Die bewegende Geschichte einer Familie und ihrer starken Frauen.
Anfang der 1920er Jahre in einem bescheidenen Bürgerhaus in Wesel am Niederrhein: Voller Angst sieht Johanna Schellack der Geburt ihres dritten Kindes entgegen – es muss nach zwei Töchtern unbedingt ein Sohn werden. Stattdessen kommt wieder ein Mädchen auf die Welt: Henriette. Vater Jupp, der leutselig-leichtsinnige Malermeister, nennt sie Heini und zieht sie fortan als seinen »Jungen« groß: Aber für alle anderen im Ort ist sie Henni, ein fröhliches und beliebtes Kind. Nur die bittere Mutter verabscheut sie. Und ausgerechnet Henni wächst zu einer wunderschönen jungen Frau heran, die Mode und schöne Dinge, Gedichte und Musik liebt. Es dauert nicht lange, und Henni muss einen harten Preis dafür zahlen, in einer sich jeden Tag mehr verdunkelnden Welt, frei und unbeschwert leben zu wollen … (Klappentext)

Am Anfang hatte ich ein wenig Probleme in die Handlung hineinzukommen. Es zog sich ein wenig in die Länge und es kam auch so recht keine Spannung auf. Doch hatte ich dies überwunden, kam die Neugierde auf, zu erfahren, was noch alles geschieht, wie es sich weiterentwickelt und vor allem wie es endet. Der Schreibstil ist gut zu lesen. Die verschiedenen Charaktere sind mit der Zeit real vorstellbar. Die Handlung ist nachvollziehbar und an manchen Stellen vorhersehbar. Die verschiedenen Emotionen kommen gut beim Leser an. Die Lebensart und die Denkweise der 1920er Jahre werden vermittelt. Der Leser erfährt Familiengeheimnisse, die aber nie ganz aufgeklärt werden. Also gespannt auf den nächsten Band warten.

Familienschicksale im Wandel der Zeiten
Ein fesselnder Roman über Liebe, Geheimnisse und die emotionalen Herausforderungen innerhalb der Familie, der in beiden Zeitebenen tief berührt.

Das Buch entführt den Leser in die frühen 1920er Jahre in Wesel am Niederrhein und zeichnet das bewegte Leben von Henni, einem Mädchen, das trotz familiärer Spannungen, ihrer Liebe zu Mode, Musik und Gedichten, ihren eigenen Weg sucht. Der Anfang der Geschichte ist geprägt von den Schwierigkeiten, die ihre Mutter Johanna mit ihrer Geburt und ihrer Geschlechterrolle gehabt hat. Henni wächst in einer Zeit, in der gesellschaftliche Erwartungen und familiäre Konflikte eng miteinander verflochten sind, auf und muss zunächst gegen Vorurteile und Missgunst ankämpfen.
Der Roman ist in zwei Teile gegliedert. Der Erste, der sich mit Louisa im Jahr 2009 beschäftigt, zeigt eine moderne Protagonistin, die versucht, ihre Familiengeschichte zu durchdringen, um dunkle Geheimnisse zu lüften. Dieser Teil wirkt anfangs etwas zäh und langatmig, doch im zweiten Abschnitt entfaltet die Geschichte ihre volle Tiefe. Hier wird die Familiengeschichte lebendig, nachvollziehbar und emotional packend. Es gelingt Viola Gehring, die Vergangenheit mit erzählerischer Kompetenz greifbar zu machen und die Leser auf eine Reise durch die Jahrzehnte mitzunehmen.
Insgesamt ist das Buch eine faszinierende Mischung aus historischer Familiengeschichte und persönlichem Schicksal, die durch ihre ambivalenten Charaktere und atmosphärischen Darstellungen besticht. Es ist eine emotionale Reise, die Einblicke in das Leben einer Frau in einer tradierten Gesellschaft gewährt und zeigt, wie alte Geheimnisse und neue Erkenntnisse das Leben der Nachkommen beeinflussen.
4 Sterne und eine Leseempfehlung.