Der Platz an der Sonne

Roman

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Erscheinungstermin 02.09.2018 | Archivierungsdatum 07.03.2019

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Zum Inhalt

Berlin, 1978: Die Hauptstadt der Neuen Preußischen Republik liegt in Trümmern, die Kinder klauen Kohlen und in der Politik geben sich die Halunken die Klinke in die Hand. In dieser Welt entfaltet sich die faszinierende Lebensgeschichte von Josua Brenner – ein wagemutiger Tausendsassa, der sich nicht so leicht unterkriegen lässt. Doch als ihn die Ereignisse überrollen, wird der Gedanke an eine Flucht ins reiche Afrika plötzlich real. Josua Brenner kennt sich aus im Leben der kleinen Leute. Im zerbombten Berlin fährt er Suppe aus, schachert auf dem Schwarzmarkt und holt sich Ratschläge fürs Leben bei Opa Lampbrecht. Eine Zeitlang scheint er die Nase vorn zu haben. Die Umstände sind ihm gewogen, seiner kleinen Familie geht es prächtig und auch die Geschäfte laufen gut. Die Strippenzieher in der Neuen Preußischen Republik versuchen zwar, ihm das Leben schwerzumachen, doch so leicht gibt Josua Brenner nicht auf. Ihn treibt ein unbezwingbarer Wille zum Glück, egal wie oft ihm der Teufel ins Handwerk pfuscht. Erst als es für ihn so richtig knüppeldick kommt, bricht er auf in Richtung Süden. Wie all die anderen vor ihm hat er vor allem ein Ziel: ein besseres Leben in einer besseren Welt. Wunderbar leichtfüßig erzählt Christian Torkler von einem modernen Helden, der sein Schicksal herausfordert und sich niemals geschlagen gibt.

Berlin, 1978: Die Hauptstadt der Neuen Preußischen Republik liegt in Trümmern, die Kinder klauen Kohlen und in der Politik geben sich die Halunken die Klinke in die Hand. In dieser Welt entfaltet...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783608962901
PREIS 25,00 € (EUR)
SEITEN 592

Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Josua Brenner mogelt sich in Berlin, der Hauptstadt der Neuen Preußischen Republik so durch. Gelegenheitsarbeiten und Schwarzmarktgeschäfte bestimmen sein Leben, doch er will mehr. Er hat die Nase voll von der staatlichen Willkür, will Chancen auf Aufstieg. Schnell hat er ein Ziel vor Augen: Afrika. Dort essen die Leute von goldenen Tellern, jeder kann etwas aus sich machen. Doch hinkommen muss man erst mal.

Torklers Idee fand ich wirklich sehr interessant und so bin ich vielleicht mit zu großen Erwartungen ans Buch herangegangen. Der Autor stellt die Welt wie wir sie kennen erst mal auf den Kopf. Afrika als Traumziel aller, im armen Deutschland sind dagegen Sandalen aus Autoreifen begehrte Objekte; man muss als Leser erst mal umdenken. Leider hat es der Autor versäumt, die Entstehung dieser Neuordnung genauer zu beleuchten, das hätte mich doch sehr interessiert. So muss man die Gegebenheiten halt einfach akzeptieren. Brenners Schicksal geht einem natürlich nahe, er erlebt viel Willkür und Grausamkeiten, ist aber selbst auch kein ganz Netter. Er verliert sich komplett in dem Ziel Flucht, vernachlässigt Familie und Freunde. Das konnte ich ihm nie so richtig verzeihen und so war er mir nicht unbedingt sympathisch; Jammern und Saufen kann er auch gut, was ihm weitere Minuspunkte auf der Sympathieskala bescherte. Die Handlung entwickelt sich etwas schleppend, vieles hätte auch kürzer erzählt werden können. Vieles wiederholt sich, Brenner muss reichlich Geld für die Flucht verdienen, welches ihm dann wieder aus der Tasche gezogen wird. Dieses Motiv wiederholt sich bis zum Erbrechen, zwischenzeitlich hat mich allein Brenners flappsiger Ton bei der Stange gehalten. Das Ende ist sicherlich stimmig, doch die Handlung hat mich insgesamt einfach nicht überzeugt. Tolle Grundidee, aber an der Umsetzung hapert’s dann doch. Schade.

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8. Mai 1945 / Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa
24. Juni 1948 / Beginn der Blockade West-Berlins durch die Sowjetunion. Amerikanische "Rosinenbomber" versorgen die eingeschlossenen Westberliner mit Care-Paketen. Die sowjetische Seite versucht wiederholt diese Versorgungsflüge zu blockieren.
18. Oktober 1948 / Ein sowjetisches Kampfflugzeug eröffnet das Feuer auf einen *Rosinenbomber* und wird daraufhin von dem amerikanischen Begleitschutz abgeschossen. Um eine weitere Eskalation zu vermeiden, brechen die Amerikaner den Einsatz ab.
....soweit die historisch realen Fakten.
Was wäre passiert, wenn die Situation eskaliert wäre...
1948-1961 / Drei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges bricht der Dritte Krieg aus und Europa versinkt endgültig in Schutt und Asche. Wiederaufbau, Demokratie, Neuanfang, Wirtschaftswunder (Internet???). Fehlanzeige. Dafür Korruption, Elend, Vetternwirtschaft, bürgerkriegsähnliche Zustände.
Josua Brenner wächst in der Neuen Preußischen Republik, im "Nachkriegs"Berlin der 1980ger Jahre auf. Kohleklau, Stromausfall, miserabelste medizinische Versorgung und Suppenküche prägen seine Jugend. Aber er ist ein unverbesserlicher Optimist - es muss doch zu schaffen sein, das schöne Leben. Er will das Elend und die Knüppel, die ihm immer wieder zwischen die Beine fliegen, einfach nicht akzeptieren.
Doch irgendwann gibt auch er auf, der Gedanke an Flucht wird real und er macht sich auf in das gelobte Land, das Land in dem Milch und Honig fliessen, das Land in dem alles gut werden kann, das Land der Träume aller Europäer: das reiche Afrika. Der Platz an der Sonne.
Josuas Flucht durch den total maroden, kaputten europäischen Kontinent, seine Hoffnungen und Ängste, seine Weggefährten, und schließlich seine "Ankunft" hinterlassen einen so nachhaltigen Eindruck, dass man sich kaum des Gedankens erwehren kann: Es hätte auch anders kommen können, ich bin zufällig im richtigen oder falschen Land geboren, ein Wimpernschlag der Geschichte....dann wären die Verhältnisse umgekehrt.....Wo wir geboren werden, entscheidet über unseren Platz in der Welt.
Denken wir darüber einmal nach! Das Buch zur Lage der Nationen, das Buch der Stunde.
Lesen Sie das Buch, geben Sie es ihren jugendlichen Kindern, nehmen Sie es als Klassenlektüre!

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Ein sehr interessantes Gedankenspiel, was wäre wenn es nach dem zweiten Weltkrieg anders gelaufen wäre? Wenn nach der Niederlage Deutschlands die Kämpfe trotzdem weiter gegangen wären? Die Umsetzung von war leider nicht ganz so interessant, ich hätte mir aber mehr Informationen gewünscht wie es so kommen konnte. Es gibt ein paar Anspielungen wie die alternative Geschichte verlaufen sein könnte aber konkret wird es nicht.

Das Buch ist in zwei Teile aufgeteilt. Im ersten geht es um Josuas leben vor der Flucht. Sein Kampf um seine Zukunft, den Wunsch seine Träume zu verwirklichen um dabei immer wieder Steine durch das korrupte und kaputte System vor die Füße geworfen zu bekommen. Josua ist ein Kämpfer der viele Rückschläge irgendwie verkraftet und immer wieder aufsteht, bis es ihm dann reicht und er die Flucht wagt. In ein besseres Lebens, ins reiche Afrika. Der zweite Teil handelt dann von dieser Flucht. Dieser Teil war spannender aber auch echt frustrierend. Josuas Reise ist gut beschrieben und wahrscheinlich sehr viel autenthischer als sie scheint, auch wenn die Welt eine alternative Geschichte hat. Auf der Flucht ist er immer wieder den Schleppern und anderen Menschen einfach ausgeliefert, es gibt gute und viele schlechte Momente aber irgendwie versucht man durchzuhalten. Die Flucht an sich wurde aber leider irgendwann sehr eintönig da immer nach dem gleichen Muster vorgegangen wird. Hier ein netter Mensch der Josua hilft, dann wieder jemand der ihn gnadenlos ausbeutet. Immer abwechselnd. Und wenn es sehr aussichtslos erscheint kommt doch spontan ein Ausweg und es geht weiter. Aber die Geschichte regt auch sehr zum nachdenken an. Wie schnell sich ein Leben ändern kann.

Die Charaktere waren sehr austauschbar und stereotyp. Und leider durch Brenners sehr sachlichen Beschreibungen auch nicht wirklich greifbar. Es war fast egal was mit ihnen passiert, sie waren einfach da. Und was mich ebenfalls sehr gestört hat: Es gibt kaum Frauen in der Geschichte und wenn sind es nörgelnde Ehefrauen. Sehr schade und nervig.

Die Idee an sich fand ich, wie gesagt, sehr spannend. Die Art die Geschichte zu erzählen nicht. Josua sitzt in einer Zelle und schreibt seine Geschichte auf. Sehr sachlich und sehr emotionslos. Leider geht dadurch auch viel Verloren, vor allem Informationen. Und es ist auch sehr anstrengend diesen sachlichen berichtenden Stil zu lesen. Es kommen kaum Emotionen rüber.
Am Ende weiß ich nicht so recht was ich von "Der Platz an der Sonne" halten soll. Die Idee ist gut aber die Umsetzung hat mich nicht so ganz überzeugt. Und was genau Christian Torkler nun mit seinem Roman eigentlich sagen möchte ist mir leider auch nicht so ganz klar geworden. Insgesamt ist das Buch eine Mischung aus alternativer Geschichte, Roadmovie, Lebensgeschichte und Flüchtlingsdrama, von allem ein bisschen.

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Josua Brenner wird Ende der 1970er Jahre in eine schwierige Lage Berlins hineingeboren. Seine alleinerziehende Mutter weiß kaum die Kinder zu ernähren und so muss der aufgeweckte Junge schon früh mithelfen, Geld zu verdienen. An eine langjährige Schulbildung ist in der Neuen Preußischen Republik auch nicht zu denken, es geht um das Überleben. Aber mit Cleverness und Mut schafft er es als junger Vater für sich und seine kleine Familie ein verhältnismäßig ordentliches Leben aufzubauen, trotz aller Widrigkeiten. Immer wieder hört er von Bekannten, die dem Land den Rücken kehren und ihr Glück im Süden versuchen, in Afrika, wo stabile politische Verhältnisse herrschen, die Staaten nicht von korrupten Politikern geführt werden, die sich und ihren Familien die Taschen vollstopfen und zugleich das Volk ausbluten lassen. Doch der Weg dorthin ist weit und gefährlich. Nach zwei harten Schicksalsschlagen beschließt auch Josua, dass er nicht mehr zu verlieren hat und es das aktuelle Leben auch nicht wert ist, gelebt zu werden. Also bricht er auf.

Christian Torkler verkehrt die Welt in seinem Roman „Der Platz an der Sonne“: Europa hat sich vom Zweiten Weltkrieg nicht erholt, ist politisch und wirtschaftlich instabil und in unzählige Kleinstaaten zersplittert. Afrika ist der reiche Kontinent, der zum Sehnsuchtsort wird, wo sich die Träume vom guten Leben realisieren lassen. Doch die Grenzen sind dicht, scharfe Kontrollen überall verhindern den unkontrollierten Exodus gen Süden, was jedoch viele Lebensmüde und Mutige nicht davon abhält, die weite und riskante Reise zu wagen.

Im ersten Teil des Buchs erleben wir die schwierige Lage in Berlin. Dass es auch so hätte kommen können, ist durchaus vorstellbar. Das Leid der Leute, die korrupten Beamten, die Verschwendung und Veruntreuung von Aufbaugeldern reicher Staaten, die wiederholten Rückschläge, die Josua auf dem Weg zu seiner eigenen Kneipe erlebt – Torkler zeichnet ein glaubwürdiges Bild, das durchaus angelehnt an das ist, was für viele Menschen heute Alltag ist, wenn auch nicht in Mitteleuropa. Es braucht diese lange Vorgeschichte, um nachvollziehen zu können, weshalb Josua nichts mehr zu verlieren hat und die Flucht ergreift.

Der Weg ist geprägt von allerlei Beschwerlichkeiten durch Witterung, Grenzzäune oder auch Polizisten, schnell schon lassen die ersten Weggefährten ihr Leben. Die Brutalität und Sinnlosigkeit, mit der auf die Geflüchteten eingeschlagen wird, lässt einem manchmal an der Menschheit zweifeln. Umgekehrt schildert Torkler aber auch Episoden von Hilfsbereitschaft und Unterstützung, subversivem Unterwandern der Gesetze und dem gemeinsamen Bewältigen der unmöglichen Situation. Es gab und gibt eben immer beides auf der Welt. Die finale Überquerung des Mittelmeers wird zum Höhepunkt, ein unberechenbares Glücksspiel, das man überlebt oder nicht und das selbst im ersten Fall kein Garant für eine glückliche Zukunft ist.

Eine ungewöhnliche Geschichte von Flucht und Hoffnung auf ein besseres Leben. Das Buch ist ohne Frage politisch, stärker wiegt jedoch der menschliche Appel an das Verständnis für die Lage derjenigen, die ihre Heimat verlassen, weil es dort nichts mehr gibt, das sie hält. Niemand wird Zweifel daran hegen, weshalb Josua Brenner Berlin den Rücken kehrt. Warum kann man dieses Verständnis nicht auch in der Wirklichkeit aufbringen? Der ungehinderte Zugang zu wirtschaftlich und politisch stabilen Ländern kann nicht die Lösung sein, das geht auch aus „Der Platz an der Sonne“ hervor, denn eigentlich will niemand seine Heimat verlassen, sondern nur ein bescheidenes, aber sicheres Leben führen.

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Auf der Suche nach Glück…

Berlin, 1978: Die Hauptstadt der Neuen Preußischen Republik liegt in Trümmern, die Kinder klauen Kohlen und in der Politik geben sich die Halunken die Klinke in die Hand. In dieser Welt entfaltet sich die faszinierende Lebensgeschichte von Josua Brenner – ein wagemutiger Tausendsassa, der sich nicht so leicht unterkriegen lässt. Doch als ihn die Ereignisse überrollen, wird der Gedanke an eine Flucht ins reiche Afrika plötzlich real.
Josua Brenner kennt sich aus im Leben der kleinen Leute. Im zerbombten Berlin fährt er Suppe aus, schachert auf dem Schwarzmarkt und holt sich Ratschläge fürs Leben bei Opa Lampbrecht. Eine Zeitlang scheint er die Nase vorn zu haben. Die Umstände sind ihm gewogen, seiner kleinen Familie geht es prächtig und auch die Geschäfte laufen gut. Die Strippenzieher in der Neuen Preußischen Republik versuchen zwar, ihm das Leben schwerzumachen, doch so leicht gibt Josua Brenner nicht auf. Ihn treibt ein unbezwingbarer Wille zum Glück, egal wie oft ihm der Teufel ins Handwerk pfuscht. Erst als es für ihn so richtig knüppeldick kommt, bricht er auf in Richtung Süden. Wie all die anderen vor ihm hat er vor allem ein Ziel: ein besseres Leben in einer besseren Welt. (Quelle: Klappentext vom Verlag)

Auf dieses Buch bin ich zum einen durch das wunderschön gestaltete Cover und zum anderen natürlich durch die außergewöhnliche Inhaltangabe aufmerksam geworden. Der Klappentext des Buches beschreibt die Geschichte sehr gut - denn der Autor hat hier in seinem Debütroman ein unheimliches Szenario erschaffen und die Weltgeschichte ziemlich verändert: Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gab es weitere Ereignisse und die Zukunft Deutschlands hat sich anders entwickelt als bekannt. Das Land ist in mehrere Staaten aufgeteilt, es gibt strenge Grenzkontrollen, überall herrscht Armut und viele Städte liegen weiterhin in Trümmern. So auch Berlin, die Hauptstadt der „Neuen Preußischen Republik“. Hauptfigur hier ist Josua Brenner, der sich wagemutig durchs Leben schlägt und von einem besseren Leben träumt. Als junger Erwachsener scheint er es tatsächlich geschafft zu haben – das Glück steht auf seiner Seite.

„Man braucht nicht die weite Welt, um sein Glück zu finden. Die Welt kann klein sein, wenn man nur darin zuhause ist. Jeder von uns hatte seinen Teil zu machen und gemeinsam haben wir alles geschafft.“ – Seite 111, eBook

Doch nach einer turbulenten Zeit, vielen Auf und Abs verlässt ihn das Glück und er beschließt, zu fliehen – in den Süden, nach Afrika, wo stabile politische Verhältnisse herrschen. Eine abenteuerliche und gefährliche Reise beginnt…
Überrascht hat mich hier zunächst der Schreibstil: Dieser ist mit seiner eher lässigen und fast schon zu lockeren Art zunächst gewöhnungsbedürftig. Jedoch legt nach einigen Seiten das Extreme etwas und es liest sich angenehmer. Nachdem ich mich eingelesen hatte, habe ich den Lebensweg von Josua Brenner mit Spannung verfolgt. Denn dieser erzählt seine Geschichte selbst – vom Jahr seiner Geburt bis hin ins Erwachsenenalter. Diese Lebensgeschichte hat einiges zu bieten und steht hier auch im Vordergrund – die Entwicklung der Weltgeschichte und wie es dazu gekommen ist, erfährt man eher so nebenbei.
Ab und an gibt es kleine Längen in der Geschichte, doch insgesamt ist die Handlung spannend zu verfolgen und hat mich mit ihrer Detailliertheit überrascht. Josua erlebt sehr viel – oft wird es auch dramatisch.

„Zuerst blieb das im Hintergrund. Da lauerte etwas, aber ich hab es nicht ernst genommen, wollte es nicht ernst nehmen. Doch mit jedem Tag rückte es ein Stückchen näher. Eines Tages setzte es zum Sprung an und in dem Moment wusste ich, was es war: Angst!“ – Seite 123, eBook

Mein Fazit: Ein außergewöhnliches Buch mit einer starken Hauptfigur in einem erschreckenden Szenario, das nachdenklich macht. Der Schreibstil ist zunächst gewöhnungsbedürftig, doch schon nach einigen Seiten konnte ich das Buch nur noch schwer aus der Hand legen. Gerade die vielen Details sind hier sehr gut eingearbeitet. Josuas Lebensweg ist spannend zu verfolgen und hat viele Höhen und Tiefen. Ein spezielles, aber sehr lesenswertes Buch, das ich gern weiterempfehle.

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Es hat jetzt ein Weilchen gedauert, bis ich das Buch zu Ende gelesen habe – und das, obwohl ich mich normalerweise wirklich zu den schnellen Leserinnen zähle. Aber hier wollte ich jede Zeile, jede Seite der beinahe 600 Seiten genießen – wobei genießen vielleicht das falsche Wort ist. Christian Tokler hat sich ein brennend aktuelles Thema gewählt, das weh tut. Weh deshalb, weil es so leicht ist, bei den Berichten über all die Menschenschicksale, die im Mittelmeer vergehen, Augen, Ohren und Herz zu verschließen. Die Menschen sind so fremd und wenn sie es dann doch zu uns heraufschaffen, bleiben sie es - irgendwie. Tokler dreht die Situation um, macht aus Europa die Dritte Welt, in der Korruption und Willkür herrschen, in der der Einzelne keine Chance gegen das System hat und einen Rückschlag nach dem anderen einstecken muss, bis er endlich die Entscheidung trifft, dass er dem Ganzen den Rücken dreht. Und plötzlich wird das Ganze greifbar, näher und unheimlich. Es macht Angst, wenn ich mir vorstelle, dass ich in meiner Heimat keine Chance zum Überleben habe, dass meine Kinder an grippalen Infekten sterben könnten, keine Chance haben, Bildung zu erlangen und auch ihre Zukunft in den Sternen steht. Der Protagonist Josua Brenner unternimmt im eigenen Land wirklich alles, bevor er den Entschluss fasst, in den Süden zu fliehen – dahin wo sagenhafter Reichtum herrscht. Man kann ihm nicht vorwerfen, dass er nur geht, weil der Reichtum Begehrlichkeiten in ihm weckt und was er alles für seinen Traum in Kauf nimmt, tut weh. So weckt der Text Mitgefühl für die Flüchtlinge – ja auch für die Armutsflüchtlinge – ohne, dass Tokler groß mit der moralischen Keule schwingen muss. Auch das Ende tut weh ... muss weh tun.
Tokler schreibt wirklich toll. Er spielt mit Dialekten, mit Redensarten. Das Buch liest sich stellenweise wirklich witzig – obwohl die Geschichte nicht wirklich spaßig ist. Das Erlebte wird über alle Sinne erzählt. Wir staunen, hoffen und leiden mit Brenner und dann schöpfen wir wieder von Neuem Hoffnung.

Fazit:
Ein Meisterwerk! Lesenswert – besonders in der heutigen Zeit, das Verständnis weckt für Menschen auf der Flucht, ohne groß die moralische Keule schwingen zu müssen.

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"Der Platz an der Sonne": erstmal danke ich dem Autor und dem Verlag dafür, dass ich jedesmal, wenn ich diesen Titel lese, den Werbejingle von der ***Lotterie im Ohr habe.
Aber nun zu dem Buch:
Es passt genau in diese Zeit. Warum möchte ein Wirtschaftsflüchtling denn sein Heimatland verlassen und woanders leben, wo es ihm vermeintlich besser geht? Eine mögliche Antwort gibt einem sehr schön die Hauptfigur "Brenner", der nach dem Verlust von seiner und seiner BARacke, und von dem steten inneren Drang getrieben, es irgendwann einmal besser zu haben, sich nach Afrika aufmacht. Er erfährt viel Hilfsbereitschaft, aber auch viel Schlimmes.
Und trotzdem bleibt man dran. Bis zum bitteren Ende.

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Ein wirklich wunderbares Buch, das einem vor Augen führt, wie gut man es in Westeuropa allgemein und in Deutschland im Besonderen hat.

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Herr Torkler war bei uns in Chur und hat aus dem Buch gelesen, was mir sehr gut gefallen hat. Auch das Buch selbst hat mir gefallen. Es geht um Brenner, der sich durchs Leben boxt in einem Berlin, das einen 3tten Weltkrieg erlebt hat. Torkler beginnt mit geschichtlichen Geschehnissen, wie sie in echt waren, biegt aber irgendwann ab und verändert die heute bekannte Welt. Nämlich ist Europa arm und Afrika reicht, heisst also umgekehrter Flüchtlingsstrom. Im ersten Teil geht es um das Leben in Berlin mit all seinen kleinen Hochs und tiefen Tiefs die Brenner erlebt und sich nicht unterkriegen lässt. Bis zu einem ganz bestimmten Punkt. Und dann beginnt der 2tte Teil, die Flucht von Berlin nach Afrika.
Je länger der 1ste Teil ging, desto weniger hat mich die Geschichte gepackt. Immerwieder hat es Szenen, die aber tief greifen und mich berührten. Den 2tten Teil mochte ich viel mehr, vielleicht auch weil es da Hoffnung gibt.
Alles in Allem ein gutes Buch für Vielleser, die einen geschichtlichen Hintergrund wünschen oder für Lebensgeschichten-Leser.

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Ein aus mehreren Gründen bemerkenswertes Buch ist dem deutschen Autor Christian Torkler (47) mit seinem Debütroman „Der Platz an der Sonne“ gelungen. Mit dem Flüchtlings- und Migrationsproblem greift er zwar ein nicht mehr neues, vor allem in Deutschland viel diskutiertes und von Journalisten abgearbeitetes Thema auf. Doch gelingt es ihm mit seinem überraschenden Ansatz, die Problematik aus völlig neuer Sichtweise zu betrachten: Bei ihm zieht es nicht die politisch verfolgten und unter schwierigsten Wirtschaftsverhältnissen lebenden Einwohner Afrikas in das aus ihrer Sicht paradiesische Europa. Torkler dreht den Spieß einfach um und erschafft in seinem Roman die total „verkehrte“ Situation eines nach dem dritten Weltkrieg endgültig zerstörten, in mehrere Länder aufgeteilten Deutschlands und eines im üppigen Wohlstand lebenden Afrikas. Jetzt sind es die Deutschen, die auf dem schwarzafrikanischen Kontinent ihren „Platz an der Sonne“ suchen.
Berlin, die Hauptstadt der Neuen Preußischen Republik, liegt 1978 in Trümmern. Die Republik wird seit Jahren von wechselnden korrupten Politikern beherrscht, die sich vor der nur scheinbar demokratischen Wahl als Wohltäter aufführen, doch kaum an der Macht sich wie ihre Vorgänger schamlos bereichern. In dieser korrupten Welt lebt der junge Josua Brenner, der ohne Ausbildung, aber voller Tatendrang versucht, sein Leben zu meistern und sich zunächst mit Aushilfsjobs, später mit dem Betrieb einer Kneipe seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Doch wo Korruption herrscht, regiert auch das Verbrechen. Als Ganoven Josuas Kneipe abfackeln, zieht es auch ihn wie zuvor viele seiner Landsleute in den Süden, um sich in einer besseren Welt ein besseres Leben aufzubauen.
Das Bemerkenswerte an Torklers Roman ist nicht nur die überraschende Perspektive auf das Flüchtlingsproblem durch schlichte Verkehrung der Realität, sondern die uns dadurch gebotene Möglichkeit, jene uns doch so fremden Alltagsprobleme im fernen Afrika nachvollziehbarer zu verstehen – nach dem Motto „Was wäre,wenn“. Dabei hätte es gar nicht eines dritten Weltkrieges bedurft, um diese Situation zu verdeutlichen, ähnelt doch so manches den Jahren im und nach dem zweiten Weltkrieg, als viele Deutsche zunächst aus politischen, später aus wirtschaftlichen Gründen ins Ausland flohen, um sich dort ein besseres Leben aufzubauen. Strebt nicht jeder Mensch nach einem friedlichen, unbeschwerten Leben frei von Verfolgung, Zwang und Hunger? Ist es nicht der natürliche Selbsterhaltungstrieb eines jeden, für sich und seine Familie sorgen zu wollen? Doch vielleicht braucht nach bald 75 Jahren die heute in Wohlstand sorglos aufgewachsene Leserschaft diesen neuen Gedankenanstoß?
Autor Christian Torkler stammt aus einer Greifswalder Pfarrersfamilie und lebte von 2002 bis 2009 im afrikanischen Tansania. Er weiß also, wie Menschen unter politischem Druck, aber auch unter wirtschaftlichem Elend leiden. Doch trotz dieser direkten Erfahrungen und Eindrücke verzichtet er in seinem Roman auf Anklagen, erschöpft sich nicht in schmerztriefender Beschreibung des Tragischen. Nein, er schreibt ungemein locker, frech und witzig. Bei allem Ernst des Themas darf und kann man beim Lesen oft schmunzeln. Nur hätte Torkler seinen Roman um einige Seiten straffen sollen. Gewiss dauert Josuas beschwerliche Flucht viele Monate, aber wir Leser brauchen wirklich nicht jeden Kilometer mitzulaufen. Doch von solchen Längen abgesehen, ist der Roman unbedingt lesenswert.

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Josua Brenner, 1978 in Berlin geboren kennt kämpft mit seinen zwei jüngeren Geschwistern ums Überleben seit der Vater 1984 aus politischen Gründen verschwand. Zu dieser Zeit begann eine Nahrungsmittelknappheit, die bis in die neunziger Jahre andauerte. Auch Trinkwasser gab es kaum und wenn, dann meist verschmutzt. Die Bevölkerung litt, hungerte und fror.

Nach der Mittelschule ist es für Josua Brenner an der Zeit die Familie zu ernähren und hangelt sich von Gelegenheitsjob zu Gelegenheitsjob, bis er eine mehr oder wenige feste Anstellung als Taxifahrer findet, bei der er bleibt und die Jahre später auch genug einbringt.

Doch Josua träumt von einem besseren Leben. Trotz aller als unüberwindlich ausgetüftelter, bürokratischer Hürden gelingt es ihm, eine kleine Bar zu eröffnen, die ein Zeitlang gut läuft. Doch als seine Familie zerbricht und die Bar abbrennt, ist auch bei ihm das Maß voll und er entscheidet sich, in den Süden zu gehen. Denn in Afrika, das weiß ja jeder, leben die Menschen in Saus und Braus.

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