen sind oft eher Fragmente und wirken wie schlaglichthafte Erinnerungen. Ein wenig mehr Ausgesprochenes hätte dem Roman mehr Konturen verliehen.

Die stets lyrische Sprache hat durchaus ihren Reiz. Sie wird verstärkt durch eingeschobene rechtsbündige Texte, durch eine Vielzahl von Metaphern und eigenwillige Satzstrukturen. Aber nicht alle Ereignisse sind wohl dazu geeignet, in einem poetischen Schwebezustand gehalten zu werden. Wenn z. B. der Junge Vitali, auf Aufforderung seiner Mutter hin, ein anderes Kind so zusammenschlägt, „bis der Boden vor unserem Haus rot war von Blut“, dann kommt die Poetik an ihre Grenzen. „Und Momes Wald. Reh Wolf Bär unsre Freunde. Das Licht uns golden im Haar“ – solche staccato-artigen Sätze und auch der Einsatz vieler stilistischer Mittel sind unbestritten kunstvoll, aber die Häufung wirkte auf mich nur maniriert und zu gewollt.
Bei aller Liebe zur Lyrik: mir war es zuviel.

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"Bis wir Wald Werden" von Birgit Mattausch ist eine sanfte und poetische Erzählung. Sie pflanzt der Leserin Bilder in den Kopf die im Laufe des Romans heranreifen und wachsen. Ganz wunderbar.

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Birgit Mattausch - Bis wir Wald werden

Meinung
Am Waldrand befindet sich ein altes Hochhaus in dem Nanush und Urgroßmutter Babulya wohnen.
Babulya brachte ihre Urenkelin aus Sibirien nach Deutschland
Jetzt kümmert sich Nanush um die alte Frau.
Mit einen großartigen Sprache erzählt Babulya von Sibirien,
Wir lernen die Bewohner des Hochhauses kennen
Die Protagonisten werden so warmherzig und anschaulich beschrieben, fast als wohnten wir auch dort
Dieses Buch ist einzigartig und sehr gefühlvoll.
Ich fand die Geschichte sehr gelungen und empfehle sie gern

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Bis wir Wald werden
Roman
von Birgit Mattausch

Sprachgewaltig, großartig und authentisch ist dieses Buch. Es sprüht vor Leben und Lebensgeschichten.
Ich durfte eine sehr bereichernde Zeit mit den Figuren des Hauses verbringen. Vielen Dank für diesen tollen Roman.

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Mit " Bis wir Wald werden " hat die Autorin Birgit Mattausch ein Buch fürs Herz und über das Leben geschrieben, welches ich nicht so scchnell vergessen werde.

Ein Hochhaus irgendwo am Waldrand wird von der Autorin so mit Leben gefüllt, als sein ich dabei. Die Sprache ist poetiscch schön und nimmt mich mit in die Welt von Babulya und Nanush. Babulya, die mit ihrer Urenkelin Nanush Russland den Rücken gekehrt hat um mit ihr nach Deutschland auszuwandern und ihre Küche im Hochhaus sind das Zentrum der Geschichte. Viele Geschichten leben im Hochhaus am Wald, da ist Vitali, Oma Elsa , Felek und alle Geflüchtete die eine Gemeinschaft bilden, deren Herzstück aber immer Babulya bleibt. Doch auch Baulya wird älter und nun ist es Nanush sich um ihre Ur-Oma zu kümmern. Die Frau, die ihr alles über das Leben beigebracht hat, was sie weiß und die sich ihr Leben lang ein besseres Leben für Nanush gewünscht hat. Nanush gibt ihr Bestes und versucht doch mit Hoffnung in die Zukunft und die neue Zeit zu blicken.

Bis wir Wald werden ist eine Perle unter den Büchern die ich dieses Jahr gelesen habe und ein wunderbares Geschenk für besondere Menschen. Birgit Mattusch verwebt Literatur mit Poesie wie ich es selten erlebt habe, ihre Bilder heben mich mit genommen auf eine wunderbare Reise.

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»Wir machten die Sachen unter uns aus. Auch in Deutschland.«
»Bis wir Wald werden« ist ein Seelenbild des Auswanderns –

Birgit Mattauschs Debüt läßt spüren, was es bedeutet, die Heimat zu verlieren. Nämlich, dass man sie nie mehr vergessen kann.
»Sibirien, Sibirien. Wir sind jetzt hier, Balulya!
Wir sind es und wir sind es nicht, mein Kätzchen.«

Nach Ende des 2. Weltkriegs ließ Stalin Deutschstämmige aus dem fruchtbaren Kirgisistan nach Sibirien vertreiben, darunter auch die Großeltern der Ich-Erzählerin. »Sieben Hühner, zwei Schweine, eine Kuh« hatten sie irgendwann und für die Kinder Aufsatzthemen wie »Was ich Genosse Stalin zu verdanken habe«.

Nun lebt Balulya mit ihrer Enkelin, der Ich-Erzählerin, in einem Hochhaus in Deutschland, das »Küchen wie Nischen in Raumschiffen« hat. Aber auch dort macht Balulya »Salzgurken […] mit Kartoffeln und Butter«.
»Kätzchen« freundet sich mit dem gleichaltrigen Vitali an und die Kinder fühlen sich wohl: »Wir lieben Plastik. Es ist bunt, abwischbar und modern. Plastik bedeutet, dass wir es geschafft haben.«

Während die Jungen im Westen schnell neue Lebensziele finden (»Ein Lottogewinn und dann eine Brust-OP«), ist Balulyas Seele in Sibirien geblieben. So wie ihr Mann, der einst von der Geheimpolizei abgeholt wurde und nie zurückkehrte.
Mitgenommen hat die Familie ihre Sicht auf die Natur mit ihren Geschichten und Zeichen. Tiere und Bäume vermitteln sie denjenigen, die sie zu deuten verstehen. Die Ich-Erzählerin sieht »Die Handymasten-Mammutbäume, die aus dem Kies wachsen und beinah den Himmel berühren.« und »Dass unser Haus ein Baum aus Beton ist«.

Die Anonymität im Westen repräsentiert die geheimnisvolle Frau mit dem roten Kopftuch, die immer wieder an der Bushaltestelle auftaucht. Aber weil sie acht verschiedene Namen für Schachtelhalm kennt (»Zinnkraut, Katzenschwanz oder Katzenwedel […] Fegekraut, Pferdeschwanz, Schaftheu, Pfannenputzer, Scheuerkraut.«)wird sie Teil der verschworenen Hochhaus-Gemeinschaft.

Je vollständiger die Ich-Erzählerin in der Raumschiffküche ihrer Großmutter in ihr sibirisches Erbe hineinwächst, desto klarer wird ihr: »das Holodeck Balulyas Küche wird in meinem Kopf sein.«

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"Bis wir Wald werden" von Birgit Mattausch entführt die Leser in die bewegende Geschichte von Nanush und ihrer Urgroßmutter Babulya, die in einem Hochhaus am Waldrand leben. Die alte Babulya hat einst ihre Urenkelin von Sibirien nach Deutschland gebracht, nun ist Nanush für ihre geliebte Urgroßmutter da und kümmert sich um sie.

Mattausch erzählt diese Geschichte voller Wärme und Poesie und nimmt die Leser mit auf eine Reise durch eine ganz besondere Hausgemeinschaft. Wenn Babulya davon spricht, dass sie aus dem Frühling kommen, meint sie nicht nur Nanush, sondern alle Bewohner des Hauses. Jeder hat seine eigene Geschichte, seine eigenen Sorgen und Freuden. Oma Elsa, Felek, Vitali und Gregorij – sie alle sind Teil dieser außergewöhnlichen Gemeinschaft.

Besonders berührend ist die Beschreibung von Babulyas Küche, die einst der Mittelpunkt aller Geschichten war. Doch mit zunehmendem Alter bleibt Babulya immer öfter im Bett, und Nanush stellt sich die Frage, was das für die Hausgemeinschaft und für sie selbst bedeutet.

"Bis wir Wald werden" ist ein Roman über das Wurzeln schlagen auf betoniertem Terrain, über Verbundenheit und das Leben in einer multikulturellen Gemeinschaft. Mattausch gelingt es, die Leser mit ihrer bildstarken Erzählweise zu fesseln und sie zugleich zum Nachdenken über Familie, Zusammenhalt und das Älterwerden anzuregen. Dieser Familienroman ist eine Ode an das Leben und die Menschen, die es lebenswert machen.

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