Der falsche Gruß

Roman

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Erscheinungstermin 19.08.2021 | Archivierungsdatum 19.01.2022

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Zum Inhalt

Von einem, der irre wird an Deutschland.

Erck Dessauer, der Held und Erzähler dieses Romans, ist jung, begabt und bereit, ein großer Schriftsteller zu werden. Leicht ist das nicht im Berlin der Nullerjahre, denn eingeschworene Cliquen teilen die Macht unter sich auf, und Missgunst ist ein anderes Wort für Glück. Und besonders einer scheint es auf Erck abgesehen zu haben.

Ercks Vater wurde zweimal verlassen: einmal von seiner Ehefrau. Und einmal von der DDR. Beides hat der Professor aus Leipzig nicht verwunden. Erck ist mit diesem Schmerz groß geworden, aber Aufgeben ist seine Sache nicht. Als er beim besten Verlag der Republik einen Buchvertrag unterschreibt, ist er fast am Ziel. Wäre da nur nicht dieser Hans Ulrich Barsilay mit seinem extravaganten Auftreten, seinen schönen Ex-Freundinnen, seiner perfekten Prosa und seiner Gewissenlosigkeit. Das Problem: Er ist beim selben Verlag. Und vieles deutet darauf hin, dass er versucht, Erck sein Thema zu stehlen. Höchste Zeit, ihm mit einer Intrige zuvorzukommen.

Maxim Biller erzählt die Geschichte von einem, der irre wird an Deutschland, weil er um jeden Preis hinein will: in die Gesellschaft, ins Scheinwerferlicht des Betriebs, ins Valhalla der neuen wiedervereinten Nation. »Der falsche Gruß« ist eine bitterböse Studie über Opportunismus, neuen Nationalismus und die Dinge, die man wieder sagen können muss.

Von einem, der irre wird an Deutschland.

Erck Dessauer, der Held und Erzähler dieses Romans, ist jung, begabt und bereit, ein großer Schriftsteller zu werden. Leicht ist das nicht im Berlin der...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783462000825
PREIS 18,69 € (EUR)
SEITEN 128

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Dicht und intensiv

Der falsche Gruß von Maxim Biller ist ein kurzes, aber dichtes und intensives Buch. Sein Protagonist Erck Dessauer ist auf dem Weg Schriftsteller zu werden. Sein Fixstern ist sein Konkurrent, der erfolgrecihe Autor Hans Ulrich Barsilay. Wie viele von Maxim Billers Hauptfiguren ist auch Dessauer eine gequälte Seele, der am zeitgenössischen Zustand der Welt leidet. Maxim Biller gelingt eine Satire über den Literaturbetrieb.

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Ich habe mich zuletzt gleich zweimal über schlechte Formen dieser “Alter Mann heult über moderne Welt”-Romane pseudo-houellebecqscher Prägung beschwert. Zum Glück gibt es Maxim Biller, der zeigt, dass man sich dem Thema auch mit Witz und Niveau annehmen kann. Ja, Biller. Und ja, das ist kein Witz.
Kurz und gebrochen

OK zugegeben, Billers Der falsche Gruß ist höchstens in den erweiterten Kreis dieser Texttypen aufzunehmen. Sein frustrierter Mann, Erck Dessauer, ist noch relativ jung, Sex spielt eine etwas reduziertere Rolle und die Auseinandersetzung mit politischer Korrektheit und verwandten Themen ist klüger eingefädelt, spezifischer und dabei zugleich gebrochener als in den zuletzt von mir sehr negativ besprochenen Texten. Nebenbei: Der Text ist sehr kurz, gerade etwa 100 Seiten. Und erzählt darauf doch so viel mehr als die 300 Seiten Strunk oder Beigbeder.

Alles beginnt damit, dass der Protagonist, mittlerweile selbst ein halbwegs erfolgreicher Autor, vor dem polarisierenden Schriftsteller Ulrich Barsilay eines nachts während eines gedämpften Wutausbruchs einen verdrucksten Hitlergruß macht, vor sich selbst erschrickt und „flieht“. Auf dem Heimweg kauft er sich noch eine Flasche teuren Schnaps und verfängt sich in hysterischen Gedankenkreisen, wie nun seine Karriere zu ihrem Ende kommen würde. Wenn es nicht sowieso jemand mitgekommen hätte, würde doch in jedem Fall Barsilay diesen Ausbruch gegen ihn verwenden; der will ihn doch sowieso aus dem Verlag herausdrängen, da beide derzeit an einem ganz ähnlichen Buchprojekt schreiben.

An diesen kreisenden Zwangsgedanken ist die Erzählung an mindestens zwei weiteren Zeitsträngen aufgehängt. Wir erfahren in einer relativ chronologischen Rückblende, die nicht als solche auftritt, sondern wie eine Erzählung von früher wirkt, von der Zeit Dessauers als junger Student, als dieser erstmals auf Barsilay traf, der ihm riet, das Studium abzubrechen. Also sucht Dessauer, gerade auf dem Weg, seine Magisterarbeit abzugeben, Streit mit seinem Dozenten, der ihn daraufhin als „roten Nazi“ bezeichnet und rauswirft. Mission erfüllt. Es gereicht Dessauer nicht wirklich zum Nachteil; mit provokativen Kritiken fasst er Fuß in der Welt der Zeitungen. Was er mitnimmt, ist allerdings dieses paranoide Gefühl, Barsilay wolle sich in sein Leben einmischen und eine masturbatorische Obsession mit dessen attraktiver junger Ex-Freundin.

Barsilay, erfahren wir, ist selbst ein noch provokativerer Schriftsteller als Dessauer. Sein Werk „Meine Leute“ hat die Republik erschüttert. Dabei scheint Barsilay so etwas zu sein wie ein kultivierterer Henryk Broder mit einem etwas antiquierteren Sinn für Ästhetik, der als jüdischer Autor nicht nur den Mythos der deutschen Wiedergutwerdung und das rituelle Gedenken lächerlich macht, sondern auch die Wiedervereinigung wie eine Art Kolonialverbrechen behandelt. Dessauer, selbst eher ein moderner Links-bürgerlicher, der natürlich auch, wie die meisten Exemplare dieser Gattung, gern einmal auf Israel schimpft, hasst und bewundert diesen Typen gleichermaßen.
Von Unsympath zu Unsympath

Man sieht: Diese Konstruktion verleiht vielen der auch in diesem Roman verwendeten Versatzstücke ein ganz anderes literarisches Gewicht. Der Protagonist hat etwas „verbrochen“, wofür man durchaus auf die Finger bekommen kann und das wäre dann auch nicht unberechtigt, wobei man es durchaus problematisch finden könnte, wenn für diesen Ausbruch, der tatsächlich für das Gegenteil dessen steht, was den Protagonisten ansonsten ausmacht, die Karriere im Eimer wäre. Aber ist die im Eimer?

Eigentlich sind wir über den ganzen Text mit der Paranoia und den Rückblicken allein, während wir wissen, dass ein anderer, der die Klaviatur der Provokationen sehr viel besser zu spielen weiß damit bisher große Karriere gemacht hat. Und eigentlich, mag man sich denken, wenn man weniger auf Symbole als auf dauerhafte Einstellungen und Handlungen schaut, ist der habituelle Anti-Israelismus des Protagonisten, der an manchen Stellen zum Durchbruch kommt, nicht womöglich die ernsthaftere antisemitische Handlung als der Versuch von Unsympath zu Unsympath, den erfolgreicheren Unsympathen mit dem zu provozieren, was diesen vielleicht am ehesten provozieren würde? (Allerdings: Das tut es eben nicht, der verdruckste Hitlergruß prallt an Barsilay ab, vielleicht erkennt er ihn noch nicht einmal, denn Dessauer ist sich gar nicht so sicher, wie hoch er die Hand wirklich gehoben hat…).

Kurz: Biller gelingt es auf wirklich witzige Weise, mit Erwartungshaltungen zu spielen und den Lesern Empathie für gleich zwei Menschen abzunötigen, für die man die vielleicht eigentlich gar nicht fühlen möchte.

Ach ja: vielleicht ist es auch noch der Erwähnung wert, dass Barsilay zuletzt ein weiteres erfolgreiches Buch geschrieben hat. Es ist eine Art sexueller Schlüsselroman über seine Ex-Freundin, gegen den die in allen Instanzen erfolgreich geklagt hat. Ich denke, das dürfte uns alle an jemanden erinnern? Und Der falsche Gruß hat dabei die Stirn, konsequent Partei für die Ex-Freundin zu ergreifen und gar nicht erst zu versuchen, das Buch, Esra, … nein, Verzeihung, es heißt natürlich „Lustlos“ zu verteidigen. Das ist ein metafiktionaler Kniff, den ich durchaus noch etwas gewitzter finde als Houellebecqs Selbstermordung in Karte und Gebiet.

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In der Novelle "Der falsche Gruß" von Maxim Biller schwingt viel mit. Es geht um todbringende Ideologien und den Versuch, Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu relativieren. Die böse Satire auf den Literaturbetrieb und das Verhältnis von Juden und Nichtjuden ist schon wegen der geschliffenen Sprache, der Tragikomik und Maxim Billers Sarkasmus inspirierend und unterhaltsam.

Quelle: https://www.dieterwunderlich.de/biller-der-falsche-gruss (c) Dieter Wunderlich

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