Der Empfänger

Roman

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Erscheinungstermin 22.02.2020 | Archivierungsdatum 30.04.2020

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Zum Inhalt

Ulla Lenze legt einen wirkmächtigen Roman über die Deutschen in Amerika während des Zweiten Weltkriegs vor. Die Geschichte über das Leben des rheinländischen Auswanderers Josef Klein, der in New York ins Visier der Weltmächte gerät, leuchtet die Spionagetätigkeiten des Naziregimes in den USA aus und erzählt von politischer Verstrickung fernab der Heimat. Vor dem Kriegseintritt der Amerikaner brodelt es in den Straßen New Yorks. Antisemitische und rassistische Gruppierungen eifern um die Sympathie der Massen, deutsche Nationalisten feiern Hitler als den Mann der Stunde. Der deutsche Auswanderer Josef Klein lebt davon relativ unberührt; seine Welt sind die multikulturellen Straßen Harlems und seine große Leidenschaft das Amateurfunken. So lernt er auch Lauren, eine junge Aktivistin, kennen, die eine große Sympathie für den stillen Deutschen hegt. Doch Josefs technische Fähigkeiten im Funkerbereich erregen die Aufmerksamkeit einflussreicher Männer, und noch ehe er das Geschehen richtig deuten kann, ist Josef bereits ein kleines Rädchen im Getriebe des Spionagenetzwerks der deutschen Abwehr. Josefs verhängnisvoller Weg führt ihn später zur Familie seines Bruders nach Neuss, die den Aufstieg und Fall der Nationalsozialisten aus der Innenperspektive erfahren hat, und letztendlich nach Südamerika, wo ihn Jahre später eine Postsendung aus Neuss erreicht. Deren Inhalt: eine Sternreportage über den Einsatz des deutschen Geheimdienstes in Amerika. Stimmen zum Buch »Wie keine andere Autorin und kein anderer Autor unserer Generation kann Ulla Lenze in klugen Szenen und wunderbaren Details von der inneren Verfasstheit weit entfernter Orte und ihrer Bewohner erzählen, von sozialen und zwischenmenschlichen Dynamiken und wie beides zusammenhängt. In ›Der Empfänger‹ wendet sie ihr Können erstmals auf einen historischen Stoff an und das Ergebnis ist beeindruckend.« Inger-Maria Mahlke »Wie schafft sie es bloß, über Figuren, die sich selbst verlieren, so zu schreiben, dass man beim Lesen Halt findet?« Lucy Fricke »Ulla Lenze schreibt eine tolle, empfindungsintensive, pathosfreie Prosa. Echt und wahr und ehrlich.« David Wagner »Ich will (...) mal ein Buch nennen, von einer jungen Autorin, das mich erstaunt hat: ›Die endlose Stadt‹ von Ulla Lenze. Diesem Buch merke ich an, dass es Substanz hat.« Uwe Timm zu »Die endlose Stadt«

Ulla Lenze legt einen wirkmächtigen Roman über die Deutschen in Amerika während des Zweiten Weltkriegs vor. Die Geschichte über das Leben des rheinländischen Auswanderers Josef Klein, der in New York...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783608964639
PREIS 22,70 € (EUR)
SEITEN 304

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Was macht einen Menschen zum Spion?

Josef Klein ist von Deutschland nach Amerika ausgewandert und versucht in New York Fuß zu fassen. Er arbeitet in einer Druckerei, die neben Geburtstagskarten und Flugblättern für einen Schwarzenführer auch Flyer amerikanischer Naziparteien druckt.
Der Roman spielt In einer Zeit, als noch Radio und Zeitung vorherrschten. Der Fernseher sollte erst wenige Monate später als Neuheit auf der World Fair in New York vorgestellt werden.
Und noch wird Hitler von manchen als der neue Friedensbringer angesehen.

»Irgendwann kam die Einsicht, dass einfaches Sein das Schwierigste war. Alle wollten irgendetwas aus einem machen. Und sei es, einen Deutschen, der nichts dafür konnte, ein Deutscher zu sein.«

Josef beginnt, sich um einen ausgesetzten Hund zu kümmern, baut einen Funkempfänger, mit dem er die ganze Welt zu sich nach Hause holen kann, und bringt sich selbst das Morsen bei. Doch er freundet sich mit den falschen Leuten an.

»Es war nach 1941 schon ein Verbrechen, Deutscher zu sein, nachdem Deutschland Amerika den Krieg erklärt hatte.«

1949 ist Josef wieder zurück im zerstörten Deutschland und lebt bei seinem Bruder und dessen Familie. Wir erfahren, dass Josef mehrere Jahre auf Ellis Island interniert war und auch im Gefängnis gesessen hat.

Die Geschichte entfaltet einen großen Sog. Ich wollte unbedingt erfahren, wie Josef zum politischen Gefangen wurde. Auch die Schilderungen der Stimmung in den Straßen von New York, in den armen und reichen Vierteln war sehr spannend. Die Autorin erzählt vom »Sauerkrautboulevard« und dem Leben von ausgewanderten Deutschen. Politisch gesehen brodelte es, und Gruppen wie die Christian Front oder die American Patriots wünschten einen Umsturz. Bügerwehren patrouillierten mancherorts in den Straßen.

»Joe, der American Dream ist nicht für alle. Schau dir doch die Leute in den Fabriken an. Manchmal muss man sich über Gesetze hinwegsetzen. Schließlich setzen sich die Gesetze auch über uns hinweg.«

Die Autorin hat die Erlebnisse ihres Großonkels als fiktionale Geschichte verarbeitet und eine Zeit und eine Seite Amerikas beleuchtet, über die mir bisher wenig bekannt war.
Leseempfehlung!

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Ulla Lenze präsentiert uns einen sehr eindrücklichen Roman, der von der deutschen Bevölkerung in Amerika erzählt. Hauptdarsteller ist der in Rheinland geborene und dann - während des 2. Weltkrieges - nach Amerika ausgewanderte Josef Klein, der sich plötzlich in den Fängen des Spionageregimes wiederfindet und den politischen Verstrickungen der Nazis nicht entkommen kann. Ein sehr wertvoller Roman, den man nicht gerne zur Seite legt!

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Die Autorin schildert eine Lebensgeschichte zu Zeiten der Wirren vor, im und nach dem 2. Weltkrieg. Die Geschichte ist an eine wahre Begebenheit angelehnt.
Die Autorin versteht es, die Gefühle eines Auswanderers mit den Vor- und Nachteilen in einem fremden Land eindrucksvoll zu schildern. Der Mythos, dass es den Menschen in Amerika zum Beispiel wie im gelobten Land immer nur gut ging, wird hier widerlegt, Es wird auch nachvollziehbar beschrieben, wieweit die Machenschaften der Nazis sogar bis nach Amerika gereicht haben.
Die Autorin schildert auch die Situation der beiden Brüder sehr eindrucksvoll. Der eine in Amerika, der andere im zerstörten Deutschland haben beide Probleme in den Alltag nach dem Krieg zurückzufinden. Carl hat zwar eine Familie, aber lediglich sein Bruder weiss zum Beispiel seine Frau zu schätzen.
Die Autorin beschreibt die Geschichte lebendig, in dem sie in den Zeiten hin und her springt. Man ist immer gespannt, wie die Geschichte weitergeht. Eine sehr gut und spannend erzählte Lebensgeschichte, die ich empfehlen kann.

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Interessant und lesenswert

"Der Reichtum eines Menschen lässt sich daran bemessen, wie viel er entbehren kann, ohne seine gute Laune zu verlieren".

Das ist der Lieblingssatz von Josef Klein, der in den zwanziger Jahren aus dem Rheinland in die USA auswandert. Dort angekommen kann man erfahren, wie schwer es für ihn ist dort Fuß zu fassen. Ohne Geld, ohne persönliche Dinge tingelt er durch New York. Es ist einem Zufall zu verdanken, dass er durch Fürsprache bei einem Deutschen einen Job in einer Druckerei bekommt. Das Leben ist trotz des Jobs hart, aber Joe lässt sich nicht unterkriegen. Seine große Leidenschaft ist das Funken und Morsen. Das wiederum bleibt den Deutschen in Amerika nicht unbemerkt. Plötzlich ist er im Mittelpunkt ihres Interesses und soll mal schnell ein paar Daten, natürlich handelt es sich um Warenbewegungen - so wird ihm erklärt, nach Deutschland funken. Es dauert ein wenig, bis er bemerkt, dass er ein winziges Rädchen im Spionagenetz der deutschen Abwehr ist. Aber das wollte er doch eigentlich nicht, er liebt Amerika und will dort leben.

Ob es ihm gelingt sich doch noch den Deutschen zu entziehen, warum er dann plötzlich nach dem Ende des zweiten Weltkriegs wieder in Deutschland bei seinem Bruder auftaucht und vor allem warum er Jahre später dann in Südamerika lebt, das sollte jeder selbst lesen.

Für mich ist dieser Josef Klein ein Stehaufmännchen. Er lässt sich von Niederlagen nicht unterkriegen und er ist auch kein Mensch der mit seinem Schicksal hadert. Irgendwie gelingt es ihm immer wieder das Beste aus der Situation zu machen. Insofern ist es ihm in seinem Leben gelungen seinen Lieblingsspruch, den ich eingangs zitiert habe, genauso zu leben.

Für mich war das ein interessantes Buch über eine ungewöhnliche Persönlichkeit. Ich empfehle es sehr gerne und vergebe verdiente vier Lesesterne.

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Ulla Lenze erzählt eine ungewöhnlliche Familiengeschichte. Oder ist es ein Spionageroman? Auf alle Fälle beleuchtet die Autorin einen Zeitabschnitt, 1930er bis Ende der 1940er Jahre, aus einer ungewöhnlichen Perspektive. Der Protagonist, Joe (Josef) Klein, wandert in die USA aus und versucht in New York Fuß zu fassen, was nicht so leicht ist, besonders in der Zeit einer Rezession. Da ist man froh, wenn man von Landsleuten Unterstützung bekommt. Aber für welchen Preis?
Mir gefällt der zeitliche und der Perspektivwechsel des Romans, der die Geschichte lebendiger und erlebbarer werden lässt. Ich wollte wissen, was ist passiert, dass Joe wieder in Deutschland ist? Wie geht es weiter mit Joe Klein?
Ulla Lenze hat eine Geschichte über einen Abschnitt der Geschichte geschrieben, der mir vollkommen neu war und sehr interessant an dem Protagonisten aufgezeigt wird. Lesenswert!

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Nicht erfüllte Träume und eine Suche nach einem Platz im Leben

San José, Costa Rica, Mai 1953 »Don José, Post für Sie«, ruft Maria, [….] Er hat seinem Bruder drei Monate nicht geschrieben. Meist wird ihm das quittiert mit Vorwürfen. Wir haben uns doch immer bemüht, das Verhältnis aufrechtzuerhalten.“, „Als er den Umschlag aufschlitzt, fällt ihm eine Zeitschrift entgegen. Wie von allein öffnet sie sich dort, wo Carl seinen Brief eingelegt hat. Und er sieht sein eigenes Gesicht. Das Foto tauchte damals überall auf, auch in der New York Times. Er vor seiner Funkstation,“

Der Roman beginnt damit, dass Joe Klein, vor einigen Jahren nach Südamerika ausgewandert, Post von seinem Bruder Carl bekommt. Dieser informiert ihn darüber, dass in der Zeitschrift STERN eine Reportage über seinen Fall erscheint. Fünf Folgen, „Ein Tatsachenbericht über die Aktivitäten des deutschen Geheimdienstes in Amerika.“ Joe ist gespannt, es „ist die Geschichte, die er schon kennt, nun aus Sicht der Deutschen; Vaterlandsliebe. Erzählt wie ein Krimi, als sei das alles Unterhaltung. »FBI! Sie sind verhaftet! Wie wär’s mit einem schnellen Geständnis? Wenn Sie reden, ersparen Sie sich vielleicht das Schlimmste!« Kein Wunder, dass Carl so aufgeräumt, fast begeistert klingt. Aber es ist keine Unterhaltung. Es ist sein Leben.“ Und genau aus diesem Leben bekommt man in den anschließenden Kapiteln erzählt.

Zunächst wirft die Autorin mit einem Erzählstrang im Jahr 1949, der in Neuss handelt und bei dem Joe eben aus den USA bei seinem Bruder ankommt, mehr Fragen auf, als sie Antworten gibt. Warum hat Joe keine Papiere, warum war er viele Jahre interniert, warum herrscht zwischen den Brüdern eine solch angespannte Atmosphäre, warum wirft Joe seinem Bruder "Nur BBC-hören ist als Widerstand gegen die Nazis zu wenig" vor, warum weiß dieser wiederum bisher nichts von seiner Zeit in Amerika? Mein Interesse war sofort geschürt und auf meine vielen Fragen wollte ich Antworten und mit diesen geht die Autorin äußerst sparsam vor. Der gesamte sich anschließende Roman setzt sie aus Handlungssträngen aus verschiedenen Zeiten und Orten zusammen, die sich kapitelweise abwechseln.

Man erfährt zeitgleich von 1925 an beginnend, als Joe als Auswanderer mit der Hoffnung auf ein besseres Leben auf Ellis Island ankommt, in New York schließlich in Harlem lebt und merken muss, dass der Traum vom Reichtum schnell ausgeträumt ist. Einziges Vergnügen ist seine Flucht in die Welt der Amateurfunker. Dort lernt er nicht nur Lauren, keine schöne, aber dennoch reizvolle Frau kennen, sondern gerät auch auf den Radar amerikanischer Nazis. Naiv denkt er bei einem Jobangebot zu Beginn noch, er würde Informationen für Unternehmen weiterleiten, muss er dann nach und nach erkennen, dass er inzwischen tief in den Fängen der Deutschen ist. Will er sie doch eigentlich gar nicht unterstützen, lassen sich die nicht ganz so einfach abschütteln. Eine Situation, die ihn zum Ruhelosen macht. Wie sich die Zusammenarbeit entwickelt, warum und wie er dann verhaftet wird, will ich nicht verraten, das tut die Autorin ja auch erst kurz vor Ende.

Ein anderer Handlungsstrang spielt im Jahr 1949. Joe aus Amerika abgeschoben, findet mehr schlecht wie recht Unterschlupf bei seinem Bruder Carl und dessen Familie. In Rückblicken erfährt man davon, dass eigentlich beide vom Auswandern geträumt haben, Carl bei einem Unfall aber ein Auge verloren hat und deshalb in den USA keinen Einlass mehr bekommen hätte. Die Atmosphäre im Zusammenleben dort ist mehr als angespannt, unausgesprochene Vorwürfe, nicht gestellte Fragen, zudem noch eine seltsame Spannung zwischen Joe und Carls Frau Edith, von der Carl nicht erfahren darf. So wie schon Jahre vorher fühlt Joe sich auch hier nicht zuhause, weshalb er plant nach Südamerika auszuwandern.

Dort spielt der dritte Handlungsstrang Jahre später, der sich ebenfalls noch dazwischenschiebt. Flucht dorthin, Nazis wieder unter sich, oder nur eine Zwischenstation? Auch hier will ich nicht mehr verraten.

Die Autorin lässt mit ihrem Roman durch persönliche Eindrücke miterleben, wie schnell der Traum von einem besseren Leben in den USA beim damaligen Auswanderer Josef Klein ausgeträumt war. Zudem erhält man durch die Beschreibungen von Alltag, Arbeit und Straßenleben in New York sowohl Eindrücke von der Stimmung dort in den Jahren vor und während des Zweiten Weltkriegs als auch einen ganz kleinen Einblick in Nazigruppierungen, die sich dort aufhielten. Ein umfassendes Bild ist bei mir beim Lesen nicht entstanden, dazu empfand ich die einzelnen Szenen zu zerrissen. Da hatte ich mir vielleicht ein klein wenig mehr erhofft als diese einzelnen Spotlights. Aber gut gefallen hat mir, dass sich darunter auch zahlreiche kleine interessante Detail befunden haben, die mir vorab völlig unbekannt waren. So habe ich vorher z.B. nicht von einem speziell für Hitler gebrautem Bier oder auch nichts von dem Film „Confessions of a Nazi Spy“ aus dem Jahr 1939 gehört. Gemeinsam mit den Literaturtipps am Ende des Romans für mich sicher ein Zugewinn an Wissen.

„Einfach ein Mensch sein, dachte er. Der isst, atmet, schläft, arbeitet, manchmal mit Frauen flirtet, sofern sie über dreißig waren. Einfach sein. Irgendwann kam die Einsicht, dass einfaches Sein das Schwierigste war. Alle wollten irgendetwas aus einem machen. Und sei es, einen Deutschen, der nichts dafür konnte, Deutscher zu sein.“ Mindestens genauso viel, wenn nicht sogar noch mehr Gewicht legt die Autorin aber auch auf die Darstellung einer tragischen Lebensgeschichte von einem Mann, der auf Identitätssuche ist, der wie ein Ruheloser keine Heimat findet. Aufgrund der Beschreibung habe ich damit nicht so gerechnet. „Ein stummer Vorwurf in diesem Schweigen, und der Vorwurf galt dem Leben selbst oder vielleicht den Einwanderungsgesetzen Amerikas. Das Erste, was dieses verlorene Auge bedeutete, war der Verlust seiner Einreisegenehmigung. Sie hatten gemeinsam Englisch gelernt, doch Carl würde auf Ellis Island ein weißes Kreidekreuz auf die Schulter gemalt bekommen und zurückgeschickt werden.“ Da auch sein Bruder zu den Enttäuschten vom Leben gehört, so hat er auf mich gewirkt, habe ich die Stimmung im Roman zu großen Teilen eher als drückend empfunden.

Der Sprachstil der Autorin hat mir sonst aber gut gefallen. Kurze, knappe Sätze, die Fahrt verschaffen, die häufigen Perspektivwechsel, die nur in kleinen Häppchen wie bei einem Puzzle nach und nach ein Bild entstehen lassen, haben bei mir viel Spannung erzeugt. Ich hätte das Buch nicht aus der Hand legen wollen, bevor ich nicht am Ende erfahren habe, wie es zur Verhaftung kam.

Alles in allem hat mir Ulla Lenze wirklich gute Unterhaltung geboten, einen kleinen Einblick in die Welt der Nazis in den USA und in Amerika, die es gab und immer noch gibt, geboten und mich definitiv dazu angeregt mich näher mit dem Thema zu beschäftigen. Für fünf Sterne genügt es bei mir nicht mehr ganz, aber sehr gute vier und eine Leseempfehlung sind drin.

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Ein Deutscher wandert 1925 nach New York aus und erlebt die geschichtsträchtigen Ereignisse nur aus der Ferne. Als Funker wird er von Deutschen genötigt, ein weitreichendes Gerät zu bauen und verschlüsselte Nachrichten zu versenden. Somit wird er naiverweise zum Mittäter und Spion.
In Zeitsprüngen wird erzählt, wie er 1946 aus der Internierung in den USA in seine Familie zurückkehrt, dort aber nicht mehr zuhause ist. Schließlich wandert er über Südamerika aus mit dem Ziel USA. Selbst dort begegnen ihm die alten Seilschaften der Nazis.
Eine neue, ungewöhliche Sicht auf die Zeit des 3. Reiches, zum einen aus der Perspektive eines Deutschen in New York und aus der Sicht eines Unbedarften, der sich nur schwer aus den Fängen der Nazis befreien kann. Erstaunt haben mich die Beschreibungen der nationalsozialistischen Bewegungen in den USA, selbst unter Schwarzen.

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Ein getriebener Mann

Der Autorin Ulla Lenze gelingt es gut, den Leser für die Hauptfigur Josef Klein zu interessieren. Es bleibt aber lange Zeit auch geheimnisvoll. Josefs Leben war geprägt von den Auswirkungen des zweiten Weltkriegs. Da er als deutscher Auswanderer 1941 in den USA war, wurde er interniert. Doch es steckt auch noch mehr dahinter.
Zeitlich springt die Handlung hin und her, aber ein zentraler Moment ist 1949, als Josef nahezu mittellos seinen Bruder in Neuss besucht. Das wird eine Zeit der Reflexion. Josef ist zu sehr getrieben und er geht wieder.

Das Buch war nicht schlecht und konnte mich interessieren, aber es bleibt auch ein Fragezeichen, was man am Ende von Josef halten soll. Er blieb immer getrieben, heimatlos, ohne Überzeugung und passiv.
Am meisten hat mich der elegante Schreibstil von Ulla Lenze, auch wenn nicht alle Sätze überzeugten, und die inneren Gedankengänge des Protagonisten, denen man folgen kann.
Ganz knapp reicht es daher noch zu 4 von 5 Sternen!

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Vom Suizid anlässlich des Börsencrashs bis hin zur Rattenlinie, in diesem Buch ist alles dabei. Diese Vielzahl an Schauplätzen bring allerdings mit sich, dass kein Thema umfassend behandelt wird. Für mich wirkt #DerEmpfänger doch recht oberflächlich. Wobei die Idee zum Roman bemerkenswert ist. Ulla Lenze erzählt nämlich die wahre Geschichte ihres Großonkels.

Josef Klein und sein Bruder haben es satt. Der Vater schlägt sie nahezu täglich und in Deutschland herrscht Untergangsstimmung. Gemeinsam wollen sie ins „gelobte Land“, Amerika, auswandern. Alles liegt bereit, sie warten nur noch auf den Ausreisetermin. Leider erlitt Carl, Josefs Bruder, einen Arbeitsunfall und verlor dabei ein Auge. Aus der Traum von Amerika. Josef macht sich alleine auf den Weg.

Im ersten Kapitel des Buches begegnet der Leser dem Josef Klein (alias Joe) in Costa Rica und das im Jahr 1953. Er erhält einen dicken Briefumschlag von seinem Bruder aus Germany. Darin befindet sich eine Ausgabe des „Stern“ und darin wiederum der erste Teil seiner Geschichte. Die begann im Jahr 1925 als er ohne seinen Bruder nach New York auswanderte. Dort geriet er in die Fänge von Agenten, die für Deutschland, und somit auch Hitler, tätig waren. In Amerika verehrten viele den „Führer“ und „Mein Kampf“ stand wochenlang auf den Bestsellerlisten der New York Times, alles im Jahr 1939. Ein Schwenk im Buch katapultiert den Leser ins Jahr 1949 und zwar nach Neuss. Hier sind die Auswirkungen des Krieges mit Hunger und Wohnungsnot spürbar. Josef sehnt sich zurück zu den „Fleischtöpfen“ Amerikas.

#DerEmpfänger ist ein eigenwilliges Stück Deutsch-Amerikanischer Geschichte. Eigenwillig deshalb, weil es für meinen Geschmack zu viele Zeit- und Ortssprünge gibt. Der Lesefluss wird dadurch erheblich eingeschränkt. Die Sprache ist allerdings literarisch hochwertig und aus dem Grund gebe ich auch vier Sterne und eine Leseempfehlung. Wen das Thema interessiert und wer mehr erfahren möchte, der sollte sich die Quellenangaben der Autorin anschauen. Im Anhang zählt sie die Bücher auf, welche sie als Grundlage für ihren Roman verwendete.

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Ein spannender und flüssig zu lesender Roman basierend auf einer wahren Geschichte. Der Roman ist zu empfehlen für all jene, die sich für die deutsche Geschichte, insbesondere das Dritte Reich interessieren. Es eröffnet einen interessanten Blick in die Arbeit der deutschen Spione in Amerika. Für Leser, denen auch Anthony Doerr „Alles Licht, das wir nicht sehen“ gefallen hat. Der Protagonist in „Der Empfänger“ ist Amateurfunker und wird schleichend in die Machenschaften der Nazis verstrickt.

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Ulla Lenze ist mit diesem Auswander/Spionageroman ein Prosawerk gelungen. Sprachgewaltig, unglaublich intensiv, ein großartiges Werk!
Karin Kersten

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Ein leidenschaftlicher Funker, der wider Willen zum Dopplelagent wird,ein deutscher Auswanderer in New York,kurz vor Ausbruch des 2.Weltkrieges. Die Nazis sind und spionieren auch in den USA.
Von einem, der nur ein Mensch sein wollte, aber zwischen die Fronten gerät und Angst hat, sich ehrlich zu positionieren. Ein wenig beleuchtetes Thema und eine spannende Geschichte.

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"Der Empfänger" erzählt von Josef Klein, der in den 20er-Jahren aus Deutschland in die USA emigriert und dort zunächst in einer Druckerei, später als Amateurfunker für die Deutschen arbeitet. Obwohl einer selbst keineswegs Unterstützer Hitlers ist, gerät er in entsprechende Kreise und versäumt, rechtzeitig wieder aus den Geschäften auszusteigen. Er wird vom FBI verfolgt. eingespannt und schließlich verhaftet. Einige Zeit bringt er mit anderen aus Ellis Island im Gefängnis zu, bis er 1949 nach Deutschland zurückkehrt. Aber auch dort kann er nicht bleiben. Ulla Lenze schildert packend die Atmosphäre in Amerika während der NS-Zeit, die Kommunikationskanäle und Gruppierungen, die Hitler von Amerika aus unterstützten und lobten - sowohl Amerikaner*innen als auch Deutsche! Der Roman beschäftigt sich mit einer Perspektive und einem Teil der Geschichte, den ich persönlich bislang nicht kannte - sehr lesenswert!

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Im Mittelpunkt von Ulla Lenzes neuem Roman "Der Empfänger" steht Joe bzw. Josef, der bereits in den 1920'er Jahren von Deutschland aus in die USA immigriert ist. Joe, der sich selbst als unpolitischen Menschen sieht, wird 1939 eher durch Zufall zum Helfer der deutschen und deutsch-amerikanischen Nazis. Dieser "Zufall" steht für mich im Mittelpunkt des Buches. Wie zufällig war das wirklich? Warum hat Joe, der das freiheitliche Leben in den USA genießt, sich nicht gewehrt, nicht Nein gesagt hat? Wie leicht wird man zum Mitläufer oder auch Komplizen des Unrechts? Auf diese Fragen bietet die Autorin keine Antworten, sondern überlässt es dem Leser, dies zu beurteilen. Zuerst mag einem das als Schwachpunkt und ein Versäumnis der Autorin erscheinen, aber tatsächlich ist das ein gelungener Kniff, der den Leser zum Nachdenken zwingt.
Wer sich auf diesen langsam erzählter Roman einlässt, wird sehr intelligent unterhalten.

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In diesem Roman verarbeitet Ulla Lenze die Lebensgeschichte ihres Grossonkels. Als literarische Figur nennt sie ihn Josef Klein. Er wandert in den 20er Jahren in die USA aus. Er arbeitet in einer Druckerei, die Flyer für politische Gruppierungen druckt. Klein will mit der Politik nichts zu tun haben. Er geht lieber seinem Hobby nach. Sein selbstgebautes Funkgerät gibt ihm das Gefühlt mit der ganzen Welt verbunden zu sein. Diese Fertigkeit bringen ihm Kontakte zu obskuren Geschäftsleute, die ihn gegen gute Bezahlung Daten nach Deutschland transferieren lassen. Doch bisher er rafft, womit er es hier zu tun hat, ist es zu spät, er kommt nicht mehr aus der Nummer raus. Er wird gezwungen weiter zu machen. Natürlich bleibt dem FBI nicht verborgen, was die Spione da treiben. In seiner Verzweiflung verbündet sich Klein mit den Amerikanern. Eine Haftstrafe bleibt ihm allerdings nicht erspart. Nach dieser wird er ausgeschafft und findet bei seinem Bruder in Neuss Unterschlupf.

Die innere Zerrissenheit von Josef Klein ist gut zu spüren. Ulla Lenze lässt den Leser in dessen Universum eintauchen. Man hat fast das Gefühl in seiner Haut zu stecken, weil er sich in seinen Monologen sich mit seinen Konflikten auseinandersetzt. Ebenfalls einfühlsam beschreibt sie seine Verlorenheit in Deutschland. Er kann mit seinem gestrengen Bruder nichts anfangen und findet sich in seiner alten Heimat nicht mehr zurecht.

Der Aufbau der Geschichte finde ich sehr gelungen. Sie beginnt mit der Ankunft von Josef Klein bei seinem Bruder. Nur tröpfchenweise erfährt man von seinem Leben in Amerika.

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Wie schmal ist der Grat zwischen einem kleinen und einem großen Rad
in einer Maschinerie? Eigentlich will Josef/Joe nur seinem Hobby, dem Funken,
nachgehen, aber aus einem kleinen Gefallen für einen deutschen Landsmann in
New York, entsteht die Mitgliedschaft in einem Spionagering der Nazis in den USA.
In ruhigem Ton schildert Ulla Lenze das Schicksal ihres Großonkels und zeigt eine
weitere, bislang wenig bekannte, Aktivität des Dritten Reichs.
Sie zeigt weiterhin, wie schwierig es für Menschen ist, sich aus dieser Situation zu befreien,
selbst wenn sie die Ideologie der Nazis verabscheuen und aussteigen wollen.
Sowohl aus geschichtlicher als aus literarischer Sicht lesenwert.

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Dass sein Leben ihn nach Costa Rica führen würde, hatte Josef Klein nicht erwartet, als er fünfundzwanzig Jahre zuvor aus Neuss nach New York auswanderte. Der Anfang ist hart, doch nachdem er den Hilfsjob in der Druckerei gefunden hat, kommt sein Leben in geregelte Bahnen. In seiner Freizeit sitzt er vor seinem Empfänger, mit er Kontakt überall auf der Welt aufnehmen kann, so lernt er auch Lauren kennen, die junge Frau, die sich ihren Eltern widersetzt und ihre eigenen beruflichen Pläne verfolgt. Doch auch im Kreis seiner deutschen Bekannten regt sein Hobby Interesse und bald schon wird er gebeten, Nachrichten zu senden, verschlüsselte Zahlenreihen, alles nur zum Wohle des langsam erstarkenden Vaterlands. Lange verschließt Joe, wie er sich in den USA nennt, die Augen, doch die Anzeichen des drohenden Krieges werden immer deutlicher und bald muss auch er sich fragen, auf welcher Seite er steht.

Aus heutiger Sicht scheint vieles bezogen auf historische Ereignisse klar, die Fronten geklärt und die Grenze zwischen schwarz und weiß unverkennbar. Ulla Lenze indes zeichnet ein komplexes Bild des kleinen Mannes, der vielleicht mehr hätte wissen und sehen können, vielleicht naiv war, aber auch Jahre nach dem Krieg noch nicht sicher ist, ob er vorsätzlich missbraucht und geopfert wurde oder ob der Verlauf der Dinge einfach unglücklich war. Vor allem aber erkennt man in ihrem Protagonisten, wie schwer es für die Generation jener Auswanderer war, die in den 1920ern in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft in die Welt aufgebrochen waren und dann durch das Nazi-Regime und den zweiten Weltkrieg plötzlich zwischen den Stühlen saßen und Partei für eine Seite ergreifen sollten, ohne zu wissen, wo sie eigentlich standen.

Auf mehreren Ebenen lässt die Autorin durch Rückblenden die Geschehnisse aufleben. Man beginnt am Ende in Costa Rica, davor standen Josefs harte Monate bei seinem Bruder in Neuss, zu dem er nach der Ausweisung aus den USA flüchtete. So interessant der Handlungsstrang in New York ist, fand ich die Entwicklung des Verhältnisses der beiden Brüder am spannendsten. Es ist eine Geschichte voller Missverständnisse, Nicht-Gesagtem, Enttäuschungen und unterschiedlichen Lebensentscheidungen. Erst bewegen sie sich langsam und vorsichtig umeinander, doch es ist klar, dass der große Eklat kommen muss. Nicht nur weil sie so verschieden sind, sondern weil es ihnen schwer fällt, die Perspektive des anderen einzunehmen und ihn wirklich zu verstehen.

Die Geschichte basiert auf wahren Erlebnissen des Onkels der Autorin und sie macht damit einen Teil der Spionagegeschichte zugänglich, der oftmals vergessen, dank der mitreißenden Erzählweise und dem cleveren Handlungsaufbau durch diesen Roman lebendig wird.

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Ein Auswanderer auf der Suche. Er findet Ruhe in den Gassen und fröhnt seinem Hobby. Funken, als Amateur. Wird entdeckt. Verstrickt in Machenschaften, die größer sind als er. Der Bruder in der Heimat. Verloren im Grauen. Zwei Seiten der Münze. Für jeden eine. Wieder auf der Suche. Nach sich. Und seinem Leben. Worgewaltig. Die Autorin vermag gekonnt, die Schicksale zu zeichnen. Mit einem Federstift. Auf dunklem Papier.
Sprachlich geschickt umgesetzt taucht man in die Geschichte ein und wird mitgerissen in das Schicksal der damaligen Zeit. Die Zeichnung der einzelnen Charaktere ist gut nachzuvollziehen, auch die Naivität mit der damals gehandelt wurde. Ein bewundernswertes Schicksal dass ich jedem ans Herz legen möchte, der sich für die damalige Zeit interessiert.

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Costa Rica - Neuss - New York: das sind die Orte, an denen der Roman in der Zeit zwischen 1925 und 1953 spielt. Der Rheinländer Josef Klein wandert in den 1920er Jahren nach New York aus. Er schlägt sich mit Gelegenheitsjobs in den neugewählten Heimat durch, genießt die neugewonnene Freiheit und widmet sich seiner Leidenschaft als Hobbyfunker. Durch und durch unpolitisch, gerät er in die Fänge der Community jener deutschen Emigranten, die mit Hitler sympathisieren. Diese nutzen seine Fähigkeiten als Amateurfunker für ihre Zwecke und so wird Klein immer tiefer in deren Aktivitäten verstrickt. Geschickt verwoben wird das Schicksal von Josef Klein mit dem seines Bruders, der die Kriegs- und unmittelbare Nachkriegszeit in Deutschland erlebt hat und den Lesern eine ganz andere Perspektive eröffnet. Sehr atmosphärisch beschreibt die Autorin die Geschichte eines deutschen Auswanderers vor dem Hintergrund des Nationalsozialismus in all ihren Facetten - die innere Zerrissenheit, das Ausblenden von Realität, die Suche nach Identität. Fesselnd und spannend - ein echter Pageturner.

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"Der Empfänger" ist ein Buch zwischen Extremen: auf dem Weg zur Freiheit an der eigenen Identität vorbei hin zu den Zwängen einer Zeit, die sich selbst überholt. Der Protagonist ist ein typischer Auswanderer: idealistisch, lebenshungrig und bereit, für seinen persönlichen Traum vom Glück viel zu wagen und aufzugeben. Dabei merkt er nicht, dass er in dem drängenden Wunsch nach Akzeptanz und Erfolg seine wahre Identität, seine Wertevorstellungen, seine Seele preisgibt, um in einer Welt Fuß zu fassen, die neu und zugleich schrecklich vertraut ist. Denn die Schatten, die ihn in und an Deutschland zweifeln ließen, begegnen ihm in der neuen Welt wieder, sie waren schneller und erweisen sich als stärker als der Protagonist. In seinem Scheitern wendet er sich zurück und merkt jedoch schnell, dass diese Tür für ihn endgültig verschlossen ist: Ein Zurück ist nicht möglich. So wird er zum Wanderer, geduldet, aber rastlos, frei und doch Sklave seines Traums. Was aus ihm wird, erfährt der Leser nicht, und das ist gut. Gleichwohl hätte man sich mehr Spannung erhofft, denn das Buch schafft es am Ende nicht, den Leser vollständig in seinen Bann zu ziehen.

Fazit: Wer den Nationalsozialismus und die Zwänge und Zwiespalte, die damit zusammenhängen, als rein deutsches Problem begreift, wird von diesem Buch überrascht sein, denn es zeichnet das Bild einer weltumspannenden Bewegung, deren Ideologie nicht an Ländergrenzen oder Sprachbarrieren haltmachte, die Menschen und Nationen gleichermaßen infizierte und Schicksale erschuf, über die die Welt noch heute redet.

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Mitte der 20er Jahre wandert Josef Klein von Deutschland nach Amerika aus. Er bezieht in Harlem eine kleine Wohnung, bekommt einen Job in einer Druckerei. Er führt ein zurückgezogenes Leben, mag Jazz, ist begeisterter Amateurfunker und verliebt sich in Lauren. Es ist die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, die Stimmung in den Straßen New Yorks aufgeheizt. Aufgrund seines Hobbys erregt Josef Aufmerksamkeit und so findet er sich mitten im deutschen Spionagenetz wieder.
Die deutsche Autorin Ulla Lenze erzählt die Geschichte von Josef Klein in Stückwerken, nicht chronologisch, die Kapitel sind zeitlich und örtlich überschrieben, damit kann man dem Handlungsverlauf gut folgen „Der Empfänger“ ist ein historischer Roman, ein Stück brachliegender Zeitgeschichte, und beruht auf der Biografie des Großonkels der Verfasserin. Ulla Lenzes Sprache ist klar, schnörkellos, der Roman eine fiktionale Dokumentation.
Josef Klein ist ein sprichwörtlich kleiner Mann. In Amerika will er seiner Herkunft entfliehen, dem beengten Kleinbürgertum, den Erinnerungen an einen brutal schlägernden Vater. Er ist unscheinbar. Man sagt ihm Ähnlichkeit mit Bing Crosby nach, oder auch mit Heinz Rühmann, oder auch mit niemand, den man kennt. Genau das will Josef –später Joe – auch sein, ein Niemand, der in der multikulturellen Gesellschaft New Yorks aufgeht. Doch zwangsläufig gerät er in Kontakt mit anderen Deutschamerikanern. Viel zu spät erkennt er, dass er seine Fähigkeiten als Funker nazideutschen Spionen zur Verfügung stellt. Er wird zu einem Spielball in einem Gefüge, das zu groß für Josef Klein ist. Aus Angst vor den Nazis wendet er sich ans FBI, wird Doppelspion, später interniert und nach dem Krieg aus den USA ausgewiesen.
Für kurze Zeit kehrt er zu seinem Bruder Carl und dessen Familie nach Deutschland zurück. In Amerika war er unerwünscht, in Deutschland ist er es ebenso. Er ist heimatlos, entwurzelt. Als Carl, ein Kaufmann mit Krämerseele, immer wieder über Josefs Vergangenheit Bescheid wissen will, muss Josef sich selbst gegenüber Rechnung legen.
Kleiner Mann, was tun? - Der unscheinbare kleine Mann bleibt flüchtig, sein Verhalten ist in keine Form zu gießen. Kollaborateur, Verräter, Widerständler? Josef Klein bezieht nicht klar Position. Die Signale, die er sendet sind chiffriert, uneindeutig. Er bleibt letztlich Empfänger von Anordnungen.

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Hier hat mal wieder alles gestimmt: interessante Geschichte, die man noch nicht kannte, wunderbare Sprache, gebrochene Charaktere, mit denen man mitfühlen konnte und sich nicht entscheiden konnte, ob sie einem jetzt sympathisch oder unsympathisch sind .

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Solides Drama aus der Kriegs-/ Nachkriegszeit mit ungewöhnlichem Protagonisten. Inwiefern die Situation gestellt ist, kann ich gar nicht mal richtig sagen. Deutscher Vorkriegseinwanderer in den USA (ausgewandert ohne politische Begründung) und Amateurfunker wird von Nazis angeheuert, die aus irgendwelchen Gründen auch in New York sind und als Agenten Hitlerdeutschland unterstützen. Unwillentlich sendet er kriegswichtige Information und wird als Spion festgenommen und ausgewiesen. Im Roman gibt es "Vorblenden" (kann man das so nennen?) auf die Nachkriegszeit, in der er in Deutschland bei seinem Bruder nicht mehr richtig Fuß fasen kann und wieder zurück nach Amerika möchte.

Traurig und nachdenklich und dafür, dass es ein Kriegsroman ist sehr ruhig und mit äußerst wenig, nur angedeuteter Gewalt. Hätte auch ein gutes Theaterstück abgegeben.

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In dem Roman, der Familiengeschichte, historischer Roman und Agententhriller in einem ist, geht es um die Lebensgeschichte des Rheinländers Josef Klein, der 1925 22-jährig nach New York auswandert.

Josef, der in einer Druckerei arbeitet, liebt die Lebendigkeit und die kulturelle Vielfalt in den Straßen Harlems und er interessiert sich begeistert fürs Amateurfunken.
Für den aufkeimenden Rassismus, Antisemitismus und deutsch-Nationalismus hat er nicht viel übrig. Politik interessiert ihn nicht besonders, zu Vielem hat er keine eigene Meinung.

Dann lernt er Lauren kennen. Sie ist eine Aktivistin, die durchaus Gefühle für ihn geht.

Aber noch jemand anders interessiert sich für ihn, bzw. für seine Kompetenz, was das Funken anbelangt: die deutsche Spionageabwehr.

Heimlich, still und leise wird Josef, der ziemlich naiv ist, zu einem Teilchen des Spionage-Netzwerkes.

Neben diesem „USA-Strang“ gibt es noch eine Erzählebene, die 1949 in Deutschland spielt. Josef besucht dort seinen Bruder und dessen Familie, aber er fühlt sich fremd.

Die Autorin, die wertneutral erzählt, beschreibt Innen- und Außenwelten gleichermaßen beachtlich und meisterhaft.
Sie schreibt feinfühlig, authentisch, wort- und bildgewaltig und erschafft ein gleichermaßen historisch bedeutsames wie hochaktuelles Werk.

Die Figuren erwachen zum Leben, Orte und Szenerien werden plastisch und lebendig. Die Atmosphäre wird authentisch vermittelt.

Über Josef Klein zu lesen ist beeindruckend und erschreckend. Wer kann sicher sein, in bestimmten Ausnahmesituationen kein Josef zu sein?
Wer kann nicht nachvollziehen, dass ein Mensch fern der Heimat und um sein Leben bangend zum Opportunisten werden kann?

Brisante und schwierige Fragen, die durch einen Roman ausgelöst werden, in dem es um Entwurzelung, Heimatlosigkeit, Verantwortung und Schuld geht.

Ich möchte diesen fesselnden, unterhaltsamen und erkenntnisreichen Roman, in dem Ulla Lenze die Lebensgeschichte ihres Großonkels literarisch verarbeitet, unbedingt weiter empfehlen!

Ein rundum gelungenes Werk!

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Das ist ein Buch, mit dem ich nicht so richtig warm geworden bin. Einmal gibt es wieder diese kühle und empathiearme Art des Schreibens, die mir immer wieder missfällt. Und zum anderen gibt es einen etwas gewöhnungsbedürftigen Hauptcharakter, Josef Klein. Dieser Mensch kommt in den 1920ern in die USA, sucht sich eine Arbeit, kommt mehr schlecht als recht über die Runden, die einzigen Höhepunkte in seinem unbedeutenden Leben ist das Amateurfunken und die Treffen mit Lauren. Diese Frau teilt sein Interesse am Funken. Aber nicht nur mit Lauren kommt er in Kontakt durch seine Leidenschaft. In den 1940ern kommt Josef oder Joe Klein mit spionierenden, nationalsozialistischen Deutschen in Kontakt und arbeitet schließlich für sie. Einerseits fragt er sich schon ob sein Handeln richtig ist, andererseits ist er recht wankelmütig in der Entscheidungsfindung, ist er ein Untertan. Man merkt ihm seine Sozialisation an, seine Schwierigkeiten mit der Einordnung von richtigem und falschem Verhalten machen ihn in meinen Augen nicht zu einem Sympathieträger, dennoch symbolisiert er sicher auch einen recht großen Teil der deutschen Bevölkerung. Erst durch fremdes Zutun wird Josef zu Entscheidungen gezwungen. Entscheidungen, die einen Kontakt zum FBI bedingen, zu einem Aufenthalt im Gefängnis führen, ihn wieder zu seinem Bruder Carl nach Deutschland bringen und weitere Abgründe aufbrechen lassen. Dennoch ringt Josef weiter mit seinen Entscheidungen und folgt schließlich seinen, in den 1940ern gefundenen "Freunden" nach Costa Rica, wo er als Jose Klein agiert. Dieses gesamte Konglomerat macht mir Josef Klein nicht gerade sympathisch, aber auch sein Umgang mit seiner Umgebung ist in keiner Form für mich nachvollziehbar und/oder zufriedenstellend. Vom geschichtlichen Aspekt ist "Der Empfänger" ein wichtiges und informatives Buch, war ich doch beim Thema deutsche Spionage im 2. Weltkrieg in den USA eher nicht so bewandert. Letztendlich erreichen konnte mich die Schreibe von Ulla Lenze nicht so richtig, das Personal war in meinen Augen eher unbefriedigend, einzig die Thematik war interessant. Schade!

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Ein besonderes Buch, das auf wahren Ereignissen basiert. Ulla Lenze verarbeitet die Geschichte ihrer Familie in diesem Roman. Mit klarer Sprache und knappen Sätzen erschafft sie eine besondere Atmosphäre, die die Leser in den Bann zieht.

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