So, und jetzt kommst du

Roman

Dieser Titel war ehemals bei NetGalley verfügbar und ist jetzt archiviert.

Bestellen oder kaufen Sie dieses Buch in der Verkaufsstelle Ihrer Wahl. Buchhandlung finden.

NetGalley-Bücher direkt an an Kindle oder die Kindle-App senden.

1
Um auf Ihrem Kindle oder in der Kindle-App zu lesen fügen Sie kindle@netgalley.com als bestätigte E-Mail-Adresse in Ihrem Amazon-Account hinzu. Klicken Sie hier für eine ausführliche Erklärung.
2
Geben Sie außerdem hier Ihre Kindle-E-Mail-Adresse ein. Sie finden diese in Ihrem Amazon-Account.
Erscheinungstermin 05.03.2018 | Archivierungsdatum 07.09.2017

Zum Inhalt

Aufregend, wenn die Eltern auf der Flucht vor der Polizei ihre Kinder mitschleppen. Aber für die drei Geschwister verwandelt sich das Abenteuer bald in einen Albtraum. Ihre Odyssee führt sie quer durch Europa. Ein Roman wie ein Roadmovie. Eine ebenso tragische wie komische Familiengeschichte. Vater, Mutter und drei Kinder in der pfälzischen Provinz der Achtzigerjahre. Der Autoverkäufer Jürgen und seine Frau Jutta sind verschuldet, aber glücklich. Als auf einmal das »große Geld« da ist, wandert die Familie fluchtartig nach Südfrankreich aus. Dort leben vor allem die drei Geschwister wie im Paradies, doch die Eltern benehmen sich immer seltsamer – bis ein Zufall enthüllt, dass der Vater ein Hochstapler ist. Er hat das Geld unterschlagen und bereits aufgebraucht, als sich die Schlinge enger zieht. Im letzten Moment flieht die Familie vor dem Zugriff der Behörden und die Jagd durch Europa geht weiter. Es ist ein freier Fall auf Kosten der Kinder, bis es unweigerlich zum Aufprall kommt …

Aufregend, wenn die Eltern auf der Flucht vor der Polizei ihre Kinder mitschleppen. Aber für die drei Geschwister verwandelt sich das Abenteuer bald in einen Albtraum. Ihre Odyssee führt sie quer...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783608503692
PREIS 22,00 € (EUR)
SEITEN 352

Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Aus der pfälzischen Provinz begibt sich eine Familie nicht ganz freiwillig auf eine Reise. Mit den drei Kindern im Gepäck geht es zunächst nach Südfrankreich, wo sie aufleben und das Dasein in einer Villa oberhalb der Côte d’Azur genießen. Doch das süße Leben währt nicht lange und bald schon steht die Weiterreise an, Portugal ist dieses Mal das Ziel. An den Rand Europas führt sie die Flucht und allmählich schwant den Kindern, dass diese Reise nicht ganz freiwillig ist und dass ihr liebender Vater kein erfolgreicher Geschäftsmann, sondern ein gesuchter Ganove ist, der sich samt Familie vor der Polizei versteckt. Doch da droht schon wieder der nächste Aufbruch, nach Paris wird angesteuert, wo alles besser werden soll – oder doch alles plötzlich ein Ende findet?

Beim Lesen des Buchs schwankt man zwischen Entsetzen und Vergnügen. Ganz wunderbar gefällt mir der junge Erzähler, der in glaubwürdig naiver Weise seine Eltern beobachtet und vieles sieht, aber nicht verstehen oder einordnen kann. So manches schwant dem Leser recht schnell, aber es wird durch die noch kindliche Sicht auf die Dinge in eine Leichtigkeit versetzt, die einem immer wieder schmunzeln lässt. Der Vergleich mit den Klassenkameraden beispielsweise, die Markenkleidung tragen und deren Eltern hohe Posten begleiten, während er als „Sohn eines Wimpelhändlers von der Ausfallstraße“ nicht mithalten kann. Auch kann er nicht verstehen, was dieses ominöse „Dédé Air“ eigentlich ist, er vermutet ein französisches Protektorat, auch wenn dort irgendwelche Deutschen offenbar wohnen. Ein Highlight auch der Besuch des Betzenbergs mit dem Opa, der zugleich eine wichtige Lektion fürs Leben parat hat:
„Wenn um dich herum die Massen eine bestimmte Meinung haben, dann musst du auf deiner eigenen Meinung beharren. Dann ganz besonders, verstehst du? Die Masse wird dann aber meistens sauer. Und dann ist es besser, man verzieht sich.“ (Pos. 801)

Die kriminelle Energie der Eltern wird lange Zeit nicht offen thematisiert, für die Kinder ist die Reise in die Fremde spannend und ein Spaß zugleich. Dass das Verhalten verantwortungslos und indiskutabel ist, steht außer Frage; jedoch spürt man auch die Verzweiflung, der vergebliche Versuch irgendwie wieder auf die Beine zu kommen und die Sorgen von den Kindern fernzuhalten, ihnen trotz der Widrigkeiten ein gutes und sorgenfreies Leben zu bieten. In diesem Punkt kann man den Eltern kaum einen Vorwurf machen, bis zum Ende sind sie um das Wohl der drei bemüht und besorgt, aber es geht ihnen die Luft aus. Man ist kritisch ihnen gegenüber und kann doch nicht umhin, auch Sympathien zu entwickeln, gerade ob der Bauernschläue, die Vater Jürgen an den Tag legt. In Portugal erläutert er seinem Sohn sein Konzept von Wahrheit, als sie bei dem Concierge Mitleid wecken wollen. Entsetzt fragt der junge Arno, ob der Vater die Wahrheit erzählt habe: „Aber natürlich. Manchmal muss man einfach ehrlich sein. (…) – das ist doch gar nicht die Wahrheit. – Für ihn jetzt schon.“ (Pos. 3087).

Viele spannende Themen werden bei diesem ungewöhnlichen Roadtrip verarbeitet. Das Erwachsenwerden und der Blick auf die Eltern und die Realisierung, dass diese vielleicht nicht die Personen sind, für die man sie hält. Das fragile Gebilde einer Ehe, die durch die Umstände strapaziert wird. Das Zurechtfinden an anderen Orten, in anderen Ländern. Und die Frage, wieviel eine Familie aushalten kann und muss und ob es eine Grenze des Zumutbaren gibt.

Ein Roman, der gekonnt zwischen Unterhaltung und Ernsthaftigkeit balanciert.

War diese Rezension hilfreich?

„Es steht jeden Tag ein Dummer auf“

„Es steht jeden Tag ein Dummer auf“ S. 29, ist eine der Lebensweisheiten, die der Ich-Erzähler in diesem Buch von seinem Vater lernt. Der Vater will seinen Lebensunterhalt darauf gründen, dass es diese „Dummen“ gibt. Lange bevor ebay und Co. ein verbreitetes Geschäftsmodell wurde, gründet Vater Jürgen einen Versandhandel daheim. „Nicht, dass Jürgen das Baccalauréat oder später, wieder in Deutschland, das Abitur bestanden hätte. Dafür war er zu schlau.“ S. 16 Das Lager wird nie leer. Dann kommen die Briefe, die Männer mit den Aktentaschen – zuletzt der Umzug aus dem eigenen Haus in die Mietwohnung. Jetzt veranstaltet die Mutter Tupperpartys, der Vater arbeitet bei einem Gebrauchtwagenhandel. Das kann er, anderen Autos verkaufen, mit schönen Felgen, aber marodem Innenleben, der schöne Schein.

Wirkliche Arbeit scheint im Konzept des Vaters nicht vorgesehen zu sein, schon die Wahrsagerin hatte ihm einst vorhergesagt: „Er würde reich sein. Er würde nicht reich werden mit einer Idee oder einem Geschäft, nein. Er würde es eines Tages einfach sein.“ S. 16 Wieder kommen Briefe, diesmal mit dem Landeswappen – wieder kommt ein Umzug, mitten in der Nacht, nach Frankreich, das große Geld ist plötzlich da, ein Haus wird gemietet und die Mutter geht einkaufen oder putzt. Es wird nicht die letzte plötzliche große Veränderung im Leben der Familie mit inzwischen drei Kindern sein.

Das Buch ist autobiographisch geschrieben von Arno Frank – der Ton ist unterhaltsam, oft direkt, wenngleich mir dabei mehrere Male kalte Schauer über den Rücken liefen. Es sind nicht die prekäre Lage, der gesellschaftliche Abstieg oder die Wolkenschlösser, die mich schockieren – es ist, wie der Vater das seiner Familie verkauft. Die Banken sind schuld – ja, sicherlich gibt es das. Der Vater verkauft etwas – sicher, doch bereits als Autoverkäufer erklärt er seinem Sohn, wie genau man andere zu betrügen hat. Viel später wird er die Tochter zum Handtaschendiebstahl anstiften. Und die Mutter? Wenn es eng wird, sitzt sie da und lutscht Daumen.

Arno Frank wurde im selben Jahr wie ich geboren, seine Kindheit streift die Ereignisse meiner eigenen Jugend: die Terroristenplakate in der Post, die Grünen, Kießling, Tschernobyl. Doch fast völlig fehlen die sonstigen Erlebnisse der Kindheit, wie sie zum Beispiel in Stephan Lohses „Ein fauler Gott“ Nostalgie hervorriefen – zu stark ist das Leben der Familie zwischen Überfluss und Flucht jenseits aller Normen. Meisterhaft, wie der Autor die Ausblendung der Realität in Bilder fasst. Der Ich-Erzähler klammert sich an seinen Diercke-Schulatlas auf der Flucht quer durch Europa, der kleine Bruder trägt immer Schwimmflügel, auch, als der Pool schon längst auf der Flucht zurück gelassen wurde. Auch die scheinbaren Verbesserungen können überfordern: „Zunächst lässt meine Schwester, die so viel Platz gar nicht gewohnt ist, sich in ihrem Wandschrank häuslich nieder.“ S. 93

Wohin das führt, ist klar; es geht mehr darum wie meisterhaft das dargestellt wird, wie lange die Realität ausgeblendet wird, auf Abstand gehalten werden kann, bis die Erkenntnis kommt: „Ich habe es satt, nur auf Sicht zu fahren, wenn es hinter jeder Ecke schlimmer wird. Ich habe die Anfänge satt, die ins Leere laufen S. 259 Leseempfehlung. Tolle Sprache, grandiose Bilder – und eine schlicht wahnsinnige Geschichte.

War diese Rezension hilfreich?
N/A

Ein Junge - der Autor selbst - erzählt von seiner Kindheit in einer dysfunktionalen Familie.
Der Vater ist ein charmanter Hochstapler und Betrüger, die Mutter passiv und schicksalsergeben. Vor den Gerichtsvollziehern und der Polizei flieht die Familie nach Südfrankreich und lebt dort zuerst auf großem Fuß - bis das ergaunerte Geld zu Ende geht.. Die Flucht über Lissabon endet in einem bayerischen Gasthof hinter Erding und der Junge und seine Schwester empfinden das Ende der Odyssee .als Erlösung. Endlich wieder geordnete Verhältnisse!. Dabei liebt der Junge seine Eltern und möchte dem Vater gerne alle Lügen glauben. ....

Absolut toll erzählt, anrührend, traurig und witzig.. Wer "Tschick" von Herrndorf mochte, wird auch dieses Buch mögen. Eine Leseempfehlung auch für Heranwachsende!
.

N/A
War diese Rezension hilfreich?
N/A

Eine unglaublich schöne aber tragische Familiengeschichte, wie man sie nicht jeden Tag liest. Atemlos verfolgt man die Gaunereien der Eltern und hofft , sie mögen eine Ausstieg aus der Spirale finden, schon der Kinder wegen Doch es muss alles bis zur bitteren Neige durchlebt werden. Frank Arnos Erinnerungen an seine Kindheit mit chaotischen Eltern beeindrucken.

N/A
War diese Rezension hilfreich?

eine ebenso beeindruckende wie beklemmende Lebensgeschichte:
Nach der Lektüre dieses Romans mag man kaum glauben, dass der Autor tatsächlich seine Familiengeschichte aufgeschrieben hat, so unfassbar ist das, was er hier sein jugendliches Ich schildern lässt. In dieser wahren, erfundenen Geschichte bleibt offen, was tatsächlich passiert und was dazu erfunden wurde, die schlichte und zum Teil distanziert wirkende Erzählung hat mich in jedem Fall beim Lesen durch ein Wechselbad der Gefühle geschickt zwischen Mitleid, Entsetzen, Abscheu und Traurigkeit.
Es beginnt scheinbar harmlos mit der Schilderung des Lebens einer scheinbar ganz normalen Familie. Vater, Mutter drei Kinder und zwei Hunde, der Vater arbeitet in einem Autohaus und träumt davon, dass die Prophezeiung einer Wahrsagerin in Erfüllung geht, die ihm großen Reichtum vorhergesagt hat.
„Es steht eben jeden Tag ein Dummer auf“, lautet das Lebensmotto des Vaters. „Es gibt eben Dummköpfe. Man muss sie nur finden. Oder, besser noch, sich von den Dummköpfen finden lassen.“ Doch die kleinen Geschäfte des Vaters gehen nicht immer gut, die Kinder finden es spannend, sich ab und zu vor der Polizei zu verstecken und in neue Häuser zu ziehen, weil die Eltern es ihnen als Abenteuer verkaufen. Eines Tages, der Ich-Erzähler ist 13 Jahre alt, ist der Vater doch zum großen Geld gekommen, die Eltern feiern begeistert, brechen zuhause alle Zelte ab und reisen in einer Nacht-und Nebel-Aktion mit der Familie nach Frankreich an die Côte d’Azur. Auch der 13-jährige Sohn genießt die Freiheit und die Sonne des Südens und will die Risse nicht wahrhaben, die sich nach und nach aufzeigen, je mehr das ergaunerte Kapital zur Neige geht, sondern bewundert den Ideenreichtum des Vaters, der seine Mitmenschen mit seinem Charme um den Finder wickelt. Als dann Interpol auf ihre Spuren kommt, gehen die Flucht und der Absturz der Familie weiter.
Mit der Zuspitzung der Ereignisse ändert sich auch die Stimmung der Erzählung, der Leser leidet insbesondere mit den Kindern mit, die zunächst naiv wirken und dann erwachsener als ihre Eltern, die nicht nur vor der Polizei sondern auch vor der Realität auf der Flucht sind.
Die Schilderungen sind teils schlicht, teils naiv und treffen dann mit ihren verstörenden Details mitten ins Herz, eine ebenso beeindruckende wie beklemmende Reise in die Vergangenheit.

War diese Rezension hilfreich?

Ein eindrücklicher, trotz der ernsten Grundthematik unterhaltsamer Roman, den ich wegen des wenig einladenden Covers beinahe gemieden hätte. Ein unerwartetes Lese-Highlight dieses Jahres!

War diese Rezension hilfreich?

Die Memoiren eines Überlebenden
denn die emotionale Tour de Force, die der Autor Arno Frank sein literarisches Alter Ego in seinem Roman „So, und jetzt kommst du“ schildern lässt, hätte ein weniger resilientes Kind möglicherweise nicht überstanden, um es erwachsen und dem entwachsen dann 30 Jahre später aufzuschreiben.

Arno Frank, Jahrgang 1971, erfolgreicher Kulturjournalist, erzählt in seinem Debut, wenn auch fiktional bearbeitet, eine Episode aus seiner Kindheit. Eine Kindheit so fern eines „Familie Beimer“-Glücks, so weit entfernt von „Miraccoli“-Glücksseligkeit, wie man sich das nicht freiwillig vorstellen mag und doch gibt es auch diese.

Es erzählt die Geschichte eines Mannes aufgewachsen im bürgerlichenWohlstand nach dem Krieg. Eine Geschichte von Vater, Mutter, Kind. Die Geschichte seines Vaters.

Als Junge verheißt eine Wahrsagerin in einem französischen Wanderzirkus dem Vater Reichtum, so beginnt der stets seine zukünftige Erfolgsgeschichte. Nicht zu früh im Leben, für ihn anstrengungslos, einfach so. Diese Prophezeiung bestimmt von nun an seine Gedanken: irgendwann wird er reich sein. Seit dem scheint er auf diesen Tag zu warten. Quält sich nicht fürs Abitur, denn er der eh klüger ist als die anderen, braucht es nicht, er wird reich sein. Fügt sich zwar dem Druck der Eltern einer Ausbildung. Verwaltungsfachangestellter in der deutschen Provinz, doch dies kann nur der erste Schritt zu etwas viel Höherem sein, zu dem er sich und das Schicksal selbst ihn doch berufen sahen. Er weiß doch, Fortuna warte schon hinter der nächste Ecke.

Dieser junge Mann, Jürgen Frank, heiratet eine junge Frau, die an ihn und sein Schicksal glaubt. Sie wird nicht nur die Frau an seiner Seite, sondern die Frau, die Rücken an Rücken bedingungslos zu ihm steht. Die beiden werden Eltern. Die Eltern von Arno Frank und seinen zwei jüngeren Geschwistern.

Und Arnos Vater lebt seinen Traum eines Tages reich zu sein, hilft dem auch gerne etwas nach. Wie er das macht, hat nichts gemein mit dem Charme eines Hochstaplers à la Felix Krull, Mr. Ripley oder Frank William Abagnale Junior. Stapeln kommt aus dem Rottwelsch und bedeutet betteln, etwas, was Jürgen so gar nicht einfiele. Das tun nur die Schwachen, die Dummen, nicht er.

Ob er nun beim Gebrauchtwagenverkauf den Unfallschaden unterschlägt, auf Pump erstandene „do-it-yourself“- Kübelwagen Bausätze plus Naz-Devotionalien als Goodie Ewiggestrigen anpreist, im Cardin Anzug im Spielcasino das ultimative System beim Roulette spielt, oder aber 300.000 DM unterschlägt. Sein Tun hat nichts Sympatisches, auch nicht für die Leser.

Er lebt ohne jede Rücksicht auf Verluste. Und die gibt es en masse: Job, Haus, Heimat, Freunde, Familie, gefüllte Mägen und vor allem das Vertrauen und wohl auch die Liebe seiner Kinder. Alles verliert sich. Seine Sicht gilt ihm.

In 40 aufwühlenden, athmosphärisch dichten Kapiteln, den jeweiligen Aufenthaltsorten zugeordnet, erzählt der kleine, dickliche Junge von der Flucht seiner Familie erst aus dem Eigenheim neben der Oma und bald quer durch Europa. Der Vater hetzt seine Familie von Kaiserslautern an die Côte d’Azur, weiter nach Lissabon, zurück über Paris und Kaiserslautern und weiter in die Nähe von München, immer in Angst vor Entdeckung. Irgendwann auch mit der Angst die er auf seinem Dierke Weltatlas verfolgt, um sich selbst noch verorten zu können. Es gelingt Frank den Leser auch an der emotionalen Achterbahnfahrt teilhaben zu lassen, die immer mehr Fahrt aufnimmt, so dass dem Leser ganz schlecht wird, und er nur noch hofft, jemand möge diesem Irrsinn ein Ende machen.

„So, und jetzt kommst du“ folgt stets den aberwitzigsten, pseudo-klugen Erklärungen à la „Jürgen und wie er die Welt sieht“, die nur so aussehen, als wollten sie den Kommunikationsstab an den Sohn weiterreichen. Eigentlich geht es ihm nur um stumme Bestätigung, um Streicheleinheiten für sein Ego, um sich selbst. Als die Kinder ihn mehr und mehr durchschauen, sein Handeln in Frage stellen, ihm gar widersprechen, wird aus dem Aufschneider, aus dem Betrüger und Dieb ein brutaler Schläger.

Diese Szenen, überhaupt viele Szenen waren nur schwer zu ertragen. Frank fängt das Grauen im Kleinen wie im Großen mit ausdrucksstarken Bildern ein und findet selbst für die stummen Nichthandlungen, für das kleisterhafte Warten auf Erlösung zarte Worte mit der Wucht eines Wassertropfens.

Der Spuk ist vorbei etwa mit Ausbruch von Tschernobyl 1986. Arno ist zurück in der Nähe von Kaiserslautern, auf einem Gymnasium mit Blick auf den Gefängnishof seines Vaters, der die Familie verlässt.

Er hat überlebt, um welchen Preis kann der Leser nur ahnen.

War diese Rezension hilfreich?

LeserInnen dieses Buches mochten auch: