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Seemann vom Siebener
Roman
von Arno Frank
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Erscheinungstermin 18.03.2023 | Archivierungsdatum N/A

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Zum Inhalt
Ein Sommertag, der das ganze Leben erzählt
Es ist heiß. Freibadwetter. Da sind das Schwimmbecken, die Liegewiese und der Sprungturm mit dem Siebener, der gesperrt ist seit dem Unglück damals. Aber die Vergangenheit lässt sich nicht ewig abriegeln. Das weiß Kiontke, der Bademeister, so gut wie alle anderen hier. Wie Joe und Lenny, oder Isobel, die immer mehr im Gestern lebt. Für sie alle ist das Freibad ein Ort, der ihren Lebensweg bestimmt. Mit feinem Humor und großem Einfühlungsvermögen erzählt Arno Frank vom Weggehen und Zurückkommen, vom Bleiben und der Suche nach dem Glück. Ein Buch, so leuchtend wie der letzte Spätsommertag.
Brütende Hitze. Die halbe Stadt ist im Freibad. Da ist Kiontke, der Bademeister, der noch immer am Beckenrand steht, auch wenn die Leute meinen, dass es ihn eigentlich hätte umhauen müssen, dieses Unglück damals. Da ist Renate, die hinter der Kasse sitzt und zu viel raucht und die zwei, vier, acht Sachen an Kiontke mag, was sie natürlich niemals zugeben würde. Joe wiederum versucht anzuschwimmen gegen das Loch in ihrem Leben und die ungebetenen Erinnerungen. Lennart hat es aus der großen Welt hierher zurückverschlagen, zurück zu den Anfängen und zu Joe. Da ist Isobel, die das Freibad schon kannte, als es das Freibad noch gar nicht gab, und da ist ein Mädchen, das den Seemann machen will, erst vom Dreier, dann vom Fünfer, und schließlich vom Siebener – aber der ist gesperrt, seit Jahren schon, seit dieser Katastrophe damals, die wie ein fernes Donnergrollen unter diesem flirrenden Sommertag liegt.
Ein Sommertag, der das ganze Leben erzählt
Es ist heiß. Freibadwetter. Da sind das Schwimmbecken, die Liegewiese und der Sprungturm mit dem Siebener, der gesperrt ist seit dem Unglück damals. Aber die...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783608501803 |
PREIS | 24,00 € (EUR) |
SEITEN | 240 |
Auf NetGalley verfügbar
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Ein Roman voll wunderbaren kleiner Beschreibungen. Ein jahrzehnte zurückliegender Unfall dient als Anlass, die Einwohner einer kleiner Stadt zu beschreiben, die an einem heissen Sommertag ins Freibad kommen. Der Kioskbetreiber, die Schulklasse, der Bademeister...ganz wundervoll erzählt der Autor von ihren Leben und Schiksalen.

In seinem Roman, „Seemann vom Siebener“, nimmt uns der Autor Arno Frank an einem heißen Julitag mit in das Freibad einer kleinen pfälzischen Ortschaft. Dort tummeln sich unter den Badegästen sechs Menschen, deren Schicksale und Lebenswege auf unterschiedliche Weise miteinander verbunden sind. Da ist Kiontke, der Bademeister, der seit einer gefühlten Ewigkeit alles in Schuss hält und trotz des schlimmen Unglücks vor zwei Jahren nach wie vor am Beckenrand steht. Da ist Isobel, die betagte Witwe des Architekten des Bades, die diesen Ort mit all seinen Erinnerungen und Geistern wie ein trautes Heim betritt. Daneben Josefine, Anfang vierzig, die über verpasste Chancen in ihrem Leben nachsinnt und Lenny, der aus der Ferne zurückgekehrt ist und sich an die Anfänge erinnert. Im Kassenhaus sitzt Renata, die Kettenraucherin, die ein Auge auf den Kiontke geworfen hat und schließlich das ominöse, schlecht zu fassende Geschwisterpaar, das sich hier eingefunden hat, um den Seeman vom Siebener zu springen.
Atmosphärisch dicht erzählt, findet man sich an einem Ort wieder, der einem irgendwie aus der eigenen Lebensgeschichte bekannt vorkommt. Man kann das bläulich schimmernde Becken in grünen Wiesen schier vor sich sehen, ebenso wie die Sprungtürme, die leicht gammeligen Umkleidekabinen und daneben der Geruch von Chlor, Zigaretten und Pommes in der Luft. In diese kultähnliche Szene hineinversetzt, schafft es Frank sechs Leben und damit sechs Schicksale präzise und auf den Punkt gebracht zu platzieren. Wir werden für eine kurze Zeitspanne unweigerlich hineingestoßen in dieses „Becken“ von Emotionen und sind hautnah dabei, an diesem Sommertag, beim „Seemann vom Siebener“. Ich habe dieses Buch geliebt, von der ersten bis zur letzten Seite! Außergewöhnlich!

Die flirrenden Sommerstimmung in einem städtischen Freibad und so viele Innenschauen von den unterschiedlichsten Menschen. Ein wunderbarer Roman.

Der Autor entführt uns für einen Tag in ein Freibad in der Provinz. Dort gibt er uns einen tiefen Einblick in das Leben und die Seele seiner Protagonisten. Er skizziert Menschen, die wohl jeder so oder so ähnlich in seinem Umfeld hat. Das lässt den Leser/die Leserin diesen Tag mitleben, mitfühlen. Es werden Erinnerungen an die eigene Kindheit geweckt. Man fühlt sich unweigerlich jeder einzelnen Figur auf besondere Weise verbunden. Ich habe diese Buch begeistert verschlungen.

Als Lennart durch eine kryptische SMS von der Beerdigung seines Jugendfreundes Max im pfälzischen Ottersweiler erfährt, bucht er kurzentschlossen einen Flug nach Deutschland und sagt seinen beruflichen Termin in den USA ab. Lennart hatte mit Max und Josefine/Joe seine Sommer im Freibad des Ortes verbracht und war schon als Jugendlicher ein besessener Porträtfotograf. Damals von den Freunden als Paparazzo bespöttelt, sind seine Porträts inzwischen preisgekrönt, aber nicht unumstritten. Auf Dauer zu dritt „allerbeste Freunde“ zu bleiben, zeigte sich jedoch komplizierter als erträumt, als sich körperliche und geistige Anziehung nicht mehr trennen ließen. Lennarts Beziehung zu Max war spätestens beendet, als der ihn in Kalifornien besuchte und sich „alles größer vorgestellt hatte“. Lennart hatte auch das Freibad seiner Jugend größer in Erinnerung, findet es typisch deutsch und scheint aus seinem Heimatort herausgewachsen zu sein. Heute wird er im Ort als Fremder wahrgenommen, sobald er seinen ersten - hochdeutschen - Satz formuliert.
Andeutungen über Schwimmmeister Kiontke geben noch nicht preis, auf welches Ereignis der Vergangenheit die Handlung zusteuert. Die handelnden Figuren sind in den 80ern geboren, das zentrale Geheimnis, auf das Arno Franks Leser:innen lange warten müssen, geschah circa 1995. Franks Figuren verbinden alltägliche Beziehungen, zwischen Eltern und Kindern, Geschwistern, Liebenden, Schülern und Lehrerin, Angestellten und Chef, Dagebliebenen und Fortgegangenen. Wer dageblieben ist, mag keine Veränderungen, das zeitlose Freibad symbolisiert diese Haltung.
Renate war als Jugendliche in der Psychiatrie und arbeitet heute an der Kasse des Freibads; ein Arbeitsplatz, der durch einen Automaten ersetzt werden könnte. Nun steht Max’ Beerdigung bevor – und seine Frau Josefine/Joe ist noch unentschlossen, ob sie daran teilnehmen will.
Als hochinteressante Figur habe ich Isobel Trautmann erlebt, bei der die Beteiligten Latein hatten. Mit weit über 80 Jahren schwimmt sie jeden Tag. Wenn sie gelegentlich den Faden ihrs Lebens verliert, gerät sie in phantastische Szenarien, kann die Realität zusammenfalten und wird darin z. B. zur Liliputanerin. Ihr Mann entwarf das Schwimmbad um einen Baum-Veteranen herum, und die Leute aus Ottersweiler scheinen bis heute damit hochzufrieden zu sein. Ein normales Bad, in dem Kiontke die beweglichen Teile schmiert, alles gern adrett hat und nachts von seinen Dämonen eingeholt wird.
Als Fan von Schwimmbad-Romanen wäre ich in die Handlung gern flott eingetaucht, doch die Figuren ließen ihre Masken leider erst nach einem Viertel des Romans fallen. Ihre Insider-Gespräche wirkten anfangs auf mich floskelhaft; man kennt sich, jeder weiß, wer mit wem liiert war und erinnert sich an das für den Ort traumatische Ereignis - und was ist mit den Leser:innen?
Ein komplexer stimmungsvoller Roman, der Jugendliche der 80er Generation noch einmal im Freibad ihrer Jugend aufeinander treffen lässt, aber mich als Leserin m. A. zu lange im Unklaren ließ, wer warum welches Problem mit den anderen hatte.

Nette Geschichte über ein paar Aussenseiter, über Freunschaft und Gemeinsamschaft. Arno Franks Roman überzeugt mit einer schönen Sprache und einer unterhaltsamen Geschichte, die Lust auf Sommer macht.

Ich werde unser Freibad nie wieder betreten können, ohne an das tolle Buch von Arno Frank zu denken. Er schafft es, mit seinen Charakteren den Leser zu fesseln.

Ein Freibad an einem beliebigen Ort, in einem beliebigen Sommer (der 2000er Jahre). Angefangen von der Kassiererin Renate über die Kindergärtnerin Melanie (mit ihrer Truppe 5jähriger, die ihr Seepferdchen machen sollen), die alte Trautheimer, die eine ganz besondere Beziehung zu dem Freibad hat, nicht zu vergessen der bademeister Kointke und die Ich-Erzählerin am Sprungturm, lernt der Leser nach und nach die Freibadbesucher kennen. Dies geschieht auf eine so unterhaltsame wie melancholische/nachdenkliche Weise, daß man sich schnell noch selbst in dieses Freibadgewusel hineindenken kann, mit seinen eigenen Erinnerungen und Sympathien (oder auch Antipathien) für diesen besonderen Ort, den es in jeder mittelgroßen Stadt in Deutschland gibt und den eigentlich jeder kennt.. Arno Frank hat eine schöne Mischung aus Humor und Tiefgang und einer wunderbar zu lesenden Sprache für dieses kleine Bänchen gefunden. Ein absolut lesenswertes Buch, daß man jetzt schon als in Highlight für diesen Sommer empfehlen kann.

Das Buch handelt von sechs Menschen in einem Freibad. Diese werden durch einen schicksalhaften Moment verbunden. Kiontke der Bademeister steht am Beckenrand. Renate sitzt an der Kasse und mag Kiontke. Doch das gibt sie nie zu. Joe ihrerseits trauert den verpassten Gelegenheiten in ihrem Leben nach. Lennart hat es unfreiwillig zurückverschlagen. Isobel kannte das Freibad, als es dieses noch nicht gab. Die beiden Geschwister sind daran den Seemann zu machen. Das ist eine Figur ab den Sprungbrettern. Doch der Siebner ist gesperrt seit dem Unglück. Der Autor beschreibt auf sehr eindrückliche Weise einen heissen Tag in einem Freibad. Beim Lesen kann man mit den sechs Personen sehr gut mitfühlen. Für diese ist dieser Ort unvergesslich und dies kommt beim Lesen sehr gut zur Geltung. Ein sehr eindrückliches Buch, welches die verschiedenen Emotionen sehr gut wiedergibt. Empfehlenswert.

In einer kleinen Stadt in der Pfalz gibt es an diesem einen Sommertag nur einen Ort, wo alle Menschen zusammen kommen - Das Freibad. Der Geruch von Sonnencreme, Chlor und Freibad Pommes liegen in der Luft und es macht, tortz des traurigen Grundes, welcher manche Gestalten ins Freibad treibt, gute Laune und lässt Erinnerungen hochkommen.
Klasse geschrieben und wieder super unterhaltend hat mich Arno Frank wieder verzaubert!

Ich hatte bisher noch nichts vom Autor Arno Frank gelesen, mir ist das Titelbild aufgefallen und als täglicher Freibadbesucher (im Sommer) hat mich der Klappentext neugierig gemacht. Vom Sprung "Seemann" hatte ich noch nie etwas gehört, die Erklärung stellt ihn gut dar. Das Titelbild zeigt das Springerbecken von oben, es lädt richtig zum Eintauchen, in Wasser und Roman, ein, das Buch hat 240 Seiten und liest sich flüssig.
Es wird aus Sicht eines namenlosen Mädchens erzählt, die mit ihrem Bruder im Freibad ist, sowie aus den Sichten von Renate, der Kassiererin; Bademeister Kiontke, der seinen täglichen Job macht und immer noch am Unfall von damals zu knabbern hat; Josefine, die nicht zu Beerdigung ihres Mannes gehen will, sondern lieber ihre Zeit im Freibad verbringt, mit Lennart, der zwar wegen der Beerdigung nach Deutschland reist, sich aber lieber mit Joe trifft; Isobel, die alte Dame, die in ihren eigenen Welten lebt und schwebt und es irgendwie schafft, an dem Ort zu sein, der ihr gerade am besten gefällt. Und dann ist da noch Kioskbetreiber Sergej, der den unverkennbaren Freibadpommesgeruch mit sich trägt und immer einen guten oder schlechten Witz auf Lager hat.
Das Buch liest sich wie aus dem wahren Leben gegriffen, ein ganz normaler Spätsommertag im Freibad; der Sprungturm mit 1er, 3er, 5er und 7er (7,5 Meter, wenn man genau ist) erinnert mich an unser städtisches Freibad. Die Menschen lassen es sich gutgehen, lassen sich gehen, erinnern sich gerne oder ungern an früher, damals, was war oder auch nicht. Menschen wie du und ich, es könnte jeder von uns Badegast sein. Man lebt im Jetzt, alte Freunde treffen aufeinander, frühere Entscheidungen werden durchgekaut, Erinnerungen werden wach. Das junge Mädchen trifft für sich wichtige Entscheidungen, weil sie früher falsche getroffen hatte, jetzt will sie für den Tag und ihren Traum leben und entscheiden - egal, ob erlaubt, oder verboten.
Ein Roman, der von Wünschen, Träumen, Ängsten und Sehnsüchten erzählt, der Vorfreude auf die Freibadsaison und gleichzeitig nachdenklich macht und dafür 4,5 bis 5 Sterne mit Leseempfehlung verdient, wenn man aus dem gewohnten Trott ausbrechen möchte.

"Seemann vom Siebener" von Arno Frank beschreibt einen heißen Sommertag in einem Dorffreibad in der Pfalz. Einem Freibad, auf dem der Schatten einer Tragödie liegt, die sich dort vor wenigen Jahren ereignet hat.
Dorffreibäder sind seit jeher Orte, an denen im Sommer alle aufeinandertreffen, Familien mit Kindern, Jugendliche, Singles, Pärchen, Senioren. Ein Mikrokosmos mit eigener Dynamik und einem eigenen Rhythmus, der aufmerksamen Beobachtern Einblicke in das Leben der Besucher gewährt und einen interessanten Schauplatz für dieses Buch bildet.
Der Roman wechselt häufig die Erzählperspektive und lässt uns den Tag im Freibad aus mehreren Blickwinkeln erleben: Da ist Kiontke, der langjährige Bademeister, Renate, die Frau an der Kasse, Sergej vom Kiosk, und da sind die Besucher Melanie, Lennart, Josephine und Frau Trautheimer, die aus unterschiedlichen Gründen das Freibad aufsuchen und deren Wege sich dort kreuzen. Und dann ist da noch das namenlose Mädchen mit seinem Bruder, das als Ich-Erzählerin besonders heraussticht. Das Leben aller ist auf verschiedene Weise mit dem Freibad verbunden, als Arbeitsplatz, als Ort der Erinnerung an vergangene Tage, an die Leichtigkeit und die Verheißungen der Jugend, an Tragisches und Schmerzhaftes, an Wendepunkte im Leben. Und im Laufe der Geschichte wird klar, dass auch dieser Tag ein solcher Wendepunkt sein kann, der Dinge abschließt und einen neuen Anfang ermöglicht.
Das Buch lebt von Arno Franks Gefühl für Sprache und seinem genauen Blick auf die kleinen, unscheinbaren Dinge. Besonders gelungen fand ich die Zeichnung der einzelnen Personen, deren Charaktere bis in die Sprache hinein so detailliert und nuanciert ausgearbeitet sind, dass ich sie in allen Einzel- und Eigenheiten lebhaft vor Augen hatte.
Ein sehr berührender, leiser Roman mit wehmütigen, aber auch hoffnungsvollen Momenten, und eine Hommage an die unscheinbaren alten Freibäder, die denen, die hinhören, vom Leben erzählen.

Wo gibt es sie wirklich, die klassenlose Gesellschaft ? Eine der letzen Bastionen ist und bleibt das Freibad, denn in Schwimmkleidung vor dem Bademeister sind alle Menschen gleich. So auch im pfälzischen Ottersweiler, wo Arno Frank an einem heißen Sommertag viele verschiedene Schicksale miteinander verknüpft. Gleich mehrere Unfälle bringen die Protagonisten auf unterschiedlichen Wegen in die Heimat, in die Provinz. Scheinbar scheint die Zeit stehen geblieben zu sein und doch sich alles geändert.
Ein Tag an dem weniges passiert, aber nichts mehr ist wie vorher. Toll.

Anfangs hatte ich ein klein wenig Mühe, in das Buch hineinzufinden. Doch dann haben mich die Figuren, die gar nicht so resigniert und misanthropisch sind wie sie zunächst wirken mögen, sehr bald in ihren Bann gezogen. Es ist ein sehr lesenswerter Roman mit vielen Nuancen, changierend zwischen Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit, Witz und einem genauen, unverstellten und liebevollen Blick auf Menschen und ihre Besonderheiten.
Schauplatz ist ein kleines, in die Jahre gekommenes Freibad irgendwo in der deutschen Provinz, an einem der letzten schönen Tage vor Saisonende: Hier treffen verschiedene Charaktere aufeinander, deren Geschichte wir in jeweils eigenen Erzählsträngen (und zum Teil in Ich-Perspektive) erfahren. Ein großes Thema verbindet sie alle - das Thema Tod/Umgang mit dem Sterben/mit der Verletzlichkeit und Endlichkeit. Da ist das Mädchen, das nach dem Selbstmord/Unfall des Bruders am Sprungturm aus der Bahn geworfen wurde und sich diesen Tag für eine Mutprobe mit einem Seemann-Sprung auserkoren hat; da ist der Bademeister Kiontke, ein Bär von einem Mann, gutmütig, gewissenhaft, verschlossen und nicht bereit, über seine Sicht auf das Geschehen zu sprechen; da ist Isobel, die alte elegante Dame, die als Frau Thalheimer ganze Schüler*innengenerationen geprägt hat, nun langsam ins Vergessen abdriftet und deren Mann einst das Bad erbaut hat; da sind die Reiterhofbesitzerin Josefine und der weltgewandte Fotograf und Künstler Lennart, einst ein Freundschafts-Liebes-Dreiergespann mit Max, dessen Beerdigung an diesem Tag ansteht; da sind die Kindergärtnerin Melanie mit ihrer "Bärengruppe", zu der auch ein kleiner geflüchteter, sprachloser Junge gehört; da sind Renate von der Kasse und Sergej vom Kiosk, die ebenfalls ihren Auftritt in diesem Figurenpanoptikum haben.
Wie setzen wir uns mit unseren Erinnerungen auseinander? Wie kommen wir über leidvolle Erfahrungen, über enttäuschte Hoffnungen hinweg? Wie gehen wir um mit den unvermeidlichen Konsequenzen, die jedes Ereignis, jede Entscheidung nach sich ziehen, ob wir das wollen oder nicht?
Ein nachdenkliches, ein stellenweise auch unterhaltsames, vor allem aber ein warmherziges, menschliches Buch.

„Der Absprung ist alles. Im Absprung liegt schon der ganze Sprung vom Anfang bis zum Ende. Wenn man die Nerven behält. Und Haltung bewahrt.“
Nerven behalten, Haltung bewahren - darauf kommt es beim Seemann an; einem Sprung kopfüber mit auf dem Rücken verschränkten Händen. Kein Wunder, dass in Kiontkes Provinzschwimmbad sich nur die allerwenigsten an diesen Sprung herantrauen. Nur die, die etwas wagen oder nichts zu verlieren haben. Im Freibad kommen an einem heißen Tag Ende der Sommerferien alle zusammen: Schüler und Schülerinnern, ehemalige Lehrerinnen, Kindergartenausflügler, Weggezogene und Zurückgekehrte. Hier begegnet man sich in dieser ganz speziellen Atmosphäre aus Sonnenmilch, Hitze, Chlorgeruch und Sonnenschimmern.
Arno Frank gelingt es in seinem Roman „Seemann vom Siebener“ genau diese Atmosphäre einzufangen. Er erzählt von Leben, die (fast vollständig) gelebt wurden und solchen, die noch ganz am Anfang stehen. Der Freibadbesuch ein Abschnitt im Leben des bunten Figuren-Ensembles. Wir erfahren nicht viel über die Figuren, sehen nur kleine Teile einer Geschichte, die sich hinter den Ereignissen dieses einen Tages allenfalls erahnen lässt. Frank schreibt, als knüpfen sich viele Kurzgeschichten aneinander, deren Protagonisten sich während des heißen Tages immer wieder über den Weg laufen. Damit imitiert er perfekt die Mischung aus plötzlicher Intimität und Anonymität, die die Schwimmbäder vom alten Schlag so besonders macht. Und er gibt seinen Lesern viele kleine literarische Anspielungen mit auf den Weg. Geht es beispielsweise nur beim Sprung darum, Haltung und Nerven zu bewahren? Oder tut nicht auch genau das die greise Frau des verstorbenen Schwimmbaderbauers, die rauchende Kassiererin am Eingang oder der kleine geflüchtete Junge in der Kindergartengruppe?

Wie umgekehrte Inseln
In »Seemann vom Siebener« ist die Kulisse eine Hauptperson: das bundesdeutsche Freibad
Alle, deren Schicksale sowieso schon verknüpft sind, treffen sich im Vorfeld einer sie alle angehenden Beerdigung hier, um noch mehr Schicksal zu schaffen und zu erleben. Wer in den Freibädern der Republik seine Sommer verbrachte, wird »Seemann vom Siebener« lieben und sich selbst erkennen mit den banalen und den großen Sprüngen des Lebens.

ganz langsam entwickelt sich die an nur einem Tag spielende Geschichte, in der man nach und nach die einzelnen Hauptpersonen immer mehr ins Herz schließt

Ein heißer Sommertag im Freibad, das letzte Ferienwochenende. Diese eigenartige Stimmung zwischen Ende und Neuanfang, die flirrende Hitze, die Gerüche und Geräusche - das alles fängt Arno Frank wunderbar ein. Poetisch, witzig und melancholisch wie die Personen, die sich an diesem Tag im Freibad begegnen. Sie wachsen einem sehr ans Herz und ich frage mich, wie es mit ihnen weitergeht.
"Ein Juwel in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur!" urteilt NDR Kultur, zu Recht!