Das Prachtboot

Wie Deutsche die Kunstschätze der Südsee raubten

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Erscheinungstermin 10.05.2021 | Archivierungsdatum 29.10.2023

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Zum Inhalt

Neben Denkmälern und Straßennamen zeugen zauberhafte Museumsobjekte von den einstigen Kolonien – doch wie sind sie zu uns gekommen und woher stammen sie? Götz Aly deckt auf, dass es sich in den allermeisten Fällen um koloniale Raubkunst handelt, und erzählt, wie brutal deutsche Händler, Abenteurer und Ethnologen in der Südsee auf Raubzug gingen. So auch auf der Insel Luf: Dort zerstörten sie Hütten und Boote und rotteten die Bewohner fast vollständig aus. 1902 rissen Hamburger Kaufleute das letzte, von den Überlebenden kunstvoll geschaffene, hochseetüchtige Auslegerboot an sich. Heute ist das weltweit einmalige Prachtstück für das Entree des Berliner Humboldt Forums vorgesehen.
Götz Aly dokumentiert die Gewalt, Zerstörungswut und Gier, mit der deutsche »Strafexpeditionen« über die kulturellen Schätze herfielen. Das Publikum sollte und soll sie bestaunen – aber bis heute möglichst wenig vom Leid der ausgeraubten Völker erfahren. Ein wichtiger Beitrag zur Debatte über Raubkunst, Kolonialismus und Rassismus und zugleich ein erschütterndes Stück deutscher Geschichte.
»Was für ein Buch! Was für Erkenntnisse!«
Bénédicte Savoy

Neben Denkmälern und Straßennamen zeugen zauberhafte Museumsobjekte von den einstigen Kolonien – doch wie sind sie zu uns gekommen und woher stammen sie? Götz Aly deckt auf, dass es sich in den...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783103970364
PREIS 19,63 € (EUR)
SEITEN 240

Auf NetGalley verfügbar

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Dass mit der Nationalstaatsbewegung und dem vom Kaiserreich ausgerufenen Kampf um einen »Platz an der Sonne« die Begründung eines deutschen Kolonialreiches ausging, ist bekannt. Was das bedeutet hatte, nämlich all die Verbrechen, die mit Kolonialismus einhergehen, war und ist bekannt. Davon, dass dies bewusst ist, kann jedoch kaum die Rede sein. Frappierender Weise fehlt dieses Bewusstsein nicht nur allgemein in der Gesellschaft, selbst bei Fachleuten scheint dies kaum ausgeprägt. Anders ist es kaum zu erklären, dass im Humboldt-Forum Artefakte ausgestellt werden sollen, deren Besitzaneignung nur verbrecherisch zu nennen ist.
Es ist ein großes Verdienst, dass Götz Aly sein Renommée und seine Bekanntheit nutzt, um hier exemplarisch am sogenannten Luf-Boot aufzuzeigen, wie Raub und Mord, genauer: Völkermord, denn hier wurde ein ganzes Volk ausgelöscht, zur Aneignung dieses beeindruckenden Artefaktes führten.
Er entdeckt dabei keineswegs neue, bisher unbekannte Quellen, er schöpft aus offen zugänglichem Wissen. Er stellt sie aber in den Zusammenhang und zeichnet damit die verbrecherische, blutige Spur nach, die bis zum heutigen Tag führt und die ohne Zweifel vorhandenen Veridenste um die Bewahrung indigener Kulturartefakte überlagert. Eine Mühe, die man sich beim Humboldt-Forum nicht machen wollte, indem man kommentarlos mit dem Prachtboot glänzen wollte. Den Machern des Forums diese erneute Verhöhnung nicht durchgehen zu lassen und sie öffentlich und wirksam mit der Geschichte zu konfrontieren, ist das größte Verdienst dieses Buches.
Gleichzeitig verfügt Aly über das unter deutschen Historikern seltene Talent, Geschichte erzählen zu können. Damit ermöglicht er es allen, die an dieser Historie interessiert sind (und das sollten wir alle sein), sich über die Anfänge der deutschen Ethnologie und deren unheilvolle Verquickung mit dem deutschen Kolonialstreben zu informieren.

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Götz Aly schrieb mit #DasPrachtboot ein Sachbuch über die schändliche Vergangenheit der „Kolonialisten“. Sie gingen in der Südsee auf Beutezug und zu ihnen gehörten Ethnologen, Abenteurer und Händler. Die Insel Luf war ein begehrtes Ziel und im Jahr 1902 nahmen sich Kaufleute aus Hamburg widerrechtlich ein Prachtboot mit in ihre Heimat. Götz Aly schreibt Fakten über die Zerstörung von Dörfern, das Stehlen von wertvollen Kulturgütern und dem Morden der Einheimischen. Dabei nimmt er kein Blatt vor den Mund und ihn interessiert nicht, welchen Anfeindungen er nach der Veröffentlichung des Buches ausgesetzt ist. Ein ganz wichtiges Buch über das verabscheuungswürdige Verhalten deutscher „Forscher“ und deren Helfer.

Es wurde bei Kennern das „Bismarck-Archipel“ genannt und lockte viele Männer auf Beutezug in die Südsee. Ein Zitat von Alexander Krug lautet: „Der Hauptzweck ist die Tötung von Kanaken.“ Das sagt wohl schon alles und bedarf keiner weiteren Erklärung. Für mich ist allerdings erschreckend, wie die Verantwortlichen gegenwärtig mit den gestohlenen Stücken umgehen. Nein, sie sehen kein Unrecht und stellen ihre Schätze schamlos und ohne Aufklärung über die Herkunft in ihren Museen uns Ausstellungsräumen aus. Einige sprechen von „anonymem Ankauf“, das heißt, dass die Besitzer bestohlen wurden. Die Diebe wurden dann mit Orden dekoriert und auf diese Weise für ihre Verbrechen belohnt.

Auf der Insel Luf wurde 1882/83 sämtliche Hütten der Einwohner zerstört und ihnen gleichzeitig jegliche Lebensgrundlage genommen. Und warum? Weil die „Wilden“ angeblich für ihre „Missetaten“ bestraft werden sollten. Die „Herrenmenschen“ kamen tatsächlich als solche zu den „Kanaken“, die oft weit mehr Intellekt hatten als ihre Unterdrücker. Gehandelt wurde mit „Niggerhead“ (minderwertiger Tabak der sehr schnell abhängig machte). Wer nicht rauchte, der wurde in „Raucherschulen“ gesteckt und so lange bearbeitet, bis er sich daran gewöhnte und den Tabak brauchte.

Ein Buch, welches berührt und mich persönlich sehr aufregte. Warum gibt es bis heute immer noch Diskussionen, ob denn die Übergriffe auch tatsächlich stattfanden? Ist die Ausrottung ganzer Dörfer nicht Beleg genug? Die „Herren“ wollten „kultivieren, profitieren und ausrotten“. Sonst nichts.

Am Schluss des Buches gibt es Kurzbiographien zu den hier genannten Persönlichkeiten nachzulesen. Teilweise sind auch Fotos abgebildet. Danach folgen Erklärungen zu Abkürzungen sowie Verweise auf weiterführende Literatur.

Auch etliche Fotos aus damaliger Zeit sind zu betrachten und dazu ein Abbildungsverzeichnis mit Belegen, woher die Fotos stammen. Das Buch empfehle ich allen, die sich ein Bild über unsere Vorfahren machen möchten. Insbesondere zum Thema Rassenkunde gibt es viel zu überdenken. #NetGalleyDE

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Viele von uns Lesern stehen oft staunend in den diversen Museen und bewundern die ausgestellten Artefakte. Doch kaum jemand hinterfragt, wie die Ausstellungsobjekte in die Museen gelangt sind. Hin und wieder, wenn es öffentlich ausgetragene Diskussionen um Restitution gibt, lässt sich vermuten, dass zahlreiche Objekte auf nicht immer legale Weise in den Besitz der Museen gekommen sind.

Götz Aly beschreibt in diesem Sachbuch am Beispiel des Prachtbootes von Luf, wie gezielter Raubzug und Genozid an den Bewohnern im damals „Bismarck-Achipel“ genannten Inselreich hunderte Kunstwerke in den Besitz deutscher Museen gelangt sind. Staatlich sanktionierter Völkermord, unter dem Deckmäntelchen der „Vergeltung“ und Ausplünderung durch Kapitäne, Ärzte, Wissenschaftler, Theologen oder Händlern zieht sich wie ein roter Faden durch dieses Buch.

Besonders erschreckend ist, dass bis heute kein Gedanke an das verübte Verbrechen verschwendet wird, sondern nach wie vor gelogen wird, wenn es um die Provenienz der Objekte geht.

Wie perfide die Räuber dabei vorgingen, soll hier nur kurz angerissen werden:

Auf der Insel Luf wurden 1882/83 sämtliche Hütten der Einwohner sowie die Kokospalmen zerstört. Damit wurde ihnen jegliche Lebensgrundlage genommen. Und warum? Weil die „Wilden“ für ihre „Missetaten“ bestraft werden sollten. „Missetaten“ wie festhalten an den althergebrachten Traditionen, sich wehren gegen die Eroberer etc.
Die weißen „Herrenmenschen“ kamen als „Überlegene“ zu den Naturvölkern, die sie als „Kanaken“ verunglimpften. Mit Glasperlen und billigsten Tand wurde anfangs Handel betrieben. Bislang unbekannte Krankheiten wie Masern, Grippe oder Syphilis, denen die Einwohner nichts entgegen zu setzen hatte, dezimierten die Bevölkerung. Eine besonders abscheuliche Aktion war auch das absichtliche Süchtigmachen nach Tabak. Man steckte die Menschen in sogenannte „Raucherschulen“ und machte sie von besonders minderwertigem Tabak abhängig.

Die Rechtfertigung, die bis heute herhalten muss lautet(e): „Wir bewahren die Kunstschätze. Wenn wir es nicht tun, tu es andere.“

Götz Aly weiß, worüber er schreibt, war doch einer seiner Vorfahren an diesem Genozid beteiligt. Dabei nimmt er kein Blatt vor den Mund und nimmt auch Anfeindungen, denen er nach der Veröffentlichung des Buches ausgesetzt ist, in Kauf.

Das Buch, das sprachlos und wütend macht, wird durch zahlreiche Originaldokumente wie Auszüge aus Reiseberichten und Fotos ergänzt.

Fazit:

Ein ganz wichtiges Buch über das verabscheuungswürdige Verhalten deutscher „Forscher“ und deren Helfer, dem ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung gebe.

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Ein unglaublich spannendes und informatives Buch über ein völlig unterschätztes Thema, dass in der deutschen Geschichte kaum beleuchtet wird.

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In seinem Buch »Das Prachtboot« beschreibt Götz Aly die brutale und verbrecherische Vorgehensweise deutscher Kolonialisten auf dem in der Südsee gelegenen Bismarck-Archipel zwischen 1884 und 1914. Ihrem Selbstverständnis nach Überbringer des Humanismus, der Aufklärung und des technischen und wirtschaftlichen Fortschritts, gehörten dennoch "Prügeln, Rauben, Schänden, (Nieder-)Brennen, Morden" zu den alltäglichen Mitteln, um die einheimische Bevölkerung zu unterwerfen, zu dezimieren und zu Sklaven auf den lukrativen Plantagen zu machen.
Am Beispiel des Luf-Boots, der Hauptattraktion des neu eröffneten Humboldt-Forums in Berlin, zeigt Aly darüber hinaus auf, wie skrupellos im Zuge der Kolonialisierung die illegitime Aneignung noch heute zu sehender Ausstellungsstücke für ethnologische Sammlungen vonstatten ging. Darum widmet sich Aly auch der Frage, wie unzureichend heutige politische und kulturelle Repräsentanten mit der Aneignungsgeschichte
völkerkundlicher Sammlungsstücke umgehen.
Ein flüssig zu lesendes, fesselndes und empörendes Buch, das durch viele zeitgenössische Dokumente und Fotos bereichert

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