Malinverno oder Die Bibliothek der verlorenen Geschichten

Roman

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Erscheinungstermin 06.07.2023 | Archivierungsdatum 01.03.2024

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Zum Inhalt

Es gibt Orte, an denen der Geist der Literatur in der Atemluft liegt. So ein Ort ist Timpamara, und hier lebt Astolfo Malinverno. Bücher und Geschichten bestimmen sein ganzes Leben, und als er seiner großen Liebe begegnet, scheinen die Grenzen zwischen Literatur und Realität auf wundersame Weise zu verschwimmen.

In Timpamara, einem fiktiven Dorf in Italien, leben die Menschen schon lange von und mit der Literatur, denn hier entstand im 19. Jahrhundert die erste Papierfabrik Kalabriens. So benennt man Kinder nach literarischen Figuren oder Schriftstellern und spricht Hochitalienisch statt Dialekt. Als Astolfo Malinverno, der Bibliothekar des Ortes, auch noch zum Friedhofswärter berufen wird, gerät sein bisher geruhsames Leben aus den Fugen. Er verliebt sich in das Foto einer wunderschönen Frau auf einem Grabstein, die ihn an Emma Bovary erinnert. Eifersüchtig wacht er über das Grab der schönen Unbekannten, spricht mit ihr, als wäre sie noch am Leben. Doch dann begegnet er im wirklichen Leben Ofelia, dem getreuen Abbild seiner Angebeteten. Gleichzeitig taucht ein Tontechniker auf, der die Stimmen von Verstorbenen aufnimmt, und Malinverno beginnt, den geheimnisvollen Vorgängen auf den Grund zu gehen.

In leichtem, aber sehr intelligentem Plauderton behandelt Dara in seinem neuen Roman grundlegende Fragen von Leben, Liebe und Tod, eingebettet in eine Vielzahl skurriler und origineller Szenen, die das Ganze zu einem großen Lesevergnügen machen.

Es gibt Orte, an denen der Geist der Literatur in der Atemluft liegt. So ein Ort ist Timpamara, und hier lebt Astolfo Malinverno. Bücher und Geschichten bestimmen sein ganzes Leben, und als er seiner...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783462005813
PREIS 18,00 € (EUR)
SEITEN 416

Auf NetGalley verfügbar

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Ein zauberhafter Roman über die Liebe zum geschriebenen Wort, die Faszination der Vergangenheit und das langsame Sich-Öffnen eines sehr introvertierten Träumers, mit dem Charme der italienischen Wärme. Ein echtes Vergnügen.

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Was für eine liebevoll verrückte Geschichte:
sehr poetisch wird erzählt, wie die Menschen einer ansonsten tristen italienischen Stadt vom Lebenskreislauf der Bücher profitieren. Hier erfährt man vom Schicksal eines einsamen jungen Mannes, der sich als Bibliothekar gerade erste Sporen verdient hat, als ihm auch der Job des Friedhofswärters angetragen/ aufgezwungen wird. Wie so oft, arrangiert er sich mit der Situation und muss aufpassen, dass sich beide Jobs nicht in die Quere kommen, doch dann entdeckt er einen Grabstein mit Foto (in Italien immer noch üblich), aber leider keinen Angaben über Leben und Wirken der hübschen Frau, die ihn bis in seine Träume verfolgt. Wer war sie?
Eine Spurensuche der besonderen Art nimmt den Leser auf eine Reise mit, die jenseits von Urlaubslektüre ein ganz wohliges literarisches Gefühl vermittelt.

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Eines dieser Bücher, das man wohl nie vergessen wird.
Die Geschichte von Malinverno, dem Bibliothekar sowie Friedhofswärter im beschaulichen Örtchen Timpamara spendet Trost und besitzt eine Menge Tiefgang.

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Ein sehr schöner und erstaunlicher Roman. Das Cover hat mich angesprochen aber der Inhalt noch viel mehr. Die Liebe zu Büchern, das Leben in all seiner Schwere und die unterschiedlichen Lebenswege kommen hier wunderbar zutage. Der Autor spielt mit seinen Figuren und gibt allen eine eigene Geschichte. Viele literarische Zitate ergänzen die Handlung und die Lektüre wird nicht langweilig.

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Dieses Buch von D. Dara hat mich nicht erreicht.
Die Gedankenwelten, Literatur und Tod (Bibliothek und Friedhof) sind poetisch und liebevoll aufgegriffen worden. Das fiktive Dorf in Kalabrien, in dem die Bewohner alle nach Namen von Literaturfiguren benannt sind, ist eine schöne Idee, jedoch kommen bei der Lektüre eher melancholische oder sogar traurige Gedanken hoch.
Auch die Liebe ist tragisch.

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Astolfo Malinverno lebt in einem kleinem kalabrischen Dorf, dass von Literatur bestimmt ist. Die Arbeiter der Papierpresse retten oft Bücher, die vernichtet werden sollen und sogar einzelne Seiten. Die Kinder werden nach fiktiven Figuren und Autoren benannt.
Malinverno ist Bibliothekar und Friedhofswärter in Personalunion. Auf dem Friedhof verliebt er sich in das Bild einer Unbekannten auf einem Grabstein (kein Name, keine Daten) und nennt sie Emma, nach seinem Lieblingsroman "Madame Bovary". Malinvernos Suche nach Hinweisen auf diese Unbekannte ist der rote Faden (später taucht eine Dame auf, die dem Bild zum verwechseln ähnlich sieht). Daneben gibt es viele Geschichten über die Menschen des Dorfes, mit denen Malinverno zu tun hat: u.a. ein Mann, der die Stimmen der Toten aufzunehmen versucht, eine Hochzeit zwischen einem Toten und einer Lebenden, ein Bestatter, der auch Fotograf und Drucker ist, ein schwarzer Hund, der nur zu Beerdigungen auftaucht...
Alles sehr poetisch geschrieben mit vielen literarische Anspielungen. Malinverno selbst lebt zum Teil in seinen geliebten Geschichten, setzt das Leben der Dorfbewohner mit diesen gleich oder schreibt die Todesanzeigen fiktiver Figuren und gibt ihre Todesanzeigen auf. Außerdem beerdigt er Bücher, um ihnen ein angemessenes Ende zu bereiten.

Tl;dr: wunderschöne, poetisch geschriebene Geschichte über das Leben, Literatur, die Liebe und den Tod

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Im fiktiven Dorf Timpamara am untersten Zipfel Italiens entstand im 19. Jahrhundert die erste Papierfabrik Kalabriens. Weil Altpapier der wichtigste Rohstoff der Fabrik ist, wird sie tonnenweise mit alten Zeitungen und Zeitschriften gefüttert. Und mit alten Büchern. Mit der Zeit haben die Arbeiter damit begonnen, einzelne Artikel und Buchseiten zu retten und zu Hause zu lesen oder sich vorlesen zu lassen. So wurde aus dem kleinen Flecken ein literarisches Dorf. Held des Romans von Domenico Dara ist Astolfo Malinverno. Er ist in Personalunion der Bibliothekar und der Friedhofswärter des Dorfs – und damit der Hüter der beiden wichtigsten Quellen für Geschichten. Astolfo führt ein ruhiges Leben zwischen Büchern und Grabsteinen, bis er sich in die Fotografie einer namenlosen Frau auf einem Grabstein verliebt. Und dann taucht auf dem Friedhof plötzlich eine junge Frau auf, die präzise aussieht wie die Frau auf dem Grabstein. Geschichten und Geschichte, Imagination und Realität scheinen miteinander zu zerfliessen. In meinem 175. Buchtipp sage ich Ihnen diese Woche, warum diese Geschichte aus Kalabrien jedes Bücherherz höher schlagen lässt.

Ganz im Süden Italiens, da, wo der italienische Stiefel in seiner Fussspitze endet, die in Richtung Sizilien, Malta und Tunesien zeigt, da liegt Kalabrien. Hier, im fiktiven Ort Timpamara, lebt Astolfo Malinverno. Eines seiner Beine ist zwei Zentimeter kürzer, deshalb hinkt er. Weil er als behindert gilt und Gemeinden, die Behinderte anstellen, gefördert werden, hat ihn der Bürgermeister von Timpamara als Bibliothekar angestellt. Allerdings nur halbtags. Am Morgen und am Abend amtet Astolfo zusätzlich als Friedhofswärter.

Bibliothekar und Friedhofswärter – in jedem anderen Dorf wären das Berufe eines Aussenseiters. In Timpamara aber ist der Bibliothekar eine ganz zentrale Person: Timpamara ist nämlich das Dorf der Bücher. Jeden Tag liefern Lastwagen Tonnenweise Papier an die Papierfabrik, darunter viele Bücher. Schon vor langer Zeit haben die Arbeiter damit begonnen, Bücher vor der Wiederverwendung als Zelluloserohstoff zu retten.

«Alles begann, als ein Arbeiter die Seiten betrachtete, ehe er sie zum Einweichen ins Wasser warf. Anfangs war es nur ein Foto in einer Zeitschrift, dann die Sportnachrichten, und schliesslich reichte für die Lektüre des ganzen Artikels die Zeit nicht mehr, sodass er ihn herausriss und mit nach Hause nahm, wahrscheinlich, um ihn sich dort von seinen Kindern vorlesen zu lassen. Und so erkannte man die Arbeiter, die an der Presse eingesetzt wurden, im Lauf der Zeit an dem Stückchen Papier, das aus einer Hosen- oder Jackentasche hervorlugte. Von einzelnen Blättern war es nur ein kleiner Schritt zu ganzen Büchern, und da die Papierpresse manchmal wochenlang nur Letztere erhielt, wurden die aus Zeitungen herausgerissenen Artikel ersetzt durch lose Buchblöcke, umgearbeitete Kapitel, Erzählungen ohne Einband. Nach dem Abendessen setzten sich die Arbeiter auf die Couch, nahmen die zerknitterten Seiten und lasen sie oder liessen sie im Kreis der Familie vorlesen. Auf diese Weise verbreitete sich wie ein Virus das Laster des Lesens im Dorf. Waren es nicht die Hände der Arbeiter, die Worte auf Papier aussäten, so war es der Westwind, der vom Meer heranwehte und die Blätter auf den Lastwagen, in den Einweichbecken oder den Stapeln auf dem Hof erfasste und sie durch die Luft flattern liess, Schwärme französischer Romane, Scharen von Büchern zur Traumdeutung, Möwen, auf deren Flügeln Die Elenden zu lesen war, Schwalben, die Gullivers Abenteuer im Schnabel hielten und Fragmente von Platons Dialogen, vermischt mit Platanenpollen. Überall in Timpamara, auf Fensterbrettern und Bänken, auf Kofferräumen und Müllsäcken, ja sogar auf den Hüten der Damen, konnte eine Seite aus einem Roman landen. Wenn jemand sie aufhob, las er sie, und wenn sie ihm nicht gefiel, warf er sie nicht weg, sondern legte sie irgendwo ab, im Blumenkasten auf dem Bürgersteig oder, mit einem Stein beschwert, auf einer Stufe, damit jemand anderes sie aufhob. Wenn sie ihm hingegen zusagte, nahm er die Seite mit nach Hause und bewahrte sie auf. Sie lasen alles, und sie hoben alles auf, diese Timpamaraner, fast so, als wollten sie der zerstörerischen Bestimmung der Papierpresse etwas entgegensetzen. Die Maschine löschte die Bücher aus, sie dagegen erhielten sie am Leben.» (S. 11f.)

Das hat seine Spuren hinterlassen im Dorf. Damit angefangen hat es, dass einer der Bürger von Timpamara seinen Sohn als Reverenz an Victor Hugo «Victorùgo» getauft hatte. Das führte zu einer Serie von Marcelprousts, Volfangos, Faustinos, Werthers, Marcaurelios, Fiammettas, Ortis und Brüdern namens Gargantua und Pantagruel. Die Namen variierten je nach Herkunft der Bücher, die zur Papierpresse gebracht wurden. Wenn Lastwagen von einer auf Musiknoten spezialisierten Buchhandlung eintrafen, florierten in Timpamara die Walküren, Brunhildes, Armidas, Othellos und Desdemonas, auf die Lieferung von Atlanten folgte eine Welle von Adelaides, Ginevras, Gorizias, Loiras, Galizias, Cracovias und Lisbonas.

Die Namen aus den Büchern sind nur das erste Anzeichen dafür, dass Timpamara zum Dorf der Bücher geworden ist. Mit der Zeit beginnen die Bewohner nämlich auch zu reden wie die Figuren in den Büchern und so mancher lebt auch ein Leben wie ein tragischer Held. Kein Wunder also ist Astolfo als Bibliothekar ein wichtiger Mann, auch wenn er die Stelle nur deshalb erhalten hat, weil er ein lahmes Bein hat. Als die Gemeinde ihm auch noch das Amt des Freidhofswärters überträgt, ist er zunächst erstaunt. Die Kombination der beiden Ämter scheint ihm seltsam. Mit der Zeit wird aber klar: Sowohl in der Bibliothek wie auf dem Friedhof geht es um Geschichten. Mit einem Unterschied: Die Geschichten, die auf dem Friedhof erzählt werden, sind immer schon zu Ende gegangen – sie haben mit dem Tod geendet. Anders die Geschichten in der Bibliothek: Viele Romane enden nicht mit dem Tod der Protagonisten. Doch da weiss sich Astolfo zu helfen: Er schreibt für sich die Geschichten um und lässt sie «richtig» enden – mit dem Tod des Helden.

Alles könnte ewig seinen Lauf nehmen. Doch dann entdeckt Astolfo auf einem Erkundungsgang durch den Friedhof in einem abgelegenen Teil des Gottesackers ein namenloses Grab mit der Fotografie einer jungen Frau auf dem Grabstein. Die Frau verströmt die traurige Wehmut ungelebter Träume. Es ist ein alter Schnappschuss, doch das Gesicht ist klar umrissen und von magnetischer Wirkung. Im Kopf von Astolfo verbindet sich das Gesicht fast sofort mit der Geschichte von Madame Bovary. Er nennt die schöne Unbekannte deshalb nach Flauberts Heldin Emma Rouault. Astolfo hat sich ins Foto einer Toten verliebt. Umso grösser ist sein Schock, als er der Frau plötzlich in der Realität begegnet. Oder wenigstens einer jungen, schönen Frau, die aussieht, wie die Frau auf dem Bild. Emma heisst in der Realität Ofelia – und der Name verrät schon fast zuviel über den Verlauf der Geschichte.

Die unwahrscheinliche Liebesgeschichte ist aber nur das Rückgrat von Domenico Daras Roman. Das Buch lebt von den vielen Geschichten, die Astolfo in seinen beiden Welten begegnet. Sie sind voller literarischer Anspielungen und Domenico Dara erzählt sie mit viel Lust am Fabulieren. Zum Beispiel die Geschichte von Elea Maierà, der von den Toten auferstanden war. Der Arzt hatte ihn für tot erklärt, der Priester hatte ihn geölt, er lag im offenen Sarg, als er sich während der Abdankung zu bewegen begann. Eine Woche später starb ein Mädchen im Dorf. Die Bewohner munkeln deshalb, Elea habe einen Handel mit dem Teufel geschlossen. Elea hat alles verloren, sogar seine Sprache. Er besitzt nur noch sein Grab auf dem Friedhof, die Grube, die sie ihm am Morgen seines Todestages gegraben haben. Hier sitzt er oft, stumm und in sich gekehrt, am Rand seines Grabs und lässt die Beine in seine Grube baumeln. Oder Marcantonio Parghelìa, pensionierter Schiffszimmermann und Witwer, der überzeugt ist, sein Hund sei kein Tier, sondern ein Mensch, der nur nicht sprechen kann. Marcantonio möchte deshalb seinen Hund auf dem Friedhof begraben lassen, was zwar verboten ist, Malinverno findet aber einen Weg, das Hundegrab zu ermöglichen und zeigt Marcantonio, wie er die Grabstelle, die direkt daneben liegt, kaufen und für sich reservieren kann.

Die Beispiele zeigen, wie Geschichten und Realität im Buch miteinander verschwimmen und verschmelzen. Malinverno sagt dazu: «Die Menschen, denen ich begegne, wenn sie an der Bar etwas trinken oder fluchend Karten spielen, wenn sie ein Buch aufschlagen oder um tote Freunde weinen, sie leben ein doppeltes Leben wie wir alle. Jenes, das uns gegeben wurde, das im Tempo der anderen abläuft und uns über die Haut und das Gesicht gleitet. Und dann das andere Leben, das wir uns aussuchen und welches in die einsame Zeit projiziert wird, das Leben, das durch unser Inneres strömt, durch unser Blut, die Sinnesorgane, den Kopf. Die Mehrheit wählt das erstgenannte Leben und versteckt das andere unter einer schweren schwarzen Decke; sie ertränkt es, unterdrückt es und schlägt es in Stücke.
Ich hingegen zog es vor, dieses innere Leben an die Oberfläche kommen zu lassen, es zur Einfriedung meiner Existenz zu machen, und vielleicht besteht meine Andersartigkeit gerade darin, dass ich vermischt habe, was der Rest der Menschheit säuberlich zu trennen versteht. Ich habe es vermischt auf die Art von Madame Bovary oder Don Quijote, die ihre Zeit der Zeit der Welt aufzuerlegen versuchten.» (Seite 57)

Darum geht es in diesem wunderbaren Buch: Dass wir uns nicht mit dem banalen äusseren Leben abfinden, sondern dieses andere Leben leben, jenes Leben, das wir uns selbst aussuchen können, das durch unser Inneres strömt, durch unser Blut, die Sinnesorgane und den Kopf. Und die Seele, ist man versucht, anzufügen.

«Malinverno oder Die Bibliothek der verlorenen Geschichten» von Domenico Dara ist, übersetzt von Anja Mehrmann, bei Kiepenheuer & Witsch erschienen.

Domenico Dara: Malinverno oder Die Bibliothek der verlorenen Geschichten. Kiepenheuer & Witsch, 416 Seiten, 25.90 Franken; ISBN 978-3-462-00581-3

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Eine sehr schöne Wohlfühlgeschichte aus dem Universum der Literatur.
Dieses Buch hat mich sehr an "Die Sehnsucht des Vorlesers" erinnert.

Ich mochte das Setting, das Geheimnisvolle und die literarischen Anspielungen, wobei ich es mir nach dem Klappentext doch alles etwas noch märchen- und traumhafter vorgestellt hatte.
Letztlich ist die Geschichte von Ofelia eine sehr irdische und hatte gar nichts übernatürliches.
Schön war das Buch aber trotzdem ;-P

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berührend auf unterschiedliche Weisen

Ich hab mich quasi schon in den Titel des Buch verliebt, also war es eigentlich nicht verwunderlich, dass ich auch den Rest geliebt habe. Es ist eine wundersame, verträumte Geschichte, über einen besonderen Ort, die Liebe zu Büchern und die Nostalgie der Liebe. Wer sich auf dieses Buch einlässt, wird sein Leben bereichern, denn ich denke, dies ist eins dieser die hängen bleiben und an die man immer wie zurückdenkt.

Zum Inhalt: Timpamara, ein kleines Dorf in Italien. Eine Papierfabrik und später eine Papierpresse waren der Grund, warum die Leute im Ort in Büchern nicht nur eine Lebensgrundlage gefunden haben, sondern ihnen auch ihre ungewöhnlichen Namen verdanken. Astolfo Malinverno war das Kind eines Fabrikanten und einer Frau die Bücher liebte. Und jetzt ist der Bibliothekar. Doch als er plötzlich auch zum Friedhofswärter wird, nimmt sein Leben eine ungeahnte Wendung und Aastolfo erfährt, was Liebe bedeutet.

Ich mochte den ruhigen, völlig unaufgeregten Erzählstil. In Timpamara nehmen die Dinge einfach ihren Lauf und die Menschen ebenso. So skurril wie der Ort selbst, die Namen seiner Einwohner und das zentrale Freidhofs-Thema zuerst anmuten mögen, so schaffen sie doch schnell ein Bild der Vertrautheit. In Timpamara hat alles seinen Platz- vor allem der Tod.

Das Ableben als Leitmotiv scheint erstmal ein merkwürdiger Ausgangspunkt für eine Liebesgeschichte zu sein, gibt ihr aber gleichzeitig auch etwas philosophisches, einen Hauch Nostalgie und eine Prise Was-wäre-wenn. Hat mir richtig gut gefallen, dass Astolfos Idealisierung der ihm unbekannten Emma überhaupt nichts Anstößiges hat, sondern stattdessen sanftmütig und ehrehrbietend wirkt. Die Melancholie des Todes ist an vielen Stellen im Buch präsent, wird von die Figuren aber angenommen, was dem Tod seinen Schrecken nimmt.

Gleichzeitig hatte das Buch etwas schelmisches, da auf dem Friedhof nicht nur Tote beerdigt werden und die von Astolfo verfassten, literarischen Todesanzeigen waren mein kleines Highlight. Aber auch die rästselhafte Geschichte um die schöne Unbekannte konnte mit abholen und begeistern. Ein Buch, das nachklingt und mir wahnsinnig gut gefallen hat.

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