Josses Tal

Roman

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Erscheinungstermin 08.03.2023 | Archivierungsdatum 11.07.2023

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Zum Inhalt

Ein aufwühlendes Debütvon einer starken Stimme

1930: Der unehelich geborene Josef ist eine Schande für seinen Großvater und bekommt dies täglich zu ­spüren. Seine Kindheit ist geprägt von Angst und fehlender Nähe. Erst nach einem Umzug erfährt er in einer neuen Nachbarsfamilie Anerkennung und ­Zuneigung. Da ist vor allem Wilhelm, der ihn fördert und schützt, und Josefs Leben scheint sich endlich zum Guten zu ­wenden. Aber der arglose Junge ahnt nicht, dass ­hinter Wilhelms Freundlichkeit mehr steckt. Der aufstrebende SA-Mann formt Josef zu seinem ­ergebenen Helfer und benutzt ihn dazu, die ­Bewohner des Ortes ­auszuspionieren. Josef geht voller Stolz in ­dieser ­Mission auf. Doch dann erfährt er etwas, das sein bisheriges Leben aus den Fugen geraten lässt.


Angelika Rehse wurde in Sande / Kreis Friesland geboren und wohnt heute mit ihrer Familie in Bad Salzuflen. Sie wuchs in einem Umfeld von Heimatvertriebenen auf. Unter dem Eindruck der erzählten und lang verschwiegenen Geschichten der Generation ihrer Eltern, hat sie in einer späten Lebensphase mit „Josses Tal“ einen poetisch kraftvollen und politisch hellsichtigen Roman geschrieben.

Ein aufwühlendes Debütvon einer starken Stimme

1930: Der unehelich geborene Josef ist eine Schande für seinen Großvater und bekommt dies täglich zu ­spüren. Seine Kindheit ist geprägt von Angst und...


Vorab-Besprechungen

„Ein Buch, das geschrieben, eine Geschichte, die erzählt werden musste. Sehr einfühlsam bringt Angelika Rehse uns ein Schicksal nahe, das zu Herzen geht. Es zeigt die Zerrissenheit zwischen Schuld und der Sehnsucht nach Vergebung.“ Alfred Westermann | Buchhandlung am Markt


„Angelika Rehse hat mich auf eine intensive Zeitreise geschickt. Ich habe den kleinen Josef beschützen wollen, mit dem jungen Josef gefürchtet, gelitten und gehasst und hätte den alten Josef gern in den Arm genommen. Seine Geschichte beweist wieder einmal, dass ­fehlende Liebe und Wertschätzung der Nährboden sein kann für falschen Stolz und ­Gewalt und dass Gut und Böse oft nah beieinanderliegen.“ Enja Jans | MOKA Das Büchermagazin

„Ein Buch, das geschrieben, eine Geschichte, die erzählt werden musste. Sehr einfühlsam bringt Angelika Rehse uns ein Schicksal nahe, das zu Herzen geht. Es zeigt die Zerrissenheit zwischen Schuld...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Hardcover
ISBN 9783865328311
PREIS 25,00 € (EUR)
SEITEN 400

Auf NetGalley verfügbar

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

2004 macht sich Helen auf den Weg nach Norwegen in ein einsames Tal, das nach dem einzigen Bewohner nur Jossetal genannt wird. Josse wohnt seit den 40er Jahren sehr zurückgezogen hier. Ursprünglich kommt er aus Deutschland, wohin ihn nichts mehr zieht und mit dem er eine tiefe Schuld verbindet. Und jetzt kommt Helen, die Urenkelin von Else Winkler, einer in den Kriegsjahren sehr mutigen Frau, und will mehr über sie und ihren Tod erfahren.
Josse erzählt sehr detailliert Helen seine, in meinen Augen sehr bewegende, Lebensgeschichte. Josse, der eigentlich Josef heißt, ist in den Augen seines herzlosen Großvaters ein Schandfleck in der Familie. Er ist unehelich geboren, Vater laut Geburtsurkunde unbekannt und seine Mutter schweigt sich dazu aus. Josef findet nicht einmal bei ihr Liebe, Verständnis und Schutz vor den rabiaten Großeltern. Erst mit dem Umzug nach Dorotheenthal, damals ist Josef 5 Jahre alt, begegnet ihm bei der Familie Reckzügel Freundlichkeit, erfährt er Anerkennung und liebevolle Zuneigung. Aber wie tief das Trauma des Jungen wegen der erlebten Lieblosigkeit und Strenge der Großeltern wirklich ist, merkt man an seinem ängstlichem und schreckhaften sowie unsicheren Verhalten. Insbesondere Wilhelm Reckzügel steht Josef bei. Zu ihm, dem angehenden Arzt und überzeugten Nazi blickt er auf und erst mit zunehmendem Alter kommen erste Zweifel an der Rechtschaffenheit von Wilhelms handeln bei Josef auf. Ich finde, es gelingt der Autorin meisterhaft den seelischen Spagat zwischen bedingungsloser Liebe zu Wilhelm und ersten aufkommenden Zweifeln an Wilhelms Verhalten im Roman zu entwickeln. Denn Wilhelm Reckzügel ist ein Blender, er nutzt die Macht, die ihm seine braune Uniform gibt skrupellos aus.
Das Buch ist zunehmend spannend, einfach weil man wissen will, wie weit sich Josef noch verleiten und ausnutzen lässt. Der Menschlichere der beiden Reckzügel-Brüder ist in jedem Fall Werner. Ich habe das Buch verschlungen und mich wunderbar unterhalten gefühlt. Da sind 5 Lese-Sterne absolut verdient.

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Angelika Rehse erzählt in ihrem Debütroman die Geschichte von Josef, der 1925 unehelich von seiner Mutter Helene geboren wird. Er wächst bei ihr und seinen Großeltern auf. Er ist eine Schande für die Familie. Vom Großvater misshandelt, erfährt er keine Nähe und Liebe in der Familie. Als nach dem Umzug nach Dorotheental der junge Nachbar Wilhelm Josef vor einer Prügelattacke rettet, hat er in ihm einen Beschützer und Freund gefunden. Zum ersten Mal in seinem Leben erfährt Josef durch Wilhelm und seiner Familie Zuneigung. Wilhelm wird für Josef zu einem Halbgott, für den er alles tun würde. Und Wilhelm, ein überzeugter Nazi und SA-Mann, weiß dies mit den Jahren sehr gut auszunutzen.
Dieser Roman erzählt die Lebensgeschichte eines Jungen, der durch die Lieblosigkeit und Kälte innerhalb der eigenen Familie empfänglich für Freundlichkeit und Anerkennung und dadurch manipulierbar wurde. Es ist eine Geschichte, die in jedem Punkt nachvollziehbar und authentisch auf den Leser herüber kommt. Die Handlung ist voller Spannung und so konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weiter geht. Durch den leichten und lockeren Schreibstil flogen die Seiten nur so dahin.
Mein Fazit:
Ein sehr aufwühlender, mitreißender und fesselnder Roman, den ich mit bestem Gewissen weiter empfehlen kann. 5 wohlverdiente Sterne.

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Eine Ansichtskarte des norwegischen Jotunheimen-Gebirges, die 1945 nach Reichenbach/Schlesien geschrieben wurde, bringt Helen auf die Spur ihrer Familiengeschichte. Sie trifft dort Josse/Josef Tomulka, der 1925 unehelich geboren wurde und in Reichenbach aufwächst. Nach dem frühen Tod seiner Mutter lebt Josef bei den Großeltern. Zuhause und im Dorf erfährt er nicht enden wollende Ablehnung als unehelich Geborener. Als Wilhelm Reckzügel, ein Medizinstudent zu Besuch in seinem Elternhaus, sich Josef zuwendet, ihn fördert und für die Hitlerjungend begeistert, wird der Junge zum ersten Mal in seinem Leben wahrgenommen. Das märchenhafte Szenario eines Studenten aus einfachen Verhältnissen, der über grenzenlose Freizeit und unbeschränkte Mittel für Geschenke an Josef zu verfügen scheint, klingt anfangs wie das Lehrbeispiel einer Missbrauchssituation. Wilhelm hat sich ein vernachlässigtes Kind herausgepickt, für das sich niemand interessiert, ausgehungert nach Zuwendung und zu unbedingter Loyalität gegenüber seinem Förderer bereit. Radikalisierung und Indoktrination benötigen genau diese Loyalität. Der Medizinstudent ist entschlossen, seinen Heimatlandkreis vorbildlich im Sinne des Nationalsozialismus zu säubern. Josef wird zu Wilhelms Werkzeug, bespitzelt den gesamten Ort und erstattet Wilhelm Bericht über jedes fehlende Hitlerbild, jedes undeutsche Lied und jeden respektlosen Spruch. - filmreif in einem toten Briefkasten. Als er sogar dem Handarbeitskränzchen nachspioniert, hört er von Zwangsarbeit, verschwundenen Menschen und fragt sich nicht zum ersten Mal, welche Rolle Werner in diesem System spielt und welche Rolle ihm als Werners Handlanger zugedacht ist. Ein Zusammentreffen Josefs damals mit Helens Urgroßmutter Else hat Helen nun nach Norwegen geführt.

Josef braucht in der Gegenwart seine Zeit, um Helen über seine Kindheit, die erste Begegnung mit Wilhelm im Jahr seiner Einschulung 1931 zu erzählen, wie er sich den Ruf eines vertrauenswürdigen Kerls erwarb – und wie er schließlich als Einsiedler in einem abgelegenen norwegischen Bergtal landete. Aus der Rahmenhandlung in der Gegenwart heraus entfaltet Angelika Rehse eine spannende Spurensuche, die schon fast zu viele Details aus dem deutschen Alltag zwischen 1930-43 enthält. Da sehr viel Bekanntes genannt wurde, kam m. A. die Handlung zu langsam in Gang, konnte mich jedoch mit der Suche danach fesseln, was Wilhelm mit seinem verdächtigen Bündnis mit einem Minderjährigen bezweckte. Sehr angenehm fand ich, dass durch Jahreszahlen stets deutlich war, wie alt Josef zum genannten Zeitpunkt ist. So fällt natürlich auch auf, dass Wilhelms Gespräche mit einem Grundschulkind für die Epoche teils zu abgehoben wirken.

Ein spannender, etwas zu märchenhafter Roman vor sorgfältig recherchiertem historischem Hintergrund.

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Es war eher Zufall, dass ich dieses Buch gelesen habe, denn aufgrund des Covers hätte ich es wahrscheinlich gar nicht in die Hand genommen. Neugierig gemacht hat mich der Klappentext.

Es geht um Josef, ein unehelich geborenes Kind, das aufgrund dieser Tatsache in seiner Familie keine Liebe erfährt. Im Gegenteil, er wird sogar regelmäßig von seinem Großvater verprügelt und bekommt auch dabei keinen Schutz von seiner Mutter. Diesen erhält er erst, als die Familie umzieht und ein junger Mann, Wilhelm Reckzügel, dazwischengeht, als der Großvater mal wieder zuschlägt. Zu diesem Zeitpunkt ist Josef 5 Jahre alt. Die Familie Reckzügel nimmt ihn unter ihre Fittiche, er darf dort viel Zeit verbringen, und vor allem Wilhelm wird für ihn zu so etwas wie einem Gönner, einem Beschützer und Vorbild.
Doch Wilhelm ist Medizinstudent und überzeugter Nazi, und schon bald nutzt er Josefs Verletzlichkeit, um ihn zu manipulieren und ihn als Spitzel für sich einzusetzen. Josef wächst in die Nazigesinnung hinein, bekommt im Laufe der Zeit eine wichtige Position in der HJ und meldet Wilhelm regelmäßig, wer im Dorf gegen den Führer spricht und handelt. Doch als Josef ein Teenager ist, erfährt er etwas, das sein ganzes Leben verändert. Und er beginnt zu hinterfragen, was Wilhelm und der Führer eigentlich wirklich wollen...

Ich finde dieses Buch wirklich klasse. Es ist spannend zu lesen, wie die Kinder während der Nazizeit von klein auf für die Zwecke des Führers herangezogen wurden, mit welchen Mitteln sie zu gefügigen Mitläufern gemacht wurden. Ein Buch, das deutlich macht, wie nah gut und böse beieinanderliegen können und wie fruchtbar ein Nährboden ohne Liebe und Schutz für Manipulation und Indoktrination sein kann. Für mich war Josefs Entwicklung absolut nachvollziehbar und authentisch und die Geschichte gibt auch eine mögliche Antwort auf die Frage, warum die Menschen in Deutschland das damals mitgemacht haben.

Ich bin sehr beeindruckt von diesem Debütroman und hoffe, von der Autorin bald noch mehr lesen zu können.

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Die Saat des Bösen

Ein starker Debutroman um eine Kindheit und Jugend während der NS Zeit in Schlesien, eingebettet in eine Rahmenerzählung.
Es beginnt mit dem 5jährigen Josef, der als uneheliches Kind den schweren Misshandlungen seines Großvaters ausgesetzt ist. Seine Mutter, eine gebrochene Frau, beschützt ihn nicht. Erst durch die neuen Nachbarn erfährt Josef Warmherzigkeit und Nähe und gerät in eine fatale Abhängigkeit. Der Nachbarssohn, ein aufstrebender SA Mann, fördert Josef und missbraucht seine Dankbarkeit in eiskaltem Zynismus für seine Zwecke.
Spannungsreich und vielschichtig erzählt die Autorin, wie in Josef die Erkenntnis reift, Schuld auf sich geladen zu haben und eine Schachfigur einer perfiden Manipulation gewesen zu sein.

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Josses Tal von Angelika Rehse, erschienen im Pendragon Verlag, 400 Seiten

Mein zweites Lesehighlight 2023!
1930 kommt Josef als uneheliches Kind mit einer Mutter zurück zu ihren Eltern. Josef ist eine Schande für die Familie, was er von allen, sowohl verbal als auch körperlich, zu spüren bekommt.
Nach einem Umzug lernt Josef den Medizinstudent Wilhelm kennen. Er und seine Familie geben ihm Nähe und Geborgenheit. Wilhelm, der ihm ein guter Freund und Gönner wird, nutzt Josefs Situation aus und manipuliert ihn, dem neuen Führer treu ergeben zu sein. Er lässt ihn die Bewohner bespitzeln – wer nicht Linientreu ist, wer die falsche Musik hört, die schlechten Bücher liest oder kein Bild vom Führer im Haus hängen hat, wird gemeldet. Mit viel Freud nimmt Josef seine Aufgabe ernst und ist stolz, dass er Anerkennung und sogar eine Uniform erhält.
Obwohl seine Suche nach Aufmerksamkeit und Liebe gestillt wird, hinterfragt er immer wieder mal in Gedanken sein Handeln. Warum darf man plötzlich nicht mehr bei Juden einkaufen? Warum werden die Bücher verbrannt?
Als er am Sterbebett seiner Mutter - er ist noch ein Kind – näheres über seinen leiblichen Vater erfährt, kommt seine Einstellung langsam ins Wanken.
Was für ein Debüt! Ich fand es so traurig und doch spannend. Was ist ein Kind den Umständen seiner Kindheit und Familie doch ausgeliefert und damit so manipulierbar. Die Autorin schafft es den inneren und äußeren Wandel von dem naiven, gebeutelten Kind, hin zum linientreuen Jugendlichen, bis zum verständigen und bereuenden jungen Erwachsenen darzustellen.
Ein wirklich tolles Buch – gerne mehr von dieser Autorin!

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Gelesen und gehört dank Netgalley

Die Geschichte beginnt in Norwegen wo Helen Josse in seinem einsamen Tal aufsucht um mehr über die Hintergründe des Todes ihrer Urgroßmutter zu erfahren.

Sie wird in die einfache Hütte eingeladen und Josse/Joseph erzählt in mehreren Tagen die Geschichte seiner Kindheit, um die Hintergründe aufzuzeigen.

Zurück in die 30er-Jahre, wo Joseph als uneheliches Kind mit unbekanntem Vater in einer lieblosen und gewalttätigen Familie aufwächst. Mit 5 entfliehen sie den Auswirkungen für ihren Ruf in einen kleinen Ort - und tatsächlich wird der 5jährige Junge direkt vor den Schlägen des Großvaters geschützt und gewinnt eine Mischung aus großem Bruder, Freund und fädenziehendem Manipulator.

Ausgerechnet der SA-Mann des Ortes hält die Hand über ihm und lenkt sein Geschick und so verstrickt er sich immer tiefer in das braune Gewebe bis er eine unsägliche Sache über sich selbst erfährt...

Die Geschichte hat mich gepackt und mitgenommen und obwohl Joseph als Kind und Jugendlicher genug Grund gab ihn zu verabscheuen, ist die Macht der Manipulation undie Unausweichlichkeit seines Werdegangs immer erkennbar.

Ich habe das Buch im Wechsel gehört und gelesen und fand es gesprochen eher noch intensiver als gelesen.

Das Ende - ab dem Moment wo immer mehr nicht im toten Briefkasten bzw. beim Amt landet, bis hin zur Wende in Norwegen, war hierbei ein wenig distanzierter und die dahinter stehenden Entscheidungen waren nicht so nachvollziehbar wie die Zeit vorher.

Insgesamt ein Lehrstück über Manipulation und die Befreiung daraus - die hier in anderer Unfreiheit endet.

#JossesTal #Angelika Rehse #Netgalleychallenge #KathrinliebtLesen #Audiobook #Rezension #3.Reich #Bookstagram

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„Josses Tal“ ist der Debütroman der Autorin Angelika Rehse, den sie mit 74 Jahren veröffentlicht hat. Es ist eine bedrückende Geschichte über (Familien)Ehre und toxische Freundschaften zwischen 1930 und 1943, über Mitläufertum, falsche Vorbilder, politische Puppenspieler, Schuld und Reue. Es handelt von der Geschichte von Josef Tomulka, genannt Josse, der 1925 als uneheliches Kind geboren wurde, was vor allem aus Sicht seines Großvaters eine Schande für die Familie war. In dem Entwicklungsroman, bei dem die Entwicklung in eine gefährliche Richtung geht, erzählt der in der norwegischen Einöde lebende Protagonist seine Geschichte in Rückblenden und nimmt die Leserschaft mit in seien Kindheit und Jugend im damaligen Schlesien. Ein gut erzähltes, ansprechend geschriebenes und nachdenklich machendes Buch.
Aber von vorn.
„Also die Leinwand, auf der mein Leben gemalt ist, war von vornherein nicht weiß. Sie war vergilbt und rissig und wurde im Laufe der Zeit mit hässlichen Brauntönen bemalt.“ So beginnt Josse seine Lebensgeschichte. Seine Kindheit ist geprägt von den Schlägen des Großvaters, der Unterwürfigkeit der Großmutter und der Verzweiflung der Mutter. Er ist ein uneheliches Kind, die Mutter hat die Identität seines Vaters nie preisgegeben. Dafür, dass die Mutter ein „rumgewischtes Frauenzimmer“ ist, lässt der Großvater den Jungen leiden. Für einen Neuanfang zieht die Familie um und schon am ersten Tag trifft Josse auf Wilhelm, den Sohn der neuen Nachbarn. Der junge Medizinstudent beschützt ihn vor den Schlägen des Großvaters und wird fortan ein Idol für den kleinen Jungen, der sich nichts sehnlicher wünscht, als dem Vorbild zu gefallen und irgendwann auch eine braune SA-Uniform zu tragen. Lange lässt sich Josse von dem Älteren leiten, der ihn ein „Prachtkind“ nennt und fortwährend lobt und nach und nach wächst er in die nationalsozialistischen Strukturen hinein. Dienste bei den Pimpfen und der HJ begeistern ihn, endlich findet er etwas, bei dem er glänzen kann und ein Gefühl der Dazugehörigkeit erlebt. Ohne nachzudenken, bespitzelt er Nachbarn und Bekannte. Seine Mutter stirbt an Diphtherie, Bücher werden verbrannt, jüdische Mitbürger werden deportiert, der Krieg bricht aus – und mittendrin ist Josse, dem die Mutter auf dem Totenbett ein Geheimnis anvertraut hat, das ihn in riesige innere Konflikte bringt und ihm die Augen öffnet, als es schon fast zu spät ist.
Was für ein Buch! Angelika Rehse hat einen Entwicklungsroman geschrieben, der das Heranwachsen eines jungen Menschen zur Zeit der Nationalsozialisten beschreibt. Es war die Zeit, in der meine Großeltern aufgewachsen sind, die Zeit, in der Rattenfänger wie Wilhelm beeinflussbaren Kinder und junge Menschen mit ihrem Gedankengut indoktrinierten und sie alles in allem so manipulierten, bis ihr moralischer Kompass nicht mehr verlässlich funktionierte. Gar nicht so weit weg von dem, was wir momentan wieder erleben, umso wichtiger sind solche Bücher, um die Anfänge zu erkennen und dagegen anzugehen. Damals wie heute „ernähren“ sich die radikalen Strömungen (nicht nur in der Politik, sondern auch in der Religion) von unsicheren, unzufriedenen und „abgehängten“ Menschen, die Bestätigung und Anerkennung suchen.
Trotz der angenehmen und leichten Sprache ist das Buch keine leichte Kost. Die Atmosphäre ist fast durchgehend bedrückend und gewaltbeladen, Josses Unsicherheit und seine inneren Konflikte sind spürbar. Wieso er Wilhelm so verehrte, ist nachvollziehbar – er suchte eine Vaterfigur, einen Freund und ein männliches Vorbild, so etwas hatte vorher in seinem Leben gefehlt. Angelika Rehse hat damit ein fulminantes Debut vorgelegt, das Lust auf mehr macht und einen zum Nachdenken bringt. Ein beeindruckendes Wert, von mir fünf Sterne dafür.

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Beim Aufräumen findet Helen eine Ansichtskarte aus Norwegen. Geschrieben an ihre Großmutter und unterschrieben von einem Mann namens Josef. Voll Entdeckerfreude macht sie sich auf die Suche nach diesem Josef und reist dafür sogar bis nach Norwegen. Dort, im „Jessetal“ trifft sie ihn und erfährt, welche Schuld er auf sich lud und warum es so geschah.

Josef ist ein uneheliches Kind und erfährt weder von Mutter noch Großeltern Liebe. Im Gegenteil. Der Großvater schlägt und drangsaliert ihn. Als sie in eine andere Stadt ziehen und ein junger Mann hört, wie der Großvater mal wieder auf den Kleinen losgehen will, hören alle Beteiligten folgende Worte: „Es hat einen Namen, das Kind. Es hat unser aller Aufmerksamkeit verdient und keine Schläge.“ Das erste Mal in seinem kurzen Leben interessiert sich jemand für Josef und hat damit sein Herz erobert.

Es gibt ja viele Romane, die im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg stehen. #JossesTal ist aber so ganz anders. Erstens ein Debüt und zweitens wird ein Thema angesprochen, das für mich neu ist. Wie werden Kinder zu dem, was sie später auszeichnet? Also, bevor geurteilt wird, warum Menschen handeln, wie sie es momentan tun, immer auch die Beweggründe dafür suchen. Der kleine Josef hat endlich einen Menschen gefunden, der sich für ihn interessiert. Dass es ein Anhänger des „Führers“ ist, versteht der Junge erst viel später.

Für mich die beeindruckende Erstveröffentlichung einer talentierten Autorin. Ich denke, dass wir von ihr noch viel lesen werden. Lebendige Sprache und viele bildhaften Beschreibungen machen diese Lektüre so unterhaltsam. #NetGalleyDE

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Angelika Rehse (74) hat mit ihrem Roman "Josses Tal" ein bemerkenswertes Debüt veröffentlicht. Basierend auf den Erzählungen ihrer aus Schlesien stammenden Eltern und den Geschichten von Heimatvertriebenen aus ihrer Kindheit, präsentiert die Autorin einen historisch und psychologisch interessanten Roman. Sie erzählt die Schicksalsgeschichte des Dorfjungen Josef Tomulka über einen Zeitraum von dreizehn Jahren, von seinem fünften Lebensjahr als Vorschulkind bis zu seiner fast achtzehnjährigen Wehrpflicht.

Die Geschichte von Josef beginnt im Jahr 1930 mit dem Umzug seiner Familie in das Dorf Dorotheenthal im niederschlesischen Landkreis Reichenbach. Josefs Großvater Fritz Tomulka betrachtet die uneheliche Geburt seines Enkels als Familienschande und bestraft den Fünfjährigen täglich mit Schlägen. Josef wächst in ständiger Angst und Schuldgefühlen auf. Auch seine gebrochene Mutter Helene kann ihm im Haus der Großeltern keine Nähe und Geborgenheit bieten. Einziger Lichtblick ist der Nachbarsohn Wilhelm Reckzügel, ein Medizinstudent aus Berlin, der Josef das Gefühl von Freundschaft und Zuneigung gibt. Nach dem Tod von Josefs Mutter nimmt die Familie Reckzügel den kleinen Josef als Pflegesohn auf. Wilhelm beschützt den Jungen weiterhin, schenkt ihm großzügige Geschenke und fördert ihn. Doch bald wird klar, dass Wilhelm nicht nur unterstützt, sondern auch die Persönlichkeit und das Selbstbewusstsein von Josef manipuliert. Josef findet in Wilhelm den Halt, den er zuvor vermisst hat. Ein entscheidendes Ereignis ist seine Aufnahme als Pimpf ins Jungvolk der Hitler-Jugend im Jahr 1935, vermittelt durch Wilhelm: "Es war genauso, wie Wilhelm es angekündigt hatte. Ab heute würde ihn keiner mehr spöttisch ansehen."

Für Wilhelm Reckzügel, der bereits ein überzeugter Nazi mit Verbindungen zu einflussreichen Parteikreisen ist, ist jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, Josef als willigen Gehilfen für die Nazis einzuspannen. Josef soll die Dorfbewohner bespitzeln. Selbst vor seiner eigenen Familie macht Josef nicht Halt und handelt "gegen sein eigenes Blut". Erst 1940, nach einer schockierenden Entdeckung und dem Kontakt mit verbotener Literatur, Musik und Malerei, kommen bei dem inzwischen 15-jährigen Josef moralische Zweifel auf: "Hier saß er also, in Reckzügels Küche, ... und log sie an. Einen Lügner zu beherbergen, das hatten sie nicht verdient."

Was Rehses Roman "Josses Tal" besonders überzeugend macht, ist das Fehlen intellektueller Abgehobenheit. Die Schilderung des einfachen Lebens im abgeschiedenen Dorotheenthal, fernab von großer Politik und Propaganda, verleiht der Geschichte eine aufrichtige Authentizität. Berlin bleibt in weiter Ferne, und große historische Ereignisse werden nur punktuell erwähnt. Im Mittelpunkt stehen die Bewohner von Dorotheenthal. Die Autorin zeigt anhand des unschuldigen Kindes Josef auf eindringliche Weise, wie leicht Kinder und Jugendliche, noch unberührt von Misstrauen und Skepsis, in ihrer Sehnsucht nach persönlicher Bedeutung manipuliert werden können und damals im guten Glauben, das Richtige zu tun, für die Ideologie der Nazis gewonnen werden konnten. Rehse möchte dieses Verständnis jedoch nicht als Entschuldigung verstanden wissen. Auch ihr Protagonist Josef erkennt erst spät, mit 17 Jahren, dass sein Handeln unrecht ist. Es gelingt ihm schließlich, sich vollständig von den manipulativen Fängen Wilhelms zu befreien. Mit ihrem leicht lesbaren Roman stellt Angelika Rehse erneut die schwierige Frage, die bereits oft an Angehörige der Kriegsgeneration gerichtet wurde: Wie konntet ihr damals nur mitmachen? Durch Josefs Lebensgeschichte scheint die 74-jährige Autorin möglicherweise eine persönliche Antwort gefunden zu haben.

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Ein Debut mit 74 Jahren der Autorin Angelika Rehse welches sich wohltuend von so manch anderem Buch über die Zeit des Nationalsozialismus abhebt.

Josse, der Protagonist wurde 1925 als uneheliches Kind, also als Schande für die gesamte Familie geboren- ein mehr als schlechter Start ins Erdenleben. Das Familienbild dieser bedrückenden Zeit wird von der Autorin eindrucksvoll geschildert und hat viele beklemmende Elemente. Josse erzählt seine Geschichte in Rückblenden aus der Einsamkeit Norwegens heraus.

Der kleine Josse vom Großvater verachtet und geschlagen, eine schwache Großmutter und eine Mutter die mehr als verloren wirkt ebnen dem jungen Medizinstudenten Wilhelm den Weg in Josses kleines Kinderherz. Josse blüht auf, ist da doch endlich ein Mensch, der ihn mag, ihn fördert und schätzt. Für mich als Leser sehr schlimm, dass durch die Familiensituation Josse ungeschützt in den Nazionalsozialismus rutscht. Ist doch bei den Pimpfen und der HJ ein Zusammengehörigkeitsgefühl, wie sonst nirgends in seinem Leben.

Seine Geschichte rüttelt auf und macht klar, wie schnell die falschen Werte an Kinder vermittelt werden können.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr gut lesbar, flüssig und Akzente sind genau an den reichtigen Stellen gesetzt.

Für mich ein Buch, was bis jetzt leider zu wenig Beachtung erfährt.

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Eine Postkarte aus September 1945, die ein Josef Tomulka schrieb, führte dazu, dass Helen 2004 nach Norwegen reist, um von ihm die Hintergründe zu dem Tod ihrer Urgroßmutter zu erfahren
In Norwegen trifft sie auf Josef Tomulka, der als Einzelgänger spartanisch in „Josses Tal“ lebt.
Hier erzählt er seine Lebensgeschichte.
Als unehelicher Sohn wächst er mit seiner Mutter bei den Großeltern auf. Hier erfährt er weder Nähe oder Geborgenheit. Stattdessen verprügelt ihn sein Großvater ständig, so dass der kleine Josef in Furcht lebt.
Mit dem Umzug in ein Dorf lernt er den Nachbarssohn Wilhelm kennen, der dem prügelnden Großvater Einhalt gebietet. Wilhelm nimmt ihn unter seine Fittiche und integriert ihn in seine Familie, wo er Zuneigung und Freundschaft erlebt.
Wilhelm, der Medizin studiert, ist schon recht früh ein strammer Nazi und lenkt Josef ebenfalls in die Richtung. Manipuliert ihn und fährt mit ihm zur Bücherverbrennung nach Berlin, an der beide aktiv teilnehmen. Diese wird sehr lebendig beschrieben, so dass das Gefühl entsteht als Leser live dabei gewesen zu sein.
Schwer beeindruckt gerät Josef immer mehr in „die Fänge“ von Wilhelm und spioniert überzeugt die Dorfbewohner aus.
Als Wilhelms Protegé geht er über die Jahre seinen braunen Weg und wird dadurch nicht nur von den Mitschülern akzeptiert.
Im Sterbebett erzählt Josefs Mutter von seinem Vater, was diesen schockiert, so dass er Zuflucht bei Wilhelms Familie sucht.
Es gibt viele Bücher, die sich mit der Nazizeit beschäftigen. Was macht dieses Buch anders oder warum lässt es sich so leicht lesen? Sicherlich liegt es an der Geschichte des kleinen, misshandelten Josef, der als er endlich wahrgenommen wird, sich manipulieren lässt und überzeugt einem Nazi/den Nazis folgt. Wie viele andere Kinder mit anderer Geschichte.
Oder der Beschreibung der Dorfbewohner, die nicht alle überzeugte Nazis sind. Es gibt Widerstand, versteckten Widerspruch, der ebenfalls beschrieben wird.
In Josef wachsen mit der Zeit Zweifel und er fühlt sich schuldig. Nicht nur in Bezug auf die Folgen seiner Spionage, den Tod von Helens Urgroßmutter und den Dorfbewohnern, die abreisen müssen. Diese Schuld begleitet ihn bis ins hohe Alter.
Seine aufkommenden Zweifel teilt er nicht mit Wilhelm. Auch mit niemand anderem.

Wie und warum er in Norwegen als Einzelgänger lebt ist schlüssig erzählt.
Ich las „Josses Tal“ recht schnell und atmete tief durch als ich es beendete. Die 408 Seiten über die gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland anhand des Lebens von Josef zu erzählen ist mehr als gelungen. Überzeugend, bildhaft und Nachdenkens wert. Da verzeihe ich den einen oder anderen handwerklichen Schnitzer in der Zeichnung der Figuren.

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Der Debütroman erzählt auf eindrucksvolle Weise die Geschichte einer Kindheit und Jugend während der NS-Zeit in Schlesien. Die Autorin nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Vergangenheit von Helens Familie, die in eine fesselnde Rahmenerzählung eingebettet ist.
Der fünfjährige Josef, genannt Josse, wird als uneheliches Kind von seinem Großvater grausam misshandelt, während seine gebrochene Mutter ihn nicht beschützt. Erst nach einem Umzug erfährt Josse durch die neuen Nachbarn erfährt Menschlichkeit und Nähe, gerät jedoch gleichzeitig in eine gefährliche Abhängigkeit. Der Nachbarssohn Wilhelm, ein aufstrebender SA-Mann, manipuliert Josef geschickt für seine eigenen politischen Zwecke und missbraucht dessen Loyalität.
Der Roman beleuchtet auf erschreckende Weise, wie der erzieherische Stil, geprägt von Strenge, Härte und herzloser christlicher Moral, den Nährboden für den Nationalsozialismus bereitet hat. Menschen, die auf solche Weise gebrochen wurden, sind anfällig für Manipulation und bemerken oft nicht, wie sie ausgenutzt werden.
Der Erzählstil zeichnet sich durch eine klare, schonungslose Sprache aus, die dem Thema gerecht wird. Auch unangenehme Wahrheiten werden nicht verschwiegen. Diese direkte Art der Darstellung macht den Roman umso intensiver, ist jedoch nichts für empfindsame Leser.
Insgesamt ist dies eine Leseempfehlung für Leser, die sich mit einer eindringlichen und schonungslosen Darstellung der NS-Zeit auseinandersetzen möchten.

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Als uneheliches Kind hat Josef es nicht leicht, insbesondere innerhalb der schlesisch-stämmigen Familie. Vom Großvater gezüchtigt, findet er Zuflucht bei der Nachbarsfamilie. Dessen ältester Sohn studiert in Berlin und ist ein glühender Anhänger der Nationalsozialisten. In Josef findet er einen dankbaren Zuhörer und Spitzel in seinem Heimatdorf. Das Buch gibt einen Einblick, wie einfach es zur damaligen Zeit war, Mitmenschen zu manipulieren und gefügig zu machen. Daran lässt sich sehr gut erkennen, wie es seinerzeit zuging und sicherlich häufiger vorkam.

Durch den Rückblick des alten Josef, inzwischen Josse genannte und weitab seiner Heimat wohnend, wird die Geschichte aus heutiger Sicht erzählt. Beginnend mit seiner schwierigen Kindheit, über die Manipulationen in seinem Leben, bis hin zu der Erkenntnis, nicht immer richtig gehandelt zu haben, lässt er sein Leben Revue passieren. An wenigen Stellen fehlte mir die logische Entwicklung der Geschichte, aber alles in allem hat sie mir gut gefallen. Die Themen Heimatvertriebene und Nazizeit werden, so wie es auch war, mit einander verwoben und sind lesenswert. Das ist ein Debütroman, der aufwühlt und beeindruckt.

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1930...Josef ist ein uneheliches Kind. Der Großvater lässt seine Wut über diese Schmach in Form von Gewalt an ihm aus. Die Mutter hingegen begegnet ihrem Sohn ohne jegliche Emotionen.
Nach dem Umzug der Familie nehmen sich die Nachbarn des Jungen an und allen voran Wilhelm, der sich mit Herzblut um seine Bildung und seinen Schutz kümmert. Doch hinter dieser Aufopferung stecken ganz andere Gründe, denn als SA-Mann benutzt Wilhelm das nach Anerkennung lechzende Kind als Spitzel.
Doch dann kommt ein Geheimnis ans Licht, das Josef zum Verhängnis werden könnte.

Mir fällt es schwer, dieses Buch zu bewerten, denn es hat mich ziemlich sprachlos zurück gelassen.
Ein Junge, der von seiner eigenen Familie stets als Schandfleck angesehen und dementsprechend behandelt wird, lernt durch eine benachbarte Familie plötzlich Anerkennung und emotionale Wärme kennen.
Einer der Söhne jedoch nutzt Abhängigkeit und Vertrauen des Jungen für seine eigenen Interessen hinsichtlich seiner politischen Gesinnung aus.
Es ist so schlimm zu lesen, was Josef als Heranwachsender tut, ohne zu hinterfragen. Ich war oftmals so unsagbar wütend...nicht auf Josef, sondern auf Wilhelm, der eine Marionette aus ihm macht.
Eine erschütternde Geschichte, in der einige Charaktere leider ein wenig blass und eindimensional bleiben. Der Schreibstil ist recht nüchtern, aber irgendwie auch passend zum gesamten Plot.
Sicherlich kein Thema für Jedermann und man darf keine Gefühlsduselei erwarten.

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Die Autorin Angelika Rehse hat mit ihrem Debütroman „Josses Tal“ ein wirklich starkes Buch geschrieben, das mich sofort gefangen genommen hat. Der Roman spielt in der Zeit von 1930 bis 1943.

Hierbei geht es um den jungen Josef, der Zuhause keine Liebe erfährt und misshandelt wird. Nach einem Umzug lernt er den jungen Mann Wilhelm kennen, der ihn vor den Schlägen seines Großvaters schützt und so die Zuneigung des Jungen gewinnt. Josef vergöttert diesen und hinterfragt sein Handeln nicht und so kommt es, dass er Stück für Stück in die Fänge der Nazis gerät. Für Josef wird das spätestens in dem Moment zu einer Gewissenfrage, als er hinter das Geheimnis seines Vaters kommt. Erst jetzt beginnt er die Machenschaften der Nazis zu hinterfragen und muss mit einer Mitschuld am Leid seiner Mitmenschen leben, die durch seine Naivität entstanden ist.

Das Buch ist sehr emotional geschrieben und mir tat der kleine Josse zum Teil sehr leid und auch wenn es sich hierbei um eine fiktive Geschichte handelt, zeigt sie sehr gut wie das Leben in den Jahren 1930-1945 in Deutschland aussah und das ist ein Teil unserer Vergangenheit den wir nicht vergessen sollten.

Es ist schockierend und aufwühlend zugleich. Die Autorin hat es geschafft diese beklemmende Atmosphäre einzufangen und an den Leser zu transportieren. Ich musste das Buch mehrmals zur Seite legen und erstmal tief durchatmen.

Das Buch ist lesenswert und es ist toll das die Autorin im Alter von 74 Jahren dieses geschrieben hat. Und wäre sonst wirklich etwas entgangen.

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Josses Tal, Erscheinungsdatum 08.03.2023 im Pendragon Verlag, 408 Seiten.

Autorin: Angelika Rehse, Debutroman.

"Manche Dinge muss man aussprechen, um ihnen die Macht zu nehmen".

Inhalt:
1930: Josef ist ein uneheliches Kind und eine Schande für seinen Großvater, der ihn seine Enttäuschung mit Schlägen täglich spüren lässt. Mit seiner Mutter im Haus der Großeltern erlebt Josef eine Kindheit, die geprägt ist von Angst und Schuld, fehlender Nähe und Geborgenheit. Als er seinen Nachbarn Wilhelm kennenlernt, erfährt er zum ersten Mal in seinem Leben Freundschaft und Zuneigung. Wilhelm beschützt und fördert Josef – und nutzt dessen Arglosigkeit aus, um für ihn, der Hitler treu ergeben ist, die Bewohner im Ort auszuspionieren. Stolz auf diese Aufgabe und seine neue Uniform wird er zu einem folgsamen Gehilfen, doch dann erfährt Josef etwas, das sein bisheriges Leben aus den Fugen geraten lässt …

Die Geschichte startet im Juli 2004 mit Helen, die aus Norwegen stammt und sich mit einer alten Postkarte auf die Suche nach der Wahrheit macht. Sie besucht Josse (Josef), der in einem abgelegenen Tal lebt und lässt sich seine Geschichte, die mit der ihren verknüpft ist, erzählen.
Die Reise in die Vergangenheit beginnt 1930. Josef, ein kleiner unehelicher Junge, lebt mit seiner Mutter bei seinen Großeltern, die für den Kleinen nicht sehr viel übrig haben. Josefs Kindheit ist geprägt von Schlägen und psychischer Gewalt. Bis sie umziehen und er seine neuen Nachbarn kennenlernt. Wilhelm, ein junger Mann, schreitet ein, als er sieht, wie Josef mal wieder von seinem Großvater geschlagen wird. Ab diesem Zeitpunkt nimmt er sich dem kleinen Jungen an und pflanzt ihm sein braunes Gedankengut ein. Josef ist natürlich stolz so einen großen Beschützerfreund zu haben und lässt sich von Wilhelm gefügig lenken und für verschiedenste Aufgaben im Sinne der Spionage für die Nationalsozialisten benutzen. Er selber ist zu jung, um den gefährlichen Weg zu erkennen, den er beschreitet. Doch dann passiert etwas, dass das Weltbild von Josef ins Wanken bringt und ihn dazu leitet, Dinge zu hinterfragen.

Die Geschichte ist toll geschrieben und zieht den Leser von Anfang an ihren Bann. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, agieren glaubhaft und die Spannung wird nahezu durchgehend aufrecht erhalten, so dass ein Lesefluss entsteht und der Leser das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Und auch das überraschende Ende fehlt nicht.

Eine Geschichte, die in ihrem Inhalt weiterhin absolut aktuell ist und allen ein Mahnmal sein sollte. Für mich ein absolutes Lesehighlight 2023.

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Der Alte lebt in seinem norwegischen Tal zurückgezogen. Weit weg von Elektrik und Telefon. In Josses Tal. Er bereut  ...
Josse, oh Josse. Wenn du damals gewusst hättest, was du heute weißt, hättest du dann auch so gehandelt?

Josses Tal

Josse, eigentlich Josef Tomulka, ist der uneheliche Sohn von Helene. Wäre da nicht ihr rabiater Vater gewesen, der dem Bankert oft schon als Kleinkind eine mächtige Schelle verpasst hatte, hätte sie ihr Bürschlein von Anfang an lieb haben können. Aber so wollte sie es auch dem Alten recht machen und mied es, dem Jungen ihre Liebe zu zeigen. Damit das Gerede um das "rumgewischte Frauenzimmer" und ihren Sohn aufhört, zogen die Eltern mit Helene und Josef in ein kleines Dorf. Weg von dem Getratsche.

Dort trafen die Tomulkas auf nette Nachbarn, die sie freundlich aufnehmen wollten. Doch der Alte Tomulka wollte keinen Kontakt. Noch dazu schlug er auf den kleinen Josef ein. Wilhelm Reckzügel, angehender Arzt und Nachbarssohn, konnte und wollte das nicht mit ansehen und nahm Josef unter seine Fittiche. Es war 1930 und Wilhelm wurde zu Josses besten Freund und Mentor. Er war es, der Josef in der HJ unterbrachte und ihn zur Bücherverbrennung nach Berlin mitnahm.

Der Besuch im Tal

Eine Postkarte aus dem Jahr 1945 führt Helene im Juli 2004 nach Norwegen. Sie würde gerne wissen, warum ihre Urgroßmutter damals sterben musste und hofft auf Antworten. Josef hat sich dort in ein Tal zurückgezogen. Josses Tal. Und der Alte erzählt ihr seine Geschichte von Anfang an ...

"Könntest du nach all den Jahren die Zeit zurückdrehen und hättest damals gewusst, was du heute weißt ... würdest du Widerstand leisten? " "Helen, ich war Jugendlicher, ich war allein ..."

Seite 92

Es ist leicht nachzuvollziehen, warum der kleine Josef zu dem geworden ist und getan hat, was er getan hat. Alleine und immer wieder gedemütigt, findet er in Wilhelm einen Beschützer, in der HJ ein Zuhause. Mitgerissen von der Zeit, wie ein Fischlein, das alleine kaum aus dem Schwarm ausbrechen kann. Hingerissen von der Liebe, die ihm Wilhelm als erwachsener Freund bietet, macht er, was von ihm gefordert wurde. Er wird von seinen Klassenkameraden anerkannt, er ist plötzlich jemand, dem man gehorcht. Dass Wilhelm ihn nur ausnutzt und ein dunkles Geheimnis des Jungen kennt, das weiß Josse natürlich nicht. Er vertraut.

Das Buch liest sich sehr angenehm. Als Leser sieht man natürlich, wohin der Junge gezogen wird, hat den Vorteil, die Geschichte schon zu kennen. Dabei wird aber auch mal ausnahmsweise die Aufmerksamkeit auf die Täter gelenkt, wie sie in diesen Strudel hinein gezogen wurden. Auf die Menschen, die sich weggedreht haben, als die Nachbarn abgeholt wurden. Auf die Familien und Freunde, die die Augen und Münder geschlossen hielten als das Unrecht geschah und vielleicht sogar mitgemacht haben. Ich fand das Buch wirklich gut. Josse ist ein Sinnbild für alle diejenigen, die es nicht gemerkt haben (wollen), dass sie in einem Unrechtsstaat lebten.

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Raffiniert manipuliert

Helen reist in ein abgelegenes norwegisches Tal, um hier Josef (Josse) zu treffen. Er ist es, der zum Kriegsende 1945 eine Postkarte versendet hat, die auch irgendwie mit ihrer Urgroßmutter Else zu tun hat. Nun will Helen ein Stück Familiengeschichte erfahren.

Nach diesem kurzen Einstieg erzählt Josef von sich, dem aufkommendem Nationalsozialismus und der Judenverfolgung, die eigentliche Geschichte beginnt. Josef erlebt eine schwierige Kindheit, da er in den 1920er-Jahren unehelich geboren ist und offiziell kein Vater bekannt ist. Statt Liebe und Nähe von Mutter und Großeltern gibt es ständig Tadel und insbesondere vom Großvater häufig Schläge. Als die Familie in eine andere Gegend zieht, ist es Nachbar Wilhelm Reckzügel, der den Fünfjährigen unter seine Fittiche nimmt und ihm Aufmerksamkeit und Anerkennung schenkt. Allerdings kann das Kind nicht ahnen, dass der Mann in SA-Uniform recht eigennützige Beweggründe dafür hat: er nutzt schließlich Josef aus, um an Informationen über die Einwohner des Dorfes zu kommen. Voller Stolz erfüllt der mittlerweile fleißige Schüler alle Aufgaben, die Wilhelm stellt.

Angenehm klassisch aus Sicht des Erzählers im Präteritum, schreibt Angelika Rehse Josefs Erinnerungen nieder. Mit einfühlsamen Worten fließt die Schande des unehelichen Knaben aufs Papier und lässt den Leser mitbangen mit dem armen Kind. Das Schicksal scheint es gut zu meinen mit der Freundschaft zu Wilhelm, aber es braucht keine besonderen Fähigkeiten, um zu erkennen, dass der junge Mann in tadelloser Uniform bald geschickt führt und manipuliert. Eine aufwühlende Kindheit zwischen Angst vor dem Großvater, Distanz zu Mutter und Großmutter und dem freundlichen Interesse der Nachbarfamilie Reckzügel, wo er fast schon wie ein weiteres Kind aufgenommen wird, lässt Josef einige Jahre später in einen Zwiespalt geraten, denn er merkt selbst, dass da auch etwas anderes an Wilhelm ist, nicht nur ehrliche Freundschaft. Durch Josefs ganz persönliches Schicksal ist es auch für den Leser einfach, dessen Beweggründe nachzuvollziehen, die perfiden Strategien der überzeugten Nationalsozialisten und deren Macht über den Einzelnen zu verstehen.
Fesselnd und spannend wird eine Kindheit lebendig, wird Josefs Heranwachsen sehr glaubwürdig erzählt. Lediglich die Rahmenhandlung, in der Helen und ihre Urgroßmutter Else vorkommen, ist ein wenig dürftig ausgefallen. Auch in Josefs Erinnerungen an die damalige schreckliche Zeit spielt Else nur eine kleine Rolle, obwohl die Sicht des Widerstandes durchaus interessant wäre, schließlich ist es ja Helen, die das Unrecht an ihrer Urgroßmutter ans Licht bringen möchte.

Fazit: Angelika Rehse präsentiert einen atmosphärischen Roman über die Zeit des aufstrebenden Nationalsozialismus und erzählt sehr authentisch die Geschichte eines jungen Menschen, der auf seiner Suche nach Aufmerksamkeit in die Fänge gerissener und raffinierter Manipulation gerät. Ich gebe gerne eine Leseempfehlung für Josses Tal ab!



Titel Josses Tal
Autor Angelika Rehse
ASIN B0BTDB7WZT
Sprache Deutsch
Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Gebundenes Buch (408 Seiten) und Hörbuch
Erscheinungsdatum 8. März 2023
Verlag Pendragon

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Josse erinnert sich an seine Jugend, in der er treuer Hitler-Anhänger war. Ohne Vater aufgewachsen, mit einem sehr strengen Großvater und einer lieblosen Mutter, lässt er sich schon als kleiner Junge von einem älteren Nachbarssohn auf den Nationalsozialismus einschwören.
Josses Geschichte hält einiges an Dramatik bereit und beschreibt aufschlussreich, wie Kinder in die Fänge des Nationalsozialismus geraten konnten.

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Ein sehr ans Herz gehendes Buch, ich konnte es kaum aus der Hand legen und war in der Geschichte völlig gefangen. Absolute Lese Empfehlung.

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"Josses Tal" von Angelika Rehse ist ein hinreißender Roman, der mich vom ersten Moment an in seinen Bann gezogen hat. Die Autorin versteht es meisterhaft, die Leser in eine einzigartige Welt zu entführen und sie dort mit ihren authentischen Charakteren und ihrer bildhaften Beschreibungskunst zu fesseln.

In diesem Buch begleiten wir Josse auf seiner abenteuerlichen Reise durch ein idyllisches Tal. Doch dieses Tal birgt nicht nur malerische Landschaften und romantische Begegnungen, sondern auch zahlreiche Geheimnisse und unvorhersehbare Wendungen. Angelika Rehses Schreibstil ist dabei so flüssig und poetisch, dass man förmlich spürt, wie man Seite um Seite tiefer in diese zauberhafte Welt eintaucht.

Die Protagonisten des Romans sind so lebendig und vielschichtig dargestellt, dass ich das Gefühl hatte, ihre Emotionen hautnah miterleben zu können. Besonders beeindruckt haben mich Josse und sein innerer Konflikt, der sich im Laufe der Geschichte immer weiter entfaltet. Es ist gerade diese Tiefe, die den Figuren Leben einhaucht und sie so authentisch wirken lässt.

Eine weitere Stärke dieses Buches liegt in der einzigartigen Atmosphäre, die sich beim Lesen entwickelt. Das Tal wird so detailreich beschrieben, dass jeder Baum und jedes Geräusch vor dem inneren Auge Gestalt annimmt. Man kann beinahe den Duft der Blumen riechen und die sanfte Brise auf der Haut spüren. Diese intensive Sinnlichkeit gepaart mit der Präzision in der Beschreibung verleiht dem Roman eine besondere Magie.

Darüber hinaus schafft es Angelika Rehse, aktuelle gesellschaftliche Themen geschickt einzuflechten. Sie behandelt Fragen nach Glück und Identität, nach Freiheit und Selbstbestimmung auf eine so tiefgründige Weise, dass man als Leser angeregt wird, über diese Dinge nachzudenken. Dabei bleiben ihre Aussagen jedoch subtil und respektieren die Individualität jedes Einzelnen.

"Josses Tal" ist ein Buch, das einen noch lange nach der letzten Seite begleitet. Es regt zum Nachdenken an, lässt den Leser träumen und offenbart dabei eine große Portion Hoffnung für das menschliche Wesen. Angelika Rehse hat hiermit ein wunderbares Werk geschaffen, das ich jedem empfehlen kann, der sich nach einer spannenden, berührenden Lektüre sehnt.

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Das Cover zog mein Interesse auf sich und nachdem ich den Kurzinhalt gelesen hatte, wollte ich den Roman unbedingt lesen. Die Autorin Angelika Rehse schreibt sehr bewegend und emotional eine intensive Zeitreise. Es geht um den kleinen Josef, genannt Tosse, über die Zeit vor und während des 2.Weltkrieges in Deutschland. Ich habe mich so sehr in den kleinen Josef hinversetzt, das ich den Kleinen beschützen wollte, mit dem Jungen gefürchtet, gelitten und gehasst und hätte den Alten sehr gerne in den Arm genommen. Seine Geschichte beweist wieder einmal, dass fehlende Liebe und Wertschätzung der Nährboden ist für falschen Stolz und Gewalt und dass Gut und Böse oft nah beieinanderliegen. Josef hat im Laufe der Jahre Entwicklungen erlebt, die mir sehr nahe ging. Beim Lesen wurde ich sehr gut unterhalten und musste den Roman nur ungewollt zur Seite legen. Ich gebe eine 5 Sterne Empfehlung

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Das Buch erzählt sehr packend, wie ein Junge von den Nazis fasziniert und zum Handlanger gemacht wird. Der außerehelich geborene Joseph, genannt Josse erfährt von Mutter und Großeltern keinerlei Zuneigung. Ein Umzug von Norwegen nach Schlesien soll unter anderem den Makel des unehelichen Kindes vertuschen und ist auch scheinbar für Josse die Erlösung, denn Wilhelm Reckzügel nimmt sich seiner an. Er ist überzeugter Nazi und nimmt den Jungen sogar mit nach Berlin, wo Josse noch mehr begeistert wird. Wilhelm benutzt den Jungen als Spitzel im kleinen Dorf. Doch die Autorin lässt die Jugend des Buben nicht gelten und so beginnt Josse über sein Verhalten nachzudenken und zieht Konsequenzen, so dass er noch im Alter die Schuld spürt.
Das Buch ist eine unbedingte Empfehlung vor allem auch für Jugendliche und junge Erwachsene. Nie soll vergessen werden, welche Schuld Nazis den Menschen auferlegt haben, wie viele Leben sie kaputt gemacht haben und welches Leid sie über die Menschen gebracht haben. Das Buch ist leicht zu lesen, aber dennoch sehr eindringlich. Klare Leseempfehlung.

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man, der ebenso wie "Als Großmutter im Regen tanzte", in der Zeit des zweiten Weltkrieges spielt und eine Familiengeschichte erzählt. Dieses Mal die Geschichte vom außerehelich geborenen Joseph, genannt Josse. Dieser erfährt von seiner Mutter und den Großeltern keine Zuneigung. Mit einem Umzug von Norwegen nach Schlesien soll dem Gerede um die Unehelichkeit ein Ende gesetzt werden. Kaum im neuen Heimatdorf angekommen, lernt Josse Wilhelm Reckzügel kennen. Dieser nimmt ihn ab sofort in Schutz und Josse erlebt zum ersten Mal eine liebevolle Familie. Fasziniert von Wilhelm lässt sich Josse immer mehr einnehmen für dessen Überzeugungen: Wilhelm gehört der SA an und macht dort Karriere. Auch mittels Josses Hilfe, der als Spitzel im Dorf die Ohren überall offen hält und Wilhelm berichtet. Mit zunehmenden Alter aber beschleichen Josse Zweifel, ob dies alles so richtig ist. Vor allem das Verbot von Kunst und Literatur kann er nicht verstehen. Die Lage spitzt sich zu...

Helen, die bei Ihrer Urgroßmutter Else eine Postkarte von Josse gefunden hat, reist zu dem mittlerweile alten Mann, der in der Einsamkeit lebt. Hier erfährt sie aus Sicht von Josse dessen Lebensgeschichte. Während diese Lebensgeschichte viel Raum einnimmt, ist die Rolle von Helen und ihrer Urgroßmutter eher blass und bleibt eine Randgeschichte. Die Geschichte rund um den ungeliebten Sohn Josse und dem Nazi Wilhelm Reckzügel wird hingegen sehr fesselnd und spannend erzählt. Insbesondere bei der Zuspitzung und den Zweifeln von Josse kann der Leser gut mit fiebern. Die Erzählung ist durchaus glaubwürdig und authentisch in der Darstellung vom Aufstrebenden Nationalsozialismus. Man erhält viele Einblicke in die Nazi Ideologie und welche Faszination einzelne Personen auszuüben vermögen. Sehr gut zu lesender Roman mit einem vielleicht etwas zu abrupten Ende.

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Ein Teil der deutschen Geschichte

Ostroppa, ein Ort in Schlesien im Jahre 1930. Josef Tomulka ist erst fünf, trotzdem muss er die täglichen Schikanen und sogar Schläge von seinen Großeltern ertragen. Denn er ist für sie ein lebendiger Nachweis der Schande, die seine Mutter Helene über die Familie gebracht hatte. Schwanger und ohne einen Mann an ihrer Seite ist sie aus Breslau nach Hause zurückgekommen. Seitdem muss Helene die ständigen Demütigungen ihrer Eltern ertragen und das Leid ihres Sohnes erdulden. Um dem Spott der Nachbarn zu entgehen zieht die ganze Familie nach Reichenbach um, doch der Umzug ändert nichts an der bisherigen Lage der beiden.

Bis eines Tages ein junger Nachbar Wilhelm eingreift und dem Großvater weitere Misshandlung des Kindes verbittet. Wilhelm beschützt den kleinen Josef, schenkt ihm Zuneigung und ermöglicht ihm die schulische Ausbildung. Der freundliche und verständnisvolle Wilhelm ist aber auch ein überzeugter Nazi und Verehrer des Führers. Geschickt manipuliert er Josef und macht ihn zu seinem Helfer, der die bestimmten nützlichen Informationen an seinen Gönner liefert. Bis eines Tages die sterbenskranke Helena ihrem Sohn das streng gehütete Geheimnis verrät.

So fängt Josses Geschichte an; eine Geschichte, die berührt und bewegt. Das Leid des kleinen Jungen, der seinen Vater nicht kennt und von der Mutter und den Großeltern keine Zuneigung erhält, ist schwer zu ertragen. Umso mehr hat mir am Anfang Wilhelms Fürsorge für Josef gefallen; endlich konnte das Kind Herzenswärme und Anerkennung erfahren.
Aber dieser glückliche Lebensabschnitt endet abrupt. Denn Josefs Lebensgeschichte verläuft so wie das Zeitgeschehen damals: rasend und dramatisch, schmerzhaft und verhängnisvoll.

Realistisch und gefühlvoll erzählt die Autorin über diese turbulente Zeit. Angelika Rehse, die in einem Umfeld von Heimatvertriebenen aufwuchs, hat ausgiebig für ihren Roman recherchiert. Sowohl die Details aus den Gesprächen mit den Zeitzeugen, wie auch die historisch belegten Fakten flossen in die erzählte Geschichte ein. So ist es ein wichtiger Roman entstanden, der einen Teil der deutschen Geschichte authentisch darstellt. Eine starke Stimme, die auf die Gefahren der Manipulation und Propaganda hinweist. Eine wichtige Stimme, besonders in der heutigen Zeit.

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Die Saat ging auf.

Diese Geschichte über einen Jungen, der in einer der schlimmsten Zeiten der deutschen Geschichte aufwächst, hat mich sehr berührt.

Josefs Erinnerungen beginnen im Alter von fünf Jahren. Ein uneheliches Kind, ungeliebt und in falsche Bahnen gelenkt.
Der herrische Großvater, der keine Liebe für seinen Enkel kennt und dadurch auch seine Tochter beeinflusst, treibt ihn unwissentlich in die Arme des vermeintlich netten, fürsorglichen Nachbarn. Dieser bringt Verständnis für den Kleinen auf, steht ihm zur Seite und spielt doch sein eigenes Spiel.

Als überzeugter Nazi manipuliert er Josef geschickt, indem er ihm das gibt, wonach der sich sehnt: Liebe, Fürsorge, Freundschaft und Anerkennung. So merkt er nicht, in welche Richtung ihn Wilhelm zieht und damit sein ganzes restliches Leben beeinflusst.

Die Autorin hat das wunderbar beschrieben und gibt einem das Gefühl hautnah dabei zu sein. Man spürt den Zeitgeist dieser Jahre, den Schrecken und das Grauen, und möchte Josef ein ums andere Mal aus den Fängen befreien, in die er geraten ist.

Ein sehr emotionales, beeindruckendes Buch das nichts rechtfertigt, aber aufzeigt, warum Josef zu diesem Menschen geworden ist. Wie gefährlich falsche Ideologien sind, wenn sie auf unschuldige Kinderseelen treffen.
Eine Zeitreise, atmosphärisch, lebendig, authentisch und sehr persönlich!

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