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Daheim
Roman
von Judith Hermann
Erscheinungstermin 28.04.2021
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Zum Inhalt
Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2021
Judith Hermann erzählt in ihrem neuen Roman »Daheim« von einem Aufbruch: Eine alte Welt geht verloren und eine neue entsteht.
Sie hat ihr früheres Leben hinter sich gelassen, ist ans Meer gezogen, in ein Haus für sich. Ihrem Exmann schreibt sie kleine Briefe, in denen sie erzählt, wie es ihr geht, in diesem neuen Leben im Norden. Sie schließt vorsichtige Freundschaften, versucht eine Affaire, fragt sich, ob sie heimisch werden könnte oder ob sie weiterziehen soll. Judith Hermann erzählt von einer Frau, die vieles hinter sich lässt, Widerstandskraft entwickelt und in der intensiven Landschaft an der Küste eine andere wird. Sie erzählt von der Erinnerung. Und von der Geschichte des Augenblicks, in dem das Leben sich teilt, eine alte Welt verlorengeht und eine neue entsteht.
Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2021 Judith Hermann erzählt in ihrem neuen Roman »Daheim« von einem Aufbruch: Eine alte Welt geht verloren und eine neue entsteht. Sie hat ihr...
Zum Inhalt
Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2021
Judith Hermann erzählt in ihrem neuen Roman »Daheim« von einem Aufbruch: Eine alte Welt geht verloren und eine neue entsteht.
Sie hat ihr früheres Leben hinter sich gelassen, ist ans Meer gezogen, in ein Haus für sich. Ihrem Exmann schreibt sie kleine Briefe, in denen sie erzählt, wie es ihr geht, in diesem neuen Leben im Norden. Sie schließt vorsichtige Freundschaften, versucht eine Affaire, fragt sich, ob sie heimisch werden könnte oder ob sie weiterziehen soll. Judith Hermann erzählt von einer Frau, die vieles hinter sich lässt, Widerstandskraft entwickelt und in der intensiven Landschaft an der Küste eine andere wird. Sie erzählt von der Erinnerung. Und von der Geschichte des Augenblicks, in dem das Leben sich teilt, eine alte Welt verlorengeht und eine neue entsteht.
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783103970357 |
PREIS | 19,63 € (EUR) |
Auf NetGalley verfügbar
An Kindle senden (MOBI) |
Download (EPUB) |
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Meine Bewertung:
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Eine Frau hinterlässt alles um in einer neuen Umgebung ein anderes Leben anzufangen. Die Geschichte erzählt über ihr Leben wie sie neue Leute kennenlernt und die Atmosphäre in sich aufnimmt. Grundsätzlich ist die Erzählsprache zwar einfach, aber trotzdem sehr gefühlvoll. Beim Lesen hatte ich das Gefühl, als wäre ich dabei, in diesen kleinen alleinstehenden Häusern mit Mimi, Arild und Nike. Als könnte ich genau durch das Fenster schauen und auf die trostlose, einsame Landschaft schauen, wo die Zeit in einem Rhythmus zu fließen scheint als anderswo. Die Geschichte strotzt jetzt nicht vor Action oder Aufregung, aber trotzdem hat mir die malerische Art ziemlich gut gefallen. Ich erinnere mich zwar nicht mehr an den genauen Inhalt von "Sommerhaus, später", was wir damals in der Schule gelesen haben, aber ich erinnere mich, dass mir der Schreibstil von Judith Hermann sehr gut gefallen hatte. Das Buch schwankt zwischen 3 und 4 Sternen, da die Geschichte trotz des schönen Erzählstils trotzdem etwas wenig Substanz hatte. Trotzdem ist es sicherlich lesenswert allein schon um die Atmosphäre zu erleben. |
Meine Bewertung:
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Meine Bewertung:
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Judith Hermanns neuster Roman erzählt die Geschichte einer Frau, die mit Ende 40/ Anfang 50 ihre Vergangenheit hinter sich lassen will und ganz von vorne starten möchten. Auf der Suche nach sich selbst schließt sie neue Freundschaften und versucht sich ein neues Leben am Meer einzurichten. Mit ihrer lakonischen Sprache und wunderbaren Bilder beschreibt Hermann perfekt das Lebensgefühl einer Generation, die (immer noch) darauf warten im (wirklichen) Leben anzukommmen . |
Meine Bewertung:
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Meine Bewertung:
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Judith Hermann - Daheim zum Inhalt Sie hat ihr früheres Leben hinter sich gelassen, ist ans Meer gezogen, in ein Haus für sich. Ihrem Exmann schreibt sie kleine Briefe, in denen sie erzählt, wie es ihr geht, in diesem neuen Leben im Norden. Sie schließt vorsichtige Freundschaften, versucht eine Affaire, fragt sich, ob sie heimisch werden könnte oder ob sie weiterziehen soll. Meinung Hermanns Protagonisten sind ganz normale Menschen. Dass die Autorin einen eigenen Stil entwickelt und der sich im Laufe der Jahre noch verfeinert hat, rechtfertigt die Lobeshymnen. Hermanns Art zu schreiben ist einmalig im deutschen Sprachraum Als Hermann-Neuling ist dieses Buch, glaube ich, das Richtige Mir hat es gefallen und ich empfehle es gern weiter |
Meine Bewertung:
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Meine Bewertung:
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Im sechsten Semester meines Germanistik-Studiums belegte ich ein Modul über Literatur und Kultur der Gegenwart mit dem Schwerpunkt auf Short Stories. Damals begegnete ich Judith Hermanns Erzählungen zum ersten Mal. Im Seminar lasen wir Texte aus Alice, für meine umfassende Hausarbeit untersuchte ich ihren 1998 erschienenen Debüterzählband Sommerhaus, später. Diese Hausarbeit hatte als Auseinandersetzung mit Hermanns Büchern erstmal gereicht; erst vor etwa einem Jahr nahm ich das nächste Buch von ihr in die Hand (Lettipark). Jetzt ist es an der Zeit für ihren neuen Roman: Daheim. In Sommerhaus, später stehen Hermanns Figuren gefühlt nur rauchend in Brandenburg herum. Ihre frühen Erzählungen beinhalten eine Art carpe diem im Stil der Neunziger; die Literaturwissenschaft bezeichnet das als anything goes. Ich mag ihre frühen Erzählungen sehr. Jetzt, 23 Jahre nach ihrem Debüt, schreibt Judith Hermann anders. Es wäre fast traurig, wenn es nicht so wäre – schließlich zeigt das, dass sie sich auch als Schriftstellerin entwickelt und verändert hat. Waren ihre Sätze früher noch sehr lang und musikalisch, sind sie jetzt kürzer und prägnanter. Sie treibt nicht mehr so stark vor sich hin, direkte Rede nutzt sie aber immer noch nicht. Und auch der melancholische Ton des anything goes mit eingewebter Musik weicht nicht von Hermanns Seite: »Wir zogen uns die Schuhe aus, Mimi legte John Lee Hooker auf, dann J.J. Cale, After Midnight, öffnete ungeduldig ihren Haarknoten, fächerte den Strick ihrer schwarzweißen Haare auseinander. After Midnight we gonna let it all hang down, after midnight we gonna chugalug and shout, soul gonna be peaches and cream.« Statt über Brandenburg und kiffende Erwachsene mit Anfang 30 schreibt Hermann in Daheim nun über komplexe (Wahl-) Familien, Mütter und das Meer. Der Roman beginnt mit einer Anekdote, die mich an eine ihrer alten Erzählungen erinnert: Die namenlose Protagonistin erzählt aus der Ich-Perspektive heraus, wie sie einst von einem Zauberer an der Tankstelle gegenüber von ihrer Wohnung gefragt wurde, ob sie ihn und seine Frau auf einer Reise nach Singapur begleiten und ihm auf dem Schiff bei dem Zaubertrick der ›zersägten Frau‹ assistieren würde. Sie besucht den Zauberer und dessen Frau sogar in deren Bungalow, fährt aber nicht mit. Lange verstehe ich nicht, was diese Anekdote bedeuten sollte, da mich direkt danach ein Cut in die Gegenwart katapultiert. Die Protagonistin lebt nun allein in einem Haus an der Nordsee. Sie hat in den Jahren zwischen der Begegnung mit dem Zauberer und der Gegenwart ihren Ex-Mann Otis kennengelernt, ihre Tochter Ann zur Welt gebracht und Otis verlassen, als Ann erwachsen wurde und auszog. Schnell merke ich, dass Daheim durchzogen ist von seltsamen Figuren mit seltsamen Biografien, Lebensstilen oder Hobbys: Ann hat die Schule abgebrochen, trampt seitdem durch die Welt und schickt ihren Eltern ab und zu Links mit den Koordinaten, wo sie sich gerade befindet. Otis ist Messie und glaubt daran, dass eines Tages die Katastrophe eintreffen wird. Er ist ein Prepper, wie er im Buche steht. Verschwörungstheoretiker:innen würden ihn beneiden: »Darüber hinaus sammelt er Sachen, von denen er denkt, dass wir sie brauchen werden, wenn die Welt untergeht. Wenn die Zivilisation an ihre Grenze gelangt ist und darüber hinweg muss, Otis ist seit Jahren der Ansicht, dass dieser Zeitpunkt schon gekommen ist. Er wartet darauf, dass der Strom länger als achtundvierzig Stunden ausfällt und die Leute anfangen, zu plündern, übereinander herzufallen, einander umzubringen; er weiß, dass das nach achtundvierzig Stunden, lass es eine mehr oder weniger werden, so weit sein wird. Für diesen Fall sammelt Otis Generatoren. Akkus, Batterien, Pumpen und Schwengel, Glas und Stricke. Taschenlampen. Medikamente, Wassertonnen, Solarradios, Werkzeuge und Filzstiefel, Wattejacken, Nägel, Draht, Funkgeräte und Schekel.« Die Protagonistin ist gerade erst an die Nordsee gezogen. Sie schließt immer ihre Haustür ab, was bei ihrer Nachbarin Mimi für Verwunderung sorgt. Mimi ist Künstlerin, duftet nach »Baumwolle, Stärke, Wäsche, die im Wind getrocknet ist« und ist ganz in der Region verwurzelt; ihr Bruder Arild ist Bauer, besitzt 1000 Schweine, beginnt bald eine sehr schweigsame Beziehung mit der Protagonistin und hat noch nie seine Gegend verlassen, nicht einmal für eine Reise. »Wüsste auch nicht, wozu«. Mimi ist charakterlich und körperlich sehr gefestigt und ich bin von ihr als Figur sehr angetan: »Mimi reißt an dem Verschluss ihres Rockes, streift sich die Bluse über den Kopf, zieht ungeduldig ihre Unterwäsche aus, sie zieht sich aus, als wäre das Meer ihr Liebhaber. Sie geht grundsätzlich nackt baden. Sie stopft die Sachen in ihren Korb, knotet sich die Haare zusammen, stapft die Stufen runter und geht, ohne zu zögern, ohne einen Moment innezuhalten, ins Wasser.« Neben dem Zauberer und seiner Kiste gibt es auch andere Dinge, die im Buch immer wieder erwähnt werden, zum Beispiel der Regen (es regnet so gut wie gar nicht mehr), aber auch der Schlüssel vom Haus der Protagonistin. Fürchtet sie sich zunächst allein sehr, versteckt sie ihn nun unter Muscheln neben der Tür, »und ich habe das Gefühl, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis ich dieses Haus gar nicht mehr abschließen, die Haustür am Ende einfach offen stehen lassen werde.« So ganz durchschaue ich die Metaphern von Hermann nicht, auch wenn gerade das Motiv des In-eine-Kiste-eingesperrt-Seins auch nochmal in einem anderen (tragischen) Zusammenhang aufgegriffen wird. Judith Hermann schafft es nämlich, auf nur 192 eine Geschichte zu entfalten, die sehr komplex und voller tragischer Figuren ist. Neben den bisher erwähnten tauchen nämlich noch der Bruder der Protagonistin und seine toxische, viel zu junge Freundin auf. Außerdem spielt auch der Vater von Arild und Mimi sowie ein Arzt eine Rolle, ein Marder steht immer wieder im Zentrum der Geschichte und das Dasein als Mutter. Tut euren Müttern einen Gefallen und schenkt ihnen dieses Buch! Die Geschichte ist so dicht, dass sie ruhig mehr Raum hätte einnehmen können – und dennoch wirkt sie auch auf den wenigen Seiten nicht gedrängt, dafür sorgt Hermanns gealterter, veränderter und dennoch immer noch herausragender Stil. Sie lässt zwischen ihren neuerdings präzisen, kurzen Sätzen immer wieder die alte, taumelige Melancholie durchblicken oder streut Sätze ein, die ich mir am liebsten gleich drei Mal unterstreichen möchte: »Als es dämmert, hängt Mimi Lampions in die Hecke, steckt Kerzen rein und zündet sie an, es ist absolut windstill, und die Hecke hängt voller orangener Monde« oder »Wir sind Trabanten, denke ich, wir kreisen um unsere Sonnen, jeder um seine eigene. Meine Sonne ist Ann«. Dennoch fehlt mir ab und zu die Kongruenz, die konstanten Fäden, wie sie in Hermanns Erzählungen sonst durchscheinen. Ich habe Daheim sehr, sehr gern gelesen, doch in Zukunft greife ich lieber zu ihren Erzählungen, bis ihr nächstes Buch erscheint, auf das ich mich jetzt schon freue – egal, ob Erzählung, Roman oder etwas ganz anderes. |
Meine Bewertung:
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Meine Bewertung:
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Die Handlung ist einfach zu verstehen und die Sprache fand ich gut. Gegen Ende hat die Geschichte wie auch die Sprache, meiner Meinung nach, aber etwas abgenommen und die Handlung verlangsamt. Das Ende kam für mich dann relativ überraschend (das mag ich sehr). Im Allgemeinen fand ich das Buch gut und ich empfehle es eher anspruchsvollen Kunden. |
Meine Bewertung:
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Zusätzliche Informationen
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783103970357 |
PREIS | 19,63 € (EUR) |
Auf NetGalley verfügbar
An Kindle senden (MOBI) |
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Meine Bewertung:
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Eine Frau hinterlässt alles um in einer neuen Umgebung ein anderes Leben anzufangen. Die Geschichte erzählt über ihr Leben wie sie neue Leute kennenlernt und die Atmosphäre in sich aufnimmt. Grundsätzlich ist die Erzählsprache zwar einfach, aber trotzdem sehr gefühlvoll. Beim Lesen hatte ich das Gefühl, als wäre ich dabei, in diesen kleinen alleinstehenden Häusern mit Mimi, Arild und Nike. Als könnte ich genau durch das Fenster schauen und auf die trostlose, einsame Landschaft schauen, wo die Zeit in einem Rhythmus zu fließen scheint als anderswo. Die Geschichte strotzt jetzt nicht vor Action oder Aufregung, aber trotzdem hat mir die malerische Art ziemlich gut gefallen. Ich erinnere mich zwar nicht mehr an den genauen Inhalt von "Sommerhaus, später", was wir damals in der Schule gelesen haben, aber ich erinnere mich, dass mir der Schreibstil von Judith Hermann sehr gut gefallen hatte. Das Buch schwankt zwischen 3 und 4 Sternen, da die Geschichte trotz des schönen Erzählstils trotzdem etwas wenig Substanz hatte. Trotzdem ist es sicherlich lesenswert allein schon um die Atmosphäre zu erleben. |
Meine Bewertung:
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Meine Bewertung:
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Judith Hermanns neuster Roman erzählt die Geschichte einer Frau, die mit Ende 40/ Anfang 50 ihre Vergangenheit hinter sich lassen will und ganz von vorne starten möchten. Auf der Suche nach sich selbst schließt sie neue Freundschaften und versucht sich ein neues Leben am Meer einzurichten. Mit ihrer lakonischen Sprache und wunderbaren Bilder beschreibt Hermann perfekt das Lebensgefühl einer Generation, die (immer noch) darauf warten im (wirklichen) Leben anzukommmen . |
Meine Bewertung:
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Meine Bewertung:
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Judith Hermann - Daheim zum Inhalt Sie hat ihr früheres Leben hinter sich gelassen, ist ans Meer gezogen, in ein Haus für sich. Ihrem Exmann schreibt sie kleine Briefe, in denen sie erzählt, wie es ihr geht, in diesem neuen Leben im Norden. Sie schließt vorsichtige Freundschaften, versucht eine Affaire, fragt sich, ob sie heimisch werden könnte oder ob sie weiterziehen soll. Meinung Hermanns Protagonisten sind ganz normale Menschen. Dass die Autorin einen eigenen Stil entwickelt und der sich im Laufe der Jahre noch verfeinert hat, rechtfertigt die Lobeshymnen. Hermanns Art zu schreiben ist einmalig im deutschen Sprachraum Als Hermann-Neuling ist dieses Buch, glaube ich, das Richtige Mir hat es gefallen und ich empfehle es gern weiter |
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Meine Bewertung:
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Im sechsten Semester meines Germanistik-Studiums belegte ich ein Modul über Literatur und Kultur der Gegenwart mit dem Schwerpunkt auf Short Stories. Damals begegnete ich Judith Hermanns Erzählungen zum ersten Mal. Im Seminar lasen wir Texte aus Alice, für meine umfassende Hausarbeit untersuchte ich ihren 1998 erschienenen Debüterzählband Sommerhaus, später. Diese Hausarbeit hatte als Auseinandersetzung mit Hermanns Büchern erstmal gereicht; erst vor etwa einem Jahr nahm ich das nächste Buch von ihr in die Hand (Lettipark). Jetzt ist es an der Zeit für ihren neuen Roman: Daheim. In Sommerhaus, später stehen Hermanns Figuren gefühlt nur rauchend in Brandenburg herum. Ihre frühen Erzählungen beinhalten eine Art carpe diem im Stil der Neunziger; die Literaturwissenschaft bezeichnet das als anything goes. Ich mag ihre frühen Erzählungen sehr. Jetzt, 23 Jahre nach ihrem Debüt, schreibt Judith Hermann anders. Es wäre fast traurig, wenn es nicht so wäre – schließlich zeigt das, dass sie sich auch als Schriftstellerin entwickelt und verändert hat. Waren ihre Sätze früher noch sehr lang und musikalisch, sind sie jetzt kürzer und prägnanter. Sie treibt nicht mehr so stark vor sich hin, direkte Rede nutzt sie aber immer noch nicht. Und auch der melancholische Ton des anything goes mit eingewebter Musik weicht nicht von Hermanns Seite: »Wir zogen uns die Schuhe aus, Mimi legte John Lee Hooker auf, dann J.J. Cale, After Midnight, öffnete ungeduldig ihren Haarknoten, fächerte den Strick ihrer schwarzweißen Haare auseinander. After Midnight we gonna let it all hang down, after midnight we gonna chugalug and shout, soul gonna be peaches and cream.« Statt über Brandenburg und kiffende Erwachsene mit Anfang 30 schreibt Hermann in Daheim nun über komplexe (Wahl-) Familien, Mütter und das Meer. Der Roman beginnt mit einer Anekdote, die mich an eine ihrer alten Erzählungen erinnert: Die namenlose Protagonistin erzählt aus der Ich-Perspektive heraus, wie sie einst von einem Zauberer an der Tankstelle gegenüber von ihrer Wohnung gefragt wurde, ob sie ihn und seine Frau auf einer Reise nach Singapur begleiten und ihm auf dem Schiff bei dem Zaubertrick der ›zersägten Frau‹ assistieren würde. Sie besucht den Zauberer und dessen Frau sogar in deren Bungalow, fährt aber nicht mit. Lange verstehe ich nicht, was diese Anekdote bedeuten sollte, da mich direkt danach ein Cut in die Gegenwart katapultiert. Die Protagonistin lebt nun allein in einem Haus an der Nordsee. Sie hat in den Jahren zwischen der Begegnung mit dem Zauberer und der Gegenwart ihren Ex-Mann Otis kennengelernt, ihre Tochter Ann zur Welt gebracht und Otis verlassen, als Ann erwachsen wurde und auszog. Schnell merke ich, dass Daheim durchzogen ist von seltsamen Figuren mit seltsamen Biografien, Lebensstilen oder Hobbys: Ann hat die Schule abgebrochen, trampt seitdem durch die Welt und schickt ihren Eltern ab und zu Links mit den Koordinaten, wo sie sich gerade befindet. Otis ist Messie und glaubt daran, dass eines Tages die Katastrophe eintreffen wird. Er ist ein Prepper, wie er im Buche steht. Verschwörungstheoretiker:innen würden ihn beneiden: »Darüber hinaus sammelt er Sachen, von denen er denkt, dass wir sie brauchen werden, wenn die Welt untergeht. Wenn die Zivilisation an ihre Grenze gelangt ist und darüber hinweg muss, Otis ist seit Jahren der Ansicht, dass dieser Zeitpunkt schon gekommen ist. Er wartet darauf, dass der Strom länger als achtundvierzig Stunden ausfällt und die Leute anfangen, zu plündern, übereinander herzufallen, einander umzubringen; er weiß, dass das nach achtundvierzig Stunden, lass es eine mehr oder weniger werden, so weit sein wird. Für diesen Fall sammelt Otis Generatoren. Akkus, Batterien, Pumpen und Schwengel, Glas und Stricke. Taschenlampen. Medikamente, Wassertonnen, Solarradios, Werkzeuge und Filzstiefel, Wattejacken, Nägel, Draht, Funkgeräte und Schekel.« Die Protagonistin ist gerade erst an die Nordsee gezogen. Sie schließt immer ihre Haustür ab, was bei ihrer Nachbarin Mimi für Verwunderung sorgt. Mimi ist Künstlerin, duftet nach »Baumwolle, Stärke, Wäsche, die im Wind getrocknet ist« und ist ganz in der Region verwurzelt; ihr Bruder Arild ist Bauer, besitzt 1000 Schweine, beginnt bald eine sehr schweigsame Beziehung mit der Protagonistin und hat noch nie seine Gegend verlassen, nicht einmal für eine Reise. »Wüsste auch nicht, wozu«. Mimi ist charakterlich und körperlich sehr gefestigt und ich bin von ihr als Figur sehr angetan: »Mimi reißt an dem Verschluss ihres Rockes, streift sich die Bluse über den Kopf, zieht ungeduldig ihre Unterwäsche aus, sie zieht sich aus, als wäre das Meer ihr Liebhaber. Sie geht grundsätzlich nackt baden. Sie stopft die Sachen in ihren Korb, knotet sich die Haare zusammen, stapft die Stufen runter und geht, ohne zu zögern, ohne einen Moment innezuhalten, ins Wasser.« Neben dem Zauberer und seiner Kiste gibt es auch andere Dinge, die im Buch immer wieder erwähnt werden, zum Beispiel der Regen (es regnet so gut wie gar nicht mehr), aber auch der Schlüssel vom Haus der Protagonistin. Fürchtet sie sich zunächst allein sehr, versteckt sie ihn nun unter Muscheln neben der Tür, »und ich habe das Gefühl, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis ich dieses Haus gar nicht mehr abschließen, die Haustür am Ende einfach offen stehen lassen werde.« So ganz durchschaue ich die Metaphern von Hermann nicht, auch wenn gerade das Motiv des In-eine-Kiste-eingesperrt-Seins auch nochmal in einem anderen (tragischen) Zusammenhang aufgegriffen wird. Judith Hermann schafft es nämlich, auf nur 192 eine Geschichte zu entfalten, die sehr komplex und voller tragischer Figuren ist. Neben den bisher erwähnten tauchen nämlich noch der Bruder der Protagonistin und seine toxische, viel zu junge Freundin auf. Außerdem spielt auch der Vater von Arild und Mimi sowie ein Arzt eine Rolle, ein Marder steht immer wieder im Zentrum der Geschichte und das Dasein als Mutter. Tut euren Müttern einen Gefallen und schenkt ihnen dieses Buch! Die Geschichte ist so dicht, dass sie ruhig mehr Raum hätte einnehmen können – und dennoch wirkt sie auch auf den wenigen Seiten nicht gedrängt, dafür sorgt Hermanns gealterter, veränderter und dennoch immer noch herausragender Stil. Sie lässt zwischen ihren neuerdings präzisen, kurzen Sätzen immer wieder die alte, taumelige Melancholie durchblicken oder streut Sätze ein, die ich mir am liebsten gleich drei Mal unterstreichen möchte: »Als es dämmert, hängt Mimi Lampions in die Hecke, steckt Kerzen rein und zündet sie an, es ist absolut windstill, und die Hecke hängt voller orangener Monde« oder »Wir sind Trabanten, denke ich, wir kreisen um unsere Sonnen, jeder um seine eigene. Meine Sonne ist Ann«. Dennoch fehlt mir ab und zu die Kongruenz, die konstanten Fäden, wie sie in Hermanns Erzählungen sonst durchscheinen. Ich habe Daheim sehr, sehr gern gelesen, doch in Zukunft greife ich lieber zu ihren Erzählungen, bis ihr nächstes Buch erscheint, auf das ich mich jetzt schon freue – egal, ob Erzählung, Roman oder etwas ganz anderes. |
Meine Bewertung:
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Meine Bewertung:
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Die Handlung ist einfach zu verstehen und die Sprache fand ich gut. Gegen Ende hat die Geschichte wie auch die Sprache, meiner Meinung nach, aber etwas abgenommen und die Handlung verlangsamt. Das Ende kam für mich dann relativ überraschend (das mag ich sehr). Im Allgemeinen fand ich das Buch gut und ich empfehle es eher anspruchsvollen Kunden. |
Meine Bewertung:
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