Yalla, Feminismus!

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Erscheinungstermin 21.09.2019 | Archivierungsdatum 14.01.2020

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Zum Inhalt

»Wie geht Selbstermächtigung? Lady Bitch Ray macht’s vor.« Dr. Svenja Flaßpöhler Reyhan Sahin – besser bekannt als Lady Bitch Ray – verkörpert eine ebenso einzigartige wie aufregende Position im feministischen Diskurs: Als promovierte Linguistin, provokante Rapperin und alevitische Muslimin spricht sie über weibliche Sexualität, den Islam und Antirassismus wie keine andere. Denn sie kennt sich mit Diskriminierung aus: als Frau im wissenschaftlichen Universitätsbetrieb, als türkisch-muslimische Alevitin, als Rapperin in der männlich dominierten Hip Hop-Szene. Sie steht für einen neuen Feminismus, der sich der eindimensionalen Fixierung auf die weiße westliche Frau entgegenstellt und sich für Selbstermächtigung und Entscheidungsfreiheit für alle Menschen einsetzt. In einer Sprache, in der sich Ghettoslang und wissenschaftliche Analyse unverschämt nahekommen, zeigt sie, wo in Sachen Gleichberechtigung die großen Diskrepanzen liegen. Lady Bitch Ray engagiert sich für Frauensolidarität, bricht mit Sex-Tabus und macht deutlich, dass sich Kopftuch, Modebewusstsein und Feminismus keineswegs ausschließen.  »Durch mein früh ausgeprägtes Selbstbewusstsein und meine Stärke tat ich automatisch emanzipierte und feministische Dinge, indem ich mich wehrte und selbstbestimmt meinen eigenen Weg ging. Ich kam sozusagen über die Praxis zum Feminismus, nicht über die Theorie. Die las ich mir viel später an. Ich musste mich sozusagen aus Betroffenheit emanzipieren.«  

»Wie geht Selbstermächtigung? Lady Bitch Ray macht’s vor.« Dr. Svenja Flaßpöhler Reyhan Sahin – besser bekannt als Lady Bitch Ray – verkörpert eine ebenso einzigartige wie aufregende Position im...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783608504279
PREIS 20,60 € (EUR)
SEITEN 224

Auf NetGalley verfügbar

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Ich habe das Buch angefordert, weil ich die Autorin aus den Medien kenne. Ich habe sie als eine mutige Frau bewundert, die oft auf ihre Provokation reduziert wird. Ich hatte gehofft, dass es sie es schafft, das Thema "Feminismus" vielseitig darzustellen. Letzlich war das Buch für mich überwiegend das - eine Provokation, der besonders in der ersten Hälfte die Argumentation fehlt.

Worum geht es?

Um Sprache im Rap. Kopftuch. Und Rassismus und Sexismus im akademischen Betrieb.

Inhalt im Detail

Der erste Teil bezieht sich auf Sprache im Rap und die Darstellung queerer und weiblicher Menschen innerhalb dieser Kunstform. Zwei Aspekte sind mir dabei in Erinnerung geblieben: Dass bei männlichen Gangster-Rappern vorausgesetzt wird, dass es stark überzeichnet ist und dass das Lyrische Ich wenig mit der Person dahinter zu tun hat. Bei weiblichen Rapperinnen erwartet man dagegen, dass sie meinen, was sie in ihren Texten sagen - und deswegen härter beurteilt werden. Derbe Sprache oft als Einladung verstanden wird, fröhlich beleidigen. Interessant war auch, dass Frauen sich die Verhaltensweisen der Männer aneignen, um respektiert zu werden. Ob das der "richtige" Weg ist, darüber darf man grübeln. Auch die sehr einseitige Darstellung von Frauen, die Heilige, mutter-ähnliche Figur im Gegensatz zur promiskuitiven, offenen Frau, hat die Autorin gut erklärt. Weniger gefallen hat mir, dass die Quellenlage dürftig ist. Es werden nur wenige positive Beispiele für feministische Rap-Texte genannt und überhaupt kommen nur "Mainstream-Rapperinnen" vor. Dass es einige unbekannte Rapperinnen gibt, die auch ohne Gangster-Slang auskommen, wird wenig erwähnt. Oder die Tatsache, dass eine weibliche Rapperin in einem Wettbewerb weit gekommen ist - und dafür von einigen als Quotenfrau verspottet wurde, von anderen gelobt wurde, dass sie eine gute Rapperin ist, obwohl sie sich gegen all die Männer behaupten muss. Mich hätte die Auseinandersetzung damit interessiert. Schwierig finde ich auch, dass die Autorin einen Einblick in das Musikgeschäft gibt, aber an der Oberfläche bleibt. Sie arbeitet gut heraus, wie vermeintlich selbstbewusste Frauen von männlichen Produzenten ein Stück passend gemacht werden, damit sie als besonders feministisch erscheinen. Oder den Spagat, mit berühmten Rappern kooperieren zu können, dabei aber nur Klischees zu bedienen. Aber mir fehlt die Reflexion, warum - dass dahinter viel Geld steckt usw. Besonders bei Äußerungen zu und über Frauen bezieht sich die Autorin oft auf Interviews - und setzt sich nicht damit auseinander, dass sich Künstler in diesen Situationen repräsentieren und ein Bild von sich zeichnen wollen. Man kann argumentieren, dass auch die Leser dieser Medien glauben, was sie dort lesen. Und dass es wichtig ist, dass zu hinterfragen. Aber ich denke, wenn sie manche Künstlerin in anderem Rahmen befragt hätte, wäre das Ergebnis vielschichtiger gewesen.

Erzählt wird auch von Belästigungen. Schockierend fand ich, dass die Autorin selbst von einem bekannten Rapper öffentlich belästigt wurde - aber die Medien das nicht erwähnt haben. Allerdings wird das Bild an anderer Stelle verzerrt: Im Buch wird beschrieben, wie eine Musikjournalistin bei einem Interview von einem männlichen Rapper verbal und körperlich angegriffen wird, was aber von ihrem Kollegen und von ihr selbst heruntergespielt wird. In der Fußnote am Ende des Buches (!) erfährt man, dass der Kollege nur per Telefon zugeschaltet war. Belästigungen sind schrecklich, aber dass hier ein unvollständiger Eindruck erweckt wird, das fand ich schlecht für die Glaubwürdigkeit.

Ohnehin ist die Präsenz der Ich-Erzählerin in diesem Abschnitt sehr stark. Es geht um ihre Jugend, um den Mut, auf Bühnen zu gehen. Aber auch darum, dass sie wegen ihrer Texte oft abgelehnt wurde, von Männern und Frauen. Dass es an Solidarität fehlt. Mein Eindruck ist, dass die Ich-Erzählerin ein Mensch ist, der viel zu sagen hat und sich gern für andere einsetzt. Eine Löwin. Die nicht gehört wird und daher versucht, mit Provokation Aufmerksamkeit zu erregen. Womit sie manche Leser - auch mich - vor den Kopf stößt und neue Klischees bedient z.B. die Abwertung arbeitsloser Menschen.

Außerdem stört mich, dass im Abschnitt oft von queeren Menschen gesprochen wird, aber keiner zu Wort kommt. Weder Rapper, die offen nicht-binär sind, noch andere Künstler. Nur auf die Kunstfigur Juicy Gay wird verwiesen.

Der zweite Teil ist wesentlich fundierter - was auch daran liegt, dass Frauen mit Kopftuch das zentrale Thema der Doktorarbeit waren. Das Thema wurde vielschichtig und anfänger-freundlich aufbereitet. Ich fand es sehr interessant zu lesen, welche Gründe das Tragen oder Nicht-Tragen des Kopftuches hat und dass die Auseinandersetzung mit Feminismus in islamischen Störmungen sehr tief geht. Es ist eine Beschäftigung mit der Interpretation und Übersetzung von Stellen aus dem Koran - so, wie man es auch von anderen theologischen Diskussionen kennt. Etwas, dass man als Mensch ohne religösen Hintergrund schwer verstehen kann.

Später geht es um Belästigungen im akademischen Betrieb. Ich fand es spannend, wie vielschichtig auch hier die Benachteiligungen sind und wie sehr das System sich selbst schützt z.B. in dem die Ansprechpartner gleichzeitig die Täter sind. Oder manche nicht zwischen Mensch und Künstlerin unterscheiden können. Leider fehlen auch hier Beispiele, die sie nicht selbst erlebt hat. Was aber auch daran liegt, dass Menschen das selten öffentlich machen.

Allerdings fehlt mir hier ein menschliches Puzzle-Teil: Sie betont oft, dass sie gern in der Wissenschaft arbeitet, dass ihr die Studien wichtig sind - aber die Begeisterung wird nicht spürbar. Wo ist die Verbindung zwischen der Frau, die sich benachteiligt fühlt und der Leidenschaft für das Fach?


Gestaltung und Schreibstil

Am Anfang des Buches findet man ein Glossar - was ich gut fand. Leider werden nur sehr wenige Begriffe erklärt und besonders im Kopftuch-Teil fehlt sovieles, das man in einem Glossar nicht erklären kann. Außerdem hatte ich bis zur zweiten Hälfte einige Begriffe wieder vergessen.

Große Probleme bereitet mir das Gender-Sternchen. Ich habe schon verschiedene Varianten gesehen und bis zum Ende gehofft, dass ich damit warm werde. Aber es hat mich ständig aus dem Fluss gebracht, weil ich dachte, dass eine wichtige Stelle kommt. Vor allem sind die tatsächlich wichtigen (und sehr interessanten!) Fußnoten untergegangen.

Den Schreibstil finde ich mittelmäßig wissenschaftlich. Es klingt nicht so korrekt wie in einer wissenschaftlichen Arbeit, aber die Autorin versucht, alles sehr genau zu beschreiben - und bläst damit das Buch auf. Bespielsweise ist im ersten Teil von der "deutschen Mehrheitsbevölkerung" die Rede. Das ist passend, weil es um Rassismus geht. Aber der Begriff wurde bereits erklärt, sodass es nicht notwendig ist, ihn immer auszuschreiben. Wenngleich natürlich jede Erwähnung ein Zeichen ist.

Auch das Nachwort ist eine tolle Zusammenfassung des Buches - liest sich aber wie in einer wissenschaftlichen Arbeit.

Menschen, die mit den Themenkomplexen nicht vertraut sind, werden mit dem Buch Schwierigkeiten haben.

Fazit

Gut gedacht, nicht so gut gemacht. Der Stil wirkt hoch, aber die Recherche hätte im ersten Teil tiefer sein können. Das Buch möchte "Lücken füllen", bleibt aber manchmal bei Klischees kleben. Dennoch wirft es interessante Gedanken auf und hat mich zum Nachdenken angeregt.

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Eine Rapperin/Musikerin mit Promotion, da guck an, mag sich manch eine denken...
Ich fand Sahins Werdegang, Erlebnisse, Gedanken so interessant, überraschend, teils komplett neu für mich, dass ich die Lektüre als großen Gewinn empfand.
Ein kluges und sehr erhellendes Buch!

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Feminismus, Deutschrap, Kopftuch, die Welt der akademischen Bildung: wer bekommt das alles unter einen Hut? Dr. Reyhan Sahin, auch bekannt als Lady Bitch Ray.
Frau Sahin ist bunt und vielschichtig. Alevitin, Rapperin, feministische Aktivistin, promovierte Linguistin. Diese Frau hat etwas zu sagen und das tut sie: laut, explizit, eindringlich deutlich.
Sie räumt auf in der maskulin geprägten Rap-Kultur, aber auch in der „Fuckademie“, wie sie den weißen, männlichen alten Universitätsbetrieb nennt. Das Publikum ist da wie dort vielleicht ein anderes, aber die Ausgrenzung und Geringschätzung von Frauen, der allgegenwärtige Sexismus, der unterscheidet sich da wie dort gar nicht so sehr von einander. Reyhan Sahin hat in beiden Welten Erfahrung und in beiden Welten Diskriminierung erfahren. Sie tritt lautstark dagegen auf. Sie ist provokant, ihre Texte als Rapperin eindeutig von jeglicher Zweideutigkeit entfernt.
Reyhan Sahin beherrscht den Diskurs, sowohl im Rap als auch in der wissenschaftlichen Welt. Besonsers stark macht sie sich Frauen, die nicht nur aufgrund ihres Geschlechts, sondern auch aufgrund ihrer Religion, ethnischer Herkunft, Hautfarbe diskriminiert werden. Intersektionalismus, das Zusammentreffen mehrerer Diskriminierungsformen ist ihr großes Thema. So findet sie auch nicht unbedingt einen Widerspruch im Kopftuch und Feminismus, will sich von privilegierten weißen Frauen (und Männern) nicht bevormunden lassen.
„Yalla!“, das ist ein arabisches Lehnwort aus dem Türkischen und bedeutet „Auf geht’s!“, „Los!“ aber auch „Verpiss dich“. Und so macht sich die Autorin stark für Geschlechtergleichberechtigung und gegen Sexismus und Rassismus, gegen Mansplaining, Kopftuchsplaining. Steht ein für die unsichtbaren Frauen der Müttergeneration, die keinen Zugang zu elitären Debatten haben. Tritt auf gegen männliche Dominanz.
Bücher über Feminismus gibt es viele. „Von Frauen oder queeren Menschen mit Migrationsbackground oder Women of Color gibt es bisher so gut wie keine populären Bücher zu Feminismus in Deutschland.“, schreibt die Autorin.
Jetzt gibt es ein solches wichtiges Buch!

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Ich bin noch etwas unentschlossen.

Das Buch wollte ich unbedingt lesen da es das Thema Feminismus anspricht.
Der Schreibstil ist gut, mit vielen Begriffen die im Glossar erklärt werden.
Am Anfang hatte ich etwas Schwierigkeiten in die Thematik reinzukommen und blätterte oft zum Glossar vor.

Das Buch ist in verschiedene Bereichte gegliedert und fokussiert sich da auf andere Themen.
Das Buch spricht interessante Aspekte an.
Ich hab etwas lange gebraucht das Buch zu lesen, da ich es nicht als leichte Kost empfand.
Das Buch spiegelt auch viel die Meinung der Autorin wieder, mit der wird nicht jeder sich identifizieren können oder manche werden es als arrogant erachten.

Das Buch spricht wichtige Thematiken und Informationen an, es war sehr informativ und hat mir nochmal einen neuen Blick auf die Themen gegeben.
Die Autorin erzählt einiges von sich und ihren Erfahrungen.

Auch beinhaltet das Buch viel zum Thema Frauen in der heutigen Rap-Welt.

Ein informatives und interessantes Buch mit wichtigen Aspekten.

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Was hier alles besprochen wird: Misogynie im deutschen Hip Hop, Rassismus gegenüber Muslimen, patriarchale Strukturen in der Hochschullandschaft. Das alles hängt nicht nur gesellschaftlich zusammen, sondern auch, weil es von Reyhan Sahin kommt – besser bekannt als Lady Bitch Ray. Um ehrlich zu sein, habe ich von ihrer Musik keine Ahnung, was ihren Werdegang aber nicht weniger spannend macht. Das Buch ist keine Einsteigerliteraur, wer es zur Hand nimmt, sollte sich in feministischen Themen schon etwas auskennen. Dann gibt es aber viele spannende Einsichten aus erster Hand. Ein bisschen nervig war für mich die Selbstbeweihräucherung -ich war die erste, noch keine vor mir, etc.- wobei: wenn es sonst niemand schreibt, hol dir die Anerkennung selbst. You go, girl!

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WOW! Was für ein starkes, wichtiges Buch! Wie viel an Zorn und trotzdem konstruktiver Kritik kann man zwischen zwei Buchdeckel packen? Immer klar im Ton, zornig über patriarchale Strukturen und Diskriminierung, aber trotzdem bleibt man als Lerser:in nicht frustriert und hoffnungslos zurück, sondern fühlt sich empowert und bereit zum Kampf. Bitte mehr davon!

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