Skandinavisches Viertel

Roman

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Erscheinungstermin 10.03.2018 | Archivierungsdatum 02.05.2018

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Zum Inhalt

Nach Jahren im Ausland kehrt Matthias Weber ins Skandinavische Viertel zurück. Schon als Zwölfjähriger kannte er jede Straße in diesem Teil Ostberlins an der Mauer. Heute stemmt er sich als selbsternannter Anti-Gentrifizierungs-Makler gegen eine Entwicklung, die er nicht aufhalten kann. Das Skandinavische Viertel in Ostberlin kennt niemand so gut wie Matthias Weber. Als Kind unternimmt er hier in den siebziger Jahren Streifzüge, beflügelt von seiner reichen Phantasie, zugleich auf der Flucht vor inneren Dämonen. Vater, Onkel, Großmutter: nette Leute, und doch jeder auf seine Weise in Schuld verstrickt. Nur sehr langsam durchdringt der Junge das Geflecht aus Geheimnis und Verrat in seiner Familie. Jahre später kehrt Matthias in sein Revier zurück, das sich seit dem Fall der Mauer im Umbruch befindet. Er wird Wohnungsmakler, und da sich der umgängliche Grübler nicht zum Haifisch eignet, macht er es sich zur Aufgabe, Neureiche und Großkotze aus seinem Viertel fernzuhalten. Zwischen Geld und Moral, vergänglichen Amouren und existentieller Einsamkeit führt er einen letztlich aussichtslosen Kampf. Eine Geschichte um Verlust, Trauer und Wut, in der sich die Abgründe des eigenen Lebens offenbaren.

Nach Jahren im Ausland kehrt Matthias Weber ins Skandinavische Viertel zurück. Schon als Zwölfjähriger kannte er jede Straße in diesem Teil Ostberlins an der Mauer. Heute stemmt er sich als...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783608981377
PREIS 20,60 € (EUR)

Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Einst ist Matthias Weber als Teenie durch die Straßen des Skandinavischen Viertels gestreift, diesem kleinen Ostberliner Viertel in Sichtnähe der Mauer. Auch als Erwachsener fühlt er sich dem Viertel verbunden, arbeitet dort als Makler, wohnt in der Wohnung, die einst den Großeltern gehörte. Viel hat sich dort geändert, genau wie in Matthias‘ Familie.

Torsten Schulz springt in seinem Roman immer wieder zwischen Heute und den 70er Jahren hin und her. Trotzdem ergibt sich so ein flüssiges großes Ganzes, erst durch die Vergangenheit kann man das Heute der Weberfamilie und mit ihr Matthias verstehen. Bei den Webers gibt es viel Ungesagtes, Totschweigen scheint für die meisten Familienmitglieder immer die bevorzugte Verhaltensweise zu sein. Die Beziehungen untereinander kann man als Leser erst mit der Zeit durchschauen. Durch diese langsame Entfaltung entsteht auch eine Art Spannung, manchmal hätte ich mir jedoch etwas mehr Tempo gewünscht. Man kann gut nachvollziehen, warum Matthias heute so ist wie er eben ist, nach außen hin wirkt er sehr erfolgreich, nach einiger Zeit schleicht sich bei mir aber doch der Verdacht ein, dass er a) kein glücklicher Mensch ist und b) auch kein sehr erfolgreicher. Ich stand ihm die ganze Zeit sehr neutral gegenüber, wirklich nahe konnte ich dieser Hauptfigur nicht kommen. Leider versäumt es der Autor ein wenig, einem das von Matthias heißgeliebte Viertel etwas näher zu bringen, abgesehen von vielen Straßennamen hat sich bei mir kein Berlin-feeling eingestellt, weder fürs Skandinavische noch für sonst ein Viertel. Der Ton ist der Handlung angepasst, irgendwo zwischen verloren und etwas traurig bis hin zu erstaunlich heiterer Stimmung. So richtig hat mich das Buch nicht abgeholt, auch wenn ich einige Passagen sehr gerne gelesen habe.

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In diesem Roman ist der Protagonist Matthias Weber. Der Schauplatz ist Ostberlin. Schon ale12jähriger stromert er durch das Skandinavische Viertel. Er ist immer allein unterwegs, ein Träumer. Den Straßen gibt er Namen von Ländern, Städten und Flüssen aus Skandinavien.
Etliche Jahre später, nach einem Journalistik Studium und Jahren im den USA, kommt er wieder in sein Viertel. Er wird Wohnungsmakler umd kauft sich als erstes die Wohnung seiner Großeltern.
Der Roman wechselt zwischen diesen Zeiten immer hin und her.
Der Autor Torsten Schulz, selber ein Ostberliner, schreibt mit ruhiger Stimme und in einem besonderen Stil über die Situationen und das Leben der Familie Weber. Es ergibt ein eigenwilliges Bild des Protagonisten.
Dieser Roman ist eine Geschichte der Einsamkeit und um Trauer, Schuldgefühle, Verrat und Wut. Eine unterhaltsame Geschichte mit leisen Untertönen und mit interessanten Einblicken in die Lage der DDR vor und nach dem Fall der Mauer.

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Den Roman von Torsten Schulz habe ich gern gelesen. Er stellt ein gekonnt geschriebenes literarisches Werk dar, das viele akuten Themen der Gesellschaft zu einem atmosphärischen, tiefgründigen, zum Nachdenken anregenden Erzählteppich verwebt.

Klappentext beschreibt den Inhalt sehr treffend: „Nach Jahren im Ausland kehrt Matthias Weber ins Skandinavische Viertel zurück. Schon als Zwölfjähriger kannte er jede Straße in diesem Teil Ostberlins an der Mauer. Heute stemmt er sich als selbsternannter Anti-Gentrifizierungs-Makler gegen eine Entwicklung, die er nicht aufhalten kann.

Das Skandinavische Viertel in Ostberlin kennt niemand so gut wie Matthias Weber. Als Kind unternimmt er hier in den siebziger Jahren Streifzüge, beflügelt von seiner reichen Phantasie, zugleich auf der Flucht vor inneren Dämonen. Vater, Onkel, Großmutter: nette Leute, und doch jeder auf seine Weise in Schuld verstrickt. Nur sehr langsam durchdringt der Junge das Geflecht aus Geheimnis und Verrat in seiner Familie. Jahre später kehrt Matthias in sein Revier zurück, das sich seit dem Fall der Mauer im Umbruch befindet. Er wird Wohnungsmakler, und da sich der umgängliche Grübler nicht zum Haifisch eignet, macht er es sich zur Aufgabe, Neureiche und Großkotze aus seinem Viertel fernzuhalten. Zwischen Geld und Moral, vergänglichen Amouren und existentieller Einsamkeit führt er einen letztlich aussichtslosen Kampf. Eine Geschichte um Verlust, Trauer und Wut, in der sich die Abgründe des eigenen Lebens offenbaren.“

Es ist ein Familienroman, der mit seinen Lesern über das Leben und vieles, was dazu gehört, spricht, auch über die Liebe über den Tod hinaus, über Familienzusammenhalt, Vertrauen, Vertrauensbruch, über das Schweigen und übermäßigen Alkoholkonsum als „Problemlösung“ uvm.
Es geht um Matthias, einen clevereren Burschen mit wachem Verstand, und seine Kindheit in der DDR, um sein Erwachsenwerden ohne Mutter, und welche Folgen das für Matthias als erwachsenen Mann hat, um den Verrat und seine Folgen, für alle Beteiligten, über die Generationen hinweg. Teils in Rückblenden, im Wechsel zum Erzählstrang, der in der Gegenwart spielt und Matthias im Heute zeigt, wurde sein Leben bis zu seinem 50.Lebensjahr erzählt: Woher er kam, wohin er als junger Mann ging, was er dort erreicht hat, wo er jetzt ist, was er nun hat und ob das so gut ist. Matthias hat da zum Schluss seine eigene Meinung und ist nicht abgeneigt, daran zu arbeiten.

Skandinavisches Viertel ist auch über die Heimatliebe, übers Heimkommen und zu sich kommen, über das, was letztendlich im Leben wichtig ist.

Der Roman ist sehr kunstfertig geschrieben. Er erzählt nicht nur Lebensgeschichten der Menschen aus der ehem. DDR, sondern er gibt auch seinen Lesern viel Stoff, der viel hineininterpretieren lässt und zum Nachdenken u.a. über das eigene Tun und seine Konsequenzen, über das eigene Leben insg. einlädt.

Die „obligatorischen“ Sexszenen sind gekonnt gemeistert worden. Davon hätte es aber ruhig weniger sein können. Wie Matthias mit seinen Liebschaften schläft, wollte ich nicht so genau wissen. Insofern war es mMn keine Aufwertung oder etwas in der Art. Aber sonst…

Fazit: Ein Familienroman, der seine Wirkung erst nach und nach entfaltet. Man sollte ihm, wie einem Kunstwerk, genug Zeit und Raum geben. Definitiv kein 08/15 Kitsch. Sehr gekonnt und kunstfertig geschrieben. Tiefgründig. Lesenswert.

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Matthias Webers Streifzüge durch seinen Kiez enden im Ostberlin der 60er häufig vor den Stiefeln eines Grenzpostens; denn er wohnt im Skandinavischen Viertel in Sichtweite des Grenzübergangs Bornholmer Straße. Die Grenzer sind meist junge Männer aus der Provinz, die keine Ahnung haben was im Kopf eines Zwölfjährigen vor sich geht, der „Grenze kieken“ geht. Matthias fragt sich, welchen Sinn die Straßennamen haben und spinnt in Gedanken weiter, viel mehr Straßen skandinavische Namen zu geben. Vater Horst Weber reagiert gereizt auf das Lieblingsthema seines Sohnes, fragt sich, warum Bücher nicht gleich verboten werden über Länder, in die man aus der DDR sowieso nicht reisen darf. Das heikle Thema Skandinavien – Matthias kann das nicht ahnen – ist eng mit Horsts Bruder Winfried verknüpft, der sich als Arbeiter auf einer Zirkus-Tournee nach Finnland sinnlos betrunken hat. Seitdem ist die Grenze endgültig dicht für Winfried. Er lebt wieder bei seinen Eltern, ein Parasit, über den sein Bruder ungern spricht.

Der zwölfjährige Matthias wurde bisher bewahrt vor der Welt außerhalb seines kindlichen Kosmos. Die schwere Krankheit der Mutter wird ihm ebenso verheimlicht wie der KZ-Aufenthalt seines Großvaters noch nach 1945, als Deutschland theoretisch längst „befreit“ war. An dieser Unfähigkeit sich zu erinnern leidet das Land noch immer. Allein eine Andeutung hat sein Vater fallen lassen, dass Mattias vielleicht später beruflich ins westliche Ausland reisen dürfe, wenn er in der Schule immer fleißig wäre. Mattias vermisst noch nicht, was Richtung Westen hinter Mauer, Stacheldraht und scharfen Wachhunden liegt. Gescheiterte Träume vom Ausbruch, die Vater und Onkel träumten, erschließen sich ihm nur stückweise, wenn sich ein Erwachsener verplappert. In der Schule lernt Matthias, dass die Sehnsüchte seines Vaters reaktionär seien.

Dem Thema Winfried begegnen wir nach der Wende auf einer zweiten Zeitebene wieder. Matthias arbeitet nach einigen Jahren im Ausland inzwischen als Makler in seinem alten Kiez. Die Wohnung seiner Großeltern hat er gekauft und lebt darin mit dem noch immer unberührten Zimmer von Winfried. Matthias schafft sich eine kleine gentrifizierungsfeindliche Nische, indem er Wohnungen an Käufer vermittelt, die sie seiner Meinung nach verdienen, gern an Alternative, nicht an Investoren. Die Vermittlungen laufen wie Handeln im Bazar, Käufer müssen den auf dieser Bühne gewünschten Text kennen und Mattias erzählt Legenden, von denen er annimmt, seine Kunden würden sie erwarten. Doch Spekulanten schlafen nicht und kennen den Text inzwischen auch.

Ein Mann, er für seinen Kiez wie für eine Geliebte fühlt. Der Zugang zu Thorsten Schulz‘ Figuren fällt nicht leicht; denn er setzt einen Perspektivwechsel voraus in die Zeit der deutschen Teilung. Lesern, die die Mauer nicht mehr aus eigener Anschauung kennen, erleichtert Mattias konsequent kindliche Sichtweise den Wechsel in seine Welt nicht gerade. Lässt man die Handlung jedoch sacken, bleibt die Erinnerung an eine Geschichte von Verschweigen und Verrat, in der Horst Weber in den 60ern ein hohes Risiko eingeht mit dem, was er seinem zwölfjährigen Sohn von sich preisgibt.

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