Fliegende Hunde

Roman

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Erscheinungstermin 09.03.2018 | Archivierungsdatum N/A

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Zum Inhalt

»Russische Mädchen schlagen sich durch, verlieben sich und ekeln sich dabei. Ein freches, leidenschaftliches, kluges Buch.« Wladimir Kaminer

Oksana und Lena wachsen in einem tristen Vorort von St. Petersburg auf. Sie teilen alles:  Träume, Sorgen, erste Berührungen – Nächte, die es nicht geben darf. Um ihnen zu entkommen, zieht Lena zum Modeln nach China, wo ihr Körper Fotografen, Agenten und schmierigen Kunden gehört. Oksana taucht immer tiefer in eine Online-Community ab, in der Magersüchtige die Belagerung von Leningrad nachahmen und Rezepte für Ledergürtelsuppe und Erdkaffee austauschen. Als Lena in den Ferien nach Hause kommt, müssen beide Entscheidungen treffen. Ein Roman über die Freundschaft und zarte Liebe zweier junger Frauen, die auf ihren unterschiedlichen Wegen ihr Glück und sich selbst suchen – und dabei zu Konkurrentinnen werden.

»Russische Mädchen schlagen sich durch, verlieben sich und ekeln sich dabei. Ein freches, leidenschaftliches, kluges Buch.« Wladimir Kaminer

Oksana und Lena wachsen in einem tristen Vorort von St...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783961010066
PREIS 20,00 € (EUR)
SEITEN 224

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Oksana und Lena träumen von einer schönen, einer besseren Zukunft. Während Oksana in ihrem russischen Dorf zurückbleibt und ihre Schule weitermacht, geht für Lena ein Traum in Erfüllung. Sie darf als Model nach China reisen. Doch wieviel hat ihr Traum mit der Wirklichkeit zu tun?

Die Autorin lässt ihre beiden Protagonistinnen abwechselnd ihre Sicht der Dinge erzählen. Die Schilderungen von Oksana, was da auf dieser russischen "Diät-Seite" abging, waren hammerhart und schonungslos dargelegt. Das ist so abartig und dadurch, dass man den geschichtlichen Bezug auf die Blockade von Leningrad bekommt, wirkt das Geschehen doppelt schlimm. Mir war nicht bewusst, was da in den Kriegsjahren geschah! Warum man so ein schlimmes geschichtliches Ereignis als Vorlage für eine Diätidee nimmt, ist fast schon grausam. Durch Oksanas Recherchen bei Zeitzeugen, wurde dieses geschichtliche Ereignisse noch realer. Für Lena lief auch nicht alles so, wie sie es sich erträumte. Ich hatte bei ihr das Gefühl, dass sie gerne einen Schlussstrich ziehen wollte, sie sich aber nicht eingestehen konnte, dass ihr Traum nicht der Realität entspricht. Die Freundschaft der beiden wurde auf eine harte Probe gestellt.

Durch die kurzen Kapitel war das Buch sehr abwechslungsreich und ich fand es durchaus interessant zu lesen. Die Autorin hat einen sehr flüssigen und fesselnden Schreibstil, der das lesen leicht macht. Hier handelt es sich aber nicht um ein lustiges Unterhaltungsbuch, sondern es geht um sehr tiefgehende, ernste Themen. Das Buch wirkt definitiv noch nach!

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Oksana und Lena kennen sich schon ewig. Sie wohnen Tür an Tür und selbst ihre Mütter kannten sich schon, bevor sie schwanger wurden. Die beiden besten Freundinnen sind sich selbst genug. Doch als Lena die Chance hat, als Model ein paar Monate in Shanghai zu verbringen, scheint Oksana schnell vergessen. Lena will raus: Raus aus dem Vorort, raus aus der Armut, einfach weg, am besten ohne einen Blick zurück. Und Oksana? Die hat Heimweh nach ihrer Freundin, schwankt zwischen Vermissen und Wut und flüchtet sich in ein Onlineforum, das eine seltsame wie gefährliche Diät zelebriert.

Ich war gleich drin in dieser Geschichte, die abwechselnd aus Oksanas und Lenas Perspektive erzählt wird. Wlada Kolosowa hat mich mit ihrer bildhaften Sprache, dem echt wirkenden Russland und den authentischen Charakteren direkt mitgenommen. Auch wenn Kolosowa in ihrem Roman viele Themen anspricht, verzettelt sie sich nicht. Magersucht, Freundschaft, Liebe, der Mut zu den eigenen Gefühlen und dem eigenen Körper zu stehen, Armut und Krieg. Auch wenn das eine gewagte Mischung zu sein scheint: Hier fügt sich alles zu einer absolut runden Geschichte zusammen.

Kolosowa schafft es, auch bei ernsten Themen den Witz nicht zu verlieren. Ob in der grauen Vorstadt, wo nur die Perspektive bleibt, so zu werden wie seine Eltern oder im fernen Shanghai, wo die Grenzen zwischen Modellleben und Prostitution viel zu fließend scheinen. Mit einem kleinen Satz, einer herzlichen Geste oder leiser Ironie scheint alles gleich viel weniger dramatisch. Aber auch in die andere Richtung wurde ich überrascht: Ein einfacher Supermarktbesuch bei den nicht viele Worte fallen und dann kommt plötzlich so ein Satz, der mir fast die Tränen in die Augen treibt.

„Schau mal, all die Hunde hier. Es gibt große und kleine, dürre und flauschige. Und jeder von ihnen hat jemanden, der ihn für den besten hält.“ Dann lief er schweigend zum Ausgang, unsichtbare Steinchen unter seinen Füßen wegkickend. - S. 85

Fliegende Hunde ist einfach ein rührendes Buch, das Lesern jeglichen Alters gut gefallen dürfte. Ich mochte es sehr und kann auch nach längerem Nachdenken nichts finden, was mich gestört hätte. Mal herzlich, mal ernst. Mal lustig und mal nachdenklich. Ein tolles Debüt, das unbedingt gelesen werden sollte!

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Sehr beeindruckend: mit nur kleinen Abstrichen.
Zwei sechzehnjährige Mädchen in Krylatowo, einem sozial benachteiligten Stadtteil von Petersburg. Lena gelingt der Sprung über einen, in ihrer Schule veranstalteten Modelwettbewerb nach Shangai, Oksana, neidisch, bleibt zu Hause und findet sich dick.

Wlada Kolosowa schreibt einen bittersüßen Roman über eine Mädchenfreundschaft, über eine tiefe Beziehung, die am Ende scheitert. Die beiden Personen sind fein und süß gezeichnet, filigran fast, aber keine Spur süßlich. Der Roman hat mir sehr gut gefallen! Die Figuren sind authentisch und wunderbar entwickelt.

Die Tätigkeiten, Gedanken und Erlebnisse der Mädchen sind witzig und tragisch. Jede kämpft in ihrer Welt mit Entfremdung, Identitätsfindung und Heimweh nach der anderen. Über den Kontrast von Oksanas Figurproblemen zur Leningrader Hungersnot durch Belagerung im Zweiten Weltkrieg, eine intelligente feine Nebenlinie, muss man einfach schmunzeln, trotz aller Tragik.

Wlada Kolosowa, geboren 1987 in Petersburg, erzählt leicht wie eine Feder, die Lektüre macht sehr viel Spaß, sie ist voller schöner Metaphern und Vergleiche. Denn die Autorin kann ganz wunderbar mit Sprache umgehen, ein vielversprechendes Talent! Bis ungefähr Seite 185 gab es nicht ein Jota an dem Roman auszusetzen.

Danach ist der Roman immer noch schön, fällt aber ein wenig ab, nicht viel, aber doch, weil die Autorin einem Anfängerfehler erliegt und des Guten zuviel tut. Manchmal genügt es, zu sagen: es schneit. Man braucht für das Selbstverständlichste keinen Vergleich. Und in der Einfachheit liegt auch Schönheit.

Die verwendeten Bilder und Beobachtungen stimmen aber immer noch und sind immer noch schön. Bis auf eines, ich zitiere: „Oksanas Gehirn lief immer weiter heiß, ohne dass sie es bremsen konnte“. Bitte nicht so was!! Solchen Müll brauchen wir nicht in einem sonst so tollen und kunstfertigen Roman.

Leider kann es sich die Autorin nicht verkneifen, hintenraus zu viel Gewicht auf die Leningrader Katastrophe zu legen. Auch hier wäre weniger mehr gewesen. Ich war drauf und dran, mich mehr für dieses historische „Detail“ zu interessieren, bekam dann aber deutlich zu viel Information. Anfüttern ist gut, Belehrung und Draufrumreiten ist schlecht. Auch im Hinblick auf die sozialen Netzwerke, in denen sich eins von den beiden Mädchen verfangen hat, hätte man das überdeutlich Belehrende hintenraus nicht gebraucht, wodurch der Witz und die Spritzigkeit des Romans gelitten haben, man hätte auch ohne erhobenen Zeigefinger verstanden!

Fazit: Insgesamt ein beeindruckendes Debüt einer vielversprechenden Autorin, die innovativ mit Sprache umgeht, sie dabei aber nicht verhunzt wie manch anderer Jungautor. Der Leser sollte Wlada Kolosowa im Auge behalten, sie könnte Preise gewinnen!

Kategorie: Gehobene Literatur
Verlag: Ullstein, 2018

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In diesem Roman begleitet man die beiden russischen Mädchen Oksana und Lena - 16 Jahre alt - und beste Freundinnen auf einen kleine Weg zum Erwachsen werden. Lena wird Model und geht nach China - sie berichtet über ihre Erlebnisse und Gedanken. Oksana bleibt im Ort Krylatowa und beschäftigt sich mit abstrusen Diäten.
Abwechselnd berichten die beiden Protagonistinnen über ihre Erlebnisse. interessant, atmosphärisch und angenehm zu lesen.

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Dies ist ein Buch über eine Freundschaft. Dies ist ein Buch über die Liebe. Dies ist ein Buch, über das, was passierte als die Grenzen verschwammen.

 Der liebevolle Blick der Autorin, Wlada Kolosowa, die mit 12 Jahren aus St. Petersburg nach Cottbus kam, und 12 Jahre später mit den Augen einer deutschen Touristin von Couch zu Couch surfte, auf das Heimatland ihrer Familie, macht die Geschichte so berührend. Ihre damalige Reise hat sie  in „Russland To Go – Eine ungeübte Russin auf Reisen“ verarbeitet, das 2012 erschien. Wie sich das Leben junger Russen jenseits der mondänen und hippen Hotspots wie St. Petersburg und Moskau anfühlt, hat sie sehr eindrucksvoll in ihrem Debut dem Coming-of-age Roman  Fliegende Hunde dargestellt.

Lena und Oxana, beide 16, leben seit ihrer Geburt Wand an Wand in dem fiktiven St. Petersburger Vorort, Krytylowa, eine Trabantenstadt, die es an Tristesse mit jeder Hochhaussiedlung  von Paris oder Hamburg aufnehmen kann. Bröckelige Betonwüsten, aufgestapelte Quader, Pioniertaten der egalitären Sowjetarchitekten, davor heruntergekommenen Spielplätze, von deren Geräten die Farbe wie billiger Nagellack abplatzt,  auf den Bänken  je nach Tageszeit jungen Müttern, alten Omis oder notorische Freilufttrinker.

Diese Freundschaft, die ihnen in die Wiege gelegt worden zu sein scheint, bindet sie aneinander, so dass die Außenwelt, die Eine nicht ohne die Andere denken kann. Von diesem Gefühl der Einheit, bei der sie gemeinsam im Jungmädchenbett liegen und an Fenster fliegende Hunde beobachten, zum Einssein sind es nur wenige Zentimeter gewanderter Fingerspitzen unter der Bettdecke. Das kann die Einzelne stärken, oder so sehr verwirren, dass sie flieht.

Und Lena, die lange Dünne, die hier alle Jungs abfällig nur Rechen nennen, die mit ihren straßenköterblonden Haaren und den Glubschaugen, noch immer ungeküsst ist, und deren Schulnoten eher mittelprächtig sind als das sie ihr Ticket für eine bessere Zukunft sein könnten, befreit sich aus der Symbiose.

Sie nutzt die Chance, das Versprechen einer Modelkarriere auf dem großen aufstrebenden Markt im Land des Mitte, wo groß, fettlos und mitteleuropäisch noch gefragt ist. Lena zerschneidet die Nabelschnur, bringt über 9000 km zwischen sie beide. Sie lässt Oxana zurück mit der gemeinsamen Vergangenheit und macht sich auf in die Zukunft, die für sie in Shanghai liegen soll.

Als sie sich dann einfach nicht bei der Freundin meldet, füllt Oxana, den Hunger nach Nähe, nach Lena, mit der Mitgliedschaft in einem perversen Internetforum, über das sie bei ihrer Recherche für eine Schularbeit gestoßen ist. In diesem Geheimbund versuchen junge, namenlose Russinen die ultimative Magerkeit durch die minimale Kalorienmenge, die den Einwohner St. Petersburgs, damals noch Leningrad, während der Blockade der Stadt vom September 1941 bis zum Januar 1944 zur Verfügung stand, zu erreichen. Damals verloren etwa 1,1 Mio. Zivilisten ihr Leben, Die meisten von ihnen verhungerten.

 Qxana wird durch ihr Geschichtswissen zur Blockade und die eingestellten Rezepte der dementen Großmutter Lenas, die die Blockade dank Ledersuppe mit Nelkenbeigabe und Kleisterbuletten überlebt hat, zur mit Likes und Herzchen dekorierten Koryphäe, ein "hot ranked member" der bizaren Leningraddiät. Und dass, obwohl sie beim von der Handycamera aufgenommenen und zur Massenkritik durch die Kampfdiätlerinnen freigegebenen Wiegen und Speckfalten Messen genau so mogelt wie beim Hungern.

Als nach Wochen des Wartens endlich eine Mail bekommt, ist es als hätte ihr eine Fremde geschrieben, nichts als klischeehafte Beschreibungen eines Vogue-Model-Lifestyles. Das die weder etwas mit Lenas realen Leben in ihrer restlos überbelegten Model-WG in Shanghai, zwischen stinkenden chinesischen Instanttütensuppen, entmenschlichten Anziehpuppenjobs in wenig glamourösen Lagehallen und einem übergriffigen Betreuer. Das um 9 das Licht ausgeht wie in einem Mädchenpensionat in den 50ern, dass der chinesische Markt schon nicht mehr schreit nach russischen Gesichtern, dass die Alternative, der ungefragten Mädchen das Abendprogramm mit ältlichen Herren ist, schreibt sie nicht.

Lena wählt das Alternativprogramm in Form eines ältlichen Fotografen, Rafik, mit dem sie relativ erfolgreich ihren Körper gegen bessere Jobs tauscht, statt Sommerkleidchenphotos in eisiger Kälte, lebendige Attraktion zum Anfassen für Jedermann in einem Freizeitpark, win-win würde sie sagen.

Nach drei Monaten Trennung kehrt Lena zurück, zwischen Fremdeln und Freude schwankend, kommt es an ihrer gemeinsamen Geburtstagsfeier zu unerwarteten Erkenntnissen.

Kolosowa ist mit ihrem Debut eine spitzzüngige, pointierte Darstellung des Alltags weiblicher, russischer Teenager am Rande der großen Stadt gelungen, die sich, wer hätte das gedacht,  essentiell wenig unterscheidet von der in anderen großstädtischen Randgebieten dieser Welt, genau so wenig, wie das Thema Frauenfreundschaft literarisch unberührt ist und doch gelingt es ihr, dem Kanon etwas Neues, Lesenswertes hinzuzufügen. Sie bleibt nah bei ihren Figuren und stellt sie trotz schonungslosem Blick auf die Realität, der sich nie als Anklage liest, nicht bloß.  Ein lesenswerter Roman.

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