Hochdeutschland

Roman

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Erscheinungstermin 12.08.2018 | Archivierungsdatum 30.07.2018

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Zum Inhalt

Victor kann sein albernes Siegerdasein als erfolgreicher Investmentbanker schon lange nicht mehr ernst nehmen. Alle Versuche, sich zu verlieben, scheinen ebenso zum Scheitern verdammt zu sein, wie es seine Ehe war. Er ist ein Produkt der marktorientierten deutschen Gesellschaft und dieselben Fähigkeiten, auf denen sein Erfolg in diesem System basiert, weisen ihm jetzt den Ausweg – eine Revolution. Er bewohnt eine gläserne Villa im Taunus, hat bei Bedarf Sex im Spa-Bereich des Hotel Adlon und schafft es, die Work-Life-Balance der Mitarbeiter seiner Bank in einem rentablen Ungleichgewicht zu halten. Doch all das führt zu nichts. Zum Glück lernt er den italophilen Finanzminister der Bundesrepublik Deutschland kennen, dessen Lebenstraum es ist, nach seiner politischen Laufbahn als steinreicher Investmentbanker mit dem Ferrari durch Mailand zu gleiten. Dafür braucht er Victors Hilfe und unterstützt ihn im Gegenzug dabei, eine populistische Bewegung zu gründen, deren rohe Lebendigkeit Victor erlösen wird. In seinem Roman wirft Alexander Schimmelbusch ein grelles Licht auf die deutsche Volksseele und stellt die zentralen Fragen unserer Zeit: Ist unser System kaputt? Was ist Elite? Können wir überhaupt noch kommunizieren? Haben wir Prinzipien? Welchen Preis zahlt man dafür, nach seinen eigenen Regeln zu leben? Ist es Zeit für einen radikalen Neuanfang? Für eine Stunde null, wie nach einem Krieg?  

Victor kann sein albernes Siegerdasein als erfolgreicher Investmentbanker schon lange nicht mehr ernst nehmen. Alle Versuche, sich zu verlieben, scheinen ebenso zum Scheitern verdammt zu sein, wie es...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783608503807
PREIS 20,00 € (EUR)

Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Sein Name legt es eigentlich schon nahe: Victor ist ein Siegertyp. Als Investmentbanker hat er mehr Geld verdient, als er jemals ausgeben kann und in der Birken Bank kann er sein in den Jahren in verschiedensten renommierten Geldhäusern gesammeltes Wissen vollends ausleben. Dies trifft vor allem die jungen und geldhungrigen Mitarbeiter, von denen er vollen Einsatz und Verzicht auf ein Leben außerhalb der Bak einfordert. Doch Victor erkennt im Laufe der Zeit, dass weder Status noch Geld zu wirklichem Glück und Zufriedenheit führen und er sucht sich ein neues Betätigungsfeld: er will eine politische Bewegung gründen, eine neue Partei, die aus dem Land eine zukunftsorientierte und gewinnbringende AG macht. Mit seinem Wirtschaftswissen ist es nicht schwer, die Grundzüge eines neuen Staates zu skizzieren, der zu allgemeinem Wohlstand führen wird.

Alexander Schimmelbuschs Roman lässt sich nicht einfach fassen. Hat man zunächst den Eindruck, es mit einer unglaublichen Parodie auf die Banker und arrivierten Neureichen zu tun zu haben, rückt zunehmend der gesellschaftliche Blick ins Zentrum und plötzlich wird das Politische immer stärker. Die Figur Victor tritt hinter seinem Pamphlet zur Umgestaltung des Staates zurück und man muss sich fragen, ob diese zunächst abstrus anmutende Idee nicht möglicherweise sogar ihre Anhänger finden könnte.

Der Protagonist, der die Handlung dominiert und der weitere Figuren nur am Rande seiner Existenz zulässt, macht ganz sicher die große Stärke des Romans aus. Das einerseits stereotype Bild ist in sich stimmig: das Auto, die Wohnungen - die Statussymbole und die Haltung gegenüber den Untergebenen zeigen plakativ den Emporkömmling, der den Platz an der Spitze erreicht hat. Gelungen sind die Erläuterungen, wie er zu einem solchen Erfolg gekommen ist, geschickt werden hier die rücksichtlosen Mergers und Acquisitions in ihrer Menschenfeindlichkeit entlarvt. Auch sein Geschick im Umgang mit dem Minister lässt einem leicht den Erfolg der Berliner Lobbyisten nachvollziehen. Eine gewisse Selbstverliebtheit - „Die Diskrepanz zwischen seinem Einfluss und seiner Außenwirkung war langsam wirklich zum Verzweifeln.“ – darf natürlich auch nicht fehlen, wenn er sich auch dessen bewusst ist, was er tut: „Er hatte Geschichte geschrieben, oder zumindest an ihr mitgeschrieben, auch wenn sein Einfluss destruktiv gewesen war.“

Victors Entwurf einer neuen Gesellschaftsform ist die gnadenlose Übertragung ökonomischer Prinzipien auf eine Gesellschaft. Selektion der Besten – sowohl was die Chancen der Bevölkerung als auch was die der Zuwanderer angeht – Leistungsprinzip und Unterordnung des Individuums unter die Idee des großen Ganzen. Statt Leitkultur gibt es Corporate Identity und die Ordnungsmächte werden ertüchtigt, die neuen Prinzipien vollends zu überwachen und bei Missachtung zu sanktionieren.

Ein interessantes Gedankenspiel mit einer ernstzunehmenden Thematik, das keineswegs utopisch aus der Luft gegriffen ist. Ein Protagonist, der in sich stimmig ist und die Last des Romans problemlos tragen kann. Aber ein wenig bleibt man am Ende als Leser doch unzufrieden zurück. Mir war der Roman zu wenig literarisch, es gibt bei genauer Betrachtung fast keine Handlung, zu wenig Interaktion zwischen den Figuren und die kritische Gegenstimme, die diese klare Linie bricht, fehlte ebenfalls. Dies schmälert nicht den Gedanken, den Schimmelbusch mit seinem Roman aufgreift, aber es ist als Roman nicht ganz zufriedenstellend gelöst.

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Aus der Perspektive des Investmentbankers Victor erleben wir in „Hochdeutschland“ einen zynischen Blick auf das Deutschland unserer Zeit. Seine Ehe ist gescheitert, sein Job scheint ihn nicht auszufüllen und überhaupt scheint ein Leben, das kaum bis keine Herausforderungen mehr bietet, bei genauerer Betrachtung gar nicht so erstrebenswert zu sein.

Tja, aber was genau passiert dabei nun? Irgendwie nicht so richtig viel, aber das, was passiert, verbirgt sich hinter (teils gewollt wirkenden) komplizierten Phrasen und Fachbegriffen. Victor schreibt Pitches, er steigt ziemlich detailreich in die Funktionsweise eines Wasserkraftwerks ein, dessen Eigentumsverhältnisse anscheinend politisch betrachtet Signalwirkung entfalten, aber es passiert einfach nichts.

Dabei ist die Atmosphäre, die geschaffen wird, durchaus reizvoll. Der Blick hinter die Kulissen eines Lebens, in dem rein gar nichts fehlt – jedenfalls finanziell gesehen nicht –, ließ mich mit der Frage zurück, wie nah an der Realität das wohl schon heute sein mag. Ist das noch Dystopie oder ist es schon Lebenswirklichkeit? Das ist ein Spannungsfeld, das mir persönlich sehr zugesagt hat.
Und trotzdem: Mein Problem mit „Hochdeutschland“ war, dass ich das Buch einfach nicht verstanden habe. Ganz besonders trifft das aufs Ende zu: Was um alles in der Welt passiert da? Und warum bitte? Für mich hat dieses Ende ein Buch, das durch seine Atmosphäre vielleicht eigentlich ganz okay war, erheblich nach unten gezogen.

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Dieser Roman war erstmal verwirrend, Denn die Hauptfigur, ein Investmentbanker names Viktor ist hoechst unsympathisch. Er ist arrogant, zynisch und behandelt fast alle Menschen nach dem Nutzungseffekt. Dazu seine Sprache ;wie aus Broschüren; lauter Floskeln und Modewörter wie 'Optimierung ,Megatrend, Sollbruchstelle'. Doch dann fand ich beim Weiterlesen, dass genau diese Überzeichnung von Viktor wie eine Parodie wirkt. Zudem sind einige Schilderungen der deutschen Gesellschaft bedrückend aber zutreffend. Somit wurde das Buch immer interessanter. Als Viktor an einem Nachmittag seine Vision eines Neuen Deutschlands entwirft ,wird es spannend. Dieses Deutschland AG klingt erstmal positiv mit einer Obergrenze für Reichtum, ist dann aber beim näheren Hinschauen eine total auf Leistung ausgerichtete Gesellschaft. Das Buch regt zum Denken an, zum diskutieren über Deutschland und sollte daher gelesen werden.

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An dem Buch "Hochdeutschland" von Alexander Schimmelbusch hat mich als Erstes das schöne Cover angesprochen.
Aber auch der Klappentext klingt interessant und außergewöhnlich, im Buch geht es um den
Investmentbanker Victor, der beruflich schon sein ganzes Leben auf der Überholspur unterwegs ist.
Er hat sich über den typischen Karriereweg des Investmankbankers ("einige Jahr tot arbeiten") ganz nach oben
gebracht und ist jetzt einer der 3 Chefs der fiktiven Birken Bank, als der er wiederum andere junge
Investment Banker ausbeutet, Politiker und Firmen berät und Lobbying betreibt.
Obwohl er das Luxusleben durchaus genießt (sein Privatleben besteht weitgehend aus einer losen Affäre mit seiner Nachbarin und der Zeit die er mit seiner 6-jährigen Tochter verbringt, die er abgöttisch liebt), plagt ihn doch irgendwie auch ein schlechtes Gewissen. Victor ist praktisch neoliberaler Raubtierkapitalist, hängt aber gleichzeitig theoretisch Fantasien von fast schon kommunistischer Umverteilung an (und träumt zudem klischeehaft vom Schreiben eines "großen Romans").

In einem kreativen Rausch verfasst er ein politisches/gesellschaftliches Manifest (eine Art linksrechtes populistisches Wohlfühlprogramm für jeden, vielleicht am Ehesten vergleichbar mit dem Alles-Und-Nichts-Programms der 5 Sterne in Italien), das sein alter Kumpel Ali (Nachkomme eines deutschen Döner-Imperiums und desillusionierter Grünen-Politiker) sich prompt für den Bundestagswahlkampf seiner neugegründeten "Deutschland AG" Partei unter den Nagel reisst. Der Erfolg lässt nicht lange auf sich warten.,,

Als Roman ist "Hochdeutschland" schwer einzuordnen, handelt es sich um eine Satire oder eine Gesellschaftskritik oder beides? Das ist nicht so einfach zu sagen, allerdings hat es für mich persönlich als Roman zu wenig Handlung, es wirkt mehr wie eine Gedankenspielerei, die unterhaltsam und bissig zu lesen ist und die mich sehr gut unterhalten hat. Für eine klassischen Roman ist das Ganze stilistisch und inhaltlich für mich aber etwas zu ziellos und unausgewogen, was meinen Lesefluß zwar nicht gestört hat, aber das letzte
Drittel des Buches wirkt doch etwas abgehackt und sprunghaft. Insgesamt hat mir das Buch deswegen zwar trotzdem gut gefallen, man hatte aber so ein bisschen den Eindruck, dass der Autor vielleicht selbst nicht wußte wie er seine Idee zu Ende bringen soll.
Ein weiterer kleiner Kritikpunkt ist, dass ich die Abschnitte, die aus Sicht von Victors 6-jähriger Tochter geschrieben sind doch etwas konstruiert und sprachlich nicht authentisch fand. Davon abgesehen hat mir das Buch aber als scharfer treffender Blick auf die heutigen weltpolitischen und gesellschaftlichen Probleme gut gefallen. Auch Victor als so ziemlich alleinig ausgearbeiteter Protagonist des Buches sowie den ironischen Humor fand ich gelungen.

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Der Wolf von Deutschland
Reich, reicher, Victor! Victor Jandl, der zynische Protagonist aus Alexanders Schimmelbusch neustem politischem Roman Hochdeutschland ist Member im Club der Superreichen, die ein Vermögen mit so vielen Nullen besitzen, das es einen schwindelig macht. Erworben hat der Kapitalismusversteher es als erfolgreicher Investmentbanker, ist er heute Partner in einer M & A Boutique (Egal ob Kauf, Verkauf oder Börsengang – das Projektmanagement, die Koordination aller Beteiligten und die Bewertung des Targets oder Börsenaspiranten sind dabei die wesentlichen Aufgaben des Bankers.) in Frankfurt. Er ist „Top-player“ in einem System, das die Masse nicht mehr durchschaut, von dem sie aber weiß, dass es die Reichen immer reicher macht, während für den großen Rest die dann noch bis exakt hinters Komma zu versteuernden Brotkrumen übrig bleiben.

Doch auch eines solchen Lebens kann man überdrüssig werden, und wenn das sich in der Systemgastronomie bei Vapiano unters gemeine Volk mischen kein heimeliges Wir-Gefühl schenkt, Geschwindigkeitsräusche mit dem natürlich „grünen“ Elektroporsche nur einen kurzen Serotoninrausch liefern, & sogar wahlloser high-class Sex keine Erlösung bietet, dann besinnen sich Alphamännchen gerne ihres Sendungsbewusstseins & schreiben Bücher.

In Victors Fall ist es ein Manifest. Ein revolutionäres Pamphlet, denn, wenn ihm schon keine Veränderung im Privaten gelingt, warum dann nicht den großen Wurf anpeilen? Dieses in einer halben Stunde runter geschriebene Papier hält sich nicht mit profaner Systemkritik auf, sondern will nichts Weniger als dem Umsturz der Verhältnisse, nichts Anderes als einen Neustart, die Errichtung der Deutschland-AG. Eine Dystopie seiner Heimat, in der er sich nicht mehr heimisch fühlt. Bei jedem anderen wäre das Blatt Papier in einer Schublade versunken, nicht so bei Victor, ein Mann wie er hat Kontakte, die Verflechtung von Wirtschaft & Politik hilft seinen Ideen in die Welt.

Das es sich dabei nur um einen kruden Mix aus ein wenig urlinker Theorien der Ära Marx & Engels zur Enteignung großer Vermögen handelt, sich eine schon pathologische Aversion gegen altes Geld in Form von Einstecktüchlein tragender Elite mit Adelstiteln offenbart, er von einer paternalistischen Staatslenkung à la Mao oder Perron fabuliert, es zeitgeistkonform natürlich mit ein bisschen populistischer Islamkritik würzt, und das Ganze verkauft als Rettung der Friedrich Merz’schen Definition von „wir alle“, also der breiten Mittelschicht, so what. Er findet Gehör, bei den Richtigen. Vom Großverdiener zum großen Politikzampano.

Auch Schimmelpfennig, der selbst im Bankensektor gearbeitet hat, versteht es die richtigen Trigger zu setzen, um Hochdeutschland als vom Feuilleton herbeigesehnte, literarische Antwort auf die existenziellen, hochpolitischen Fragen unserer Zeit feiern zu lassen. Gelobt für seine schon fast dokumentarische Realitätsnähe ist es nun genau die, die ich bei dieser literarischen Anklage über das Scheitern der globalen Finanzökonomie nicht so ganz erkennen mag. Liegt doch dieser zugegebenermaßen höchst amüsant zu lesenden, bitterbösen one-man show die ewig gleiche, lange überholte Vorstellung der Allmacht des individuellen Akteurs & einer kleinen verschworenen Gruppe zugrunde. Und solch‘ einfachen, verschwörungstheoretischen Antworten gibt uns die Realität doch schon mehr als genug, sie werden durch Fiktionalisierung doch nicht „wahrer“.

Def. M & A Banker siehe https://www.e-fellows.net/Karriere/Branche-Banking/Investment-Banking/Mergers-Acquisitions

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