Tödliche Treue

Häusliche Gewalt ist immer noch ein Tabuthema, das ängstlich totgeschwiegen wird. Sie umfasst verbale, psychische und physische Attacken und beginnt nicht mit Schlägen, sondern meistens mit der großen Liebe. Deshalb finde ich gut, dass Bianka Echtermeyer sich in ihrem Krimi "Tödliche Treue" mit diesem wichtigen Thema auseinandersetzt.

Die Hamburger Journalistin Charlotte Schmidt ist für ihre kritischen Texte bekannt. Ein neuer Auftrag führt sie in eine Idylle, die trügt. Charlotte recherchiert über häusliche Gewalt und interviewt zwei Frauen einer Beratungsstelle. Doch am nächsten Morgen wird eine ermordet aufgefunden. Die Journalistin hat offenbar in ein Wespennest gestochen. Aber warum – und ist sie auch in Gefahr? Welche Rolle spielt außerdem der LKA-Kommissar Daniel Zumsande, der die Tote kannte und nun von den Ermittlungen ausgeschlossen wird? Ausgerechnet Daniel, für den Charlotte längst mehr empfindet als journalistisches Interesse! Als die beiden auf eigene Faust ermitteln, geraten sie bald ins Visier des Täters …

"Tödliche Treue" ist bereits der zweite Fall für Charlotte Schmidt und Daniel Zumsande, kann aber ohne Kenntnisse des ersten Bandes gelesen werden. Er spielt wieder in der Hansestadt Hamburg. Die Journalistin und der LKA-Kommissar sind sympathische Figuren, die selbst in ihrer Kindheit und Jugend negative Erfahrungen machen mussten, die ihre Spuren in ihrem Leben hinterlassen haben. Charlotte Schmidt konnte die hohen Erwartungen ihrer ehrgeizigen Mutter nicht erfüllen, die sie lieber in einer soliden Beamtenlaufbahn gesehen hätte und ihre Erfolge als freiberufliche Journalistin ignoriert. Daniel Zumsande stammt aus einer dysfunktionalen Familie, die ihm keine Stabilität und Wärme vermitteln konnte, und hat sich einen anspruchsvollen Beruf gewählt, der ihn an seine Grenzen bringt.

Der packende Fall weist weit in die Vergangenheit zurück. Er ist gut erzählt; ich habe das 240 Seiten umfassende Buch nicht aus der Hand legen können. Bianka Echtermeyer wartet mit unerwarteten Wendungen und einem furiosen Show-Down an einem ungewöhnlichen Ort auf. Auf weitere Bücher aus dieser Reihe bin ich gespannt.

Die häusliche Gewalt, die hier auch thematisiert wird, indem Charlotte Schmidt einen Artikel darüber schreibt, ist sehr wichtig, denn ich glaube auch, dass viele Frauen oder auch Männer sich nicht trauen darüber zu reden und denken, dass es an ihnen liegt, dass ihr Partner ausrastet und dazu neigt. Diesen Aspekt hat die Autorin schön beschrieben und zum Thema gemacht.

Die Polizei steht nämlich vor dem Fall, dass der Tod an der Frau offensichtlich durch die Gewalt ihres Ehemannes ausgelöst wurde und zeitgleich ist Charlotte gerade bei der Beratungsstelle für Frauen, wo sie mehr über das Thema häusliche Gewalt erfährt. Kurz darauf ist ihre Ansprechpartnerin tot.

Mir gefällt es, dass man nicht so ganz weiß, wer Charlottes Ansprechpartnerin getötet hat und inwiefern ihr Freund damit zu tun hat, denn kurz vor ihrem Tod hat sie noch über diesen geredet. Man wird ständig in die Irre geführt und hinterfragt zeitgleich, wer so brillant sein kann, dass er ständig das LKA und die Journalistin austricksen kann und sich sowohl an einem Polizisten als auch eine Journalistin unbemerkt heranschleichen kann.

Die Details gefallen mir sehr gut, denn man muss sehr aufmerksam lesen, um die kleinsten Hinweise zu bemerken. Der Täter hat mich wirklich überrascht.

Das Buch ist angenehm geschrieben und es hat auch ein einigermaßen rasantes Tempo, was die Suche vorantreibt und interessanter macht. Jetzt möchte ich unbedingt den Vorgängerband lesen und herausfinden, wie sich das süße Paar Charlotte und Daniel gefunden haben.