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Buchcover für Ruhrgemüse, polnisch

Ruhrgemüse, polnisch

roman

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Erscheinungstermin 27.05.2025 | Archivierungsdatum N/A

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Zum Inhalt

Eine Familiengeschichte im Ruhrgebiet, die vom Ankommen in der Fremde, von Zusammenhalt, Kampf gegen Ausgrenzung, Ungerechtigkeit und Armut erzählt – am Ende des 19. Jahrhundert bis in die 1930er Jahre. Adam und Zuzanna erleben als polnische Zuwanderer ein Dortmund im Pulsschlag der enormen industriellen Entwicklung. Durch einen Arbeitsunfall verliert Adam ein Auge und wenig später seine Stelle. Er tritt einem Spar- und Bauverein bei, engagiert sich in der Gewerkschaft, bei den Socialdemokraten und für die neue Arbeiter-Zeitung. Um die Familie zu unterstützen, nimmt Zuzanna Kostgänger auf und verdingt sich als Näherin. Die Familie wächst, kämpft um ihre Identität und die neue Heimat. Birgitta M. Schulte spürt in „Ruhrgemüse, polnisch“ den familiären Wurzeln nach. Wie es den Urgroßeltern ergeht, die als Westpreußen und Polen in stürmischen Zeiten im Ruhrgebiet gegen Widerstände von verschiedenen Seiten – Kirche, Nationalverbände, politsche Positionen, Arbeitshierarchien – zu kämpfen haben. Wie sie gezwungen werden, ihren Familiennamen zu ändern – aus Koszyński wird Kosshofer. Wie sie aber dennoch oder auch gerade deswegen ihren Platz finden.

Eine Familiengeschichte im Ruhrgebiet, die vom Ankommen in der Fremde, von Zusammenhalt, Kampf gegen Ausgrenzung, Ungerechtigkeit und Armut erzählt – am Ende des 19. Jahrhundert bis in die 1930er...


Eine Anmerkung des Verlags

Über den Großhandel zu bestellen.

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Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783948065409
PREIS 25,00 € (EUR)

Auf NetGalley verfügbar

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Ruhrpott, Ruhrpolen, Ruhrgemüse – wie man eine neue Heimat findet

Die Autorin Birgitta M. Schulte kannte ich bisher nicht. Mit „Ruhrgemüse, polnisch“ hat sie bei mir mit ihrem offenbar ersten Roman einen Nerv getroffen. Meine Großeltern waren auch sogenannte Ruhrpolen, um 1900 aus Westpreußen eingewandert und in Hamborn (heute Duisburg) sesshaft geworden. Über meine eigenen Vorfahren und ihre Lebensbedingungen weiß ich aber fast gar nichts, so dass dieses Buch jetzt auf ganz besondere Weise eine Lücke gefüllt hat.
Der Leser lernt die Koszyńskis kennen, die Ende des 19. Jahrhunderts aus dem äußersten, immer ärmlicher werdenden Westpreußen nach Dortmund kommen. Westpreußen gehörte zwar nach den Teilungen Polens zu Preußen, aber viele Bewohner waren polnischer Herkunft, sprachen besser Polnisch als Deutsch. Adam Koszyński findet Arbeit in einer großen Fabrik, seine Ehefrau Zuzanna ist vorerst zu Hause, es kommen die ersten Kinder. Das Leben in einer kleinen Wohnung ohne jeglichen Komfort ist beschwerlich, die Lebensbedingungen sind von verpesteter Luft bis hin zu stinkenden Abwässern in den Straßen geprägt. Krankheiten sind an der Tagesordnung und gefährden besonders die nicht gut ernährten Kinder. Schmalhans ist Küchenmeister, trotz eines besseren Verdienstes als in Westpreußen. Doch dann verliert Adam zuerst durch einen Arbeitsunfall ein Auge, später durch widrige Umstände auch seine Arbeit. Er ist ein engagierter Arbeiter gewesen, nun wird er ein engagierter Sozialdemokrat. Zuzanna versucht das fehlende Geld mit Näharbeiten auszugleichen, was ihr aber immer schwerer fällt, je größer die Familie wird.
Das Polnischsein wurden den Koszyńskis schon rechtzeitig ausgetrieben, sie heißen nun Kosshofer. Aber Polen sind sie immer noch, Polak ist noch das geringste Schimpfwort, das sie aushalten müssen. Aber besonders Zuzanna versucht sich zu integrieren, ständig schimpfende und wütende polnische Nachbarinnen und Freundinnen sind dem nicht zuträglich.
Schwer lastet auf beiden bis zum Schluss, dass der Kontakt in die alte Heimat abgebrochen bzw. nie wieder hergestellt wurde. Auch die Scham, nicht so zu sein wie die Deutschen, bedrückt. Kinder und Enkelkinder wollen andere, neue Wege gehen, aber die Last der polnischen Herkunft lässt sich nicht so einfach abschütteln.
Die politischen Bedingungen sind für Zuwanderer noch schwerer, als für die Einheimischen. Die Entwicklung der Sozialdemokratie, der Große Krieg, 1918 die Soldatenräte, bürgerkriegsähnliche Zustände, Kapp-Putsch, französische Besatzungszeit und Weimarer Republik, beginnende Inflation, all das wirkt sich auch bedrohlich auf den Haushalt der Kossdorfers aus. Die Autorin flicht in die Familiengeschichte auch gekonnt die deutsche Geschichte ein. Das hat mir sehr gefallen, auch wenn mir nur die Details aus Dortmund neu waren.
Beim Epilog habe ich geschmunzelt und an meine mühsam erarbeitete Vater-Biografie gedacht. Auch mein Vater (Jahrgang 1911) verleugnete seine polnische Herkunft. Selbst der eingedeutschte Familienname war ihm nicht gut genug, er änderte die Endung von k auf g. Und er erfand sich eine hugenottische Herkunft und hielt daran bis zum Tode fest. Als Kind lernte ich meine Oma bei einem einzigen Besuch in Ostberlin kennen, ich verstand sie kaum, erst 20 Jahre nach dem Tod meines Vaters erfuhr ich, dass meine Großeltern polnischer Herkunft waren. Meine Großmutter war vielleicht auch ein bisschen wie Zuzanna, klein und zäh, brachte sie die große Familie durch die schweren Zeiten. Selbst meine Mutter, die damals noch lebte, konnte die Wahrheit über die Herkunft meines Vaters kaum glauben. Mein Großvater war Maschinist und Kranführer in der August-Thyssen-Hütte in Duisburg, ähnlich wie Vater Adam im Buch, ein gut ausgebildeter Facharbeiter.
Mehr will ich jetzt auch nicht erzählen über die Lebenswege der Koszyński/Kosshofer-Familie. Ich kann das Buch aber mit gutem Gewissen jedem empfehlen, der sich für deutsche, auch polnische Geschichte interessiert, der authentische Familienromane mag und außerdem einen Blick für gute Typografie hat. Denn dieses Buch bietet nicht nur blanken Text, es ist mit einigen wunderbaren, passenden Illustrationen zu jedem neuen Kapitel geschmückt, die mich sehr angesprochen haben. Initialen und eine Jugendstilschrift für die Überschriften runden das Gesamtbild perfekt ab. Das Personenverzeichnis hätte ich mir an den Anfang gewünscht. Normalerweise beginnt man ein Buch vorne, so habe ich es erst sehr spät entdeckt. Schade ist, dass nicht ein einziges Foto der Familie (es wird zumindest eines erwähnt), im Buch gezeigt wird. Es hätte die Authentizität sicher noch mehr erhöht.
Das Cover scheint mir zumindest online nicht besonders gut gelungen, der Gegensatz zu den Illustrationen im Inneren ist sehr stark. Ob ich das Buch auf dem Ladentisch ergriffen hätte, das kann ich nicht sagen, meine Rezension bezieht sich auf eine digitale Version.
Fazit: ein gut geschriebener Familienroman, gleichzeitig ein Geschichtsbild des Ruhrgebietes ab Ende des 19. Jahrhunderts. Leseempfehlung von mir. Glatte 5 Sterne.

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