Die Diktatur der Wahrheit

Eine Zeitreise zu den ersten Querdenkern

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Erscheinungstermin 19.02.2022 | Archivierungsdatum 18.05.2022

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Zum Inhalt

Nicht rechts, nicht links, sondern rückwärts: Woher kommen die Querdenker?

Meditation und Reichsflaggen – wie passt das zu­sammen? Die Proteste gegen die Corona-Maßnahmen und die Debatte um die Impfpflicht machen wieder sichtbar, was die Geschichtsschreibung lange ignorierte: Die Bedeutung spirituell-rationalitätskritischer Bewe­gungen jenseits von rechts und links. Vor 100 Jahren gab es die ersten Querdenker. Heute haben sie wieder Konjunktur. Dieses Buch ist eine erhellende Reise zu den Epizentren von damals und heute. 

Im Berliner Scheunenviertel, wo mit den »Hygienedemos« im April 2020 die Bewegung der Corona-Leugner:innen begann, gründete 1918 Filareto Kavernido seine Kommune. In Stuttgart, wo Querdenken den größten Zulauf findet, vereinigte Gusto Gräser vor hundert Jahren gegenkulturelles Hippietum und Impf-Feindschaft. Und in der rechten Hochburg Hildburghausen ließ der Maler und völkische »Christrevolutionär« Max Schulze-Sölde seinerzeit die Grenzen von Links und Rechts verwischen. Sie alle sind der Ursprung einer spirituellen Querfront, die heute auf den Straßen und in der gesellschaftlichen Debatte präsent ist.
Wie schnell kann Harmlosigkeit in Totalitarismus kippen? Was bleibt von den alten Utopien, nachdem sie von rechts vereinnahmt wurden? Mit großer Sensibilität gelingt Steffen Greiner die Dokumentation einer deutschen Unterströmung, deren Einfluss auf das Freiheitsverständnis vieler Menschen zu lange unterschätzt wurde.

Nicht rechts, nicht links, sondern rückwärts: Woher kommen die Querdenker?

Meditation und Reichsflaggen – wie passt das zu­sammen? Die Proteste gegen die Corona-Maßnahmen und die Debatte um die...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783608500172
PREIS 20,00 € (EUR)
SEITEN 272

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Steffen Greiner - Die Diktatur der Wahrheit

Meinung
Ich hab das Buch gelesen, ob ich es verstanden habe, steht auf einem anderen Blatt.
Es darf ja jeder seine Meinung haben, und wenn die Querdenkerbewegung schon so alt ist, wie hier beschreiben
dann hat sie ja auch eine gewisse Berechtigung in unserem Land.
Schrecklich finde ich die Impfgegner, die sich und damit viel Andere gefährden
Und der rechte Pöbel ist auch nicht meins.
Nazis hatten wir lange genung, dafür muß man nicht auf die Straße gehen.
Ich denke jeder der zu den Querdenkern gehört sollte dieses Buch lesen und sich Gedanken
machen, warum er ist, wie er ist

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«Querdenken» ist eigentlich eine Denkmethode, die als Kreativitätstechnik zur Lösung von Problemen oder zur Ideenfindung eingesetzt wird. In der Coronakrise hat das Wort eine neue Bedeutung erhalten: Querulanten, die sich gegen Wissenschaft und Massnahmen stellten, bezeichneten sich selber als Querdenker. In diesem Buch geht Steffen Greiner historischen Querdenkern nach. Den Anstoss dazu haben die seltsamen Mischungen an den Corona-Demonstrationen gegeben. Da protestierten Kiffer mit Dreadlocks neben rechtsnationalen Glatzköpfen – ganz Links und ganz Rechts vereinte sich plötzlich im verqueren Protest. Greiner zeigt, dass das nichts Neues ist: Historisch haben sich Linke und Rechte immer wieder zusammengetan, als würden sie selbstverständlich zusammengehören. Der Blick zurück zeigt: «Hippies und Nazis, ja, das geht, das ist nicht einmal selten. Es gibt eine Geistesgeschichte sozialanarchischer Strömungen von rechts.» Diese queren Mischungen finden sich laut Greiner bei den frühen Grünen und in zahlreichen antimodernistischen Tendenzen der historischen Hippies. Ihren Ausgangspunkt haben all diese Bewegungen in der sogenannten Lebensreform des späten 19. Jahrhunderts, einem Konglomerat von Strömungen, die bis heute wirken, die sich um die Utopie des guten Lebens drehen, bei Vegetarismus und neue Mode beginnen, aber die Reinheit gleichzeitig dorthin drehen, wo sie bedrohlich wird, wo es darum geht, das Andere draussen zu halten.

Eigentlich sagt es schon der Name «National-Sozialisten»: In dieser Selbstbezeichnung verbinden sich die Linke und die Rechte. Es ist ursprünglich der Versuch, «das emanzipative Element des Sozialismus in eine homogene, klassenlos gedachte Volksgemeinschaft zu überführen», schreibt Greiner. Die frühe SA habe sich dezidiert als antikapitalistisch verstanden – und im Antisemitismus ein Element gefunden, «auf das sich linke wie rechte Kapitalismuskritik immer verlässlich stützen konnte». Auch in den 70er Jahren haben Neonazis versucht, «über das gemeinsame Ziel – den Sturz der bürgerlichen Ordnung – Verbündete auf Seiten der Punks und Linksautonomen zu finden».

Den Anfang dieses Querdenkens sieht Steffen Greiner in den 1920er-Jahren bei Männern wie Louis Haeusser, einem Wanderprediger und Politik-Aktivisten, bei Gusto Gräser, einem Künstler und Aussteiger und bei Max Schulze-Sölde, einem Maler und selbst ernannten Heiligen. Später werden diese Wanderheiligen, Naturmenschen und Naturpropheten auch «Inflationsheilige» genannt. Insbesondere während der Inflation hatten apokalyptische Gruppen und Kulte in Deutschland viel Zulauf. Von diesen «spirituellen Querfronten» zieht Steffen Greiner eine grosse Diagonale in unsere Zeit zu Coronaleugnern, QAnon-Jüngern und Reichsbürgern, zu Anti-Mainstream-Aktivisten, Lügenpresse-Skandierern und Verschwörungstheoretikern. Die Reduktion komplexer politischer Systeme auf einen symbolischen Ausdruck sei in ihrem Kern totalitär. «Gerade insofern sie diese Sehnsucht nach Masse in eine Rhetorik von einem zentralen, maximal autonomen Ich denkt, erscheint sie mit Haeusser und den Inflationsheiligen verwandt», schreibt Greiner. «Darum schlage ich vor, die Lebensreform und die Inflationsheiligen als die Ursuppe einer besonderen Art der Querfront zu verstehen, die unterhalb der Flügelkämpfe stets schwappte und jetzt die Hauptrolle übernimmt: einer spirituellen.» Greiner postuliert also «spirituellen Querfronten», deren Wurzeln bis in die 20er Jahre reichen und letztlich Ausdruck eines besonderen Bedürfnisses der (deutschen) Gesellschaft seien. Eine spannende These.

Steffen Greiner: Die Diktatur der Wahrheit. Eine Zeitreise zu den ersten Querdenkern. Tropen, 272 Seiten, 29.90 Franken; ISBN 978-3-608-50017-2

Erhältlich ist das Buch hier: https://www.biderundtanner.ch/detail/ISBN-9783608500172

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Eine Übersicht über sämtliche Buchtipps finden Sie hier:

https://www.matthiaszehnder.ch/buchtipp/

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"Die Diktatur der Wahrheit" ist ein faszinierendes Sachbuch, das angesichts der in Deutschland 2020/21 erstarkenden rechts-spirituellen Querdenker-Bewegung einen Blick zurück in die Geschichte wirft. Autor Steffen Greiner zieht Parallelen zwischen der Lebensreformbewegung des 20. Jahrhunderts und den Querdenker*innen heute, ohne die Komplexitäten und Nuancen der jeweiligen Bewegungen zu übergehen. Es ist spannend zu lesen, wie bestimmte religiöse und spirituelle Ideen mit politischer Ideologie verknüpft wurden. Mal sind es marxistische, mal nationalsozialistische Ideologien. Was hervor sticht, ist, dass es meist charismatische und eigenwillige Persönlichkeiten sind, mit kruden Thesen und Beharrlichkeit, die diese Bewegungen am Leben halten.
Mitunter ist es mir etwas schwer gefallen, den Überblick zu behalten über die Personen und ihre jeweiligen Ansichten und Motivationen. Dennoch war es ein interessantes und sehr wichtiges Buch.

Herzlichen Dank an NetGalley und den Klett-Cotta-Verlag für das kostenlose Rezensionsexemplar!

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Steffen Greiner begibt sich in diesem Buch auf eine Reise in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, wo er die Ursprünge der heutigen "Querdenken"-Bewegung erforscht.

Impfgegnertum und die Skepsis gegenüber diffuser "Eliten", verknüpft mit Antisemitismus und einer gehörigen Prise Umwelt- und Heimatschutz sind keine moderne Erfindung, sondern auch vor 100 Jahren gab es schon selbst ernannte Christus-Imitatoren, Prediger und Demagogen, die auszogen um der Menschheit ihre Weisheiten zu präsentieren und ein neues Selbst zu schaffen und nicht wenige davon gerieten in den Strudel völkischer und rechtsextremer Bewegungen.

Eine Handvoll dieser obskuren Gestalten lernen wir in diesem Buch kennen, lesen über ihre zum Teil verkorksten Leben, ihre absurden Vorstellungen und ihre Verbindungen untereinander und zu den wichtigen künstlerischen, gesellschaftlichen und politischen Organisationen ihrer Zeit. Sehr häufig musste ich schmunzeln, so irre sind die Dinge die man hier liest, aber irgendwie bleibt einem das Lachen dann doch im Hals stecken, wenn man überlegt, welche Folgen solcher Fanatismus haben kann.

Die Informationsdichte im Buch ist enorm hoch, wir erfahren eine Menge über die Querdenken-Bewegung, ihre Vordenker, ihre Anführer und warum sie scheinbar anschlussfähig an alle politischen und gesellschaftlichen Gruppen ist. Ich habe gelernt, warum rechte Ideologien und Naturschutz so häufig Hand in Hand gehen und woher eigentlich die Hufeisen-Theorie stammt. Und noch vieles mehr. Das ist ein Vorteil des Buches, aber auch ein kleiner Nachteil, denn der Autor springt in seiner Erzählung leider sehr häufig in den Zeitlinien und Erzählsträngen und es gibt viele Themensprünge, was es etwas anstrengend zu lesen macht. Ich musste es tatsächlich zweimal lesen um es vollständig erfassen zu können, das passiert mir sehr selten.

Ich vergebe daher 4.5 Sterne und empfehle das Buch wärmstens über alle, die die Querdenken-Bewegung und die dahinterstehenden Ideologien, sowie die vielen ungünstigen Verquickungen besser verstehen wollen.

Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des digitalen Leseexemplars!

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