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Lilianas unvergänglicher Sommer
»Ein aufwühlendes Buch ... und eine Aufforderung an uns alle, genauer hinzusehen.« Tobias Wenzel, NDR Kultur
von Cristina Rivera Garza
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Erscheinungstermin 12.07.2025 | Archivierungsdatum N/A
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Zum Inhalt
»Cristina Rivera Garza hat etwas fast Magisches geschrieben: den Versuch, das Leben von Liliana wiederzuerlangen. Dieses Buch ist eine Offenbarung.« Mariana Enriquez
»Lilianas unvergänglicher Sommer« ist das intime und zugleich vielschichtige Porträt einer Schwester. Es ist die aufwühlende Suche nach den Spuren einer jungen Frau. Es ist der unbedingte Wunsch, nach dem und über das Grauen zu schreiben und die eigene Trauer zuzulassen. Es ist ein funkelndes literarisches Werk von weltweiter Strahlkraft.
Liliana kann besser schwimmen als ihre ältere Schwester, ist größer und aufgeschlossener. Sie hat einen festen Freund, sie studiert, schlägt sich die Nächte mit ihren Freundinnen um die Ohren. Sie trennt sich von ihrem Freund, lernt, geht ins Kino. Und dann: wird Liliana Rivera Garza ermordet. Der Täter ist ihr Ex-Partner, seither nicht verurteilt. 29 Jahre später kehrt die preisgekrönte Autorin Cristina Rivera Garza aus den USA nach Mexiko zurück, um sich dem Andenken an ihre Schwester Liliana zu widmen. Doch der Erinnerung an Liliana, an die Unbeschwertheit ihrer Jugend, an ihr Leben und ihr Sterben steht die Bürokratie der Justiz entgegen – und die Sprache. Die Sprache, um die Cristina Rivera Garza ringt, ist eine, die es nicht gibt, die es nicht geben kann, die es geben muss. Es ist eine Sprache, in der ein zu früh verlorenes Leben verstanden werden kann. Und die den Lebensfunken einer jungen, ausgelöschten Frau neu entfacht.
»Cristina Rivera Garza hat etwas fast Magisches geschrieben: den Versuch, das Leben von Liliana wiederzuerlangen. Dieses Buch ist eine Offenbarung.« Mariana Enriquez...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783608966749 |
PREIS | 26,00 € (EUR) |
SEITEN | 336 |
Auf NetGalley verfügbar
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Lilianas unvergänglicher Sommer, was auf den ersten Blick wie ein leichter Sommerroman scheint, entpuppt sich bereits auf den ersten Seiten zu einem Buch was einen wütend macht. Wütend darüber was Frauen noch immer erleiden müssen. Wütend darüber das noch immer so viele Frauen zum Opfer werden nur weil sie als Frau geboren wurde. Allein die Tatsache das in Mexiko zehn Femizide täglich verübt werden ist so unvorstellbar.
Doch trotz dieses wirklich schweren Themas ist es auch ein bewegendes Buch. Die Autorin erzählt uns sehr ehrlich von ihrer Schwester Liliana und zwar auf eine Weise die uns Liliana direkt ins Herz schließen lässt. Besonders berührt haben mich die Beschreibungen zu Liliana.. „Eine Frau voller Liebe“ um so trauriger das diese Liebe das ist was ihr das Leben gekostet hat.
Cristina Rivera Garza hat meinen größten Respekt das sie die Geschichte ihrer Schwester, bzw. Ihrer Familie, mit uns teilt. Mit diesem Buch hat Sie ihrer Schwester ein ganz besonderes Denkmal gesetzt. Aber auch ein verdammt wichtiges Buch geschrieben! Über ein Thema welches nicht Totgeschwiegen darf! Femizide finden in allen teilen der Welt und auch in allen Gesellschaftsschichten statt, jedoch werden sie leider noch viele zu oft nicht als diese betitelt.
"Die größte Hilflosigkeit liegt in der Sprachlosigkeit." und viele Schilderungen haben mich Sprachlos zurück gelassen. Zum glück hat Cristina Rivera Garza ihre Sprache gefunden und zu Papier gebracht.
Selten habe ich mir in einem Buch so viel markiert und teils ein zweites mal gelesen. Ich denke das gelesene, ein Mischung aus Sachbuch und Roman, wird noch sehr lange nachhalen.
Ein Buch welches gelesen werden muss!

„Wir senkten die Stimme und kapselten uns ab, versteckten dich in uns, um dich nicht der vorschnellen Verurteilung auszusetzen, der geifernden Neugier, den mitleidsvollen Blicken.“ (Zitat Pos. 470)
Inhalt
Die lebensfrohe, beliebte und begabte Architekturstudentin Liliana Rivera Garza, die jüngere Schwester der Autorin Cristina Rivera Garza, hat schon früh begonnen, kleine Briefchen an ihre Freundinnen zu schreiben, Zettel mit Notizen als Dialoge mit sich selbst, über ihre Gefühle und Gedanken, über Alltägliches und über Dinge, über die sie nicht reden wollte. Am 10. Juni 1984 taucht der Name Ángel zum ersten Mal in diesen Notizen auf und erst Anfang 1990 gelingt es Liliana, sich endgültig aus einer extrem problematischen Beziehung zu befreien. Der letzte Eintrag in ihren Notizen ist vom 15. Juli 1990, achtzehn Stunden später lebt sie nicht mehr. Ángel, der Täter, wird nie gefasst. Lilianas Familie versinkt in erstarrtem Schweigen. Erst neunundzwanzig Jahre, drei Monate und zwei Tage später nützt Cristina einen Arbeitsaufenthalt an der Universität von Mexiko, um die Herausgabe der damaligen Ermittlungsakten zu beantragen. Sie versucht, den Spuren ihrer kleinen Schwester zu folgen und sie findet die Kraft, endlich Lilianas Nachlass zu sichten, zahlreiche Kartons und Kisten voller Notizen und Aufzeichnungen, und Liliana durch ihre Recherchen Schritt für Schritt wieder sichtbar zu machen.
Thema und Genre
Dieses biografische Porträt erzählt das Leben einer begabten, unangepassten jungen Frau, aufgezeichnet von ihrer älteren Schwester, der Schriftstellerin, Soziologin und Historikerin Cristina Rivera Garza. Es geht um Freundschaft, Familie, Liebe, um das Zulassen von Trauer. „Trauer ist das Ende der Einsamkeit.“ (Zitat Pos. 1475) Wichtige Themen sind Femizid, Gewalt in Partnerschaften und die begründete Kritik an einer Gesellschaft, welche die damit verbundenen Gefahren zunächst nach wie vor im Verhalten der Frauen sieht.
Erzählform und Sprache
Die einzelnen Geschichten wechseln einander ab, manchmal mit fließenden Übergängen. Eine Geschichte schildert das Leben von Liliana, ihre Kindheit in Toluca und ihre Studienzeit in Mexiko-City. Neben den eigenen Erinnerungen und den zahlreichen Aufzeichnungen und Notizen von Liliana führt die Autorin während ihrer Recherchen auch viele Gespräche mit Freunden, Freundinnen, Kommilitonen und Bekannten, die erzählen, wie sie persönlich Liliana erlebt haben. „Wenn Liliana dich mochte, dann mit Haut und Haar.“ (Zitat Pos. 1629). Die Autorin berichtet über ihre mühsamen Behördenwege, um von den offiziellen Stellen beinahe dreißig Jahre später eine umfassende Kopie der alten Akte zu erhalten. In einem sozialkritischen Abschnitt beschäftigt sich die Autorin und Soziologin mit den Fakten über Gewalt an Frauen in Mexiko, früher und heute, Gegenmaßnahmen und die aktiven Proteste der Frauenbewegungen. Immer wieder fließen auch die persönlichen Erlebnisse und Trauerarbeit der Autorin und ihrer Familie in den Text ein, den unterschiedlichen Umgang mit Erinnerungen und das Leben mit dem ungelösten Mordfall. Die Sprache schildert einfühlsam, interessant und packend.
Fazit
Dieses Buch ist eine besondere Spurensuche, intensiv und bewegend. Seite um Seite entsteht ein Porträt dieser jungen Frau, eine Rebellin, eine Intellektuelle, eine begeisterte Vielleserin, für die Architektur kein Beruf, sondern eine Berufung ist und deren Leben zu Ende war, als es gerade erst begonnen hatte.

Dieses bedeutende Buch, in dem die Autorin den Frauenmord an ihrer Schwester unvoreingenommen aufdeckt.
30 Jahre später, durch die Aussagen von Freunden und nahestehenden Personen und die Briefe des Opfers,
nimmt uns die Autorin mit, Liliana kennenzulernen.
Die ein Opfer von Gewalt und ermordet wurde.
Mein ganzer Respekt und meine Bewunderung gilt der Autorin, die uns mitnimmt in diesem Buch.
Mit welcher Hingabe sie schreibt und ihre Schwester porträtiert .
Dieses Buch hat mir gut gefallen und ich empfehle es gern

Cristina Rivera Garza ist Soziologin, Historikerin und Schriftstellerin aus Mexiko. Dieses Buch ist zusammengestellt aus Heften, Notizen, Briefen, Kalendern, Interviews mit den Freunden, u.v.m. ihrer verstorbenen Schwester Liliana. Sie wurde 1990 von ihrem Exfreund ermordet, der seitdem verschwunden ist. Zitat: „Manchmal braucht es neunundzwanzig Jahre, um etwas laut auszusprechen, etwas laut und deutlich zu einem Repräsentanten der Staatsgewalt zu sagen: Ich will Gerechtigkeit." 30 Jahre nach Lilianas Tod macht sich Cristina auf nach der Akte ihrer Schwester zu suchen und laut und deutlich zu sagen, es war Femizid. Ein sehr interessanter Text, sehr persönlich und schmerzhaft. Liliana war eine freie, junge, lebensfrohe und charismatische Frau mit einem großen Herz für andere. Ein wichtiges Buch mit einer politischen Botschaft in einem fast poetischem Text. Ich kann es wirklich nur empfehlen.

In „Lilianas unvergänglicher Sommer“ entführt uns die mexikanische Autorin Cristina Rivera Garza in eine berührende und vielschichtige Erzählung, die sich um die Themen Identität, Verlust und die Komplexität von Erinnerungen dreht. Die Übersetzung von Johanna Schwering bringt die poetische Sprache und den emotionalen Tiefgang des Originals eindrucksvoll zur Geltung.
Die Autorin erzählt die bewegende Geschichte ihrer jüngeren Schwester Liliana, die zu einer klugen, selbstbewussten und lebensfrohen Frau heranwächst. Dabei verarbeitet sie selbst ihre Trauer und den Verlust der geliebten Schwester. Dies gelingt ihr durch verschiedene Medien wie Tagebucheinträge, Briefe, Bilder und Aussagen von Freunden sowie Familienmitgliedern, aber auch durch eine Mischung aus Erinnerungen, Träumen und der Auseinandersetzung mit der eigenen Identität. Der Leser wird so in eine Welt voller Emotionen und Reflexionen hineingezogen.
Die Erzählweise ist sowohl lyrisch als auch fesselnd, obwohl der Text eher einem Bericht oder Sachbuch ähnelt. Garza verwendet eine Vielzahl stilistischer Mittel, um die Komplexität von Christinas und Lilianas Gefühlen und Gedanken zu verdeutlichen. Die bildhaften Beschreibungen laden den Leser ein, die tiefen Emotionen und die Atmosphäre der Geschichte nachzuvollziehen. Mit großer Sorgfalt und Zuneigung beschreibt sie ihre Schwester, als wäre es eine Landkarte der Liebe, die ihre Freunde und Familie für sie gezeichnet haben. Diese Landkarte ist ein Tribut an eine der Hunderttausenden von Frauen, die wir durch Femizid verloren haben. Aus diesem Grund schließen wir als Leser Liliana ins Herz und leiden gemeinsam unter ihrem Verlust. Wir sind wütend darüber, dass ihr Fall noch immer unvollendet ist. Es ist nicht nur die Liebe und die Anklage, sondern auch die Kreativität, mit der die Autorin ihre Geschichte erzählt. Es ist die Ehrlichkeit und die Ehre, die sie Liliana erweist.
Besonders hervorzuheben ist die Art und Weise, wie Garza mit der Thematik der Erinnerungen umgeht. Sie zeigt, wie Erinnerungen sowohl eine Quelle der Freude als auch des Schmerzes sein können und wie sie unsere Identität prägen. Christinas Reise ist nicht nur eine Suche nach ihrer verlorenen Schwester, sondern auch eine Suche nach sich selbst.
Die Charaktere sind vielschichtig und gut ausgearbeitet, was es dem Leser ermöglicht, sich mit ihnen zu identifizieren und ihre Kämpfe nachzuvollziehen. Christinas Beziehung zu ihrer Familie und zu ihrer verstorbenen Schwester ist von großer emotionaler Tiefe geprägt und regt zum Nachdenken über die eigenen Beziehungen an.
Insgesamt ist „Lilianas unvergänglicher Sommer“ ein eindrucksvolles und bewegendes Werk, das die Leser dazu einlädt, über die Themen Verlust, Identität und die Kraft der Erinnerungen nachzudenken. Cristina Rivera Garza gelingt es, eine Geschichte zu erzählen, die noch lange nach dem Lesen im Gedächtnis bleibt. Es ist kein Buch wie jedes andere.

Brutal eskalierender Femizid
Cristina Rivera Garza, eine erfolgreiche in den USA lebende mehrfach ausgezeichnete Schriftstellerin, ist die sechs Jahre ältere Schwester von Liliana. Beide wachsen wohlbehütet in einem Intellektuellenhaushalt in Toluca auf, der Hauptstadt des Bundesstaates Mexico, gelegen circa 65 Kilometer südwestlich von Mexiko-City. Im Alter von zwanzig Jahren wird Liliana Opfer eines brutal eskalierenden Femizides, eines Mordes, der einzig und allein darauf ausgerichtet ist, die patriarchalen Besitzansprüche an einer Frau, die als persönliches Eigentum betrachtet wird, geltend zu machen. Die Geschehnisse datieren sich auf das Jahr neunzehnhundertneunzig und sind bis zum heutigen Tag ungesühnt geblieben, obwohl der Verdächtige unmittelbar nach seiner Tat als der ehemalige Freund namens Ángel identifiziert wurde.
Die Autorin schildert in ihrem Roman ‘Lilianas unvergänglicher Sommer‘ mit großem Einfühlungsvermögen und sprachlicher Schönheit den Werdegang ihrer geliebten Schwester. Sie schreibt über ein lebensfrohes und lebenshungriges Mädchen, das zu einer selbstbewussten, klugen Frau heranwächst, sich in ihrem großen Freundeskreis als beliebte Gefährtin etabliert, die mutig ihren Weg geht, sich viele konstruktive Gedanken um ihr Dasein macht und bereit ist, diese positiv zur freien Entfaltung der weiblichen Persönlichkeit umzusetzen. Dabei stand die Liebe zu den Menschen im Zentrum ihres Handelns und Strebens. Unzählige Tagebucheinträge, Briefe und Aussagen von Wegbegleitern Lilianas hat die Autorin zusammengetragen, um fast dreißig Jahre nach den schrecklichen Ereignissen aufzuarbeiten, was als Schuld und menschliches Versagen bei den Hinterbliebenen und insbesondere bei ihr hängen geblieben ist. Dabei setzt sie sich besonders kritisch mit den gesellschaftlichen Verhältnissen ihres Heimatlandes Mexiko auseinander, in denen Korruption, Drogenhandel aber eben auch patriarchische Strukturen gefährliche Ausmaße zeigen.
Dieser Roman, der sicherlich Züge eines Berichtes besitzt, wird Leser begeistern, die sich mit den gesellschaftlichen Verhältnissen unserer menschlichen Gemeinschaft auseinandersetzen. Er zeigt auf welche Möglichkeiten zur Befreiung vom patriarchalen Zwängen es geben kann und vor allem wie wichtig es ist, Femizid zu erkennen, um brutale Eskalationen zu verhindern.

Eine wirklich faszinierende Mischung aus erzählendem Sachbuch, Biographie aber auch Roman. Die Schilderungen wurden durch die vielen Elemente super lebendig, denn selbst wenn es Wiederholungen gab, boten diese immmer noch ein neues Detail, eine neue Perspektive. Der Verlust der Schwester wurde auf jeder Seite greifbarer, zeitgleich wuchs aber auch die Wut auf unsere gesellschaftlichen Umstände, die den Femizid so erst ermöglicht haben. Ein aufwühlendes Leseerlebnis!

Lilianas unvergänglicher Sommer ist ein poetisch erzählter Roman über Liebe, Verlust und die Suche nach einem Ort im Leben – ein Buch, das sich wie ein warmer Sommerwind um die Seele legt und dennoch tief unter die Haut geht.
Im Mittelpunkt steht Liliana, eine Frau in den späteren Jahren ihres Lebens, die nach dem Tod ihres Mannes in ihr italienisches Heimatdorf zurückkehrt. Was als Rückzug in die Vergangenheit beginnt, entwickelt sich zu einer Reise in ihr Innerstes – voller Erinnerungen, bittersüßer Momente und neuer Begegnungen. Zwischen flirrenden Olivenhainen, alten Familiengeheimnissen und der Magie längst vergangener Sommer entfaltet sich ein stilles, aber intensives Drama.
Die Sprache der Autorin ist sinnlich, atmosphärisch und voller kleiner Beobachtungen, die das Buch lebendig machen. Man meint, den Duft von Zitronenbäumen zu riechen, das Zirpen der Grillen zu hören und das flirrende Licht über der Landschaft zu sehen. Es ist ein Roman, der langsam erzählt wird, aber genau darin seine Kraft findet – in der Stille, den Zwischentönen, dem Unausgesprochenen.
Was das Buch besonders macht, ist die feinfühlige Darstellung von Lilianas innerem Wandel. Statt kitschiger Sentimentalität bietet der Roman ehrliche Emotionen und eine authentische Auseinandersetzung mit dem Älterwerden, mit Erinnerungen, verpassten Chancen – aber auch mit Hoffnung und dem Mut zu einem späten Neubeginn.
Einziger Wermutstropfen: An manchen Stellen verliert sich die Handlung etwas zu sehr in der Atmosphäre, wodurch der Spannungsbogen stellenweise abflacht. Doch wer bereit ist, sich auf den gemächlichen Rhythmus einzulassen, wird reich belohnt.
Ein leiser, aber bewegender Roman über das, was bleibt, wenn alles andere vergangen ist. Ideal für Leser:innen, die sich nach einem berührenden Sommerroman mit Tiefe sehnen.

Liliana Rivera Garza ist eine mexikanische Studentin. Sie ist bei den anderen Studierenden beliebt, kümmert sich sehr um ihre Freundinnen. Einige ihrer männlichen Kommilitonen hätten gerne eine Beziehung mit ihr, Liliana ist ihr Unabhängigkeit jedoch sehr wichtig. Mit etwa 18 begann sie eine Beziehung mit Ángel González Ramos, die sie jedoch nach einem halben Jahr wieder beendete. Ángel konnte dieses Ende allerdings nie wirklich akzeptieren, immer wieder umwarb er sie. Liliana gab immer wieder nach, beendete die Beziehung jedoch endgültig. Eine Ende das Ángel nicht akzeptieren kann: Am 16. Juli 1990 ermordet er Liliana. Er wurde von der Polizei zur Fahndung ausgeschrieben und ist seitdem auf der Flucht.
Der Mord an Liliana ist nur einer von unzähligen Femiziden, die jedes Jahr in Mexiko und weltweit geschehen. Die meisten von ihnen werden nie aufgeklärt oder auch nur geahndet. Zurück bleibt immer eine entsetzliche Lücken, trauern viele um (meist) junge Frauen, die nur aus einem Grund ermordet wurden: Sie wurden aus Hass auf ihr Geschlecht getötet.
Cristina Rivera Garza ist Lilianas Schwester. Sie war tief getroffen von deren Tod und lange Zeit fühlte sie sich hilflos. Erst 2019, 29 Jahre nach der Ermordung ihrer Schwester macht sie sich auf die Suche nach der Wahrheit. Unter großen Schwierigkeiten versucht sie, die Akte über den Fall zu erlangen. Vor allem versucht sie aber, ihre Schwester zumindest teilweise wieder zum Leben zu erwecken: Durch akribische Recherche und Gespräche mit Lilianas Freunden. Außerdem führte Liliana lebhaft Tagebuch, hinterließ viele Notizen und schrieb auch sehr viele Briefe, die teilweise nie abgeschickt oder glücklicherweise von den Empfängern aufbewahrt wurden. Dadurch entsteht ein ausführliches Bild einer jungen Frau. Cristina beschreibt auch, wie es zu dem Femizid kommen konnte und wieso damals niemand die Warnhinweise erkannte.
Lilianas unvergänglicher Sommer ist ein sehr eindringliches Buch, dass durch die wahren Begebenheiten zusätzlich an Bedeutung gewinnt, die eine fiktive Geschichte nie erreichen könnte. Die Autorin schafft es, Worte für etwas zu finden, für das es oft keine gibt.

Wir begleiten ihre Schwester Cristina auf der Suche nach dem Grund und dem „wahren“ Täter bei dem Mord in Mexiko City an ihrer Schwester Liliana.
Liliana selbst ist eine eigenständige selbstbewusste, passionierte Studentin der Architektur und scheint in einem eigentlich festen Freundeskreis eingebunden zu sein.
Doch ihr damaliger Freund Ángel scheint sie immer wie ein Schatten durch ihr Leben zu verfolgen.
Auf Spurensuche begleiten wir teilweise Cristina aber auch aus Lilianas Sicht, die ihres Freundeskreises, aber auch ihrer Eltern wird wiedergeben. Diese Aspekte machen das Buch unglaublich lebendig, die Tatsache aber natürlich auch umso tragischer.
Ohne es schön zu reden: es ist ein tragisches Thema, dass aber leider viel zu wenig thematisiert wird und worauf vor allem wir Frauen aufmerksam gemacht werden sollten.
Die Geschichte handelt nicht nur von einer verstorbenen und nie vergessenen Tochter, Schwester oder Freundin, sondern von einer lebensfrohen und ehrgeizigen, jungen Frau, die noch so viele Pläne gehabt hätte.
Natürlich ist dieses Buch keines was man einfach mal so zwischendurch lesen kann, aber es ist besonders wichtig sich auch der Literatur zu widmen, die die schlechten Seiten des Lebens vor Augen führt, um zu sehen wie wertvoll jeder Moment eines jeden Tages eigentlich ist.
Achtung: das Buch beruht auf wahren Begebenheiten und beinhaltet echtes Zeitungsausschnitte und Bilder von Liliana.
Aus dem Grund das ich finde jeder sollte sich auch mit solcher Literatur auseinandersetzen und dem Mut ihrer Schwester diese Dokumente so zu veröffentlichen kann ich diesem Buch nur all die möglichen Sterne geben, die es verdient diesen Schritt zu gehen.

Einem jungen Leben wird ein Ende gesetzt, bevor es richtig beginnen durfte. Der Mörder wurde nie verurteilt. Die Autorin, die Schwester der Ermordeten, gedenkt mit diesem Roman dem ungelebten Jahren von Liliana. Sie setzt ihr ein Denkmal, sucht und fordert Gerechtigkeit. Gleichzeitig befasst sie sich mit dem Thema Femizid. Mich hat das Buch sehr aufgerüttelt, aber auch bewegt und traurig gemacht. Die Autorin hat einen Meilenstein in feministischer Literatur gesetzt. Die Übersetzung ist sehr gelungen.

Wiederbelebung mit Worten
Liliana: eine junge Studentin der Architektur in Mexiko-Stadt. Lebendig, voller Emotionen, Ideen, Tatendrang, die jedweden Gedanken schriftlich festhält. Schreiben ist ihre Form des Ausdrucks und Verarbeitung mit den Personen um sie herum und mit ihrem Inneren.
Liliana: ein Femizid-Opfer
Cristina Rivera Garza hat etwas Wundervolles vollbracht, sie hat ihrer getöteten Schwester mit Worten wieder Leben verliehen. Worte von Liliana selbst, Worte ihrer Familie, Worte von Freunden.
Wenn man die Information, das Liliana durch ihren Ex-Partner getötet wurde, enthalten würde, ist es ein Buch was eine Frau beschreibt, die ihr junges Leben lebt. Diese Information hat man natürlich als Leser, sie schwingt überall mit, findet sich zwischen den Zeilen, wird ganz klar ausgesprochen. Und genau darum geht es in diesem Werk. Es stellt das Leben und Wesen von Liliana auf eine ganz spezielle Art und Weise dar, das man das Gefühl hat, sie wäre wiederbelebt.
Zugleich ist das Buch ein Mahnmal, ein riesiges Ausrufezeichen hinter der Thematik Femizid.
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