1989 - Wahrheit oder Tod

Allie Burns war glücklich mit der Leitung des Investigativresorts des "Sunday Globe" gewesen,
doch ihr Chef, Zeitungsmogul Ace Lockhart war der Meinung, Investigativjournalismus sei Geld-
verschwendung und hatte deshalb alle Journalisten gefeuert. Die anfalllenden Arbeiten werden
in Zukunft von Freelancern übernommen. Allerdings sind ihre journalistischen Instinkte nicht
verkümmert, im Gegenteil, sie hat sie in den letzten 10 Jahren kultiviert. Und sie wird sofort in
Alarmbereitschaft versetzt, als sie erfährt, dass einige Ärzte und Kliniken sich weigern, HIV-positive
Patienten zu behandeln., dass ganze Städte von Drogenabhängigen und männlichen Prostituierten
"gesäubert" werden sollen. Ihre Recherche führt sie bis nach Ostdeutschland, wo ein geheim-
gehaltenes pharmazeutisches Experiment an Aids Kranken und HIV Positiven durchgeführt wird.

Mittlerweile lebt Allie ihre lesbische Liebe mit Rona in Manchester ganz offiziell aus und ist mehr
als glücklich, nach Jahren des Versteckspielens , über das Zusammenleben in einem Haus mit
Geliebter und Hund. Die berufliche Ergänzung gibt es auch, Rona arbeitet als freie Journalistin,
und hat viel Verständnis für Allies Leidenschaft des enthüllenden Journalismus.
1989 ein Jahr der Katastrophen und gesellschaftlichen Veränderungen, und gleich zu Beginn berichtet
Allie über die Gedenkfeier für die 270 Toten die Opfer des Lockerbie-Anschlags wurden. Wie Allie
davon betroffen war, ist ein Indiz für ihre große Empathie und ihre echte Anteilnahme.
Es sind nicht die einzigen realen Ereignisse, die McDermid um die Handlung beschreibt, auch ihr sehr
kritisches Verhältnis zu ihrem Chef Ace Lockhart, dem Zeitungsmogul, der in Konkurrenz zu dem
bekannten Medienmogul Rupert Murdoch steht, oder ihre gesellschaftspolitische Kritik am Umgang
mit Homosexuellen und der neuen grassierenden Seuche Aids machen den Roman auch zu einer
Zeitreise in das Jahr 1989.

Schon am Anfang macht McDermid durch die Statements von Allie Burns klar, welche Einstellungen
und Kernaussagen den Leser erwarten. Und das ist auch gut so, denn ihre Kritik ist schonungslos
und Allie Burns eine geradlinige Journalistin, der die Wahrheit am Herzen liegt und die manchmal
auch zu nicht ganz legalen Mitteln greift.

Es gab einige Passagen, die mich nicht so überzeugt haben, dafür bin ich von McDermid als Autorin
seit Jahren begeistert und schon aus diesem Grund gibts von mir 5 Sterne.

10 Jahre später.
Allie ist glücklich mit Rona, allerdings ist sie arbeitstechnisch nicht mehr so glücklich. Ihr Investigativressort wurde gestrichen und sie muss jetzt mit Sensationsjournalismus klarkommen.
Dieses Buch bietet eine Besonderheit: Zwei Handlungsstränge, die zwar einem roten Faden folgen, aber nicht viel miteinander zu tun haben, wobei die Kriminalhandlung extrem in den Hintergrund rückt. Sie ist nur auf den ersten Seiten fassbar und dann wieder zum Ende hin. Wie auch in dem Vorgänger 1979 dreht sich alles um die Epoche. Für mich, als damals 16-jährige, war es eine tolle und spannende Zeit und ich konnte alles sehr gut nachempfinden. Eine wundervolle Zeitreise, auf die mich dieses Buch hier geschickt hat. Allie ist nach wie vor eine Person, mit der man gut mitfiebern kann und gerade die Sequenzen in Ost-Berlin fand ich sehr spannend. Das Thema HIV wird im Buch genauso großgeschrieben , wie damals, als es hochaktuell war und es ist Aufhänger des zweiten Handlungsstranges. Sehr gut geschrieben und recherchiert. Der andere Handlungsstrang beleuchtet eine Vergangenheit und bringt Allie nicht nur auf die richtige Spur , sondern auch auf einen Knaller – Artikel. Ich bin gespannt, wie es 1999 weitergeht.
Man muss sich ein wenig auf dieses Buch einlassen können, da die Kriminalhandlung eben sehr dezent ist und Allie als Journalistin eben so ermittelt wie sie kann und darf. Gut fand ich, dass alle relevanten Katastrophen einen Platz gefunden haben in diesem Buch. Manchmal hat mir dadurch ein wenig die kriminalistische Spannung gefehlt, aber die Nostalgie und die guten Gefühle überwiegen hier total. Schön ist auch, dass Allie sich auf ihre Liebe zu Rona verlasen kann und die Autorin dort keine Schicksale eingefügt hat, so kann man sich ganz auf die Themen der Außenwelt konzentrieren. Der Schreibstil ist sehr routiniert und beschreibt alles genauso als wäre man dabei.
Mir hat dieses Buch wieder sehr gut gefallen.

Auch im 2 Fall der Journalistin Allie Burns weiß die gute Val McDermid den Leser zu fesseln.
Als großer Fan ihrer Bücher, ganz egal aus welcher Reihe, musste ich natürlich das Buch sofort haben und lesen.
McDermid hat mich wieder von der ersten Seite in ihren Bann gezogen. Ihre Sprache ist toll, ihr Schreibstil fesselnd. Ich konnte das Buch nur sehr schwer zur Seite legen. Ein Kapitel geht noch, oder ist 2 Uhr morgens doch schon zu spät um weiterzulesen?
Ein Pageturner, ein must have, nicht nur für Fans.
#1989WahrheitoderTod #NetGalleyDE