Toleranz: einfach schwer

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Erscheinungstermin 18.06.2019 | Archivierungsdatum 26.08.2019

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Zum Inhalt

Die Lebensentwürfe, Wertvorstellungen, religiösen und kulturellen Hintergründe der Menschen werden immer vielfältiger. Manche erleben dies als Bereicherung, nicht wenige aber als Last. Was muss die Gesellschaft, was muss der Einzelne tolerieren und wo liegen die Grenzen der Toleranz? Wie viel Andersartigkeit muss man erdulden und wie viel Kritik aushalten? In seinem neuen Buch streitet Joachim Gauck für eine kämpferische Toleranz. „Ich war und bin bis heute der Meinung, dass es kein Laisser-faire geben darf gegenüber jenen, die Pluralität und Toleranz mit Füßen treten. Toleranz, die Nachsicht und Duldsamkeit preist gegenüber den Verächtern der Toleranz, hilft den Tätern und nicht den Opfern. Intoleranz gegenüber einer Intoleranz, die Menschen unterdrückt und verachtet, ist eine Haltung von Demokraten im Namen der Menschenwürde.“ Aus der entschiedenen Überzeugung heraus, dass die Gesellschaft eine deutlichere und bewusstere Debatte über Toleranz benötigt, spürt er den Fragen nach: Was macht Toleranz aus und was macht sie notwendig? Und warum ist Intoleranz heute so populär und attraktiv?

Die großen Themen der Zeit – wie das Erstarken populistischer Parteien, die Debatten in der Migrationspolitik, die Zunahme des Islam in europäischen Gesellschaften, die drohende Klimakatastrophe und die zunehmende Digitalisierung der Welt – bieten viel Angriffsfläche für das Maß dessen, was ein Einzelner bereit ist zu akzeptieren und zu ertragen. Daraus erwachsen Formen des Extremismus und der Intoleranz, die der ehemalige Bundespräsident als die großen Herausforderungen unserer Zeit bezeichnet, denn zum bereits vorhandenen Links- und Rechtsextremismus gesellt sich der islamische Fundamentalismus. Intoleranz jedoch nur denjenigen vorzuwerfen, die extreme Haltungen vertreten, ist kurzsichtig. Die „Intoleranz der Guten“ kann ebenso die Gemeinschaft schwächen. Diese politische Korrektheit im Sinne einer politischen und ethischen Orientierung trägt zwar zu gegenseitigem Respekt und Verständigung bei, dennoch müssen kontroverse Diskussionen möglich sein. Dies zeigt sich besonders in Migrationsfragen. Die derzeit größte Zerreißprobe für die individuelle und gesellschaftliche Toleranz ist die hohe Zahl von Menschen, die Schutz in Deutschland und Europa suchen. Kritisch hinterfragt Joachim Gauck, wo die Grenzen der Toleranz erreicht werden.

Der große Demokrat schließt mit einem starken Plädoyer für die Erhaltung und Wahrung von Toleranz als Tugend und als Gebot der politischen Vernunft, die gut ist für jeden Einzelnen und unerlässlich für die Gesellschaft. „Es ist nicht die schlichte Vertrautheit mit dem Eigenen, was uns sicher macht, das Richtige zu verteidigen. Sondern die Gewissheit, dass der Verteidigung wert ist, was allen Menschen zukommt: Würde, Unversehrtheit, Freiheit und Recht. Es wird sich immer und immer wieder lohnen, dafür zu streiten mit Verantwortungsbewusstsein, mit Mut und – mit kämpferischer Toleranz.“

Die Lebensentwürfe, Wertvorstellungen, religiösen und kulturellen Hintergründe der Menschen werden immer vielfältiger. Manche erleben dies als Bereicherung, nicht wenige aber als Last. Was muss die...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE E-Book
ISBN 9783451815270
PREIS 16,99 € (EUR)

Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Wir leben in einer schwierigen Zeit. Das Klima wird schlimmer, die Welt wird schneller und eins bleibt häufig auf der Strecke: die Toleranz.
In seinem Buch schreibt Gauck über das Miteinander, tolerantes Verhalten, aber auch, was Toleranz überhaupt ist und historische Aspekte.
Ich finde, in der heutigen Gesellschaft sollte man immer wieder daran erinnert werden, dass Menschlichkeit und Toleranz mit das Wichtigste ist, um in einer besseren Welt zusammen leben kann. Mit seinem Buch macht Gauck genau dies klar und führt uns vor Augen, was einigen vielleicht abhanden gekommen ist.
Als kleiner Makel finde ich jedoch, dass das Wort "Toleranz" ziemlich häufig in dem Buch vorkommt. Ja, es handelt davon, aber man kann es trotzdem umschreiben und muss es nicht so häufig erwähnen.
Dennoch spreche ich eine klare Empfehlung aus, vor allem für politisch interessierte Menschen.

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Gauck bleibt in diesem Buch auf Bundespräsidenten-Kurs und setzt sich extremst für mehr Mäßigung ein - sehr erfrischend, wie der Mann (erkennbar parteilos) auf Differenzierung beharrt und jegliche Ideologisierung ablehnt. In kurzen Kapiteln geht Gauck der Frage nach, was Toleranz überhaupt ist, wie sie sich historisch entwickelt hat und wie wir sie heute leben und verteidigen können. Dabei zitiert er eine große Bandbreite anderer Autoren, von Michel de Montaigne bis Reni Eddo-Lodge.

Im Vorfeld der Veröffentlichung ist Gaucks Forderung, die verbale Auseinandersetzung mit der AfD zu suchen, auf Kritik gestoßen. Um es ganz klar zu sagen: Gauck unterstreicht in diesem Buch mehrfach, dass es keinerlei Toleranz für Rassisten, Demokratiefeinde und andere Gegner des Grundgesetzes geben darf, ganz gleich, ob es sich um Links-oder Rechtsextremisten, Deutsche oder Einwanderer handelt. Im Rahmen der "kämpferischen Toleranz" solle man sich aber mit den Menschen auseinandersetzen, die man mit Argumenten erreichen könne, und dazu gehören aus seiner Sicht auch manche (nicht alle) AfD-Anhänger: "Am nachhaltigsten ist und bleibt Umdenken. Dazu braucht es Debatten."

Diese Forderung tut natürlich weh - wer, wie ich, schon mit AfD-Anhängern diskutiert hat, weiß, dass das keinen Spaß macht und man viel lieber einfach weggehen und in Ruhe Recht haben will - unglücklicherweise hat Gauck aber einen Punkt, wenn er darauf hinweist, dass dies vor allem zu gesellschaftlichen Spaltung beiträgt und dass Meinungen in der Arena des öffentlichen Raums verhandelt werden müssen, wenn man sowas wie einen gesellschaftlichen Konsens erreichen möchte (siehe auch Mit Rechten reden: Ein Leitfaden). Dass man Leuten nicht einfach vorschreiben könne, was sie denken und fühlen sollen, das habe die "Erziehungsdiktatur" DDR bewiesen, die zudem mit der schädlichen Dichotomie "Wir" gegen "Die" operiert habe - ja, der erste Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen würde Susan Neiman die Wände hochtreiben.

Interessanterweise spricht sich Gauck (genau wie Francis Fukuyama und Sibylle Berg) zudem dafür aus, die Identitätspolitik insofern zu überdenken, als dass die Benachteiligung aufgrund der sozialen Schicht nicht aus dem Blick geraten darf. Darüber hinaus geht es ihm um Solidarität, das Gemeinsame, das unterschiedliche Menschen verbindet und den Boden für Toleranz bereitet. Um dieses Gemeinsame zu erforschen ist es notwendig, Empathiefähigkeit und Toleranz in der Auseinandersetzung zu lernen.

Ich stimme Gauck nicht immer bis ins letzte Detail zu, aber auch wenn seine Meinung mal von meiner abweicht, kann ich das locker aushalten - so viel Toleranz muss sein! :-)

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Das Buch ist ein interessanter und lesenswerter Beitrag zur Entemotionalisierung der Debatte darum, wie und wie weit Toleranz in unserer Gesellschaft gehen sollte. Nicht selten und der Natur der Sache geschuldet schwingt beim Autor eine gute Portion pastoraler Grundton mit, aber auch die Einsicht, dass etliches gehörig schiefgelaufen ist, das bislang vor allem in der Politik gutgeheißen wurde.

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In diesem Buch versucht Joachim Gauck anhand seiner eigenen Lebensgeschichte uns Beispiele für ein Leben mit Toleranz zu geben. Dabei macht er aber klar, dass sich auch nicht alle Probleme von selbst lösen. ...

In diesem Buch versucht Joachim Gauck anhand seiner eigenen Lebensgeschichte uns Beispiele für ein Leben mit Toleranz zu geben. Dabei macht er aber klar, dass sich auch nicht alle Probleme von selbst lösen.

Der Schreibstil des Buches ist sehr angenehm und flüssig zu lesen. Der Inhalt baut aufeinander auf und ermöglicht dem Leser alles sehr gut zu verstehen.

Gaucks Werk zeigt mal wieder wie wichtig es ist aufeinander Acht zu geben.
Aus meiner Sicht könnte es der Gesellschaft helfen wenn viele diese Buch lesen würden.
Absolute Leseempfehlung!

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ÜBER DIE TOLERENZ UND IHRE GRENZEN

Joachim Gauck versucht sich anhand seiner eigenen Lebensgeschichte daran, die Sache mit der Toleranz zu verdeutlichen. Toleranz ist so lange leicht, wie sie nicht praktisch herausgefordert wird. Dennoch tun wir alle gut daran, von Zeit zu Zeit über unseren Schatten zu springen und auch einmal eine Meile in den Mokassins des anderen zu gehen. Aber dieses Gebot richtet sich an alle!

An Gaucks, übrigens sehr klugem Versuch, die Sache mit der Toleranz zu erklären und warum sie manchmal schwierig zu leben ist, haben mir mehrere Aspekte gefallen. Erstens, die Erläuterung auch am praktischen Beispiel, es bleibt nicht alles theoretisch. Zweitens, dass Joachim Gauck um Ausgleich bemüht ist und drittens, sein bekannt gewordenes Zitat aus einer Rede aus dem Jahr 2015: „Unser Herz ist weit, aber unsere Möglichkeiten sind endlich“. Wer diese Tatsache nicht anerkennt, ist ein Realitätsverweigerer.

Toleranz gegenüber den Toleranten, aber die Forderung nach Tolerierung/Toleranz kann auch von denjenigen erhoben werden, die ihrerseits keine Toleranz ausüben. Dann wird es kritsch. Besonders einleuchend befand ich deshalb die Ausführungen zu Forderungen der sogenannten politischen Correctness, die tyrannische wie auch lächerliche Ausmaße annehmen kann bis dahin, dass sie unseren Sprachgebrauch regeln möchte.

[Meinung: Habe ich doch selbst über die Jahre beobachtet, wie bei meiner Lieblingstalksendung „Markus Lanz“ sich die Regeln allmählich wieder lockern, beziehungsweise ändern. Noch vor nicht allzu langer Zeit fuhr der Talkmaster jedem über den Mund, der sich in irgendeiner Form kritisch gegenüber dem (politischen) Islam äußerte. Eine ehrliche Auseinandersetzung war nicht gewünscht! Bei „Markus Lanz“ kann man ausgezeichnet beobachten, was zur Zeit zur politischen correctness gerechnet werden soll.

Allmählich darf man wenigstens darüber diskutieren, inwieweit der politische Islam dem Land gut tut, ohne gleich moralisch „böse“, „rechts“ und als „islamophob“ verschrien zu werden. Fördern und fordern ist ja meine Meinung. Das eine ist nicht gut ohne das andere. Diese Meinung findet sich allerdings nicht Eins zu Eins im Buch. Das ist Interpretation.]

Aber von vorauseilendem Gehorsam ist die Rede. Eine Spezialität der Deutschen. Es darf weder eine Tyrannei der Mehrheit, noch die Tyrannei einer (lauten) Minderheit geben.

Joachim Gauck zitiert Karl Popper: „Wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen. Im Namen der Toleranz sollten wir uns das Recht vorbehalten, die Intoleranz nicht zu tolerieren.“

Diese Haltung muss sich auch auf fremde Sitten und Gebräuche ausdehnen, so weit sie unseren Gesetzen entgegenstehen. Die Toleranz darf nicht so weit gehen, dass die einen wegen ihrer „fremden Kultur“ vor dem Gesetz anders behandelt werden als die anderen und auch nicht so weit, dass das Neutralitätsgebot des Staates gegenüber der Religion aufgeweicht wird.

FAZIT: Im Grunde sagt Herr Gauck, dass wir alle Lernende sind und es keinen Zweck hat, gegen Veränderungen zu rebellieren. Aber eine Blindheit gegenüber den Problemen, die Migranten mit sich bringen, hilft uns auch nicht weiter.

Von mir bekommt die sehr gelassene Auseinandersetzung Joachim Gaucks zu den Gegebenheiten in unserem Land nicht nur die volle Punktzahl, sondern auch eine dicke Leseempfehlung.

Kategorie: Politisches Buch. Sachbuch.
Verlag: Herder, 2019

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Was für ein Buch! Joachim Gauck hält nicht den moralischen Zeigfinger hoch, nein, er erläutert, wie schwer Toleranz sein kann, nimmt den Leser*in mit in unbequeme Gedankenwelten und lässt speist das Thema "Toleranz" nicht einfach mit Platitüden ab. Hätte ich auch nicht von ihm erwartet :-) Ein Buch, wo jede Seite Passagen aufweist, die nach Leuchtmarker regelrecht rufen!

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