Mord im stillen Belfrey

Entspannendes Yoga in mörderischem Ambiente

Keeley Carpenter ist vor gut zehn Jahren aus dem kleinen Ort Belfrey im Englischen Derbyshire fortgezogen. Die Zeit hat sie in Asien und Amerika verbracht, um sich als Yogalehrerin ausbilden zu lassen. Die überzeugte Vegetarierin kehrt nun in ihre Heimat zurück, um die Metzgerei ihres verstorbenen Vaters als Café und Yogastudio neu zu eröffnen. Doch eine Nacht vor ihrer Ankunft bricht ein Brand aus und eine Leiche wird dort gefunden. Ob es ein Unfall war oder Mord, muss nun der attraktive Detective Benjamin Taylor herausfinden. Er sollte sich beeilen, dann offenbar ist auch Keeley in Gefahr.

Michelle Kelly nimmt ihre Leser mit ins beschauliche Derbyshire. Im fiktiven Ort in den Midlands geht alles schon seit Jahren seinen normalen Gang. Jeder kennt jeden und manche Geheimnisse werden einfach verschwiegen, sodass sie irgendwann in Vergessenheit geraten. Allerdings nicht bei allen. Der Vorfall in der ehemaligen Metzgerei ist schon bald als Mord identifiziert und die Suche nach dem Mörder und vor allem nach dem Motiv beginnt. Die Autorin lässt sich Zeit, die Hinweise zu streuen. Vielmehr zeichnet sie die Figuren mit unterschiedlicher Tiefe, sodass man bald mehr Verdächtige hat als man benötigt. Dabei beschränkt sie sich allerdings auf Charaktere, die es in jeder Gemeinschaft gibt. Die missgünstige Mitschülerin, die weiterhin neidisch auf die Erfolge von Keeley schaut oder der allgemein beliebte Mädchenschwarm, der jetzt den Fall aufklären muss, sind nur zwei der vielen Beispiele. Alle zusammen ergeben eine glaubhafte, wenngleich etwas stereotype soziale Gemeinschaft, in der nun eben ein Mord passierte.

Der zweite Strang windet sich um Keeleys Schwärmerei für Ben, ihrer Vergangenheit und Familiengeschichte. In den Gesprächen mit ihrer Mutter wird deutlich, dass es auch hier Geheimnisse gibt, die eventuell ein Kapitalverbrechen verursachen könnten. Leider wird hier nicht so sehr auf Tempo geachtet, sodass manche Teile zäh zu lesen sind. Da dieses aber der Auftakt einer Serie ist, hoffe ich, dass man für die Folgebände diese ausführlichen Beschreibungen benötigt. Bevor man sich nun fragt, warum dieser eingangs erwähnte Mann sterben musste, kommt Kommissar Zufall ins Spiel. Auf wenigen Seiten wird es plötzlich äußerst krimilastig und es wird ein überraschendes Motiv präsentiert.

Der sanfte Krimi trägt im Original den Titel „Downward Facing Death“. Kelly verbindet dabei ihre Leidenschaften Schreiben mit Yoga. Einigen Kapiteln sind vom Yoga abgeleitete Atemübungen, die angehängt. Vorkenntnisse sind hier nicht erforderlich. Ebenfalls können interessierte Köche die erwähnten vegetarischen Rezepte nachkochen. Ein zweiter Teil, in dem es erneut um einen Toten im Café geht, wird in den USA bereits im Januar 2017 erscheinen.

England, Krimi, Yoga und vegetarische Cafés - das mag ich alles. Wie toll, wenn all die Themen in einem Buch zusammen vorkommen!
Keeley erbt die Metzgerei ihres Vaters und plant, darin ein Café und einen Yogaraum zu eröffnen. Noch bevor Keeleys erste Schritte bei ihrer Ankunft in Belfrey in die leere Metzgerei führt, erfährt sie, dass es in einem der Räume nicht nur brannte, sondern auch eine Leiche gefunden wurde. Ihre Eröffnungspläne werden somit total durcheinander geworfen. Ihre Gefühle ebenfalls: so richtig heimisch fühlt sie sich nicht mehr.

Ja, die Heimkehr hat sich Keeley einfacher und glamouröser vorgestellt. Stattdessen wird sie kaum mehr von den Einheimischen erkannt. Nicht mal ihr ehemaliger Schulschwarm Ben scheint sich zu erinnern. Dafür erinnert sich Raquel, Keeleys Widersacherin, nur zu gut und befürchtet Konkurrenz. Auch einige andere Einwohner wollen kein vegetarisches Café im Ort. Nur Megan und Duane, die Neuen im Dorf, halten zu Keeley.

Die Charakterbeschreibungen empfand ich sehr gelungen. Klischees werden grosszügig bedient. Egal, ob es der Farmer ist, der Angst hat, zukünftig zu wenig Fleisch zu verkaufen oder die beiden Dorftratschtanten.
Einzig Keeley nervte mich ein wenig. Sie erinnert mich stark an Agatha Raisin, einfach in jung. Aber so wie sich Agatha von Fall zu Fall entwickelte, so kann in den zukünftigen Fällen ja auch noch was aus Keeley werden.

Der Fall an sich war nicht sehr spannend, dafür knifflig, denn jeder könnte es gewesen sein. Ich kam erst sehr spät auf eine Idee, die sich dann am Ende des Buches bestätigte.

Zwischen einigen Kapiteln werden Yoga-Atmungen beschrieben. Eine nette Idee, die es für mich nicht gebraucht hätte.

Fazit: Ein typischer Cosy-Krimi und somit ein angenehmer Einstieg in die Keeley Carpenter-Serie mit einem Touch Agatha Raisin und Luft nach oben.
Knappe 4 Punkte.

Vielen Dank an den Aufbau Verlag atb und Netgalley!