Der Inselmann

Roman

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Erscheinungstermin 09.02.2023 | Archivierungsdatum 07.04.2024

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Zum Inhalt

Eine vergessene Insel, ihr stiller König und die Sehnsucht nach einem Leben abseits der Welt. »Der Inselmann« ist das ebenso berührende wie sprachmächtige Porträt eines Außenseiters und eine Hymne auf den Eigensinn.

Anfang der Sechziger in einem entlegenen Teil Deutschlands. Das Ehepaar Roleder zieht auf eine unbewohnte Insel inmitten eines großen Sees. Es ist eine Flucht nach innen, vor der Stadt und der Wirklichkeit. Mit dabei ist ihr Sohn Hans, der auf der Insel ein neues Zuhause findet. Und noch so viel mehr. Denn mit der Zeit scheint der schüchterne Junge geradezu mit der Insel, den Bäumen, dem Laub, dem Moos und dem Gestein zu verwachsen. Hans wird zum König der Insel. Bis, mit dem Bescheid der Schulbehörde, die Realität in seine kleine große Traumwelt einbricht und ihn von Insel und Eltern trennt. Es ist der Beginn einer beschwerlichen Odyssee, gelenkt zunächst von gnadenlosen Institutionen des Staates und schließlich dem einen großen, pochenden Wunsch: zurückzukehren auf seine Insel, in die ersehnte Einsamkeit im Schatten der Welt. Doch: Wie wird die Insel, wie werden die Eltern ihn empfangen?

Dirk Gieselmanns Debüt ist die faszinierende literarische Studie eines Insellebens und erzählt von der Sehnsucht nach Einsamkeit in einer Gesellschaft, die das Individuum niemals alleine lässt, im Guten wie im Schlechten. »Der Inselmann« ist ein Roman, der nachhallt, voller berückender Bilder, leuchtender Sätze und magischer Kulissen.


Stimmen zum Buch

»Dirk Gieselmann hat einen wunderbaren, melancholischen Roman geschrieben. Er errichtet mit Worten eine ganze Welt, einfach und stark und wahr. Mit welcher Neugier und Zärtlichkeit er die inneren Kämpfe seines heranwachsenden Protagonisten schildert, das ist das Gegenteil von Zynismus. Ich habe Der Inselmann geliebt.« Matthias Brandt

»Dirk Gieselmann erzählt die Geschichte eines außergewöhnlichen Menschen, der in seiner ganz eigenen Zeit gelebt hat. Immer verbunden mit seiner Insel. Ein Buch wie ein Schallverstärker. Man taucht ein in eine scheinbar leise Welt, hört dann aber jedes Geräusch, jeden Wellenschlag. Und alles stößt auf Resonanz in einem selbst. Ich empfehle, alle elektronischen Geräte auszuschalten und sich einzulassen auf diese Reise durch ein ganzes Leben.« Anna Brüggemann

Eine vergessene Insel, ihr stiller König und die Sehnsucht nach einem Leben abseits der Welt. »Der Inselmann« ist das ebenso berührende wie sprachmächtige Porträt eines Außenseiters und eine Hymne...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783462000252
PREIS 20,00 € (EUR)
SEITEN 176

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

eine etwas andere "Aussteigergeschichte", Eintauchen in eine Welt weit weg von Allem, fesselnd, schöne Sprache- eine Entdeckung!

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Hans

Der Schriftsteller Dirk Gieselmann hat in seinem Roman, , Der Inselmann, einen poetischen Stil, mit einem
melancholisch Ton.

Hans ist ein schüchterner Junge. Als seine Eltern mit ihm auf eine Insel ziehen, gefällt ihm das. Aber in der Schule ist er ein Opfer, darum schwänzt er einfach.
Erschreckend das er gleich in ein Heim kommt.
Seine Eltern werden nur leicht erwähnt.
Als er wieder zurückkommt zieht er wieder auf die Insel.

Der Autor beschreibt Hans Emotionen sehr gut.
Der Schreibstil ist ruhig. Mir fehlt etwas Schwung, so wird es eine Geschichte über den Inselmann, der fast vergessen wird.
Der Roman liest sich gut.

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Eine melancholische Nacherzählung eines tristen Lebens in kraftvoller Sprache und Bildern, die lange nachklingen werden.
Hans geht als 10 jähriger Junge mit seinen Eltern auf eine einsame, abgelegene Insel. Aber er wird dort nicht vergessen und muss die Insel verlassen, um zur Schule zu gehen. Als Leser beobachtet man mitfühlend die einzelnen Stationen im Leben von Hans, die so vorbestimmt wirken. Wie wirkt das Schicksal auf unser Leben ein? Was haben wir selbst in der Hand?

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ein sehr beruhrendes Buch - wunderbar erzählt - man kann sich alles sehr gut vorstellen, der Stil und die Sprache haben mir gut gefallen - passend zum Thema und zur Atmosphäre die hier vermittelt wird. Der Junge - seine Familie - die Insel - der Weg dorthin - und alles was sich zuträgt und in den Gedanken seine Bannen zieht wunderbar

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Mit ihrem gesamten Besitz wurden Hans Roleder und seine Eltern an einem bitterkalten Tag auf die Insel gebracht. Mitten in einem Binnensee hatte dort mit seinem Hütehund bis zu seinem Tod ein Schafhüter gelebt, dessen Aufgabe Vater Roleder übernehmen wird. Wer sich zuvor schon keine neuen Schuhe leisten konnte, muss bitterarm sein. In einer Epoche, in der Männer im Krieg „im Osten“ gefallen sind und viele Menschen ihr Land verlassen, scheint Schweigen über die Gründe der Umsiedlung eine kluge Haltung zu sein. Die Laika-Mission verortet die Ereignisse zeitlich in den 50ern des vorigen Jahrhunderts. Die Eltern wirken verloren in ihrem Exil, so schweigsam, dass die Mutter ihre Sprache völlig verliert, weil sie sie nicht nutzt. In poetischer Sprache folgt der Autor seinem 10jährigen Protagonisten, wie er das „endliche Nichts“ seiner Insel erobert, ihre Extreme aus Eiseskälte und Nachtschwärze. Hans rätselt über den Tod des verstorbenen Schäfers, von dem der Vater weiß, dass ihn eine Kriegsverletzung folterte. Seine Einschulung bringt dem Jungen die Vertreibung aus seinem Kindheitsparadies durch alltägliche Schikane des Einzelgängers. Hinter Stacheldraht und Dornenhecken eingesperrt, werden die USA zum geträumten, unerreichbaren Königreich für ihn. Ein halbes Jahrhundert vergeht; Hans weiteres Schicksal zerfasert in eine Zukunft, in der er als König der Insel zur Legende geworden ist. Die Menschen haben noch immer nicht gelernt, eigenwillige Zeitgenossen samt ihren Eigenheiten anzunehmen.

In Hans‘ Naturbeobachtungen bei der Eroberung seiner Insel sehr poetisch, verknüpft Dirk Gieselmann das Außenseitertum von Vater und Sohn zu einer berührenden Parabel über Ausgrenzung.

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Ich frage mich, was mich an Dirk Gieselmans Debütroman mehr fasziniert hat - die Sprache oder doch die Geschichte, die er erzählt. Hier kann nur eine Antwort geben. Es ist beides gleichermaßen.

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Ein Aussenseiter auf seiner abgeschiedenen, vergessenen Insel – ein trauriges Porträt.

Berührend in seiner aussagekräftigen, bildreichen Wortwahl, zart in seiner detaillierten Beschreibung von kindlichen Kleinigkeiten, die in ihrer Wiederholung als Erinnerung im Erwachsenenalter des Inselmannes subtil an passender Textstelle immer wieder auftauchen - so wird ein fein gewebter Strang gezogen durch das recht einsame, traurige Leben eines schwachen, verträumten, schüchternen, armen, jedoch fantasiereichen Jungen, der den täglichen Anforderungen gegenüber den Eltern, der Schule, als Erwachsener scheinbar nicht gerecht werden kann. Dieser Hans Rohleder findet auf dieser an sich unbewohnten Insel sein geliebtes Zuhause, beschrieben in einem zarten, fast liebevoll berührenden Sprachstil. Die klare Beschreibung der Eltern, des Fährmanns, der Burg und auch ihr Zusammenleben mit Freunden in der Stadt spiegelt ein authentisches Bild wider in Armut, Einsamkeit und Angst. Ein berührendes Leseerlebnis!

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Sehr sprachgewaltig zeichnet der Autor das Portrait eines Mannes, der als Kind, durch das mehrmalige Herausreißen aus dem gewohnten Leben zum Außenseiter wird. Es stimmt nachdenklich, was selbst kleine Entscheidungen anderer, im Leben eines Menschen anrichten können. Das Buch begleitet Hans von der Kindheit bis zum Tod, wobei der Fokus auf die Kindheit und Schulzeit des Protagonisten gelegt wird und das restliche Leben eher als Abspann dient. Durch den bildhaften Schreibstil konnte man sich die Szenen richtig gut vorstellen und nachvollziehen, was in Hans vorging. Dirk Gieselmann schafft es sehr gut, die verschiedenen Stimmung einzufangen und zu transportieren. Obwohl dies eigentlich eine eher traurige, melancholische Geschichte ist, fand ich die Handlung interessant und sehr gut dargestellt. Ich war begeistert von dem Mut und der Zuversicht, die Hans trotz der widrigen Umstände an den Tag gelegt hat. Er wurde dadurch getrieben, dass er nie die Hoffnung aufgab, irgendwann wieder auf seine Insel zurückzukehren. Ein sehr lesenswertes, nachdenklich stimmendes Werk!

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„Vater kann gut werfen, dachte der Junge, hoch und weit… Eines Tages werfe ich auch so hoch und so weit wie er. Dann sind wir glücklich, dann sind wir frei.“

Noch warten sie darauf, dass sie auf die Insel übersetzen können. Vater wird ungeduldig, Mutter sitzt da in der Kälte und rührt sich nicht und da ist noch er, der Junge von gerade mal zehn Jahren. Anfang der 60er Jahre zieht es die Roleders auf eine unbewohnte Insel, sie liegt inmitten eines großen Sees.

Dirk Gieselmann erzählt von Hans, dem Inselkönig, dem Unverwechselbaren, in einer sehr zarten, poetischen und doch bildgewaltigen Sprache. Von einer Welt zwischen Traum und Wirklichkeit, von einem stillen Helden, der eher in sich selbst seinen Frieden findet. Auf seiner Insel ist er glücklich, das Schicksal lässt ihn dennoch nicht hierbleiben, die Schule fordert ihren Tribut und auch danach kehrt er lange nicht zurück. Die Insel jedoch vergisst er nie, er trägt sie in seinem Herzen und sieht sie in den herrlichsten Farben, hört seinen Hund bellen, die Schafe blöken. Die Sehnsucht treibt ihn irgendwann zurück, auf diese von ihm nie vergessene Insel.

Hans hat sein Paradies schon lange gefunden. Auf der Insel im See. In sich selbst. Allen Widrigkeiten zum Trotz war sie immer sein Zufluchtsort. „Ist diese Geschichte traurig? Ist sie schön?“ Ja, sie ist beides – traurig, melancholisch und doch wunderschön. Ein behutsam erzähltes Porträt um einen, der sich selbst genug ist, der ungestört und frei das Inselleben schon lange verinnerlicht, der nie ein anderes gewollt hat. Ein berührendes Debüt, das lange nachklingt.

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Wo hört die Suche auf, wo beginnt die Heimkehr?

"Bald, sehr bald würde er ein Inselkönig sein, gekrönt durch sich selbst."

Hans Roleder zieht mit seinen Eltern auf eine verlassene Insel in einem See, getrieben von Armut und Hoffnung durch Isolation. Er macht den Eindruck eines liebenswerten Jungen, der mit seiner kindlichen Naivität furchtlos durch die Welt geht. Man lernt Hans aber auch als älteren Jungen kennen, der in sich gekehrt ist und in sozialer Hinsicht abgestumpft. Dies ist seinen Erfahrungen geschuldet, die er als Heranwachsender macht.

"Es war der Refrain seines Schweigens."

Der Schreibstil Dirk Gieselmanns zeichnet sich durch Schlichtheit und Esprit aus. Er schafft es, dass kein Wort zu viel ist und es sich sehr flüssig liest. Die Sprache ist wunderbar gewählt und meiner Meinung nach fast das Schönste in diesem Buch.

Man fliegt dadurch nur so durch die Geschichte und wird mit Worten getragen.
Es gefiel mir außerordentlich gut!

Die Geschichte verwebt Themen wie Abschottung, Ausgrenzung und Anderssein miteinander und hinterfragt wie eine Person zum Mythos werden kann.

"So wie die Vernunft den Wahnsinn braucht, um bestehen zu können, der Trost die Traurigkeit, das Licht die Dunkelheit, die Freundschaft die Feindschaft und das Reh den Wolf, braucht die Gemeinschaft die Einsamkeit."

Ich fand es schade als das Buch zuende war hoffe noch mehr von Dirk Gieselmann lesen zu dürfen.

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Hans zieht mit seinen Eltern auf eine einsame Insel in einem See. Er streunt durch die Gegend, erkundet die Insel und gibt sich seinen Gedanken und Gefühlen hin und genießt die Zeit.

"Der Inselmann" ist ein dünnes Buch, was die Anzahl der Seiten angeht - man könnte es leicht in wenigen Stunden verschlingen, wenn man das denn wollen würde. Damit entginge einem aber sehr viel, denn sprachlich ist es ein absolutes Schwergewicht - Poesie in Romanform. Es ist ein großes Vergnügen, die Geschichte häppchenweise zu lesen und die einzelnen kurzen Kapitel jeweils nachwirken zu lassen.

Es gibt keine große Handlung, vielmehr bildet diese nur einen sachten Rahmen für Hans' Gedanken und Gefühle und umspielt diese leise und gekonnt. In bildhafter Sprache lässt Dirk Gieselmann uns Leser Hans' Eltern und seine ganze Welt durch seine Augen sehen.

"Der Inselmann" ist ein Buch zum Genießen und Nachspüren, eines das einen noch lange begleitet.

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Diese Geschichte erzählt von einer Familie, welche die Einsamkeit der Gesellschaft sucht. Doch auch da wird klar, dass die Gesellschaft keine Person alleine lässt. Wie kann man das verstehen. Die Familie macht eine Flucht, von der Stadt und der Wirklichkeit. Ihr Sohn blüht gerade zu auf. Hans ist der König der Insel. Wie man liest, geht alles sehr gut, bis die Schulbehörde ihn in die Realität zurückholt. Er wird von seinen Eltern und seiner Insel getrennt. Jetzt beginnt eine Odyssee, welche vom Staat unerbittlich gelenkt wird. Für Hans gibt es nur eines, er will zurück auf seine Insel. Man liest eine traurige Geschichte über einen Jungen, welcher den Anforderungen unserer Gesellschaft nicht gerecht werden kann. Die Beschreibung der Umgebung, der Eltern, seiner Sehnsucht nach seiner Insel liest sich sehr bewegend. Das Lesen dieser Geschichte berührt sehr und spiegelt unsere unerbittliche Gesellschaft wider. Empfehlenswertes Buch.

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Wir haben es hier mit einem ganz besonderen Roman zu tun.

Dirk Gieselmann hat eine wunderschöne und poetische Sprache und bringt uns eindrucksvoll und zuweilen düster den Jungen Hans und seine Geschichte näher. Besonders die Gedankenwelt von Hans in Bezug auf die Insel fand ich sehr schön beschrieben.

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Hans, der König der Insel

Dieser Debütroman von Dirk Gieselmann hat es in sich, ein richtig gutes Buch. Es ist ein Roman über einen Mann, der nicht das sein dürfte was er im Grunde war: ein Einsiedler und glücklich mit sich selbst in der Natur. Die Natur verortet auf einer einsamen Insel in einem Binnensee, sein persönliches Paradies. Es geht um Hans Roleder, der mit 10 Jahren mit seinen Eltern auf diese Insel zieht. Sein Vater übernimmt das Amt des Schafshüters auf dieser Insel nachdem der vorherige an Kriegswunden leidende Schäfer verstarb. Die Geschichte scheint Ende der 1950er Jahren/zu Beginn der 1960er angesiedelt zu sein.
Dirk Gieselmann schreibt sprachgewaltig. Nicht nur das Verschmelzen von Junge und Natur ist wunderbar beschrieben, auch wenn er dann die Insel verlassen muss auf Grund der Schulpflicht und „seiner“ Insel entrissen wird. Diese Ausgrenzung und das Aberkennen von Freude am Alleinsein ist prägnant und treffend portraitiert. Die Gesellschaft ein nromiertes Bild wie ein Kind, wie ein heranwachsender Mann zu sein hat und er, Hans, ist es nicht. Er, der König der Insel, möchte nur wieder an seinen Sehnsuchtsort.
Fazit: Ein wirklich starkes Debüt, dass sprachlich glänzt und eine einfühlsame Geschichte erzählt.

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Ui, das war mal ein interessantes Büchlein.... mit nicht einmal 200 Seiten ist es ja eher ein solches. Früher habe ich so kurze Bücher überhaupt nicht zur Hand genommen weil ich nicht begeistert davon war, wenn ich mich kurz nach Beginn direkt wieder von den Figuren verabschieden muss. Inzwischen habe ich meine Meinung diesbezüglich komplett geändert- ich halte es inzwischen für einen Beweis echten schriftstellerischen Handwerks, wenn ein in diesem Fall Autor es schafft, eine komplexe und emotionale Geschichte auf so wenig Seiten zu erzählen.
In diesem Fall ist das absolut gelungen. Schon der Einstieg in den Roman entfaltete einen regelrechten Sog, die Reise der Familie auf die einsam in den Nebeln gelegene Insel war schon bedrückend und ich konnte den feuchten und kalten Nebel direkt auf der Haut spüren beim Lesen.
Und so setzt es sich fort- es ist ein Buch mit einem Hauptprotagonisten dessen Seelenschau mich tief berührt hat, bei dem ich stets das Gefühl hatte ihm ganz nah zu sein und mit ihm zu fühlen (und zu leiden). Ich wünschte, es würde mehr Romane wie diesen geben.

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Der Inselmann ist ein Roman über einen zu Beginn 10jährigen Jungen, der mit seinen Eltern von der Stadt auf eine in einem See gelegene Insel übersiedelt. Der Leser erfährt nicht ausdrücklich, in welcher Zeit die Geschichte spielt, auch nicht in welchem Ort.
Hinweise deuten auf die späten 50iger und die beginnenden 60iger Jahre in Deutschland hin. Es herrscht materielle Not in der Stadt. Die Eltern sind arm. Der Vater "noch nicht alt, doch schon gebückt und abgezehrt". Der junge Hans liebt seine Eltern mehr als sie ihn. Der Vater sieht in der Übersiedlung auf die Insel den einzigen Ausweg aus dem unerträglichen Leben in der Stadt.
Nach der Übersiedlung leben Vater, Mutter und Kind Hans einige entbehrungsreiche, für Hans aber glückliche Jahre zu dritt auf der Insel. Bis der schulpflichtige Hans den Eltern entrissen wird und in ein Heim, genannt die Burg, gebracht wird. Hier bleibt er bis zu seinem 18. Lebensjahr unter sehr harten Bedingungen, wandert dann zurück in die Stadt und zum See, um nach einer Unterbrechung von einigen Jahren endgültig auf die Insel zurück zu kehren und dort bis ans Ende seiner Tage als Inselmann zu leben.
Der Autor schildert dieses Leben in eindrucksvollen, poetischen Worten. Die Insel erscheint als ein Ausweg aus der harten, trostlosen und einsamen Wirklichkeit. Die Eltern sind durch ihre Erfahrungen, so scheint es, zu verhärtet, um liebevoll sein zu können. Dem jungen Hans gelingt es dennoch, bis zu seiner Deportation auf die Burg, Zuflucht und so etwas wie Glück in der Natur der Insel und in ihren tierischen Lebewesen zu finden.
Diese Zeit wird sehr lyrisch beschrieben. Der Leser schöpft Hoffnung für dieses junge Leben, wie auch für die Insel und ihre Bewohner, als da wären Schafe, Vögel, Fische und vor allem der Hütehund Bull.
Doch kann es gelingen, der Wirklichkeit und ihren Zwängen durch einen Rückzug in die Natur und durch einen Rückzug in sein inneres Selbst zu entfliehen ? Kann die Natur Trost spenden, um in einer harten menschlichen Umgebung zu überleben ? Ist das überhaupt möglich in einer Welt ohne liebevolle soziale Bindungen ? Liebevolle Zuwendung können die Eltern hier jedenfalls nicht geben.
All diese Fragen scheinen durch die Erlebnisse, die Hans in der Burg macht, beantwortet zu werden, und zwar mit "nein" ! Das Moor und die Burg, hierzu habe ich mir notiert: herzzerreißend schrecklich ! Und dennoch: Hans kehrt zurück, innerlich nicht zerbrochen, weil er sich an "seine" Insel erinnert und weil er in "seiner" Insel, so scheint es, sein Seelenheil gefunden hat.
Ja, vieles "scheint" in diesem Roman zu sein: die Insel erwartet ihn und erwartet ihn nicht. Letztlich ist und bleibt das Individuum ganz alleine in seiner einsamen Existenz....
Der Roman hat mich zutiefst berührt. Ich kann gar nicht mal sagen wodurch eigentlich. Ist es die lyrische, mitfühlende, melancholische Sprache, die wunderschönen Naturbeschreibungen, das Leid der Protagonisten, das deutlich wird und die traurige Ausweglosigkeit menschlicher Existenz ?
Der Inselmann lässt mich in trauriger, aber nicht hoffnungsloser und schon gar nicht verbitterter Stimmung zurück. Das Leben ist schön, in all seine Facetten ! 5 Sterne für einen wunderschönen Roman.

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Inhalt

Als der zehnjährige Hans erfährt, dass er mit seiner Familie auf die Insel im See zieht, ist er froh: Endlich entkommt er. Zumindest vorläufig. Denn das Leben, das neben seinen schweigsamen Eltern nicht unbeschwert ist, wird auch in Zukunft Pläne für ihn bereithalten, denen er nicht entfliehen kann. Was werden seine Erfahrungen in „Der Inselmann“ mit seiner zarten Seele machen?


Der Protagonist

Hans ist zu Beginn zehn Jahre alt. Er lebt mit seinen wortkargen Eltern zusammen, hat einen einzigen Freund: Karl-Georg, genannt Kalle – und einige Feinde.

Ich mochte Hans. Er ist aufmerksam und feinfühlig, stellt sich interessante Fragen, hat ein gutes Herz und verliert nie gänzlich die Hoffnung. Er entdeckt das Besondere im Alltäglichen. Die Menschen um ihn herum machen es ihm nicht leicht, selbst die Eltern nicht.

"Er liebte ihn, das schon, wie auch die Mutter. Ihr Sohn zu sein aber, das liebte er nicht."
(Kap. I, Pos. 206/1775)
Ich hatte Angst um ihn, um das, was von seiner schmalen Unbeschwertheit am Ende übrigbleiben würde. Sein Schicksal bedrückte mich.


Die Natur

Die Natur spielt eine wichtige Rolle in der Geschichte. Sie ist Hans‘ Sicherheit, seine Konstante, sein Glück. Ihr ist alles einerlei. Diese Gleichgültigkeit könnte ein Fluch sein, für ihn ist sie ein Segen: Die Insel lässt ihn sein, wie er ist. Das ist etwas, das die Menschen nicht tun. Ein berührender Gedanke, wie so viele in „Der Inselmann“.


Aufbau/Stil

Das Buch besteht aus V Teilen.

Wir starten acht Tage vor Weihnachten in die Geschichte, Hans ist zehn Jahre alt, und begleiten ihn, bis er über siebzig ist. Jahreszahlen werden nicht genannt.

Ich bin ein Fan von ersten Sätzen, notiere sie mir seit einer Weile. Dirk Gieselmann hat einen geschrieben, der weit vorne mitspielt:

"Es war so kalt, dass selbst der Wind fror."
(Kap. I, Pos. 34/1775)
Vielversprechend. Sehr. Und so geht es weiter. Er beschreibt viel – auf eine ausdrucksstarke, auf eine neue, noch unverbrauchte Art. Ich mochte seine Kreationen.

Am Anfang der Geschichte ist es eisig – und ich spürte es. Ebenso die Kälte, die nicht vom Wetter ausgeht. Der Autor hat es geschafft, alles fühlbar zu machen.

Die Sprache ist weich, ohne rührselig zu sein. Sie überzeugte mich. Daneben gibt es rauere Töne. An manchen Stellen, beispielsweise in der Burg, erschien mir das passend. An anderen fand ich die Wörter störend, sie ließen mich stolpern, rissen mich aus dem Fühlen. Mir war die Story hart genug, das Brutale à la Manne, Helmut, Schulmeister, Burg-Direktor, Aufseher etc. ist reichlich vorhanden, auch mit dem feinen Schreibstil ohne scheißende Kraniche oder Schläge in die Fresse wäre das rübergekommen. Es ist stimmig, insgesamt betrachtet, denn Hans wird genauso rausgerissen, immer wieder. Ich hätte etwas anderes bevorzugt – für uns beide.

Mir gefielen die Bilder, die sich ergänzen: In der Szene, in der die Familie den Brief erhält, der die Inselruhe stört, fliegt ein Falke mit seiner Beute davon. Die Taube (die Unschuld, der Frieden): eingesackt, wie Hans. Des Lebens, das sie führen wollten, beraubt. Es gibt immer einen Gewinner und einen Verlierer.
Die Geschichte erschien mir rund, auch durch die Wiederholungen, die sich durch den Roman ziehen.


Fazit

Dirk Gieselmann nimmt uns mit – auf eine Insel und ein Stück weit in ein sprachliches Neuland, denn seine unverbrauchten Sätze und Bilder begeisterten mich. Seine Worte wirkten.
Inhaltlich ist schnell zu viel verraten.

„Der Inselmann“ ist ein berührender Roman, ein melancholischer, einer, in dem Gleichgültigkeit etwas Positives ist.
Ich empfehle das Buch Leser:innen, die ruhige und bewegende Geschichten mögen, und die mit offenen Fragen fertigwerden, denn nicht alles wird ausgeführt in diesem Roman, der voller Schweigen steckt.

Hans, der Sensible, hat mich gekriegt, ich werde noch lange an ihn denken.

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!ein Lesehighlight 2023!


Klappentext:

„Anfang der Sechziger in einem entlegenen Teil Deutschlands. Das Ehepaar Roleder zieht auf eine unbewohnte Insel inmitten eines großen Sees. Es ist eine Flucht nach innen, vor der Stadt und der Wirklichkeit. Mit dabei ist ihr Sohn Hans, der auf der Insel ein neues Zuhause findet. Und noch so viel mehr. Denn mit der Zeit scheint der schüchterne Junge geradezu mit der Insel, den Bäumen, dem Laub, dem Moos und dem Gestein zu verwachsen. Hans wird zum König der Insel. Bis, mit dem Bescheid der Schulbehörde, die Realität in seine kleine große Traumwelt einbricht und ihn von Insel und Eltern trennt. Es ist der Beginn einer beschwerlichen Odyssee, gelenkt zunächst von gnadenlosen Institutionen des Staates und schließlich dem einen großen, pochenden Wunsch: zurückzukehren auf seine Insel, in die ersehnte Einsamkeit im Schatten der Welt. Doch: Wie wird die Insel, wie werden die Eltern ihn empfangen?“



Autor Dirk Gieselmann hat mit „Der Inselmann“ sein Debüt auf den Literaturmarkt gebracht und dies gleich mit einer enorm hohen Messlatte versehen. Seine Geschichte rund um die Familie Roleder bzw. der Hauptprotagonist ist eigentlich Hans, ist gespickt von einer kräftigen und deutlichen Sprache, von Gefühlen, von Wünschen, von Hoffnung. Einerseits beschreibt Gieselmann die „Flucht“ der Familie aus der Stadt raus in die Einsamkeit wie sie in der heutigen Zeit unheimlich populär geworden ist. Die Menschen wollen raus aus den Städten, sie wollen aufs Land, wollen ihre Ruhe, wollen zurück zu ihren „Wurzeln“ finden. Wie aber sehen das die Kinder? Hier in der Geschichte findet Hans sein ganz persönliches Glück: er findet die Einsamkeit in der er doch nicht wirklich einsam ist, denn die Natur wird sein Freund. Er er verwächst mit der Insel wie Moos auf Dächern oder Wiesen wo es eigentlich nicht immer erwünscht ist. Er verwächst aber positiv. Er lernt von der Natur, lässt sich auf sie ein und stellt keine Bedingungen an sie. Diese Blase platzt als der Brief von der Schulbehörde alles zunichte machen zu scheint. Das Moos wird aus dem Rasen geharkt - Hans soll die Insel verlassen. Es ist selbst für den Leser bedrückend zu lesen wie sehr ihn das alles schmerzt. Gieselmann holt hier zwar weit aus aber es passt alles sehr gekonnt zusammen. Der Ton, der Ausdruck, die Wortwahl (äußerst poetisch, fast lyrisch angehaucht!), die bildhaften Beschreibungen - alles passt perfekt zusammen! Hans hinterlässt ein Loch wie eben bei einem frisch vertikutieren Rasen und nicht nur er stellt sich die Frage, wie wird es sein wenn er wieder kommt? Füllt er dieses Loch wieder? Verwurzelt er mit seiner Insel wieder? Das müssen Sie aber schon selbst erlesen! Fest steht jedenfalls um es bildhaft und mit einer Metapher zu sagen: Moos kommt immer wieder, egal wie oft man vertikutiert oder es aus dem Rasen harkt. Ob das für Hans zutrifft? Lesen Sie diese bewegende Geschichte, die absolut zum nachdenken anregt und nachhallt. Dirk Gieselmann hat ein fabelhaftes Debüt vollbracht welches tief unter die Haut geht und Neugier wecken lässt auf die nächsten neuen Werke des Autors. Man sollte sich den Namen Gieselmann definitiv merken! 5 Sterne vergebe ich für „Der Inselmann“.

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Dieser Titel wurde mir von einer Kollegin empfohlen. Obwohl mir schnell klar war, dass es kein Buch ist, das mich begeistert, habe ich es bis zum Ende gelesen.
Grundsätzlich fand ich die erzeugten "düsteren" Bilder gut, aber mir erschienen sie zu erzwungen. Es wirkte auf mich so, als ob der Autor bei jedem Satz überlegt hat, wie er die gewünschte Wirkung erzeugt. Mir fehlte der Fluss, das im Buch eintauchen und das drumherum vergessen...

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»Es war so kalt, dass selbst der Wind fror.«

Anfang der Sechziger zieht das Ehepaar Roleder mit seinem kleinen Sohn Hans auf eine unbewohnte Insel mitten in einem großen See – eine Realitätsflucht, die der vernachlässigte Junge nicht versteht, die ihm aber eine neue Heimat schenkt. Mehr als seine Insel und seinen Hund braucht er nicht zum Glücklichsein, doch dann soll er jeden Tag zur Schule auf dem Festland rudern – und das führt dazu, dass er alles verliert. Erst Jahre später kann sich Hans auf den beschwerlichen Weg zurück nach Hause begeben, ohne zu wissen, wie seine Eltern ihn empfangen werden.

Die Geschichte ist zutiefst bedrückend, denn Hans wird viel Unrecht getan. Er hat keine Eltern, die je wirklich hinter ihm stehen. Keine Freundschaften, die ihm bleiben, und das nicht aus eigener Schuld. Von einem klassischen Spannungsbogen will ich gar nicht sprechen; es war die Hoffnung auf eine Wendung seiner Geschicke, die mich weitertrug. Wenn schon nicht Glück, dann wünschte ich ihm wenigstens Frieden.

Viele Fragen bleiben offen, und in unserer Leserunde kam die Überlegung auf, ob deren Beantwortung denn überhaupt wichtig und bedeutsam gewesen wäre. Es ist keine handlungsgetriebene Geschichte; sie wirft nur einen Stein ins Wasser, und du schaust dann den Kreisen zu, die sich in dir bilden, ganz individuell. Für mich machte dies sogar den besonderen Reiz des Buches aus; jede Leserin darf ihre eigenen Schlüsse ziehen. Nicht in jedem Roman funktioniert das, aber ich finde, hier ist die Geschichte stark genug, um diese Unbestimmtheit aushalten zu können.

»Und was ist mit Hans?«

Hans ist von Anfang an ein Verlorener. Schon als Kind geprägt von einen gefühlskalten, schweigsamen Elternhaus, findet er Momente der Ruhe und Zufriedenheit lediglich in der Natur. Er wird in sparsamen Charakterstudien beschrieben, die sein Wesen nur behutsam andeuten, und dennoch machen sie empathisch fühlbar, was ihm widerfährt. Doch was es für ihn bedeutet, steht auf einem anderen Blatt.

Aber Hans muss doch unglücklich sein! Aber Hans kann doch unmöglich zufrieden sein. Aber Hans ist doch…? Schwer zu fassen.

Je länger man liest, desto mehr fragt man sich, inwiefern man die eigene Vorstellung vom idealen Lebensmodell als Blaupause nimmt. Desto mehr begreift man, dass die für Hans schlichtweg nicht funktioniert. Und so wünschte ich ihm, als ich mich dem Ende näherte, vor allem, dass er mit sich im Reinen sein möge.

Auch Hans’ Eltern werden in raschen, flüchtigen Skizzen beschrieben. Rückblickend bleibt mir von ihnen nur ein Gefühl der Versehrtheit, der emotionalen Kälte; man kann erahnen, dass sich dahinter eine Art von Trauma verbirgt. Das ist für die Geschichte völlig ausreichend, denn im Grunde sieht man sie mit dem Blick eines Kindes, das die Beweggründe der Erwachsenen noch nicht nachvollziehen kann.

Der Autor haucht seinen Charakteren mit wenigen Worten Leben ein, ohne sie bis ins kleinste Detail auszuerzählen. Sie sind wie Scherenschnitte, die im Schattenspiel zum Leben erwachen.

»Ist seine Geschichte traurig? Ist sie schön? Ist sie beides?«

Dirk Gieselmann findet wunderschöne, poetische Bilder für eine Geschichte, die im Kontrast dazu inhaltlich aufs Wesentliche reduziert wird. Die Atmosphäre trägt dich von Schlüsselszene zu Schlüsselszene, Trittsteine in einem eisigen Fluss. Du frierst im Sprühnebel, fühlst dich erdrückt vom düster schwelenden Himmel und kannst dich doch der kargen Schönheit nicht entziehen. Manchmal gewinnt die Erzählung auch einen märchenhaften, versöhnlichen Klang.

Nur gelegentlich verliert sich der Roman in allzu detailverliebten oder zahlreichen Bildern, die sich mit dem inhaltlichen Minimalismus beißen, doch meist lässt er auch die Stille zu. Ob man den Roman mag oder nicht, steht und fällt indes wahrscheinlich mit der eigenen Bereitschaft, Dinge unerklärt loszulassen.

Fazit

Die Geschichte ist oft bedrückend, manchmal geradezu tragisch und schwer zu ertragen. Die Charaktere werden mit leichtem Strich angedeutet, und doch ist Hans ein Protagonist, mit dem man mitleidet und -hofft. Die lyrische Sprache trägt mit großartigen Bildern dazu bei, dass »Der Inselmann« sicher lange im Gedächtnis bleibt; nur gelegentlich ist sie etwas überfrachtet mit Metaphern. Doch die vielen wunderschönen Sätze machen die wenigen weniger gelungenen mehr als wett.

Der Roman gibt keine Lösungen vor, es liegt voll und ganz im Auge des Betrachters, wie er oder sie die Dinge interpretieren möchte. Und gerade das macht aus ihm ein tiefgründiges Leseerlebnis.

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Hans zieht mit seinen Eltern auf eine kleine unbewohnte Insel inmitten eines Sees. Aus unbekannten Gründen musste die Familie fliehen. Hans beginnt die Stille und die Einsamkeit dort zu lieben. Er ist ihr König. Diese leise, poetische Erzählung zieht mich in ihren Bann. Es gibt Sätze wie : "Es gibt ein Geräusch, das den anderen vorausgeht : das empörte Raunen der Stille, wenn sie vertrieben wird." Dies ist ein Text , der sich langsam entfaltet, während und nach der Lektüre. Leise, wie ein Blatt in Wirbeln zu Boden fallend und mit einem Nachhall, ohrenbetäubend. Großartig. .

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Der Inselmann von Dirk Gieselmann

Dirk Gieselmann's Schreibstil ist einzigartig. Blümerante Beschreibungen sind kaum zu finden und trotzdem vermag der Autor, eine Stimmung und Atmosphäre an den Leser zu vermitteln, wie nur Wenige es können.
"Der Inselmann" ist die Geschichte eines kleinen jungen, der in der Einsamkeit sich selbst findet und kurz darauf seinem Zuhause entrissen wird.
Ein herausragender Roman, der für alle interessant ist, die gerne Charakter fokussiert, naturnah und literarisch lesen.

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Ein hochpoetisches, traurig-schönes Kleinod

„Es war so kalt, dass selbst der Wind fror.“ Mit diesem atmosphärischen ersten Satz lässt uns Autor Dirk Gieselmann in seinem Debütroman ankommen. Es ist eiskalt. Eine Familie hat ihre warme Stadtwohnung verlassen, um ihr Heil auf einer abgelegenen Insel mitten in einem See zu suchen. Warum? Das bleibt unklar, denn der kindlichen Erzählperspektive fehlen zunächst wichtige Informationen. Zeitlich gelingt es besser, die Handlung an den Anfang der 1960er Jahre zu verorten. Räumlich befinden wir uns irgendwo in der jungen DDR, die politisch beklemmende Situation scheint über der Familie zu schweben. Ebenso kalt wie die Temperaturen wirkt die Sprache. Die Protagonisten sind zunächst namenlos: Der Vater, die Mutter, der (zehnjährige) Junge. Die Drei stehen am Bootsanleger und warten stundenlang auf den Fuhrmann, der sie in ihr neues, einsames, zurückgezogenes Leben schippern soll. Der Junge empfindet den Neuanfang mit gemischten Gefühlen. Als introvertierter Außenseiter wird er zwar seinen Peinigern in der Schule entgehen, aber auch seinen besten Freund Kalle wird er nicht mehr treffen können. Letztlich muss er sich aber dem Willen seiner wortkargen, gefühlsarmen Eltern beugen, er hat keine Wahl.

Im Zuge der ersten Hälfte des Romans lernt man sowohl das alte wie auch das neue Leben der Familie kennen. Man ist erschüttert, wie trostlos sich die Kindheit des Jungen Hans gestaltet. Seine Eltern scheinen nicht in der Lage zu sein, ihm Fürsorge, Wärme oder Liebe geben zu können. Warum das so ist, bleibt offen. Märchenhaft wird das Umfeld in der Stadt geschildert, ebenso surreal erscheint manche Szene auf der Insel. Doch Hans wird von der Insel sehr schnell in ihren Bann gezogen. Er wird eins mit ihr und ihrer herben Natur, er beobachtet intensiv die Tiere und Pflanzen, passt sich der Jahreszeit an. Als er noch Bull, den Hund des ehemaligen Schäfers, zum Freund gewinnt, ist Hans´ Glück fast perfekt.

Doch leider ist es nicht von Dauer… Das Schulsystem ruft Hans mit all seiner Strenge und Konsequenz. Es brechen weitere tieftraurige Zeiten jenseits seines Zuhauses für den Jungen an, vor denen ihn seine Eltern nicht schützen können oder wollen. Hans muss sich selbst behaupten lernen und Stärke entwickeln. Auf diesem Weg bleibt ihm die Insel als sehnsuchtsvolle Erinnerung und unermessliche Kraftquelle erhalten.
Das Herausragende an diesem Roman ist die ausdrucksstarke poetische Sprache. Man muss den Text langsam lesen, ihn fast zelebrieren. Der Autor schafft mit wenigen Worten eine unglaublich dichte emotionale Atmosphäre. Unzählige wunderschöne Metaphern und Stilmittel säumen den Text, der die Gefühle des Protagonisten ins Zentrum rückt. Seine Verlorenheit und Einsamkeit werden auf empathische Weise fühlbar, während man Hans´ Beobachtungen und Gedanken folgt. Vieles geschieht zunächst in Zeitlupe, später auch im Zeitraffer. Die Zeit vergeht ohnehin höchst unzuverlässig und lässt an den berühmten Zauberberg denken. Längst nicht alles wird auserzählt, manches bleibt im Ungefähren, überall ist Raum für eigene Interpretationen und Gedanken. Der Text beinhaltet poetische Bilder und innovative Wortkreationen, er lässt neben dem auktorialen Erzähler auch andere Erzählinstanzen zu.

Der Roman hat mein Herz im Sturm erobert. Ich verzeihe ihm seine Leerstellen und die Fragezeichen, die vielleicht am Ende bleiben. Der Autor hat einen versiert lyrischen Umgang mit der Sprache, er streut Märchenmotive gezielt ein, verwendet Einschübe aus der Tier- und Sagenwelt. In seine Sätze kann man regelrecht eintauchen, ihre Aussage entfaltet sich dabei mit ungeheurem Tiefgang – man muss sich nur darauf einlassen können. Wer den Inhalt der Sprachbilder stets an der Realität abgleichen möchte, wird mit dem Inselmann nicht glücklich. Für mich haben gerade die Andeutungen und das Rätselhafte einen besonderen Reiz ausgemacht. Es ist ein Buch, das zwar von großer Melancholie durchzogen wird, dem aber nie die Hoffnung ausgeht. Man spürt, dass Hans an den Unbilden des Lebens nicht zerbricht. Er ist ein Kind der Nachkriegszeit, er hat gelernt sich anzupassen und das Beste aus der jeweiligen Situation zu machen.
Der Inselmann ist ein ungeheuer intensives Leseerlebnis. Selten haben mich Sprache und Stil so für sich eingenommen. Auch das Ende, bei dem Gieselmann ganz bewusst verschiedene Ebenen ineinander fließen lässt und damit Zweifel sät, hat mich komplett überzeugt. Er bleibt seinem Stil treu.

Ich spreche eine riesige Leseempfehlung für diesen ambitionierten Debütroman aus, empfehle vor dem Kauf aber einen Blick in die Leseprobe. Man muss diesen besonderen Sprachstil mögen, um den Roman schätzen zu können.

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Ich weiß nicht, ob es an mir lag und ich einfach beim lesen einiges verpasst habe, aber irgendwie habe ich die Geschichte einfach nicht verstanden und konnte ihr auch nicht folgen. Ich hätte mir außerdem mehr von einer Robinsonade gewünscht, nachdem der Klappentext diesen Eindruck bei mir geweckt hat.

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Dies ist ein Buch mit großer erzählerischer Kraft. Ein Buch, das auch zum Nachdenken anregt und das in einem noch lange nachhallt. Mir hat die Idee zur Geschichte sehr gut gefallen, auch der Schauplatz der Handlung und der schöne detaillierte Schreibstil. Das Cover passt wunderbar. Ich habe das Buch sehr gern gelesen und empfehle es deshalb weiter.

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Dieses Buch wurde mir von einer Kollegin wärmstens empfohlen und wieder einmal mehr zeigte sich, wie subjektiv doch die Bewertung eines Buches ausfallen kann.
Die Geschichte spielt Anfang der 1960er Jahre irgendwo in der DDR. Eine Familie, bestehend aus dem Vater, der Mutter und dem 10-jährigen Hans, hat ihre Wohnung verlassen, um fortan auf einer Insel mitten auf einem See zu leben. Warum sie das tut bleibt offen.
Im ersten Teil des Buches lernt man das alte und neue Leben der Familie kennen. Da ist die trostlose Kindheit des introvertierten Hans, der in der Schule ein Außenseiter ist und nur einen einzigen Freund hat. Da sind seine gefühlslosen Eltern, die ihrem Sohn keine Wärme oder Fürsorge entgegen bringen können. Warum das so ist, erfährt man nicht. Und da ist das Leben auf der Insel, dass Hans immer besser gefällt . Mit einem Hund als besten Freund ist er dort fast glücklich.

Bis dahin gefiel mir diese Geschichte ausgesprochen gut. Atmosphärisch beschreibt der Autor mit wenigen Worten die Personen, die Insel und die Natur. Die Einsamkeit des Jungen wird fühlbar. Das Buch ist gespickt von vielen schönen poetischen Sätzen.

Den zweiten Teil des Buches fand ich dann eher anstrengend. Weil Hans seiner Schulpflicht nicht nachkommt, wird er in eine Anstalt für schwer erziehbare Jungs gesteckt, die eher einem Jungendknast ähnelt. Als Erwachsener kehrt er voller Vorfreude auf seine geliebte Insel zurück, aber dort ist kein Platz für ihn. Der Vater schickt ihn fort. .

Dieses Buch ist zutiefst bedrückend. Hans wird sehr viel Unrecht angetan. Der zweite Teil der Geschichte war für mich schwer zu ertragen. Vielleicht auch, weil der erste Teil der Geschichte ungefähr einem Jahr im Leben des Jungen entspricht, was in etwa die Hälfte des dünnen Buches ausmacht. Die zweite Hälfte des Buches dagegen erzählt dann die Geschichte im Zeitraffer weiter, bis aus dem Jungen ein alter Mann geworden ist.

Ich fand das Buch in sich nicht rund. Aber wie bereits erwähnt: Geschmäcker sind verschieden. Dem einen gefällt ein Buch, der andere kann sich damit nicht anfreunden.

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Der Inselmann von Dirk Gieselmann ist ein ruhiger, berührender sprachgewaltiger Roman.
Er erzählt die Geschichte von Hans, der mit seinen Eltern auf eine einsame Insel zieht. Dort lernt er die Natur, vor allem aber sich selbst kennen. Obwohl er sehr einsam ist, entwickelt Hans eine besondere Bindung zu der Insel.
Die atmosphärischen Bilder zeichnet der Autor dabei mit seinen Worten perfekt und unterstreicht damit gekonnt das harte, einsame Leben auf der Insel.

Dirk Gieselmann erzählt auf 176 Seiten, einem eher kurzweiligem Roman, von den Träumen und Sehnsüchten eines Jungen und schafft es mit seinen eindrucksvollen Beschreibungen und einer melancholischen Gestimmtheit einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

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Es ist ein Roman, der noch lange nach dem Lesen haften bleibt. Ein eher stiller Roman, aber wortgewaltig und sehr bilderreich, gleichwohl er mit wenig Worten auskommt.
Es geht um Hans und erzählt wird sein Leben. Die Erzählzeit beginnt, da ist der kleine Hans 10 und sie endet, da ist er längst schon tot und eine Legende. Hans ist ein eher introvertierter Junge, gehänselt in der Schule, die Eltern kann er auch nicht so sehr als seine Eltern betrachten. Dann geschieht etwas, das wird nur kurz angerissen, und die Eltern ziehen mit Hans auf die sogenannte Insel. Dort ist Hans glücklich, dort ist er König, bis die Realität hereinbricht und der wieder zur Schule muss. Später kommt er in ein Erziehungslager, verlässt dieses mit 18 und lebt dann sein eigenes, sehr spezielles Außenseiterleben. Er begräbt seine Eltern auf der Insel und stirbt ebenso auf dieser.
Die Sprache ist faszinierend bildreich, wortgewaltig, einfühlsam und bedrückend. Ein fröhliches Buch ist es nicht. Mit wenigen Worten weiß der Autor viel zu erzählen, er zeigt und überlässt seinem Leser, das Gezeigte zu interpretieren. Im Klappentext erfährt man in groben Zügen, was den Leser erwartet. An der einen oder anderen Stelle hätte ich sehr gerne ein paar mehr Informationen gehabt. warum der Umzug auf die Insel, sind es politische Ereignisse oder persönliche, die zu dieser Entscheidung führen? Das kann man erahnen und da bekomme ich als Leser zu viel Spielraum. Wiederum entschädigen die Naturbeschreibungen, die wenigen gesprochenen Worte für die kargen Informationen. Es geht um das Individuum, Ausgrenzen, Miteinander und doch Einsamkeit. Eine Geschichte, die so zu jeder Zeit spielen kann.
Wer Handlung und Abwechslung sucht, wird hier enttäuscht werden. Wer sich für eine bilderreiche Sprache begeistern kann, ist hier genau richtig.

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Ein großartiger Roman voller Poesie und Selbsterkundung. Das Setting ist fabelhaft, und die Hauptfigur mochte ich auch. Sehr empfehlenswert!

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Dieses äußerlich sehr ansprechende Buch ist ein schmaler Band - das kann man doch mal schnell so nebenbei lesen….Nein, das sollte man so nicht machen, auf gar keinen Fall!
Wie sehr habe ich mich während der Lektüre an jedem Tag darauf gefreut, ein paar Seiten mit höchstem Genuss zu lesen, nur ein paar Seiten, denn wenn man zu viel auf einmal liest, dann ist der Genuss so schnell vorbei.
Die schlichte, poetische, fließende Sprache ist niemals aufgesetzt, ganz dicht atmosphärisch und in ihrer unaufgeregten Ruhe absolut fesselnd. Stimmungen, Unausgesprochenes, Gewesenes, Verdrängtes, Erlebtes und Erträumtes - alles wird zum Greifen, Miterleben und -leiden nah. Unglaublich, wie die wunderbar gestalteten Sätze passgenau ihre Inhalte transportieren, diese Stimmigkeit ist ein Glücksfall.
Die Geschichte spielt irgendwo, das ist nicht recht auszumachen und auch überhaupt nicht wichtig. In Bezug auf die Zeit ist es ähnlich: irgendwann, ein paar Details lassen eine ungefähre Einordnung zu. Aber auch das ist nicht wichtig. Die herrschende Gesellschaftsordnung? Nur kurz angedeutet, auf einige wenige Aussagen reduziert, der geneigte Leser hat ganz viele eigene Bilder im Kopf. Das Wesentliche ist die Persönlichkeit des Protagonisten Hans. Er wird vom stillen, denkenden, kleinen und klein gehaltenen 10jährigen Außenseiter erst zum glücklichen Naturkind, dann zum un- und missverstandenen, gequälten, versteckt empfindsamen Jugendlichen. Einen passenden Platz in der Gesellschaft kann der junge Erwachsene Hans nicht finden, der loyale junge Mann kann auch die Zuneigung seiner Eltern nicht wiedergewinnen - allerdings: waren die selbst von der Gesellschaft drangsalierten Eltern jemals in der Lage gewesen, dem empfindsamen Jungen ein liebender Halt zu sein? Auch sie haben sich schwer getan, in die Gesellschaft zu passen und sich selbst dabei verloren. Das einzig mögliche Leben für diesen besonderen, durch die unglücklichen Umstände geformten Charakter ist schlussendlich der Rückzug in die Einsiedelei. Welch ein Lebensweg, so sehr durch äußere Umstände nicht nur geprägt, sondern verschuldet. Was machen Gesellschaftsnormen mit Menschen, die nicht ganz genau in diese Normen passen?
In meiner kleinen norddeutschen Buchhandlung wird dieser Titel den Weg auf meine „persönliche Empfehlungsliste“ finden - ein feiner Tipp für den anspruchsvollen, feinsinnigen Ästheten mit Freude an Sprache.
Dem Verlag Kiepenheuer & Witsch danke ich ganz herzlich für dieses wunderbare Leseerlebnis.

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