Ihr sollt wissen, dass wir noch da sind

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Erscheinungstermin 05.11.2020 | Archivierungsdatum 04.02.2021

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Zum Inhalt

Dieses Buch ist ein kleiner Triumph über den Faschismus.

Esther Safran Foer ist die Mutter des Bestsellerautors Jonathan Safran Foer, der mit seinem weltweit gefeierten Debüt »Alles ist erleuchtet« den Grundstein legte für dieses mutige Memoir. Sie begibt sich auf die Suche nach der Geschichte ihrer Familie, die in der schrecklichen Dunkelheit des Nationalsozialismus begraben wurde. Ein Buch gegen das Vergessen. Als Esthers Mutter beiläufig offenbart, dass ihr Mann eine frühere Frau und Tochter hatte, die beide im Holocaust ermordet wurden, beschließt Esther herauszufinden, wer sie waren und wie ihr Vater überlebt hat. Nur mit einem Schwarzweißfoto und einer handgezeichneten Karte reist sie zusammen mit ihrem Sohn in die heutige Ukraine, um das Shtetl zu finden, in dem sich ihr Vater während des Krieges versteckt hatte. Diese Reise wird ihr Leben für immer verändern und sie wird es Esther ermöglichen, endlich richtig zu trauern. Sie findet in der Ukraine tatsächlich die Nachfahren der Menschen, die ihren Vater versteckt hatten und erfährt sogar den Namen ihrer Halbschwester. Eine bewegende Geschichte von einer Frau auf der Suche nach ihrer Familie, aber auch von vier Generationen von Überlebenden, Geschichtenerzählern und Gedächtniswächtern, die entschlossen sind, nicht nur die Vergangenheit am Leben zu erhalten, sondern auch die Gegenwart mit Leben zu füllen.

Dieses Buch ist ein kleiner Triumph über den Faschismus.

Esther Safran Foer ist die Mutter des Bestsellerautors Jonathan Safran Foer, der mit seinem weltweit gefeierten Debüt »Alles ist erleuchtet«...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783462052220
PREIS 22,00 € (EUR)
SEITEN 288

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Esther Safran Foer, die im zarten Alter von zwei Jahren mit ihren Eltern aus Nazideutschland geflohen ist, nimmt die Leser auf eine Reise in die heutige Ukraine mit, um die Spuren ihrer Familienmitglieder, denen die Flucht nicht gelungen, zu erforschen.

Dabei entdeckt sie Familiengeheimnisse, die bislang nur hinter vorgehaltener Hand angedeutet worden sind.

Diese Reise in die Vergangenheit, die sie mit ihrem Sohn Frank unternimmt, hat mich in den Bann gezogen. Die Autorin hat sich bereits in den USA akribisch vorbereitet und tausende Hinweise auf den Verbleib ihrer weit verzweigten Familie gesichtet. Nur mit einem vergilbten Foto und hunderten von Ziploc-Beuteln in der Tasche findet sie tatsächlich die Orte, in denen ihr Vater gelebt und zuvor schon eine Familie gegründet hat. Diese Familie hat die Shoa nicht überlebt. Es ist Esther Safran Foer gelungen, den Namen ihrer Halbschwester zu erfahren. Damit kann sie der jüdischen Tradition folgend, ihr Gedenken.

Meine Meinung:

Obwohl dieses Buch hauptsächlich von Vergangenem, von Tod und Vernichtung berichtet, ist es zugleich unglaublich positiv. Die akribische Recherche kann ich nur bewundern. Manchmal verliert man als Leser den Überblick über die Famiie, wenn vom „Cousin des ersten Grades der Cousine der Tante des Vaters“ die Rede ist. Doch ein Blick auf den abgebildeten Stammbaum kann hier Abhilfe schaffen.

Zahlreiche, oft sehr private Fotos bereichern diese Suche nach der eigenen Familie.

Schmunzeln musste ich über die Ziploc-Beutel, die Esther Safran Foer immer mit sich führt, um für sie Wichtiges mit nach Hause zu nehmen. Der Inhalt einiger dieser Beutel spielen auf dem Begräbnis ihrer Mutter, die mit 99 Jahren im Jahr 2018 gestorben ist, eine Rolle.


Fazit:

Eine eindrucksvolle Suche nach den Spuren einer Großfamilie, der ich gerne 5 Sterne gebe.

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Esther Safran Foer nimmt den Leser mit dem Buch auf eine Reise in die Vergangenheit: der Nachforschung zur Familiengeschichte - der von Holocaustüberlebenden.
Dieses Buch fesselte mich nicht so von Beginn an wie andere und ich brauchte eine Weile um mit dem Schreibstil sowie den vorerst doch etwas komplizierten Familienverhältnissen (trotz eingefügtem Stammbaum) zurecht zu kommen, aber es hat mich mit der Umsetzung und letztendlich seinem Inhalt angenehm überrascht. Obwohl es vordergründig die rückwärts gerichtete Recherche der Autorin zu ihrer Herkunft bzw. Familienhistorie beschreibt, hinterlässt es bei mir nach Beendigung ein unglaublich positiv der Zukunft zugewandtes Feedback, was noch lang nachhallt.
Solide vier Sterne für dieses Buch.

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Esther Safran Foer, die als Zweijährige 1949 mit ihren Eltern Deutschland verließ, wurde und wird nicht müde, ihre Wurzeln zu suchen, die in der Nazizeit verloren gingen. Die Familie war (und ist bis heute) jüdischen Glaubens und wurde während des Holocaust fast völlig ausgelöscht. So führt ihre Suche sie seit vielen Jahren (teilweise zusammen mit ihrem Sohn Frank) rund um den Globus, um ihre Herkunft und die ihrer Eltern zu ergründen. In „Ihr sollt wissen, dass wir noch da sind“ schreibt sie sowohl über das Hier und Jetzt, aber auch über die Vergangenheit, denn das eine ist ohne das andere nicht möglich.
So nimmt sie den Leser mit auf eine Art packende Schnitzeljagd, die sie überall dorthin führt, wo Menschen aus dem ehemaligen ukrainischen Schtetl Trochenbrod (Schtetl ist die jiddische Bezeichnung für Siedlungen mit hohem jüdischen Bevölkerungsanteil), beziehungsweise deren Nachkommen, heute leben. Trochenbrod selbst existiert nicht mehr, es wurde zerstört. Gegen viele Widrigkeiten sucht sie akribisch on- und offline und wird, manchmal zu ihrer eigenen Überraschung, fündig. Erschwert wird ihre Suche vor allem auch dadurch, dass Orte und Menschen früher anders hießen oder genannt wurden. Die Suche der Autorin ist manchmal ein Rennen gegen die Zeit. Zeitzeugen gibt es so gut wie keine mehr, falls doch, muss sie sie schnell aufsuchen, um noch mit ihnen reden zu können. Aber vor allem die Tatsache, dass aus der Generation der Zeitzeugen fast niemand mehr lebt und etwas erzählen kann, macht Bücher dieser Art zu wichtigen Dokumenten für die Nachwelt, denn alle sollen erfahren, wer die Opfer waren und dass die Erinnerungen an sie weiterleben.
Anfangs fand ich das Buch eher anstrengend, was aber nicht an dem schweren Thema liegt, sondern an dem eher schwierigen Schreibstil, den komplizierten Sätzen, den vielen unbekannten Ausdrücken und den unglaublich vielen Personen, wobei auch der Stammbaum im Buch nicht unbedingt hilfreich ist. Aber nach und nach packte mich die Erzählung dann doch und das Buch zog mich in seinen Bann. Vor allem Esther Safran Foers Suche nach ihrer ermordeten Halbschwester aus der ersten Ehe ihres Vaters und das damit verbundene „Familiengeheimnis“ machte die Geschichte fast spannend.
Alles in allem fand ich das Buch packend und nach einer gewissen Gewöhnung flüssig zu lesen. Einzig die Tatsache, dass die Autorin sehr stolz auf ihre Familie ist und die Erfolge ihrer Söhne für meinen Geschmack vielleicht ein bisschen zu oft erwähnt, bremste manchmal meinen Lesefluss. Aber für ein wichtiges und gutes Buch von mir 5 Sterne.

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Esther Safran Foer, Mutter von Jonathan Safran Foer, hat ein enorm spannendes und vollgepacktes Buch über ihre Nachforschungen zu ihrem Stammbaum geschrieben. In der Hauptsache verfolgt sie die Spuren ihrer Eltern zurück, die nach dem Krieg, aus der Ukraine über Deutschland nach Amerika auswanderten. Dabei berichtet sie ausführlich und eindrücklich darüber, was die Verfolgung ihrer Eltern und die Ermordung derer Angehöriger mit diesen gemacht hat. Mich hat diese Aufarbeitung des jungen Paares mit Kind, das versucht nach dem Krieg Fuß zu fassen, unglaublich mitgenommen. Wie es diesen so grausam misshandelten Menschen überhaupt gelungen ist, weiterhin mit der Ablehnung, der Zurückweisung und der weiterhin erniedrigenden Behandlung umzugehen und auf ewig ein 'Flüchtling' oder 'Geflüchtete' zu sein, ist und bleibt mir schwer fassbar. Besonders die tragischen Verläufe im Nachgang, die die Konsequenz aus der fehlenden sofortigen Aufarbeitung sind, finden in Esther Safran Foers Bericht einen Platz, da auch ihre Familie von diesen nicht verschont blieb. Die Auswirkungen sind über Generationen hinweg teilweise verheerend. Kein Buch dieser Welt wird jemals nahebringen können, wie es ist, nach einem solch traumatischen Ereignis überhaupt in einen Modus des "Weiterlebens" zu kommen und dann auch noch in jeder Heimat eigentlich keine Heimat finden zu können. Esther Safran Foer hat mit diesem Buch aber einen wichtigen Schritt in diese Richtung unternommen!

Nachdem ich das Buch ihres Sohnes, 'Alles ist erleuchtet', indem er fiktiv über die jüdische Siedlung Trochenbrod erzählt, noch nicht gelesen haben, werde ich dies zügig nachholen. Frau Safran Foer packt die Gelegenheit beim Schopf, in diesem Buch auch das Werk ihres Sohnes gegen die damals teilweise harte Kritik zu verteidigen. Das hat mich natürlich neugierig gemacht :-).

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Esther Safran Foer, die Mutter vom bekannten Autor Jonathan Safran Foer, versucht in "Ihr sollt wissen, dass wir noch da sind", die Geschichte ihrer Familie, die ebenfalls Opfer des Nationalsozialismus gewesen sind, zu rekonstruieren.
Sie recherchiert in Datenbanken, veranlasst DNA-Analysen und begibt sich, gemeinsam mit ihrem Sohn Frank auf die Reise in die Ukraine, zu den beiden Schetls, Trochenbrod und Kolky, in denen ihre Eltern gelebt haben und ihre Verwandten ermordet wurden.

An sich hat mir das Buch gut gefallen und ich fand es sehr interessant bei den Nachforschungen dabei zu sein. Besonders gelungen empfand ich die Schilderungen ihrer Reise in die Ukraine. Diese war sehr gut beschrieben und die Ereignisse dort haben mich auch sehr berührt.
Einzig der Schreibstil der Autorin machte es mir, vor allem am Anfang schwer, richtig ins Buch reinzukommen.
Ebenfalls habe ich mich mit den vielen Familienmitgliedern und ihrer komplizierten Familienkonstellation schwer getan. Trotz dem beigefügten Stammbaums konnte ich die einzelnen Personen nur schwer zuornden. Für mich wäre hier ein Glossar sehr hilfreich gewesen.

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Ein Buch das Erinnerung atmet!
Die Autorin macht sich auf die Suche nach den Familien ihrer Eltern, die dem Holocaust zum Opfer fielen. Mit der Hilfe vieler Cousins dritten oder vierten Grades, die sie auch erst im Lauf der Recherchen kennenlernte, erfährt sie viel Neues. Als sie mit ihrem Sohn Frank und einer Reisegruppe ehemaliger Bewohner nach Trochenbrod und Kolky aufbricht, weiß sie noch nicht, wie schmerzvoll diese Reise wird, aber auch wie erfüllend. Sie kommt ihrer Familie und auch ihrer Halbschwester nahe und erfährt endlich deren Namen. Aber sie findet auch die Familie, die ihren Vater über längere Zeit vor den Nazis versteckte, und wird von dieser sehr herzlich aufgenommen.
Ein sehr bewegendes Buch und eine tolle Ergänzung zu "Alles ist erleuchtet" von Jonathan Safran Foer, wo ja noch vieles fiktiv ist, und im Verborgenen bleibt,

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Erschütternd Ahnenforschung

Die Schriftstellerin Esther Safran Foer erzählt in dem Buch „Ihr sollt wissen, das wir noch da sind“ von ihrer Suche nach ihrer Familie.
Nachdem ihr Sohn seinen Roman , alles ist erleuchtet, keine Hinweise auf seinen Großvater gefunden hat und deshalb einen fiktiven Roman geschrieben hat., nimmt Esther die Sache selbst in die Hand.

Ihr Buch fängt erst etwas schwierig an, es sind viele Personen, und viel hin und her, zu verstehen.
Esther Safran Foer ist Jüdin. Sie wurde 1946 geboren, als sie 8 Jahre alt war, nimmt sich ihr Vater das Leben. Erst als sie 40 Jahre alt war, erfährt sie, das er schon mal verheiratet war und ein Kind hatte. Die Beiden wurden von den Nazis ermordet.

2009 macht sie sich auf die Suche in die Ukraine. Es ist erstaunlich, das sie doch noch einiges erfuhr. Diese Reise in die Heimat ihrer Eltern und die Grauen der Zeit, ist erschütternd. Das mag man sich nicht vorstellen.
Es ist gut, das die Autorin von ihrer Familie schreibt. Das sollt nie vergessen werden.

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Was für ein wunderbares Buch!
Ich werde mich nicht mit der Inhaltsangabe aufhalten, das haben andere vor mir schon zur Genüge getan.
Ich hatte vor Jahren "Alles ist erleuchtet" von Jonathan Safran Foer gelesen, fand es gut (doch alle Bücher seines unstreitbar erkennbaren literarischen Vorbilds Isaac B. Singer um Längen besser!!). Nun also das Memoir seiner Mutter, die Motivation und Entstehungsgeschichte des Romans beschreibt und hinzufügt, was in Folge von Roman und dessen Verfilmung noch ans Licht und ihr zur Kenntnis kam.
Sie ist weder Historikerin noch Schriftstellerin - und schafft hier ein berührendes Zwischending einer literarischen Familiengeschichte.
Ich habe alle Exemplare unserer Buchhandlung verkauft und die Chefin "gezwungen", mehr zu bestellen!

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Esther Safran Foers Buch ist eine Annäherung an ihre Familiengeschichte. Die Suche nach ihren ermordeten Verwandten, aber auch die Annäherung daran, wie Erinnerung funktionieren kann.

Sie beschreibt dabei auch, wie schwierig es ist, Nachforschungen über Menschen an zustellen, die sie selbst nicht kannte, und über die sie im Grunde nur Bruchstückhaft Dinge weiß, die wiederum aus der Erinnerung ihrer Mutter oder anderer stammten. Gleichzeitig geht es auch um das Schweigen über die Shoa (jüd. Bezeichnung für den Holocaust) und wie die Nachfahren Überlebender mit diesem Trauma umgehen. Was das mit ihnen macht, was das mit ihr gemacht hat. Das Schweigen ist dabei ein besonders wichtiger Faktor. So hat auch ihre eigene Mutter kaum über ihre Erlebnisse gesprochen und wenn dann auch zu Esthers Überraschung erst mit den Enkelkindern und nicht mit ihrer Tochter. Nicht nur weil sie das Gefühl hatten, alles hinter sich lassen zu müssen um weiter machen zu können, sondern auch, weil niemand zu hören wollte.

Auch Esther selbst hat sich dieser Geschichte erst gestellt, als ihr Sohn Jonathan begann Nachforschungen zu stellen. Im Grunde ist sein Roman "Alles ist erleuchtet", ein Startpunkt für Esther gewesen, sich den Geheimnissen ihrer Familie anzunehmen. Dabei geht es ihr gar nicht so sehr darum, alle Wahrheiten zu entschlüsseln, aber viel mehr einen eigenen Umgang mit der Vergangenheit zu finden. Daher ist das ihr ganz eigener Weg und für sie ihre Möglichkeit, sich an die Ermordeten zu erinnern, gerade weil es nur Massengräber als sonstige Erinnerungsorte gibt.

In der jüdischen Tradition spielen Namen eine wichtige Rolle. Es ist ganz normal, die Vornamen der verstorbenen (z.B. Vorfahren, die Namen der eigenen Eltern, Großeltern usw). an die eigenen Kinder weiter zu geben, dabei sind mehrere Namen keine Seltenheit. Auch deshalb spielen Namen in diesem Buch eine zentrale Rolle. Für Esther, aber auch in vielen offiziellen Veranstaltungen zu Erinnerung an den Holocaust, geben die Namen den Ermordeten ihre Würde, aber auch ihre Identität zurück. Sie werden sichtbar. Es gab sie, sie haben gelebt. Manchmal kann einen die Fülle an Namen etwas erschlagen. Das schreibt die Autorin sogar auch selbst. Nicht alle Verwandtschaftsverhältnisse habe ich daher behalten. Das war zum Teil echt etwas überladen. Aber ich kann versehen, wie wichtig ihr dieser Punkt ist.

Gerade über ihre Schwester Asya, die Halbschwester, die Tochter der ersten Ehefrau von Esters Vater, weiß man leider nichts. Es gibt kein Foto. Esther hat nur den Namen und weiß, wo sie ermordet wurde, in welchem Massengrab sie liegt. Es hat mich sehr berührt, das letztendlich einen Weg gefunden hat, auch durch dieses Buch die Erinnerung wach zu halten.

Erschreckend ist dabei, wie in der Ukraine selbst mit der Erinnerung umgegangen wird. Hier weiß ich tatsächlich zu wenig, aber durch das Buch scheint schon durch, das dort keine wirkliche Aufklärung über den Holocaust zu herrschen scheint. Laut Foer gibt es z.B. keinen gezielten Schulunterricht über diese Zeit und vor allem über die Rolle der Ukraine. Die angebrachten Erinnerungstafeln werden oft zerrstört und es gibt z.B. oft keine Erwähnungen über den jüdischen Hintergrund verschiedener Städte in Broschüren die etwa Touristen erhalten. Lange gab es über Trochenbrod, der zentralen Stadt in der Esters Familiengeschichte beginnt, keine Informationen über das Shtetl. Die Informationen waren so dürftig, das Jonathan Safran Foer in seinem Roman, das Shtetl und das Leben dort komplett erfunden hat. Das führte sogar dazu, das manche Außenstehende dachten, die Stadt sei komplett erfunden.

Gleichzeitig ist das Buch trotz des traurigen Themas so lebensbejahend. Die Familie ist trotz allem gewachsen und durch die Recherchen wurden neue Bande geknüpft, Verwandte gefunden und letztendlich ist das Buch auch ein Zeugnis darüber, das es den Nationalsozialisten nicht gelungen ist, alle Juden zu ermorden. Es gibt wieder jüdisches Leben in der Welt und sie haben große Familien, bilden Netzwerke, halte die Erinnerung hoch. Aber sind eben auch Teil unserer heutigen Geschichte und das jeden Tag aufs neue. Esther Safran Foer hat neben all der Traurigkeit, trotzdem auch Positives aus dem Trauma ihrer Familie ziehen können. Für mich ist das irgendwie so ein Sieg über die Nationalsozialisten, bei all dem Schmerz, bei all dem Hass,abgebrochenen Lebensläufen, Geschichten die für immer verloren sind, gibt es auch Liebe, Erinnerung und Zukunft.

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Auf dieses Buch hatte ich mich gefreut. Der Name Safran Foer, der Buchtitel, die Inhaltsangabe haben mich gleich angezogen. Doch bald stellte ich fest, dass die Erwartungen zu hoch waren, denn wo ich mir eine berührende, verstörende Geschichte aus der deutsch-besetzten Ukraine vorstellte, fand ich eine Art Familienalbum, zu detailreich und dadurch langatmig erzählt, gedacht wohl eher für Kinder, Enkel, Urenkel als für ein breites Lesepublikum. Die durchaus interessanten Schicksale der jüdischen Dörfer und ihrer Bevölkerung versickern - durch viel zu viele Aufzählungen von Cousinen, Bekannten, Bekannten von Bekannten – wie wertvolle Steinchen im Sand.

Esther Safran, geboren 1946, emigriert mit ihren Eltern nach dem Krieg, sie verbringt die ersten Lebensjahre in einem Lager für displaced persons in Deutschland, bevor die Ausreise in die USA gelingt. Esther studiert und wird erfolgreiche Geschäftsfrau. Ihr Sohn Jonathan Safran Foer bereiste bereits die alte Heimat Ukraine und leider – er fand kaum noch Spuren der Familie, doch aus den Notizen entstand der Romanwelterfolg "Alles ist erleuchtet". Esther geht nun mit dem Sohn Franklin erneut auf Spurensuche: Ihr sollt wissen, dass wir noch da sind – und so müssen sich doch Belege für das jüdische Leben, für die Familie in den Dörfern Kolky und Trochenbrod finden lassen. Die Fahrt erlebe ich als pressebegleiteten Erinnerungstourismus, viele ähnlich motivierte Mitreisende sind dabei, alle auf der Suche nach den Familienwurzeln. Mich kann das – bei aller Betroffenheit – nicht wirklich packen.
Das Buch ist kein literarisches Werk, es sind Erinnerungen, die – in ihren vielen kleinen Einzelheiten - wohl zunächst nur für die eigene Familie gedacht und diese ermahnt, Namen, Orte, die eigene Geschichte nicht zu vergessen. Diese Aufgabe hat Esther Safran sehr gut erfüllt.

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Esther Safran Foer ist die Mutter von Jonathan Safran Foer, der vor fast 20 Jahren einen Weltbestseller landete mit „Alles erleuchtet“. Der wie dieses Buch der Familiengeschichte auf den Grund geht. Esther hat schon immer gespürt, dass in ihrer Familie Sachen gab, über die nicht gesprochen wurde. Das ist zum Beispiel ihr geändertes Geburtstagsdatum, ihr Vater gab bei der Einreise in Amerika den 8. September an, aber an jedem 17. März kam ihre Mutter ins Zimmer und flüsterte ihr „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag“ ins Ohr. Den Anstoss für eine intensive Familienrekonstruktion war ein Foto auf dem ihr Vater mit einem Mädchen und einem ihr fremden Mann zu sehen war. Ihr Vater war vor der Hochzeit mit ihrer Mutter Ethel bereits verheiratet und hatte eine Tochter, die beim Massenmord in Trochenbrod umkam. Esther will unbedingt wissen, wie ihre Halbschwester heisst und wer versteckte ihr Vater bei sich.

Die Verfolgungserfahrungen von Esthers Eltern wurden bis in die heutige Generation vererbt. Nach wie vor lebt die Familie mit den Nachwirkungen der Erlebnissen des Holocausts. Esthers Vater konnte die Vergangenheit nicht ablegen und begann Suizid.

Berührend und eindrücklich ist die Esthers Reise mit ihrem ältesten Sohn zusammen mit einer Reisegruppen in die Ukraine. Sie alle sind Nachkommen von den in Trochenbrod ermordeten Juden. Sie besuchen die Massengräber mit den überwucherten Gedenksteinen. Trochenbrod existiert heute nicht mehr, es sind nur noch Felder und Wiesen zu sehen.

Postmemory umschreibt Esthers Recherche treffend. Sie rekonstruiert das Leben ihrer Eltern in Trochenbrod und deren Flucht. Auch wenn Esthers Nachforschungen ziemlich erfolgreich waren, wird es immer Leerstellen in der Familienchronik geben.

Das Buch ist nicht ganz einfach zu lesen. Die Autorin schildert die grausamen Verbrechen, die an ihren Vorfahren begangen wurde. Das Buch zeigt auf, wir müssen die Erinnerung an den Holocaust hochhalten. Denn wenn die Erinnerung verblasst, beginnt das Vergessen.

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Memoir von Esther Safran Foer

wie rezensiert man ein Buch, das der Bericht einer Suche ist?

Esther Safran Foer ist die Tochter von Holocaustüberlebenden, geboren kurz nach dem Krieg vermutlich in Polen - vermutlich, da sie über 2 unterschiedliche Geburtsurkunden verfügt, mit verschiedenen Orten und Daten.

Ihre Kenntnisse über das Geschehen und Erleben ihrer Eltern sind dünn, Antworten bekommt sie kaum und so scheint ihr Traum mehr über ihre Herkunft und Verwandtschaft ein Traum zu bleiben. Doch als ihr Sohn aus seiner Suche einen Roman macht, bekommt sie erste Hinweise über die wahre Geschichte.

Dieses Buch erzählt weniger die Geschichten, sondern mehr die schwerfällige Suche, die kleinen Erfolge, Wiedergefundenes, beantwortete Fragen. Es ist keine Geschichte, weder eine wahre noch eine erfundene, sondern ein Ringen und eine Suche. So muss dieses Buch als ein forschendes Sachbuch gelesen sein, dass nicht unterhalten mag.

Ein Satz bleibt von der Geschichte, wenn am Grab der Urenkel mit Blick auf die große lebende Verwandschaft sagt: "Nimm das Hitler".

#Netgalleyde #Ihrsolltwissendasswirnochdasind #Memoir #EstherSafranFoer #KathrinliebtLesen #Rezension

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Wichtige und berührende Familiengeschichte

„Ich machte mich auf, die Familie zu finden, die meinen Vater während des Krieges versteckt hatte, und zu versuchen, etwas über die Schwester herauszufinden, die ich nie gekannt hatte. Ich machte mich auf, ein Schtetl zu finden, das es, allem Anschein nach, nicht mehr gab. Ich machte mich auf, mehr über meinen Vater herauszufinden. Ich machte mich auf, etwas über meine Schwester zu erfahren. Ich machte mich auf, um meine Vorfahren wissen zu lassen, dass ich sie nicht vergessen habe. Dass wir noch immer da sind.“

Esther Safran Foer wurde 1946 in Polen geboren. Wenige Jahre später emigrierte die Familie an die Ostküste der vereinigten Staaten. Lange wusste Esther kaum etwas über die Familiengeschichte. Man sprach nicht darüber. Ihre Mutter erwähnte eines Tages beiläufig, dass die erste Frau und Tochter des Vaters im Holocaust ermordet wurden – eine Erkenntnis, welche Esther dazu bewegte, sich auf die Suche nach der Familiengeschichte zu machen. Und so beginnt eine Spurensuche durch die ganze Welt, über Südamerika, Israel und schließlich in die Ukraine. Durch diese Spurensuche entstand unter anderem das erste Buch ihres Sohnes, Jonathan Safran Foer (Alles ist erleuchtet).

Esther Safran Foer ist eine bewundernswerte, kluge und interessante Frau mit einer hervorragenden Erzählungsgabe. Sie rekonstruiert das Leben der Vorfahren in der heutigen Ukraine, was oft sehr aufwendig und schwierig ist. Durch viele Zufälle kommt sie schließlich ans Ziel, sie findet die Orte, wo ihr Vater und ihre
Mutter aufgewachsen sind. Sie findet die Familie, die ihren Vater während dem Krieg versteckt hat. Und sie findet jemanden, der sich an ihre Schwester erinnert. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, trotz dem Ernst der Materie. Safran Foer will eines mit ihrem Buch erreichen: sie möchte, dass ihre Vorfahren nicht vergessen werden. Dass das ganze Leiden nicht vergessen wird. Und mehr als alles andere würde sie sich wünschen, dass ihre Vorfahren wissen, dass sie und ihre Familie existieren, dass sie überlebt haben. Und dass sie noch da sind.

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Jetzt weiß ich, woher Jonathan sein Talent hat! Auch seine Mutter Esther Safran Foer beherrscht die Kunst, eine Familienbiographie zum überzeitlichen Romanstoff zu verweben, unerhört gut und eine ganz neue kluge Stimme aus dem Chor der Nachgeborenen

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