Ein Gentleman in Moskau

Roman

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Erscheinungstermin 08.09.2017 | Archivierungsdatum N/A

Zum Inhalt

Moskau, 1922. Der genussfreudige Lebemann Graf Rostov wird verhaftet und zu lebenslangem Hausarrest verurteilt, ausgerechnet im Hotel Metropol, dem ersten Haus am Platz. Er muss alle bisher genossenen Privilegien aufgeben und eine Arbeit als Hilfskellner annehmen. Rostov mit seinen 30 Jahren ist ein äußerst liebenswürdiger, immer optimistischer Gentleman. Trotz seiner eingeschränkten Umstände lebt er ganz seine Überzeugung, dass selbst kleine gute Taten einer chaotischen Welt Sinn verleihen. Aber ihm bleibt nur der Blick aus dem Fenster, während draußen Russland stürmische Dekaden durchlebt. Seine Stunde kommt, als eine alte Freundin ihm ihre kleine Tochter anvertraut. Das Kind ändert Rostovs Leben von Grund auf. Für das Mädchen und sein Leben wächst der Graf über sich hinaus.

"Towles ist ein Meistererzähler" New York Times Book Review

"Eine charmante Erinnerung an die Bedeutung von gutem Stil" Washington Post

"Elegant, dabei gleichzeitig filigran und üppig wie ein Schmuckei von Fabergé" O, the Oprah Magazine

Moskau, 1922. Der genussfreudige Lebemann Graf Rostov wird verhaftet und zu lebenslangem Hausarrest verurteilt, ausgerechnet im Hotel Metropol, dem ersten Haus am Platz. Er muss alle bisher...


Eine Anmerkung des Verlags

Liebe Bloggerinnen und Blogger,
Ihre Anfrage für diesen Titel wird ab dem 4.9. bearbeitet.
Mit freundlichen Grüßen, Ihr Ullstein-Team

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Ihre Anfrage für diesen Titel wird ab dem 4.9. bearbeitet.
Mit freundlichen Grüßen, Ihr Ullstein-Team


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783471351468
PREIS 22,00 € (EUR)
SEITEN 560

Auf NetGalley verfügbar

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Meine erste Reaktion war: "den kennst du doch?!" Es stellt sich heraus, Graf Rostov ist Protagonist aus "Krieg und Frieden" und welch schöne Details aus eben jenem Buch aufgegriffen werden. Ein feines Buch, detailreich mit wahren Ereignissen geschmückt. Für Fans der Geschichte ebenso zu empfehlen, wie für jeden, der einen klug geschriebenen Roman zu schätzen weiß.

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Dieses Buch ist schon jetzt mein absoluter Lieblingstitel in diesem Herbst.
Mit feiner Ironie, wunderbarer Sprache und liebevoll gezeichneten Figuren eröffnet der Autor uns auf dem kleinen Raum eines Hotels in Moskau eine ganze Welt. Ganz en passent erfährt man viel interessantes über die Zeit und wird zum Nachdenken angeregt.
Hervorragend!

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Der Roman fließt wie Luxus-Honig. Spannender, gut recherchierter und fein übersetzter Roman mit vielen Querverweisen zu literarischen "Ebenbildern".

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Graf Alexander Rostov wir am 21. Juni 1922 vor das Notstandskomitee des Volkskommissariats berufen. Im Gegensatz zu vielen anderen Adligen wird er nicht zum Tode verurteilt, sondern zu lebenslangem Hausarrest im Hotel Metropol, in dem er gerade wohnt. Der Graf ist ein wahrer Gentleman: er weiß mit Menschen umzugehen, er kennt sich mit Wein und gutem Essen aus, er weiß die schönen Dinge im Leben zu schätzen. Als er nach einigen Jahren des Hausarrests verzweifelt, ist es ausgerechnet ein kleines Mädchen, dass ihm die Lebensfreude zurückgibt und ihm ganz andere Seiten am Hotel Metropol zeigt, obwohl er doch glaubte, es bereits in und auswendig zu kennen.

Beim Lesen dieses Buches musste ich oft an die Serie „Downton Abbey“ denken, obwohl der Schauplatz und die Umstände ganz andere sind. Ich denke, die Lebenseinstellung des Grafen war es, die mich so daran erinnert hat. Obwohl er einige Schicksalsschläge zu verkraften hat bewahrt er immer die Contenance und bleibt ein wahrer Gentleman. Die Geschichte wird so leicht und locker und amüsant erzählt, dass man oft die ernsten Hintergründe vergisst. Denn der Graf befindet sich eigentlich in ständiger Lebensgefahr und in Russland tobt die Revolution und später ein Krieg.

Das Hotel Metropol ist nun die ganze Welt des Grafen, und so werden die Angestellten und Gäste dort die Bevölkerung seiner Welt. Die Freundschaften, die dabei entstehen sind ganz wunderbar. Es ist so rührend zu lesen, wie sich die Freundschaft zu Nina, dem kleinen Mädchen, entwickelt und ihn schließlich rettet.

Ich mochte bereits „Eine Frage der Höflichkeit“ vom Amor Towles sehr gerne und auch „Ein Gentleman in Moskau“ hat mich nicht enttäuscht. Wunderbar leicht zu lesen, ein Schmöker, ohne dabei kitschig zu sein und trotzdem mit ernstem Hintergrund. Das Buch hat 560 Seiten und ich möchte keine einzelne missen. Im Gegenteil: wenn es in der Handlung einen Zeitsprung gab dachte ich immer: Aber was ist zwischendurch passiert? Ich will alles wissen! Aber der Autor weiß es natürlich besser als ich: er erzählt kein Wort zu viel und keines zu wenig.

Eine große Empfehlung!

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Moskau, 1922: Die politischen Verhältnisse ändern sich in Russland. Graf Alexander Iljitsch Graf Rostov hat ein sehr privilegiertes Leben geführt und ist damit und mit einem seiner Gedichte angeeckt. Das Volkskommissariat verurteilt ihn zu lebenslangem Hausarrest im Luxushotel Metropol, in dem der Graf schon vor dem Urteil logiert hat. Er muss seine Suite räumen und darf nur wenige Dinge mit in seine neue Unterkunft, eine Kammer unter dem Dach, mitnehmen. Aber diese Dinge wählt er mit Bedacht. Er richtet sich in seiner Kammer und in seinem neuen Leben ein und dennoch lässt ihn die Situation nach einiger Zeit fast verzweifeln, denn auch wenn er durch das Fenster einen Blick auf das Leben draußen hat, so ist es doch anders als wenn man an dem Leben draußen teilhaben kann. Dann lernt er zum Glück die kleine Nina kennen, mit der er interessante Gespräche führt und die geheimen Ecken des Hotels kennenlernt.
Dieses Buch ist ein ganz besonderes Highlight für mich. Der Schreibstil ist elegant und lebendig. Auch wenn die Umstände etwas traurig sind, so ist doch eine heitere Note spürbar. Der Autor beschreibt die Menschen und Schauplätze sehr bildhaft, so dass ich mir alles sehr schön vorstellen konnte.
Graf Alexander Iljitsch Graf Rostov ist ein sympathischer Mensch. Obwohl er bisher das Leben in vollen Zügen genossen hat, fügt er sich mit Haltung in seine neue, missliche Situation. Er ist wirklich ein Gentleman, selbst als er der Umstände halber als Kellner die Gäste bedienen muss. Da er ein liebenswürdiger Mensch ist, reißt der Kontakt zu alten Freunden auch nicht ab und er gewinnt neue hinzu. So erfährt er aus zweiter Hand, was draußen im Land vorgeht. Er ist diskret, loyal und hilfsbereit und so kümmert er sich um das Mädchen Sofia, das ihm von der erwachsenen Nina anvertraut wird. Es ist ein Aufgabe, die weitaus länger andauert als vorhergesehen, nämlich viele Jahre. Unter seiner Aufsicht wächst das kleine Mädchen zu einer jungen Frau und wundervollen Pianistin heran, der er dann die Tür zur Welt öffnet.
Es begegnen uns aber in diesem Hotel noch eine ganze Reihe von Personen, die ganz außergewöhnlich und von denen mir einige wirklich ans Herz gewachsen sind.
Eine wundervolle Geschichte, die mich absolut begeistert hat. Ich kann das Buch nur empfehlen.

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Graf Alexander Rostov wird im Jahr 1922 zu lebenslangem Hausarrest verurteilt. Weil seine Wohnung seit Jahren eine Suite des Moskauer Hotels Metropol ist, darf er das Hotel nicht mehr verlassen und würde zum Tod verurteilt, falls er gegen die Auflage verstößt. Der Mann aus wohlhabender adliger Familie räumt also seine 3-Zimmer-Suite, zieht in der sechsten Etage in eine Dienstbotenkammer und wird zukünftig als Kellner im Hotel arbeiten. Doch Rostov wäre vermutlich nicht Rostov, wenn er nicht nach Schleichwegen aus dieser Misere suchen würde. Zunächst findet Rostov in seiner Kammer einen geheimen Zugang zum Nachbarzimmer, das er gleich für sich sicherstellt. Im nächsten Schritt freundet Rostov sich mit der kleinen Nina Kulikowa an, die praktisch auch monatelang im Hotel interniert ist, weil sie erst im folgenden Jahr in Moskau zur Schule gehen kann. Nina liebt gelbe Kleider und interessiert sich für Prinzessinnen, ein Thema, zu dem Rostov eine nie versiegende Wissensquelle zu sein scheint. Selbst wenn Rostov bisher geglaubt haben sollte, dass er sich in einem Grandhotel bestens auskennt, belehrt Nina ihn eines Besseren. Sie erzieht Rostov quasi und führt ihn in jeden Winkel bis in die Katakomben des Hotels und verschafft ihm sogar einen Generalschlüssel. Rostov wirkt wie ein Überbleibsel des untergegangenen alten Russland. Wenn ein Graf seinen Wohnort nicht verlassen kann, muss die Weltgeschichte zu ihm kommen – und so spiegeln sich die historischen Ereignisse, die draußen stattfinden, im Leben von Rostov und seinem Triumvirat aus dem Küchenchef und dem Restaurantchef. Die Folgen der Russischen Revolution lassen sich kaum übersehen; das Hotel verliert sein qualifiziertes Personal und funktioniert mehr schlecht als recht mit schnell angelernten Kräften. Der junge Sozialismus zeigt sich zunächst darin, dass im Hotel nur noch weißer und roter Wein ausgeschenkt werden darf und alle Flaschenetiketten abgelöst werden müssen. Mit dem Thema Zensur in der Literatur nimmt Amor Towles sich in schlitzohriger Art einen weiteren Knackpunkt der jungen UDSSR vor. Rostovs Abenteuer reichen bis in die 50er Jahre hinein.

Auch wenn ich anfangs glaubte, die Handlung liefe hinaus auf das Eingesperrtsein im Hotel mit Blick auf das Bolschoi-Theater und die Mauern des Kreml, hat Amor Towles mich mit der liebevoll-ironischen Darstellung seiner kauzigen Figuren bestens unterhalten. Ein Autor, der einen begnadeten Geschichtenerzähler erfindet und so warmherzig über ihn schreibt – muss einfach ein begnadeter Erzähler sein.

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Die Geschichte rund um den jungen russischen Grafen Alexander Iljitsch Rostov, der 1922 wegen regimekritischer Literatur zu lebenslänglichen Hausarrest im Moskauer Hotel Metropol verurteilt wird, las sich ausgesprochen gut. Besonders Kultur und Philosophie begeisterte Leser werden diesen 460 Seiten starken Roman lieben. Denn der Hauptprotagonist Graf Rostov ist ein überaus kultivierter Zeitgenosse – ein wahrer Gentleman, der niveauvolle Unterhaltungen und stilvolle Wohnungen schätzt. Er umgibt sich gern mit Kulturschaffenden und kann dem Hausarrest daher anfangs wenig abgewinnen. Doch mit der Zeit kommen die Mächtigen und Freunde zu ihm ins Hotel, so dass er sich bald mit seinem Eingesperrtsein arrangiert. Letzteres liegt vor allem an zwei jungen altklugen Mädchen, beide Gäste, die ihn in die Rolle des Unterhalters und Lehrers schlüpfen lassen. Erst durch sie reift Rostov abseits von der hektischen Außenwelt zu einem Erwachsenen heran. Obschon er die geschichtlichen Ereignisse in Russland (revolutionäre Umwälzungen und Zweiter Weltkrieg) nur am Rande miterlebt, so befindet er sich durch diverse Zeitungen und Berichten von Freunden und Bekannten doch stets nah am Geschehen. Der amerikanische Autor Amor Towles hat aus Rostovs Leben in der glamourösen Haftanstalt, dem Hotel Metropol, etwas Besonderes gemacht. Trotz räumlicher Enge kann der intellektuelle Graf hier weiterhin seinen Leidenschaften frönen und dabei die verschiedensten Gäste studieren. Ihm dabei als Leser über die Schulter zu schauen macht Laune, da es sich um anspruchsvolle Bildungslektüre handelt. Zeitgenössische und antike philosophische wie literarische Autoren werden mit spielerischer Leichtigkeit zitiert und passend in die Gesamthandlung integriert. Wer sich dieser nicht ganz leicht zu lesenden Lektüre stellt, wir auf jeden Fall reich belohnt werden.

FAZIT
Ein charmanter und durchweg bildungsschwangerer Roman, der das geistige Klima in Russland vom Beginn bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts realistisch einfängt. Absolut lesenswert.

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Großartige Sprache, wunderbare Charaktere und ein dafür perfekt gewählter Schauplatz. Ich glaube, war nach der Lektüre des "Gentlemen..." ein wenig verliebt in Graf Rostov :)

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Amor Towles weiß den Leser an seine Geschichte zu binden und ihn in die Vergangenheit zu führen. Bereits mit "Eine Frage der Höflichkeit" hatte er mich beeindruckt und auch diesmal hat er ein wunderbares Buch geschrieben, welches den Leser in das alte Russland führt.

Graf Rostov schließt man sehr schnell in sein Leserherz, da er einfach ein Mann der alten Schule ist. Manieren und Etikette sind sehr wichtig und diese müssen eingehalten werden, egal in welcher Lage man sich gerade befindet. Graf Rostov weiß sich auf die Widrigkeiten, die auf ihn warten, einzustellen und er macht das Beste daraus. Er ist witzig, klug und diplomatisch und loyal.

Amor Towles beschreibt das sehr eingeschränkte Leben von Graf Rostov in diesem Hotel. Er geht dabei manchmal zu sehr ins Detail und hat (aus meiner Sicht) diesmal zu viele Figuren geschaffen. Dazu kommt eine große Portion russische Geschichte, die interessant ist, aber dadurch wird die Geschichte auch sehr umfangreich. Ich hatte manchmal zu tun, die Figuren richtig einzuordnen und mir auch zu merken in welchem Verhältnis sie zu Graf Rostov stehen. Für mich hätten es gern ein paar Details und Figuren weniger sein dürfen.

Ich fand sein Buch "Eine Frage der Höflichkeit" besser, aber trotzdem sollte man Graf Rostov lesen, da es Spaß macht, das Hotelleben, die Eigenheiten der Gäste, die ganze politische Geschichte und vorallem die Beziehung zu dem Kind mitzuerleben.

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Graf Alexander Rostov ist nach der Revolution zurückgekehrt ins geliebte Russland, obwohl von dem Land, das er einst kannte, nicht mehr viel übriggeblieben ist. Kaum angekommen wird er verhaftet und verurteilt, jedoch nicht zu Tode wie so viele andere Adlige, sondern zu Hausarrest im Moskauer Hotel Metropol. Dort wird er die nächsten Jahrzehnte verbringen und die Entwicklungen des Landes nahe des politischen Zentrums, aber doch in einer kleinen Enklave, genau beobachten. Mag das Leben sich außerhalb der Hotelmauern noch so sehr weiterentwickeln, Alexander Rostov bleibt der Gentleman, der er immer war. Trotz kommunistischer Herrschaft behält er den Habitus des Grafen und man begegnet ihm entsprechend, auch wenn er die Privilegien der Aristokratie formal schon längst ablegen musste. Neben dem Personal des Hotels sind es vor allem zwei Mädchen, die ihn im Laufe der Zeit begleiten. Zunächst Nina Kulikowa, die mit wachem Verstand und ziemlich einsam den Mikrokosmos und die Welt erkundet. Später deren Tochter Sofia, die Rostov nahezu wie seine eigene Tochter großzieht.

Amor Towles entführt den Leser in eine fremde, längst vergangene Welt. Auch wenn 1922 zu Beginn des Romans das russische Zarenreich längst begraben ist, lebt dies doch in seinem Protagonisten weiter. Alexander Rostov hat alles, was man von einem Adligen seines Standes erwarten würde: sein Habitus, seine Weltgewandtheit, seine Werte – eigentlich ist all dies völlig fehl am Platze im neuen Sowjetreich, aber man kann die Menschen innerhalb weniger Jahre kaum gänzlich umgewöhnen und so begegnen die Figuren Rostov wie sie auch vor der Revolution seiner sozialen Schicht begegneten. In seinen Erinnerungen lebt diese Zeit immer wieder auf und lässt so einen Blick auf das zaristische Sankt Petersburg zu. Jedoch ist es vor allem die stalinistische Herrschaft, die den Rahmen setzt und Rostovs ungewöhnliches Gefängnis manifestiert. Die Gäste tragen die Ereignisse von draußen ins Hotel, am Beispiel der Schauspielerin Anna wird die Not verdeutlicht, mit der man sich entweder anpassen musste oder die Träume von der Karriere ein schnelles Ende fanden. Die große Politik bleibt weitgehend vor den Türen des Hotels, doch immer wieder finden sich Anspielungen und auch offene Worte zum Umgang der Kommunisten mit dem Erbe des Landes.

Besonders sympathisch wird die Handlung jedoch, wann immer auch der Graf sich mit der jungen Nina oder ihrer Tochter Sofia einlässt. Ungewohnt und ungelenk im Umgang mit Kindern behandelt er sie wie Erwachsene und erliegt dem Charme der Mädchen sogleich. Respektvoll erzieht er sie und weckt ihre Neugier auf die Welt, seine eigenen Erfahrungen und Werte kann er völlig ungeplant und doch erfolgreich weitergeben und beide zu starken jungen Frauen heranwachsen lassen. Ebenbürtig diskutieren sie die großen und kleinen Geschehnisse und zeigen so eine Seite an Rostov, die unerwartet aber unheimlich liebenswürdig ist.

Getragen wird der Roman jedoch von einem Erzähler, der es sich nicht nehmen lässt in kleinen Spitzen zu kommentieren oder auch mal den Leser direkt zu adressieren. Ein lebendiger Plauderton lässt die Jahrzehnte wie im Flug vorübregehen und einem beim Lesen immer wieder schmunzeln. Die höfliche, zurückhaltende Art des Gentleman Rostov spiegelt sich im Erzählton wunderbar wieder, überdeckt aber nie völlig den darunter befindlichen scharfen Verstand, der analytisch und mit bemerkenswerter Beobachtungsgabe das Treiben im Hotel erfasst.

Mit „Ein Gentleman in Moskau“ hat Amor Towles einen wundervollen Roman geschaffen, in dem Handlung und Ton stimmig zusammenfinden. Eine Geschichte voller Menschlichkeit und Unmenschlichkeit, der die wahre Größe eines Mannes mit Werten und einem großen Herzen oft bezaubernd in Worte fasst.

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1922 - 1954 Moskau. Der wohlhabende Graf Alexander Rostov ist 30 Jahre alt und hat mit seinen Gedichten sowie für seine Gesinnung für so viel Unmut gesorgt, dass er 1922 erst zum Tode verurteilt, dann jedoch unter lebenslangen Hausarrest im Luxushotel Metropol gestellt wird. Man sollte meinen, dass einem bei dem Urteil die Decke auf den Kopf fällt, doch Rostov arrangiert sich in einer kleinen Mansarde im 6. Stock seines Arrestdomizils und passt seine Lebensgewohnheiten den Umständen an. Während draußen vor den Hoteltüren der Umbruch mit Krieg und Revolution in der Stadt Einzug hält, macht er sich Gedanken über die Gäste und Bediensteten im Hotel, die ihn mit den nötigen Informationen versorgen, die außerhalb der Hotelmauern stattfinden. Aber auch innerhalb der Hotelwände gibt es einige Schicksale, die ihn zum Handeln zwingen. Er kümmert sich rührend da kleine Mädchen Nina, Jahre später dann um Ninas Tochter Sofia, als Nina verschwindet. All sein Herzblut gibt Graf Alexander Rostov, ein Gentleman der alten Schule, doch am Ende ist immer er der Verlassene, denn während die anderen das Hotel Metropol verlassen, ist er weiterhin dort gefangen.
Amor Towles hat mit seinem Buch „Ein Gentleman in Moskau“ einen ganz bezaubernden Roman vorgelegt, der den Leser zum einen auf eine Zeitreise durch 30 Jahre Moskauer Politik und Geschichte mitnimmt und zum anderen eine Protagonisten präsentiert, der so einzigartig wie unvergesslich ist. Der Schreibstil ist sowohl flüssig als auch lebendig und elegant, der Autor versteht es auf sehr bildgewaltige Weise, dem Leser das Hotel Metropol sowie dessen Besucher und Bediensteten so eindrucksvoll nahe zu bringen, dass man den Eindruck hat, selbst dort gewesen und die Personen getroffen zu haben. Gleichzeitig wird von der ersten Seite an eine Spannung aufgebaut, die sich während der Geschichte immer mehr steigerte und einem das Buch regelrecht an den Händen klebte, weil man sich nicht trennen wollte. Towles hat seine Handlung nicht nur mit einem interessanten geschichtlichen Hintergrund versehen, sondern lässt den Leser auch an Literaturzitaten, russischen Lebensgewohnheiten und Anekdoten teilhaben. Durch geschickte Wendungen und Überraschungseffekte ist man bei diesem Buch nie sicher, was im nächsten Augenblick auf einen zukommt und gerade das macht die Geschichte so unterhaltsam und einzigartig.
Die Charaktere sind alle detailliert und liebevoll ausgestaltet und in Szene gesetzt. Mit ihren unterschiedlichen Wesenszügen und Eigenheiten geben sie der Handlung immer wieder ein neues Gesicht. Graf Rostov ist ein charismatischer Gentleman, wie er im Buche steht. Er ist wohlhabend, jedoch wird ihm sein Titel nach dem Urteil aberkannt. Doch er verliert dadurch keinesfalls an Größe, besitzt er doch ein großes Herz und ist vielseitig interessiert. Er ist eine Frohnatur und ein Optimist gleichzeitig, weshalb er seiner prekären Lage so positiv gegenüberstehen kann und in all den Jahren nie den Mut verliert. Bei ihm ist das Glas immer halbvoll, und so nimmt er sich den Gestrandeten ebenso an wie den Angestellten, immer höflich und freundlich, geradezu liebevoll. Er wagt sogar den Ausflug in den Kellnerberuf und freundet sich mit dem Küchenchef Emile an, der ihn mit seinen kunstvollen Speisen immer wieder erfreut. Sämtliche Protagonisten sind aufgrund ihrer eigenen kleinen Episoden eine Bereicherung im Leben von Graf Rostov als auch für die durchaus bunte und liebevolle Handlung.
„Ein Gentleman in Moskau“ ist eine ganz zauberhafte Geschichte über einen Mikrokosmos, dem Graf Alexander Rostov durch seine Präsenz den Stempel aufdrückt. Liebevoll und mit einigem Humor erzählt, rasen die über 500 Seiten dahin und am Ende fühlt man sich fast selbst zuhause im Hotel Metropol in Moskau mit all den Personen, die über die Jahre dort Einzug gehalten haben, aber in Alexander hat man sich verliebt. Absolute Leseempfehlung für einen Roman der Extraklasse!
Links:
https://www.lovelybooks.de/autor/Amor-Towles/Ein-Gentleman-in-Moskau-1455496108-w/rezension/1487394464/
https://www.amazon.de/gp/customer-reviews/R116S2UVC2XVHA/ref=cm_cr_dp_d_rvw_ttl?ie=UTF8&ASIN=B071L63VR8
http://wasliestdu.de/rezension/leben-im-mikrokosmos
http://www.buechertreff.de/thread/98556-amor-towles-ein-gentleman-in-moskau/
http://www.reliwa.de/review/show/11862
https://www.vorablesen.de/buecher/ein-gentleman-in-moskau/rezensionen/leben-im-mikrokosmos

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Ich gebe zu, dass ich gar nicht erwartet hatte, dass mir dieser Roman so gut gefallen würde, obschon ich definitiv von vornherein mit keinem Reinfall gerechnet hatte. Aber ich war doch besorgt, dass sich die Geschichte letztlich sehr in all den politischen Unruhen und gesellschaftlichen Umbrüchen vor den Türen des Hotels verheddern würde, aber „Ein Gentleman in Moskau“ ist völlig konzentriert auf diesen Landadligen und sein Dasein im Hotel Metropol, in welchem er sich vom noblen Gast notgedrungen, aber auch voller Raffinesse in neues, gesellschaftlich eher geächtetes Dasein einfügt, ohne tatsächlich geächtet zu werden, denn fortan ist er trotz des neuen Mitarbeiterstatus ein respektiertes Bindeglied zwischen den sich immer stärker auflösenden Gesellschaftsschichten.
Graf Rostov ist ein echter Gentleman, wahrlich stilvoll, und seine Hingabe an diese Eleganz zeigt sich sehr überraschend vor Allem zum Schluss, wenn er eher beiläufig bekundet, was er (nie) getan habe und damit seinen seit Jahrzehnten andauernden Hausarrest prinzipiell eher ad absurdum führt und damit die immense Loyalität, der er sich immer ergeben hat, erst enthüllt. Dieses „Geständnis“ fand ich wahrlich verblüffend und zugleich wurde es so kurz und eher nebenher angesprochen, dass mir dessen tatsächliche Bedeutung erst einige Seiten später plötzlich durch den Kopf schoss.
Ich fand Rostov eine sehr angenehme Hauptfigur; er ist sehr leger, sehr anpassungsfähig und hadert hier nie mit seiner persönlichen Situation, begegnet den gegenwärtigen Veränderungen mit Neugier, teilweise auch mit besonderer Raffinesse. Das gesamte Leben im Hotel ist so lebensecht dargestellt, dass man sich nahezu selbst in die Szenerie versetzt glaubt; die erzählerische Atmosphäre erinnerte mich stark an die Aura der Gegenwart, von welcher der Film „Grand Hotel Budapest“ erzählte: schick, zurückhaltend, vom äußeren Wandel geprägt, aber voller inniger Beziehungen.
„Ein Gentleman in Moskau“ ist einfach ganz wunderbar erzählt, ein Zeugnis guten Benehmens sowie Respekts, ein Schriftstück voller tiefgründigerem Interesse und letztlich der Spiegel eines Umgangs, wie man ihn der Menschheit untereinander gerne wünschen würde; Zusammenhalt auch unter widrigen Umständen und das Bemühen, immer das Beste aus den gegebenen Situationen zu machen, welche man nicht so einfach verändern kann. Zugleich ist aber auch ein Aufruf enthalten, sich gegen das aufzulehnen, was man niemals zu akzeptieren bereit ist und füreinander einzustehen.
Ich habe diesen Roman sehr, sehr gerne gelesen; der Inhalt hallt nach, ohne zu bedrücken, ohne zu erdrücken, ohne zu ängstigen, aber man möchte das Gelesene doch nochmals reflektieren. Zumindest erging es mir so und ebenso erging es mir so, dass es mich letztlich ein wenig überraschte, dass die Printausgabe 560 Seiten beinhaltet. Ich fand das erzählte so kurzweilig geschrieben, dass ich kaum drei Abende daran gelesen habe.
Würde man in diesem Jahr „Lesetipp“-Stempel mit dem zusätzlichen Druck „Literarisch wertvoll“ auf Bücher stempeln wollen, wäre „Ein Gentleman in Moskau“ sicherlich auf Seiten der Romane, die diesen Aufdruck verdienten!

Da mir der Roman im eBook-Format als Rezensionsexemplar bereitgestellt worden war, bin ich mir unsicher, ob der Satz tatsächlich dem nun letztlich vertriebenen digitalen Exemplar entspricht: Sollte das Endprodukt tatsächlich mit meinem Vorab-Exemplar identisch sein, ist das Problem der Fußnoten allerdings unbefriedigend gelöst. Nahezu jedes Kapitel beinhaltet zumindest eine „Sternchen-Erklärung“, welche dem Kapitel letztlich angehängt ist, aber zumindest im Falle meines Rezensionsexemplars waren Sternchen und zugehörige Erläuterung nicht verlinkt, so dass ich häufig am Ende eines Kapitels Erläuterungen vorfand, von denen ich nicht mehr wusste, worauf sie sich eigentlich bezogen. Besondere Verständnisprobleme haben sich zwar nicht vor mir aufgetan, aber diese „Zusammenhanglosigkeit“ bzgl. der Fußnoten fand ich in meinem digitalen Rezensionsexemplar dann doch schon ein wenig ärgerlich. Dies ist aber auch mein einziger echter Kritikpunkt, wobei ich letztlich aber ohnehin keine tatsächlichen Verständnisschwierigkeiten hatte. Dennoch hätte ich mir da auch in meinem digitalen Leseexemplar ein wenig mehr „Kopplung“ zwischen den betreffenden Textstellen und den entsprechenden Erläuterungen gewünscht.

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Es ist zu diesem Buch schon fast alles gesagt/geschrieben worden! Ein wunderschönens, sprachlich seht gut geschriebener (hört sich jetzt sehr nach Note an) Roman. Selten hat mich eine Geschichte so zum lachen und weinen gebracht, berührt und bezaubert!

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Schon von der ersten Zeile an hat mich dieser Roman gefangen genommen. Es ist etwas zutiefst Russisches in Towles‘ Schreibstil, eine Eleganz, die ich aus den Romanen von Tolstoi und Dostojewski kenne und die dazu geführt hat, dass ich, ganz unabhängig vom Inhalt, die alten russischen Klassiker liebe und in ihrer Sprache schwelge, selbst wenn es sich bloß um Übersetzungen ins Englische oder ins Deutsche handelt. Nach wenigen Seiten schon ist klar, dass Towles sich auch eine andere Eigenart der alten Meister zueigen gemacht hat: das Abschweifen. Und das meine ich gänzlich positiv.



>> Ein Reigen warmherziger Charaktere

Die Hauptperson in diesem Roman, Graf Alexander Iljitsch Rostov, gehört einer alten russischen Familie von Aristokraten an, die gute Verbindungen haben und zu den Reichen des Landes gehören. Wir begegnen ihm zu Anfang, als er gerade seine Strafe für exakt diesen Umstand erhält, denn natürlich ist dem Russland der Sovjets jegliche Aristokratie verdächtig. Dass er einst ein politisches Gedicht mit Inhalten, welche den Sovjets gefallen, geschrieben hat, rettet ihn vor der direkten Exekution, so dass er stattdessen zu Hausarrest im Metropol, einem real existierenden Hotel in Moskau, verurteilt wird. Dort hat er schon zuvor gelebt, doch statt seiner luxuriösen Suite bleibt ihm nun nur ein winziger Raum.

Während er versucht, sich mit der neuen Gefangenschaft abzufinden, freundet er sich mit dem jungen Mädchen Nina an. Sie weiß nichts von den alten russischen Sitten, die unter Adligen geherrscht haben, hört dem Grafen aber geduldig bei Erzählungen zu. Dafür führt sie ihn in die tieferen Geheimnisse des Hotels ein, die sich nur einem neugierigen Kind erschließen. Er macht Bekanntschaft mit einer Näherin, einem Barbier, dem Koch und Kellner eines der beiden Restaurants im Hotel und lernt einige Gäste näher kennen. All diese Personen sind auf ihre Art eigenartig, doch es sind mitfühlende Menschen, die dem Charme und der Höflichkeit des Grafen erliegen und für ihn durchs Feuer gehen würden.

Meisterhaft erzählt uns Towles von den Lebensgeschichten dieser Menschen, packt manchmal ganze tragische Zukunftsereignisse in Fußnoten und entspinnt so ein riesiges Netz aus Persönlichkeiten rund um Rostov. Es erfordert Aufmerksamkeit, zwischen all den Lebensgeschichten nicht verloren zu gehen, doch wer die Konzentration aufbringt, wird mit einem schillernden Bild des Russlands zu Beginn der Sovjet-Zeit belohnt. Es ist ein Russland, dass neuerdings so sehr an die Gleichheit aller Menschen glaubt, dass jeder mit Genosse angesprochen wird, außer natürlich der alte Adel, der entweder exekutiert oder inhaftiert wird. Es ist ein Russland, in dem höhere Bildung als elitär betrachtet wird und deswegen ein beschämter Kellner, der aus Unwissenheit einen falschen Wein empfiehlt, die Macht besitzt, sämtliche Etiketten von Weinflaschen entfernen zu lassen, damit künftig auch der einfache Mann einen Rotwein oder einen Weißwein bestellen kann, ohne dass sein Selbstbewusstsein darunter leiden könnte, dass er nicht weiß, welche Sorte dem Mahl tatsächlich angemessen wäre.



>> Gleichzeitig selbstironisch und kritisch

Graf Rostov ist ein Mann von alter Schule, er kennt jedes noch so lächerliche Zeichen, das sich die Aristokratie einst für den sozialen Umgang ausgedacht hat. Wie schräg legt man den Kopf? Was bedeutet es, wenn ein Gast mit Zeitung unter dem Arm das Restaurant betritt? Welche codierten Floskeln haben welche Bedeutung? All das weiß Alexander im Schlaf – und er ist sich dieser Tatsache bewusst. Er weiß, dass ihn das über andere Menschen erhebt, kann aber gleichzeitig darüber lachen, dass sein ganzes bisheriges Leben in codierten Umgangsformen abgelaufen ist. Er beobachtet melancholisch, wie unter den Sovjets Stück um Stück der Glanz Russlands durch Gleichheit und Gemeinschaft zerstört wird. Er besitzt einen ungebrochenen Patriotismus und würde jedem Ausländer gegenüber den Stolz der Nation verteidigen, doch er ist nicht blind für den Schrecken einer kommunistischen Diktatur.

Während das Metropol ein Ort der Wärme bleibt, wird es im Rest von Russland kalt. Politische Reformen, Fünfjahrespläne, Machtkämpfe und Zwangsenteignungen beherrschen die Gegenwart. Obwohl dem Leser all dies bekannt ist und Towles die Geschehnisse auch immer wieder andeutet, ist dieses große Ganze doch nicht der zentrale Aspekt des Romans. Es ist Rostov, der sich dank Nina und später dank seiner Tochter Sofia verändert. Rostov, der einen riesigen Horizont besitzt und gerne andere aufklärt, ohne belehrend zu wirken. Wie in den alten russischen Klassikern präsentiert uns Towles ein drei Dekaden umspannendes Historienepos, in dem aber die Geschichte in den Hintergrund tritt, um den Figuren und ihren Charakteren Raum zu Glänzen zu geben. Rostov kennt sich selbst so gut, dass er sich gleichzeitig sehr ernst nehmen und herzlich über sich lachen kann.



>> Nie eindeutig

Das Buch erzählt nicht nur eine Geschichte, es erzählt viele Geschichten. Wir verfolgen das Leben von Rostov, ohne dass wir wissen, wo es hinführen wird. Erst sehr spät, auf den letzten 100 Seiten, kommt tatsächlich Spannung im klassischen Sinne auf, doch auch vorher schon kann Rostovs Lebensgeschichte fesseln.

Genauso wird schnell deutlich, dass dieses Buch kein eindeutiges Anliegen hat. Es will uns ein Stück russischer Geschichte näher bringen, gewiss, aber das ist nicht das Wichtigste. Es will uns mit Rostov bekannt machen, doch gleichzeitig verlässt der Erzähler regelmäßig den Pfad, um das Leben anderer Personen nachzuverfolgen. Der Glanz der Aristokratie und die Nostalgie für vergangene Zeiten, in denen die Eliten geherrscht haben, wird farbenprächtig geschildert, doch wann immer das Nostalgiegefühl in Sehnsucht umzuschlagen droht, führt eine kleine spitze Bemerkung oder eine Anekdote dazu, dass man doch eher den Kopf schüttelt über den alten Adel.

Für mich gehört dieses Buch wie kaum ein anderes zu jenen, die für jeden Leser eine andere Bedeutung haben wird. Vielleicht gehen einige darin verloren. Vielleicht lernen andere ganz neue Aspekte über Russland. Vielleicht inspiriert es einige, Tolstoi oder Dostojewski oder einen der anderen zahllosen, im Buch erwähnten russischen Autoren zu lesen. Vielleicht motiviert es andere dazu, Humphrey Bogart Filme zu sehen. Wer weiß?

Mich persönlich hat es in meiner Liebe zu Russland gestärkt. Kaum ein anderes Land wird für mich je so sehr für Adel und höfische Kultur stehen wie das Russland vor der Revolution. Ich liebe das Russland vor 1900, aber ich bin ebenso fasziniert von dem Russland der Sovjetrepubliken und dem heutigen Russland, in dem ein Machtmensch die Geschicke leitet.


FAZIT:

Der Roman „Ein Gentleman in Moskau“ von Amor Towles ist ein prachtvolles Historiengemälde, in dem die Geschichte selbst jedoch nur die zweite Geige spielt. Im Zentrum steht Graf Rostov, der mit seinem althergebrachten Charme und seinem Wissen aus der Abgeschiedenheit des Hotels Metropol Russland beim Wandel zuschaut. Towles hat hier einen durch und durch russischen Protagonisten erschaffen, der selbstironisch aber auch kritisch sich, die Umwelt und seine Beziehung zu den Mitmenschen zu analysieren versteht. Das Buch ist so komplex und vielschichtig, dass wohl kaum zwei Leser zu einem gleichen Eindruck kommen werden. Daher kann ich es nur jedem ans Herz legen, es selbst zu lesen.

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Einer der besten Romane, die ich diese Jahr gelesen habe! Die Geschichte ist völlig undramatisch erzählt, obwohl sie zu einer Zeit der großen Umwälzungen in Russland spielt. Graf Rostow wird 1922 dazu verurteilt, das Gebäude, in dem er sich befindet, nicht mehr zu verlassen - ein Hotel. In diesem Hotel spielt sich sein weiteres Leben ab. Trotzdem erfährt man als Leser immer, was "draußen" im stürmischen Russland los ist. Er ist ein echter Gentleman und bleibt es auch trotz der Gefangenschaft.
Eine wirklich meisterhafte Erzählung!

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Der Graf erhält Hausarrest in einem Hotel. Die Hauptperson ist ehrlich beschrieben und realistisch. Der Hotelalltag wird wirklichkeitsnah beschrieben und erzählt. Der Graf begleitet viele Leute und schliesst Freundschaften. Die politische Situation wird auch beschrieben. Das Buch ist nicht sehr spannungsgeladen, jedoch macht dies keinen Abbruch. Es ist toll geschrieben und mit Liebe verfasst.

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Graf Rostov wird zum Tode verurteilt, weil er für die neuen Machthaber in Russland unangemessen erscheinende Gedichte geschrieben hat oder auch, eben weil er ein Graf ist. Die Todesstrafe wird im letzten Augenblick aufgehoben und in eine lebenslange Haft im besten Luxushotel am Platz umgewandelt. Hier dafür allerdings keine Suite bewohnen, sondern ein kleines Zimmerchen im sechsten Stock direkt unter dem Dach.
Graf Alexander wächst einem beim Lesen sofort ans Herz. Er ist korrekt, aufmerksam und einfach immer optimistisch. Egal, was das Leben ihm bietet, er setzt sich damit auf seine ganz besondere Art und Weise auseinander. Ob es sich um einen Kellner oder um einen Gast, wie zum Beispiel das Mädchen Nina, handelt, er versetzt sich in ihre Lage und tut alles, um Ihnen zu helfen. Problematisch an der ganzen Sache ist natürlich, dass die anderen jederzeit das Hotel verlassen können, er jedoch auf Gedeih und Verderb hier gefangen ist. Verständlich erfährt er, was sich außerhalb des Hotels abspielt, da die anderen ihm alle notwendigen Informationen mitbringen.
Die Geschichte spielt in den dreißiger Jahren in Russland und vermittelt einen sehr bleibenden Eindruck von den politischen und sozialen Entwicklungen jener Zeit. Doch der eigentliche Dreh- und Angelpunkt der ganzen Geschichte ist Graf Alexander, ein Gentleman der ganz alten Schule mit einem ganz speziellen Verhältnis zur Welt.
Der Text fließt mit enormer Geschwindigkeit und saugt einen in den Roman hinein. Obwohl eigentlich nicht wirklich etwas Spannendes geschieht, will man doch unbedingt wissen, wie es weitergeht will den Grafen in seiner Gefangenschaft begleiten. Der Mikrokosmos des Hotels wird ihm zur Welt, beschäftigt seine Gedanken, seine Gefühle und wird ihm letztlich zum Lebenszweck.
Ein rundum zu empfehlendes Buch mit einer großen Tiefe und einer wirklich liebenswürdigen Hauptfigur, die einem noch lange in Erinnerung bleibt.

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Was ist dieses Buch für ein Kleinod! Amor Towles erzählt die Geschichte von Graf Rostov in solch einer wunderbaren Sprache, dass ich völlig hin und weg war. Anders als bei vielen Büchern wollte ich Seite für Seite genießen und habe deshalb oft bewusst langsam gelesen.
Eine absolute Leseempfehlung und ein Highlight in meinem Leseherbst

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Ich fand die Idee, ein ganzes Buch in einem Hotel spielen zu lassen, echt toll. Für den Graf muss das anfangs bestimmt sehr komisch gewesen sein. Die Schilderungen über seinen Tagesablauf und seine Gewohnheiten, die er anfing zu pflegen, fand ich sehr interessant. Was macht man so den ganzen Tag, wenn man in einem Hotel eingeschlossen ist? Durch Nina kam dann Leben in die Bude und sie machte Alexanders Leben abwechslungsreich. Doch dann wurde mir das Buch zu langatmig, denn es zog sich sehr, bis Sophie in sein Leben tritt. Für mich wurde es sehr mühsam bis zum Ende durchzuhalten, weil der Zeitraum der Erzählung doch sehr groß wurde und man aufpassen musste, den Zusammenhang nicht zu verlieren. Die Charaktere sind sehr detailliert und überzeugend dargestellt, die muss man einfach gern haben. Graf Alexander ist eine Figur, die liebenswert, charmant und niemals aufbrausend rüber kam, obwohl er nach dem Urteil, das über ihn gesprochen wurde, bestimmt Aggressionen hätte aufbauen können. Er war ein sehr sanfter Mensch, der nicht haderte, sondern aus seinem Schicksal das Beste machte und immer positiv blieb.

Fazit: eine interessante Idee, die mich bis zur Hälfte gepackt hatte, jedoch dann in langatmige Erzählungen ausartete und dadurch mühsam zu lesen wurde. Jedoch konnten die Charaktere sehr überzeugen und waren liebevoll dargestellt und das macht das Buch durchaus lesenwert.

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Ein wirklich empfehlenswertes Buch ist der im September im List-Verlag erschienene Roman "Ein Gentleman in Moskau" von Amor Towles (53). Dieser erst zweite Roman des Amerikaners (40 Wochen unter den "New York Times"-Bestsellern, in über 20 Sprachen übersetzt) schildert auf ungewöhnliche, überaus intelligente und wunderbar ironisch-sarkastische Weise das Leben des Grafen Alexander Rostov, der 1922 zu lebenslangem Hausarrest im Moskauer Luxushotel Metropol verurteilt wird. Wir erfahren, wie der anfangs 32-jährige Adlige über drei Jahrzehnte bis 1954 sein Leben im Hotel meistert, wo er - statt wie früher als Gast dauerhaft in einer mehrräumigen Suite - jetzt als Oberkellner in einer winzigen Dachkammer leben muss. Als in Ungnade gefallene "Ehemalige Person" hadert der Graf nicht etwa mit seinem Schicksal, sondern bleibt jener gebildete Aristokrat und Gentleman, als der er erzogen und aufgewachsen ist. Anders als die jetzt herrschenden Bolschewiken meinen, ist er keineswegs aus dem Weltgeschehen verbannt, sondern ist - im Gegenteil - die Sonne, um die sich ihre Welt dreht: Der Graf steht im Roman für die zeitlosen, beständigen Werte und Tugenden und bleibt über die vielen Jahre derselbe, nur Russland und die Welt ändern sich ständig. Das Hotel Metropol mit seinen je nach Machtgefüge wechselnden Gästen ist ein Abbild der Welt draußen. Autor Amor Towles gelingt es, dem Leser im Zeitraffer die jüngere wechselhafte Geschichte Russlands (Revolution, Stalin, Chruschtschow) in einem ungewöhnlich vergnüglichen Stil zu vermitteln. Bolschewismus, Kommunismus und ihre politischen Führer werden dabei gehörig auf die Schippe genommen. Towles erzählt die Geschichte seines Gentleman, der - humanistisch gebildet - als "glücklichster Mensch Russlands" über den doch vergänglichen Niederungen des politischen Alltags steht, in einem angepasst eleganten Stil, so das einem das Lesen auf jeder Seite eine Freude ist. Sein feiner, hintergründiger Humor und seine spitzfindige Wortwahl (der Übersetzerin Susanne Höbel sei gedankt!) lässt einen unaufhörlich schmunzeln. Ich habe selten einen so intelligenten, dabei humorvollen Roman gelesen.

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Kultiviert und flüssig wegzulesen ist dieser Roman - genau so ist auch der Inhalt der Geschichte. Kate und Eve scheinen das grosse Los gezogen zu haben, als sie Tinker kennenlernen. Ein junger Mann, der sie in tolle Restaurants führt und so wunderbar ist, dass sich beide Mädchen in ihn verlieben. Doch als die drei einen Autounfall haben und Eve die Leidtragendste ist, wird aus Leichtigkeit ganz schnell Pflicht und Verantwortung. Wunderbar zu lesen, sprachlich toll und am Ende war ich dann doch überrascht, das bei all dem Stil, der Noblesse, der Dekadenz und dem irgendwie unwirklichen Leben der Helden, plötzlich ein Blick hinter die Kulissen gewährt wird.

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Ich habe schon einiges über Towles gelesen und gehört, jedoch nie ein Buch von ihm in den Händen gehalten. Vor einigen Monaten bin ich dann der Netgalley.de Community beigetragen, und es war tatsächlich das erste Buch, welches mir ins Auge gesprungen ist. Ich nutzt die Chance endlich mal ein Towles Buch zu lesen, und fragte es als Rezensionsexemplar an. Nun las ich es, und bin begeistert. Damit ihr wisst, worum es geht, hier einmal kurz der Klappentext:

Moskau, 1922. Der genussfreudige Lebemann Graf Rostov wird verhaftet und zu lebenslangem Hausarrest verurteilt, ausgerechnet im Hotel Metropol, dem ersten Haus am Platz. Er muss alle bisher genossenen Privilegien aufgeben und eine Arbeit als Hilfskellner annehmen. Rostov mit seinen 30 Jahren ist ein äußerst liebenswürdiger, immer optimistischer Gentleman. Trotz seiner eingeschränkten Umstände lebt er ganz seine Überzeugung, dass selbst kleine gute Taten einer chaotischen Welt Sinn verleihen. Aber ihm bleibt nur der Blick aus dem Fenster, während draußen Russland stürmische Dekaden durchlebt. Seine Stunde kommt, als eine alte Freundin ihm ihre kleine Tochter anvertraut. Das Kind ändert Rostovs Leben von Grund auf. Für das Mädchen und sein Leben wächst der Graf über sich hinaus.



Meine Meinung:

„Ein Gentleman in Moskau“ macht uns glücklich als Leser. Es ist endlich mal wieder ein Roman, der nicht vergleichbar ist mit anderen auf dem Markt. Nicht der dritte Märchenabklatsch, nicht der fünfte Versuch die Geschichte der Vampire neu zu schreiben. Dieser Roman ist ehrlich, intelligent, und elegant.

Ich habe mich zuvor nie mit der russischen Geschichte auseinandergesetzt, geschweige denn wirklich dafür interessiert. Graf Rostov sagte mir nur vom Namen her etwas, dank „Krieg und Frieden“, welches ich nie gelesen und beschnuppert habe. Nach 560 Seiten hat sich Rostov jedoch zu der liebsten Romanfigur diesen Herbsts entwickelt und nimmt auch den Platz in den Alltimfavorites ein.

Towles schafft es uns die Geschichte Rostovs in seinem kleinen Mikrokosmos des Hotels als große bunte Welt voller Überraschungen zu erzählen. Die Geschichte um den Grafen mit lebenslagem Hausarrest macht Lust auf Leben, Genießen und Fühlen. Es motiviert uns, oder jedenfalls mich, über den Tellerrand zu schauen, nicht alles für gegeben zu erachten, und mal alte Dinge neu zu entdecken.

Jede Romanfigur, sei es Rostov selbst, flüchtige Begegnungen, oder seine tote Schwester sind authentisch gestaltet. Man ist nicht nur in Moskau selbst, sondern im Leben des Grafen und erlebt mit.
Ich möchte wirklich jedem diesen wunderbaren und tiefgründigen Roman empfehlen.



Und insgesamt?

Bisher habe ich es nur auf dem Kindle. Da ich es „Ein Gentleman in Moskau“ unheimlich beeindruckend finde, wird es definitiv noch als Hardcover im Bücherregal einziehen.

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Toller Roman, sprachlich sehr schön. Schleicht sich leise in das Herz des Lesers und wirkt noch lange nach. Vielen Dank für das Lesevergnügen.

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Oh Mann, was war das für ein verrücktes (literarisches) Jahr 2017…Mit insgesamt rund 70 Büchern und Kurzgeschichten war es für mich rekordverdächtig ha ha ha. In die lange Reihe von Highlights hat sich zum Ende des Jahres noch mühelos „Ein Gentleman in Moskau“ von Amor Towles eingereiht.

Wir begleiten beim lesen Graf Alexander Rostov bei seinem 1922 verhängten lebenslangen Hausarrest im Hotel Metropol in Moskau. Ein jeder von uns würde wahrscheinlich verzweifeln, wenn er nie wieder das Haus verlassen dürfte. Und auch Graf Rostov ist irgendwann verzweifelt, hat aber durch den Rückhalt seiner zahllosen Freunde im Hotel Metropol schnell den „Punkt“ überwunden und macht das einzig richtige in dieser Situation: er arrangiert sich mit seinem Hausarrest, übernimmt einen Job als Kellner in einem der Restaurants im Metropol und beobachtet dabei alles, was es zu beobachten gibt.

So weit so fiktiv. Das Großartige an diesem Roman ist aber der gleichzeitige Blick auf die russische Geschichte des 20. Jahrhunderts. Wir (die Leser) werden Zeuge der Stalin-Ära in Russland, erleben die Einführung des Fünfjahresplans, erfahren von der Medienzensur der Regierung – all das vorgetragen in einer (be)ruhigen(den) Sprache, die ich schlichtweg großartig fand und die ich in Anlehnung an eine Passage im Buch „die Poetik des Schweigens“ nennen möchte.

Das Buch bricht nicht wirklich aus, es wird nie laut. Trotzdem ist es zu keiner Sekunde langweilig. Im Gegenteil: die zahlreichen Hinweise auf (russische) Literatur, Musik und die schon bereits genannten politischen (Hintergrund)-Informationen sind fesselnd und werden mit einer großen Prise subtilem Humors vorgetragen.

Und so sollte jeder Fan anspruchsvoller Literatur, der sich (nicht nur) für die russische Geschichte interessiert, dieses wunderbare Buch gelesen haben!

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Eine meisterhaft erzählte Geschichte eines wahren Gentlemens, der - zu lebenslangem Hausarrest verurteilt - in Moskau für ein kleines Mädchen über sich selbst hinauswächst. Während draussen die Welt aus den Fugen gerät. Die Sprache ist eine Wucht, das Buch hat für mich das Zeug zum Longseller!

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"Ein Gentleman in Moskau" von Amor Towles ist ein durch und durch großartiger Roman mit einem faszinierendem Hauptprotagonisten und vielen Weisheiten, die zum Nachdenken anregen. Mir lag der Schreibstil des Autors von Anfang an und ich mochte ganz besonders die Atmosphäre, die die Erzählung verströmt. Der Roman hat eine hohe Dichte und liest sich durchweg sehr spannend, wenn auch manches Mal eher subtil. Insgesamt wirkt die Story sehr glaubhaft und authentisch und man kommt schnell und gut in die Geschichte hinein.
Ein Roman, den man gelesen haben sollte und den ich uneingeschränkt weiterempfehlen würde! Deshalb 5 Sterne.

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Ein wunderbares, melancholisches Buch der leisen Töne und des feinsinnigen Humors. Graf Rostov ist ein Gentleman, wie es ihn heute nicht mehr gibt. Aufmerksam, gebildet und feingeistig, der auch in widrigen Umständen seine Haltung bewahrt und wahre Größe zeigt. Ein Buch, das einen anrührt, das man nicht mehr vergisst...

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