Piraten

Auf der Suche nach der wahren Freiheit

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Erscheinungstermin 14.01.2023 | Archivierungsdatum 04.04.2023

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Zum Inhalt

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – Was wir alle von den Piraten lernen können

Das Schauspiel sagenumwobener Piraten, ihrer Königreiche, Gräueltaten und anarchistischen Utopien erregte im 18. Jahrhundert in der ganzen Welt Aufsehen. Gerüchte verbreiteten sich wie ein Lauffeuer, schockierten und inspirierten die europäischen Eliten. Piraten und Freibeuter schufen die wirklich revolutionären Ideen für eine offene Weltgemeinschaft. Dieses utopische Potential elektrisierte David Graeber und lässt seine intellektuellen Funken auf seine Leser überspringen.

David Graeber, der bedeutendste Anthropologe unserer Zeit, wagt eine provokative These: Der Westen belügt sich und die Welt über seine Geschichte, seinen Eurozentrismus, seinen Rassismus und seine kapitalistische Ideologie. Wechseln wir die Perspektive, wird Geschichte mit einem Schlag wieder lebendig, denn hier geht es um Menschen, um ihre Freiheit und ihren riskanten Alltag. Mit David Graeber tauchen wir ein in die ›andere‹, anarchistische Geschichte von Magie, Lügen, Seeschlachten, Sklavenaufstände, Menschenjagden, Königreichen,  Spionen und Juwelendieben. Die Welt der Abenteuer verbindet sich mit historischen Fakten und literarischer Phantasie. Am Rand der Welt – in Madagaskar, in der Karibik oder im Orient – spüren wir dem Ursprung von Freiheit, Anarchie und Demokratie nach, die nicht im Westen entdeckt, sondern von ihm gekapert wurden. Mitreißend erzählt David Graeber diese Gegengeschichte und entdeckt souverän »nie begangene Wege« für unsere aus den Fugen geratene Welt.

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – Was wir alle von den Piraten lernen können

Das Schauspiel sagenumwobener Piraten, ihrer Königreiche, Gräueltaten und anarchistischen Utopien erregte im 18...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783608987195
PREIS 24,00 € (EUR)
SEITEN 256

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

David Graeber - Piraten

Meinung
Das Buch nimmt die Geschichte einiger Piraten und Madagaskars im 17. und 18. Jahrhundert unter die Lupe.
So erfährt man, dass die Piraten selbstverwaltete Organisationsformen entwickelt hatten.
Zudem wurden die erbeuteten Schätze systematisch gerecht verteilt,
Auf Madagaskar versuchten die Piraten, die selbstverwalteten Modelle ihrer Gesellschaften auf Schiffe zu reproduzieren, was im Laufe der Zeit recht gut funktionierte
Aber auch den Einfluss der Piraten auf die madagassischen Gemeinschaften indem sie ihnen eine Ansammlung von Reichtum ermöglichten
Wenn man sich für echte Piraten interessiert ist das Buch prima

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Piraten - Fluch oder Segen?
Die Antwort mag offensichtlich wirken, vor allem wenn man der gekaperten Schiffe gedenkt. Doch schaut man sich die Hierachien auf den Schiffen an, so findet man hier ganz andere Gepflogenheiten als auf dem Festland. Zu einer Zeit als Könige, Kaiser, Herzöge oder ähnliche Ämter über das gemeine Volk herrschten, war der Käpitan eines Piratenschiffes sich seiner Macht nie zu 100% sicher. Jederzeit konnte eine Meuterei über das Schiff hereinbrechen, womit sein Amt eher auf sandigem Untergrund stand. Und doch wählten viele Männer die Piraterie als Ausweg, immer auf der Suche nach dem nächsten Schiff.
Madagaskar nimmt im 17. Jahrhundert eine besondere Position im Gefüge der Piraterie ein. Der Ausdruck Piratenkönig wird oftmals mit dieser Insel in Verbindung gebracht. Doch widersprechen sich Königtum und Piraterie nicht?
David Graeber geht dieser Frage in seinem Buch nach. Klar ist, vieles kann in der heutigen Zeit nicht abschließend geklärt werden, da es nicht viele Dokumente aus dieser Zeit gibt. Wenig wurde schriftlich festgehalten oder gar veröffentlich. Immer wieder mischt sich auch Historie und Fiktion, denn bei Daniel Defoe denkt man eher an Prosa als an einen fundierten Sachtext.
Graeber unterlegt sein Buch hingegen mit den historischen Texten, die ihm vorlagen und rückt vermeintliches Wissen in das rechte Licht. Denn auch mit der Technik von heute kann man Fakten generieren. So wird folgenden Fragen auf den Grund gegangen:
Gab es einen Piratenkönig?
Gab es unter den Madegassen Frauen, die sich bewusst einflussreiche Piraten zum Mann nahmen?
Wo schlugen welche Piraten ihr Lager auf?
Für ein Sachbuch und die Vielzahl an längeren Zitaten ist das Buch recht flüssig zu lesen und gibt einen guten Überblick über die Szenerie in Madagaskar.
Ein umfangreiches Quellenverzeichnis, ein Zeitstrahl mit damaligen Geschehnissen in Europa und Madagaskar sowie weiterführende Literatur runden den Text ab.
Sollte man bereits neuere Dokumentationen im Fernsehen über Piraten gesehen haben, wird man feststellen, dass sie zum ähnlichen Schluss kommen wie der Autor. Welchen?
Jo Ho, selber lesen heißt die Parole!

4 von 5 Goldtruhen

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Welches Bild wir mit dem Begriff "Pirat" assoziieren, hat nicht zuletzt so mancher Hollywood-Film geprägt. Dass aber wesentlich mehr faszinierende Entdeckungen in der Piraterie stecken, macht David Graeber zum Thema seines Buches.
Die Organisation der "Gesellschaft" an Bord der Schiffe, die überraschend gerechte Verteilung der Beute, die zum Teil flachen Hierarchien, all dies sind Merkmale, die man nicht sofort mit dem Begriff Piraten verbindet. Am Beispiel Madagaskars zeigt Graeber, wie die Freibeuter versuchten, diese Strukturen auf eine Gesellschaft an Land zu übertragen, und wie Piraten und die Gesellschaft der madagassischen Einwohner sich im Laufe der Zeit gegenseitig beeinflusst haben.
Auch wenn die Quellenlage kein lückenloses Bild zulässt, zeigt "Piraten" doch, dass sich so manche unerwartet moderne, fast schon utopische Idee bereits bei den Piraten des 17. Jahrhunderts wiederfindet. Eine spannende, gut lesbare Zeitreise.

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Obwohl ich etwas komplett anderes erwartet hatte, war dieses Buch nicht uninteressant. Durch den Titel ‚Piraten‘ und den Klappentext bin ich davon ausgegangen, dass die Piraten viel zentralen stehen wurden und man viel mehr über sie und ihre Lebensweise erfahren würden. Stattdessen steht in dieser Text Madagaskar zentral und, wie die Piraten die madagassische Gesellschaft beeinflusst haben, in dem sie die Regeln, die sie während ihrer Schiffsreisen benutzten, auf ihre Siedlungen am Land übertrugen.

Interessant fand ich zu erfahren, wie die madagassische Kultur funktionierte, was für Rituale es gab und welche Bevölkerungsgruppen da alle zusammengekommen sind. Dazu noch die Einflüsse der Piraten, die dazu führten, dass komplett neue gesellschaftliche Regeln entstehen konnten und schlussendlich zu der Gründung von Betsimisaraka führen konnten.

Während des Lesens hat man aber gemerkt, dass noch viele Fragen offen bleiben, weil es nicht so viele Quellen gibt, und man auch nicht genau weiß, wie wahrheitsgemäß viele Texte von damals sind. Da wird ganz oft darauf hingewiesen, so wie auch auf der Tatsache, dass die Piraten und auch andere Menschen in der damaligen Gesellschaft von Mythen lebten. Die Geschichte um das utopische ‚Libertalia‘, die ihren Ursprung tatsächlich in Betsimisaraka haben könnte, was man aber nicht mit 100% Sicherheit sagen kann und, die Abgesandten von diesem nie gegebenen Staat, die versuchten verschiedene Staatsoberhäupter zu überzeugen mit ihnen Bündnisse zu schließen, umso wahrscheinlich an Geld und Macht zu kommen, sind einige Beispiele davon. In diesem Buch aber wird klar gezeigt, was davon Realität war, was wir nicht mit Sicherheit wissen können und, was einfach nur Ausgedachtes oder Übertriebenes war.

Insgesamt find ich das Buch sehr lesenswert. Es wird gut argumentiert, am Ende gibt’s eine chronologische Übersicht mit den wichtigsten Ereignissen und alles wurde sorgfältig mit Quellen belegt. Dazu kommt, dass man Madagaskar, seine Einwohner und die madagassische Kultur besser kennenlernt.

David Graeber schafft es Realität von Mythos zu trennen und uns zu zeigen, was für Einfluss die Piraten nicht nur auf Madagaskar hatten, aber auch wie die Idee von einem utopischen Staat und neue gesellschaftliche Lebensformen zur Folge hatte, dass in Europa immer mehr darüber geredet wurde und die aufklärerische Ideen schneller Fuß fassen konnten.

Auf jeden Fall lesenswert. Man darf sich nur nicht von dem Titel und Klappentext in die Irre führen lassen. Die Piraten spielen hier tatsächlich eine wichtige Rolle, aber es ist die Entstehung von Betsimisaraka und die Geschehnisse auf Madagaskar, die zentral stehen.

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Wieder was gelernt ... Ich wusste nicht, dass es auf Madagaskar Piraten gab und dass diese maßgeblich an der Geschichte der Insel beteiligt waren, auch was die Mythen- und Legendenbildung anbelangt. Piraten - Auf der Suche nach der wahren Freiheit hat mich eines Besseren belehrt. Und bot eine kleine Überraschung, da sich das Buch hauptsächlich mit den madegassischen Piraten auseinandersetzt und sich eher auf ihren Einfluss beschränkt. Der Originaltitel des absolut lesenswerten Buchs gibt da mehr Auskunft: Pirate Enlightenment, or the Real Libertalia, auch wenn ich mit Libertalia nichts anfangen könnte (es aber nicht unbedingt mit Freiheit zu übersetzen ist).
David Graebers Buch, welches posthum erschien, nachdem der Autor bereits 2020 verstarb, beschreibt das Piratendasein fernab der Karibik und den Vorstellungen, welche der Leser haben mag. Von daher brachte zumindest mir das Buch einige Neuigkeiten, da ich mit Madagaskar in dieser Hinsicht nicht sehr vertraut bin (meine Kenntnisse befinden sich auf anderen Gebieten). Und so muss man sich von den Darstellungen bekannter Piratenbilder verabschieden und den Piraten Madagaskars und deren Schaffen, anders sehen.
Im zweiten Band seiner General History of the Pyrates erzählt Charles Johnson 1728 die Geschichte eines gewissen Kapitäns Misson und seiner Freunde. Johnsons Erzählung zufolge hatten sie auf Madagaskar eine utopische Republik errichtet, die den Namen Libertalia trug und auf den Idealen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit gründen sollte. Nicht unbedingt das Bild, das man von Piraten hat. Aber hat es Libertalia wirklich gegeben? Dieser Frage geht David Graeber nach, und schafft mit diesem kleinen Buch, das aus einem Essay hervorgegangen ist, ein interessantes, informatives und dabei leicht verständliches Werk über die etwas andere Seite der Piraten, das sehr lebendig daherkommt und alles andere als theoretische Gedankenspiele zu bieten hat.
Ich habe mehr erfahren als ich gedacht hätte, sowohl über Madagaskar als auch die Piraten.

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Nicht erst seit Johnny Depp ikonisch Captain Jack Sparrow verkörperte, gelten Piraten als Inbegriff der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Im 18. Jahrhundert erregten sagenumwobene Piratenkapitäne mit ihren Gräueltaten und anarchistischen Utopien gleichermassen grosses Aufsehen. Der Anthropologe David Graeber ist deshalb überzeugt, dass nicht der sogenannte Westen und seine Aufklärung, sondern die Piraten und Freibeuter die wirklich revolutionären Ideen für eine offene Weltgemeinschaft schufen. In seinem Buch über Piraten lässt er, ausgehend von der Piratengeschichte Madagaskars, die Leserinnen und Leser eintauchen in die anarchistische Geschichte von Magie, Lügen, Seeschlachten, Sklavenaufständen, Menschenjagden, Königreichen, Spionen und Juwelendieben. Piraten haben immer am Rand der bekannten Welt gelebt und deshalb die Ränder der Welt verschoben. Ihre Entdeckungen von Freiheit, Anarchie und Demokratie seien später vom Westen gekapert worden. Es ist ein mitreissend erzähltes Stück Weltgeschichte mit provozierenden Thesen. David Graeber lässt uns dabei nie im Zweifel darüber, welcher Seite seine Sympathien gelten.

David Graeber schreibt in seinem Buch über Piratenkönigreiche, reale und der Fantasie entsprungene. Es handelt auch von einer Zeit und einem Ort, in der und an dem die Unterscheidung zwischen Fantasie und Wirklichkeit sehr schwerfällt. Für einen Zeitraum von etwa 100 Jahren, ab dem Ende des 17. bis gegen Ende des folgenden Jahrhunderts, war die Ostküste Madagaskars der Schauplatz eines Schattenspiels von legendären Piratenkönigen, von Gräueltaten von Piraten, von Piraten-Utopien, allesamt umrankt von Gerüchten, von denen sich die Gäste in Kaffee- und Wirtshäusern der Anrainerstaaten des Nordatlantiks schockieren, inspirieren und unterhalten liessen. Aus heutiger Perspektive ist es unmöglich, diese Berichte zu entwirren und eine definitive Erzählung zu schaffen, die klarstellt, welche Geschichten der Wirklichkeit entsprachen und welche nicht.

«Man kann sich der Schlussfolgerung kaum entziehen, dass diese Geschichten sich halten, weil sie eine bestimmte Vorstellung von menschlicher Freiheit verkörpern, eine Vorstellung, die immer noch bedeutsam zu sein scheint, – die aber zugleich auch eine Alternative zu den Ideen von Freiheit bietet, die in europäischen Salons im Verlauf des 18. Jahrhunderts entwickelt werden sollten und bis heute dominant bleiben», schreibt Graeber. Der zahnlose Pirat mit Holzbein, der der ganzen Welt trotze, der mit dem Ertrag seines Beuteguts bis zur Besinnungslosigkeit trinke und schlemme, aber beim ersten Anzeichen ernsthaften Widerstands fliehe und dabei nur unglaubliche Geschichten und Verwirrung hinterlasse, sei «ebenso sehr eine Persönlichkeit der Aufklärung wie Voltaire oder Adam Smith, aber er steht zugleich auch für eine zutiefst proletarische Vorstellung von Freiheit, die zwangsläufig gewalttätig und kurzlebig ist».

Die moderne Fabrikdisziplin entwickelte sich auf Schiffen und auf Plantagen. Erst später übernahmen die frühen Industriellen in Städten wie Manchester und Birmingham diese Techniken der Umwandlung von Menschen in Maschinen. Graeber sieht die Piratenlegenden deshalb als dichterische Widerstandsform, die das in den Anrainerstaaten des Nordatlantiks sich herausbildende Proletariat hervorgebracht hat: Solange diese Formen der Disziplin – oder ihre subtileren und heimtückischeren modernen Ausprägungen – unser Arbeitsleben bestimmen, würden westliche Gesellschaften über Piraten fantasieren.

Das Hauptthema seines Buches ist jedoch nicht der romantische Reiz, der von der Piraterie ausgeht. Es ist eine historisch-anthropologische Arbeit, mit dem Ziel herauszuarbeiten, was gegen Ende des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts an der Nordostküste Madagaskars tatsächlich geschah, als sich mehrere Tausend Piraten dort niederliessen. Laut Graeber hatten diese Piraten und ihre Geschichten eine grosse Wirkung auf Europa. Ihre Geschichten kamen rasch in Umlauf und beeinflussten laut Graeber auch die Entwicklung der politischen Theorie. Daniel Defoe, der Autor von «Robinson», schrieb 1707 in England einen Text, in dem er die Piraten von Madagaskar mit den Gründern des antiken Rom verglich: Er bezeichnete sie als Banditen, die sich auf einem neuen Territorium niederliessen, neue Gesetze schufen und sich schliesslich zu einer grossen Nation von Eroberern entwickelten.

Laut Graeber haben sich einige Formen der Demokratie, die von den Staatsmännern der Aufklärung entwickelt worden sind, ihre Premiere höchstwahrscheinlich in den 1680er- und 1690er-Jahren auf Piratenschiffen erlebt. Denn auf einem Freibeuter-Kahn gab es keinerlei formale Autorität. Die Piratenkapitäne mussten ihre Führungsrolle aus der Zustimmung der Geführten herleiten: «Piratenmannschaften wählten nicht nur ihre Kapitäne, sondern waren auch vertraut mit ausgleichenden Gegenkräften (in der Gestalt des Quartiermeisters und des Schiffsrats) und vertraglich geregelten Beziehungen von Individuum und Kollektiv (in der Gestalt von schriftlich niedergelegten Schiffssatzungen, in denen etwa die Anteile an der Beute und die Entschädigung bei Verwundungen im Kampf festgelegt wurden).»

So wird aus dem scheinbar romantischen Bild des Piraten unversehens ein Vorreiter für Demokratie und Gleichberechtigung. Wer hätte das gedacht.

David Graeber: Piraten. Auf der Suche nach der wahren Freiheit. Klett-Cotta, 256 Seiten, 33.90 Franken; ISBN 978-3-608-98719-5

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Auf zu neuen Wegen

Das Cover wirkt zweckmäßig: Die knallrote Coverfarbe hat mich zusammen mit dem schlicht aber effektiv in Szene gesetzten Titel sofort angesprochen und neugierig gemacht.
David Graeber versucht mit diesem Buch die gegenseitige Beeinflussung von Piraten und madagassischen Bevölkerungsgruppen vor dem Hintergrund des dortigen politischen Handelns im 17. und 18. Jahrhundert zu rekonstruieren. Damit verfolgt er einen momentan recht häufig zu sehenden Ansatz, indem er von offenen Grenzen im Sinne eines kulturellen und intellektuellen Austausches spricht und nach überregionalen Zusammenhängen bei der Verbreitung demokratischer Ideen und freiheitlichen Gedankenguts fragt.
Gekonnt begibt der Autor sich dafür in historischen Quellen und literarischen Werken auf Spurensuche, um daraus eine mögliche und teilweise aus Ermangelung an physischen Beweisen spekulative Erzählung der Vergangenheit zu bieten. Dabei werden Einblicke in verschiedene Forschungszweige, wie Geschichte, Anthropologie und Ethnologie, kombiniert - Interdisziplinarität an einem Fallbespiel also. Teilweise geht Graeber dabei bewusst provozierend vor und stellt jede Menge - teilweise bis zuletzt offene - Fragen, die zum Nachdenken anregen.
Der detaillierte Anhang des Buchs lädt außerdem zu tiefgreifender Beschäftigung mit dem Besprochenen ein und bietet dank Glossar und Zeitstrahl auch eine gelungene Orientierungshilfe. Trotzdem ist mein größter Kritikpunkt die Lesbarkeit des Ganzen. Besonders der methodische Teil, also der Einstieg, war unglaublich schwer lesbar und dank dem komplizierten Satzbau gilt das auch für den Rest des eigentlich recht kurzen Buchs. Dennoch waren die interessanten Gedankengänge und die Argumentationsstruktur des Autors jederzeit gut nachvollziehbar.
Ich habe den Einblick in die verschiedenen Fachrichtungen rund um das Zusammenleben zwischen Piraten und madagassischen Bevölkerungsgruppen sehr genossen und sicherlich einen Mehrwert daraus gezogen. Als Laie sollte man jedoch wohl ein starkes Interesse, Neugier, Offenheit und vor allem viel Zeit für die Lektüre mitbringen, um sich völlig auf Graebers Ausführungen einlassen zu können.

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Durchaus spannendes Sachbuch, auch wenn ich bei diesem Titel etwas anderes erwartet habe und deshalb etwas länger brauchte um reinzufinden.

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Piraten gibt es nur in zwei Versionen: einerseits romantisierte Freibeuter, die in den Sonnenuntergang segeln - andererseits gewalttätige, blutrünstige Geißeln der Meere.

David Graeber stellt nun in seinem letzten Werk fest, dass beide Varianten (natürlich) auf völliger Eindimensionalität beruhen. Außerdem zeigt er auf, dass Piratenkolonien - sofern man sie so bezeichnen kann - den Glauben, dass westliche Demokratien die Wiege der Menschheit seien, ins Wanken bringen.

Am Beispiel der madagassischen Anarchie im 18. Jahrhundert unter der Führung eines gewissen Ratsimilaho legt er dar, dass die Gesellschaft der Piraten viel Anteil an der Bildung pluralistischer Republiken besitzen dürfte.

Komplexität und Anschaulichkeit gehen in diesem Buch Hand in Hand!

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"Piraten" von David Graeber ist ein schmales Buch und gewissermaßen aus dem Nachlass des verstorbenen 'Autors. Das Thema ist ein typisches "Graeber" Thema. Alternative Gesellschaftsmodelle zu beschreiben und die Ursachen aufdecken, warum sie sich nicht durchgesetzt haben. Doch im Gegensatz zu dem letzten großen Werk "Anfänge" geht es hier nicht um das große Bild sondern um eine zeitlich und räumlich konzentrierte Phase. Die Piratenzeit in Madagaskar. Gerade die Beschreibung dieses "Mikrokosmos" macht das Buch so fesselnd. Graber drin, wo Graeber draufsteht. .

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