Ein neuer Roman von Michael Connelly ist immer irgendwie wie der Besuch bei einem guten Freund. Ich bin tatsächlich erst vor ca. 10 Jahren (und viel zu spät) auf seine Harry-Bosch-Romane gestossen, habe dann aber sehr schnell dieses Manko aufgearbeitet und alle Connelly Romane gelesen und er gehört heute zu meinen absoluten Lieblings-Autoren. Sein Stil ist so fesselnd und das Personal seiner Bücher so lebendig und authentisch, dass ich auch jede seiner weiteren Krimi-Reihen gelesen habe und mich schon Monate im Voraus auf jedes neue Buch freue und bisher noch nie enttäuscht wurde. Und auch sein neuer Roman hat mich restlos begeistert! Die neue Location, Catalina Island und die Personen der neuen Reihe sind bereits in diesem ersten Buch sehr gut entwickelt und die Handlung ist so spannend und überzeugend, dass ich das Buch in einem Rutsch durchlesen musste und traurig war, als ich die letzte Seite umgeblättert habe. Jetzt warte ich schon voller Vorfreude auf den nächsten Band um Detective Stillwell. Als einzigen Trost habe ich die Tatsache, dass es dieses Jahr tatsächlich einen weiteren Connelly Roman (aus der Mickey Haller Serie) geben wird. Die Wartezeit ist diesmal also eher kurz und ich freue mich jetzt schon auf "The Proving Ground".

Die Polizeistation auf Catalina Island vor Los Angeles dient offenbar als Strafbank der Polizei; LAPD Detective Stilwell ist nicht der einzige Ermittler, der als Disziplinarstrafe auf diesen Posten degradiert wurde. Seine Wochenendroutine besteht normalerweise aus Straftaten betrunkener Touristen, z. B. Alkohol am Steuer der beliebten batteriegetriebenen Golfkarren vom Typ „Gator“. Die Karren sind Auslöser nicht endender Frotzeleien in der Polizeistation; denn man kann nur ausrücken, wenn die Kollegen der Nachtschicht ihren Gator zum Aufladen eingestöpselt haben. Unwissend, dass John Deere nicht nur Traktoren baut, hatte ich zunächst angenommen, der piekfeine Richter Harrell würde von Stilwell mit dem Traktor vom Bootsanleger abgeholt. Die eine oder andere Fußnote zu Markennamen wäre hier hilfreich …

Seit Stilwell mit der Hafenmeisterin Tash/Natasha Dano zusammenlebt, hat sich „Stil“s Strafversetzung als Glücksfall entpuppt und die Insel profitiert erheblich von einem Polizisten mit Bootsverstand. Nach wenigen Monaten ist er mit der Insel so vertraut, dass er Anrufer an der Stimme erkennt, ehe sie ihren Namen nennen.

Als der für das Säubern von Bootsrümpfen zuständige Hafenarbeiter Abbott eine in der Hafeneinfahrt versenkte Frauenleiche entdeckt, ist das für „Stil“ allerdings erst der Beginn einer Reihe unangenehmer Ereignisse. Da der degradierte Ermittler in Los Angeles auch als Leichenbergungstaucher arbeitet, taucht er spontan gemeinsam mit Abbott, um die Tote in Augenschein zu nehmen.

Die junge Frau mit der Nachschatten-farbenen Haarsträhne hatte im elitären Club der Insel gearbeitet, dessen Mitgliedschaft nur Bewohnern des Festlands offenstand und normalerweise vom Vater auf den Sohn vererbt wurde. Obwohl Stilwell offiziell nicht in diesem Fall ermittelt, sondern sein Erzfeind (und Anlass seiner Degradierung) Ahearn vom Festland, hört sich Stilwell auf der Insel um, wertet Videoaufnahmen aus und folgt der Spur der Plane und des Ankers, mit dem die tote Leigh-Anne beschwert war. „Stil“ hat genug Bootsverstand, um zu erkennen, dass der Club und sein Bootsanleger ein idealer Ort für gefährlich mächtige Männer sind, um dort Aktivitäten nachzugehen, von denen niemand wissen soll. Zwischen der Toten in der Hafeneinfahrt, dem sonderbaren Fall eines getöteten Bisons und ungesühnten Vorfällen innerhalb der Polizeibehörde sieht „Stil“ zwar Verbindungen, das überzeugt jedoch den Ex-Kollegen Ahearn noch lange nicht, in Stils Sinn zu ermitteln.

Fazit
Catalina Island wartet dem degradierten Detective Stilwell nicht nur mit einer unerwarteten Liebesbeziehung auf. Beruflich konfrontiert ihn der idyllische Schauplatz mit Meerblick mit Verdächtigen, die mit härtesten Bandagen ihre Interessen durchzusetzen versuchen und denen „Stil“ in nichts nachsteht. Wer ein Setting mit Meeresbrise und Booten schätzt, sollte hier zugreifen und sich auf die Fortsetzung freuen.

Michael Connelly hat einen neuen Ermittler: Detective Stilwell, der von der Mordkommission LA auf die Insel Catalina Island zwangsversetzt wurde. Statt der üblichen Straftaten wie Vandalismus oder Trunkenheit ermittelt Stilwell plötzlich nicht nur im Fall eines toten Bisons im Nationalpark, sondern muss sich auch noch um einen Diebstahl und die Identität einer unbekannten Wasserleiche kümmern. Dabei wird der letzte Fall von seinen Kollegen vom Festland übernommen, den er eigentlich nicht mehr begegnen wollte.
Das Cover gefällt mir ausgesprochen gut, spiegelt den Buchtitel perfekt wider und macht Lust auf das Buch. Connelly versteht es geschickt, die scheinbar einzelnen Taten zu einem Gesamtkomplex zu verknüpfen, ohne dass die Geschichte dabei durch zu viele Handlungsstränge zu unübersichtlich wird. Wie schon Conellys Ermittler Harry Bosch ist Stilwell eher ein Einzelgänger, der mit seinen Methoden regelmäßig bei Kollegen und Vorgesetzten aneckt. Dennoch gefällt mir die Handlung besser, dadurch die immer neuen Aspekte die Spannung immer mehr zunimmt, anstatt das sich die Story in die Länge zieht.
Fazit: empfehlenswert für Fans von Michael Connelly, aber auch alle, die kantige Ermittler mögen.

Michael Connelly schickt Fans einen neuen Ermittler ... Detective Stilwell ist nicht ganz freiwillig auf der kleinen Insel vor L. A. gelandet, aber hat sich mit der neuen Umgebung arrangiert und Fuß gefasst als ein Leichenfund im Hafen all seine Fähigkeiten fordert. Gelungener Einstieg in eine neue Reihe. Stilwell ist ein Charakter, der ähnlich wie Harry Bosch, in jedem Fall der Gerechtigkeit zum Sieg verhelfen will und dabei seinen eigenen Weg geht.