Deutsches Haus

Ein Prozess, der Deutschland veränderte, und auch das Leben einer jungen Frau. Der Spiegel-Bestseller

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Erscheinungstermin 21.09.2018 | Archivierungsdatum N/A

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Zum Inhalt

Von der Erfinderin der TV-Serien Weissensee und Ku'damm 56 / 59 / 63

»Dieser Roman kommt genau zur richtigen Zeit.« Iris Berben 

Frankfurt 1963. Eva, gelernte Dolmetscherin und jüngste Tochter der Wirtsleute Bruhns, steht kurz vor ihrer Verlobung. Unvorhergesehen wird sie gebeten, bei einem Prozess die Zeugenaussagen zu übersetzen. Ihre Eltern sind, wie ihr zukünftiger Verlobter, dagegen: Es ist der erste Auschwitz-Prozess, der in der Stadt gerade vorbereitet wird. Eva, die noch nie etwas von diesem Ort gehört hat, folgt ihrem Gefühl und widersetzt sich ihrer Familie. Sie nimmt die Herausforderung an, ohne zu ahnen, dass dieser Jahrhundertprozess nicht nur das Land, sondern auch ihr eigenes Leben unwiderruflich verändern wird.

 

Von der Erfinderin der TV-Serien Weissensee und Ku'damm 56 / 59 / 63

»Dieser Roman kommt genau zur richtigen Zeit.« Iris Berben 

Frankfurt 1963. Eva, gelernte Dolmetscherin und jüngste Tochter der...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783550050244
PREIS 20,00 € (EUR)
SEITEN 368

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Frankfurt 1963, Eva Bruhns, Tochter der Wirtsleute Edith und Ludwig, steht kurz vor der Verlobung, da wird sie gebeten bei einem Prozess als Dolmetscherin tätig zu werden. Ihre Eltern und auch ihr Freund raten ihr ab, dass wäre nichts für Eva. Trotzdem geht sie ins Gericht und wird mit Dingen konfrontiert, die sie immer mehr verwirren und entsetzen, kaum mag sie die Aussagen glauben. Es ist der erste Prozess um das Konzentrationslager Auschwitz. Als sie sich mit Jürgen verlangt dieser von ihr, ihre Übersetzertätigkeit aufzugeben. Als seine zukünftige Frau könne er es verlangen. Diese Forderung entsetzt Eva ,dachte sie doch Jürgen ist ein moderner Mann, der seine Frau gleichberechtigt behandelt. Dann kommt sie einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur, dass wirft ein neues Licht auf Eva und ihre ganze Familie. Nun kann und will sie nicht mehr aufhören.
Dieser Roman dreht sich um den 1. Ausschwitzprozess in Deutschland. Die Mehrheit der Bevölkerung möchte diese Gräueltaten am liebsten vergessen , ist doch lange her. Man richtet sich doch gerade im neuen Leben ein, fängt von vorn an bescheidenen Wohlstand aufzubauen. Auch Evas Leben ist in geordneten Bahnen, Heirat und Kinder ist ihr Wunsch. Da wird sie mit Grausamkeiten unvorstellbaren Ausmaßes konfrontiert.
Dieser Roman ist zwar fiktiv, aber die Schilderung der Tötungen in Ausschwitz sind real und zeigen einmal mehr wozu der Mensch fähig ist. Recht und Gerechtigkeit den Stimmen der Toten und Überlebenden zu gewähren wird im Roman versucht darzustellen und wie mühsam es ist.

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Dieses Buch von Annette Hess kommt gerade zur richtigen Zeit. In der wir uns wieder mit einer zunehmenden Rassendiskriminierung auseinander setzen müssen.
1963 soll der erste Auschwitzprozess in Frankfurt stattfinden. Eva, seit kurzem verlobt, soll als Dolmetscherin die Übersetzungen der Zeugen übernehmen. Schon bald ist sie das Sprachrohr der Leute, die in Ausschwitz unvollstellbare Leiden erlitten haben. Und schon bald stößt sie auf Widerstand aus ihrer eigenen Familie und des Verlobten. Doch Eva lässt sich nicht beirren, auch wenn sich ihr Leben dadurch ändern wird.
Ein Roman der unter die Haut geht, geschrieben von der Drehbuchautorin von Weisensee und Kudamm 56/59.

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Deutsches Haus von Annette Hess zeichnet ein Bild der sechziger Jahre. Ihre Protagonisten sind Kleinbürger, die sich nach dem Schrecken des Krieges und der Begegnung mit sich selbst, einrichten zwischen Schrankwand und Sonntagsbraten. Die scheinbare Idylle zerbricht, als Eva anfängt im ersten Ausschwitzprozess zu übersetzen und Fragen zu stellen, auch nach der Rolle der eigenen Eltern.
Zu Anfang hatte ich Schwierigkeiten mit der betulichen "Sechziger-Jahre-Sprache" und den doch sehr sterotypen Figuren. Doch mit Prozessbeginn nimmt das Buch an Fahrt auf und die Hauptfiguren bröckeln.

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Zum Inhalt:

Eva ist gelernte Dolmetscherin und Tochter der Wirtsleute Bruhns. Als sie unerwartet gebeten wird bei einem Prozess die Zeugenaussagen zu übersetzen sind ihr Eltern und auch ihr zukünftiger Verlobter dagegen. Sie entscheidet sich dennoch dafür ohne zu ahnen, wie sehr dieser ihr Leben verändern wird. Es ist der erste Prozess um die Gräueltaten in Auschwitz. 

Meine Meinung:

Das ist ein Buch, das wahrhaft keine leichte Kost ist. Nicht nur, dass man mit dem Grauen von Auschwitz konfrontiert wird sondern auch, weil es kein einfach zu lesendes Buch ist. Ich musste es immer wieder weg legen und erst einmal sacken lassen. Ich denke auch, dass es noch einige Zeit nachwirken wird, weil es einfach heftig ist schon rein thematisch. Bedrückend fand ich auch die Art und Weise, wie Evas Verlobter Jürgen meint mit ihr umspringen zu können, beispielsweise einfach die Teilnahme am Prozess abzusagen. Das kann man sich heute so überhaupt nicht vorstellen. Insgesamt fand ich dieses Buch einerseits sehr beeindruckend, andererseits sehr bedrückend. Der Schreibstil ist gut, wenn auch ein wenig anstrengend zu lesen, passt aber sehr gut zur Geschichte des Buches. 

Fazit:

Lesenswert.

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Unglaublich spannend! Ein wahrer Pageturner. Es sind die 60er im Nachkriegsdeutschland. Es ist Gras über die Zeit des Hitler Regimes gewachsen. Die Menschen erleben den Aufschwung und wollen sich nicht mehr mit den Hinterlassenschaften dieser Zeit beschäftigen. Doch die Mitwirkenden an den Greueltaten der Nazis sind ungeschoren davon gekommen und nun soll sich dies ändern. Eva sieht sich mit einer außergewöhnlichen Aufgabe betraut - bei einem Prozess, dessen Ausmaße sie zunächst gar nicht versteht, als Dolmetscherin zu fungieren. NIcht nur ihre Eltern sind nicht begeistert, auch ihr Verlobter möchte, daß sie von dem Auftrag zurücktritt. Ein Einblick in die Welt der Frau - wo der Mann noch das Sagen hat - wird dem Leser gewährt. Je tiefer Eva in das Gestrüpp der Verbrechen der Angeklagten eintaucht, desto öfter wird sie von unerklärlichen Alpträumen geplagt. Vielschichtige Charaktere, eine lebendige und rasante Sprache, die zeitgeschichtlichen Komponenten und das Geheimnis um Eva haben mich von Anfang an gepackt und mich in ihren Bann gezogen. Aber auch die Auseinandersetzung der Betroffenen mit der Vergangenheit, die Frage wann ist man Täter, wann Mitläufer? Welche Auswirkungen hat dies auf die Gegenwart, auf die Zukunft? Es werden viele essentielle Fragen aufgeworfen. Die Antworten bleiben beim Leser.

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Inhalt: Die junge Dolmetscherin Eva Bruhns wird überraschend engagiert um während einer Gerichtsverhandlung die Aussagen polnischer Zeugen zu übersetzen.
Völlig ahnungslos gerät die junge Frau in einen Prozess gegen mutmaßliche Kriegsverbrecher, die im KZ Auschwitz unglaubliche Gräueltaten verübt haben sollen.
Zunächst kann Eva die Aussagen der Opfer kaum glauben, zu furchtbar sind die Taten. Doch schon bald spürt sie, dass sie selbst mehr mit den Verbrechen zu tun hatte, als ihr bislang bewusst war.
Weder mit ihren Eltern, die die Gaststätte „Deutsches Haus“ betreiben, noch mit ihrem Verlobten Jürgen kann sie über das Gehörte sprechen ohne auf eine Mauer aus Schweigen zu stoßen.

Meine Meinung: Ich wurde von der Geschichte völlig in den Bann gezogen und habe das Buch innerhalb von zwei Tagen verschlungen.
Die Autorin Annette Hess versteht es ausgezeichnet Fiktion und Fakten zu verweben. Teilweise wurden Ausschnitte aus Originalzeugenaussagen der Auschwitzprozesse verwendet, die auch heute nichts an Grausamkeit und Schrecken verloren haben.
Eva selbst war während des Krieges noch zu klein um sich bewusst zu erinnern. Umso heftiger treffen sie nun die Fakten, die durch den Prozess ans Licht kommen.
Evas Familie steht exemplarisch für eine ganze Generation, die alles tut um sämtliche Erinnerungen an Erlebtes, sei es als Täter, Mitläufer oder Opfer, zu verdrängen. Scham und Schuldgefühle werden totgeschwiegen, obwohl sie teilweise durchaus vorhanden sind.
Die Kriegsverbrecherprozesse reißen rund 20 Jahre nach Kriegsende die kaum verheilten Wunden wieder auf. Trotzdem sind sie nicht nur für die Opfer des Nationalsozialismus sondern auch für die deutsche Bevölkerung unglaublich wichtig um die Vergangenheit zu sühnen und zu verarbeiten.

Fazit: Ein bewegendes Buch und ein hervorragendes Portrait der Deutschen während der 60iger Jahre, mitreißend und gefühlvoll geschrieben. Für mich ein Highlight!

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Generalstaatsanwalt Fritz Bauer hat es sich zur Aufgabe gemacht, die SS-Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen und sieht seine Chance im Auschwitz-Prozess. Eine große Hilfe ist ihm dabei Eva Bruhns, die als Dolmetscherin die Zeugenaussagen übersetzt. Eva ist behütet als Tochter der Gastwirte Bruhns aufgewachsen, denen der Gasthof "Deutsches Haus" gehört. Doch warum sträuben sich die Eltern vehement gegen die Anstellung ihrer Tochter ? Warum will ihr Verlobter Jürgen nicht von der Vergangenheit erzählen ?
Je mehr der Prozess fortschreitet, desto mehr muss sich Eva ganz persönlich mit den Ereignissen auseinander setzen....

Annette Hess' Streckenpferd ist die brillante und eindringliche Erzählung von Geschichten aus der Vergangenheit der BRD und der DDR. Durch ihre Fernsehserien ist mir ihre grandiose Erzählweise bereits bestens bekannt und ich habe neugierig die ersten Zeilen ihres Buches gelesen. Von da an bin ich eingetaucht in das Leben von Eva Bruhns und die Ereignisse, die den Auschwitz-Prozess begleiten.
Hess erzählt in einem ruhigen, fast getragen Stil die Geschichte der jungen Frau und lässt dabei doch alles an Emotionen aufkommen, die mir jeglichen Respekt abverlangen. Ich bin hautnah mit dabei, wenn sich Eva gegen ihre Familie stellt und ihren Weg geht. Ich erlebe die Erzählungen der Überlebenden, teile mit ihnen ihr Schicksal und muss, ebenfalls wie Eva, der grausamen Fratze der NS-Zeit ins Gesicht blicken. D ieses Buch ist durch seine akribische Recherche, seine lebhaften Charaktere und seiner Brisanz der Themen ein echter Pageturner und beweißt wieder einmal, dass die Vergangenheit, so schrecklich sie auch gewesen ist, an Aktualität leider nichts eingebüßt hat. Die Autorin hält uns mit diesem Buch den Spiegel der aktuellen Ereignissen vor und man fragt sich, ob die Menschen aus der Abartigkeit des NS-Regimes , die nun mal zu dem dunkelsten Kapitel der BRD gehören, nichts, aber auch gar nichts gelernt haben...

Für mich ein absolutes MUSS an Lektüre - dieses Buch gehört in jedes gut sortiere Bücherregal und verlangt geradezu danach, gelesen zu werden !!


Herzlichen Dank an den Verlag, der mit dieses Lese-Exemplar kostenfrei über NetGalley zur Verfügung gestellt hat. Diese Tatsache hat jedoch nicht meine ehrliche Lesermeinung beeinflusst.

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Viel mehr als ein Buch über den Auschwitzprozess.
Vielfältige Charaktere zeichnen ein umfangreiches Panorama der Gesellschaft der 60er Jahre in der Bundesrepublik. Spannend erzählte Zeitgeschichte!
Viel hat sich verändert seitdem, manches kommt einem aber immer noch bekannt vor.
Unbedingt lesenswert!

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Ein Kapitel deutscher Geschichte

Der Verlag wirbt damit, dass Annette Hess die Erfinderin der TV-Serien „Weissensee“ und „Ku’damm 56 / 59“ ist. Das mag für viele vielleicht schon ein Grund sein, ihren ersten Roman in die Hand zu nehmen. Bei mir war es aber definitiv das Thema, denn ich kenne die Serien zwar vom Namen her, habe sie allerdings nie gesehen. Insofern kann ich Ihnen auch nicht sagen, ob Sie etwas in der gleichen Art oder Qualität vorfinden werden. Ich kann Ihnen also nur etwas über dieses Romandebüt erzählen.

Nachdem ich das Buch geöffnet hatte, fiel mir als erstes die ungewöhnliche Gestaltung des Textes auf. Es gab einen Teil Text und dann kam ein Querstrich. Dies setzt sich durch das ganze Buch fort. Jeder Querstrich ist im Prinzip der Trennstrich zwischen den einzelnen Kapiteln. Aber durch diese Optik erhält der Text irgendwie subjektiv eine andere Qualität. Er wirkt dadurch auf mich eher wie ein Protokoll.

Eva, geboren 1939, ist Dolmetscherin für u.a. Polnisch. Sie arbeitet für eine Agentur und übersetzt zumeist Texte aus dem Wirtschaftsbereich. Völlig überraschend wird sie zu einem Termin gebeten, wo es um eine Zeugenaussage eines Polen geht. Sie hat zu diesem Zeitpunkt überhaupt keine Ahnung, worum es eigentlich geht. Sie lebte bisher ein ganz normales Leben mit ihren Eltern, die eine Wirtschaft mit dem Namen „Deutsches Haus“ betreiben, ihrer älteren Schwester Annegret, einer Säuglingsschwester, ihrem jüngeren Bruder Stefan und dem Dackel Purzel. Sie ist verlobt mit Jürgen, der der Erbe eines Kaufhauskonzerns ist. Sie bereit, eine ganz normale Ehe einzugehen, bei der einzig und alleine der Ehemann bestimmt, was sie tun und lassen darf. Doch dann bekommt sie das Angebot als Dolmetscherin bei dem 1. Auschwitz-Prozess mitzuwirken. Ihre Familie und ihr Verlobter sind dagegen, doch entgegen deren Rat, entscheidet sie sich, diese Stelle anzunehmen. Sie ahnt nicht, worauf sie sich da einlässt. Und so begleiten wir Eva durch den 1. Auschwitz-Prozess von 1963 bis 1965. Eva, die bis dahin nichts von der Existenz dieses Konzentrations- und Vernichtungslagers ahnte, identifiziert sich immer mehr mit den Opfern. Und irgendwie kommen ihr so ganz langsam Erinnerungen aus ihrer Kindheit, die sie nicht wirklich zuordnen kann. Ihre Familie behält zu diesem Thema ihr eisiges Schweigen bei.

Dieser Roman hat mich tief aufgewühlt und wird mich noch lange begleiten. Er wirft viele Fragen auf, die mir meine Familie leider nicht mehr beantworten kann. Mich schockiert in diesem Buch wieder, wie auch schon in dem Roman „Wenn wir wieder leben“ von Charlotte Roth, wie vehement die Menschen die Zeit des 3. Reichs totschweigen und einfach vergessen wollen. Meine Mutter ist wie Eva 1939 geboren. Was hat sie von diesen Prozessen mitbekommen? Wie hat sie zu diesem Thema damals gedacht? Sie kann ich noch fragen, aber meinen Vater und meine Großeltern leider nicht mehr. Was hat meine Familie während des 3. Reichs gemacht? Meine Großeltern, Urgroßeltern, Großonkel und Großtanten? Ich werde es nie mehr erfahren? Haben sie einfach weggeschaut? Haben sie nichts gemacht? Oder haben sie sich doch irgendwie aktiv beteiligt oder Widerstand im Kleinen geleistet? Und ganz schlimm ist für mich immer wieder die Frage „Wie würde ich reagieren, wenn es wieder so weit kommen sollte?“. Hätte ich den Mut und die Kraft etwas dagegen zu tun?

Das 2. Thema in diesem Roman, was mich fasziniert hat, ist das Leben der Menschen Anfang der 60er Jahre. Welche Rechte ein Mann über seine Frau hatte, auch wenn er bis dato erst mit ihr verlobt ist. Wir wissen es heute eigentlich gar nicht mehr richtig zu schätzen, was die Frauenbewegung für uns heute erreicht hat. Uns kommt es alles so selbstverständlich vor. Dabei durften Frauen erst ab 1977 eigenständig entscheiden, ob sie arbeiten wollten, oder nicht.

Irgendwo habe ich im Netz gelesen, dass der Ullstein Verlag das Buch zuerst mit einem anderen Cover angeboten hat. Ich kenne es leider nicht. Aber ich finde, dass das Cover, der Titel und die Gestaltung des Textes optimal zu diesem Buch passen. Das Cover stellt eine junge Frau dar, die ihren Weg selbstbestimmt zu gehen lernt. Der Titel „Deutsches Haus“ ist in doppelten Sinn zu sehen. Einerseits ist es der Name der Gaststätte der Eltern. Aber anderseits deutet er aber auch darauf hin, wie sich die Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland ich in dieser Zeit gesellschaftlich darstellt – als eine geschlossene Gesellschaft, die dem Fremden gegenüber immer noch nicht offen ist. Denn ganz am Rande kommt in diesem Roman auch das Thema auf, wie die Deutschen auf die neuen Fremden in ihrem Land reagieren, denn es gibt die ersten Gastarbeiter. Und die Gestaltung des Textes als auch der Stil sind sehr sachlich, kurz und prägnant – eben wie eine Art von Protokoll.

Für mich ist dieses Buch ein ganz wichtiges. Ich hoffe sehr, dass es möglichst viele Leserinnen und Leser findet. Ich denke, dass dieses Thema nie vergessen werden darf!

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Annette Hess ist Drehbuchautorin – Weißensee, Ku’damm 56/59 – und legt mit Deutsches Haus einen narrativ starkes, dynamisches Romandebüt vor. Vielfältig und spannend ist das Panoptikum, das sie in ihrer Geschichte von der Dolmetscherin Eva Bruhns im dumpfen – abgestumpften? noch betäubten? – Nachkriegsdeutschland aufblättert, und die Lektüre wird zum wahren Leseerlebnis.
Der Titel verweist auf den Namen des Gasthauses, das Evas Eltern betreiben, und zugleich auf das Land, in dem Opfer, Überlebende, Täter und eine neue Generation miteinander leben lernen müssen. Deutschland nach dem Naziterror. Deutschland nach dem 2. Weltkrieg. Deutschland auf dem Weg in eine neue Zeit?
Eva wächst in den 1950er Jahren auf, in einer Gesellschaft, die mehrheitlich verdrängen und vergessen will. Die Alten, viele von ihnen Täter oder Mitwisser, hüllen sich in Schweigen. Die Jungen fragen nicht nach. Vage erinnert sich Eva an einen polnischen Friseur, der ihr als Kind die Haare schnitt und auf dessen Arm sie eine Nummer tätowiert sah. Wer er war, hat sie nie gefragt. Ebenso wenig hinterfragt sie die traditionellen Rollenerwartungen jener Zeit: Bald wird sie heiraten und ihren Beruf aufgeben. Der reiche Jürgen Schoormann, ihr Verlobter, will es so, und sie wird sich ihm beugen.
Alles scheint vorhersehbar in Evas Welt, als es – im wirklichen Leben auf Betreiben des hessischen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer – schließlich doch zum ersten Auschwitzprozess in Deutschland kommt. Für Eva hat das zunächst keine Bedeutung. Sie ist später geboren, trägt an den Naziverbrechen keine Schuld. Doch das Gericht lädt sie als Dolmetscherin und plötzlich muss sie sich den dramatischen Berichten der Auschwitz-Überlebenden stellen.
Für Eva bedeutet das einen dramatischen Schnitt im eigenen Leben. Was sie vor Gericht erfährt, öffnet ihr die Augen, bringt sie dazu, die Tabus in ihrer Familie, in der Gesellschaft insgesamt, in Frage zu stellen.
Annette Hess lässt kaum einen Aspekt der vielschichtigen, komplexen Geschichte Deutschlands unberührt, die sich bis heute fortsetzt. Mit dem Brandanschlag auf das Haus der neu in die Gegend gezogenen italienischen Familie, der das Buch eröffnet, zieht die Autorin die Linie bis in die Gegenwart. Ihr Roman ist fesselnde Lektüre ebenso wie Anstoß zum genauen Hinsehen.

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Toller Roman über das Nachkriegsdeutschland, seine Menschen, die Gesellschaft und Mutige und Feiglinge und Macher und Mitläufer.

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Beim Lesen des Buches merkt man, dass die Autorin bereits Drehbücher geschrieben hat. Ich habe es gern gelesen, allerdings finde ich, dass das urprüngliche Cover des Leseexemplares besser zum Buch gepasst hat. Den Anfang fand ich sehr interessant, zum Schluss hin ist mir die Geschichte ein bisschen zu sehr konstruiert, trotz allem habe ich es gerne gelesen. Allerdings bin ich gespannt, wie gut es sich verkaufen lässt, da der Inhalt erfahrungsgemäß ein bisschen schwierig an den Leser zu bringen ist. Das Ende ist mir - wie auch die Serie "Weissensee" - ein bisschen zu offen, das hätte ich mir runder gewünscht. Ansonsten ein tolles Buch!

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Die 24-jährige Eva Bruhns lebt noch mit ihren Eltern und Geschwistern unter einem Dach, die Familie führt den Gasthof „Deutsches Haus“. Obwohl ihre Eltern nicht begeistert sind, arbeitet Eva als Dolmetscherin. Für die erste Gerichtsverhandlung um die Auschwitzer Gräueltaten, der in Frankfurt gegen Kriegsverbrecher stattfindet, wird sie engagiert, um polnische Zeugenaussagen zu übersetzen und bekommt so durch ihre Arbeit während des Prozesses detailliert einige der Schreckenstaten des Zweiten Weltkrieges zu hören. Eva, die vorher völlig ahnungslos war, ist von den Aussagen regelrecht verstört, allerdings werden ihr schon bald die Augen geöffnet, als sie versucht, mit ihren Eltern und auch mit ihrem Verlobten über das Gehörte zu sprechen…
Annette Hess hat mit ihrem Buch „Deutsches Haus“ einen sehr eindringlichen und gleichsam spannenden Roman vorgelegt, der ein Stück Zeitgeschichte zum Thema hat, das nicht in Vergessenheit geraten darf. Der Schreibstil ist flüssig und eher pragmatisch, was aber gut zu diesem schwierigen Thema passt. Die Autorin wahrt gebührend Abstand, ohne jedoch respektlos zu erscheinen. Vielmehr lässt sie neben der Geschichte von Eva und ihrer Familie auch die Prozessopfer erzählen und auf den Leser wirken, dessen Emotionen während der Lektüre regelrecht Kapriolen schlagen. Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was dem Leser einen guten Einblick in Hintergründe, Gedanken und Gefühle der Erzählenden liefert. So kommen Täter und Opfer zu Wort, aber auch diejenigen, die sich nicht gegen die Nazis gewehrt haben und einfach mitgelaufen sind, um sich selbst nicht in Gefahr zu bringen. Die Verwendung von echten Prozessaussagen untermauert das zusätzlich. Die Hintergrundrecherche ist der Autorin dagegen nicht so gut gelungen, denn obwohl sie Fiktion mit Fakten in ihrer Geschichte vermischt, sind die von ihr angeführten Daten nicht korrekt. Das sollte bei einem solchen Buch allerdings in jedem Fall stimmig sein. Auch bedient sie sich für ihre Handlung einiger Nebensächlichkeiten, die den Prozessen die Wichtigkeit und Ernsthaftigkeit nehmen. Weniger wäre hier mehr gewesen.
Die Charaktere sind interessant und vielfältig ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Sie spiegeln die damalige Zeit sehr gut wieder, so dass sich der Leser ein gutes Bild über die damalige Zeit machen kann. Eva ist eine junge und eher zurückhaltende Frau. Vom Elternhaus bevormundet und von ihrem Verlobten ebenfalls klein gehalten, hat sie kaum Selbstbewusstsein. Gleichzeitig besitzt sie die Stärke, sich durchzusetzen und ihren Weg zu gehen. Frauen waren zur damaligen Zeit immer noch eher am Herd zu vermuten, als dass sie einem Beruf nachgingen. Fritz Bauer ist Generalstaatsanwalt und leitet den Prozess, der allen viel abverlangt. Seine Aufgabe ist nicht nur mutig, sondern auch bewundernswert, denn er kämpft für Gerechtigkeit und bietet den Opfern ein Podium dafür. Auch die weiteren Protagonisten wie Evas Familie oder auch ihr Verlobter Jürgen spielen eindrucksvolle Rollen, deren Geschichten der Handlung weitere Perspektiven verleihen.
„Deutsches Haus“ ist durchaus ein gut gelungener Roman über eine Zeit, die wir Deutschen nie vergessen sollten. Allerdings fehlt es hier an der nötigen Ernsthaftigkeit und genauen Recherche, um ganz überzeugen zu können. Eine Leseempfehlung ist trotzdem verdient!

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Annette Hess, Deutsches Haus

Erscheinungsdatum: 21.9.2018, gelesen dank netgalley als ebook (Kindle)

Genre: Historischer Roman, 3. Reich/60er-Jahre

Eva, eine junge, berufstätige Frau in den 60er-Jahren ist fast schon zu alt um noch unverheiratet zu sein. Als endlich ihr Auserwählter um ihre Hand anhält und sie auch dem eigenen Vater vorstellt, scheint ihre Zukunft gesichert.

Doch sie arbeitet als Übersetzerin für polnisch und gelangt halb zufällig an die Aufgabe Zeugenaussagen im ersten Auschwitzprozess zu übersetzen. Mann und Eltern wollen dies verhindern, doch Eva erkennt, dass diese Aufgabe, obwohl sie ihr die Zukunft rauben kann, von ihr getan werden muss.

Der Muff der 60er-Jahre, Verlobte, denen der Zukünftige die Arbeit verbieten kann, erste Gastarbeiter und erstes Aufbegehren gegen die Gefahr des Fremden, dazwischen gutbürgerliche Gemütlichkeit, Sicherheit und der Trost eines guten Essens, das ist die Atmosphäre in der dieses Buch handelt.

Dazwischen das Ungeheuerliche, Zeugenaussagen, die über eine Brutalität sprechen, die Unvorstellbar, nicht glaubbar scheint.

Wie mag es sein, wenn man das erste Mal von diesen Untaten hört? Was empfindet man, wenn man vorher wirklich nichts gewußt hat - weil man damals ein wenig zu jung war um sich zu erinnern und alle um einen herum geschwiegen haben? Diese erste Erkenntnis aus dem Nichtwissen heraus ist für uns Heutige schwer vorstellbar. Wußten wir doch schon früh etwas und doch nichts.

Das Besondere in diesem Buch ist, dass am Ende alle durch die Taten verwundet sind. Opfer, Mitläufer und Schweigende, deren Kinder und auch die, die es frühzeitig weg geschafft haben. Nur die tatsächlichen Täter scheinen unberührt. Bis zum Ende des Prozesses kommt kein "menschliches Wort", keine Bitte um Vergebung, kein Gefühl, dass Vergebung nötig sein kann. Die Opfer reißen sich das Herz aus dem Leib um der Gerechtigkeit willen, die Kinder des Schweigens können nicht mit der Schuld umgehen, die sie nicht verstehen.

Kann ein solches Buch aus fiktiven Gestalten dem Thema gerecht werden? Heute sind die realen Geschichten aufgeschrieben und erzählt, unerzählt sind nur noch die verschwiegenen Geschichten, die deren Erzähler tot oder nicht mehr klar genug sind um zu erzählen. Für die Zeugenaussagen im Buch werden reale Aussagen aus dem echten Prozesse bearbeitet, der Rest der Geschichte ist fiktiv.

Fiktiv und gut gelungen, denn die Personen wirken in ihrer Verletzlichkeit echt und wirklich. Die Geschichte berührt, aber arbeitet gerade nicht mit reißerischen Details, die Erkenntnisse in dem Geschehen entstehen nach und nach und die Geschichte versucht zum Glück nicht ein zuckersüßes HappyEnd aufzusetzen, sondern lässt Brüche und Fehler auch offen.

Sind die Geschichten alle erzählt? Oder müssen wir dringend über das Schweigen reden?

Altersmäßig bin ich eindeutig zu jung, da meine Eltern selbst Kinder im 3.Reich waren. Lange Jahre war ich mir sicher alles über die Geschichte meiner Familie in der Zeit zu wissen, doch das letzte Detail erfuhr ich als niemand mehr da war, der es mit Inhalten füllen konnte. Mein Urgroßvater fiel der Euthanasie zum Opfer und als ich dies das erste Mal hörte, gab es niemand in meiner Familie mehr, der aus eigenem Erleben meine Fragen hätte beantworten können.

Ein wichtiges und gut geschriebenes Buch!
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Mir fällt es nicht leicht, meine Meinung zu diesem Buch in Worte zu fassen. Denn mich lässt die Botschaft von “Deutsches Haus” nicht los. Weder wenn ich an die deutsche Vergangenheit, noch an die aktuelle politische Lage denke.

EIN DEUTSCHES FRÄULEIN UND DER ERSTE AUSCHWITZ-PROZESS

West-Deutschland in den 60er Jahren. Zeit des Wirtschaftswunders. Die Deutschen haben die Schrecken des 2. Weltkriegs hinter sich gelassen. Man hat sich gemütlich in der neuen Zeit eingerichtet. Entsprechend gering ist die Motivation, auf die Vergangenheit zurückzublicken.

Allen Widerständen zum Trotz beginnt der erste Auschwitz-Prozess. Die junge Dolmetscherin Eva Bruhns begleitet diesen Prozess, um für die Zeugen aus dem Polnischen ins Deutsche zu übersetzen. Sie tut dies gegen den Willen ihrer Familie und ihres Verlobten, die weiterhin den Mantel des Schweigens über die Vergangenheit legen möchten. Für Eva beginnt eine harte Zeit. Zum einen ist da dieses unfassbare Leid, von dem die Zeugen berichten. Und die Gleichgültigkeit des “ehrbaren” deutschen Bürgertums auf der Anklagebank. Verbunden mit dem unbestimmten Gefühl, dass auch in ihrer eigenen Familie Dinge unter den Teppich gekehrt wurden.

TÄTER, OPFER UND SO VIELES DAZWISCHEN…

Wie bereits eingangs erwähnt, hat mich “Deutsches Haus” nachhaltig beeindruckt. Denn Annette Hess gelingt es, viele verschiedene Facetten der Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit in ihrem Buch zu vereinen.

Da gibt es die Täter, die wahlweise behaupten, die Zeugen würden die Unwahrheit sprechen oder sie selbst könnten sich an nichts erinnern. Und wenn ihnen doch einmal etwas eindeutig nachgewiesen werden kann, berufen sie sich auf den berühmten Satz “Was damals Rechtens war, kann heute nicht Unrecht sein”. Sind diese Täter wirklich so ohne jegliche Menschlichkeit? Oder können sie von sich selbst nicht glauben, dass sie zu dieser enormen Anzahl von Morden fähig waren?

Außerdem sind da die Opfer, die all ihren Mut aufbringen mussten, um ihren Peinigern wieder zu begegnen und gegen diese auszusagen. Das hat mich enorm geschockt, wie sehr die Opfer bei diesem Prozess erneut durch die Hölle gehen mussten. Mich beschäftigt noch immer, ob man es ihnen nicht hätte leichter machen können.

Und weil die Welt nicht einfach schwarz-weiß ist, gibt es auch die, die daran verzweifeln, dass ihre Familien nicht selbst zu Opfern wurde, obwohl sie eigentlich einer der von den Nazis verfolgten Gruppen angehört haben. Die sich selbst die Schuld aufladen, dass sie zu leicht davon gekommen sind.

Über allem schwebt die Frage, was hat der Durchschnittsdeutsche gewusst, der nicht der Führungsebene der Nazis angehört hat. Was hätte er wissen müssen? Vor was hat er die Augen verschlossen?

ERSCHRECKENDE AKTUALITÄT

Angesichts der politischen Verwicklungen der letzten Wochen rundum den Verfassungsschutz hat mich der folgende Absatz mit ungläubigem Kopfschütteln zurückgelassen:



” Auf Anordnung von Bundesinnenminister Hermann Höcherl wird der ehemalige SS-Hauptsturmführer Erich Wenger aus dem Bundesamt für Verfassungsschutz in das Verwaltungsamt nach Köln versetzt.”



Wie kann es sein, dass sich auch nach all den Jahren die Geschichte quasi wiederholt?



KEINE HEILE WELT. INSBESONDERE FÜR FRAUEN.

Neben dieser ganzen Problematik der Vergangenheitsbewältigung hat es “Deutsches Haus” geschafft, meinen Blick auf die 50er und 60er Jahre in Deutschland noch mehr zu “entklären”. Als ich jünger war, hatte diese Zeit für mich diesen Heile-Welt-Touch. Wahrscheinlich war mein Bild geprägt von all den lustigen Heimatfilmen. Mittlerweile weiß ich, dass es unter dieser Oberfläche heftig gebrodelt hat. Über so wahnsinnig viel wurde nicht gesprochen. Niemand konnte sich sicher sein, ob die eigenen Eltern Mörder waren.

Ein weiterer Aspekt, der mich an dieser Zeitperiode total abschreckt: wie wenig Selbstbestimmung man als Frau hatte. Ich kann mit 100%iger Sicherheit sagen, dass ich damals nie in meine heutige berufliche Position gekommen wäre. Das zeigt sich auch in “Deutsches Haus”, denn beim dort beschriebenen ersten Auschwitz-Prozess waren Frauen ausschließlich als Übersetzerinnen und Stenotypistinnen zugegen. Besonders deutlich wird der Mangel an Gleichberechtigung als Evas Verlobter sich anmaßt, hinter ihrem Rücken ihren Auftraggeber aufzusuchen, um ihre weitere Mitarbeit zu verbieten. Bis in die 70er Jahre hinein brauchte man nämlich die Zustimmung des Verlobten oder Ehemanns, um als Frau arbeiten gehen zu dürfen. Heute zum Glück undenkbar.



EIN FAVORIT

Bereits bevor ich mit “Deutsches Haus” begonnen habe, war mir klar: das muss was werden. Denn Annette Hess ist die Autorin, die die Drehbücher zur ZDF-Serie “Ku’damm” geschrieben hat. Und diese Serie habe ich geliebt.

Auch das relativ offene Ende, bei dem man als Leser quasi dazu aufgefordert wird, sich zu überlegen, wie es weitergeht, hat mir sehr gut gefallen. Alles in allem eines meiner persönlichen Lesehighlights des zweiten Halbjahres. Bücher, die in der Zeit von 1900 bis 1970 spielen, entwickeln sich langsam zu meinem Lesemotto des Jahres 2018…

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In ihrem Roman "Deutsches Haus" beschäftigt sich Annette Hess mit im ersten Auschwitz-Prozess, in dem die Gräueltaten, die in den Konzentrationslagern geschehen sind, aufgearbeitet und die Schuldigen verurteilt werden sollten
Das bekannte „Deutsche Haus“ in Frankfurt wird von den Wirtsleuten Bruhns betrieben. Ihre Tochter Eva ist Übersetzerin für Polnisch und soll im ersten Auschwitz-Prozess die Aussagen eines Zeugen übersetzen. Ihre Eltern sind dagegen und ihr Verlobter will ihr die Arbeit sogar verbieten. Doch Eva lässt sich nicht beirren und nimmt den Job an. Während sie beim Prozess die Zeugenaussage übersetzt, erfährt sie Ungeheuerliches. Doch dann kommen Erinnerungen zutage, die sie aber nicht einordnen kann. Sie hat Fragen, aber niemand will mit ihr über dieses Thema reden. Aber Eva will nicht, dass geschwiegen wird. Sie will den betroffenen Menschen eine stimme geben. Doch was hat sie selbst mit Auschwitz zu tun?
Es ist ein interessantes und ein wichtiges Buch. Es gab viele Menschen in Deutschland, die gegen diesen Auschwitz-Prozess in Frankfurt am Main waren. Das Wirtschaftswunder war, es ging den Menschen gut und man wollte sich nicht mehr erinnern – aus den unterschiedlichsten Gründen.
Die Autorin hat einen fesselnden Schreibstil. Damit bringt sie die Informationen über den Prozess gut und verständlich rüber. Man fühlt mit den Zeugen, die über die Gräuel berichten und ist erschüttert, wie sich die Täter herausreden und sich immer noch keiner Schuld bewusst sind.
Aber auch das Leben in den sechziger Jahren ist gut dargestellt. Ich habe diese Zeit selbst miterlebt und weiß, wie schwierig es für junge Frauen war, ein selbstbestimmtes leben zu führen. Erst bestimmten die Eltern, wo es lang ging und dann übertrugen sie die Verantwortung auf den Ehemann. Eine Frau konnte also nur mit Erlaubnis einen Beruf ausüben. Aber auch das Leben mit den Gastarbeitern und die Vorurteile sind authentisch dargestellt.
Eva ist eine sympathische junge Frau, die sich im Laufe des Prozesses sehr weiter entwickelt. Am Anfang schien sie etwas naiv, da sie noch nichts von Auschwitz gehört hatte, man muss bedenken wie viele Jahre seit Kriegsende vergangen sind. Als sie wegen ihres Jobs Gegenwind sowohl von ihren Eltern als auch von ihrem verlobten erfährt, setzt sie sich durch. Der Prozess bringt sie dazu, sich mit ihrer eigenen Familiengeschichte auseinander zu setzen.
Es ist ein Stück deutscher Geschichte, das hier behandelt wird. Es geht dabei um die Schuld der Täter und die Schuld, derer die weggesehen und geschwiegen haben. Allerdings kam für mich der Prozess etwas zu kurz. Dennoch hat mir das Buch sehr gut gefallen.

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Frankfurt 1963. Eva, gelernte Dolmetscherin und jüngste Tochter der Wirtsleute Bruhns, steht kurz vor ihrer Verlobung. Unvorhergesehen wird sie gebeten, bei einem Prozess die Zeugenaussagen zu übersetzen. Ihre Eltern sind, wie ihr zukünftiger Verlobter, dagegen: Es ist der erste Auschwitz-Prozess, der in der Stadt gerade vorbereitet wird. Eva, die noch nie etwas von diesem Ort gehört hat, folgt ihrem Gefühl und widersetzt sich ihrer Familie. Sie nimmt die Herausforderung an, ohne zu ahnen, dass dieser Jahrhundertprozess nicht nur das Land, sondern auch ihr eigenes Leben unwiderruflich verändern wird.

Eva hat eingewilligt für die Zeugenaussagen der Ausschwitzüberlebende zu übersetzen, was Sie dabei zuhören bekommt kann die junge Frau kaum glauben. Sie kann mit niemanden darüber reden, aber es muss gesagt werden was geschah.

Ich war sehr überrascht von dem Buch, zu Anfang dachte ich es handelt sich dabei um eine reine Fiktive Geschichte, aber die Autorin hat auch mit Orignialausschnitten gearbeitet. Was ich besonders spannend finde ist der Hintergrund, die Familie möchte nichts über die Kriegsvergangenheit wissen und möchte deswegen auch nicht mit Eva über das Geschehen im Kriegsprozess reden.

Das Buch ist wirklich sehr beeindruckend und so ergreifend, persönlich kann ich es nur empfehlen.

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Eva Bruhns ist Anfang 20, lebt wohl behütet mit ihrer Familie in einer Wohnung über der titelgebenden Gastwirtschaft ihrer Eltern in Frankfurt am Main und steht kurz vor der Verlobung mit dem Unternehmersohn Jürgen. Eva zweifelt manchmal, ob der biedere Jürgen wirklich der Richtige für sie ist, aber sie fügt sich den Erwartungen und die Verbindung bietet ihr einen gesellschaftlichen Aufstieg.
Als gelernte Dolmetscherin für Polnisch wird Eva kurzfristig zur Übersetzung einer Zeugenaussage hinzu gerufen. Erst, als sie am nächsten Morgen in den Tageszeitungen über die Ankündigung der bevorstehenden Auschwitz-Prozesse liest, wird ihr klar, womit sie am Vortag konfrontiert wurde. Da sie zuvor nie etwas von Auschwitz gehört hat, sucht sie das Gespräch mit ihren Eltern, doch diese reagieren abweisend und raten ihr ebenso wie ihr Verlobter davon ab, sich für den Prozess engagieren zu lassen. Eva folgt jedoch ihrem Bauchgefühl, will sich nicht bevormunden lassen und nimmt die Stelle als Dolmetscherin an. Im Verlauf des Prozesses, der sich über 20 Monate hinzieht, gibt sie vielen der Zeugen ihre Stimme und wird in eine Geschichte hinein gezogen, die nicht nur ihr Weltbild verändert sondern auch in unerwartetem Maß zu ihrer eigenen Geschichte wird.
„Deutsches Haus“ ist der erste Roman von Annette Hess, die sich bislang als Drehbuchautorin erfolgreicher Fernsehserien einen Namen gemacht hat. Man merkt dem Buch an, dass sie darin geübt ist, Geschichte und Geschichten lebendig werden zu lassen. Die Sprache ist der Zeit der 60er Jahre angepasst, die gesellschaftlichen Zwänge, das bürgerliche Spießbürgertum und das bewusste Verdrängen der eigenen Geschichte werden auf beklemmende Weise präsent. Beim Lesen werden die Figuren vor dem inneren Auge lebendig, die Beschreibungen von Schauplätzen und Charakteren sind zwar oft knapp aber dabei sehr präzise. Insbesondere die Szenen im Gerichtssaal verfügen über eine Intensität, die mich beim Lesen fast die Luft haben anhalten lassen. Die Autorin hält sich mit Wertungen zurück, sie beleuchtet die Ausmaße der Verbrechen und des Prozesses durch die Augen der zunächst unbedarften Eva, der Leser spürt durch sie das Unbehagen das entsteht durch das Bestreben vieler Beteiligter, ihre Schuld oder Mitschuld an den Vorgängen abzustreiten.
Annette Hess hat sich im Vorfeld des Romans intensiv mit dem Verlauf und den Aussagen der Frankfurter Prozesse beschäftigt, anhand des Schicksals Evas und ihrer Familie lässt sie diesen wichtigen Teil der deutschen Geschichte wieder aufleben und stimmt gleichzeitig nachdenklich auch über unseren heutigen Umgang mit aktuellen politischen Entwicklungen.

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Die Frankfurter Wirtstochter Eva arbeitet als Dolmetscherin in einer Agentur. Als sie gefragt wird, ob sie aushilfsweise bei einem Prozess gegen Kriegsverbrecher übersetzen kann, sagt sie zu. Ihre Aufgabe wird sein, Zeugenaussagen ehemaliger polnischer KZ- Häftlinge aus Auschwitz ins Deutsche zu übersetzen.

Evas Eltern und ihr Verlobter Jürgen sind strikt dagegen, doch Eva setzt sich durch und nimmt den Job an.

Dort muss sie allerdings zuhören, wenn die schrecklichsten Gräueltaten geschildert werden. Zuerst will sie das Gehörte nicht glauben, doch es bringt sie täglich mehr durcheinander und plötzlich kommen Erinnerungen in ihr hoch, die sie nicht einordnen kann. War sie als Kind selbst in Auschwitz?

Annette Hess hat es geschafft, den Prozess und die Aussagen so lebendig rüberzubringen und obwohl ich schon sehr viel über die Zeit und die NS- Prozesse gelesen habe, konnte mich der etwas andere, besondere Schreibstil sofort fesseln.

Die Lebensweise von Eva und ihrer Familie, die in den 60er Jahren in Frankfurt wohnen, wird sehr detailgetreu erzählt. An vieles erinnere ich mich selbst aus meiner Kindheit. Da die Autorin nicht in dieser Zeit aufgewachsen ist, gehört eine sehr intensive Recherche dazu, um alles so genau wiederzugeben. Eva gerät in einen inneren Konflikt, weil sie vermutet, dass ihre Eltern viel mehr über den Prozess wissen, als sie zugeben. Trotzdem traut sie sich nicht zu fragen, weil sie Angst vor den Antworten hat.

Eva macht eine Entwicklung durch, von der wohlbehüteten, braven Tochter und folgsamen Verlobten zur erwachsenen jungen Frau, die eine eigene Meinung hat und diese auch durchsetzt.

Ein lesenswertes Buch, das einem wieder das schreckliche Grauen und Unrecht in Erinnerung ruft. Auf der einen Seite die Opfer, die ihr Leben lang an den Folgen leiden, auf der anderen die Angeklagten, die sich auch Jahre später keiner Schuld bewusst sind und keinerlei Mitleid, geschweige denn Reue zeigen.
Eine Geschichte, die den Leser von Anfang bis Ende packen kann.

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Die Frage der Schuld

Das Deutsche Haus ist eine Gaststätte in Frankfurt, die von Evas Eltern betrieben wird. Hier leben die Bruhns zusammen und genießen das deutsche Wirtschaftswunder. Eva stellt ihren Verlobten zu Hause vor, als sie ein Anruf zur Arbeit ruft. Sie ist Übersetzerin für polnisch und soll eine Zeugenaussage übersetzen. Im ersten Moment versteht sie gar nicht um was es geht, doch nach und nach wird ihr klar, dass es hier um einen Überlebenden aus Auschwitz ging. Kurz darauf bekommt sie die Möglichkeit in den ersten Auschwitz-Prozessen zu übersetzen. Sowohl ihre Eltern als auch ihr Verlobter sind dagegen, dass sie die Arbeit annimmt. Aber Eva setzt ihren Willen durch und stellt fest, dass Schuld nicht etwas ist, was man nur bei anderen findet. Im Laufe des Prozesses wird klar, dass auch ihre Familie mit Auschwitz verbunden ist und Eva muss sich fragen, was ihr alles verschwiegen wurde.

Annette Hess gelingt es in ihrem ersten Buch, genau wie in ihren Fernsehserien Kudamm '56 und '59, deutsche Geschichte lebendig werden zu lassen. Die Auschwitz Prozesse waren Anfang der sechziger Jahre sehr umstritten, wollten die meisten Deutschen doch nicht mehr über die Zeit im dritten Reich sprechen. Auf der Anklagebank saßen 21 ehemalige SS-Mitglieder, die beschuldigt wurden an den Verbrechen in Auschwitz maßgeblich beteiligt gewesen zu sein. Im Laufe des Prozesse kamen viele Überlebende als Zeugen zu Wort, die das unaussprechliche Grauen in Auschwitz wiedergaben und die Angeklagten immer wieder belasteten. Hier kommt Eva ins Spiel, sie ist diejenige, die für die polnisch sprechenden Zeugen übersetzt und somit zu ihrer Stimme wird. Auch wenn es ihr schwerfällt die Geschichten zu wiederholen, ist es doch wichtig für sie, für die Zeugen zu sprechen.
In ihrer Familie trifft sie auf eine Wand des Schweigens, niemand will mit ihr über den Prozess sprechen.
Besonders berührt hat mich der Abschnitt, als Eva und das Gericht in Auschwitz selbst einen Ortstermin haben. Dort wird allen so richtig bewusst, welche Abscheulichkeiten sich dort wirklich abgespielt haben.

Über die Geschichte des Auschwitz-Prozesses hinaus erfahren wir viel über das Alltagsleben in den 60ern. Berufstätige Frauen waren nur akzeptiert, solange sie nicht verheiratet waren. Evas Verlobter schafft es sogar, dass sie beinahe ihre Stelle verliert, weil er nicht möchte, dass sie da arbeitet.
In der Umgebung des Deutschen Haus brennen immer wieder Kinderwägen, besonders in Häusern, in denen Gastarbeiter leben. Das Miteinander mit den ausländischen Nachbarn war damals wie heute nicht immer vorurteilsfrei.

Evas Entwicklung im Laufe des Buches hat mich sehr beeindruckt. Ist sie am Anfang noch sehr erpicht darauf, endlich den Heiratsantrag ihres Verlobten zu hören, wird sie im Laufe des Buches immer kritischer gegenüber dem, was andere von ihr als Frau erwarten.

In diesem Buch geht es vor allem um das Thema Schuld. Die Schuld der Täter, die Schuld derer, die zwar nichts getan haben, aber auch nichts gegen die Grausamkeiten unternommen haben und um die Schuld der Überlebenden. Derer, die das Lager als Insassen überlebt haben und die Schuld derer, die damals einfach zu klein waren um zu begreifen, was um sie herum geschah.
Das Buch gibt keine endgültige Antwort dazu, es wird ganz klar, dass jeder selbst eine Möglichkeit finden muss, mit seiner Schuld zu leben. Das gelingt den Protagonisten des Buche mal mehr und mal weniger gut. Die Angeklagten im Prozess sahen sich bis zum Schluss als nicht schuldig und zeigten keinerlei Reue.

Mich hat dieses Buch sehr beeindruckt, hier wird ein schwieriges Thema lesenswert aufbereitet. Von daher eine unbedingte Leseempfehlung von mir!

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100%ige Leseempfehlung. Mein Tipp für den Leseherbst 2018.
Dieses Buch hat mich sehr berührt, es zeigt die junge Erwachsenenwelt der Eltern der Babyboomergeneration.
Der Umgang mit der Vergangenheit, Verleugnen, Verdrängen-eine Bewältigung der Vergangenheit ist so gut wie nie geschehen.
Nach der Lektüre versteht man die deutsche Nachkriegszeit besser und hat gleichzeitig noch einen gutgeschriebenen,fesselnden Roman gelesen. Viel Erfolg!

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Zum Inhalt

Eva lebt mit Ihren Eltern Edith und Ludwig, ihrer Schwester Annegret und ihrem Bruder Stefan über dem Gasthaus Deutsches Haus. Dieses Gasthaus wird von Edith und Ludwig betrieben. Eva arbeitet als Dolmetscherin. Durch Ihre Arbeit wird Ihr Angeboten bei einer Gerichtsverhandlung als Dolmetscherin der polnischen Zeugen zu helfen. Durch diese Arbeit lernt sie ihr Leben neu kennen und entwickelt ungenannte Gefühle für die Opfer der ganzen Geschichte.

Meine Meinung

Annegret Hess ist es mit Ihrem Buch gelungen eine grausame Zeit gefühlvoll darzustellen. In erster Linie spiegelt das Buch die Geschichte der Opfer wider. Die Grausamkeit die unter der Führung der höheren Ebene, der Politik, verübt wurde. Eine Grausame Zeitspanne unserer Geschichte und dennoch sollte diese nie vergessen werden.

Die Autorin hat es mit Ihrem Buch und dem Einfühlungsvermögen geschafft, dass man sich selbst mit dem Thema auseinandersetzt. Der flüssige Schreibstil trägt dazu bei, dass man das Buch als sehr lebhaft und Gefühlvoll erlebt.

Besonders Eva hat mich in dem Buch überzeugt. Das was sie erfährt und wie sie damit versucht umzugehen. Annegret Ihre Taten scheinen eine andere, schlimmere Art zu sein, mit dem erlebten umzugehen.

Die Eltern von Eva sinken im Ansehen ihrer Tochter immer mehr. Umso mehr sie von ihrer frühen Kindheit erfährt umso schlimmer geht es Eva.

Fazit

Dieses Buch von Annette Hess ist für all diejenigen, die ein Stück Geschichte auf eine etwas andere erleben möchten. Ein sehr gefühlvoller und realistischer Roman. Die verschiedenen Geschichten der Zeugen, berühren einen tief im Herzen.

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Die junge Dolmetscherin Eva Bruhns wird gebeten, die Zeugenaussagen bei einem Prozess zu übersetzen. Als sie ihren Eltern und ihrem Verlobten mitteilt, dass es sich dabei um den ersten Ausschwitz-Prozess in ihrer Stadt handelt, sind die Eltern und ihr Verlobter strikt gegen ihre Mitarbeit. Eva, die mit dem Ort Ausschwitz nichts in Verbindung bringen kann, nimmt die Stelle trotzdem an. Doch dieser Jahrhundertprozess verändert nicht nur Deutschland, sondern auch ihr eigenes Leben unwiderruflich...

Wer eine Lektüre mit Tiefgang sucht, der darf am Buch "Deutsches Haus" von Annette Hess nicht vorübergehen. Das Buch fängt langsam an, der Leser wähnt sich in einer ganz normalen Familiengeschichte. Doch ziemlich schnell wird klar, dass es dies ganz und gar nicht ist. Sondern ein hervorragend recherchierter Roman über den ersten Ausschwitz-Prozess und seinen Auswirkungen nicht nur auf die Täter, nein, auch auf die so ahnungslosen Mitbürger dieser schrecklichen Zeit. Durch Zeitzeugenberichte im Prozess werden die Gräueltaten schonungslos zur Sprache gebracht. Das geht beim Lesen wirklich an die Substanz und machte mich sehr nachdenklich. Gerade in der heutigen Zeit finde ich es wichtig, dieses dunkle Kapitel deutscher Geschichte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Annette Hess schafft es durch ihren klaren, nuancierten Schreibstil den Blick des Lesers für diese Zeit der Aufarbeitung der Nazi-Verbrechen zu schärfen. Durch ihre historisch fundierten, detailgetreuen Charaktere wird dieser Effekt noch verstärkt.

Ich habe dieses Buch mit großem Interesse gelesen, die Seiten flogen nur so dahin. "Deutsches Haus" wird in meinem Bücherregal seinen Platz bei meinen ganz besonderen Büchern finden.

Fazit: Ein hervorragend recherchiertes Portrait deutscher Geschichte

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Eva Bruhns, eine junge Dolmetscherin, erhält den Auftrag im ersten Auschwitz-Prozess für einen polnischen Kollegen einzuspringen. Sie soll die Zeugenaussagen der polnisch sprechenden Opfer und Überlebenden übersetzen.
Eva, die noch bei ihren Eltern lebt, erfährt von ihrem Umfeld, ihren Eltern, ihrer älteren Schwester und ihrem Verlobter, nur Widerspruch. Auf keinen Fall soll sie diesen Auftrag annehmen. Eva setzt sich durch.
Vollkommen unvorbereitet erfährt sie von den furchtbaren Leidenswegen der Opfer, der maßlosen Verleugnung der Täter, die ganz ohne Reue und Gefühlen alles von sich weisen.
Aber Evas Weg geht noch viel weiter...........


Ich bin dankbar, dass ich diesen Roman lesen durfte.
Das Cover ist so unscheinbar, dass ich das Buch in der Buchhandlung sicher übersehen hätte. Auch der Titel „Deutsches Haus“ erinnert mich eher an das Deutsche Haus, während der Olympischen Spiele, in dem sich die deutschen Sportler treffen.

Der Inhalt dieses Buches hat mich sehr beeindruckt. 1956 geboren, habe ich nicht viel von den Prozessen mitbekommen, außer später im Geschichtsunterricht, in dem sie aber auch nur kurz behandelt wurden.

Dieser Roman hat mich als Leser hautnah ins Geschehen gebracht. Sowie Eva sich Tag für Tag und Stück für Stück dem Thema und vor allem den Opfern nähert, so nähern auch wir Leser uns. Wenn unfassbare, einzelne Ereignisse von Opfern erzählt, beschrieben und dem einzelnen Tätern zugeordnet werden, dann sind sie glaubwürdig und real. Im Laufe des Prozesses wird deutlich, dass es keine einzelnen Opfer sind, sondern Hunderttausende und mehr gequält, gefoltert und getötet wurden. Das lässt mich auch nach über siebzig Jahren nicht unberührt.

Auch Eva muss feststellen, dass wir Deutschen nichts wiedergutmachen können.

Mit dem Wissen und dem Bewusstsein, was damals in Auschwitz und anderen Konzentrationslagern passiert ist, müssen wir einen Weg finden, unser Leben weiter zu leben.

Danke Annette Hess

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1963 in Frankfurt. Eva ist Anfang 20 und Dolmetscherin. Mehr zufällig wird sie als solche für Polnische Häftlinge des ehemaligen Lagers in Ausschwitz engagiert und erfährt hautnah Stück für Stück in einem Prozess, was damals wirklich passiert ist. Die Aufarbeitung des Grauens, die erst fast 20 Jahre nach Kriegsende in Deutschland beginnt, wird durch Eva und ihre Familie beschrieben. Die Eltern, die mehr oder weniger nichts davon wissen wollen, und Eva, die fassungslos ist aber versteht, dass man Wissen der erste Schritt zur Aufarbeitung ist.

Die Autorin hat bereits einige hervorragende Drehbücher abgeliefert. Ihr erster Roman besticht nicht unbedingt durch eine sehr ausgefeilte Sprache. Das Buch liest sich leicht weg. Aber der Inhalt ist sehr spannend und sehr authentisch und die Geschichte ist eine, die man nicht oft genug erzählen kann.

Es gibt den Spielfilm „Im Labyrinth des Schweigens“, der sich mit diesem Gerichtsprozess bereits sehr intensiv auseinandersetzt. Ich hatte also schon Hintergrundwissen. Dennoch hat mich wieder erschreckt, wie zögerlich die Deutschen und die Gerichte an die Wahrheit von Ausschwitz herangingen und wie viele Widerstände es in der Gesellschaft gab, bis alles ans Licht kam. Ja sogar die Alliierten waren dafür, vieles Totzuschweigen.

Ein tolles Buch. Deutsche Geschichte, ehrlich erzählt. Eine dicke Leseempfehlung von mir.

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Ein Buch, das man nicht so schnell wieder aus der Hand legt. Die späten Nazi Prozesse der 60er, auch der Sicht einer jungen, vielleicht etwas naiven Dolmetscherin. Man erfährt viel über die Aufarbeitung durch die gerichte aber auch über die mangelnde Bereitschaft zur Aufarbeitung bei der Bevölkerung in den 60ern. Ein spannender Roman, den ich sofort weiter empfehlen würde.

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Zeitgeschichtlicher Roman der im Bonn der 50er Jahre spielt.. Eine junge Übersetzerin wird vor Gericht gerufen um während eines Prozesses zu übersetzen. Es sind Zeugen aus Polen. NAch und nach stellt sie fest dass Sie im Auschwitz Prozess gelandet ist...
Toller und wichtiger Roman der zeigt wie die Mehrheit der Deutschen in den 50ern mit der NS Vergangenheit umgiengen

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Nach ihren erfolgreichen TV-Serien „Weissensee“ und „Kuhdamm 56/59“ hat es Grimme-Preisträgerin Annette Hess (51) nun auch mit ihrem ersten Roman „Deutsches Haus“, erschienen im September beim Ullstein-Verlag, dank meisterhafter Erzählkunst wieder geschafft, nicht nur die Stimmung der Sechziger Jahre in der noch jungen Bundesrepublik anschaulich wiederzugeben, sondern vor allem den Nachgeborenen die besondere Problematik jener Dekade sowie die politische und gesellschaftliche Auseinandersetzung zwischen den Generationen verständlich zu machen.
In Frankfurt wird 1963 der erste Auschwitz-Prozess unter Leitung des hessischen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer (1903-1968) vorbereitet. Unerwartet wird die junge Dolmetscherin Eva, Tochter der Wirtsleute Bruhns, von der Staatsanwaltschaft zur Übersetzung der Aussagen polnischer Zeugen angefordert. Sowohl ihre im Nazi-Regime verstrickten Eltern, heute Inhaber der gutgehenden Wirtschaft „Deutsches Haus“, als auch ihr streng konservativer Verlobter, künftiger Erbe eines großen Versandhandels, sind strikt dagegen. Doch Eva widersetzt sich und nimmt den Auftrag an. Im Laufe des Prozesses erfährt die junge Frau, die als unschuldiges Kleinkind die Kriegsjahre erlebt hat, zum ersten Mal vom KZ Auschwitz und vom Holocaust. Sie ahnt nicht die Folgen dieses und nachfolgender Prozesse für die westdeutsche Bevölkerung und ihr eigenes Leben. Am Ende bricht sie mit ihrem Elternhaus und löst die Verlobung.
Im Roman geht es um die Auseinandersetzung zwischen der damals über die Kriegsgräuel schweigende Elterngeneration und die kritisch nachfragende Generation ihrer Kinder. Auch im „Deutschen Haus“ haben Evas Eltern die Kriegsjahre verdrängt, wollen vom Auschwitz-Prozess nichts wissen, sondern widmen sich ausschließlich ihrer vielversprechenden Zukunft im deutschen Wirtschaftswunder. Annette Hess beschreibt dies treffend in einem Satz: „Nicht sprechen. Nicht bewegen. Die Luft anhalten, bis es vorübergeht. Und niemand wird zu Schaden kommen.“
Überhaupt ist es der Autorin hervorragend gelungen, die Stimmung in der industriell und wirtschaftlich wieder aus Trümmern erstarkenden Bundesrepublik in jener Zeit zu beschreiben: Die Öffentlichkeit hält den Prozess mehrheitlich für Verschwendung von Steuergeld; Mitläufer des Nazi-Regimes wie Evas Eltern beschwören, nichts von Gräueltaten gewusst zu haben und sogar die Angeklagten streiten alles ab. Statt in Untersuchungshaft zu sitzen, gehen sie an verhandlungsfreien Tagen ihrem Beruf nach. Bei deren Ankunft im Gerichtsgebäude nehmen die Saaldiener zur Begrüßung militärische Haltung ein. Fast scheint es außerhalb des Gerichtsaals, als hätten nicht die Angeklagten sich vor Gericht zu verantworten, sondern die dem Holocaust entkommenen Zeugen.
Annette Hess lässt in ihrem Roman alle Seiten zu Wort kommen. So verteidigt sich Evas Mutter vor ihrer Tochter: „Wir sind keine Helden. Man hat früher nicht aufbegehrt, das kann man mit der heutigen Zeit nicht vergleichen.“ Und Eva hält dem damals beliebten Argument, „die anderen“ seien doch für alles verantwortlich, verzweifelt entgegen: „Ihr wart ein Tel des Ganzen. Ihr wart auch die! Ihr habt nicht gemordet, aber ihr habt es zugelassen.“
Der Roman „Deutsches Haus“ ist locker geschrieben, mag vordergründig als leicht lesbarer historischer Roman erscheinen. Doch in heutiger Zeit des wieder erstarkenden Rechtsradikalismus' ist er eine deutliche Warnung. Auf die ängstliche Frage ihres kleinen Bruders, was Vati und Mutti denn gemacht hätten, antwortet Eva nur: „Nichts.“

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1963
Der 2. Weltkrieg und die Nachkriegszeit sind lange vorbei. Das Wirtschaftswunder hat, zumindest in Westdeutschland, für einigen Wohlstand quer durch die Bevölkerungsschichten gesorgt. Da holt Deutschland sein grausigstes Verbrechen wieder ein. Fast 20 Jahr nach Kriegsende kommt es in den Jahren 1963-1965 zum ersten Auschwitzprozess. Hier siedelt die Autorin ihre Geschichte um die junge Dolmetscherin Eva Bruhns an. Die Mittzwanzigerin lebt mit ihrer älteren Schwester, dem viel jüngeren Bruder und ihren Eltern über der elterlichen Gaststätte „Deutsches Haus“ zusammen. Eva fiebert mit viel Aufregung dem Antrittsbesuch ihres Freundes Jürgen entgegen, wird er an diesem Adventssonntag um ihre Hand anhalten? Der Mittagstisch ist gerade aufgehoben, da erreicht Eva ein Anruf ihres Vorgesetzten. Sie wird dringend bei einer deutsch-polnischen Zeugenbefragung benötigt, da es Ausreiseschwierigkeiten beim polnischen Dolmetscher gab. Als reine Wirtschaftsdolmetscherin hat sie zuerst Schwierigkeiten die Erzählungen des Zeugen Josef Gabor richtig zu interpretieren. Als sie das ganze Ausmaß begreift, der Zeuge spricht von Vergasungen, Folter und Erschießungen ist sie entsetzt. Sie möchte gerne mit ihren Eltern und ihrer Schwester über das Erlebte sprechen, doch dort stößt sie auf totales Unverständnis. Der Krieg ist schon so lange her, und alle hatten es schwer. Eva ist irritiert, gibt den Wunsch, diesen Übersetzerjob zu beenden, jedoch nicht nach. Auch nicht als ihr Verlobter gegen sie insistiert.

Während in der DDR schon seit deren Gründung eine gewisse Gleichstellungspolitik gefahren wurde, war dies in den alten Bundesländern nicht so. Die Emanzipation war staatlicherseits nicht gefördert oder gewollt. Für mich ist es deshalb immer etwas befremdlich zu lesen, wenn die Frau ihre Eltern um Erlaubnis fragen muss, ob sie arbeiten gehen darf. Sogar der Verlobte, rein rechtlich eigentlich völlig unverständlich, kann Veto einlegen und seiner Verlobten die Arbeitserlaubnis verweigern. In diesem Jahrzehnt keimt aber so langsam die Emanzipationswelle in den alten Bundesländern auf und unsere Protagonistin verwandelt sich im Laufe dieses Prozesses von einem wohlbehüteten, leicht naivem Mauerblümchen zu einer selbstbewussten jungen Frau.
Die Autorin nimmt sich der dunkelsten und schwärzesten Geschichte Deutschlands an, und das absolut überzeugend. Opfer, Täter, Mitläufer, Wegseher, Denunzianten und Gerechtigkeitsfanatiker alle bekommen eine Geschichte die glaubwürdig (das liegt auch daran, dass die alten Prozessaufnahmen verwendet wurden) ist. Die Täter die jegliche Schuld von sich weisen. Die Opfer die sich den Grausamkeiten nach zwanzig Jahren erneut stellen müssen, ihren Peinigern wieder gegenübersitzen, die sie in der Regel nur verhöhnen. Und Schlussendlich kann man mit den Urteilsverkündungen nicht zufrieden sein. Annette Hess zeigt anhand der Familie Bruhns wie Schwierig die Aufarbeitung dieser Verbrechen sogar in der eigenen Familie sein kann.


Ein Buch das tief bewegt und eine Geschichte wiederaufleben lässt die man nie vergessen darf.

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Im Frankfurt des Jahres 1963 beschreibt der Roman die Geschichte der jungen Dolmetscherin Eva Bruhns. Sie ist die jüngste Tochter von Wirtsleuten (Betreiber des namensgebenden "Deutschen Hauses"). Evas Leben steht vor einem Umbruch, da sie auf die Verlobungsavancen ihres Freundes Jürgen hofft - neidisch beäugt von ihrer Schwester. In dieser Phase gelangt sie eher durch Zufall an einen neuen Arbeitsauftrag: Während der ersten Auschwitz-Prozesse soll sie Zeugenaussagen aus dem polnischen übersetzen. Zuerst überrumpelt und überfordert, erkennt sie bald einen inneren Drang und die Notwendigkeit dieser Aufgabe. Doch während sie immer intensiver in das Geschehen rutscht, reagiert ihre Umwelt zusehends abweisender und kritischer auf Evas Tätigkeit. Sie muss sich entscheiden. Bleibt sie dabei, oder gibt sie ihre Aufgabe zugunsten der Familie auf? Und weshalb überhaupt reagiert diese so ablehnend?

Annette Hess ist die Drehbuchautorin von Serien wie "Weißensee" oder "Ku`damm 56/59, beides habe ich nicht wirklich verfolgt. Daher war ich dezent skeptisch, ob eine TV-Schreiberin einen Roman kreieren kann, der wahrscheinlich anderen Aufbau-Gesetzen folgt als TV-Episoden. Vorweg: Es ist ihr sehr gut gelungen.

Im ersten Drittel liegt eine gewisse Naivität über allem. Die Familie Bruhns stellt eine Vorzeigefamilie aus den 60ern dar mit allem Mief und allen putzigen Einstellungen, die man sich heutzutage so vorstellen kann. Evas zunächst einziges Bestreben ist die Verlobung mit ihrem Jürgen, die Schwester ist neidisch, der kleine Bruder nervig und die Eltern gefangen im Alltag der Gastwirtschaft.

In diese harmlose Idylle dringt das politische Geschehen der NS-Aufbereitung brutal ein. Die Worte des polnischen Lagerinsassen, die Eva eines abends unvorbereitet ins deutsche überträgt, kann sie zunächst nicht richtig übersetzen. Es kommt ein unfreiwillig poetischer Text dabei heraus. Erst im zweiten Anlauf folgt sie dem Mann korrekt und wird brutal mit seinen Erinnerungen konfrontiert. Ab diesem Wendepunkt in der Geschichte verändert sich Eva. Anfangs langsam, dann immer intensiver und energischer. Sie entdeckt Risse in der biederen deutschen Wohnzimmerwelt und auch der Welt außerhalb der elterlichen vier Wände. Denn die Bevölkerung ist skeptisch dem Prozess gegenüber. Statt Auseinandersetzung mit der Vergangenheit regieren Verdrängung, Beschönigung und Lüge.

Den Reiz des Buches machte für mich aus, wie fließend und schmerzhaft Eva begreift. Und für sich beschließt, eben nicht zu verdrängen, sondern sich auf eine Bewältigung einzulassen. Anette Hess lässt die urige Gemütlichkeit langsam bröckeln und legt den Horror frei, der wenige Jahre nach Kriegsende nur leicht unter der Oberfläche schlummert. Beeindruckend beschreibt die Autorin auch die Seite der Menschen, die weiter verdrängen möchten. Über absurde Argumente musste ich manches Mal schlucken. Besonders Annegret, Evas Schwester, ist eine Meisterin in Ablehnung der Geschehnisse. Während die Eltern größtenteils verzweifelt wirken, ist diese Annegret regelrecht bösartig und extrem verkniffen in ihren Ansichten. Auch die anderen Figuren sind gelungen gezeichnet und lösten bei mir Emotionen beim Lesen aus.

In einigen Passagen merkt man das eigentliche Metier der Autorin dann doch etwas. Manche Handlungsstränge sind zu konstruiert und wirken leicht überflüssig (Annegrets Geschichte um ihre Tätigkeit als Krankenschwester) und auch das Romanende kommt nicht ganz ohne filmreife Eskapaden aus. So ist permanent ein Schuss Unterhaltung mit dabei. Was vielleicht auch nötig ist vor dem Hintergrund der häufig beschriebenen Grausamkeiten. 

Ein Buch, das mich sehr positiv überrascht und sehr mitgenommen hat. Das nur zu gut in die aktuelle Zeit passt. Das von hoffentlich vielen Menschen gelesen wird, die auch nach der Lektüre noch an den Inhalt denken müssen. So ergeht es zumindest mir. Etwas Schöneres kann ein Autor kaum erreichen.

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Ein Buch, unaufgeregt geschrieben und doch so voller Emotionen. Das Buch spielt in einer Zeit, in der die Menschen den Krieg und die grausamen Geschehenissen hinter sich lassen wollen und am liebsten nichts mehr davon wissen möchten. Eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber der Naziverbrechen ist allgegenwärtig. Der erste Auschwitz-Prozess bricht viele alte Wunden wieder auf. Und doch ist es in meinem Augen notwendig, sich vor Augen zu führen, was damals passiert ist. Wir erleben viele Augenzeugen, die von den Gräultaten im KZ Auschwitz berichten. Für mich ist es immer wieder erschreckend zu erfahren, wozu Menschen fähig sind. Unvorstellbar, wie viele Verbrechen am Menschen bis heute nicht gesühnt wurden.

Eva ist zu Anfang des Buches eine typische Frau aus diesem Jahr. Sie lebt bei ihren Eltern und ihr erklärtes Ziel ist es, zu heiraten. Einen Kandidaten gibt es auch bereits. Ihr Leben ist geprägt von männlicher Dominaz und hingenommener Unterwürfigkeit der Frau, dem sich zu Anfang auch Eva fügt. Aber ihre Teilnahme an dem Prozess ändert alles, auch Eva selbst ändert sich. Sie durchlebt eine Wandlung, die nicht von allen gern gesehen wird und doch unaufhaltsam ist.

Die Protagonisten werden feinfühlig beschrieben. Ihre Ängste, ihre Sorgen und ihre Einstellungen zum Leben und zur Vergangenheit. Nicht immer nachvollziehbar, aber zur jeweiligen Person passend.

Die Autorin schreibt leicht verständlich und versteht es, voller Respekt für die Opfer von ihren Zeugenaussagen zu erzählen. Schicksale, die einen nicht kalt lassen und berühren.

Für mich ein tolles und empfehlenswertes Buch gegen das Vergessen. Ich bin der Meinung, man kann nicht oft genug Bücher aus dieser Zeit lesen, um ein Gefühl für die Vergangenheit zu bekommen und aus ihr zu lernen.

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Das Buch ist sehr spannend geschrieben und beschreibt die 60er Jahre anhand einer großangelegten Familiengeschichte. Eva, die Wirtstochter vom "Gasthof Deutsches Haus", wird als Dolmetscherin bei den Zeugenbefragungen des von Fritz Bauer initiiertem Ausschwitz-Prozesses eingesetzt. Und plötzlich wird Eva bewusst, dass keiner ihrer Familienangehörigen einschließlich ihres Verlobten mit der Vergangenheit konfrontiert werden möchte. Sie erfährt während des Prozesses Dinge, die sie niemals für möglich gehalten hätte.

Ein Buch, das zur rechten Zeit erscheint. Ich wünsche dem Buch zahlreiche LeserInnen wider dem Vergessen.

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Habe das Buch aufgrund vieler positiver Rezensionen für eine Buchpräsentation gelesen und empfehle es gerne weiter. Deutsche Geschichte – es geht einerseits um die ersten Auschwitz-Prozesse in den 60er Jahren und um Vergangenheitsbewältigung als auch um die Rolle der Frau in Gesellschaft und Familie – wird leicht lesbar verpackt. Ich sehe den Film schon vor mir …

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⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Die Auschwitz Prozesse in Frankfurt am Main 1963. Wir erleben sie durch die Augen von Eva, einer jungen Polnisch-Dolmetscherin, die den Zeugen der Greueltaten eine Stimme verleiht.
Sie gerät anfangs eher durch Zufall an diesen Job. Sie ist naiv, hat sie doch noch nie von solch einem Lager gehört. Sie ist Kind der Nachkriegszeit und des Wirtschaftswunders - man ist mit Wiederaufbau, Vergessen und Leugnen beschäftigt.
So träumt sie anfangs vor allem von der baldigen Ehe mit dem gut betuchten Jürgen, bis der Prozess ihren Blick auf die Welt grundlegend verändert. Ihr wird bewusst, dass nicht nur die Täter sich schuldig gemacht haben, sondern auch die, die untätig geblieben sind, mitgelaufen sind und nicht die Stimme erhoben haben. Und sie muss erkennen, dass diese Menschen ihr näher sind als je vermutet und auch ihre Familie nicht frei von Schuld ist. Sie zerbricht fast an der Erkenntnis, dass es für das Geschehene keine Sühne oder Vergebung geben kann. Welch wichtige Message in diesen Zeiten der erstarkenden AfD!
Dieses Buch war hart, es hat mich richtig aufgewühlt und zugleich solch einen Sog entfaltet, dass ich es nicht mehr aus der Hand legen konnte. Annette Hess hat es geschafft ein schweres Stück deutsche Geschichte sehr lesbar und haptisch aufzubereiten. Die Drehbuchautorin ist hier deutlich erkennbar, die Szenen entfalten sich wirkungsvoll vor dem inneren Auge. Ganz große Leseempfehlung!

Diese Rezension wurde auch auf goodreads gepostet. https://www.goodreads.com/review/show/2561784186

Zudem werde ich hierzu auf Instagram Ende des Monats etwas schreiben und netgalley und Verlag entsprechend verlinken.

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Eva Bruhns lebt noch zusammen mit ihren Eltern und zwei Geschwistern in einer Wohnung über dem Familienbetrieb "Deutsches Haus". Sie ist Dolmetscherin für Polnisch und wird mehr durch Zufall aufgrund eines kurzfristigen Personalausfalls als Übersetzerin im Auschwitz Prozess angeheuert.

Eva ist tief erschüttert über die Zeugenaussagen, die sie zu hören bekommt. Obwohl sie den Krieg als Kind schon miterlebt hat, hatte sie anscheinend keine Ahnung, was wirklich in den Vernichtungslagern passiert ist. Wie auch? Denn ihre Eltern hüllen sich in Schweigen und Verleugnung.

Eva macht im Laufe des Buches einen Reifeprozess durch. Sie wird unabhängiger, stärker und bricht schließlich mit ihren Eltern, als sie ihre eigenen Nachforschungen anstellt. Dies macht sie als Charakter tiefschichtiger und sympathisch.

Ich fand es sehr interessant, durch Evas Augen den Prozess mit zu verfolgen. Gerne hätte dieses Thema noch ausführlicher behandelt werden können. Anstelle z.B. des Nebenplots um Evas Schwester, der irgendwie außen vor wirkt und nicht wirklich in die Geschichte hinein passt, hätte die Autorin noch tiefer in das Thema eindringen können, denn so bleibt es in meinen Augen etwas oberflächlich.

Dennoch finde ich das Buch sehr lesenswert, denn es greift ein Thema auf, das beim Thema Holocaust oft zu kurz kommt: die Verfolgung der Täter und die Art und Weise, wie die Gesellschaft zur damaligen Zeit damit umgegangen ist. Durch den flüssigen Schreibstil lässt sich das Buch auch trotz des schweren Themas gut lesen.

Da ich mir ein wenig mehr Tiefe gewünscht hätte, ziehe ich einen Punkt ab und vergebe vier von fünf Punkten.

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"Deutsches Haus" heißt das Speiselokal das Eva Bruhns Eltern, Edith und Ludwig betreiben. Die gesamte Familie, auch die beiden bereits erwachsenen Töchter, wohnen mit den Eltern im gleichen Haus. Während die Eltern die Gaststätte betreiben, verdient Eva ihren Lebensunterhalt als Dolmetscherin für Polnisch und ihre Schwester als Säuglingskrankenschwester. Eines Tages wird Eva zur Übersetzung einer Zeugenaussage ins Gerichtsgebäude gerufen und damit beginnt für sie der bisher schwerste Auftrag ihres Lebens...
Eva kam mir anfangs noch sehr naiv und altbacken vor. War sie doch bei der ersten Zeugenaussage kaum in der Lage die Worte des Zeugen korrekt ins Deutsche zu übersetzen. Aber je länger sie sich dieser Aufgabe stellt, um so mehr ist sie ihr gerecht geworden. Auch wenn sie damit manchmal bis an ihre Grenzen geht. Die innere Zerrissenheit von Eva hat die Autorin sehr gut in Worte gefasst. Es gibt Stellen im Buch, die mich stark beeindruckt haben. Z.B. im Zusammenhang mit der Schilderung der Verzweiflung, der Mutlosigkeit der KZ-Häftlinge, die eigentlich bereits mit dem Leben abgeschlossen haben. Das hat mich stark berührt.
Dabei setzt sich das Buch nicht nur mit den Gräueltaten der Nazi-Diktatur auseinander. Nein, es spiegelt auch die menschliche Schwäche der Verdrängung wunderbar wider.
Amüsiert habe ich mich über die im Buch erscheinenden Familiennamen, die zum Teil schon sehr kurios klangen.
Das Buch empfand ich als rundum gelungen, unterhaltsam und nachdenklich stimmend. Es wird der damaligen Zeit gerecht. Auch die Rechtlosigkeit von Ehefrauen ist darin wiederzufinden. Von mir gibt's wohlverdiente 5 Lese-Sterne und eine 100%ige Leseempfehlung.

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Aus dem Klappentext:

Frankfurt 1963. Eva, gelernte Dolmetscherin und jüngste Tochter der Wirtsleute Bruhns, steht kurz vor ihrer Verlobung. Unvorhergesehen wird sie gebeten, bei einem Prozess die Zeugenaussagen zu übersetzen. Ihre Eltern sind, wie ihr zukünftiger Verlobter, dagegen: Es ist der erste Auschwitz-Prozess, der in der Stadt gerade vorbereitet wird. Eva, die noch nie etwas von diesem Ort gehört hat, folgt ihrem Gefühl und widersetzt sich ihrer Familie.

Annette Hess ist mit diesem Buch ein Werk gelungen, dass mehr als unter die Haut geht.
Sie nimmt den Leser zu einem Kapitel der dunkelsten Zeit Deutschlands mit.
Nie war dieses Buch wertvoller, wie in der heutigen Zeit, wo sich der braune Sumpf wieder an die Oberfläche kämpft und zwar in einem Ausmaß, wo es einem Angst und Bange werden kann.
Dieses Buch ist erschütternd und wachrüttelnd zu gleich.
Nie wieder darf es geschehen, dass es zu solchen Prozessen kommen muss.
Die Autorin hat so lebhaft geschrieben, dass man mitten im Geschehen war.
Sie hat es hervorragend verstanden, die einzelnen Charaktere und den Zeitgeist einzufangen.
Man fühlte sich in die 60.iger zurückgesetzt, wo Frauen leider immer noch schmückendes Beiwerk des Herren waren. Wo es Frauen nicht erlaubt war, ihr Leben selbst zu bestimmen.
Ich habe den Mut von Eva bewundert, sich gegen ihre Eltern und ihren Verlobten aufzulehnen.
Erschreckend war zu lesen, wie sehr ihre Familie in die Prozesse indirekt involviert war. Hier wirft sich die Frage auf: In wie vielen Familien wurde gesagt: Wir haben nichts gewusst, was hätten wir denn tuen sollen?
Die Rolle von Evas Mutter hat in mir nur Ekel ausgelöst. Diese Frau ist für mich der Inbegriff der Falschheit und Schlechtigkeit.
Achtung Spoiler! Sie wohnt neben dem Vernichtungslager, sie geht dort ein und aus, sie weiß von Qualen, sie riecht das Verbrennen und sie versucht sogar den Lagerkommandanten zu denunzieren und dann, will sie von allem nichts gewusst haben und das Regime nicht unterstützt haben?
Hier wirft sich dann die nächste Frage bezüglich einem weiteren Handlungsstrang in dem Buch auf, Evas Schwester. Wurden die Wurzeln des Bösen in ihrer Kindheit gelegt?
Ich kann dieses Buch jedem nur ans Herz legen.
Leider kann ich aber nicht 5 Sterne vergeben, da mir der Schluss zu überraschend und abrupt kam. Ein paar mehr Seiten hätten ihm gut getan.
Auch hätte ich mir persönlich ein anders Ende für Eva und Jürgen gewünscht.
Vielleicht hat dies aber etwas damit zu tun, dass ich als Leser eine Information über Jürgen erhalten habe, die Eva nicht hat. Diese hat in mir einfach nur Abscheu ausgelöst.
Da die Autorin TV Erfahrung hat, würde ich mir wünschen, dass dieses Buch verfilmt wird. Dadurch würden noch mehr Menschen erreicht und eventuell zum Nachdenken und Umdenken angeregt.

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In diesem Buch geht es um die Aufarbeitung des fürchterlichsten und unmenschlichsten Kapitel der deutschen Geschichte. Im Vordergrung steht die junge Dolmetscherin Eva die im Auschwitz Prozess die Aussagen einiger Opfer übersetzen soll, welche von ihrem furchtbaren, erschütternden und unsäglichen Leiden im KZ erzählen. Dadurch kommt an die Öffentlichkeit, welche unvorstellbaren Gräueltaten die angeklagten Kriegsverbrecher verübt haben. Mir hat sehr gut gefallen, wie die unbekannten oder verdrängten Geheimnisse aus Eva's Leben Stück für Stück wieder ans Tageslicht kommen. Alles woran sie bisher geglaubt hat, wird in den Grundfesten erschüttert..
Der Autorin ist es hervorragend gelungen aus diesem Thema sehr sensibel und feinfühlig eine bewegende und beeindruckende Geschichte zu erzählen. Ein Buch, das einen emotional erschüttert.

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Tagtäglich beweisen, dass wir aus der Geschichte gelernt haben

Kurzmeinung:
Ein Buch über das Gestern, dass uns auffordert, heute genau zu prüfen, was wir in Kauf nehmen, wenn wir persönliche Vorteile beanspruchen.

Vorausschickend:
Ich hatte mich mit dem Thema Nationalsozialismus und dessen Gräueltaten bereits neben Geschichtsunterricht und Literatur auseinandergesetzt und sofort TV-Filmen wie „Das Urteil von Nürnberg“, „Der Staat gegen Fritz Bauer“ und „Die Akte General“ im Kopf, weshalb ich sehr gespannt war, welche Perspektive die Autorin Annette Hess einnehmen wird und inwieweit dies meine bisherige Sichtweise beeinflussen würde.

Meine Meinung zum Buch:
Annette Hess gelingt es auf beeindruckende Weise, ihre Protagonistin Eva stellvertretend für die (im/nach dem Krieg geborenen) LeserInnen loszuschicken, um Antworten zu finden, wie weit das Vergessen-Wollen, Verdrängen, Verstummen sowohl innerfamiliär als auch gesellschaftlich nach dem Krieg um sich gegriffen hatte.

Sie führt in eine Zeit des Wirtschaftsaufschwungs, der Fassaden der heilen Familien und der ach so vielen, die nicht gewusst haben wollen, was während des Krieges passiert sei, thematisiert die Frage der individuellen und kollektiven Schuld und zeigt auf, wie schwierig es für das Gericht war, die Verbrechen der sich hinter dem „Befehlsnotstand“ versteckenden Angeklagten zu sühnen.

Die Reaktionen beim Vorort-Termin im KZ Auschwitz haben mich besonders nachdenklich gestimmt, denn es ist bitter, dass sich die emotionale Dimension – obwohl die Fakten bekannt waren – bei einigen der Teilnehmer erst vor Ort erschloss.

Mit Eva erleben wir auch die Zeit der Frauen in den 60er Jahren, in welcher unter anderem der Mann seine (zukünftige) Frau dominierte (und sogar entscheiden durfte, ob sie berufstätig ist und in welchem Beruf/Umfang).

Eva vollzieht eine beeindruckende Entwicklung, will „Hinschauen“, sich mit der Vergangenheit auseinander setzen und emanzipiert sich dadurch von ihrem Verlobten Jürgen, der selbst mit seiner Kriegsschuld zu kämpfen hat, und auch ihren Eltern, deren fehlendes Vertrauen und der Verrat an ihr als Tochter besonders schwer wiegen.

Annette Hess arbeitet viel mit Symbolen, beispielweise der Name der Gaststätte „Deutsches Haus“, welcher auch für die gesamte Gesellschaft/Nation zu verstehen ist.

Auch ihren „Nebenschauplatz Annegret“ (Evas Schwester) habe ich symbolisch für das tagtägliche Wegschauen zum eigenen Vorteil verstanden: Annegrets Wertesystem scheint - vermutlich kriegsbedingt - verschoben zu sein und zeigt sich anhand „kleinerer“ Grenzüberschreitungen (Lesen von Evas Tagebuch), nimmt jedoch schreckliche Dimensionen an.
Ihr Liebhaber bevorzugt es, wegzuschauen/zu verschweigen - zu seinem persönlichen Nutzen, denn er will mit Annegret ein neues Leben in einer neuen Stadt beginnen.

Weshalb der damalige Generalstaatsanwalt Fritz Bauer im gesamten Buch nie namentlich erwähnt wird bzw. welche Botschaft Annette Hess mit der Person Davids (für die Staatsanwaltschaft tätiger kanadischer Jurist) beabsichtigt, ist für mich nur bedingt nachvollziehbar, beeinträchtigen jedoch in keiner Weise meinen positiven Gesamteindruck des Buches.


Fazit:
Gerade in Zeiten wie diesen, wo Gruppierungen (und Parteien) verstärkt wieder Menschen/Nationen gegeneinander auszuspielen versuchen, ist ein derartiges Buch besonders wichtig!

Es fordert uns auf, aus der Geschichte zu lernen und im Heute besonders genau hinzuschauen, wenn uns - egal von wem - ein „Vorteil“ oder „Gewinn“ offeriert wird (politisch häufig als „Klientelpolitik“ bezeichnet), ohne die Kehrseite/den dafür zu zahlende Preis/drohenden Werteverlust ausreichend zu benennen.

Jede/r trägt Verantwortung, wohin sich eine Gesellschaft entwickelt, in ihrem/seinen täglichen Tun und insbesondere an der Wahlurne! Wir sind es uns selbst (und unseren Kindern bzw. Nachfolgegenerationen) schuldig, diese Verantwortung auszuüben!

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Das Buch wurde uns auf einem Verlagsabend empfohlen und schon da fand ich das Thema interessant.
"Deutsches Haus" handelt von der jungen Dolmetscherin Eva, die gebeten wird bei dem ersten Auschwitz-Prozess die polnischen Zeugenaussagen zu übersetzen.
Sie selbst steht kurz vor der Verlobung und kommt aus einer bürgerlichen Familie. Ihr komplettes Umfeld scheint gegen ihren neuen Auftrag zu sein, Eva solle Vergangenheit einfach Vergangenheit sein lassen.
Doch sie entscheidet sich für diese Aufgabe. Mit ungeahnten Folgen.
Ich kann nur eins sagen: Ich bin wirklich überrascht. Ich selbst bin genau wie Eva ziemlich unwissend was die Prozesse angeht, wobei ich Auschwitz selbst schon besucht hab. Annette Hess schafft es einfach perfekt Wissen in einem spannenden Roman einzubauen. "Deutsches Haus" ist packend, informativ, beängstigend und wirklich gut geschrieben!
Das sind Bücher, die die Welt braucht!

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Wer sich nicht erinnert, den bestraft die Zukunft

Mit ihrem Buch „Deutsches Haus“ entführt Annette Hess in das Deutschland der 60er Jahre. Auch sprachlich hat sie sich dieser Zeit angepasst, was das Ganze noch authentischer wirken lässt. Ihre Protagonistin Eva soll als gelernte Dolmetscherin in einem Prozess die Aussagen von Zeugen übersetzen. Es ist der erste Auschwitzprozess, der in ihrer Stadt stattfinden soll und Eva hat sofort das Gefühl, dass sie bei diesem Prozess unbedingt dabei sein muss. Doch ihre Eltern und ihr Verlobter sind dagegen. Trotzdem setzt sie ihren Willen durch und erfährt in diesem Prozess Dinge, die ihr Leben komplett verändern werden.

Dieser Roman zeichnet ein sehr aufschlussreiches Bild der damaligen Zeit. Er lässt uns einen Blick in eine Gesellschaft werfen, die von Männern dominiert wird und beim Lesen wird klar, dass viele dieser Männer aber auch ihre Frauen über ihre Vergangenheit im dritten Reich schweigen.
Die Richter im ersten Auschwitz-Prozess, der aus verschiedenen Gründen erst 1963 beginnen konnte, mussten entscheiden, ob die Angeklagten Mörder, Mittäter oder Gehilfen waren. Es sind immer nur einzelne eingeworfene Sequenzen aus dem Prozess, Zeugenaussagen, die Eva übersetzen muss oder ihre Beobachtungen der Angeklagten und deren Verteidiger, die erahnen lassen, über welche Unmenschlichkeiten gesprochen wurde.

Demgegenüber stehen die Schilderungen von Evas harmonischem Familienleben und dem Zusammensein mit ihrem Verlobten, doch mit der Zeit wird offensichtlich, dass auch Evas Eltern etwas zu verschweigen haben. Meisterhaft geschrieben, lösen sich ganz langsam die Grenzen zwischen ihrer heilen Welt und dem, was Eva tagtäglich im Gerichtssaal erfährt, auf.

Es ist ein Roman gegen das Vergessen, der aufzeigt, dass sich eine ganze Gesellschaft schuldig gemacht hat, in dem sie schwieg und verdrängen wollte. Schaut man auf die Seiten des Auschwitz-Prozesses, so findet man selbst Hauptangeklagte, die später wieder ganz normal in der Mitte der Gesellschaft leben und ihrem Beruf nachgehen. Das Buch fordert dazu auf, sich mit dem Prozess zu beschäftigen, was man durch das Internet heutzutage sehr gut kann. Man hat, wie Eva, die Möglichkeit, die Richter, die Verteidiger, die Angeklagten und die Opfer genauer kennenzulernen, kann Einblick in die Örtlichkeiten nehmen und sogar Tondokumente hören.

Mein Fazit: Ein Roman, der mit beeindruckend ruhiger Sprache gegen das Vergessen anschreibt. Der das Bild einer Gesellschaft aufzeigt, von der ein ganzer Teil ihre Vergangenheit nur zu gern verschweigen wollte. Die Gegenüberstellung von kleiner, heiler Welt, harmonischem Familienleben und den Gräueltaten, zu denen „ganz normale Menschen“ fähig waren, lässt nachdenklich zurück und ist aktuell wie lange nicht mehr.

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Fesselnder und berührender Roman um die „Aufarbeitung“ von Auschwitz, der fassungslos und betroffen macht. Leider hat mir die Sprache (vor allem zu Anfang des Romans) nicht so gut gefallen, oft sehr einfache, kurze Sätze. Meiner Meinung nach trotzdem unbedingt lesenswert - gegen das Vergessen !!

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Dieses Buch behandelt einen ernsten HIntergrund und zeigt, wohin Nichtstun führt. Es lässt sich sehr gut lesen. Ich habe es vielen Kunden empfohlen, die mir positive Rückmeldungen gaben.

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Eine junge Frau arbeitet Anfang der 60er-Jahre als Übersetzerin für Polnisch in Frankfurt. Als ihre Agentur sie zu einer Befragung schickt, weiß sie noch nicht, dass diese der Auftakt zum ersten Auschwitz-Prozess ist. Doch sie ist interessiert und bietet an, auch beim Prozess zu übersetzen, obwohl ihre Familie sie abhalten möchte. Dabei lernt Eva Bruhns nicht nur viel Schreckliches über die jüngste deutsche Vergangenheit, sondern auch über ihre eigene Familie.

Eva Bruhns ist Anfang der 1960er-Jahre in ihren Zwanzigern, Übersetzerin für Polnisch in Frankfurt. Ihren Eltern gehört das Gasthaus „Deutsches Haus“, wie selbstverständlich hilft Eva dort gelegentlich aus. Die ältere Schwester Annemarie ist Krankenschwester, der kleine Bruder Stefan ein Nachzügler, einen Hund gibt es auch. Heile Welt der 60er.

Der Verlobte

Der angehende Verlobte von Eva, Jürgen Schoormann, ist reicher Erbe eines Versandhandels. Standesunterschiede sind beiden noch bewusst, sollen sich aber nicht zwischen sie stellen. Doch das tut die Vergangenheit: Jürgen will nicht, dass Eva bei den Prozessen übersetzt, und teilt das hinter ihrem Rücken dem Gericht mit. Noch haben Frauen so wenig zu sagen, dass sogar der Verlobte ihnen die Arbeit verbieten dürfte – da löst Eva lieber die Verlobung. Natürlich kämpft auch Jürgen mit seinem Kriegstrauma.

Der Prozess

Allerdings ist Eva mit dem, was sie im Laufe des Prozesses erfährt, vollauf beschäftigt. Die detaillierten Aussagen von Überlebenden machen die Gräuel von Ausschwitz für sie sehr lebendig, sie fühlt sich schuldig, würde gerne helfen, wiedergutmachen, wo nie wieder etwas gutzumachen ist. Eine Reise in das ehemalige Lager Zusätzlich werden aber auch Erinnerungen in Eva wach, an Erlebnisse, die sie als sehr kleines Kind hatte – und sie muss sich der Frage stellen, welche Schuld ihre eigenen Eltern tragen. Und wie sie selber damit umgehen kann …

Deutsche Geschichte

Mit diesem Roman ist es Autorin Annette Hess gelungen, Auschwitz noch einmal zum Thema eines bewegenden Romans zu machen, Unterhaltung mit realem dramatischen Hintergrund. Sehr gut! Beim Lesen merkt man sehr, dass die Autorin sonst Drehbücher schreibt, die Szenen sind so klar und deutlich, dass man wie in einem Film alles sofort vor sich sieht. Allerdings bleibt auch wie in einem Film vieles an der Oberfläche. Man verfolgt als Leser Evas Handlungen, aber nur sehr wenig ihre Gedanken, Überlegungen, Gefühle. Eine Darstellungsmöglichkeit, die den Roman vom Film so wesentlich unterscheidet und auf die die Autorin weitgehend verzichtet hat. Das ist ein bisschen schade – aber als Unterhaltung funktioniert der Roman auch so sehr gut und findet hoffentlich viele Leser, die bereit sind, sich auf das Thema einzulassen. Ein Roman gegen das Vergessen. Danke.

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Die Deutsche Nachkriegsgeschichte wurde lange nicht thematisiert - niemand der noch Lebenden setzte sich gerne damit auseinander, was für eine Schweigekultur sich nach 1945 entwickelt hatte. Das merkte man in den Jahren als die Nachkriegsgeneration langsam anfängt sich mit ihren Eltern auseinander zu setzen und unbequeme Fragen zu stellen. Die Auschwitzprozesse gehören zu denen, die tatsächlich nicht nur im Ausland viel Öffentlichkeit fanden. Fritz Bauer, damals der Generalstaatsanwalt von Hessen, setzte sich unermüdlich für den Prozess ein. Er zerbrach an seiner Arbeit für die Rechte der Opfer des Nationalsozialisten.

Das Fritz Bauer Institut in Frankfurt ist heute nicht nur für die historische Forschung über diese Prozesse zuständig, sondern auch sonst für die Beschäftigung jüdischer Geschichte. Die Autorin hat dort für ihren Roman recherchiert. Auch wenn sie vieles verdichtet hat und die Handlung, sowie der im Roman beschriebene Prozess fiktiv sind. Die Grundaussage und auch die Stimmung des Romans, die Frage, wer wie mit der Schuld umging. Grade in der Zeit der Prozesse. Ich finde der Autorin ist es sehr gut gelungen, die verschiedenen Blickwinkel einzufangen. Sowohl von Seiten Evas, die nach und nach immer mehr über die Wahrheit und das Schweigen in ihrer eigenen Familie herausfindet. Als auch von seiten der Zeugen, die im Prozess zu Wort kommen. Nicht so gelungen fand ich die Handlung um Evas Schwester Annegret, die etwas arg dramatisch geraten ist. Und auch die Geschichte des jungen Anwaltes David ist für meinen Geschmack nicht richtig in den Roman integriert worden. Rückblickend kann ich seinen Blickwinkel zwar verstehen,aber den Erzählstrang fand ich trotzdem nicht restlos überzeugend. Jürgen, Evas Verlobten stehe ich auch eher zwiespaltig gegenüber, sein Verhalten gegenüber Eva fand ich zwar zeitgemäß, aber ich gebe auch zu, ich hätte ihm gerne auch mal eine geklebt.

Für mich war vor allem das Schweigen, das nicht darüber sprechen, sehr gut dargestellt. Ich finde man bekommt durchaus eine Ahnung, wie es sein konnte, das darüber nicht gesprochen wurde. Wie aber auch der gegenseitige Schutz dadurch funktioniert hat. Eine Schweige und Verdrängungskultur.

Annette Hess schreibt für bekannte TV Produktionen, Sie hat die Drehbücher zu Kuhdamm 56 und 59 geschrieben und die Serie Weißensee erfunden. Man merkt das sie sich mit der Zeitgeschichte nach 1945 gut auskennt, sich die Menschen vorstellen kann, mit all ihren Gedanken und Gefühlen. Hi und da war es mir schon auch etwas zu dramatisch oder etwas zu sehr auf eine Art Happy End hingeschrieben. Aber das liegt hier vor allem an meinem persönlichen Geschmack.

Für mich hat es aber insgesamt gepasst und ich finde es wichtig, das nicht nur die Zeit des Nationalsozialismus, sondern auch der Umgang damit nach 1945 thematisiert wird. Denn die Täter lebten zum Teil weiter in Deutschland völlig unbehelligt. Fritz Bauer hatte selbst mit einem Justizapparat zu tun, der mit Menschen besetzt war, die allen Grund hatten seine Bemühungen zu unterbinden.

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Ein tolles Buch, das kann ich jederzeit empfehlen. Nicht weil das Thema leicht wäre, sondern weil die Beschreibung des Unbegreiflichen mit so viel Gefühl war.

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Deutsches Haus
Deutsches Haus
Annette Hess
Rezension vom 27.10.2018 (0)

Leider ist es eine typisch deutsche Eigenschaft, den Gehorsam schlechthin für eine Tugend zu halten. Wir brauchen die Zivilcourage, 'Nein' zu sagen. (Fritz Bauer)


Als Erfinderin der TV-Serien Weissensee und Ku'damm 56 / 59 ist Annette Hess in der Öffentlichkeit bekannt geworden. Mit dem Roman "Deutsches Haus" legt sie ein beeindruckendes Werk über einen Prozess vor, der Deutschland veränderte, und auch das Leben einer jungen Frau.

Der erste Auschwitz-Prozess findet von 1963 bis 1965 in Frankfurt a.M. statt. Generalstaatsanwalt Fritz Bauer will die deutsche Öffentlichkeit aufrütteln, die SS-Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen und die Opfer zu Wort kommen lassen. Die junge Eva Bruhns wird als Dolmetscherin zu den Zeugenbefragungen hinzugezogen. Ihre Eltern, Wirte im Gasthof Deutsches Haus, sind gegen diese Anstellung. Das Thema sei nichts für eine junge Frau. Doch Eva widersetzt sich der Haltung ihrer Eltern, die Aussagen der Opfer schockieren sie. Und plötzlich muss sich Eva ganz persönliche Fragen stellen. Warum erzählen ihre Eltern nie von ihrer Zeit in Polen? Und warum interessiert sich ihr Verlobter Jürgen nicht für die Vergangenheit?

Das Cover des Buches ist zurückhaltend und erlaubt keine direkten Rückschlüsse auf den Inhalt des Buches. Der Betrachter sieht eine blonde junge Frau, die schlicht gekleidet ist und mehrere Akten unter den Arm geklemmt hat. In der rechten Hand hält sie eine Aktentasche, in der anderen eine Handtasche. Allem Anschein nach ist sie eine moderne berufstätige Frau, was im Nachkriegsdeutschland keine Selbstverständlichkeit war. Der Titel "Deutsches Haus" ist klug gewählt. Einerseits bezieht er sich auf den Gasthof in Frankfurt, den die Eltern von Eva betreiben, andererseits erscheint er in diesem besonderen Kontext doppeldeutig.

In diesem Werk hat Annette Hess sich mit einem der dunkelsten Kapitel in der deutschen Geschichte auseinandergesetzt. Sie hält sich an die authentischen Aufnahmen des Auschwitz-Prozesses, läßt Opfer, Täter, Mitläufer, Dolmetscher, Ankläger, Verteidiger und Richter zu Wort kommen und bettet ihre Aussagen in die Geschichte einer typischen deutschen Familie ein, die sich im Wohlstand der Nachkriegszeit behaglich eingerichtet und ihre Vergangenheit verdrängt und vergessen hat,

Hierbei durchlebt die Protagonistin Eva eine interessante Entwicklung von einem schüchternen Mauerblümchen, das den Gesetzen der Zeit gehorchen und ihre Anstellung als Dolmetscherin gegen eine vorteilhafte eheliche Verbindung mit einem gutsituierten Mann tauschen will , zu einer emanzipierten Frau, die ihrem Gewissen folgt und ihren Beitrag zur Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit leistet, auch - oder gerade: weil - sie erfahren muss, wie sehr ihre eigenen Eltern in den Holocaust verstrickt waren.

Mich hat dieses nachdenklich stimmende Buch, das sich mit der Aufarbeitung des Holocaust in der Nachkriegszeit auseinandersetzt, sehr beeindruckt. Leider sind nicht alle Nebenstränge logisch zwingend dargestellt, und mitunter bleibt man verständnislos zurück. Dies gilt vor allem für die Geschichte von Annegret , der älteren Schwester von Eva, die an einer schweren psychischen Störung leidet, aber für ihre Taten nicht zur Verantwortung gezogen wird. Trotzdem vergebe ich gern 4 Sterne und spreche eine klare Lese-Empfehlung aus. Vielleicht dürfen wir in absehbarer Zeit eine Verfilmung im Fernsehen erleben?

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Eva, die Hauptperson in Annette Hess' Roman ist Dolmetscherin für Polnisch.
Es sind die 60er Jahre, Eva verlobt sich. An der Beziehung etwa fühlt man in welchem Jahrzehnt die Geschichte angesiedelt ist.
Eva wird Teil der Auschwitz- Prozesse. Sie soll die Gespräche der Staatsanwälte mit den KZ-Überlebenden übersetzen.
Ich wurde vor der Frankfurter Buchmesse auf "Deutsches Haus" aufmerksam, als interessanterweise mehrere Kundinnen im Café im Hugendubel in dem Buch geblättert haben.
Ein sehr wichtiges Thema und egal wie oft man über das dunkle Kapitel liest, es wird nicht weniger bedrückend. Bei manchen Schilderungen oder bestimmten Aussagen, stockt einem der Atem. Nicht nur thematisch ist es ein sehr wichtiges Buch, Annette Hess kann auch sehr gut schreiben. Lesen!!

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Mit hat es sehr gut gefallen. Es stellt die Zeit schnörkellos dar. Die Schuldigen wollen sich aus der Verantwortung stehlen. Leider ist es vielen gelungen. Dieser Roman vereint Geschichtsaufarbeitung , Familienleben und Schicksalsbeschreibungen in einem.

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Annette Hess' Roman " Deutsches Haus" nimmt den Leser mit in die Lebenswelt der jungen Dolmetscherin Eva Bruhns im Deutschland der Nachkriegszeit.

Durch einen unvorhergesehen Auftrag in einem Kriegsverbrecher Prozess wird sie mit dem Holocaust konfrontiert. Erschütternd wird der Prozesshergang und die Verbindung zur persönlichen Geschichte der Protagonistin geschildert.
Ein wunderbares und berührendes Buch! Die Vielschichtigkeit der Anfänge der Aufarbeitung von Kriegsschuld haben mich derart gefesselt, dass ich das Buch an einem Tag lesen musste!

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Mit "Deutsches Haus" ist Annette Hess meiner Meinung nach ein ganz großer Roman gelungen. Die Zeit der Erzählung wird authentisch und greifbar dargestellt, die Charaktere sind packend und in sich stimmig und der Plot der Geschichte selber könnte vielschichtiger kaum sein. Ob nun der dramatische Strang rund um den Prozess gegen diverse Alt-Nazi und Täter aus dem NS-Apparat, oder auch die starke Entwicklung der Hauptprotagonistin Eva in einer Umbruchszeit für die Frau an sich. Alles ist sehr glaubhaft und atmosphärisch erzählt und man taucht von Anfang an in die Geschichte(n) ein. Ich fand das Buch extrem spannend zu lesen und mir haben die unterschiedlichen Perspektiven, Wendungen und zeitgenössischen Situationen sehr, sehr gut gefallen. Von mir dafür 5 Sterne und eine klare Kauf- und Leseempfehlung!

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Als die junge Frankfurter Übersetzerin Eva engagiert wird, um beim ersten Auschwitzprozess 1963 Zeugenaussagen zu übersetzen, ändert sich ihr Leben schlagartig. Nachdem sie von den Schicksalen der Überlebenden erfährt, beginnt sie, die Rolle ihrer eigenen Familie im Nationalsozialismus zu hinterfragen. Nicht nur ihr konservativer Verlobter will sie von ihrer Mitarbeit im Prozess abhalten, sondern auch ihre Eltern, die ein dunkles Geheimnis zu wahren versuchen ...
Die Figurenkonstellation und das zeitgeschichtliche Setting von „Deutsches Haus“ erinnern stark an „Ku‘damm 56/59“. Eine junge Frau aus der Mitte der Gesellschaft emanzipiert sich in der Nachkriegszeit des Wirtschaftswunders – von der schweigenden Generation ihrer Eltern, aber auch von den konservativen Geschlechterverhältnissen, die sie in die Rolle der Hausfrau und Mutter drängen wollen, während Monika in „Ku‘damm 56/59“ und Eva in „Deutsches Haus“ nach Selbstverwirklichung streben. Im Fall von Eva ist diese Emanzipation noch stärker mit der Entwicklung eines politischen Bewusstseins verbunden und nimmt so Maxime der '68er-Bewegung vorweg. Der Figurenname Eva erweist sich als besonders passend: Die Konfrontation mit dem gesellschaftlichen Tabuthema NS-Vergangenheit durch eine Frau als verbotene Frucht, die das Ende der ‚paradiesisch‘-heilen Nachkriegswelt, in der niemand etwas von den Verbrechen der Nazis gewusst haben will, bedeutet.
„Deutsches Haus“ bietet durch die nahbare, sympathische Protagonistin einen – auch sprachlich – vergleichsweise leichten Zugang zu einem sehr ernsten und komplexen, für die BRD zentralen zeitgeschichtlichen Ereignis: den Frankfurter Auschwitzprozessen der 1960er Jahre, die als Grundstein für die heutige Erinnerungskultur gelesen werden können.

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Schon viel hat man vom Nationalsozialismus und der Judenverfolgung gelesen, selten war ein Buch so authentisch wie dieses hier. Der erste Prozess um Auschwitz wird durch die Protagonistin Eva beleuchtet, die diesem als Dolmetscherin beiwohnen muss. Sie wohnt noch bei ihren Eltern und steht kurz vor der Hochzeit. Man erfährt nicht nur von den Kriegsjahren, sondern insbesondere auch von der Zeit danach, dem Verdrängen und Vergessen, hier in den 60er Jahren. Eva hatte bisher keine Berührungspunkte mit der dunklen Geschichte Deutschlands, bis sie durch den Prozess involviert wird, auf einmal Fragen stellt und ein Gedankenprozess in ihr ins Rollen kommt, der nicht nur ihr Leben radikal verändert. Wie gingen die Menschen nach Kriegsende mit ihrer Volksschuld um? Wie war generell die Zeit in den 60ern, als Frauen noch nicht so emanzipiert waren, wie heute? Wie unterschiedlich sind die Auswirkungen auf die Gesellschaft und die nächsten Generationen? Das Zeitgeschehen wird durch unterschiedlichste Augen beleuchtet, alle jedoch sehr sensibel und aufwühlend. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, der eine wächst daran, der andere geht damit unter. Schwere Kost, jedoch mit klarer Leseempfehlung!

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Leseempfehlung da Aufarbeitung eines Auschwitzprozesses mit viel Feingefühl und ohne Effekthascherei.Dabei unterhaltsam 60er Feeling

Das Cover kommt bieder daher was aber absolut passend zur Geschichte und der Zeit gewählt ist.
Der Klappentext hat von Anfang an meine Neugierde geweckt.

Ein sehr gelungenes Buch das mich bewegt und dabei gesetzt unterhalten hat.
Ich mochte die unaufgeregte Erzählweise und den gut verständlichen flüssig zu lesenden Schreibstil.
Die emotionale und teilweise dramatische Handlung um den Auschwitzprozess und andere Themen fühlte sich gut recherchiert an.
Es wurde dieses dunkle Kapitel der Geschichte Deutschland mit viel Herz und Würde beschrieben.
Die Charaktere waren glaubwürdig und Eva war mir in ihrer Naivität sympathisch.
Ich fühlte mich total in die 60er Jahre zurückversetzt da auch die Details authentisch dargestellt wurden.
Es passiert sehr viel was immer in kleinen Dosen verabreicht wird oder nur kurz erwähnt wird, wo sich der Faden weiterspinnen lässt.
Auch kommt es geheimnisvoll daher da es voller kleiner und grosser verschiedener Aspekte und Anekdoten ist , das war sehr spannend zu verfolgen.
Es war total interessant und bedrückend da mit dem Thema nicht reisserisch umgegangen wurde.

Da dieses Buch von der Drehbuchautorin Annette Hess geschrieben ist konnte ich mir dieses auch total gut verfilmt vorstellen.

Von mir gibt es für Deutsches Haus 5 emotionale Sterne und ich werde wieder etwas dieser Autorin lesen.

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Wow! Ich wusste gar nicht so recht, auf was ich mich bei diesem Buch einlasse, aber ich habe es sicher nicht bereut. Allerdings sollte man entsprechend Zeit einplanen, denn das Buch legt man so schnell nicht wieder aus der Hand!
Für mich eine ganz großartige Geschichte aus der deutschen Geschichte nach dem 2. Weltkrieg.

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Rezension von: Annette Hess, Deutsches Haus
Der Roman schafft es insgesamt sehr gut, das heikle und in der Belletristik doch nur relativ selten in den Mittelpunkt gestellte Thema „Die Verdrängung der Holocaust-Verbrechen in der bundesdeut-schen Adenauer-Ära in anschaulicher und gut nachvollziehbarer Weise ohne überzogene Dramatik und aufdringlichen Zeigefinger zur Geltung zu bringen. Diese Thematik ist ja mittlerweile in der historischen Forschung recht gut untersucht und mit einer Reihe von Analysen dem interessierten Fachpublikum vermittelt worden. Ein Roman wie dieser aber erreicht eine weit breitere Leserschaft – zumindest virtuell. Es wäre ihm in jedem Fall zu wünschen, nicht nur wegen der gerade heute in Zeiten wieder stärker aufkommenden Fremdenhasses und Antisemitismus durchaus aktuellen Themas, sondern auch wegen der inhaltlichen und literarisch recht gelungenen Gestaltung des Romans.
So ist die Verbindung von familiärer Individualgeschichte und Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus in der Person der Protagonistin Eva Bruhns, die als Dolmetscherin im Auschwitz-Prozess agiert, in der aber auch immer stärker persönliche Erinnerungen an das Vernichtungslager Auschwitz aufkommen, sehr geschickt und gut nachvollziehbar angelegt. Auch lassen sich so völlig organisch Zeugenaussagen über das Geschehen Im Lager in die Romanhandlung einbauen, da sie es ja ist, die im Prozess als Dolmetscherin für Polnisch eingesetzt ist. Zwar wirken einige Verbindungen manchmal etwas zu gewollt gestaltet, aber der Eindruck von einem insgesamt wirklich gelungenen Roman wird davon nicht wirklich beeinträchtigt. Dazu trägt auch die lebendige, aber stets angemessene und nicht schwer lesbare Sprache bei, sodass das Werk auch für interessierte Jugendliche geeignet ist.

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Dieses Buch hat mich gepackt und nicht mehr losgelassen. Ich muss sagen, dass ich das Thema Nachkriegsgeschichte, Aufarbeitung und auch die großen Nazi-Prozesse schon seit meiner Schulzeit sehr spannend fand. Der Umgang mit der eigenen Vergangenheit und Schuld wird in diesem Roman in eine spannende Familiengeschichte verpackt. Absolut gelungen, sprachlich unglaublich flüssig und hervorragend zu lesen.

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Ein gut recherchiertes und interessantes Buch. Der Debütroman von Annette Hess ist überaus lesenswert! Deutschland im Jahre 1960 wird düster dargestellt.

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Annette Hess war schon für die TV-Serien Kudamm 56/59 und Weissensee verantwortlich und wer die Serien mochte, sollte diesen Roman auf jeden Fall auch lesen. Es reiht sich ganz gut in die erwähnten Serien ein, es liest sich schnell und einfach und behandelt trotz Leichtigkeit in Hess’ Schreibstil ein sehr ernstes und historisch nach wie vor unheimlich wichtiges Thema. Es geht um Eva, die als Dolmetscherin bei einem der ersten Auschwitz-Prozesse in Frankfurt die Zeugenaussagen übersetzt. Die Zeugenaussagen sind furchtbar, die Angeklagten machen einen wütend und das alt bekannte „wir wussten ja nicht, was passiert“ hängt einem irgendwann zum Hals raus. Neben Eva lernen wir noch ihre Eltern kennen, die ein Wirtshaus betreiben. Evas Schwester, Krankenschwester auf der Säuglingsstation und ledig. Und dann gibt es noch Jürgen, Evas zukünftigen Ehemann, ein Mann aus gutem Hause, wohlhabend aber mit großem Stock im Po und sehr konservativen Rollenvorstellungen. Eine Figur in Hess’ Roman bleibt bis zu etzt ein Rätsel - der junge Anwalt David Miller. Die zwischenmenschlichen Beziehungen sind ganz nett, aber auch nicht wahnsinnig spannend. Ich muss sagen, dass ich die Protagonisten bei Kudamm & Weissensee sehr viel interessanter und vielschichtiger fand. Trotzdem ein Buch, welches man gut weglesen kann.

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Man merkt der Autorin an, dass sie Drehbuchschreiberin ist. Die Geschichte ist ohne ausschweifende Umwege und trotzdem detailliert genug erzählt. Erzählt wird die Geschichte einer jungen Frau, die Übersetzerin in einem der ersten Auschwitz-Prozesse wird. Es geht jedoch nicht nur um das Gerichtsverfahren, um die Täter und die Opfer, sondern auch wie sich die Figur im Laufe des Romans entwickelt. Anfänglich noch das kleine Mäuschen, dass kaum erwarten kann geheiratet zu werden, wird sie zu einer starken, emanzipierten Frau. Und geht dabei auch ein paar gesellschaftlich nicht so ganz erwünschte Umwege.
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und finde hoffentlich genug Kunden, die sich von dem Thema "Auschwitz" nicht abschrecken lassen.

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In den frühen 60er Jahren wird dir junge Eva als Dolmetscherin für den Auschwitzprozess engagiert. Gegen den Wunsch ihrer Eltern und ihres Verlobten nimmt sie die Herausforderung an, ohne zu wissen, dass es eine persönliche Verbindung für sie gibt.
Ein empfehlenswerter Titel, der auf unterhaltsame Weise die Schrecken der Vergangenheit und ihr Nachwirken zeigt. Neben den Schrecken von Auschwitz wird auch ein Portrait der Gesellschaft in den 60er Jahren gezeichnet. Die Figuren erschienen mir glaubwürdig.

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Ein außer gewöhnlicher Roman, der sich mit der Aufarbeitung des 3. Reichs beschäftigt. Der die Täter von damals zur Rechenschaft zieht.

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Eva ist eine behütete Wirtstochter, ihr Leben als Ehefrau in bürgerlicher Gemütlichkeit und Sicherheit vorgezeichnet. Als sie, Dolmetscherin für polnisch, Zeugenaussagen im ersten Auschwitzprozess übersetzen soll, geht ihre Verlobung in die Brüche, ihr zukünftiger Mann möchte ihr verbieten zu arbeiten. Auch ihre Eltern wollen verhindern, dass sie diesen Auftrag annimmt. Doch Eva lässt sich nicht von dieser Aufgabe abbringen.

Tag für Tag wird Eva bewusst, dass auch ihre Eltern viel mehr über den Prozess und seine Angeklagten wissen, als sie zugeben. Trotzdem: Eva fragt nicht, vielleicht weil sie Angst vor den Antworten hat, welche Rolle ihre Eltern im 3. Reich gespielt haben.

Die Entwicklung der Protagonistin von einer naiven jungen Frau zu einem kritischen unabhängigen Menschen, ist der Autorin sehr gut gelungen. Ungewöhnlich, jedoch sehr geschickt gewählt, ist die Vermittlung der deutschen Geschichte des 3. Reichs durch die „Brille“ einer Übersetzerin. Dadurch wird diese fiktive Geschichte eindringlich, das Schweigen aller Beteiligten, sei es von Opfern, Mitläufern oder Tätern, auf jeder Seite spürbarer und akzentuierter, ohne übertrieben auf das Unrecht und die Gräueltaten dieser Zeit (die außer Frage stehen) hinzuweisen.

Ein lesenswertes wichtiges Buch.

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Eine Familiengeschichte aus der Nachkriegszeit in Deutschland, historisch genau und berührend geschrieben. Die Protagonistin, anfangs ahnungslos über das Verhalten ihrer Familie während der NS- Zeit, erfährt im Laufe des Romans zu welchen Taten Menschen fähig sind. Spannend fand ich die Einbettung der geschichtlichen Details in eine Romanhandlung, die spannend ist und den Leser doch sprachlos zurück lässt.

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Frankfurt am Main im Jahr 1963, Deutschland hat es mit Hilfe der Alliierten wieder auf die Füße geschafft. Die meisten erfreuen sich an dem Wirtschaftswunder und wollen am liebsten die Vergangenheit ruhen lassen. Der Krieg hat viele Opfer gefordert. 1963 war auch das Jahr in dem die Auschwitzprozesse stattfanden. Eine historisch spannende und so wichtige Zeit der startenden Aufarbeitung und Auseinandersetzung zwischen den Generationen. Diese ganze Reibung hat Annette Hess auf grandiose Weise zu einem Roman verarbeitet: Deutsches Haus. Der harte Stoff der Ausschwitzprozesse wird hier verwoben mit dem Leben der Dolmetscherin Eva Bruhns, die hier aus dem polnischen übersetzt. Aufgelockert wird das Ganze in dem alle Aspekte aus Evas Leben beleuchtet werden. Ihre Eltern unterhalten eine klassische Apfelweinkneipe in Bornheim und arbeiten hart, sind eher einfach gestrickt, haben das Herz am rechten Fleck sind aber trotzdem recht traditionell. Es gibt auch einen potenziellen Ehemann in Evas Leben, aber auch dieser zeigt sich wenig fortschrittlich in seiner Ansicht über die Ehe. Eva ist da schon gedanklich, ohne es selbst aussprechen zu können, weiter. Natürlich gibt es noch mehr Personen und Seitenhandlungsstränge, aber überladen ist es nicht.
Der Roman lässt sich super lesen, ist trotz des harten Stoffes unterhaltsam und sehr lehrreich. Natürlich schreit der Stoff nach einer Verfilmung. Da Annette Hess Drehbuchautorin ist, würde mich nicht wundern, wenn hieraus ein ARD- oder ZDF-Mehrteiler entsteht.
Für alle die Frankfurt gut kennen, sollte auch erwähnt werden, dass man trotz historischem Setting vieles kennt und das natürlich noch mal ein wunderbarer Zusatzpluspunkt ist für die Lektüre. Besonders für Bornheimer! :0)
Ach ja, und es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass dies eine tolle Winterlektüre ist, denn man spürt förmlich das olle Wetter welches hier beschrieben wird.

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Ein wichtiges Buch!
Obwohl ich nicht oft Hörbücher „konsumiere“, weil ich beim Hören meist nicht so konzentriert bin auf den Text wie beim Lesen, habe ich mich dieses Mal ausnahmsweise für das Hörbuch entschieden, weil mir die Hörprobe so gut gefallen hatte. Die angenehme und lebendige Stimme von Eva Meckbach machte es mir leicht, über fast 9 Stunden die Geschichte zu verfolgen. Dennoch werde ich das Buch auch noch einmal lesen, denn es ist meines Erachtens ein sehr wichtiges Buch, das volle Aufmerksamkeit verdient.
1963: Die junge Dolmetscherin Eva wird gebeten, in einem Prozess Zeugenaussagen zu übersetzen. Verwunderlich, dass sowohl ihre Eltern als auch ihr Verlobter von diesem Auftrag abraten. Dennoch übernimmt sie, ihrem Bauchgefühl folgend, die Aufgabe an und verfolgt dadurch den ersten Auschwitz-Prozess in Frankfurt im Nachkriegsdeutschland, einen Jahrhundertprozess, der alles verändern wird, auch im Leben von Eva.
Das Buch hatte für mich - neben der geschichtlichen Relevanz – eine besondere Eindringlichkeit, denn ich war im gleichen Alter wie Eva. So viele geschilderte Szenen des täglichen Lebens dieser Zeit habe ich genauso erlebt, und das Buch rief eine Fülle an Erinnerungen wach. Ich konnte so ganz direkt die muffige Spießigkeit derer nachempfinden, die alles nur noch hinter sich lassen wollten, auch die politische Naivität so vieler junger Menschen, denen ihre Eltern das während der Kriegszeiten Erlebte nicht erzählt hatten. Intensiv und atmosphärisch dicht erzählt die Autorin von den frühen sechziger Jahren, in denen die Menschen mehrheitlich nur noch nach vorne blicken und sich mit Fragen von Schuld oder Scham nicht auseinandersetzen wollten. Faszinierend und nachvollziehbar wird die Wandlung Evas vom naiven jungen Mädchen hin zu einer gereiften jungen während des Verlaufs des Prozesses geschildert. Überhaupt werden alle im Buch geschilderten Personen sehr authentisch und psychologisch folgerichtig geschildert. Dass neben der Fiktion des Romans reale Szenen der Zeugenbefragungen aus dem Prozess sparsam eingestreut sind, lässt uns die geschehenen Grausamkeiten umso eindringlicher erahnen und wirft viele, viele Fragen auf, was Mut und Feigheit, Verantwortlichkeit und Wegschauen betrifft und wie es heute um unsere Mitmenschlichkeit bestellt wäre, wenn wir nur unter Gefahren dafür einstehen könnten.
Ein wichtiges Buch, dem ich viele, viele aufgeschlossene Leser wünsche.

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„Weissensee“, „Kudamm 56“ oder „Die Frau vom Checkpoint Charlie“ – alle diese TV-Produktionen hat sich Drehbuchautorin Annette Hess ausgedacht. Jetzt legt die vielfach Ausgezeichnete ihren ersten Roman vor. Wieder ist es ein Blick zurück, diesmal auf einen wirklich großen Brocken bis heute nicht verdauter Geschichte: Im Zentrum der 1963 angesiedelten, sehr anschaulich gehaltenen Familiengeschichte um die junge Polnisch-Dolmetscherin Eva Hess steht der erste Auschwitzprozess in Frankfurt am Main. Diese Eva ist zu Beginn des Romans noch recht bieder und wohlerzogen. Die Eltern, Wirtsleute des Lokals „Deutsches Haus“, haben sich nach dem Krieg in den Mittelstand hochgearbeitet. Eva und ihr kleiner Bruder sollen es mal besser haben. Dafür riskiert der kränkelnde Vater seine Gesundheit, und die Mutter drängt Eva zur baldigen Heirat. Doch deren Weltbild und emotionales Gefüge gerät durch ihre Teilnahme an dem Prozess vollends aus dem Gleichgewicht. Eva muss sich damit auseinandersetzen, was in den Konzentrationslagern passierte. Das könnte leicht arg pathetisch klingen, doch Hess gelingt die schwierige Gratwanderung perfekt.

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Die Autorin schreibt in einem sehr einfachen, aber umso fesselnderen Schreibstil über die 24 Jährige Eva.
Eva wird im Frankfurter Prozess gegen die Obersten im 3. Reich als Übersetzerin für die polnischen Zeugen tätig. Die zumeist grausamen Zeugenaussagen öffnen der bis dahin unwissenden Eva die Augen, welche ihr bislang durch bloßes Totschweigen in der Familie und ihrem Umfeld verborgen blieb.
Eine sonst sehr zurückhaltende junge Frau, die auf der Suche nach einem starken Mann, der ihr Halt und Stärke im Leben geben soll, ist, zeigt ihre schlaue und sehr willensstarke Seite.
Fesselnd und einfühlsam, 5 von 5 Sternen

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Wir schreiben das Jahr 1963 und begleiten Eva Bruhns durch ihr Leben. Sie ist eine typische junge Frau aus der damaligen Zeit. Sie steht kurz vor der Verlobung mit dem Erben eines Versandhandels. Ihre Eltern betreiben das Gasthaus „Deutsches Haus“ in Frankfurt. Da bekommt Eva den Auftrag am Gericht einen polnischen Zeugen zu übersetzen. Da hört sie zum ersten Mal von den Gräueltaten in Auschwitz. Sie ist entsetzt über das Gehörte. Ihre Eltern sind der Meinung, man solle die Vergangenheit ruhen lassen und ihr Verlobter will ihr die Arbeit beim Prozess verbieten.

Annette Hess gelingt es den damaligen Zeitgeist wieder aufzuleben zu lassen. Es ist die Zeit der Verdrängung und des Vergessens. Es fühlt sich wie eine Zeitreise in die Vergangenheit an. Der Reifeprozess von Eva Bruhns ist ziemlich authentisch vollzogen worden. Sie wächst mit jedem Prozesstag.

Am Schluss war ich erstaunt, wie viel ich über die Vorgänge in Auschwitz erfahren habe. Die Autorin verzichtet auf ausschweifende Beschreibungen, sondern lässt in den Verhören und beim Besuch der gerichtlichen Delegation in Auschwitz immer wieder kurze Szenen einfliessen. Trotzdem hat man sofort Bilder vor Augen.

Ich habe das Buch innert kürzester Zeit gelesen. Ich wollte nicht mehr auftauchen aus der Geschichte. Ich war neugierig, was Eva im Gericht alles erfahren wird und wie sie mit dieser Erfahrung umgeht. Ein wichtiges Buch gegen das Vergessen.

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Für mich ist es ein unglaublich wichtiges Buch. Es ist ein harter Stoff über einen Aspekt des Nationalsozialismus, den der Geschichtsunterricht m.E. ausspart: Nämlich seine Aufarbeitung. Die Aufarbeitung dessen, was viele (zunächst) abstritten, nicht wussten oder nicht sehen wollten. Der hier beschriebene Auschwitz-Prozess hat mich beim Lesen an "Der Vorleser" erinnert, doch hier geht's "tiefer". Die Protagonistin ist eine Frau mit klaren Wertvorstellungen und das auch, als sie sich damit gegen ihre Familie und ihren Verlobten stellt. Ein wirklich empfehlenswertes Buch, das durchdringt!

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Eine wichtige Geschichtsstunde zum Thema Auschwitz-Prozesse, freundlich eingepackt in eine Familien- und Liebesgeschichte. Intensiv, berührend und fesselnd geschrieben. Ja, gutes "Infotainment"!

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Eva ist als Übersetzerin beim ersten Auschwitzprozess dabei. Erschüttert ist sie über das was sie da hört, unvorstellbar das Grauen, das die Zeugen erlebt haben.
Die Autorin gibt einen guten Einblick in das Leben der 60er Jahre. Ein Leben zwischen nicht wahrhabenwollen, vertuschen und Unglaube ob der Gräueltaten der Elterngeneration.

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Gut geschriebener historischer Roman über ein sehr brisantes Thema: die Verdrängung des Holocaust
in der unmittelbaren Nachkriegszeit und die Auschwitz-Prozesse in den 60er Jahren,
Als Unterhaltungsroman gemacht, daher keine hohe Literatur. Aber das muss es ja auch nicht immer sein. Wichtig ist, ein Thema wie die Auschwitz-Prozesse für eine breite Öffentlichkeit interessant zu machen, damit
das Kapitel der deutschen Geschichte nicht in Vergessenheit gerät. Und das schafft der Roman mit Bravour!

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Ein ganz tolles, aber auch erschreckendes Buch. Ich finde es sehr wichtig, auch für die junge Generation.

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Ergreifendes Buch – sollte man gelesen haben!
Ich wusste nicht ganz, was mich beim Lesen dieses Buches erwartet. Irgendwie fehlt mir bei den E-Book-Varianten der Klappentext, den ich mir immer mal wieder während des Lesens des Buches vornehme…
Beschreibung des Buches:
„Deutsches Haus“ von Annette Hess ist 2018 im Ullstein-Verlag als Hardcover mit 368 Seiten erschienen. Ich habe die E-Book-Ausgabe gelesen. Auf dem Titelbild sieht man die Protagonistin offensichtlich auf ihrem Weg zur Arbeit.
Die Autorin Annette Hess hat die Drehbücher zur „Ku-damm 56/59 und für die Serie „Weissensee“ geschrieben. Diese Serien haben mir schon sehr gut gefallen. Ich habe alle Teile gesehen.
Kurze Zusammenfassung:
Eva ist Dolmetscherin. Eines Tages wird sie zu einer Befragung eines Zeugen gerufen, in der sie vom Polnischen ins Deutsche übersetzen soll. So ganz wird sie aus ihren Übersetzungen nicht schlau, findet aber in den kommenden Tagen Berichte über einen angekündigten Auschwitz Prozess. Als sie hier ihre neue Hauptaufgabe, das Übersetzen der Zeugenaussagen, findet, raten ihre Eltern, die die Gaststätte „Deutsches Haus“ in Frankfurt am Main betreiben, ab. Doch Eva lässt sich nicht davon abbringen und taucht ein in die Vergangenheit…
Mein Leseeindruck:
Ein Buch, das die Geschichte Deutschlands in den 1960er Jahren mit einem der ersten Auschwitz-Prozesse in Frankfurt am Main beschreibt, der im Saalbau (Bürgerhaus) Gallus von April 1964 bis August 1965 stattgefunden hat.
Die Autorin beschreibt in ihrem Roman sehr feinfühlig das Leben der jungen Eva Bruhns. Die junge Frau arbeitet als Dolmetscherin. Befreundet ist sie mit dem Unternehmer-Sohn Jürgen, der sie heiraten möchte. Sie verloben sich. Als sich Eva immer mehr mit der Arbeit als Dolmetscherin identifiziert, Fragen stellt und in ihrer Familie auf ein großes Schweigen stößt, will ihr Jürgen als zukünftiger Ehemann die Arbeit beim Prozess verbieten.
Doch die Autorin stellt Eva hier als emanzipierte Frau dar, die die Hintergründe um Auschwitz herausbekommen will. Man erhält hier als Leser einen tiefen Einblick in das Leben in den 1960er Jahren, die Anfänge der Aufarbeitung der Geschichte Deutschlands. Gleichzeitig beschreibt die Autorin sehr detailliert die Prozessarbeit des ersten Auschwitz-Prozesses. So fliegt eine große Delegation von Prozessbeteiligten nach Auschwitz, um sich hier vor Ort ein Bild zu machen. Gerade diese Beschreibungen erzeugen eine besondere Betroffenheit beim Lesen.
Neben Eva hat die Autorin auch ein ganz besonderes Augenmerk auf deren Eltern, Evas Schwester Annegret (eine Kinderkrankenschwester) und einen jungen Mitarbeiter des Gerichts gelegt, so dass in diesem Roman die verschiedensten Charaktere und Schicksale zur Sprache kommen.
Der Roman ist spannend und gleichzeitig berührend. Zwar beruht er auf Tatsachen und die Verhandlungsergebnisse sind bekannt, aber Evas Entwicklung in dieser Prozessphase ist frei erfunden, steht aber für viele Schicksale in diesem Land. Eva hinterfragt die vielen Aussagen „Wir haben nichts davon gewusst“, „wenn wir es nicht gemacht hätten, hätten es andere getan“…
Fazit:
Ich könnte mir dieses Buch gut als Pflichtlektüre für die Schule vorstellen. Der Roman macht betroffen. Er zeigt die Gleichgültigkeit vieler Menschen, die Zusammenhänge in der Nazizeit, das Schweigen, das Verleugnen und den Fremdenhass, der sich derzeit wieder massiv aufzubauen droht.

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Ich lese gerne Bücher, in denen es um die schwere Zeit des zweiten Weltkrieges geht. Dieses Buch hat mich total überrschat, da ich die Story so nicht erwartet habe. Es gab viele Momente, die zwar vorhersehbar waren aber man wollte diese nicht wahrhaben. Die Auseinandersetzung mit der guten deutschen Familie ist feinfühlig aber stark. Die Theatik ist heute (leider) wieder sehr wichtig und aktuell.
Ich mochte nicht alle Charaktere in dem Buch und fand Eva manchmal zu naiv, was aber die Geschichte eher unterstützt hat. Die Entwicklung der einzelnen Perönlichkeiten mochte ich sehr.
Die Szene im Konzentrationslager war sehr bewegend geschrieben und hat exakt das erzählt, was man empfindet, wenn man ein Lager besucht. Sehr bewegendes Buch!
Das Cover und der Titel haben mich von Nafang an überzeugt. Nach dem Lesen war ich von dem schlichten aber zum Inhalt passenden Cover begeistert.
Von der Autorin würde ich gerne mehr lesen!

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Spannend und doch behutsam wird mit dem Thema Nationalsozialismus in diesem Buch umgegangen. Man kann sich gut vorstellen, dass die Handlung genauso passiert ist und fiebert und leidet mit der Hauptfigur mit.

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Ein wunderbar fabulierter Roman über eine junge Frau, die in der Nachkriegszeit per Zufall in die Nürnberger Prozesse hineingerät. Je mehr sie erfährt, umso komplexer wird der Roman.

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Ein wunderbarer Roman gegen das Vergessen. Geistreich, emotional und einfühlsam. Eine meiner liebsten Empfehlungen.

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