Ich bleibe hier

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Erscheinungstermin 24.06.2020 | Archivierungsdatum 31.07.2020

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Zum Inhalt

Ein idyllisches Bergdorf in Südtirol – doch die Zeiten sind hart. Von 1939 bis 1943 werden die Leute vor die Wahl gestellt: entweder nach Deutschland auszuwandern oder als Bürger zweiter Klasse in Italien zu bleiben. Trina entscheidet sich für ihr Dorf, ihr Zuhause. Als die Faschisten ihr verbieten, als Lehrerin tätig zu sein, unterrichtet sie heimlich in Kellern und Scheunen. Und als ein Energiekonzern für einen Stausee Felder und Häuser überfluten will, leistet sie Widerstand – mit Leib und Seele.

Ein idyllisches Bergdorf in Südtirol – doch die Zeiten sind hart. Von 1939 bis 1943 werden die Leute vor die Wahl gestellt: entweder nach Deutschland auszuwandern oder als Bürger zweiter Klasse in...


Eine Anmerkung des Verlags

Ein italienisch-deutsches Kapitel, das uns alle angeht

Über die Notwendigkeit, den Stürmen der Zeit zu trotzen – wie der Kirchturm im Reschensee

Der mehrfach preisgekrönte Nr.-1-Bestseller aus Italien, über 100‘000 Exemplare in Italien verkauft, erscheint in 11 Ländern

Ein italienisch-deutsches Kapitel, das uns alle angeht

Über die Notwendigkeit, den Stürmen der Zeit zu trotzen – wie der Kirchturm im Reschensee

Der mehrfach preisgekrönte Nr.-1-Bestseller aus...


Marketing-Plan

- Werbung in Buchhandelskatalogen- Anzeigenkampagne in Lese-Magazinen off- und online- Socia-Media-Kampagne- Buchtrailer- Diogenes Blog- Aktionen bei Vorablesen und Whatchareadin

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Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Hardcover
ISBN 9783257071214
PREIS 22,00 € (EUR)

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Das Buch ist eine beeindruckende Schilderung des bäuerlichen Lebens in Tirol. Auch die wechselnde Zugehörigkeit zu den verschiedenen Staaten, wird eindrücklich beschrieben. Man wünscht dem Buch viele Leser in Andenken an das untergegange Dorf und seine Bewohner.

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in den 1920igern, In einem kleinen Dorf in Süstirol leben die drei Freundinnen Trina, Maja und Barbara . Es ist ein schweres Leben im Dorf. Der Lebenstraum der Mädchen ist es Leherin zu werden und zusammen zu unterrichten. Doch als sie ihr Diplom haben, hat sich die politische Situation im Dorf geändert, das Dorf gehört jetzt zu Italien und hier herrschrt der Duce mit seinen Faschisten. Die Mädchen gelten als Deutsche und dürfen nicht unterrichten. In Trine regt sich Widerstand und sie unterrichtet heimlich. Als die Regierung einen Staudamm bauen will und dafür etliche Dörfer geflutet werden sollen, regt sich Widerstand. Aber dann kommt 1939 Hitler und die Dorfbewohner stehen vor der Wahl, nach Deutschland oder hier bleiben und Repressalien ertragen.
Der Autor lässt Trine die Geschichte des Dorfes erzählen. Sie berichtet ihrerseits in einfachen Worten ihrer Tochter das Leben der Bewohner unter den Faschisten und dann unter Hitler, sie berichtet von ihrer Flucht in die Berge und später vom Widerstand gegen Staudammbauer.
Eine Geschichte von Heimat, Liebe und den Kämpfen der Einzelnen. Emotional und bewegend, liebevoll gezeichnete Figuren. Bewegend

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Marco Bolzano beschreibt sehr treffend die Überflutung eines Dorfes (1939 bis 1943) zugunsten eines Energiekonzerns. Wer kennt ihn nicht den Kirchturm vom Reschensee? Aber mit dem Widerstand der Anwohner hat der Konzern so nicht gerechnet.

Einfühlsam und mit klarer Sprache beschreibt er das harte und karge Leben während des 2. Weltkrieges in den Alpen. Das Buch ist Kopfkino pur, ich wünsche dem Buch zahlreiche LeserInnen und bedanke mich bei Diogenes für das große Lesevernügen.

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Trine erzählt ihrer Tochter ihre Lebensgeschichte. Es ist nicht nur ihre Geschichte, es auch diejenige ihres Heimatdorfes Graun. Trine und ihre Freundinnen Maja und Barbara haben soeben das Abitur geschafft und träumen davon, zusammen als Lehrerinnen zu arbeiten. Als sie ihre Ausbildung geschafft haben, ist nichts mehr, wie es war. Die Faschisten haben das Zepter übernommen. Deutsch als Amtssprache wird verboten. Doch es kommt noch schlimmer. Es soll ein Staudamm gebaut werden und die umliegenden Dörfer überflutet werden. Diese Pläne können wegen dem 2. Weltkrieg nicht weiterverfolgt werden. Aber aufgehoben ist, ist nicht aufgeschoben. Wie wir wissen, wurde der Staudamm doch noch gebaut.

Der Schreibstil von Marco Balzano ist minimalistisch, aber dennoch atmosphärisch. Ich bin total in Trines Leben eingetaucht und konnte ihre Emotionen spüren. Es ist trotz dem kargen Leben und den verzweifelten Kämpfen – erst gegen den Faschismus und danach gegen den Staudam – ein ruhiges Buch.

Der Autor hat intensiv recherchiert und das spürt man beim Lesen. Es gelingt ihm eindrucksvoll zu vermitteln, wie das Ganze aus der Sicht der Dorfbewohner abgelaufen ist. Dank ihm habe ich wieder ein Stück Geschichte kennengelernt.

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Ein Bergdorf in Südtirol, eine Zwangsumsiedlung, ein Bau eines Staudammes und die Geschichte der Leute vor Ort - Ein tolles Buch - sehr gut geschrieben und erzählt - basierend auf einer wahren Begebenheit. Besonders hat mir gefallen, die Ich-Erzählung. Real und Atmosphärisch. Super Buch!

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Es ist ein karges Tal in Südtirol, wo der Wind oft bläst und die Menschen stets ums Überleben kämpfen mussten. Dann kam der erste große Krieg. Der Faschismus nahm den Menschen ihre Sprache, die Option vielen die Heimat und streute Zwietracht in den Familien. Der Nationalsozialismus brachte anstatt der erhofften Befreiung einen noch viel schlimmeren Krieg. Die Menschen waren Opfer und Täter. Doch ganz am Ende dieses Tales gibt es einen Flecken Erde, wo den Menschen ganz besonders übel mitgespielt wurde. Ihre Heimat wurde im Namen des Fortschritts vernichtet. Zwei Dörfer wurden gesprengt und verschwanden in den Fluten des künstlichen Sees. Nur der Kirchturm schaut noch aus dem Wasser.
Die Geschichte dieser Menschen erzählt Marco Balzano anhand des Schicksals von Trina, der Handwerkertochter, die den ärmsten Bauern im Dorf geheiratet hat, die nie viel vom Leben wollte, aber auch nie etwas bekommen hat. Es ist eine traurige, geradezu tragische Geschichte, die aber erzählt werden will, um nicht vergessen zu werden. Und Marco Balzano erzählt sie ohne zu urteilen oder gar zu verurteilen, nüchtern aber tief beeindruckend.

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Schon der Titel „Ich bleibe hier“ lässt einen Hauch von Stärke und Rebellion erahnen. Und der lebt in Trine von Jugend an. Das Leben in ihrem Dorf in den italienischen Bergen ist nicht immer einfach aber die Menschen sind sehr naturverbunden und glücklich in ihrer Gemeinschaft. Das formt aus Kindern charakterstarke Menschen, die sich auch von den politischen Unruhen in der ersten Hälfte des 20.ten Jahrhunderts nicht beirren lassen. Trines Lebensplan ist es, Lehrerin zu werden. Als die Faschisten an die Macht kommen, kann Trine als Deutschstämmige nur noch heimlich unterrichten. Aber sie gibt nicht auf, geht nicht weg aus ihrem Dorf. Die Gemeinschaft hält weiter zusammen. Erst gegen die italienische Regierung und deren Pläne, das Dorf einem Staudamm zu opfern, später gegen die Nazis, die jetzt die Italienischstämmigen unterdrücken.

Ein schmales Buch. Ein Buch voller Wärme, Klugheit und Wahrhaftigkeit. Ein Buch über eine starke junge Frau, die ihre Heimat nicht aufgeben will und die ganz unspektakulär im Stillen Widerstand leistet. Leseempfehlung.

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Dieser Roman hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Es ist die Geschichte von Trina, die in einem südtiroler Dorf aufwächst, und sich für eine Laufbahn als Lehrerin entscheidet. Doch da sie deutschstämmig ist, wird sie beruflich von den italienischen Behörden ausgegrenzt. Heimlich unterrichtet sie die Dorfkinder in Deutsch, obwohl die Regierung versucht, die Sprache in der Bevölkerung zu verbieten.
Als Mussolini an die Macht kommt und später der zweite Weltkrieg ausbricht, sehen viele Dorfbewohner ausdgerechnet in Adolf Hitler ihren Retter, der ihnen die deutsche Identität zurückgeben könne, doch dies kann nur durch Auswanderung nach Deutschland geschehen.
Trina und ihre Familie entschließen sich zu bleiben. Aber nach Ende des Krieges wird die Situation im Dorf noch dramatischer, als die italienische Regierung beschließt, einen Staudamm zu bauen.
Dieser Roman hat mich dazu angeregt, mich mit der Geschichte Südtirols auseinander zu setzen und nicht nur als schöne Urlaubsregion wahrzunehmen.

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Das Buch ist aus der Sicht von Trina, der Protagonistin geschrieben, die zunächst in Briefen an ihre Tochter von Ereignissen erzählt, dann in Ich-Erzählung ohne Briefform. Ihr Leben in Tirol, als Deutschsprachige in Italien, wird erzählt von ca. den 1920er Jahren bis etwa in die 1950er/60er und im Groben auch noch darüber hinaus. Das Buch widmet sich dem einfachen Leben in einem bäuerlichen Dorf, der Situation als Lehrerin nicht arbeiten zu dürfen ,da nur noch 'italienische' Lehrer/innen arbeiten dürfen, der Angst um ihr Leben unter den Nationalsozialisten, der Flucht vor denselben und dem Kampf gegen den Bau des Staudamms, der droht, das Dorf Graun, in dem sie lebt, für immer zu überfluten. Aus der Beschreibung heraus hatte ich mir vorgestellt, dass dem letzteren Thema mehr Platz eingeräumt wird, für mich trat es aber für weite Teile des Romans in den Hintergrund, als es um die persönlichen Empfindungen und Erlebnisse Trinas ging, insbesondere in der nationasozialistischen Zeit. Das Buch hat trotz der durchaus z.T. schwerwiegenden Thematik eine gewisse Leichtigkeit, was zum Teil in der Perspektive begründet ist. Die Protagonistin wird glaubwürdig als jemand dargestellt, die außer dem Leben in ihrem Dorf wenig darüber hinaus gehendes beschäftigt, oder wenn, dann immer unter der Perspektive, was das mit ihrem Leben im Dorf Graun zu tun hat. Gerade das macht das Buch aber lesenswert. Es ist kein 'schweres' Buch, aber doch eines das bewegt und berührt.

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Das Buch spielt im oberen Vinschgau, in Graun und in Reschen zwischen den 20er und den 50er Jahren des 20. Jh.. Vielen Urlaubern sind diese Orte sicher bekannt vom Vorbeifahren, wenn man über den Reschenpass am Reschensee entlang nach Südtirol fährt. Der alte Kirchturm ragt heute noch aus dem Stausee und ziert auch das Titelblatt des Buches..
Trina beschreibt idas harte, entbehrungsreiche Leben der Bergbauern. Sie macht eine Ausbildung zur Lehrerin, aber das faschistische Regime betreibt mit harter Hand die Italianisierung Südtirols, das ja bis zum Ende des Ersten Weltkriegs zu Österreich gehörte. Italienisch wird Pflichtsprache in der Schule, Deutsch wird nur noch in verbotenen Untergrundschulen gelehrt. Trina heiratet Erich, der gegen Faschismus und auch gegen den Nationalsozialismus eingestellt ist. Erich kämpft um seine Heimat und Identität. Das Tal ist bedroht vom geplanten Staudammbau. 1939 müssen die Südtiroler "optieren", entweder bleiben oder nach Deutschland übersiedeln. Der Riss geht quer durch die Familien. Erich muß in der italiensichen Armee dienen, nach einer Verletzung desertiert er und versteckt sich mit Trina im Hochgebirge. Nach dem Krieg wird der Staudammbau wieder aufgenommen. Aller Kampf war vergebens, die Heimat versinkt ...
In Italien war das Buch des siziliansichen Autors ein großerErfolg und wurde mti dem zweiten Platz beim renommierten Literaturpreis "Premio Strega" bedacht.
Ein Buch, das Geschichte und indivuduelles Schicksal aufs beste verbindet

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Die Geschichte einer Frau, die im Ort Graun im Vinschgau aufwächst und dort nicht nur die Sorgen und Nöte des 2. Weltkrieges erlebt, sondern ein besonderes Schicksal in Ihrer eigenen Kleinfamilie durchmachen muss. Prägend für ihr Leben erst als junge, dann als ältere Frau ist das Vorhaben des Staudammbaus, der die Existenz der beiden Dörfer Reschen und Graun bedroht. Der verzweifelte Kampf dagegen, gleichzeitig das Ringen ums Überleben als Deserteure in den Bergen, das alles ist durch tolle Stimmungsbilder, realistische Erzählweise und sehr bewegende Schilderungen sehr berührend.
Gerade wenn man die Gegend und den Reschensee mit seinem Kirchturm kennt, ist der Roman sehr faszinierend und mitreißend. Aber auch für Leser, die dort noch nie waren ist es sicher ein toller Roman mit eindrucksvollen Einblicken in die Gegebenheiten von einfachen Südtiroler Menschen rund um die Weltkriege.
Von mir eine absolute Leseempfehlung!

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„Wir hatten uns daran gewöhnt, nicht wir selbst zu sein“ dieser Satz hat sich in mein Gedächtnis gegraben. Mir ist es durch dieses Buch gelungen, endlich die dürren Sätze aus der Geschichte Südtirols mit erlebten und erlittenen Schicksalen zu füllen. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, so sehr berührte mich die Erzählung der Frau aus dem versunkenen Dorf. Ein hartes Schicksal an der Seite ihres Mannes, immer von ihren nicht gelebten Sehnsüchten begleitet. Der Schmerz um die verlorene Tochter und das Schicksal des durch die politischen Umstände verwirrten Sohnes, der Verlust des Hofes und der Identität und im Hintergrund die geopolitische Grausamkeit einer Grenzregion berühren mich zutiefst.

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Wer von Österreich die italienische Grenze überschreitet, bekommt als erstes Südtirol geboten – ein wunderschönes Land mit beeindruckenden Gipfeln, idyllischen Tälern, Weinbau und geschmackvollen Städten. Idyllisch war es allerdings nicht immer! Das Leben war von harter Arbeit in der Landwirtschaft geprägt und mit der Machtergreifung Benito Mussolinis (des Duces) begann für die Südtiroler die Italienisierungsphase: die deutsche Sprache war verboten, das Lehren in heimlichen Schulräumen wurde schwer bestraft, Italiener aus dem Süden des Landes wurden nach Südtirol versetzt und bekleideten dort Führungspositionen.
In diese Zeit entführt der Autor den Leser mit den Lebensgeschichten der Freundinnen Maya, Barbara und der Erzählerin Trina, die zusammen die Schule für Lehramt besuchten. Die Bewohner von Graun haben jedoch nicht nur mit Faschismus, Nazis und Krieg zu kämpfen, sondern ihr Dorf ist auch noch durch den Bau des Stausees bedroht, der ihnen die Heimat nehmen wird.
Und diese Art von Bau ist nicht gefährdet, „wo das blinde Vertrauen ins Schicksal herrschte, der alles erleichternde Glaube an Gott, die Nachlässigkeit der Menschen, die nur ihre Ruhe haben wollen.“ (=Originalwortlaut!) Bleiben wird ein Glockenturm, der aus dem Reschensee (Lago di Resia) ragt und Touristen beeindruckt!
Ich konnte das Buch nicht mehr aus den Händen legen, so hat es mich den Bann geschlagen! Die Charaktere sind plastisch herausgearbeitet – man hat sie klar vor Augen! Und die Sprache ist so packend, dass der Leser bei den geschilderten Situationen mitfiebert, wider besseres Wissen auf einen guten Ausgang hofft und oft fassungslos nur noch den Kopf schüttelt. Volle Leseempfehlung von mir!

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Eine Geschichte in Form eines Briefes an eine verlorene Tochter.
Die junge Lehrerin Trina lebt im deutschsprachigen Teil Italiens, einem annektierten Grenztal Südtirols.
Pläne zur Nutzung von Wasserkraft durch Stauen dreier Naturseen gab es schon seit den 1920-er Jahren, doch keiner der Bauern konnte sich vorstellen, dass tatsächlich einmal ihr wertvolles Land geflutet werden würde und die Familien enteignet und vertrieben werden könnten. Man hatte ja auch andere Sorgen: die Faschisten italisieren die besetzen Gebiete, schikanieren die deutschsprachige Bevölkerung, verbieten deren Brauchtum und Sprache. Natürlich bildet sich Widerstand, Trina unterrichtet heimlich in deutscher Sprache und Trinas Mann Erich ist einer der Vordenker. Ein klein wenig familiäres Glück ist den beiden beschieden, ein Sohn und eine Tochter werden geboren, doch das Tal wird in den Wirren der Politik zerrieben. Viele Bewohner folgen Hitler als Optanten in eine ungewisse Zukunft, Familien werden zerrissen - so auch Trinas.
Die Dableiber kämpfen um ihre Wurzeln und ums nackte Überleben im nun folgenden Krieg und wieder nimmt niemand die Ingenieure der Wasserbaugesellschaft ernst, die schon Probebohrungen für den Staudamm vornehmen. Bis die Bevölkerung auf Erichs Druck endlich protestiert, ist das Projekt nicht mehr aufzuhalten...
Eine tragische Familiengeschichte vor realem Hintergrund.
Die melancholische, weibliche Erzählstimme bringt all die persönlichen Schicksale zur Geltung, die den großen Scherbenhaufen der Politik ausmachen.
Sehr lesenswert.

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Wie brutal Geschichte sein kann
Marco Balzano liefert mit seinem Roman „Ich bleibe hier“ ein spannendes Stück Geschichte, basierend auf Tatsachen und gibt am Ende in den Anmerkungen einen persönlichen Einblick in seine Arbeit/ Recherche.
Graun im Vinschgau. Ein Dorf wie viele, könnte man meinen. Aber dieses Dorf liefert viel Stoff für eine Geschichte, die ihresgleichen sucht und gleichzeitig auch zeigt, wie brutal Geschichte sein kann. Spannend beschreibt Balzano die Geschehnisse rund um das Dorf. Faschisten, Nazis und ein irrsinniger Staudamm, beziehungsweise dessen Bau. Das Dorf wird von allen Seiten gebeutelt. Und als Leser*innen sind wir mitten im Geschehen. Dass dies so gut funktioniert liegt auch am Schreibstil des Autors. Er zeichnet die Szenen perfekt, lässt die Bilder wirken.
„Wir sollten wegziehen von diesem verfluchten Ort, wo nur eine Diktatur auf die andere folgte und man auch ohne Krieg keinen Frieden mehr fand.“ [144]
Eindrucksvoll zeigt Balzano, dass man für seine Sache kämpfen muss. „Der Faschismus wird enden, diese Leute werden wegziehen, und wir werden wieder unser gewohntes Leben führen.“ [56] Einfach die Augen zu verschließen ist keine Option. „Stillschweigend lassen die Leute jeden Tag zu, dass das Grauen seinen Lauf nimmt.“ [79]
Sein Werk gliedert Balzano in drei Teile, lässt die Charaktere mit Fortgang der Geschichte stärker auftreten und zeigt die zerstörerische Wirkung des Hasses, welche das Dorf mit voller Wucht trifft.
„Wenige in Graun konnten lesen, aber keiner verstand diese Sprache, die nur die Sprache des Hasses war.“ [70]

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Marco Balzano beschreibt in seinem Buch "Ich bleibe hier" die ergreifende Geschichte der Südtiroler Bevölkerung von 1939 bis 1943. Trine und ihre Freundinnen möchten gerne als Lehrerinnen in ihrem Heimatdorf Graun im Vinschgau unterrichten. Doch das wird ihnen von den Faschisten untersagt und unter Strafe gestellt. Doch Trine widersetzt sich und unterrichtet heimlich. Allein die bedingungslose Liebe zu Erich lässt sie Hoffnung schöpfen. Auch als ein Staudamm gebaut werden soll, der wahrscheinlich Trines Heim unter Wasser setzt kennt Trine nur den Widerstand, und an ihrer Seite Erich.

Das Buch habe ich sehr gerne gelesen. Es ging unter die Haut, war sehr ergreifend und hat mich nachhaltig berührt. Für mich das beste Buch zur Zeit. Angelegt zwischen "Bella ciaou" und "Die Bagage"

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Warum bleibt eine junge Deutschlehrerin im 2. Weltkrieg im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Italien? Es sind Jahre der Entbehrung und Gewalt. Als nach dem Krieg das Leben langsam wieder zur Normalität findet, wird der Staudamm gebaut, der ihr Dorf in den Fluten verschlingt.

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Das Buch erzählt durch die Protagonistin Trina das Schicksal eines Südtroler Dorfes.
, Mussolini und Hitler verlangen von den Dorfbewohnern, sich zu entscheiden, bleiben und
Menschen zweiter Klasse zu Italien gehörend zu werden oder nach Deutschland auszuwandern.
Trina ist eine von denen, die bleibt... das karge Leben lebt und fast daran zerbricht.
Ein Stück Zeitgeschichte erzählt mit großer erzählerischer Klarheit und Wucht.
Ein Buch, bei dem man sich in manchen Passagen zwingen musste weiterzulesen, gerade weil alles durch die
klare, schnörkellose Erzählensweise so grausam wurde, ein Buch das aber nicht los lässt und nachhaltig beeindruckt.

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Der aus dem Reschensee herausragende Kirchturm ist inzwischen längst zu einer Postkartenattraktion und einem Touristenmagneten Südtirols geworden, doch das Wieso-Weshalb-Warum dahinter ist weit weniger pittoresk, ist der Turm doch das einzige sichtbare Überbleibsel eines im Rahmen eines eigentlich sinnlosen Staudammprojektes wie auch sein Nachbardorf nahezu vollständig gefluteten Dorfes.
Im Sommer 2020 hat Netflix den Kirchturm international nun noch einmal etwas bekannter werden lassen und wieder ein wenig mehr in den Mittelpunkt gerückt, als der Anbieter die fiktive Kurzserie „Curon“ veröffentlichte, die sich um ein Mysterium, eine Legende, rund um die (nicht vorhandenen) Glocken jenes Turms drehte – Marco Balzano verfolgt in „Ich bleibe hier“ allerdings einen grundsätzlich anderen Ansatz: In seinem Roman erzählt die dort geborene Trina als Ich-Erzählerin ihrer Tochter, die ansonsten aus ihrem Leben zu verschwunden sein scheint, wie es bereits sehr früh durchklingt, die Geschichte ihres Lebens, das mit der Geschichte Grauns bzw. Südtirols eng verwoben ist.

Die Erzählung ist dabei eher nüchtern, was überraschte und mich teils auch irritierte, da Trina quasi inmitten eines aufgewühlten Meeres leben musste und es kaum Ankerpunkte für sie gegeben haben zu schien; ich fand es sehr bewundernswert, wie stoisch sie häufig mit den sich teils sehr plötzlich verändernden Umständen umzugehen schaffte, wobei sie mir manchmal schon zu abgeklärt und unemotional erschien: Persönlich kann ich mir kaum vorstellen, wie man in ihrer Situation nicht irgendwann einfach nur kreuzunglücklich ist.
Im deutschsprachigen Südtiroler Schatten des sich immer weiter ausbreitenden italienischen Faschismus aufgewachsen, der ihre beruflichen Pläne zunichtemacht, wird sie im jungen Erwachsenenleben prompt mit dem deutschen Nationalsozialismus konfrontiert, als windige Ingenieure längst planen, ihre Heimat zu fluten, in der sich die Bewohner ohnehin keiner Nationalität wirklich zugehörig fühlen können: Die Region wird von außen eher als Fremdkörper aufgefasst, eine verbindungslose Insel, die man ohne Rücksichtnahme für sich vereinnahmen kann.
Trinas Widerstand ist dabei wohl ein wenig in ihrem Sturkopf begründet, aber vielmehr darin, dass ihr Ehemann sich von Anfang an beharrlich weigert, seine Heimat jemals aufzugeben geschweige denn zu verlassen: Meines Empfindens nach hat sie sich auch hier eher mit der Lage arrangiert und versucht einfach, das Beste daraus zu machen – und zu überleben, in der Hoffnung, dass der Krug letztlich vorübergehen möge, ohne zu zerbrechen.

Ich fand „Ich bleibe hier“ eine ungemein interessante Erzählung, weil das, was nun unter dem Reschensee verborgen liegt, so deutlich beschrieben wurde, und musste auch ein paar Mal beim Lesen pausieren, weil ich Trinas „Erlebnisbericht“ teilweise einfach sehr bedrückend und belastend fand bzw. sie mitunter einfach wahnsinnig um ihre relative Abgeklärtheit beneidete (um ihr im nächsten Moment ihre Coolness aber doch nicht ganz so sehr abzukaufen).
Die Lektüre empfehle ich zwar gerne weiter; man lernt so viel rund um die betroffene Region; würde aber nicht dazu raten, diesen Roman dann zu lesen, wenn man selbst grad persönlich etwas aufgewühlt oder deprimiert ist: Da wird Trina schnell zu einer Vorbildfigur, an der man gleich scheitert.

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Südtirol: 1920er: Trina träumt davon Lehrerin zu werden und für ihr Studium nach Bozen zu gehen und ihr kleines Vinschgauer Dorf zu verlassen. Doch mit der Machtergreifung Mussolinis wird ihr dieser Weg verwehrt.; den Südtirolern wird mit Gesetzen ihre Sprache und auch ihre Kultur genommen, von der Italienern werden sie als "Nicht-Italiener" verachtet und ausgegrenzt. Viele wandern aus, nach Österreich in die Schweiz, nach Deutschland. Trina bleibt und unterrichtet heimlich weiterhin Kinder. Sie heiratet, bekommt selbst Kinder, sich baut sich mit ihrem Mann trotz aller Widrigkeiten ein Leben auf. Doch irgendwann erreicht auch der Zweite Weltkrieg mit all seinen Gräuel das abgeschiedene Dorf und Trina flieht mit ihrem Mann in die Berge um der Einberufung zu entgehen. Aber auch nach dem Krieg können sie nicht zu ihrem alten Leben auf Dauer zurück, denn die neue italienischer Regierung hat beschlossen, einen Staudamm genau in ihrem Tal zu bauen.

Marco Balzano wirft ein Licht auf ein dunkles Kapitel italienischer Geschichte. Dabei erzählt er unaufgeregt und doch so einfühlsam von einem Leben, das weder einfach oder beschaulich ist und immer wieder von fremden Kräften komplett umgeworfen wird. Trina ist die zentrale Figur, die diese Schicksalsschläge meistert, nicht mit großer Bravour und heroischen Taten, sondern mit einer Zähigkeit, einem unbedingten Lebenswillen und einem Verständnis dafür, dass man trotz Fremdbestimmungen (seitens diktatorischen Regimen, weit entfernten kalten Entscheidungsträgern und persönlichen Schicksalsschlägen) doch ein selbstbestimmtes Leben führen kann und muss.
Ein brillanter Roman, leicht zu lesen mit einer ruhigen Sprache, durch die gerade die Tragik aber auch die Hoffnung in den Vordergrund treten können. Nur zu empfehlen.

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Klare 5 Sterne Empfehlung für: Marco Balzano, Ich bleibe hier
Eine wahre Begebenheit sehr gut in Romanform erzählt. Das Schicksal der Einwohner von Graun geht dem Leser sehr nahe. In diesem schmalen Buch steckt so viel!

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Gedankenspiel.. Was wäre wenn ich wissen würde, dass es meinen Ort bald nicht mehr gibt und nur noch der Kirchturm aus dem Wasser heraustreten würde? Graun. Eine Gemeinde in Südtirol, Italien, von der ich vor dem Lesen dieses Buches noch nie etwas gehört habe. Umso erschütternder ist das Schicksal der Bewohner dort. Deutsch sprechend, da Südtirol beiden Seiten einmal angehörte, werden diese Menschen immer mehr dazu gedrängt, nach Deutschland zu gehen. Viele nehmen diese Chance wahr, da die Faschisten und Nazis sie immer mehr drangsalieren. Trina baut sich dort mit Erich und ihren Kindern eine Zukunft auf.Sie ist Deutschlehrerin, was zu diesen Zeiten nicht gern gesehen wurde. Die Jahre vor und während des Zweiten Weltkriegs sind hart. Das Leben unter einer Diktatur, die kargen Jahre danach und dann kommt es noch schlimmer: Der Bau eines Staudamms sorgt unter den Bewohnern für Unruhe. Nach und nach schleicht sich dann die Gewissheit an. Das Dorf wird untergehen... alles was man sich über Generationen hinweg aufgebaut hat, soll unter dem Wasserpegel verschwinden. Erich und Trina versuchen alles, um dies zu verhindern. Doch die Schicksalsschläge zu dieser Zeit machen das Kämpfen umso schwerer.. Der Kirchturm in Graun. Ein historisches Andenken an eine Zeit, die wohl nur die Religion und der Glaube hat überstehen lassen. Sehr symbolträchtig und doch so mit Schuld behaftet.

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Die Sprache sowie die Geschichte haben mich von der ersten Seite an fasziniert. Die Beschreibungen sind wunderbar, die Handlung spannend gehalten. Auch heute ist die Thematik immer noch sehr aktuell und ich empfehle das Buch gerne (an Männer und an Frauen).
Toll!

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Marco Balzano erzählt schlicht und unaufgeregt, und gerade dadurch so berührend und glaubhaft, von einigen einschneidenden Kapiteln der Geschichte Südtirols und seiner von ihr gebeutelten Bewohner.
Der schnörkellose, geradlinige, jedes Pathos vermeidende, fast elementare Stil, der sich ganz nah an der ländlich geprägten Lebenswelt der Protagonisten bewegt, die von den historischen Ereignissen mehrfach wie von einer Lawine gewaltsam überrollt werden, passt wunderbar zu der Erzählerin, die sich Balzano für sein durchaus ambitioniertes Vorhaben, die komplexe Geschichte Südtirols im 20. Jahrhundert literarisch einzufangen, erdacht hat. Sie heißt Trina und erzählt ihre Geschichte und die ihrer Familie und ihres - erst von den italienischen Faschisten, dann von den Nazis, durch Krieg, wirtschaftliche Interessen, nationalistische Ausgrenzung und Polarisierung - vielfach bedrohten und schließlich komplett vernichteten Dorfes in Form von Briefen an ihre verschwundene Tochter.
Um Bindung und Verlust geht es auf vielen Ebenen in dem Roman, und zugleich um Loyalität und Familie, um existenzielle Ängste, Herkunft und Vertreibung, um die Notwendigkeit und den Preis politischen oder gesellschaftlichen Engagements.
Dem scheinbar unbedeutenden individuellen Schicksal wird auf diese Weise die große Geschichte eingeschrieben, die gerade im bescheidenen mikroskopischen Blick auf den Einzelnen ihre erschütternde allgemeinmenschliche Dimension offenbart. Immer wieder gelingen dem Autor auf diese Weise poetisch eindringliche Szenen, in denen sich die existenzielle Bedeutung der Geschichte in einzelnen Momentaufnahmen verdichtet.
So verbirgt sich hinter der durchaus auch sehr unterhaltsam gestalteten, eher episodischen als epischen Oberfläche ein tiefsinniger Text, in dem die großen Fragen des Daseins und Menschseins anklingen.

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Ein Staudamm bedroht die Heimat – und die Faschisten. Die Baustelle bleibt, auch nachdem der Faschismus überwunden ist. Bewegend erzählt.

Faschismus Eins, Faschismus Zwei. Und danach noch immer Kapitalismus.

Den Grauner Kirchturm im Reschensee habe ich in meiner Kindheit gesehen. Ich dachte, wir wären nur daran vorbeigefahren, aber meine Mutter hat mir erzählt, dass wir dort wirklich standen, als ich etwas 7 oder 8 Jahre alt war.

„Im Laufe weniger Jahre ist der aus dem Wasser ragende Kirchturm zu einer Touristenattraktion geworden. Die Sommerfrischler staunen zuerst und wandern dann bald unbekümmert weiter. Sie machen Fotos mit dem Turm im Hintergrund und setzen alle das gleiche blöde Lächeln auf. Als wären unter dem Wasser nicht die Wurzeln der alte Lärchen, die Fundamente unserer Häuser, der Platz, auf dem wir uns versammelten. Als hätte es die Geschichte nicht gegeben.“

So schreibt die Ich-Erzählerin am Ende das Buches darüber.

Ich war auch so eine „Sommerfrischlerin“, aber so unbekümmert bin ich selbst in jungen Jahren nicht damit umgegangen. Vielleicht habe ich die Bedeutung gespürt, vielleicht war einfach nur die Sage, dass manchmal die Kirchglocken tief unten im See noch geläutet werden, einfach zu schauerlich. Der Kirchturm auf dem Cover hat gereicht, dass mich das Buch interessiert hat.

Da wusste ich noch nicht viel mehr. Von unseren Südtirolurlauben als Kind wusste ich auch von den Seperatisten dort, obwohl sich in den 80ern die Lage schon längst beruhigt hatte. Die Geschichte der Menschen ist ein Fluss mit vielen Zuläufen. Was mir gar nicht bewusst war, wie sehr die Seperationsbestrebungen mit den beiden faschistischen Systemen zu tun hatte. Durch das Buch sehe ich nun, wie der Fluss alles verbindet, auch, wenn auf die Seperatisten gar nicht eingegangen wird.

Trina, die Ich-Erzählerin, wollte eigentlich Lehrerin werden. Dann kommt Mussolini an die Macht, Deutsch ist unerwünscht. Trina lernt Italienisch, um doch noch eine Anstellung zu bekommen, aber auch das nützt ihr nichts. Um ihrem Schwarm Erich zu imponieren, unterrichtet sie verbotenerweise Deutsch.

„„Dann lass uns die Kinder nehmen und wegziehen.« »Nein!«, schrie er. »Warum willst du hierbleiben, wenn wir keine Arbeit mehr haben, nicht mehr Deutsch sprechen dürfen und sie unser Dorf zerstören?« »Weil ich hier geboren bin, Trina. Mein Vater und meine Mutter sind hier geboren, du bist hier geboren, unsere Kinder sind hier geboren. Wenn wir weggehen, haben die anderen gewonnen.«“

Viele der Geschehnisse erscheinen in der Gemengelage fast zwangsläufig. Die einzelnen Menschen gehen im Räderwerk der Geschichte unter. Viele Dörfler hoffen lange, dass darin auch die Idee des Staudamms untergehen wird.

Auf den italienischen Faschismus folgt der deutsche. In Trinas Leben wurde irgendwann dazwischen und auch deswegen eine große Leerstelle gerissen. Den Südtiroler:innen, die nicht zuvor „heim ins Reich“ sind, ist auch dieser nicht wohlgesonnen. Manche biedern sich an. Das ist nicht nur für Trina eine schmerzliche Erfahrung.

Dann folgt die Befreiung von den Nazis. Aber keine Befreiung von der Staudammidee. Denn der Kapitalismus wirkt fort und mit ihm auch dessen Begehrlichkeiten.

„Der Mann mit Hut zuckte die Schultern und nickte verständnisvoll. Er kannte sie gut, die Leute, er reiste schon ein Leben lang durch die Welt. Sie waren überall gleich, nur auf ihre Ruhe bedacht. Bloß nichts hören und nichts sehen. Auf diese Weise hatte er schon andere Dörfer geräumt, Stadtviertel entkernt, Häuser abgerissen, um freie Bahn für Gleise und Straßen zu bekommen, Felder zubetoniert, an Flussläufen Fabriken gebaut. Und seine Arbeit war nie krisengefährdet, denn sie florierte, wo das blinde Vertrauen ins Schicksal herrschte, der alles erleichternde Glaube an Gott, die Nachlässigkeit der Menschen, die nur ihre Ruhe wollen.“

Mit Trina bekommt diese Zeit und dieser Ort ein menschliches Gesicht und ich konnte sehr gut mit ihr mitfühlen.

Am Ende fehlte mir vielleicht ein Wenig die Quintessenz: Wie gehen wir damit um, wenn wir so behandelt werden? Vom Faschismus oder vom Kapitalismus. Wenn der Kampf, in dem sich gerade Erich verfängt, die Zerstörung der Heimat nicht aufhalten lässt? Wie gehen wir mit den Vertrieben um, die darunter leiden? (In der gestrigen Nacht, während ich das Buch zu Ende gelesen habe, ist das Flüchtlingslager in Moria abgebrannt)

Marco Balzanos Roman hat mich sehr bewegt. Vielleicht auch gerade, weil er darin als Italiener den Blickwinkel der damals Unterdrückten einnimmt. Neben der Quintessenz waren es mehrere kleinere Aspekte, die zusammenkamen, so dass ich nicht die volle Sternenzahl vergeben habe. Im ersten Drittel gab es mal einen Abschnitt, der mir sehr analenhaft vorkam. Trina und Erich führen für mich eine seltsame Ehe, auch, wenn die Liebe spürbar ist. Irritierend fand ich, wie die beiden überhaupt zusammenkommen. Ich fand Trina eine spannende Protagonistin, aber manchmal fehlte mir die feministische Position und Aussage hinter ihr. Historisch hätte sie sich über vieles vielleicht keine Gedanken gemacht, aber manchmal scheint sie mir zu passiv im Vergleich zu ihrer doch sehr rebellischen Grundhaltung. Dass sie ihre Wurt später zwar in Artikeln und Briefen aufschreibt, aber ihren Namen nicht genannt sehen will, fand ich ebenfalls irritierend. Gestört hat mich zudem, dass sowohl das N- wie auch das Z-Wort benutzt wird. Im ersten Fall markiert es die rassistische Einstellung gegenüber den Süditalienern, im zweiten will die Ich-Erzählerin nicht unordentlich herumlaufen. In beiden Fällen fand ich die Reproduktion dieser rassistischen Begriffe unnötig.

Fazit
Ein hochspannender Ort, bewegend erzählt, über drei Systeme, die aber letztendlich den Protagonist:innen alle die Heimat nehmen. Eine Empfehlung und 4 von 5 Sternen.

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Der Autor versteht es, den Lesen mit seinem Schreibstiel mitzunehmen in das
Schicksal der Hauptperson dieses Buches. Dieses beruht auf Tatsachen.
Er nimmt die Leser mit in ein Dorf in Südtirol zur Zeit vor dem 2. Weltkrieg,
währenddessen und danach im Kampf gegen einen Staudamm, der das Dorf
vernicht wird.

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Das Cover hat mich sofort angezogen, zu oft habe ich dieses Bild schon gesehen. Allerdings fehlten mir fundierte Hintergrundinformationen.
Jetzt bin ich dank dieser spannenden und sprachlich gut zu lesenden Lektüre endlich richtig informiert.
Es handelt sich um die tragische Geschichte der kleinen Dörfer Graun und Reschen und ihrer Bewohner im schönen Südtirol.
Anhand fiktiver Personen, im Vordergrund steht Trina mit ihrer Familie, taucht man als Leser schnell in die schweren Zeiten ein, die damals für die Bewohner herrschten.

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Die wahren Ereignisse in Südtirol sind der Grundstoff für diese fiktive Geschichte. Trina unsere Protagonistin hat Träume und sie werden durch die politische Lage zerstört und die junge Frau erlebt Dinge, die sich nie hätte vorstellen können. Eine ergreifende Geschichte mit tatsächlichem geschichtlichen Hintergrund. Sehr ergreifend und wenn man irgendwann einmal in Südtirol Ferien machen möchte, dann sollte man unbedingt dieses Buch vorher gelesen haben.

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Unglaublich gut und tiefgründig

"Sie machen Fotos mit dem Turm im Hintergrund und setzen alle das gleiche blöde Lächeln auf. Als wären unter dem Wasser nicht die Wurzeln der alten Lärchen, die Fundamente unserer Häuser, der Platz, auf dem wir uns versammeltem. Als hätte es die Geschichte nicht gegeben."

Trina wächst in Graun in Südtirol auf. Dort sind ihre Wurzeln, ihre Familie; dort heiratet sie Erich und bekommt zwei Kinder. Immer wieder wird sie vor die Entscheidung gestellt: will sie gehen oder bleiben? Nach dem ersten Weltkrieg gehört Südtirol zu Italien und wird nach und nach "Italianisiert", die deutsche Sprache wird verboten, die Menschen sind gezwungen Italienisch zu lernen oder auszuwandern. Trina, die vor kurzem die Lehrerausbildung abgeschlossen hat, darf nicht unterrichten. Sie lernt Italienisch und beschließt, die Kinder des Dorfes heimlich auf Deutsch zu unterrichten - ein gefährliches Unterfangen. Immer wieder wird von einem geplanten Staudamm in Reschen und Graun gesprochen. Mit dem zweiten Weltkrieg kommt nach dem Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich erneut eine Entscheidung: soll man ins Hitler Deutschland auswandern? Trina und Erich entscheiden sich dagegen. Im Krieg flüchten sie in die Berge und überleben nur knapp. Nach dem Krieg folgt der bittere Kampf der Dorfbewohner gegen den Staudamm - vergeblich.

Dieser Roman wird mich noch lange verfolgen. Ursprünglich erschien er unter dem Namen "Resto qui" und wurde von Maja Pflug ins Deutsche übersetzt. Marco Balzano versteht was vom Schreiben. Seine Sprache ist wunderbar unaufgeregt und doch poetisch. Mir gefällt die kluge und kämpferische Protagonistin Trina und die geschichtlichen Aspekte. Ich bin voll in die Geschichte eingetaucht und wollte nicht mehr hochkommen. Ein wahnsinnig gutes Buch!

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Wer kennt es nicht, dieses Foto vom versunkenen Kirchturm im Reschensee? Marco Balzano beschreibt in diesem eindrücklichen Roman die Geschichte des Dorfes Graun und seiner Bewohner, die mit der Überflutung ihres Dorfes 1950 alles verloren.
Erzählerin ist Trina. In einem Brief an ihre verlorene Tochter beschreibt sie ihr Leben in Graun. Als junge Lehrerin gibt sie den Kindern im Verborgenen Deutschunterricht. Sie und ihr Mann, ein Landwirt, sind mit ihrem Hof und dem Dorf tief verbunden. Als das Deutsche Reich viele Südtiroler nach Deutschland lockt, bleiben die beiden in ihrem Dorf. Im Krieg müssen sie in die Berge fliehen und als nach dem Krieg das scheinbar ewige Projekt des Staudamms Realität wird, leisten die beiden mit Leib und Seele Widerstand. Bis zum bitteren Ende.
Eine unbedingte Leseempfehlung!

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Ergreifende Geschichte, die durch ihre Erzählperspektive leider oft langatmig wirkt, ihr Ende dafür aber zu schnell abhandelt. Dennoch, nicht nur aufgrund des realen Hintergrundes, empfehlenswert!

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Heimat
"Ich bleibe hier" ist ein Roman von Marco Balzano, der in einem eher ungewöhnlichem Erzählstil geschrieben ist.
Trina erzählt die Geschichte aus ihrer Sicht in einem langen Brief an ihre verschollene, geliebte Tochter Marica. Das Hierbleiben hat in diesem Buch zwei unterschiedliche und auch tief bewegende Bedeutungen.
Sie wächst in einem Dorf in Südtirol auf, die Bewohner werden im Krieg vor die Wahl gestellt nach Deutschland auszuwandern oder in Italien zu bleiben. Sie bleiben und es sind sehr harte Zeiten, in denen sie den Krieg überstehen, frieren, hungern und sich verstecken müssen. Diese geschichtlichen Aspekte sind hier auch sehr anschaulich beschrieben.
Nach dem Krieg kehren sie in ihr Haus und ihr einfaches und armes Leben zurück und werden schon wieder vor die Wahl gestellt, ein Staudamm wird gebaut, sie können rechtzeitig wegziehen oder den Kampf aufnehmen. Die Entscheidung fällt wieder für ihr Heim und es wird beschrieben, wie die Menschen mit der neuen Bedrohung umgehen. Wie dieser Kampf ausgeht, sieht man schon auf dem Titelbild.
Die Geschichte ist hier sehr interessant aufgearbeitet und beschrieben, mir blieben die Personen leider alle sehr fremd und oberflächig.

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„Ich bleibe hier“ von Marco Balzano hat mich besonders wegen seiner Hauptprotagonistin Trina sehr berührt.
Einer Lehrerin, die trotz aller Widrigkeiten und dem Krieg Mut aufweist.
Eine Familiengeschichte, eine Erzählung über Faschismus und ein Roman über Heimatverlust.
Eine aussergewöhnliche Erzählkunst, Trina richtet das Wort direkt an ihre Tochter, dem ich zurecht eine grosse Leserschaft wünsche.

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Südtirol im 2. Weltkrieg: Gehen oder Bleiben? Trina entscheidet sich dafür zu bleiben und bringt den Kindern des Dorfes heimlich die deutsche Sprache bei. Sie leistet auch Widerstand, als für den Bau eines riesigen Staudamms Felder und Häuser überflutet werden sollen.

Das Buch wird nicht nur dadurch interessant, dass die Geschichte in der Art tatsächlich passiert ist. Es ist auch absolut fesselnd geschrieben, so dass man es nicht aus der Hand legen möchte.

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Sehr gut erzählte Geschichte einer Zeit, die wir nur am rande kennen, wenn übhaupt. Die Sprache bewegt sich auf dem Niveau der Hauptakteurin: "einfache Leute". Ich habe es sehr gerne gelesen.

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Ein sehr eindrücklicher Roman, der mir bewusst gemacht hat, was den Menschen in Tälern, in welchen ein Stausee gebaut wurde, angetan worden ist. Sie haben ihre Heimat "verloren", wurden sozusagen vertrieben und entwurzelt.
Umso mehr kann man die Menschen bewundern, die sich für eine aussichtslose Sache, weil vom Staat so beschlossen, derart einsetzen und bis zuletzt kämpfen.

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Ein großartiger Roman über die Bewohner des Dorfes im Vinschgau und deren Geschichte. Stimmungvoll und schonungslos. Jetzt weiß ich endlich, warum dieser Kirchturm im Wasser steht und das allein ist ein großartiges Verkaufsargument.
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Wenn man im Vinschgau unterwegs ist und das Dörfchen Graun passiert, kommt man an einem Stausee vorbei, aus dem noch der halbe Kirchturm ragt. Dieses Bild ist auf dem Titel des Romans zu sehen, und der Autor ist der Frage nachgegangen, wie es hierzu kam: was verbirgt sich hinter dem Schauspiel des überflutetem Turms und dem Wasser, das die alten Dörfer Graun und Reschen verbirgt? Der Stausee im Vinschgau ist der grösste in Europa, und Balzano zeichnet dessen Entstehungsgeschichte nach. Im Mittelpunkt des Romans stehen aber die Menschen, die es betroffen hat, die Bauern, die in den abgelegenen Tiroler Dörfern lebten, und die ihre Heimat verloren haben, als ihre Häuser, Äcker und Plätze geflutet wurden.
Der Roman ist aus der Sicht von Trine erzählt, die in Graun auf einem Bauernhof zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufwächst, dort ihren Mann Joseph findet, heiratet, und fest in ihrem Dorf verwurzelt ist. Trine berichtet von ihrem Leben, ihren Idealen, ihren Träumen, ihrer Familie und ihren Freundschaften, die auch immer eng mit den politischen Verhältnissen verknüpft sind: In Südtirol folgen bruchlos Faschismus und Nationalsozialismus aufeinander, und als endlich scheinbar Frieden einkehrt in der Region, wird der Staudamm gebaut, dessen Planung schon seit langen Jahren immer wieder dunkle Schatten voraus wirft.
Die Thematik des Romans hat mich interessiert und fasziniert – ich kenne zwar den Staussee im Vinschgau nicht, aber bei uns in Hessen gibt’s den Edersee, und auch bei dem Projekt sind Leute zwangsenteignet worden und man hat Dörfer geflutet. Hier ragt kein Turm mehr aus dem Wasser, aber die Dörfer sind durchaus noch zu sehen, und ich hab mich immer nach den Hintergründen gefragt. Da kam mir „Ich bleibe hier“ sehr gelegen.
Ich muss allerdings sagen, ich bin mit meiner Bewertung etwas zwiegespalten. Einerseits war das ein klasse geschichtlicher Abriss über die Zeiten des italienischen Faschismus und den italienischen, bzw. Tiroler Einsatz im zweiten Weltkrieg, und auch das Projekt Stausee und Zwangsenteignung war sehr gut recherchiert dargestellt. Andererseits hat mich die Geschichte von Trine und ihrem Mann überhaupt nicht gepackt. Die beiden sind für mich recht distanziert beschrieben, und ich konnte keine Nähe aufbauen. Trine ist eine der wenigen ich ihrem Dorf, die halbwegs gebildet sind – sie ist Lehrerin, die meisten Dörfler Analphabeten – aber die Art, in der sie erzählt, ist manchmal eher altbacken illiterat. Dörflerisch eben. Soll wahrscheinlich Authentizität beweisen, ich fands eher anstrengend. Und ich konnte Trine auch öfters emotional nicht nachvollziehen. Ich hab ein paar Anläufe gebraucht, um das Buch zu beenden. Und dabei hat das ebook nur 193 Seiten. Also, interessantes Thema, definitiv, aber die Protagonisten haben mich nicht erreicht, und ich kann den überschäumenden Lobeshymnen, die ich zu diesem Buch gelesen habe, leider keine eigene hinzufügen. Ich hab allerdings schon mehrfach gelesen, dass die Übersetzung ein wenig holprig sein soll, ich kann es nicht beurteilen, da mein Italienisch nicht ausreicht, um das Original zu lesen, aber hey, ich gebe dem Autor durchaus noch weitere Chancen 😉. Ich gebe hier nur eine bedingte Empfehlung, aber Balzano ist der aktuelle Star der italienischen Literaturszene, also mal schauen, was er als nächstes schreibt.

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Marco Balzano macht in seinem Roman „Ich bleibe hier“ Verluste erfahrbar, den Verlust von Identität, von Familie, von materiellem Gut und von Heimat. Er tut dies auf ruhige gelassene Weise, sprachlich knapp und einfach, aus ganz persönlicher Sicht seiner Protagonistin Trina, was dem Roman große Wucht und Eindringlichkeit verleiht.

Die von Balzano erzählte Geschichte des Bergdorfes Graun und einer Familie beruht auf historischen Tatsachen. Von Graun ragt mittlerweile nur noch der Kirchturm aus dem Reschensee, berühmte Touristenattraktion und Selfie-Hintergrund in Südtirol. Verschwunden unter dem Wasser ist das Dorf, in dem vor dem Zweiten Weltkrieg die junge Trina lebt und eine Ausbildung als Lehrerin macht. Mussonlinis Politik nach dem Marsch auf Bozen macht ihr einen Strich durch die Rechnung, er stellt die deutschstämmige Bevölkerung 1939 vor die Wahl zu bleiben oder nach Deutschland auszuwandern. Italienisch wird Amtssprache, Deutsch zu unterrichten ist verboten, und Trina bekommt keine Anstellung. Heimlich, mit Unterstützung des Pfarrers unterrichtet sie dennoch die Kinder in Speichern in der für die Gegend traditionellen Sprache Deutsch.
Trina erzählt die Geschichte in der Ich-Form, manchmal an ihre kleine Tochter gerichtet, die mit Trinas Schwägerin und deren Mann als sogenannte Optanten 1939 nach Deutschland verschwand.
Trina und ihr Mann Erich entscheiden sich 1939 zu bleiben, nach dem Pakt der beiden Diktatoren Hitler und Mussolini, die die Bevölkerung in Südtirol vor die Wahl stellten, entweder nach Deutschland auszuwandern oder in ihren Dörfern zu bleiben und als Menschen zweiter Klasde die Zwangsitalienisierung zu erdulden. Schikane, Verbot der Sprache und zersplitterte Familien bestimmen den Alltag.
Trina und Erich versuchen der Italianisierung ihres Dorfes zu trotzen und fliehen letztlich gegen Kriegsende zusammen in die Berge.
Im letzten Teil des Buches steht das Staudammprojekt im Mittelpunkt, das nach Unterbrechung während des Krieges wieder aufgenommen wird. Die Dorfbewohner veranstalten Proteste, besetzen die Baustelle und wenden sich an Behörden und die Kirche, angeführt von Trinas Mann Erich und vom örtlichen Pfarrer. Sie alle hoffen bis ganz zum Schluß, ihre Heimat retten zu können. Wie die Geschichte ausgeht ist bekannt.
Und erneut muss sich die Familie entscheiden, ob sie bleiben und in winzigen zusammengezimmerten Baracken oberhalb des Sees hausen oder das unterirdische Angebot auf Ausgleichszahlung und Umsiedlung annehmen.

Auf dem Cover sieht man den Kirchturm von Alt-Graun, der aus dem Wasser ragt. Ein Symbol des Widerstandes, ein Mahnmal für Ungerechtigkeit und Heimatverlust, für Verwüstung. Marco Balzano erzählt im Nachwort, dass ihn dieser Anblick zum Roman inspirierte, der eine Familiengeschichte mit der Geschichte Südtirols und Europas verknüpft.
Das Buch lebt von dieser Geschichte ebenso wie von der Protagonistin Trina, die auf eindrucksvolle Weise Verzweiflung, Resignation und Kampfgeist demonstriert. In ihrer Hilflosigkeit, mit der sie und ihre Familie den Machtspielen der Diktaturen, später denen der Bürokraten und Energiekonzerne ausgeliefert ist, vermag sie im entscheidenden Moment zu handeln, kraftvoll und mutig. Sie ist es, die die anmacht der Sprache und der Worte erkennt und an höchster Stelle gehört wird. Sie erkennt die Sprache als Teil der Identität und zugleich als Mauer, die gebaut wird, sieht die Schönheit und den Klang auch im verhassten Italienisch.
Das Besondere an Trina ist, dass sie erkennt, dass sie im Strategiespiel der Mächtigen eine Wahl hat und sich bewusst entscheidet, Dinge zu tun, auch wenn Angst und oft Überdruss und Resignation ihr Leben zeichnen. Insofern ist sie eine äußerst kraftvolle und sehr faszinierende Frauenfigur.

Das Buch ist ein Unterhaltungsroman in bestem Sinn, großartig und packend erzählt, lehrreich ohne zu belehren, mit einer eindrucksvollen Protagonistin. Was will man mehr!

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Rezensionstitel: Wenn ein Dorf im See versinkt

Das Cover:
Der im Reschensee stehende Kirchturm von Graun ist berühmt und zeigt auf dem Buchcover, um was es geht. Ich finde es zusammen mit dem Klappentext eine einladende Buchpräsentation.

Die Geschichte:
Im Vordergrund steht Drina, die Lehrerin, ihr Leben und das ihrer Familie von 1939-1943. In diesen Zeiten werden sie vor die Wahl gestellt auszuwandern, oder als Menschen zweiter Klasse unter den Faschisten im Dorf zu bleiben. Drina unterrichtet heimlich in Kellern und Scheunen, weil es ihr verboten war, ebenso wie die deutsche Sprache. Auch sollen für einen Stausee Felder und Häuser geflutet werden. Eine dramatische Zeit beginnt.
Meine Meinung:
Diese Geschichte hat mich sehr berührt, ich kannte zwar das berühmte Foto mit dem Kirchturm im See, aber nicht die Tragödie der zwei Dörfer und ihrer Menschen, die bereits lange Zeit vorher 1939 begann. Zuviel möchte ich hier nicht aus dem Nähkästchen plaudern, weil ich der Meinung bin, dass man, je weniger man weiß, desto intensiver in den Roman eintauchen kann. Der Autor hat diese wahre Geschichte um die beiden Dörfer mit einer Romangeschichte auf das Feinste verknüpft und Drina als Erzählerin eingesetzt. Er schreibt in einer leicht verständlichen, aber eindringlichen und doch ruhigen Sprache, die das ganze Drama dessen zum Ausdruck bringt, was damals geschehen ist. Das Buch hat mich so fasziniert, dass ich es nicht mehr aus der Hand legen konnte. Eine Geschichte die Gänsehaut hinterlässt.
Heidelinde von friederickes buecherblog

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Nach dem Ersten Weltkrieg hofften die Bewohner eines idyllisches Bergdorf in Südtirol, dass nun alles besser wird. Doch da kamen die Faschisten und die Leute wurden vor die Wahl gestellt: entweder nach Deutschland auszuwandern oder als Bürger zweiter Klasse in Italien zu bleiben. Trina kann sich kein anderes Leben, weit weg von ihrem Heimatdorf, vorstellen und bleibt. Trotz dem ihr aufgelegten Berufsverbot als Lehrerin, unterrichtet sie heimlich in Kellern und Scheunen. Doch als ein Stausee gebaut werden soll, der ihr Dorf unter Wasser stellen soll, muss sie aktiv werden. Und das, obwohl die Welt in einem weiteren Krieg versinkt.

Es ist immer wieder eindrücklich, wie der Zweite Weltkrieg sich auf unterschiedliche Regionen ausgewirkt hat. Da der Autor sich an Fakten über die echte Gemeinde Graun gehalten hat, erscheint dieser Roman wie ein Zeitzeuge. Da die Geschichte zudem eine Erzählung einer Mutter an ihre verschollene Tochter ist, wirkt sie sehr persönlich. Im Vordergrund steht der Kampf ums Überleben. Vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Und es zeigt sich: Im Leben kann man nicht immer des eigenen Glückes Schmid sein, sondern die äusseren Umständen machen mit einem, was sie wollen.

Ich fand den Roman sehr eindrücklich und da er ziemlich kurz ist, liest man ihn auch schnell weg. Eindeutig empfehlenswert mit 5 Sternen.

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Südtirol im zweiten Weltkrieg und kurz danach die Flutung zweier Ortschaften, deren Bewohner umgesiedelt werden, wenn sie nicht freiwillig die Gegend verlassen.

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Die eigenen Wurzeln

Trina ist eine mutige und engagierte Frau, die trotz ihrer schwer erarbeiteten Ausbildung unter dem Regime der faschistischen Italiener nicht ihrem Beruf als Lehrerin nachkommen darf. Sie entschließt sich heimlich zu unterrichten und begibt sich damit kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges selber in Gefahr. Gleichzeitig kämpft sie an der Seite ihres Mannes gegen einen Energie-konzern, der das Tal mit einen Staudamm fluten möchte und damit den Anwohnern ihre Heimat nehmen wird. Ein ungleicher Kampf um das Schicksal vieler Menschen...

Der erfolgreiche italienische Autor Marco Balzano hat mit "Ich bleibe hier" aus meiner Sicht einen sehr leidenschaftlichen und berührenden Roman geschrieben. Er erzählt die Geschichte in einem sehr angenehm zu lesenden Schreibstil, die mich schnell in die Zeit des frühen 20. Jahrhunderts entführt hat. Seine Hauptprotagonistin Trina hat schon nach wenigen Seiten als lebensfrohe und engagierte Frau meine Sympathien gewonnen und es machte Spaß ihrem ereignisreichen Schicksalsweg zu folgen. Marco Balzano gelingt es dabei die Lebensgeschichte der gesamten Familie so berührend und durch gut recherchierte historische Fakten authentisch zu schildern, dass es mir kaum gelang, das Buch zur Seite zu legen. Sehr schön arbeitet der Autor den leidenschaftliche Kampf um die eigenen Wurzeln heraus und verleiht der Geschichte damit viel Tiefe.

Insgesamt ist "Ich bleibe hier" ein aus meiner Sicht sehr gut gelungener Schicksals-Roman mit einem interessanten historischen Hintergrund, von dem man sich heute noch mit der markanten Kirche im See ein gutes Bild machen kann. Ich empfehle das Buch daher gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

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Graun, ein kleines Bergdorf im Vinschgau. Seit dem Ende des Ersten Weltkrieges gehört Südtirol zu Italien. Nach der Machtergreifung Mussolinis wird die deutschsprachige Bevölkerung zwangsitalienisiert. Trina, die so wie ihre Freundinnen Barbara und Maja, Lehrerin werden wollte, bekommt nun keine Anstellung, doch im Untergrund unterrichtet sie weiter die Dorfkinder in Deutsch. Trina heiratet Erich Hauser und zieht auf seinen kargen Bauernhof. Die Hausers führen fortan ein Leben im Widerstand: gegen Mussolinis faschistische Schwarzhemden, gegen Hitler, gegen den Bau des gewaltigen Staudamms, der den Untergang für das Dorf bedeutet.
In Trinas und Erichs Leben wird eine große Wunde gerissen, es ist ein Verlust an dem die Familie zu zerbrechen droht.
Der italienische Autor Marco Balzano schreibt in seinem Roman „Ich bleibe hier“ wider das Schweigen. Trina glaubt an das Wort als Mittel des Widerstands. In Graun sind die Menschen hart arbeitende Bauern und Handwerker. Trinas Mutter war eine sehr kategorische Frau, die die Welt mühelos in Schwarz und Weiß einteilen konnte.
„Sie hielt alle, die eine Schulbildung hatten, für unnötig schwierige Menschen. Faulpelze, Besserwisser und Haarspalter. Ich dagegen glaubte, das größte Wissen liege im Wort, besonders für eine Frau….Ich glaubte, sie könnten mich retten, die Wörter.“
Worte können alles sein, Trost oder Waffe, sie können Berge versetzen, wenn alles verloren scheint. Worte bedeuten Freiheit, können Brücken schlagen. Manchmal bleiben aber auch nur Worte, um zu verarbeiten, was das Leben mit einem gemacht hat.
Und so lässt Marco Balzano Trina erzählen, von der Zeit als die Dorfbewohner die italienischen Faschisten hassten und ein Rettung durch Hitlers Nazideutschland herbeisehnten. Sie erzählt vom Widerstand, von Flucht, von Trennung und Verlust. Balzanos Sprache ist schnörkellos, mitfühlend und bar jeglicher Sentimentalität.
Der Kirchturm von Reschen, der aus dem Wasser des Stausees hervorschaut, ist heute eine Touristenattraktion. Auch Marco Balzano hat diesen Kirchturm gesehen. Die Geschichte der Gegend und des Staudamms motivierte ihn „eine private und persönliche Geschichte anzusiedeln, in der sich die historischen Abläufe spiegeln und die (ihm) die Möglichkeit bot, ganz allgemein über Verantwortungslosigkeit, über Grenzen, über Machtmissbrauch und die Bedeutung des Wortes zu sprechen.“
Was bleibt, wenn einem zunächst die Muttersprache, dann das Zuhause, die Landschaft, die Existenz, die Heimat genommen wird? „Vorwärts gehen….das ist die einzige Richtung, die erlaubt ist. Sonst hätte Gott uns die Augen seitlich gemacht. Wie den Fischen.“

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Grandios erzählt ist diese Stück Zeitgeschichte eines Dorfes, das im wahrsten Sinne des Wortes vom Wellengang der Geschichte droht überspült zu werden.

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Fiktiv mit einem wahren historischen Kern

Graun ist ein kleines, idyllisches Dorf in Südtirol. Seit Jahrhunderten zusammengewachsen, werden die Bewohner von 1939 bis 1943 gefragt, ob sie nach Deutschland auswandern oder als Bürger zweiter Klasse in Italien bleiben. Die junge Trina entscheidet sich für ihr Dorf. Allerdings darf sie dann nicht als Lehrerin tätig sein, nur heimlich unterrichtet sie auf deutsch in Kellern und Scheunen. Da holt die italienische Regierung eine alte Idee erneut hervor: Ein Energiekonzern soll die Felder und Häuser für einen Stausee überfluten. Mit ihrem Ehemann leistet Trina Widerstand gegen diesen Plan.

Es ist ein bekanntes Bild: der Turm der Kirche, der aus dem See herausragt, passend auch auf dem Titelbild des Buches wiedergegeben. Der Autor Marco Balzano spinnt um die Geschichte der versunkenen Dörfer Reschen und Graun eine Erzählung, die sich an den historischen Hintergrund im letzten Jahrhundert anlehnt. Das Problem der Südtiroler, die weder so richtig italienisch noch so richtig deutsch sind, wird gut dargestellt. Bitter ist die Herangehensweise des italienischen Staates, das über die Bedürfnisse der Dorfbewohner hinweggeht. Das spiegelt Balzanos Geschichte gut wieder. Etwas gestört hat mich der Erzählstrang um Trinas Tochter Marica, es lenkt zeitweise vom eigentlichen Konflikt des Buches ab.

Diese fiktive Geschichte mit einem wahren historischen Kern empfehle ich gerne weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

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Konnte mich leider nicht 100% fesseln

„Ich bleibe hier“ ist ein Roman des italienischen Autors Marco Balzano und befasst sich mit den Ereignissen in einem Dorf in Südtirol, während der Zeit des Nationalsozialismus.
Die Handlung selbst ist dabei in drei Abschnitte unterteilt und wird zwar in Form eines zusammenhängenden Erzählstranges erzählt, ist aber eigentlich ein sehr, sehr langer Monolog oder Brief an die Tochter der Erzählerin.
Dabei besteht mir der Roman persönlich aus zu vielen Beschreibungen vom Gefühlsleben von Trina (der Erzählerin). Es ist nicht so, als wären die Emotionen nicht thematisiert worden, nur wurden sie eher beschrieben als durch die Handlungen der Charaktere wirklich gezeigt. Die Geschichte selbst ist traurig und bedrückend, denn im Kern geht es um die Auswirkungen des Faschismus und des Nationalsozialismus auf das Leben der Menschen in Trinas Heimatdorf und der Umgebung.
Das Buch las sich sehr schnell, aber für mich waren die historischen Hintergrundfakten interessanter als die tatsächlichen Charaktere, die der Autor entworfen hat.
Leider war die Geschichte nicht so fesselnd wie erhofft, die Charaktere zum Teil sehr oberflächlich und in Form von Stereotypen entworfen, die eher eindimensional daherkamen. Irgendwie hatte ich eine andere Erwartung an die Geschichte und war von der tatsächlichen Umsetzung dann enttäuscht. Trotzdem komme ich insgesamt noch auf 3 Sterne.

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Der Autor Marco Balzano war mir bis zu diesem Buch unbekannt. Die Sprache und der Stil von Marco Balzano sind trotz der Geschichte einfach unglaublich. Das Gelesene wirkte durch die Schreibweise sehr lebhaft und absolut emotional. Dieses Buch hat mir trotz sehr gut gefallen, vorallem weil es den nötigen Tiefgang besaß und eine aktuelle Thematik angesprochen hat.
Aufbau sowie Cover habe mir ebenfalls gut gefallen.

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Graun, ein Dörfchen in den Südtiroler Alpen. Die Bewohner führen ein hartes bäuerliches Leben.
Ihr Leben ändert sich, als die Faschisten in Italien an die Macht gelangen. Als später die Nazi-Deutschen kommen, wird alles noch schlimmer. Aber auch nach dem Krieg kann das Dorf nicht aufatmen, denn es soll einem Stausee weichen.
Erzählt wird die Geschichte dieses Ortes über mehrere Jahrzehnte aus der Sicht der Lehrerin Trina und ihrer Familie. Es geht um den Verlust der Heimat und die Ohnmacht gegenüber der Willkür der Mächtigen.
Großartig geschrieben, absolut fesselnd und mitreißend erzählt. Ein kleiner, aber wahrhaft großer Roman.

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Trina erzählt die Geschichte ihres Lebens. Sie ist eine klandestine Lehrerin die in Südtirol zu Zeiten des Duce heimlich Deutsch lehrt. Sie schreibt das Buch für ihre Tochter beziehungsweise richtet sie das Wort direkt an ihre Tochter.

Marco Balzanos schreibt „Ich bleibe hier“ sehr authentisch. Die Landschaft, aber vor allem das Leben und die Häuser der Menschen zu Beginn bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts in Südtiroler, genauer gesagt in Graun, konnte ich mir sehr gut vorstellen. Die Lebensweise ist einfacher, wenngleich die Arbeit um einiges härter ist.

Die Menschen in der kleinen Gemeinde leben hauptsächlich von der Landwirtschaft. Für große Träume ist kaum Platz. In der Enge des Tales werden diese erdrückte.

Die Schreibweise von Marco Balzanos ist absolut fesselnd. Ich bin nur so durch die digitalen Seiten gerast. Der zweite Weltkrieg rückt immer näher. Vom ersten Weltkrieg bekamen die Menschen in dem abgeschiedenen Dorf recht wenig mit. Wird Sie der zweite Weltkrieg ebenfalls verschonen? All diese Erzählungen rund um den zweiten Weltkrieg, die auch den Hauptanteil des Buches ausmachen, sind top. Mit einem schönen Spannungsbogen versehen, geben Sie tolle Einblicke.

Betrachtet man das Cover sieht man den für Graun beziehungsweise den Reschensee so charakteristischen Kirchturm, der aus dem See ragt. Insofern nahm ich an, dass die Geschichte des versunken Dorfes einen wesentlich größeren Teil der Erzählung einnehmen würde. Doch die Erzählungen zum Staudamm werden die ersten zwei Drittel vom Krieg in den Hintergrund gedrängt.

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Sehr ergreifend und emotional erzählt, dabei das karge Leben und die einfache Lebensweise der Südtiroler Bauern sehr gelungen porträtiert. Der Weg von Trina bis zu ihrer Entscheidung wird nachvollziehbar dargestellt. Ein Roman, der viel zu schnell gelesen war. Ein Autor, den ich im Auge behalten werde.

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- Tolles Setting und traurige Geschichte – leider kamen mir die Gefühle zu kurz! -

* Achtung: Die Rezension enthält Spoiler zum Ausgang der Geschichte (sie geht auf den heutigen Zustand des Ortes ein)! *

Inhalt

In „Ich bleibe hier“ begleiten wir die Südtiroler Lehrerin Trina von ihren Jugendjahren als Studentin bis ins mittlere Alter. Dabei muss die Bäuerin gegen viele Bedrohungen ankämpfen: den italienischen Faschismus, den Zweiten Weltkrieg und den Bau eines Staudamms, durch den ihr Heimatdorf überflutet und für immer zerstört werden soll.

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Ich-Erzähler, Präteritum
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: kurz
Tiere im Buch: - Es werden Tiere geschlachtet und getötet (sie ertrinken, werden mit einem Stock erschlagen), außerdem gibt es einen Kettenhund, ein Hund wird zurückgelassen und ein Hund wird an einen Schlachter verkauft.
Triggerwarnung: Tod von Tieren, Tod von Menschen, Mord, Blut, Gewalt, Krieg, Diskriminierung;

Warum dieses Buch?

Der Klappentext, der eine starke Protagonistin versprach, hat mich neugierig gemacht – außerdem wollte ich wieder einmal einen historischen Roman lesen.

Meine Meinung

Einstieg (2 Lilien)

„Bis zum Marsch auf Bozen verlief das Leben in den Grenztälern im Rhythmus der Jahreszeiten. Es schien, als käme die Geschichte nicht bis hier herauf. Sie war wie ein Echo, das verhallte.“ E-Book, Position 100

Es fiel mir schwer, in die Geschichte zu finden, weil ich mit dem Schreibstil Probleme hatte. Nach einem Drittel war ich dann endlich im Buch angekommen.

Schreibstil (3 Lilien)

Marco Balzano hat einen flüssigen und angenehm lesbaren Schreibstil. Die Sätze und Beschreibungen sind schnörkellos und klar, was mir gefallen hat. Leider empfand ich die Erzählweise aber auch als sehr nüchtern und emotionslos, was es mir schwer machte, mit den Figuren mitzufühlen und mitfiebern. Die Dialoge wirkten zudem hölzern, küsntlich und nicht besonders lebendig. Ob das wohl zum Teil an der Übersetzung liegt?

Idee, Inhalt, Themen & Ende (3,5 Lilien)

„Ich werde dir berichten, was sich hier in Graun abgespielt hat. An dem Ort, den es nicht mehr gibt.“ E-Book, Position 711

Marco Balzanos historischer Roman „Ich bleibe hier“ basiert auf wahren Begebenheiten. Der einsame Kirchturm, der mitten im Reschensee aus dem Wasser ragt und ein beliebtes Touristenziel geworden ist, bezeugt noch heute den Untergang des idyllischen Bergdorfes Graun, das beim Bau eines Staudammes überflutet wurde. Das Buch behandelt viele ernste Themen und ist nicht immer leicht zu verdauen. Es geht um Krieg, Faschismus, Diskriminierung, Sprache, Heimat, Verlust, Bildung, Mutterschaft, Familie und das Überleben unter widrigen Umständen. Auch das einfache, friedliche, aber auch harte Landleben in dieser Gegend, der Bau des Staudammes und die ungerechte Behandlung der Grauner Bevölkerung werden thematisiert. Für sein Buch hat der Autor sorgfältig recherchiert, was man auch merkt. Er hat dazu mit Augenzeugen gesprochen, aber auch viel schriftliches Material gesichtet.

In Briefen an ihre Tochter erzählt Trina ihre Geschichte. Obwohl die Vorkommnisse objektiv betrachtet teilweise schrecklich sind und obwohl einige Themen durchaus tiefgründig behandelt werden, blieben für mich die Gefühle leider beinahe vollkommen auf der Strecke. Die Geschichte konnte mich weder richtig emotional erreichen noch fesseln. Ich fühlte mich wie eine entfernte Beobachterin. Lediglich das zweite (und stärkste) Drittel des Buches konnte mich überzeugen, da gab es einige sehr starke, schockierende und berührende Momente, die ich nicht so schnell vergessen werde.

Ein weiterer Grund dafür, dass mich die Geschichte insgesamt etwas enttäuscht zurückgelassen hat, ist, dass der Klappentext meiner Meinung nach irreführend ist. Erstens nehmen der Bau des Staudammes und der Protest dagegen nur einen sehr kleinen Teil der Geschichte ein und werden dann auch schnell abgehandelt, was ich sehr schade fand. Dass das Buch eine halbe Biographie ist und Trina so viele Jahre lang begleitet, habe ich auch nicht erwartet. Zweitens wird die Protagonistin im Klappentext als starke, mutige Rebellin dargestellt, die „mit Leib und Seele“ kämpft – in Wirklichkeit ist sie das aber nur am Beginn, als sie nach dem Verbot heimlich Deutsch unterrichtet. Ab dann wird sie zu einer Mitläuferin, die großteils ihren Mann entscheiden lässt und ihm dann folgt und tut, was er sagt. Ich habe etwas anderes erwartet und bin daher enttäuscht. Vieles lässt Trina scheinbar emotionslos über sich ergehen. Vor allem bei der Szene mit dem Hund – wie konnte sie da zulassen, dass Erich sich durchsetzt? Ich würde mein Tier mit Zähnen und Klauen verteidigen, wenn es mir jemand wegnehmen wollen würde! Das Ende selbst fand ich dann aber wieder rund und gelungen – es hat mir gut gefallen.

Protagonistin & Figuren (3 Lilien & 2 Lilien)

„Es wird schon seinen Grund haben, wenn Gott und die Augen vorne eingesetzt hat! Das ist die Richtung, in die wir schauen müssen, sonst hätten wir die Augen an der Seite wie die Fische.“ E-Book, Position 743

Trina mochte ich als Protagonistin, besonders in ihrer Studienzeit, in der sie noch sehr frei und offen wirkte (später hinterlässt ihr hartes Schicksal seine Spuren an ihr). Ich habe sie gerne begleitet, auch wenn ich das Gefühl hatte, nicht an sie heranzukommen. Es blieb ständig eine gewisse Distanz, ihre Gefühle kamen zu oft nicht bei mir an. Das machte es sehr schwer (und bisweilen sogar unmöglich) für mich, eine emotionale Bindung zu ihr aufzubauen. Bis zum Ende ist mir das nicht richtig gelungen.

Auch die anderen Figuren blieben mir bis zum Schluss fremd. Sie wirkten großteils leblos, farblos und konstruiert, sie waren nicht greifbar für mich. Außerdem war mir Erich irgendwie latent unsympathisch – ich kann nicht genau sagen warum. Für mich sind liebevoll ausgearbeitete Figuren einer der wichtigsten Aspekte bei einem Buch – wenn sie mich nicht überzeugen, hat es ein Roman bei mir sehr schwer.

Spannung (3 Lilien) & Atmosphäre (3 Lilien)

„Das Tal war nicht mehr erfüllt vom Läuten der Kuhglocken und vom Rascheln des Grases. Der Lärm der Lastwagen und Traktoren hatte die Stille getötet.“ E-Book, Position 911

Es ist nicht so, dass ich die Geschichte langatmig fand – es gab durchaus einige Szenen, in denen mir der Atem gestockt hat, aber etwas mehr Spannung und Tempo hätten ihr meiner Meinung schon gutgetan. Der Spannungbogen baut sich im ersten Drittel sehr langsam auf und erreicht im zweiten Drittel seinen Höhepunkt. Auch im letzten Drittel gibt es noch einige spannende Szenen. Dazwischen bricht die Spannung immer wieder ein, was ich aber nicht so schlimm fand, da es sich um einen historischen Roman handelt und nicht um einen Thriller. Hauptsächlich waren es die Schrecken des Krieges, die Unterdrückung, die herannahenden Bedrohungen, die eine subtile Beklemmung und Spannung erzeugten.

Das Setting der Geschichte – ein idyllisches Bergdorf in Südtirol – und die ruhige, friedliche, aber auch einfache und genügsame Lebensweise dort mochte ich sehr. Teilweise waren die Beschreibungen sehr atmosphärisch und anschaulich, in manchen Momenten hätte ich mir aber auch mehr Details (besonders was das Aussehen von Menschen betrifft) für das Kopfkino gewünscht.

Feministischer Blickwinkel (3 Lilien)

Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Hu++

Was den feministischen Blickwinkel auf die Geschichte betrifft, bin ich zwiegespalten. Einerseits ist Trina intelligent, kompetent und durch ihr Studium besser gebildet, als alle Männer in ihrem Umfeld; sie ist in manchen Momenten sehr stark, setzt sich durch und trifft eigene Entscheidungen. Andererseits ordnet sie sich Erichs Meinung viel zu oft unter, lässt ihn viel zu oft entscheiden und lässt sich zu viel gefallen. Ich hätte mir eine emanzipiertere, rebellischere, energischere Trina gewünscht. Damals waren zwar die Geschlechterrollen zwar noch anders verteilt (das sehe ich ein), aber manche Geschlechterstereotypen hätten nicht sein müssen. Gestört haben mich auch Aussagen wie die, dass Erich mit dem Baby nichts anfangen kann, weil es noch nicht reden kann. Na, Glück gehabt, dass Frauen mit ihren Babys etwas anfangen können, denn wer würde sie sonst versorgen? So eine Aussage können sich nur Männer erlauben – ich finde es schade!

Mein Fazit

Marco Balzanos historischer Roman „Ich bleibe hier“ basiert auf wahren Begebenheiten, behandelt viele ernste Themen und ist nicht immer leicht zu verdauen. Ich mochte die Klarheit des angenehm lesbaren Schreibstils, die Protagonistin, das schöne Setting und das starke zweite Drittel des Romans mit seinen berührenden und schockierenden Momenten. Insgesamt lässt mich das Buch aber etwas enttäuscht zurück, was vor allem an der emotionslosen Nüchternheit des Schreibstils, am irreführenden Klappentext, an den hölzernen Dialogen und daran, dass mich das Buch emotional leider nicht erreichen und fesseln konnte, liegt. Von mir gibt es daher keine klare Leseempfehlung – aber da so viele Leser*innen von der Geschichte begeistert waren, solltet ihr dieser Reise nach Südtirol auf jeden Fall eine Chance geben! Vielleicht gefällt sie euch ja besser als mir.

Bewertung

Idee: 5 Lilien
Inhalt, Themen, Botschaft: 3,5 Lilien
Umsetzung: 3 Lilien
Worldbuilding: 3,5 Lilien
Einstieg: 2 Lilie
Ende / Auflösung: 4 Lilien
Schreibstil: 3 Lilien
Protagonistin: 3 Lilien
Figuren: 2 Lilien
Spannung: 3 Lilie
Atmosphäre: 3 Lilien
Emotionale Involviertheit: 2 Lilien
Feministischer Blickwinkel: 3 Lilien

Insgesamt:

❀❀❀ Lilien

Dieses Buch bekommt von mir drei Lilien!

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Hut ab Marco Balzano. Ein ganz tolles Buch. Hier passt alles. Eine spannende und
außergewöhnliche Geschichte, interessante Charaktere und eine fesselnde
Erzählweise. Empfehlung für jeden, der ein gutes Buch lesen möchte.

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Trina lebt mit ihrer Familie in Graun. Als Lehrerin in den Katakombenschulen erfährt sie die Unterdrückung der Faschisten am eigenen Leib. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ändert sich ihr Leben von Grund auf und dann gibt es noch die Bedrohung des Staudammes, in dem ihr Heimatdorf versinken soll.

Detailliert erzählt das Buch die Südtiroler Geschichte vom Ende des Ersten Weltkrieges, über die Italianisierung, den Einzug der Nazis und die Nachkriegszeit. Durch die Charaktere Trina und Erich bekommt man einen guten Eindruck, wie die Südtiroler diese Zeit erlebt haben, die sie bis heute prägt. Der Autor schafft es durch seine schnelle Erzählweise, viele Jahrzehnte in wenige Seiten zu packen, ohne das Wesentliche und die wichtigen Ereignisse dieser Zeit aus dem Auge zu verlieren.

Dieses Buch hat mich persönlich sehr berührt. Die Geschichte erzählt von den harten Zeiten der Südtiroler. Von allen Einschränkungen, die sie in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg erfahren mussten. Heute noch zeugt der Kirchturm im Reschensee von den Gräueltaten dieser Zeit und erinnert uns an die Opfer unserer Vorfahren und den langen Weg in die Autonomie.
Ich bin bereits mit hohen Erwartungen an das Buch ran gegangen und wurde nicht enttäuscht.

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sprachlich sehr schön, obwohl im bäuerlichen Milieu spielend. Schöner Lokalkolorit und gute Darstellung der Heimatverbundenheit.

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Eins meiner Highlights der letzten Zeit! Es ist die Geschichte Südtirols, die Geschichte eines Dorfes, das nun verschwunden ist. 'Ich bleibe hier' erzählt die Geschichte der jungen Lehrerin Trina. Es ist ein Buch über schwere Entscheidungen, Zerrissenheit, Zerstörung und Entwurzelung. Aber auch über Mut, Widerstand und den Willen sein Hab und Gut, seine Werte und Traditionen zu verteidigen.

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Ich habe bei der Lektüre dieses Buches noch einiges über die verschiedenen "Besatzer" dieses Landstriches gelernt. Genauso wie über den Bau des Stausees. Das Schicksal der Menschen in dieser Zeit ist nachvollziehbar beschrieben und fesselnd und flott zu lesen. Mir hat das Buch gefallen.

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Ich liebe Bücher, die den Lesern gut recherchiert in Romanform Geschichte näher bringen. Was Balzano in unaufgeregter, ruhiger Sprache schafft, bringt inhaltlich das Blut zum Kochen. Es geht um die Zeit des Faschismus unter dem Diktator Mussolini, dem Nationalsozialismus im Dreiländereck Österreich, Schweiz und Italien. Die Dörfer Reschen und Graun, einst beschaulich, wurde von diesen Ereignissen überrannt und fand sich plötzlich zu Italien gehörig. Die deutsche Sprache wurde verboten, Italiens Erlasse nur in italienischer Sprache verfasst, um die Dörfer auch über politische Entscheidungen im Unklaren zu lassen. Zu allem Übel schwebt über der Gegend auch noch das Damoklesschwert wirtschaftlicher Interessen: ein Staudamm-Projekt droht, die Dörfer im wahrsten Sinne zu verschlucken.
Ruhig und sachlich schildert Balzano die Aussichtslosigkeit gegen die Großen und Mächtigen und den Kampf und Zusammenhalt in der Dorfgemeinschaft. Und lässt den Leser nachdenklich und wütend zurück: Denken über die Kraft weniger, die sich nicht alles gefallen lassen wollen – und wütend über die Skupellosigkeit anderer. Ein lesenswertes Buch und eine wunderbare Charakterstudie!

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Ergreifende Geschichte!
Trina lebt im kleinen Ort Graun in Südtirol und möchte als Lehrerin unterrichten, doch der Faschismus kommt nach Südtirol und Deutsch als Sprache wird verboten. Und dies wird nicht die einzige Problematik sein, die Trina und ihre Familie in den nächsten Jahren erleben wird. Hartnäckig kämpfen sie gegen die Italiener, die Nationalsozialisten und den geplanten Staudamm, der das ganze Dorf unter Wasser setzen kann.
Endlich mal wieder ein tolles Buch, über das man während und nach dem Lesen noch lange nachdenken kann und sich mit den Personen und den historischen Fakten auseindersetzen wird.

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Ein Roman, der auf wahren Begebenheiten beruht. Dies macht die Geschichte noch berührender. Tolle Sprache, fesselnde Geshcihcte und dennoch so zart und gefühlvoll erzählt. Ein Roman, der man unbedingt lesen muss!

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Eine spannende Epoche, glaubwürdige Personen, die einem ans Herz wachsen und soviel himmelschreiendes Unrecht. Hat mir wirklich sehr gefallen und wird definitiv ein Sommertip. Für alle, die nach Italien reisen und für die, die daheim bleiben.

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Sehr viele Italienurlauber kennen das Titelbild des Buches – den Kirchturm, der aus dem Reschensee ragt und an das ehemalige Dorf Graun erinnert.

Das Buch teilt sich ganz klar in drei Teile – Die Jahre, Auf der Flucht und Das Wasser. Bereits daraus ersieht man die Dramatik der Geschichte.

Um diese Geschehnisse zu erzählen, hat der Autor die Romanfigur Trina aus Graun einen Brief an ihre Tochter Marcia schreiben lassen. Es beginnt mit ihren Träumen an die Zukunft als Lehrerin in Südtirol. Leider kommt Mussolini dazwischen und Südtirol wird italianisiert. Es ist für die Einheimischen eine schreckliche Zeit, denn sie dürfen nicht mehr deutsch sprechen und haben in ihrer Heimat kein Sagen mehr, sondern werden von Italienern bevormundet. Durch den Pfarrer ermutigt, unterrichtet Trina im Untergrund. Dann kommt Hitler und spaltet die Bevölkerung, jede Familie muß sich die Frage stellen, ob sie bleiben will oder ob sie bevorzugt, wegzugehen. Der eventuell bevorstehende Krieg und auch der geplante Staudamm schweben wie ein Damoklesschwert über der Bevölkerung. Nach Kriegsende ist ihre Leidenszeit nicht zu Ende, denn der Staudamm wird gebaut gegen den Widerstand der Dorfbewohner und das Ende des Dorfes ist besiegelt.



Der Mailänder Marco Balzano hat dieses Kapitel der Südtiroler Geschichte in einem Roman verarbeitet. Es finden sich viele historische Fakten und zur Abrundung hat er beispielhaft die fiktive Geschichte von Trinas Familie beschrieben. Sehr eindringlich, bewegend und emotional schildert er die Vorkommnisse. Als Leser konnte man sich sehr gut in die Personen hineinversetzen – hat mit ihnen gelitten und auch gekämpft. Wer will schon freiwillig den Ort verlassen, in dem man aufgewachsen ist, seine Wurzeln hat und eng verbunden ist. Sie wollten bleiben und haben schlußendlich ihren Heimatort verloren und zum Hohn mit einer skandalös niedrigen Abfindung.

Mittlerweile erinnern sich nur noch die Alten an das Ausmaß der ganzen Begebenheiten, gerade deshalb finde ich dieses Buch sehr interessant und lesenswert. Es war für mich ein berührendes Buch, das ich auf jeden Fall in Erinnerung behalten werden und hoffe, daß es viele Leser finden wird.

Von mir auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

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Trina lebt in einem kleinen Bergdorf am Reschensee in Südtirol. Als Mussolini an die Macht kommt, müssen sich die Einwohner in dieser Gegend entscheiden, ob sie in das Nazideutschland umsiedeln wollen oder ob sie dort bleiben und somit fortan fest zum faschistischen Italien gehören wollen. Wer bleibt, darf kein deutsch mehr sprechen und alle Behörden sind ab sofort italienisch. Im Dorf herrscht feindliche Stimmung untereinander. Dableiber gegen Optanten. Trina und ihr Mann Erich entscheiden sich zu bleiben.

Doch ein wichtiger Teil ihrer Familie wird gehen und Trina erleidet einen großen Verlust, den sie im Laufe ihres Lebens nicht mehr heilen kann. An diese Person ist die Lebensgeschichte geschrieben. Ein wunderschönes Stilmittel, was den Roman sehr persönlich macht und tief in die Gefühlswelt blicken lässt. Ebenso die hervorragende und einfühlsame Übersetzung von Maja Pflug.
Während der Krieg tobt und Hitler für viele zuerst als Befreier gilt, wird nebenher der Staudamm geplant. Mit der Hoffnung, dass die Pläne des Baues wie immer im Sande verlaufen, konzentrieren sich die Einwohner eher auf das Kriegsgeschehen. Gegen den Staudamm wird das Beten und Glauben schon was Ausrichten. Mehr braucht es scheinbar nicht zu tun. Doch Erich hält dagegen und er und seine Frau  leisten aktiven Widerstand. 

Beide historisch belegte Gegebenheiten (Politik und Bau des Staudammes) laufen nebenher. Die Figuren und das Schicksal dagegen sind fiktiv. Der Autor hat nach langer Recherche und Befragung einzelner Zeitzeugen versucht nah an der Historik und Ortschronik zu bleiben. Der Roman ist eine gelungene Mischung aus einer frei erfundenen Familiengeschichte und Dokumentation einer Gegend und ganzen Generation. 

Die Ebook Ausgabe habe ich vom Diogenes Verlag als Rezensionsexemplar bekommen und war so begeistert, dass ich mir den Roman sofort nach dem Erscheinen kaufen musste. 

Das Zeitgeschehen ist eingebettet in einem traurigen Familienschicksal und dies macht beides so interessant und lesenswert, dass man den Roman in kurzer Zeit durchgelesen hat.

Balzano schreibt über eine lebenslange Sehnsucht, nach dem was hätte bleiben sollen. Er beschreibt den Wandel und Verlust voller Demut und mit der unerbittlichen Hoffnung auf ein gutes Ende.

Wunderbar geschrieben, sehr gut recherchiert und toll übersetzt. Absolute Leseempfehlung!

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Graun in Südtirol, direkt an der österreichischen Grenze. In den 30ern sind die Bewohner zerrissen, ihrer Identität beraubt, sie fühlen sich nicht als Italiener... dann werden sie vor die Wahl gestellt: nach Deutschland auswandern oder bleiben und sich weiter nicht zugehörig fühlen. Schon da beginnen die Planungen für einen Staudamm. Die Faschisten haben immer mehr das Sagen, es gibt immer mehr Verbote... der Krieg steht vor der Tür. Und mitten drin sind Trina und ihre Familie um die sich dieses Buch dreht... und Trina rebelliert.

Fazit:
Der Kirchturm mitten im Reschensee hat mich schon immer interessiert, allein durch das Cover musste ich das Buch unbedingt lesen. Es hat mich sooo mitgerissen! Schon anfangs als es für Trina immer schwieriger wird zu unterrichten... am meisten werden mir aber die Szenen in den Bergen im Kopf bleiben, bitte sagt mir, dass dieses Buch verfilmt wird!!!
Abgesehen vom mitreißenden Stil war mir das Buch persönlich wichtig. Südtirol und seine Geschichte sind hier so nahe, ich hab mit vielen Südtirolern studiert und doch viel zu wenig Ahnung. Durch Trinas Geschichte kann ich mich besser einfühlen, ich habe das Gefühl, mehr Verständnis bekommen zu haben. Und ich muss jetzt dringend an den Reschensee... ist nur 1,5h entfernt!! 5/5 🌟 und eine klare Leseempfehlung!

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Der Kampf um die Heimat…

Ein idyllisches Bergdorf in Südtirol – doch die Zeiten sind hart. Von 1939 bis 1943 werden die Leute vor die Wahl gestellt: entweder nach Deutschland auszuwandern oder als Bürger zweiter Klasse in Italien zu bleiben. Trina entscheidet sich für ihr Dorf, ihr Zuhause. Als die Faschisten ihr verbieten, als Lehrerin tätig zu sein, unterrichtet sie heimlich in Kellern und Scheunen. Und als ein Energiekonzern für einen Stausee Felder und Häuser überfluten will, leistet sie Widerstand – mit Leib und Seele. (Quelle: Klappentext)

„Ich bleibe hier“ ist der neue Roman von dem italienischen Autor Marco Balzano – von diesem Buch habe ich im Vorfeld schon viel positives gehört. Und es ist wirklich ein besonderes, sehr berührendes Buch.
Schauplatz ist das kleine Bergdorf Graun in Südtirol, das in den Kriegszeiten zwischen die Fronten gerät: Im Jahr 1922 beginnen die Italiener die Region zu italianisieren, deutscher Unterricht ist ab sofort verboten. Die Deutschen bieten den Bewohnern Jahre später die Auswanderung nach Deutschland an.

„Man erkannte sie sofort, diese Fremden aus dem Süden, die mit dem Koffer in der Hand und der Nase in der Luft nie gesehene Steilhänge und zu niedrig hängende Wolken bestaunten.
Vom ersten Augenblick an hieß es: Wir gegen sie. Die Sprache des einen gegen die des anderen. Die Arroganz der plötzlichen Macht gegen das Pochen auf jahrhundertealte Wurzeln.“ – Seite 25, eBook

Hauptfigur ist die junge Frau Trina, die sich von Anfang an gegen eine Auswanderung und auch gegen das Verbot des Unterrichtens auflehnt. Sie fängt früh an, die Kinder des Dorfes heimlich in Kellern zu unterrichten. Mit den Jahren wird dieses und auch das Leben in dem kleinen südtiroler Bergdorf Graun, immer schwieriger, denn der Krieg rückt unaufhaltsam näher. Neben einem ganz persönlichen Drama, das sie nur schwer verkraften kann, besteht nun die Angst, dass ihr Dorf komplett ausgelöscht werden soll – es soll einem Stausee weichen. Doch sie wehrt sich…
Das Buch ist in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Trina geschrieben und zwar in Form einer Erzählung, die an ihre Tochter gerichtet ist. Es wird oft sehr berührend und im Mittelteil auch sehr dramatisch – sie beschreibt ihr ganzes Leben von der Jugend bis über die schweren Kriegsjahre hinweg. Der Roman ist mit 288 Seiten eher kurz, doch er ist ausdrucksstark, detailreich und intensiv geschrieben. Man ist sofort mitten in der Geschichte und die Schrecken des Kriegs werden spürbar.
Wir lernen auch Trinas Familie sehr gut kennen, aber der Zusammenhalt und gleichzeitig die Zerrissenheit im Dorf wird spürbar. Wie sich alles entwickelt – beginnend in der Vorkriegs- bis hin zur Nachkriegszeit. Trina hat vieles zu verkraften und wächst über sich hinaus…

„Ich dagegen glaubte, das größte Wissen liege im Wort, besonders für eine Frau. Egal ob Fakten, Geschichten, Legenden, Hauptsache war, man legte sich einen Vorrat davon an und hatte sie parat für den Moment, in dem das Leben komplizierter und leerer wurde. Ich glaubte, sie könnten mich retten, die Wörter.“ (Trina) – Seite 13, eBook

Auch die Anmerkung des Autors hinten im Buch ist interessant – er erzählt, wann er den Ort Graun zum ersten Mal besucht hat und erklärt, wie er schließlich die historischen Fakten des Dorfes mit fiktiven Figuren zu einem Roman verwoben hat.

Mein Fazit: Ein sehr berührendes Buch, das mit seinem intensiven Schreibstil von der ersten Seite an fesselt. Beeindruckend ist die starke Hauptfigur, die in den verschiedenen, aber immer schwierigen Zeiten über sich hinauswächst und für den Erhalt ihrer Heimat kämpft. Bewegend und sehr lesenswert!

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Ich bleibe hier“ erzählt die Geschichte von Trina, die Graun im Vinschgau lebt. Ihr Vater ist Schreiner, das Leben ist einfach. Trina wird Lehrerin, doch bevor sie auch nur einen Tag unterrichten kann, nimmt ihr Mussolinis Faschismus diese Möglichkeit. In Südtirol wird alles verboten was deutsch ist, Trina kann zwar Kinder heimlich auf Deutsch unterrichten, allerdings ist das mit großen Gefahren verbunden. 1939 müssen die Südtiroler wählen, entweder bleiben und endgültig italienisch werden, oder die Heimat verlassen und ins Deutsche Reich ziehen. Im Laufe des zweiten Weltkriegs wird auch Südtirol von den Deutschen besetzt, doch auch das bringt keine Freiheit. Und als der Krieg zu Ende ist, gibt es speziell in Graun und in Reschen keinen Frieden. Die italienische Regierung setzt nun die jahrelangen Pläne eines Stausees um.

Der Reschensee mit seinem einsamen Kirchenturm darin, ist mir seit meiner Kindheit ein Begriff, war doch der Reschenpass schon immer die bevorzugte Strecke meiner Eltern um nach Südtirol in den Urlaub zu fahren. Dass für diesen Stausee mehrere Dörfer geflutet wurden, wusste ich schon früh. Durch dieses Buch wurde mir der jahrelange Kampf der Bewohner dagegen, noch einmal näher gebracht. Wobei die Anwohner lange nicht glaubten, dass das Vorhaben tatsächlich umgesetzt werden würde.

Marco Balzano erzählt hier nicht nur die Geschichte des Stausees, sondern auch die ganz Südtriols. Unter den Faschisten Mussolinis war alles deutsche verboten, Kinder wurden in sogenannten Kellerschulen auf Deutsch unterrichtet. Als dann die Option kam, wurde die Bevölkerung noch einmal zerrissen, in die, die bleiben wollte und die Optionierer, die ihre Heimat verließen. Als diese nach dem Krieg teilweise zurückkamen, wurde der Riss in der Gesellschafft noch einmal deutlich, das Gehen wurde ihne