Die Wahrheit der Dinge

Gesprochen von Herbers Schäfer
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Erscheinungstermin 22.04.2021 | Archivierungsdatum 04.06.2021

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Zum Inhalt

Wo beginnt Schuld, wo endet Gerechtigkeit? Frank Petersen, Strafrichter aus Leidenschaft, ist überzeugt von der Unfehlbarkeit des Rechts. Seine Urteile, so sein Selbstverständnis, sind objektiv und gerecht. Bis eines Tages sein Leben völlig aus den Fugen gerät. Und er plötzlich über sich selbst richten muss.Ein umstrittenes Urteil löst heftige Kritik an Petersen aus, selbst seine Familie wendet sich von ihm ab. Der Vorwurf seiner Frau, er sei selbstherrlich, voreingenommen und lasse sich von Vorurteilen leiten, ist ein vernichtender Schlag für ihn, der ein altes Trauma aufreißt: Corinna Maier, die in seinem Gerichtssaal den rechtsradikalen Mörder ihres Sohnes erschossen hat, bevor Petersen sein Urteil verkünden konnte. Mit einem Mal steht alles in Frage: seine Integrität als Richter, als Ehemann, als Vater. Aus seiner Sicht gibt es nur einen Ausweg: Er muss sich selbst mit Fragen konfrontieren, die er sich nie zu stellen getraut hat …

Wo beginnt Schuld, wo endet Gerechtigkeit? Frank Petersen, Strafrichter aus Leidenschaft, ist überzeugt von der Unfehlbarkeit des Rechts. Seine Urteile, so sein Selbstverständnis, sind objektiv und...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Hörbuch, Ungekürzt
ISBN 9788726870626
PREIS 17,45 € (EUR)
DAUER 7 Stunden, 55 Minuten

Auf NetGalley verfügbar

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Dieses Hörbuch, angelehnt an wahre Begebenheiten in den 80er/90er Jahren, hat mich von Beginn an gefesselt. Die Stimme des Sprechers passt hervorragend zum Inhalt des Romans. Ich würde es jedem ans Herz legen, der auch die Bücher von Ferdinand von Schirach mag. Der Grat zwischen Unrecht und Gerechtigkeit, Wahrheit und Unwahrheit ist schmal. Ein bedächtiger, tief emotionaler Roman, der äußerst aktuell und wichtig ist.

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Ein ganz ungewöhniches Buch.
Sehr gut gesprochen von Herbert Schäfer.
Die beiden Gerichtsprozesse beruhen auf wahren Begenheiten, sind aber leicht abgeändert worden. Denn eigentlich hatten sie nichts miteknander zu tun. Der Autor Markus Thiele hat sie durch seine Charaktere miteinander verbunden.

Erzählt wird meistens aus der Ich-Perspektive eines Richters und das alleine ist schon super interessant. Was macht sich ein Richter für Gedanken über seine abgeschlossenen Fälle? Was legt er für moralische Maßstäbe an, um einen Utteilsspruch zu fällen jnd das Strafmaß bestimmen? Wie sehr nimmt sein Umfeld, seine Familie Einfluß auf ihn und sein handeln?
Sehr interessante Fragen, auf die es hier viele Antworte gibt. Manchmal etwas zu ausschweifend.

Manchmal erzählt auch Corinna Meyer in der Vergangenheit, wie sie ihren Mann Steve kennenlernt, was ihm und später seinem Sohn passiert.. Diese Erinnerungen fand icb an manchen Stellen fast noch interessanter als die des Richters.
Ein Buch, das sehr zum nachdenken anregt. Und auch wenn ich (aufgrund der Weitschweifigkeit der Gedanken des Richters) 1 Stern abgezogen habe, ist dies ein Buch, das ich absolut empfehlen kann.. Nicht nur für Justizinteressierte, denn leider ist es immer noch ein sehr aktuelles Thema.

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Ich habe "Die Wahrheit der Dinge" als ungekürztes Hörbuch gehört.

Der Sprecher Herbert Schäfer versteht sein Handwerk und moduliert auf angenehme und unaufdringliche Weise die Geschichte.

Im Mittelpunkt steht zum einen der Strafrichter Petersen, der an einem Punkt seines Berufslebens angekommen ist, in dem er spürt, dass er sich und seine Arbeit hinterfragen muss. Auch, weil seine Familie ihm unterschwellig Vorurteile und Fehlverhalten unterstellt. Zum anderen ist es eine junge Frau, die in einer von Petersens Verhandlungen den mutmaßlichen Mörder erschießt.

Man merkt, dass Autor Markus Thiele als Rechtsanwalt vom Fach ist. Er weiß, wovon er schreibt. Die Art, wie er vor allem seinen Richter über Schuld und Sühne, über Vorurteile, Fremdenfeindlichkeit, Selbstjustiz und Berufsethik reflektieren lässt, ist eindringlich, glaubwürdig und facettenreich. Die zentralen Fragen, wie der Mensch sich im geltenden Rechtssystem zurechtfinden kann, wie Gesetze und Gefühle in Einklang gebracht werden müssen, das liest bzw. hört sich einfach gut, regt zum Nachdenken an und unterhält ohne einen imaginär gehobenen Zeigefinger. Hervorragend.

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Inhalt:

Frank Petersen, Strafrichter aus Leidenschaft, ist überzeugt von der Unfehlbarkeit des Rechts. Seine Urteile, so sein Selbstverständnis, sind objektiv und gerecht. Bis eines Tages sein Leben völlig aus den Fugen gerät. Und er plötzlich über sich selbst richten muss.

Ein umstrittenes Urteil löst heftige Kritik an Petersen aus, selbst seine Familie wendet sich von ihm ab. Der Vorwurf seiner Frau, er sei selbstherrlich, voreingenommen und lasse sich von Vorurteilen leiten, ist ein vernichtender Schlag für ihn, der ein altes Trauma aufreißt: Corinna Maier, die in seinem Gerichtssaal den rechtsradikalen Mörder ihres Sohnes erschossen hat, bevor Petersen sein Urteil verkünden konnte. Mit einem Mal steht alles in Frage: seine Integrität als Richter, als Ehemann, als Vater. Aus seiner Sicht gibt es nur einen Ausweg: Er muss sich selbst mit Fragen konfrontieren, die er sich nie zu stellen getraut hat …



Meine Meinung:

Das Buch lässt mich zwiegespalten zurück. Der Schreibstil ist zwar flüssig und spannend und auch die Aufteilung in zwei Zeitebenen bzw. zwei unterschiedliche Geschichten ist sehr interessant. Allerdings fehlt mir in beiden Bereichen einfach der nötige Tiefgang, den die Fälle jeweils verdient hätten. Da beide Fälle auf einer wahren Begebenheit beruhen, hat man natürlich ein gewisses Hintergrundwissen und weiß vieles auch. Trotzdem finde ich, hätte man auf einiges näher eingehen können.

Die Charaktere des Buches sind allerdings wirklich gut ausgewählt und beschrieben und man kann nach und nach eine Bindung zu der jeweiligen Person aufbauen. Das gefällt mir wiederum sehr sehr gut. Auch die Selbstzweifel des Richters werden sehr gut beschrieben und man kann deutlich erkennen, das es nicht immer leicht ist, eine Situation, eine Tat etc. zu beurteilen, wenn man nicht beide Seiten der Medaillen kennt. Gerade in Corinna konnte ich mich, nachdem ich ihre Geschichte erfahren habe sehr gut rein versetzen, sie hat mich wirklich überrascht.

Insgesamt ein lesenswertes Buch, bei dem ich mir allerdings noch etwas mehr Tiefgang gewünscht hätte. Wie bereits am Anfang erwähnt, ich bin bei diesem Buch sehr zwiegespalten und ziehe für den fehlenden Tiefgang 1 Stern ab.



Mein Fazit: Trotz fehlendem Tiefgang. 4 Sterne.

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Gesetze, Gerechtigkeit und die Frage nach der Wahrheit

Bereits Echo des Schweigens aus der Feder von Markus Thiele, der als Rechtsanwalt weiß von was er schreibt, hat mich äußerst gut unterhalten und deshalb habe ich mich sehr auf seinen neuen Titel gefreut. Ich wurde nicht enttäuscht und hier ist nicht nur der Roman großartig, sondern auch die Umsetzung als Hörbuch, zu der ich aufgrund der vollständigen Lesung gegriffen habe, hat mir sehr gefallen.

Der für seine sachlichen Urteile bekannte Strafrichter Frank Petersen, der bisher fest davon überzeugt war, dass er seine Arbeit stets frei von Gefühlen und sachlich korrekt macht, steckt in einer tiefen Lebenskrise. Seine Ehefrau Britta ist mit ihrem gemeinsamen Sohn aus und zu ihren Eltern gezogen. Davon, dass er sie braucht, dass sie ihn nicht alleine lassen soll, wie sehr er beide vermisst, nimmt sie kaum Notiz. Mehr Zeit und Abstand von ihm, da er so furchtbar selbstgerecht sei, ist das was sie und Sohn Jannis brauchen. Ist tatsächlich etwas dran an ihrem Vorwurf, den er bislang guten Gewissens von sich weisen konnte? Immer mehr Zweifel kommen ihm, als dann noch ein Urteil in Revision gehen soll. Sollte es tatsächlich wieder aufgehoben werden? Muss er nicht nur sich selbst, sondern auch seine Urteile hinterfragen?

Der Autor lässt einen zum einen in Hamburg im Jahr 2015 an Petersens Selbstzweifeln, seinen Versuchen sich Bestätigung bzw. die Einschätzung von anderen zu holen und auch seinem sonstigen Handeln im Jetzt, teilhaben. Da er eine Renovierungsaktion startet, werden auch immer wieder Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse mit seiner Frau und seinem Sohn wach. Zudem fehlt der eine oder andere Blick auf alte Straffälle nicht. In einem zweiten Handlungsstrang, der sich mit diesem abwechselt und der in der Vergangenheit spielt, lernt man Corinna Meier, die vor ihrer Gefängnisentlassung steht, kennen. Sie hat vor einigen Jahren, bevor er am Schlusstag sein Urteil verlesen konnte, den Mörder ihres Sohnes im Gerichtssaal erschossen, weswegen er sich immer noch Selbstvorwürfe macht. Ist er damals nicht achtsam genug gewesen? Sie hat bereits zwanzig Jahre vor dem Mord an ihrem Sohn dessen Vater ebenfalls aufgrund rechtsextremer Gewalt verloren.

Der ergreifende, fesselnde Sprachstil des Autors hatte mich von der ersten Seite ab, beginnt es doch schon so bewegend mit dem Prolog, bei dem man Zeuge davon wird, wie Corina Meier im Gerichtssaal schießt. Ein Stückchen Wahrheit aus einem von zwei realen Fällen, die Markus Thiele hier gekonnt mit Fiktion verwebt. Dann bekommt man Frank Petersen vorgestellt und der war mir von Anfang an sympathisch. Aufrecht korrekt, so wie ich ihn hier kennenlernen durfte, habe ich mich sofort gefragt, warum ihm seine Frau wohl seine selbstgerechte Art, die ich noch nicht feststellen konnte, vorwerfen kann und meine Neugier war geweckt. Dass man erst nach und nach erfährt, was der Auslöser dafür war, dass sie ihre Sachen gepackt hat, ist äußerst geschickt gemacht und bietet gelungene Wendungen, die einen noch einmal abwägen und umdenken und so auch die Gedankenkreisel der Hauptfigur noch besser nachfühlen lassen. Ebenfalls erst nach und nach bekommt man mit Petersen eine Antwort auf die Frage, was Corinna Meier dazu veranlasst hat, vor der Urteilsverkündung zu richten und auch darauf, warum ihn das Urteil, das in Revision gehen soll, so beschäftigt. All das hat mich sehr ans Buch gefesselt und ich habe gebannt gelauscht. Zudem hat mir gut gefallen, dass man unheimlich viele Anstöße zum Reflektieren, Grübeln und Abwägen bekommt und das völlig ohne erhobenen Zeigefinger. Soll und darf man als Richter seinen Ermessensspielraum neben sachlichen Fakten, Beweisen und Gesetzen auch aufgrund von Gefühlen ausnutzen? Rechtfertigen Ängste oder auch Befindlichkeiten in der eigenen Familie ein solches Verhalten? Welchen Platz haben Emotionen, wenn man sowohl als Richter als auch als Mensch Urteile über andere fällt und sich Meinungen bildet? Was darf man sagen, was behält man lieber für sich, gerade auch wenn es schnell als Fremdenfeindlichkeit abgestempelt werden kann? Frank Petersen wird vom Autor, der vielleicht aus seiner Berufserfahrung sogar den einen oder anderen Selbstzweifel kennt, authentisch, vielschichtig und äußerst glaubwürdig dargestellt und auch die anderen Charaktere sind gelungen gezeichnet.

Ein sehr glückliches Händchen hat der SAGA Egmont Verlag bei der Auswahl des Sprechers bewiesen. Herbert Schäfers angenehmer, sonorer Stimme habe ich unheimlich gerne zugehört. Ihm gelingt es grandios die Atmosphäre des Romans und auch die Emotionen Petersens zu transportieren.

Alles in allem ein fesselnder Roman, der gekonnt Fiktion mit Wahrheit verwebt, der seine Leser über Schuld und Sühne, über Vorurteile, Fremdenfeindlichkeit, Selbstjustiz und auch die Berufsethik eines Strafrichters reflektieren lässt. Dafür haben sich Autor Markus Thiele und Sprecher Herbert Schäfer mit ihrem Gemeinschaftsprojekt fünf Sterne redlich verdient.

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Die Wahrheit der Dinge: 4 Sterne

Dieses Buch war eine faszinierende Geschichte aus mehreren Sichten und hat mich von Anfang an gefesselt. Wenn man Bücher mag, welche einen zum Nachdenken anregen und Weltprobleme nicht nur ansprechen, sondern auch weiter auseinander nehmen, kann ich es nur empfehlen.
Wir folgen der Geschichte eines Richters und der Geschichte einer Frau, welche in seinem Gerichtssaal den Angeklagten erschossen hat. Beide Geschichten sehen wir aus verschiedenen Jahren und sie fügen sich immer mehr zu einem gesamten Bild zusammen.
Der Richter ist dabei sich selbst zu verlieren und wird neben Problemen in der Familie, vor allem durch seinen Beruf, wieder mit der Geschichte von der Frau von damals konfrontiert. Es lässt ihn nicht los was sie getan hat und er braucht endlich Antworten.
Währenddessen erfahren wir nach und nach was sich im Leben der Frau zugetragen hat und warum alles so gekommen ist wie es letztlich geschehen ist.

Fragen der Moral und der Prioritäten im Leben kommen in diesem Buch viele auf. Ich habe diese Charaktere sehr gerne auf ihrer Reise begleitet. Der Schreibstil war wundervoll und auch das Hörbuch war sehr gut gesprochen.

Das ganze wird abgerundet mit einem Endwort, welches von 2 Fällen berichtet, welche dieses Buch inspiriert haben. Durch den Bezug wird die Geschichte noch prägender und die düsteren Vorkommnisse werden einen noch mehr treffen. Großes Lob an dieses Buch, welches einem Genre entspricht, das ich selbst eher selten lese.

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Markus Thiele hat mit seiner klaren und offenen Sprache mich sofort gepackt und es geschafft, dass ich mich in beide Charaktere, Strafrichter Peterson und auch Corinna Meyer, hineinversetzen konnte. Ich fühlte mit ihnen und war zu jeder Zeit gefesselt und gespannt, wie sich beide Leben weiterentwickeln. Und dies alles gebettet in das Justizsystem.
Thiele schreibt in 2 Zeitebenen, sodass der Leser Stück für Stück die vergangenen Geschehnisse verfolgt und in der Gegenwart die Folgen nachvollzieht. Es gelingt ihm unglaublich gut, mich als Leser in ein Gedankenchaos zu bringen:
Schuld - Unschuld, wo liegt Gerechtigkeit?
Wie sind die Folgen für jeden einzelnen Beteiligten?
Wer Schirach mag, dem spreche ich ein Lesemuss aus ansonsten eine klare Leseempfehlung.

„Die Wahrheit der Dinge ist die Summe ihrer Unwahrheiten.“ Der Satz - einfach wow.

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Mit Die Wahrheit der Dinge hat der Rechtsanwalt Markus Thiele einen packenden und differenzierten Roman über die Themen Selbstjustiz, Recht und Gerechtigkeit geschrieben. Die Geschichte gibt tiefe Einblicke in die Grauzonen des Rechtssystems und zwingt nicht nur den Protagonisten dazu, sich intensiv mit seiner Wahrnehmung von Schuld und Unschuld auseinanderzusetzen.

Doch nicht nur die Krise des Richters spielt eine zentrale Rolle, sondern auch das Trauma jener Frau, die sich in ihrer Verzweiflung nur noch mit Selbstjustiz zu helfen wusste. So bereichernd die zeitlichen und perspektivischen Wechsel für die Geschichte sind, so schwierig sind sie allerdings für das Hörbuch. Beim Lesen des Buchs sind diese sicher wesentlich besser nachvollziehbar. Insgesamt besteht bei mir dennoch das Gefühl, dass beiden Handlungssträngen nicht ausreichend Genüge getan wurde – sie hätten gut auch nur für sich stehen und einen separaten Roman ergeben können.

Die Arbeit des Sprechers Herbert Schäfer ist dennoch sehr gelungen und macht das Zuhören angenehm.

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Schuld, Gerechtigkeit und irgendwo dazwischen steht das Gesetz. In Markus Thieles Justizroman "Die Wahrheit der Dinge" geht es um einen Richter in privater und beruflicher Krise, den Vorsitzenden einer Strafkammer, der plötzlich an sich und seiner Urteilsfähigkeit klagt, während sein jüngstes Urteil nicht nur eine mögliche Revision durch den Bundesgerichtshof, sondern auch eine Familienkrise heraufbeschwört. Herbers Schäfer als Sprecher gibt ihm eine sonore und doch angenehm zurückhaltende Stimme, der man gerne zuhört.

Es wäre das fünfte Urteil, das der BGH kippt - für Frank Petersen ein Grund, plötzlich alles zu hinterfragen. Ist er voreingenommen, wie seine Frau es ihm vorwirft? soll er erst einmal eine gesundheitlich begründete längere Auszeit nehmen, wie seine Gerichtspräsidentin ihm vorschlägt?

"Die Wahrheit der Dinge" ist kein Justizthriller a la Grisham, wie ja auch ein Strafprozess in einem deutschen Gerichtssaal nicht dem Schlagabtausch wie in den USA oder in Großbritannien gleicht, wo die Prozessbeteiligten eine Gruppe Geschworener von ihrer Sichtweise überzeugen müssen. In einer Strafkammer, in der die professionellen Richter die Mehrheit haben, geht es deutlich spröder zu - auch wenn die Fälle spektakulär sein können. Der Autor ist selbst Rechtsanwalt - mit den Fragen um Schuld und Sühne kennt er sich also ebenso aus wie mit dem Ringen um die Wahrheit vor Gericht. In diesem Roman liegt der Schlüssel zu den großen Fragen oft in den kleinen Einzelheiten - und im Hinterfragen der eigenen Person, wie Petersen lernen muss.

"Unabhängig und nur dem Gesetz unterworfen" soll das Urteil sein, dass ein Richter im Namen des Volkes spricht. In einem wenige Jahre zurückliegenden Fall Petersens hatte die Kammer diese Möglichkeit nicht. Denn am Tag der Urteilsverkündung, dem Tag des letzten Wortes des Angeklagten hat die Nebenklägerin eine Waffe gezogen und den Mann, dem die Schuld am Tod ihres Sohnes vorgeworfen wurde, erschossen.

"Es war geschehen, was niemals geschehen durfte, eine Situation, die auf Anhieb tausend Fragen aufwarf. Doch so unvorstellbar und belastend diese Minuten auch waren, an ihn, den Vorsitzenden der großen Schwurgerichtskammer, stellte man Erwartungen, auch in einem solchen Moment. Er war der Chef, er musste Entscheidungen treffen", erinnert sich Petersen an einer Stelle des Buches an den blutigen Zwischenfall.

Corinna Maier, die Frau, die den Mörder ihres Sohnes erschoss, wurde wegen Totschlags verurteilt. Als sie entlassen wird, holt Petersen sie im Gefängnis ab. Nicht nur, um ihr das Spießrutenlaufen durch die vor dem Gefängnistor wartenden Kamerateams zu ersparen. Mit diesem Fall, so schildert er der Gefängnisdirektorin, sei der Zweifel gekommen, nichts habe mehr Gültigkeit. Meine Urteile sind Mist, mein Sohn spricht nicht mehr mit mir, und jetzt ist mir auch noch die Frau davongelaufen."

Doch bis sich ein zerbrechliches Vertrauen und ehrliches Gespräch zwischen Petersen und Maier, einer verschlossenen und verbitterten Frau, aufbaut, dauert es. Die Suche nach der Wahrheit ist hier nicht allein Sache eines Gerichtsverfahrens, sondern auch im Zwischenmenschlichen - zwischen Petersen und Corinna Maier, aber auch zwischen dem Richter und seiner Frau, seinen Kollegen und nicht zuletzt sich selbst gegenüber.

Das Buch verläuft auf zwei Zeitebenen - in der Gegenwart geht es um den Richter in der Krise, in der Vergangenheit seit 1989 um das Leben der Medizinstudentin Maier, die sich in einen schwarzen südafrikanischen Doktoranden Steve verliebt. Sie träumen von einer gemeinsamen Zukunft, die sie auch die Trennung überstehen läßt, als ihr Freund an einer Außenstelle der Charité in Eberswalde forschen kann. Hier hätte ich die einzige kleine Mäkelei am Sprecher anzumerken. Denn Steves Dialoge werden mit englischsprachiger Färbung gesprochen, die Steve allerdings wie einen Amerikaner und nicht wie einen Südafrikaner klingen lässt.

Der Mann, der noch unter den Bedingungen der Apartheid aufgewachsen ist, erlebt Rassismus auch in Deutschland. Da bietet auch das private Glück keine Zuflucht. Wenige Tage vor der Geburt des gemeinsamen Sohnes gerät er mit zwei anderen Afrikanern in die Hände eines Mobs von Rechtsextremisten, die "Neger klatschen" wollen. Einer springt mit seinen Springerstiefeln auf den Kopf des schon am Boden Liegenden. Steve stirbt nach mehreren Tagen im Koma - der Fall erinnert an Amadeu Antonio Kiowa, der 1990 in Eberswalde eines der ersten Opfer rassistisch motivierter Gewalt in Deutschland wurde.

Nach Steves Tod hat Corinna ihr Medizinstudium aufgegeben, lebt als alleinerziehende Mutter prekär, macht sich zunehmend Sorgen um ihren Sohn und seine ungeklärten Geldquellen. Bis eines Tages die Polizei vor der Tür steht - Jo sei unter verdächtigen Umständen an einer Überdosis Heroin gestorben, die ihm wohl gewaltsam verabreicht worden sei. Wie es dazu kam, erschließt sich allmählich, während immer wieder auch Petersen Rechtfertigungsversuche für sein eigenes Verhalten im Prozess unternimmt.

Unabhängig und nur dem Gesetz unterworfen sollen Richter entscheiden, doch im Fall gegen die Mörder von Steve standen die Richter unter dem Einfluss der Angst, die die Freunde des Angeklagten, im Prozesssaal verbreiteten. War diese Erfahrung, die Beschimpfung als "Negerschlampe", die Enttäuschung über ein vergleichsweise mildes Urteil der Auslöser für Mayers spätere Tat?

"Die Wahrheit der Dinge" erzählt eher spröde, still und unspektakulär, doch es geht um die großen Fragen von Schuld und Gerechtigkeit. Der Fall der Selbstjustiz übenden Mutter ist ebenfalls an die wahre Geschichte von Marianna Bachmeier angelehnt, die den Mörder ihrer kleinen Tochter erschoss. Indem der Autor den Justizroman in einen Zusammenhang mit rechtsextremistischer Gewalt und strukturellem Rassismus rückt, erfährt er noch zusätzliche Aktualität.

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Von Recht und Unrecht, Selbstfindung und Menschlichkeit...

...erzählt Markus Thiele in seinem Roman "Die Wahrheit der Dinge", der auf wahren Begebenheiten beruht.

Als ungekürztes Hörbuch ist "Die Wahrheit der Dinge" im April 2021 bei Saga erschienen und wird gelesen von Herbert Schäfer.

Zur Handlung: Frank Petersen ist Strafrichter, und für ihn ist das nicht nur sein Beruf, sondern seine Berufung. Unumstößlich glaubt er an Recht und Gerechtigkeit seiner Urteile - bis es eines Tages sehr persönlich für ihn wird. Das löst eine Familienkrise aus und er begibt sich -nicht ganz freiwillig- auf die Suche nach seinem wahren Ich und der Antwort auf die Frage, ob es Dinge gibt zwischen Recht und Unrecht, schwarz und weiß.

Meine Meinung: Angelehnt an einen wahren Fall, der sich Ende der 80er Jahre zutrug, erzählt Markus Thiele hier die Geschichte von Richter Petersen und von Corinna Maier - ist sie "nur" Täterin oder auch Opfer?
Aus der Sicht von Petersen in der Gegenwart und der von Corinna Maier 1989 ff. begibt sich der Leser bzw. Hörer hier auf einen komplizierten, bewegenden Weg, eine Gratwanderung, die Suche nach Recht und Unrecht. Corinnas Maiers Geschichte hat mich sehr erschüttert und ist ausgesprochen tragisch.

Mich hat das Hörbuch von Beginn an gefesselt, wenngleich die gedanklichen Exkurse Frank Petersens bisweilen recht weitschweifig und geradezu philosophisch sind. Aber ich denke, irgendwie erkennt sich hier jeder wieder und ich habe beim Hören mehrmals innegehalten und mich ernsthaft gefragt, wie ich wohl gehandelt hätte.

Sowohl Petersen als auch Corinna Maier sind prägnante Charaktere, die sehr authentisch und detailliert erschaffen wurden. Aber auch alle weiteren mitwirkenden Personen haben mir gefallen, es sind nicht zu viele und jeder spielt eine wichtige Rolle in Franks oder Corinnas Leben. Die Entwicklung der Protagonisten ist stark und hat mich ziemlich beeindruckt.

Der Sprecher Herbert Schäfer hat einen hervorragenden Job gemacht und die Figuren mit Leben und Emotionen bestens ausgestattet.

Ein Hörbuch, das beeindruckt, zum Nachdenken anregt und unterhält - uneingeschränkt empfehlenswert.

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die Geschichte um Corinna, die im Gerichtssaal den Angeklagten erschossen hat und nun nach einer langen Haftstrafe wieder auf freien Fuß kommt, wird in Rückblenden erzählt und entfaltet sich nur sehr langsam.. dadurch wird sie Spannung erhöht und man fiebert als Leser bzw. Hörer immer mit und will endlich wissen, was die Tat ausgelöst hat. ein Krimi auch für nicht Krimileser. Als Hörbuch sehr gut gesprochen

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Der Inhalt:
Wo beginnt Schuld, wo endet Gerechtigkeit? Frank Petersen, Strafrichter aus Leidenschaft, ist überzeugt von der Unfehlbarkeit des Rechts. Seine Urteile, so sein Selbstverständnis, sind objektiv und gerecht. Bis eines Tages sein Leben völlig aus den Fugen gerät. Und er plötzlich über sich selbst richten muss. Ein umstrittenes Urteil löst heftige Kritik an Petersen aus, selbst seine Familie wendet sich von ihm ab. Der Vorwurf seiner Frau, er sei selbstherrlich, voreingenommen und lasse sich von Vorurteilen leiten, ist ein vernichtender Schlag für ihn, der ein altes Trauma aufreißt: Corinna Maier, die in seinem Gerichtssaal den rechtsradikalen Mörder ihres Sohnes erschossen hat, bevor Petersen sein Urteil verkünden konnte. Mit einem Mal steht alles in Frage: seine Integrität als Richter, als Ehemann, als Vater. Aus seiner Sicht gibt es nur einen Ausweg: Er muss sich selbst mit Fragen konfrontieren, die er sich nie zu stellen getraut hat …

Meine Meinung:
Markus Thiele gelingt es hervorragend, solch eine Spannung aufzubauen, dass ich dieses Hörbuch an einem Tag durchgehört habe. Besonders gut haben mir die Rückblenden, durch die die Geschehnisse sich noch besser nachvollziehen lassen und die Charaktere greifbarer werden, gefallen.

Der Sprecher, Herbert Schäfer, liest das Hörbuch so exzellent, dass ich mich direkt vollständig auf die Geschichte einlassen konnte. Trotz der schwierigen Fragen, die innerhalb des Romans thematisiert werden, entsteht ein wahrer Hörgenuss.

Selbst nach dem Ende habe ich mich noch einige Zeit mit dem Hörbuch beschäftigt, weil es wirklich zum Nachdenken anregt. Allen, die sich für True Crime interessieren, empfehle ich "Die Wahrheit der Dinge" wärmstens weiter.

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Welche Wahrheit wahr ist
"Die Wahrheit der Dinge" von Markus Thiele ist ein Roman, der einen zum Nachdenken anregt. ein Roman über Recht und Unrecht und die eigene Sicht darauf, ein Roman über Selbstjustiz und Fremdenhass.
Die Geschichte wird hier in mehreren Ebenen erzählt. Frank Petersen ist Strafrichter und macht seine Arbeit mit Überzeugung und hält sich selber für gerecht und objektiv. Dann ist dort Corinna Maier, die ihren Partner verlor durch eine Gewalttat, rechtsextremistisch aufgrund seiner Hautfarbe. Jahre später verliert sie auch ihren Sohn unter diesen dramatischen Umständen. Im Gerichtssaal, vor der Verkündung des Urteils gegen den Mörder ihres Sohnes, erschießt sie diesen.
Petersen hat hier das Urteil gesprochen, er verliert seine Frau, seine Familie, sein gewohntes Leben und muß sich mit den Vorwürfen befassen, selbstgerecht und voll von Vorurteilen zu sein.
Er selber beginnt erst im Nachhinein über einige seiner Urteile und Entscheidungen nachzudenken und als Corinna aus dem Gefängnis entlassen wird, versucht er mit ihr zusammen die Wahrheit zu ergründen.
Petersen blieb mir als Person etwas fremd und unnahbar, die Geschichte von Corinna hat tief berührt. Man fragt sich, wieviel Leid ein Mensch ertragen kann und wie es dann zu seinen Handlungen kommt. Die Handlung ist sehr spannend und überzeugend und regt zum Nachdenken an.

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