
Bitte melden Sie sich an, um Ihr wertvolles Feedback zu geben.
Jetzt anmelden oder registrieren.
Der Beweis meiner Unschuld
von Jonathan Coe
Sie müssen sich anmelden, um zu sehen, ob dieser Titel für Anfragen zur Verfügung steht. Jetzt anmelden oder registrieren
NetGalley-Bücher direkt an an Kindle oder die Kindle-App senden.
1
Um auf Ihrem Kindle oder in der Kindle-App zu lesen fügen Sie kindle@netgalley.com als bestätigte E-Mail-Adresse in Ihrem Amazon-Account hinzu. Klicken Sie hier für eine ausführliche Erklärung.
2
Geben Sie außerdem hier Ihre Kindle-E-Mail-Adresse ein. Sie finden diese in Ihrem Amazon-Account.
Erscheinungstermin 22.08.2025 | Archivierungsdatum N/A
Zum Inhalt
Finstere politische Machenschaften rütteln das langweilige Leben der jungen Phyl auf: Der Journalist Christopher will einen politischen Zirkel entlarven, der in Cambridge gegründet wurde, um die britische Regierung in eine rechtsextreme Richtung zu drängen. Seine Recherchen führen ihn zu einem Kongress in einem alten Herrenhaus. Dort nehmen die Ereignisse eine unheilvolle Wendung und ein Mord passiert. Liegt das Verbrechen in der aktuellen Politik oder in einem alten literarischen Rätsel begründet? Coes neuer Roman ist schön böse, witzig und messerscharf, spielt mit Genres und zeigt, dass der Schlüssel zum Verständnis der Gegenwart oft in den dunkelsten Ecken der Vergangenheit zu finden ist.
Ein raffiniertes literarisches Spiel und glänzende Unterhaltung.
Generation Z, rechte Denkfabriken und ein Mordfall.
Finstere politische Machenschaften rütteln das langweilige Leben der jungen Phyl auf: Der Journalist Christopher will einen politischen Zirkel...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783852569185 |
PREIS | 28,00 € (EUR) |
Links
Auf NetGalley verfügbar
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Das Buch ist völlig anders, als ich erwartet habe. Es ist wohl weniger ein Krimi, als mehr eine Geschichte über Lebenswege. Nicht einer davon ist gerade und einige haben dunkle Stellen.
Die Charaktere sind tiefgründig. Für mich war es manchmal etwas zu weitschweifig. Zu viele Schauplätze spielen ein Rolle oder doch nicht.
Zeitlich spielt die Geschichte hauptsächlich während der kurzen Regierungszeit von Liss Truss (2022).
Der Text gibt tiefe Einblicke in das Denken der Britischen Konservativen und Linksintellektuellen.

Für mich ist Jonathan Coe ein herausragender Chronist der politischen Lage in Großbritannien. Hochaktuell befasst er sich mit der Geschichte der Rechtskonservativen und deren unaufhaltsamen Aufstieg seit den 80ern. Wie das Unsagbare langsam immer normaler wird und wie die Spaltung der Gesellschaft vorangetrieben wird durch rechte Denkfabriken beschreibt er klar und spannend. Während Liz Truss Prime Ministerin wird und wieder zurücktritt, R. Sunak übernimmt, die Queen verstirbt, verfolgen die Vordenker unaufhaltsam ihre Ziele, wie den Brexit oder die Reform des Gesundheitswesens. Mit Christopher hat diese Clique jedoch einen Widersacher, der in seinem Blog über die Machenschaften aufklärt. Er veröffentlicht ihre geheimen Pläne und macht sich Feinde. Die Aufklärung seiner Ermordung führt dann seine Adoptivtochter und eine Freundin über England nach Monaco und schließlich nach Venedig. Mir haben die Protagonisten mit ihren Schrullen und Eigenheiten gut gefallen und auch sein Spiel mit unterschiedlichen Genres finde ich gelungen. Ich hatte großen Spaß an seiner Satire und dem typisch britischen, trockenen Humor., auch wenn die allzu realistische und hochaktuelle Darstellung der Rechten und das bereits in vielen Ländern zu beobachtende Erreichen ihrer Ziele beängstigend ist.
Das Cover gefällt mir farblich sehr gut.

Jonathan Coe erweist sich auch in Der Beweis meiner Unschuld einmal mehr als präziser Chronist der britischen Gesellschaft. Mit scharfem Blick und vielschichtiger Erzählstruktur beschreibt er den schleichenden Aufstieg der extremen Rechten in Großbritannien – eine Entwicklung, die sich hinter einer konservativen Fassade verbirgt, jedoch in Wahrheit die Aushöhlung des Rechtsstaats und der sozialen Sicherungssysteme betreibt. Brexit, Demokratieabbau, neoliberale Deregulierung – Coe zeigt, wie diese Phänomene aus ideologischen Nischen zur politischen Realität wurden.
Die Handlung setzt in den frühen 1980er Jahren in Cambridge ein, im intellektuellen Milieu einer vielversprechenden Student*innenclique. Hier treffen wir auf Chris, einen kritischen, politisch wachen jungen Mann, der sich früh gegen die wachsenden autoritären Tendenzen seiner Zeitgenossen stellt. Zu dieser Clique gehören auch einige ehrgeizige Figuren, die später zentrale Rollen in der konservativen Bewegung übernehmen – sie entwickeln in jenen Jahren bereits die Vision einer neoliberalen, marktzentrierten Gesellschaftsordnung, die sie Jahrzehnte später in die Tat umsetzen.
Während viele Mitglieder dieser Gruppe steile politische Karrieren machen, bleibt Chris ein Außenseiter. Als Blogger beobachtet und analysiert er über Jahre hinweg die politische Entwicklung Großbritanniens – insbesondere die zunehmende Radikalisierung der Rechten. Seine kritischen Artikel und Recherchen machen ihn zur Zielscheibe. Als er auf einem Kongress der neuen Rechten ermordet wird, wird sein Tod zum Ausgangspunkt für eine zweite Erzählebene, die das politische Drama mit Elementen eines Krimis und Roadmovies verwebt.
Rash, Chris' kluge und mutige Adoptivtochter, macht sich gemeinsam mit Phyl, der Tochter von Chris' früherer Weggefährtin Joanna, auf die Suche nach den Hintergründen des Mordes. Ihre Spurensuche führt sie quer durch Europa – von England über Monaco bis nach Venedig –, wobei sie nicht nur Chris' Vergangenheit rekonstruieren, sondern auch auf ein Netzwerk ideologischer Seilschaften stoßen, das bis in die höchsten politischen Kreise reicht.
Unterstützt werden sie von einer der schillerndsten Figuren des Romans einer Hauptkommissarin, die kurz vor der Pensionierung mit Intelligenz, Charme und einem Augenzwinkern agiert – eine liebevolle Hommage an Agatha Christie und die klassische Kriminalliteratur. Ihre Figur bringt nicht nur Witz und Leichtigkeit in die Erzählung, sondern steht auch für ein Europa, das sich der wachsenden autoritären Bedrohung mit Anstand und Haltung entgegenstellt.
In Der Beweis meiner Unschuld kombiniert Coe unterschiedliche Genres auf meisterhafte Weise: Was wie ein Politthriller beginnt, entwickelt sich zum Gesellschaftsroman, zur politischen Satire, zum Familien- und Generationsdrama. Dabei gelingt es ihm, die politischen Konflikte stets mit den persönlichen Biografien seiner Figuren zu verknüpfen. Fragen nach Schuld, Verantwortung, Loyalität und politischer Moral durchziehen den gesamten Roman. Besonders eindrucksvoll ist dabei, wie Coe zeigt, dass die großen gesellschaftlichen Brüche nicht abstrakt, sondern zutiefst menschlich sind – sie schreiben sich in Freundschaften, Eltern-Kind-Beziehungen und persönlichen Verlusten ein.
Auch stilistisch überzeugt der Roman mit Raffinesse: Wechselnde Perspektiven, Zeitsprünge, Tagebucheinträge, Blogtexte und klassische Erzählpassagen greifen nahtlos ineinander. Coe spielt mit der Form, ohne den Faden zu verlieren – und fordert seine Leser*innen, ohne sie zu überfordern. Seine Sprache ist präzise, seine Ironie fein, sein Tonfall nie belehrend, sondern klug beobachtend.
________________________________________
Fazit:
Der Beweis meiner Unschuld ist ein Roman von großer politischer Relevanz und literarischer Klasse. Jonathan Coe gelingt das Kunststück, eine Geschichte zu erzählen, die gleichzeitig ein unterhaltsamer Krimi, eine beißende politische Satire und ein tiefgründiger Familienroman ist. Die Parallelen zur realen Entwicklung Großbritanniens – von Thatcher über Brexit bis zum rechten Kulturkampf – sind unübersehbar und erschütternd. Doch Coe bleibt nicht bei der Analyse stehen: Sein Roman ist auch ein Plädoyer für Aufklärung, Erinnerung und moralische Integrität. Anspruchsvoll, intelligent, packend – ein Buch, das bleibt.

Nach Zweidrittel des Krimis war ich hin und weg und dachte mir, das wird mein Krimi für das Weihnachtsgeschäft! Wie Jonathan Coe das Thema Rechtsruck und politische Machenschaften in England in einem Cosy Crime abwechslungsreich verpackt, das fand ich genial. Beim letzten Drittel ging dem Krimi dann aber etwas die Luft aus und die Auflösung und die letzten Inhaltsschlenker waren mir zu bemüht. Deshalb nur vier von fünf Sternen.
Kann das Buch aber gut verkaufen und das ist ja auch nicht unwichtig.

„In einer Welt, in der alle Bemühungen, die Wahrheit in Worte oder Bilder zu fassen, kompromittiert und kontaminiert werden, hat die Fiktion etwas Einzigartiges. Etwas Authentisches, Etwas, auf das man sich verlassen kann.“
Ich stelle dieses Zitat aus dem Buch mal an den Anfang. Es ist mein erster Roman von Jonathan Coe, von daher habe ich keine Vergleichsmöglichkeiten. Doch ich muss sagen, ich bin zutiefst beeindruckt und selten habe ich ein Buch so verschlungen wie dieses hier. „Der Beweis meiner Unschuld“ hat mich, als ich das Buch zu Ende gelesen hatte, an den Film „Sixth Sense“ erinnert. Augen auf und die Sinne geschärft, man wird allzu leicht getäuscht.
Dieser Roman ist sehr vielschichtig und sehr strukturiert. Die Sprache nimmt den Leser sofort mit. Sie ist so gestaltet, dass man weder überfordert noch unterfordert ist. Und mit dieser Sprache gelingt es Coe, auch sehr gut, seine Figuren zu zeichnen. Selbst die kleinste Nebenrolle wirkt nicht eindimensional. Dieses Buch ist ein wahres Lesevergnügen, auch wenn der Inhalt alles andere als seicht ist.
Worum geht es? Um die Rolle der Konservativen in Großbritannien seit Magarete Thatcher. Um den stetig während Aufstieg der Rechten in dem Land, um ihre Strukturen und ihre Pläne und wie sie diese durchsetzen. Die Erzählzeit umfasst die Amtszeit von Liz Truss, den Tod der Queen und dann die Ernennung von Sunnak zum Premierminister. Und dahinein kommt ein Mord, Familiengeschichten, die gute alte Zeit und eine Kommissarin, die einer Miss Marple gleicht. Die Gemengelage an Figuren ist hier sehr zahlreich. Chris, ein Blogger und Linker, der einen Blog betreibt und die konservativen Gruppen, insbesondere die seiner ehemaligen Studienkollegen, sehr genau beobachtet, wird ermordet. Seine Stieftochter Rash ermittelt mit Phyl, der Tochter einer ehemaligen Kommilitonin ihres Steifvaters, insoweit man es ermitteln kann. Der Roman taucht tief ein in die Strukturen, oftmals wirkt es sehr formal und bürokratisch, aber gerade dann wirkt der Inhalt umso mehr. Weil man erkennt, dass es nicht nur in Großbritannien so läuft, sondern überall auf der Welt. Elite Unis sind die Schmieden der Politiker von morgen, derartige Seilschaften können ein Leben lang halten.
Dieser Roman ist vieles in allem, Krimi, Zeitgeschehen, Reportage, Vision, Familiengeschichte. Und alles sehr geschickt miteinander verknüpft. Und mit Figuren besetzt, die glaubhaft sind, skurril, liebenswert, verachtenswert, je nach Sichtweise.
„Aber das ist eben die Macht der geschriebenen Worte; Nichts wird je vergessen. Nichts geht je verloren. Schreiben hält de Lauf der Zeit an. Letztendlich ist das der einzige Grund, warum man schreibt, nicht wahr?“
Dieses Zitat stelle ich mal an das Ende dieses Versuchs einer Rezension, in der Hoffnung, diesem großartigen Buch irgendwie gerecht zu werden. Sicher mag das Ende etwas befremdlich wirken, für den einen oder anderen konstruiert. Fast wie der berühmte Gott aus der Maschine. Aber wie im schon erwähnten Film heißt es, alle Sinne schärfen. In diesem Buch steht nichts, was da nicht auch hineingehört. Und ich werde mich darum kümmern, noch mehr von Jonathan Coe zu lesen.
LeserInnen dieses Buches mochten auch:
Richard Osman
Belletristik, Krimis, Thriller, Mystery
Oliver Tissot; Dirk Meissner
Business, Karriere & Geld, Sachbuch
Marc-Uwe Kling; Johanna Kling; Luise Kling
Belletristik, Fantasy & Science Fiction, Krimis, Thriller, Mystery