Die Summe aller Möglichkeiten

Roman

Dieser Titel war ehemals bei NetGalley verfügbar und ist jetzt archiviert.

Bestellen oder kaufen Sie dieses Buch in der Verkaufsstelle Ihrer Wahl. Buchhandlung finden.

NetGalley-Bücher direkt an an Kindle oder die Kindle-App senden.

1
Um auf Ihrem Kindle oder in der Kindle-App zu lesen fügen Sie kindle@netgalley.com als bestätigte E-Mail-Adresse in Ihrem Amazon-Account hinzu. Klicken Sie hier für eine ausführliche Erklärung.
2
Geben Sie außerdem hier Ihre Kindle-E-Mail-Adresse ein. Sie finden diese in Ihrem Amazon-Account.
Erscheinungstermin 09.08.2017 | Archivierungsdatum 01.12.2017

Zum Inhalt

»Das ist das Problem mit dem Leben, dachte Antoine. Dasjenige, das man hat, ist immer zu eng, und das, das man gern hätte, ist zu groß, um es sich auch nur vorstellen zu können. Die Summe aller Möglichkeiten ist das Unendliche, das gegen Null tendiert.« »Olivier Adam ist einer der spannendsten Schriftsteller der letzten fünfzehn Jahre.« Niklas Bender, Frankfurter Allgemeine Zeitung »Olivier Adam ist Meister darin, nichts zu beschönigen, nichts zu versprechen und doch weht Hoffnung und Sehnsucht in das Erzählte.« Sylvie-Sophie Schindler, Galore, Juni 2017 Was bleibt vom Zauber der Côte d‘Azur, wenn die Touristen abreisen? Der Amateurfußballer Antoine wird beinahe tot geschlagen, seine Heimat, ein kleiner Badeort, von einem Sturm verwüstet. Am Strand taucht eine junge Frau auf, sie spricht kein Wort, und mehrere Männer verschwinden spurlos. Der Fußballtrainer, die Sozialarbeiterin, der Kommissar, Antoines Freunde und Familie, seine Mannschaft und deren Gegner, seine Feinde – sie alle versuchen zu ergründen, was geschehen ist. Sie sind auf sich selbst zurückgeworfen, kreisen um Träume, Pläne, die Liebe. Olivier Adam zeichnet das Panorama eines Frankreichs in der Krise und empfiehlt das Gegengift: Mitgefühl.

»Das ist das Problem mit dem Leben, dachte Antoine. Dasjenige, das man hat, ist immer zu eng, und das, das man gern hätte, ist zu groß, um es sich auch nur vorstellen zu können. Die Summe aller...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783608980332
PREIS 25,70 € (EUR)
SEITEN 445

Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

In einem französischen Touristenstädtchen an der Côte d‘Azur wird Antoine, der Spielemacher der örtlichen Fußballmannschaft bei seiner Arbeit auf dem Campingplatz zusammengeschlagen. Dieser Vorfall hat Auswirkungen auf die Leben seiner Bekannten, Freunde und Feinde.

Olivier Adam hat mich mit seinem Roman fasziniert. Jedes Kapitel ist aus der Sicht einer anderen Person geschrieben, jedes Kapitel liefert neue Einblicke in das Geschehen. Egal ob es sich dabei um Personen handelt, die Antoine sehr nahestehen oder ob es zufällig ausgewählte Touristen sind: jeder ist irgendwie in das große Ganze verstrickt. Der Autor verwebt diese einzelnen Episoden sehr geschickt, nach anfänglichen Schwierigkeiten findet man sich als Leser schnell zurecht. Man erkennt, dass jeder sein Päckchen zu tragen hat, denn quasi alle Figuren erleben gerade eine persönliche Krise, einen Schicksalsschlag. Somit ist der Ton meist eher düster und oft eher melancholisch. Die Unruhe und aufgewühlte Stimmung umrahmt der Autor mit einem Sturm, den er über das kleine Dorf ziehen lässt. Ein rundum gut durchdachter Plot. Sprachlich beschränkt sich Adam oft auf kurze Sätze, die umso prägnanter formuliert sind. Seine Szenarien wirken authentisch und geben eine ansprechenden Gesellschaftsstudie wider. Vom Stil her eher anspruchsvoll geschrieben, thematisch düster und nachdenklich machend, hat mich dieser Roman doch in der Summe sehr gut unterhalten.

War diese Rezension hilfreich?

Zweiundzwanzig Figuren, deren Wege sich im L'Estérel im Hinterland der Côte d'Azur kreuzen. Antoine, großes Fussballtalent, der jedoch an seinem unkontrollierten Temperament immer wieder scheitert und beruflich sowie im Privatleben nicht auf einen grünen Zweig kommt. Mit Baseballschlägern niedergeknüppelt und beinahe tot wird er ins Krankenhaus eingeliefert. Sein Freund Jeff scheint etwas zu wissen, ist aber selbst vor Angst wie gelähmt. Antoines Schwester Louise hat andere Sorgen, sie will nicht mehr länger die Ersatzmutter für ihn spielen. Die Mutter seines Sohnes Nino, Marion, ist zwar in einer neuen Partnerschaft, kann jedoch die noch vorhandenen Gefühle für ihren Ex nicht leugnen. Im Krankenhaus liegt auch Paul, der gerade seine geliebte Hélène verloren hat, dabei wollte er doch mit ihr in den Tod gehen. Ebenso wie Léa, deren Eltern sie seit Monaten vergeblich suchten. Die Polizei hat viel zu tun, nicht nur der Überfall auf Antoine wirft Fragen auch, auch ein Einbruch und das mysteriöse Verschwinden gleich mehrerer Bewohner stellt sie vor Rätsel.

Die Figuren geben sich buchstäblich den Staffelstab in die Hand. Nacheinander begegnen sie sich und erzählen ihre Geschichten und Sichtweisen. Antoine beginnt, bevor er an Marion übergibt, die bei ihrem Job im Hotel dem alten Ehepaar Paul und Hélène begegnet. So setzt sich die Geschichte fort, bis sie wieder mit Antoine beschlossen wird. Durch die unterschiedlichen Perspektiven ergeben die einzelnen Kapitel erst zusammen eine vollständige Geschichte.

"Das ist das Problem mit dem Leben, dachte Antoine. Dasjenige, das man hat, ist immer zu eng, und das, das man gerne hätte, ist zu groß, um es sich auch nur vorzustellen. Die Summe aller Möglichkeiten ist das Unendliche, das gegen null tendiert." Alle Figuren haben in ihrem Leben ihre Träume nicht verwirklichen könne. Sie haben Entscheidungen für und gegen etwas getroffen und sinnieren darüber nach, wie es auch, womöglich besser hätte sei. können. Zum Beispiel als erfolgreicher Fußballer, oder mit einem anderen Partner, oder ohne einen Schicksalsschlag. Das Leben, das sie ihres nennen, führt zu Frustration, Langeweile, Verzweiflung. Doch einen Ausweg gibt es nicht, sie haben nur das eine. Und andere Möglichkeiten bieten sich nicht mehr, dafür ist zu viel passiert.

Neben einer Sozialstudie des gesellschaftlichen Randes, der Kriminellen, der Gescheiterten, derjenigen mit mehreren Jobs, um zu überleben, bleibt auch eine gewisse Spannung nicht aus, denn die Frage, was mit Antoine geschehen ist, wer ihn aus welchem Grund beinahe ermordet hätte, zieht sich durch das Buch, wenn sie auch nicht stringent verfolgt wird. Die Auflösung ist symptomatisch für das Leben der Figuren und daher ausgesprochen passend und logisch.

Der Roman überzeugt aufgrund zweierlei Aspekte: die Form der Konstruktion ist ungewöhnlich und erfordert einen exakten Plan, um am Ende in dieser Weise aufzugehen und stimmig zu werden. Die Figurenzeichnung schafft die Balance, den einzelnen Charakteren eine Stimme zu verleihen ohne Mitleid zu erregen, obwohl die meisten in irgendeiner Form Verlierer sind, und ohne sie für ihr Leben zu verachten, auch wenn sie für vieles an ihrer aktuellen Situation selbst Verantwortung tragen. Alles in allem hat Olivier Adam erneut die hohen Erwartungen erfüllen können.

War diese Rezension hilfreich?

Sprachliche Finesse in Höchstform, Authentische Protagonisten. Überraschende Wendungen.
Dieses Buch hat alles, was sich der Leser nur wünschen kann und noch so viel mehr. Lesen, Lesen, Lesen.

War diese Rezension hilfreich?

In seinem neuen Roman „Die Summe aller Möglichkeiten“ lässt Olivier Adam zweiundzwanzig ganz verschiedene Personen zu Wort kommen. Was sie gemeinsam haben? Sie kommen alle aus dem französischen Hinterland der Côte d’Azur. Und ihre Geschichten sind allesamt miteinander verwoben.

Da gibt es Antoine, der dem Verteidiger, der ihn gefoult hat, „seine Faust in die Fresse geknallt“ hat. Ist er deshalb krankenhausreif zusammengeschlagen worden? Dann gibt es da Jeff, seinen Chef, der sein Restaurant und den Campingplatz mehr schlecht als recht gemanagt bekommt. Hinzu kommt ein Polizist, der weiß, wen er in Ruhe lassen muss, um ein geruhsames Leben zu führen, ebenso ein Mädchen, das ausgerissen ist und in der Provinz ihre Ruhe findet. Bis ein Sturm nicht nur das Meer aufpeitscht, sondern den kleinen, verschlafenen Ort in Unruhe versetzt.

Olivier Adam, Jahrgang 1974, gelingt es, die Atmosphäre dieses Ortes einzufangen – eine Atmosphäre, die geprägt ist von Hoffnungslosigkeit, Resignation und dem Trotz, hier an einem schönen Flecken Erde zu leben. Dabei verwendet Adam eher die schlichte Sprache der Hauptsätze, um Stimmungen einzufangen. Doch dabei sitzt jedes Wort. Überflüssige direkte Rede ist vermieden, jedoch mischt sich der Erzähler immer mal wieder ein, indem er seine Figuren über das Leben und die Welt urteilen lässt. Und gerade das lässt die Figuren einem sehr plastisch vor das Auge des Lesers treten.

So wie Wellen an die Küste heranspülen, wechselt Adam immer wieder seinen Erzählfaden. Mal nimmt er die Spur der einen Figur auf auf, dann lässt er eine ganz andere wieder zu Wort kommen. Irgendwann gelingt es dem Leser, das Dickicht der Personen zu durchbrechen, wenn sich immer mehr herausstellt, wer womit verwoben ist und welche Handlungen solitär stehen. Und immer wieder landet er bei der Frage, weshalb Antoine ins Koma geprügelt wurde.

Doch auch von dem, was mehr oder weniger zeitgleich geschieht, ist ausführlich die Rede. Hin und wieder habe ich mich beim Lesen nach einem Personenverzeichnis gesehnt, um nachzuschlagen, wer wer war. Nichtsdestotrotz entsteht im Laufe des Lesens ein stimmiges Bild von den Menschen und ihrer Landschaft.

Etwas schade ist, dass gerade am Anfang des Buches sich sehr viele Rechtschreibfehler eingeschlichen haben, die lassen aber zum Glück bereits ab dem zweiten Kapitel wieder deutlich nach, sodass sie nicht wirklich störend sind. Auch hat der Verlag Klett-Cotta versprochen, die Fehler in den folgenden Auflagen zu korrigieren.

War diese Rezension hilfreich?

"Die Summe aller Möglichkeiten" ist ein wirklich atmosphärischer Roman, mit tollen Charakteren und einer spannenden Handlung. Lediglich die häufigen Sprüngen zwischen den Charakteren stören etwas den Lesefluss . Summa Summarum aber ein tolles Buch.

War diese Rezension hilfreich?

sehr gut geschriebener roman mit sehr vielen Charakteren die allerdings alle sehr gut gewählt und kultiviert wurden von dem Autor. definitive wert zu lesen!

War diese Rezension hilfreich?

Ein Buch, das mich zum Nachdenken angeregt hat!

In dieser Geschichte geht es um Lebensmut und Lebensträume, um Armut und Reichtum und ich fand, dass man dort an diesem französischen Küsten- und Urlaubsort, all das gut als Leserin miterleben konnte. Ich habe die einzelnen Charaktere kennenlernen dürfen und da die Geschichte kapitelweise aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, konnte ich mich gut in sie hineinversetzen und auch ihre Schicksale, die sie zu bewältigen hatten, ganz gut verstehen.
Zum Inhalt möchte ich hier nichts verraten, denn ich denke, dieses Buch muss man selbst gelesen haben und man sollte sich auch etwas Zeit dafür nehmen.

Danke an den Verlag und auch an NetGalley für das Rezensionsexemplar!

War diese Rezension hilfreich?

An der französischen Côte d’Azur hat ein gewaltiger Sturm Kneipen und Strandcafés davon gefegt und einige Todesopfer gefordert. Antoine, der Jeffs Campingplatz fit für die Touristensaison machen sollte, wird im Sturm schwer verletzt und von einem Unbekannten auf einer Bank vor dem Krankenhaus abgelegt. Um die Zerstörung herum lässt Olivier Adam Antoines Familie, Chefs, Kollegen, seine und die gegnerische Fußballmannschaft mit ihren 22 unterschiedlichen Perspektiven andocken. Die Figuren kennen sich zum großen Teil seit ihrer Kindheit, wissen, was sie voneinander zu halten haben. Antoine hätte ein zweiter Zidane werden können, wenn er seine Fußball-Karriere durch seine Aggressivität nicht vergeigt hätte. Auch seine Ehe und seinen letzten Job hat er leichtsinnig aufs Spiel gesetzt. Antoine muss Jeff dankbar sein, dass der ihn auf dem Campingplatz wohnen und arbeiten lässt. Wie fast alle Kneipen gehört der Campingplatz Serge Perez, der im Schnittpunkt konkurrierender Mafia-Clans hinter der Fassade des Tourismus noch andere Aktionen laufen hat.

Antoine steht für die einfachen Leute, die Waren verkaufen, Dinge in Ordnung halten und Patienten pflegen – und die trotz ihres Jobs auf keinen grünen Zweig kommen. Marion, seine Ex, die sich zwischen zwei Halbtags-Jobs aufreibt, rechnet wie auch andere weibliche Figuren des Romans zur Verlierer-Seite. Marion verlässt Antoine, weil mit ihm ihre bescheidenen Träume nicht zu verwirklichen sind. Aus Antoines Generation ist bisher niemand auf die Idee gekommen, aus dem Ort wegzuwollen, obwohl sie alle gern sichere Jobs und weniger Plackerei hätten. Oliviers Figuren sind Maurer, Wachleute, Anstreicher, Gepäckträger, Busfahrer, Pflegekräfte und Zimmermädchen. Niemand von ihnen hat die Muße, das Meer oder die Landschaft zu genießen, „Das Leben, das man hat, ist zu groß, um es sich auch nur vorstellen zu können,“ meint Antoine.

Auf der anderen Seite stehen Ferienhaus-Besitzer und Leute wie Perez, die Jobs zu vergeben haben. Unter den Besuchern sind Paul und Helène, die früher im Ort ein Ferienhaus hatten und mit Kindern und Enkeln kletterten und schwammen. Nun ist Helène schwer krank und Paul würde am liebsten gar nicht mehr ans Meer kommen, um nicht mit dem Verfall des Alters konfrontiert zu werden. Neben dem Kern aus Antoines Bezugspersonen treten weitere vielschichtige Personen auf, denen Adam allen eine individuelle Stimme gibt. Herausragend die ältere Generation, Antoines Vater Serge und Helène und Paul.

Aus dem Netz der Beziehungen tritt schließlich das Kernproblem einer Gesellschaftsschicht hervor, die sich an den Rand gedrängt wird. Auch wenn professionelle Kümmerer wie Delphine sich für ihre Klienten ein Bein ausreißen, kommen sie nicht gegen deren erlernte Hilflosigkeit an und gegen tief sitzendes Misstrauen gegenüber der Polizei, Lehrern, Sozialarbeitern, der Arbeitsagentur und natürlich der französischen Regierung und Europa. Je schutzbedürftiger jemand ist, umso misstrauischer wird er agieren und umso dringender braucht er einen Schuldigen, um seine persönliche Misere zu rechtfertigen.

Aus zahlreichen Perspektiven legt Olivier Adams Roman außerordentlich treffend dar, warum nicht nur in Frankreich die arbeitende Bevölkerung sich von den regierenden Politikern immer weniger repräsentiert fühlt. Adam formuliert direkt, ohne falsche Rücksichten, gibt seinen Figuren unterschiedlicher Generationen und Milieus jeweils authentische Stimmen – und jongliert gekonnt mit 22 Erzählperspektiven.

War diese Rezension hilfreich?

LeserInnen dieses Buches mochten auch: