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Der Kaiser der Freude
Roman
von Ocean Vuong
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Erscheinungstermin 12.05.2025 | Archivierungsdatum 22.06.2025
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Zum Inhalt
Ocean Vuongs neuer, atemberaubender Roman nach dem Welterfolg von „Auf Erden sind wir kurz grandios“ Der queere Hai, Sohn einer vietnamesischen Mutter, lebt in East Gladness, einem...
Eine Anmerkung des Verlags
Bitte veröffentlichen Sie außerhalb dieser Plattform keine Rezensionen vor dem ET (12.05.2025).
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783446282742 |
PREIS | 27,00 € (EUR) |
SEITEN | 528 |
Auf NetGalley verfügbar
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

🌟 Rezension: Der Kaiser der Freude von Ocean Vuong
📚 Ein Roman über das Leben, das Überleben und die Suche nach Hoffnung
In East Gladness, einem verfallenen Ort in New England, lebt Hai – ein junger, queerer Mann mit vietnamesischen Wurzeln. Die Straßen sind von vergangenen politischen Träumen gezeichnet, doch Hai lebt mit dem Schmerz der Vergangenheit, in Form von Selbstzweifeln und Entfremdung. Der Druck, der mit seiner Identität als Migrant, Queer und junger Mann in einem zerbrochenen System einhergeht, führt ihn an einen dunklen Punkt: Er denkt an Selbstmord.
Doch dann begegnet er Grazina, einer Überlebenden des Zweiten Weltkriegs, deren eigenes Leben von Geistern und ungelösten Traumata überschattet wird. Die beiden beginnen, eine außergewöhnliche freundschaftliche Bindung zu entwickeln, die sie über Generationen und Traumata hinweg verbindet. Hai wird Grazinas Pfleger und entdeckt dabei nicht nur seine eigene Zerbrechlichkeit, sondern auch eine neue Form der Verbindung zwischen Menschen.
Was dich erwartet:
💔 Ein tiefgründiger Blick auf Identität und Überleben:
Vuong verwebt meisterhaft Themen wie Selbsthass, Rassismus, Queerness und die Last der Geschichte. Die Erzählweise ist intim und unverblümt – wir sehen das Leben durch Haïs Augen und erleben die gelebte Erfahrung als einen zarten Tanz zwischen Schmerz und Hoffnung.
✨ Poetischer, eindringlicher Stil:
Wie in seinem Bestseller „Auf Erden sind wir kurz grandios“ bringt Vuong seine Geschichte mit einem unvergleichlich poetischen, fast schon musikalischen Schreibstil zum Leben, der uns immer wieder mit seinen Worten umarmt und dann hinterlässt.
👴🧑 Verbindung der Generationen:
Grazina, eine alte Frau mit einer tragischen Vergangenheit, und Hai, ein verlorener junger Mann, lernen voneinander – und ihre Verbindung wird zu einem Symbol für die Überwindung der Barrieren von Alter, Herkunft, und Trauma.
Fazit:
Der Kaiser der Freude ist ein zerrissener, aber hoffnungsvoller Roman, der die Schichten von Geschichte, Identität und menschlicher Verbundenheit in einer Art und Weise entblößt, die gleichzeitig berührend und verstörend ist. Ocean Vuong liefert ein Meisterwerk, das den inneren Konflikt und das Bedürfnis nach Liebe und Anerkennung auf atemberaubende Weise einfängt.
📖 5 von 5 Sternen – Ein Roman, der unter die Haut geht und lange nachhallt.
Für wen ist dieses Buch?
Liebhaber von poetischen, emotional aufgeladenen Geschichten
Leser, die sich mit Themen wie Identität, Trauma und intergenerationaler Freundschaft auseinandersetzen möchten

Ocean Vuong, für mich einer der Großen in der heutigen Literatur. Ich habe eigentlich noch nie jemanden erlebt, der selbst wirklich fast unerträgliche und erschütternde Erlebnisse und zwischenmenschliche Abgründe dermaßen behutsam, ja fast „schön“, so perfide es sich anhört, erklären und darlegen kann. Sein „und auf Erden sind wir kurz grandios“ hat mich emotional fast in die Knie gezwungen, aber wie er all das Erlebte und Schreckliche so rührend, behutsam und würdevoll uns erklären kann, unglaublich . Ein ganz großer….. !!!
In seinem neuen Roman nunmehr geht es um Hai, er lebt in New England, ist queer, und auch dieser hat wohl in seinem Leben zu kämpfen. Hai, Sohn einer vietnamesischen Mutter, lernt die aus Litauen stammende Grazina kennen, und wird deren Pfleger. Grazina ist Überlebende des Zweiten Weltkrieges, und kämpft ebenfalls mit ihren schlimmen Erinnerungen. Hai arbeitet nebenher in einem Diner, und dort geschieht das, was diesen Roman ausmacht: Eine Belegschaft und ein Umfeld mit sich selbst und dem dementsprechenden Unterdog Klientel interagiert miteinander und öffnet sich unseren Blick als Leser auf alle Gefühle und Probleme, Hoffnung, Hoffnunslosigkeit, Scham und Freude. Wie auch sonst in gleicher, seiner bekannt wunderschönen lyrischen Manier beginnt der Roman mit der Umschreibung des Schauplatzes, einer trostlosen Kleinstadt nahe der Bahngleise, Endstation mancher Hoffnungen und Träume, und einen misslungenen Selbstmordversuch durch Sprung von einer Brücke des Protagonisten, bei dem er Grazina kennenlert, und unter seiner Feder findet auch dieses ihre Schönheit und Würde wieder.
Wunderschön, bewegend und auch mit guten feinen Pointen, intim und doch würdevoll.

Ocean Vuong ist ein Meister der Worte. Jeder einzelne Satz ist so wunderschön. Er hat es mal wieder geschafft, ein so trauriges und tragisches aber zeitgleich auch wunderschönes und irgendwie hoffnungsvolles Buch zu schreiben. Ich könnte Ewigkeiten mit seinen Charakteren verbringen, sie fühlen sich so echt an.

Grandios
Wow, bisher habe ich alle Bücher von Ocean Vuong geliebt, sowohl seine Romane als auch die Gedichtbände und auch dieses Buch hat mich nicht enttäuscht. Ich habe eine Weile gebraucht, um in die Geschichte reinzukommen, aber dann hat sie mich total gepackt. Der Protagonist Hai ist mir total ans Herz gewachsen, er ist nicht perfekt und sehr fehlerhaft und dadurch sehr authentisch und hat sich sehr echt angefühlt. Und auch all die anderen Nebenfiguren waren so toll, mein Favorit war Sony, aber alle waren total besonders und haben sich echt angefühlt und es hatte schon ein bisschen einen found family vibe. Ganz besonders hat das Buch mich berührt, es war immer wieder so schmerzhaft und verdient definitiv auch content notes, für mich war es aber wirklich so toll und ich kann es, wenn man das gerade lesen kann, wirklich sehr empfehlen.

Ocean Vuong schreibt tragische Geschichten wie kein Anderer. Ich brauche während des Lesens und auch danach immer etwas Erholung und viele beschwingende Bücher, weil mich seine Titel innerlich zerstören 😄 wieder einmal 5 Sterne für diese tiefgehende emotionale Geschichte. Einfach großartig!

Chancen im Leben
Hai, ein junger Mann, der in East Gladness lebt, einem kleinen verschlafenen, heruntergekommen Städtchen, gelegen in der Region Neuengland im Bundesstaat Connecticut einem Gebiet, das sich im Nordosten der Vereinigten Staaten von Amerika befindet, ist am Boden zerstört und hat praktisch bereits mit seinem Leben abgeschlossen. In dieser verzweifelten Situation während er auf einer Brücke steht und mit selbstmörderischen Gedanken kämpft, begegnet er Grazina, einer vom Leben gezeichneten und von Demenz bedrohten älteren Frau, die ihm Hoffnung und Zuversicht durch ihr Angebot gibt. Das ungleiche Paar entwickelt schließlich eine ungeahnte Nähe, die in Hai Veränderungen in seiner Einstellung zu seiner Person, zu seiner Familie aber auch zu den gesellschaftlichen Verhältnissen, die ihn unerträglich belasteten, bewirken. Während er mit seinen eigenen Dämonen kämpft, erzählt Grazina immer wieder Geschichten aus ihrer Jugend, die von den Schrecken des Krieges belastet war.
Ocean Voung zeichnet in seinem Roman ‘Der Kaiser der Freude‘ ein gesellschaftskritisches Bild, das die Themen wie Armut, Einsamkeit und queere Liebe genauer betrachtet, ihnen, den Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben, eine Stimme durch authentische Charaktere gibt. Sein Schreibstil ist faszinierend in Form einer lebendigen Prosa, die den klugen Humor mit tiefgründigen, ausführlichen Beschreibungen vereint und einen optimistischen Weg aus frustrierenden Zuständen offenlegt.
Ich gebe dem Roman sehr gern meine Leseempfehlung.

In Ocean Vuongs neuem Werk ‚Der Kaiser der Freude‘ geht es um den 20-jährigen Hai, der sich zunächst das Leben nehmen möchte. Doch dabei erwischt ihn die demenzkranke Grazina, die dereinst als litauischer Weltkriegsflüchtling in das gottverlassene East Gladness kommt. Sie lässt Hai bei sich wohnen, der sich im Gegenzug liebevoll um sie kümmert und dabei sogar mit in ihre Vergangenheit reist. Außerdem beginnt er, für ein Franchise-Restaurant zu arbeiten, dessen Belegschaft aus Underdogs eine eingeschworene Mannschaft bildet, die einander durch dick und dünn hilft. Dabei ist es irgendwie implizit klar, dass es nicht für diese Menschen - und vermutlich auch für sonst niemanden - ein Happy End geben kann, höchstens ein halbwegs ok Durch-das-Leben-kommen.
Für mich war ‚Der Kaiser der Freude’ ein Buch, wie es sein soll: Eine Reise in fremde Welten und ein intensives Mitfühlen mit den Figuren, so sehr sie sich auch von einem selbst und der eigenen Welt unterscheiden. Ocean Vuongs wundervolle Beschreibungen der Umgebung und die oft philosophischen Gedanken in Hais Kopf haben mich sehr bewegt. Gleichzeitig ist das Buch zutiefst melancholisch und wahrlich keine leichte Kost, so alltäglich wie Substanzenmissbrauch, ungeklärte Morde, Todesfälle und traurige Familienschicksale im Leben der Romanfiguren sind.
Wer sich aber traut, einmal in eine solche Perspektive hineinzufühlen, dem sei Ocean Vuongs ‚Der Kaiser der Freude‘ wärmstens empfohlen.

Ein Buch, das unter die Haut geht
Der Kaiser der Freude von Ocean Vuong ist ein Werk, das die Grenzen zwischen Poesie und Prosa verschwimmen lässt. Es ist mehr als nur ein Roman, es ist eine Entdeckungsreise durch Schmerz, Identität und die Suche nach einem Platz in der Welt. Vuong führt den Leser in die Tiefen der Seele seines Protagonisten, wo jeder Moment von Schönheit und Verlust durchzogen ist.
Die Sprache in diesem Buch ist außergewöhnlich, fast jeder Satz fühlt sich wie ein Kunstwerk an. Vuongs Stil ist poetisch und gleichzeitig unaufdringlich, wodurch er Themen wie Trauma, queere Identität und familiäre Verstrickungen mit einer Tiefe behandelt, die in den Bann zieht. Das Buch lebt von den emotionalen Schattierungen der Charaktere, die trotz ihrer Fehler und inneren Konflikte unglaublich real und greifbar wirken. Der Autor schafft es, schwierige Themen mit einer Mischung aus schonungsloser Ehrlichkeit und zarter Hoffnung anzufassen. Die Geschichte ist nicht einfach oder geradeaus, doch gerade in ihrer Komplexität steckt ihre größte Stärke. Die Unsicherheit und die schmerzhaften Erfahrungen des Protagonisten lassen den Leser mit ihm fühlen, ohne dass es je zu kitschig oder oberflächlich wird.
Es ist schwer, Der Kaiser der Freude einfach abzutun. Es bleibt im Kopf, dringt unter die Haut und fordert den Leser heraus, sich mit eigenen Ängsten und Wünschen auseinanderzusetzen. Vuong beweist, dass Literatur weit mehr sein kann als Unterhaltung. Sie kann ein Spiegel sein, in dem wir uns selbst erkennen. Wer sich auf diese Reise einlässt, wird ein Buch vor sich haben, das mehr ist als nur eine Geschichte. Es ist ein Erlebnis, das lange nachhallt.

Den ersten Roman des Autors habe ich, trotz hymnischer Rezensionnen nicht zu Ende gelesen. Zu künstlerisch, zu abgehoben kam mir der "Auf Erden sind wir kurz...". Nun habe ich lange überlegt und "Der Kaiser..." in die Hand genommen. Und wie verzaubert landete ich in der amerikanischen Provinz, in einer trostlosen Stadt, in der nicht mal ein Zug hält, in der gefüllt nichts gelingen kann. Die erste Beschreibung der Gegend ist so stark, so realistisch, so intensiv, dass ich wie gefesselt in die Lektüre versunken bin. Und so rutschte ich in die Geschichte rein, in eine Begegnung von Hai - und Grazina, die eigentlich das Erzählte beenden soll. und die aber die Story öffnet. Das Geschilderte ist so extrem intensiv, fast schmerzhaft, dass es mich nicht losgelassen hat: die Todesfälle in Hais Umfeld, Sucht, Lügen, Niederlagen sind zum Greifen nah. Und wie bei Yanagiharas "A little life" - eine Machtlosigkeit beim Lesen, stellenweise Wut, manchmal Lächeln.
Die Kritik hat einen fulminanten Roman angekündigt, ich hatte es nicht geglaubt. Es wäre ein Fehler gewesen, das Buch nicht gelesen zu haben. Eine Erfahrung wie selten...

Im strömenden Regen will „der Junge“ von der Brücke in den Fluss springen und sieht ein, dass der Tod an dieser Stelle nicht so einfach zu finden ist wie gedacht. Hai, der bereits einen Entzug und Arbeit als Tabakpflücker hinter sich hat, wird von Grazina aufgenommen, einer zarten, schlagfertigen Person, geflüchtet aus Litauen und an die 80 Jahre alt. Da Hai amerikanisch Hello heisst und Hello litauisch Labas, nennt Grazina den jungen Mann Labas und bietet ihm Unterkunft im Tausch gegen Hilfe an. Sie ist offenbar die einzige Bewohnerin ihres giftmüll- und asbestverseuchten Teils von East Gladness/Connecticut. Da Hai seine demente Großmutter betreut hat, realisiert er, dass Grazina intensive Zuwendung benötigt. Er muss nun die Einnahme ihrer 13 Medikamente überwachen, die offiziell gegen Demenz, Depressionen und Wahnvorstellungen helfen sollen. Instinktiv findet er Zugang zu Grazinas Gedankenwelt; ihr weltfremder Sohn ist ihm dabei keine Hilfe.
Das bescheidene Guthaben auf Grazinas Geldkarte reicht nicht für den Unterhalt von zwei Personen, so dass Hai zusätzlich einen Job im Imbiss annimmt, in dem sein Cousin Sony arbeitet. Sony, dessen Mutter gerade eine Haftstrafe absitzt, interessiert sich allein für den amerikanischen Bürgerkrieg, scheitert jedoch am Anspruch seiner Mutter, wenigstens ein Wunderkind zu sein. Mit Sony, Mutter, Tante, Großmutter und deren Traumata aus dem Vietnamkrieg ist Hai aufgewachsen, für sie fühlt er sich verantwortlich. Die Generationen stehen hier für Kriege der USA (Amerikanischer Bürgerkrieg, Zweiter Weltkrieg. Vietnamkrieg). Während Grazina sofort gespürt hat, dass Hai anders ist als andere Männer seiner Generation, befürchtet ihr Mitbewohner längst, dass sie die englische Sprache verlieren könnte und er sie in einer Psychose nicht mehr erreichen wird.
Der Imbiss bildet mit Angestellten aus aller Herren Länder treffend die amerikanische Melting-Pot-Illusion ab und zeigt zugleich Scheinauthentizität im amerikanischen Alltag, in dem Fertigmahlzeiten „homecooked“ aus der Mikrowelle kommen. Würde hier tatsächlich eine ältere Immigrantin kochen, würde es dem Diner vermutlich finanziell besser gehen.
Fazit
Im Interview mit der SZ erzählt Ocean Vuong, dass es in seinem realen Leben eine betagte, demente Grazina gegeben hat, diese Person Fundament seines Romans sei und „der Rest des Hauses Fanatasie“. So ist ein in den Details feinfühlig beobachteter Roman entstanden mit einer queeren Hauptperson, den über mehrere Generationen vererbten Kriegstraumata und Söhnen, die die Träume ihrer Mütter erfüllen sollen. Thema sind nicht zuletzt Lügen einer Nation und von Einzelpersonen, die einander zu schützen versuchen.
Ein großartiger Roman.

Zum Inhalt:
Der queere Hai lebt in East Gladness, aber der Sohn einer vietnamesischen Mutter ist nicht "glad". Er nimmt Pillen und denkt an Selbstmord bis er Grazina aus Litauen kennenlernt, die den zweiten Weltkrieg überlebt hat. In deren Kopf schwirren die ungelösten Geister ihres Lebens. .Hai kümmert sich um sie und arbeitet in einem Diner.
Meine Meinung:
Es war schon schwer etwas über den Inhalt des Buches zu schreiben und noch schwerer finde ich es, etwas über das Buch zu sagen, denn es entspricht so keinem der bekannten Genre, hat einen starken Sog und einen ungewöhnlich Schreibstil, der es einem erstmal schwer macht in die Geschichte reinzukommen, aber wenn man einmal drin ist, lässt das Gelesene einen nicht mehr los. Man muss sich schon auf das Buch einlassen und einfach geschehen lassen. Gelingt einem das, überrascht einen ein toller Roman.
Fazit:
Beeindruckend

„In einem Menschen ist so viel Platz, dass mehr von uns darin sein sollten. Nicht nur einer.“ Das sagt am Ende Hai zu seiner Mutter, die immer noch nicht weiß das er gar nicht in Boston Medizin studiert, sondern einen Job in einem Diner hat. Wir lernen Hai in diesem Roman kennen, begleiten ihn fast ein halbes Jahr. Das Ringen um seinen Platz in der Welt zu finden ist der Angelpunkt der Geschichte. Ocean Vuong hat mich nach seinem Debüt von 2019 mit - auf Erden sind wir kurz grandios - auch mit diesem Roman wieder vollends überzeugt. Er ist für mich zu einer überragenden Stimme der jungen amerikanischen Literatur geworden. Das hat damit zu tun, dass seine Sprache überragend poetisch, zärtlich und vielschichtig ist. Ich könnte darin versinken. Es sind Sätze verborgen, zu viele, um sie hier zu zitieren, die eine Weisheit, eine Klarheit verströmen. Mir kam es so vor, dass er uns einen großen Spiegel vorhält in dem wir uns verlieren, einen Spalt in der Zeit öffnet, in den wir eintreten könnten, oder mit dieser Geschichte uns selbst verorten. Grandios ! Vielschichtig !

„Der Kaiser der Freude“ ist ein leiser, eindringlicher Roman, der nicht mit Handlung glänzt, sondern mit Tiefe. Was auf den ersten Blick ziellos und fragmentarisch wirkt, entpuppt sich als präzises Porträt einer jungen Seele im Aufbruch. Ein Buch, das die hässlichen Seiten des Lebens zeigt, und dennoch schön ist.

Die Magie dieses Buchs ist immer noch präsent.
Das erste Mal begegnen wir Hai, der am Rande einer Brücke im Nirgendwo von East Gladness.
Will er springen?
Er wird von Grazina angesprochen, die mit Demenz kämpft.
Sie rettet ihn und dafür stimmt Hai zu, sie zu betüddeln und zu pflegen
Daraus entwickelt bald eine zarte Bindung
Die Bindung, die Hai und Grazina eingehen, hat mich mehrmals zu Tränen gerührt
Es ist ein wundervolles Buch das ich gern empfehle

Poetisch, klug und zutiefst bewegend – ein Meisterwerk der Gegenwartsliteratur
Der Kaiser der Freude hat mich sprachlich und inhaltlich vollkommen überwältigt. Ocean Vuong schreibt mit einer Feinfühligkeit und Intensität, die ihresgleichen sucht. Jeder Satz wirkt wie sorgfältig gemeißelt – poetisch, bildgewaltig und gleichzeitig voller roher Ehrlichkeit. Der Stil ist nicht nur schön, sondern durch und durch intelligent, tiefgründig und originell.
Die Geschichte um Hai, einen jungen queeren Mann zwischen Schmerz, Erinnerung und vorsichtiger Hoffnung, ist zutiefst menschlich. Besonders faszinierend ist die Begegnung mit Grazina – zwei verletzte Seelen, die einander auf stille, berührende Weise heilen. Vuong gelingt es, existenzielle Themen wie Identität, Trauma und Zugehörigkeit mit unglaublicher sprachlicher Leichtigkeit und emotionaler Tiefe zu verweben.
Dieses Buch ist kein gewöhnlicher Roman, sondern ein literarisches Kunstwerk – herausragend geschrieben, bewegend erzählt, und lange nachklingend. Für mich ein absolutes Highlight und ein Geschenk an die Literaturwelt.

Der Kaiser der Freude - Ocean Vuong
(übersetzt von Nikolaus Stingl und Anne-Kristin Mittag)
Themen: Liebe, Sucht, Trauer, Krieg, Menschen für die man alles tun würde, Familie
Plot Zusammenfassung:
Hai ist neunzehn Jahre alt als er beschließt, dass er verkackt hat. Seine Ursprünge liegen in Vietnam, er lebt aber seit seiner Kindheit in den ländlichen USA, nachdem seine Familie aus Vietnam geflohen ist. Direkt in das Land, was doch für so viel Leid verantwortlich ist. Doch für Hai soll alles anders werden, erst zur Highschool, dann zum College. Aber Hai will nicht mehr leben, irgendwie findet er keinen Grund auf dieser Erde zu bleiben. Als er die endgültige Entscheidung trifft, hält ihn Grazina, eine alte litauische Frau, auf. Er bleibt bei ihr. Er findet Arbeit. Er findet zurück zu seinem autistischen Cousin. Nur die Pillen lassen ihn nicht los.
Meine Meinung:
Wenn Dichter Bücher schreiben, sind sie für mich immer noch besser als ich erwarte. Und jedes Werk von Ocean Vuong haut mich um. „Der Kaiser der Freude“ ist anders als sein Debütroman und trotzdem erkennt man Ocean wieder. In diesem Buch spiegelt sich sehr viel Realität und sehr viel Wahrheit. Wer eine Geschichte braucht, die echt ist, und Worte, die wie Kunst sind - ist mit dem „Kaiser der Freude“ bedient. Nach dem Beenden des Buches bleibe ich erstmal sprachlos und nachdenklich zurück.

Ocean Vuong stellt seinem Roman ein Zitat von Hamlet voran um dann mit einem großartigen ersten Satz zu beginnen: "Das Schwerste auf der Welt ist, nur einmal zu leben. Aber es ist schön hier, der Meinung sind sogar die Geister." In der Folge entwickelt er einen zwischen den Zeit-Sphären Gegenwart und Vergangenheit schwebenden Roman über Trauer, Einsamkeit, Freundschaft, gegenseitige Unterstützung und zugleich auch das Elend der Welt - fokussiert auf eine kleine Stadt irgendwo in Amerika. Die Hoffnung geht dabei nie verloren und selbst wenn die demente Grazina fest in den Geschehnissen des zweiten Weltkrieges gefangen ist, der Erzähler Hai trotz "New Hope"-Shirt am Körper rückfällig wird, sein neurodivergenter Cousin Sony entwischt oder die Crew aus dem Schnellrestaurant Home Market diesen zum Todesort seines glorifizierten Vaters begleitet - aufgeben tut keiner der vom Leben geprüften Gestalten dieses Romans.
Neben sehr harten Szenen (ganz besonders die Schlachtungsorgie auf der Bio-Schweinefarm und die Nonchalance der Drogenkultur) steht die wunderschöne, schillernde Sprache von Ocean Vuong und die darin verwobenen Gedanken zum Leben und seinem Sinn, verknüpft mit klugen Ratgebern aus der Kunst. Der Kontrast zwischen Sprachästhetik und realistisch bleibender, also auch ernüchternder, Erzählung entwickelt einen starken Sog und eine weitreichende inhaltliche Tiefe. Die tragische Hintergrundgeschichte Hais mag die anfängliche Spannung wecken, aber während diese langsam enthüllt wird treten weitere Figuren hinzu, deren Lebensverläufe ebenso spannend und berührend sind.
Eine tolle Leseerfahrung und zugleich ein breiter Blick auf die gesellschaftlichen Probleme, welche nicht nur in den USA für den Alltag bestimmend sind. Darunter Armut, Hoffnungslosigkeit, Tablettenabhängigkeit und Einsamkeit. Beeindruckend was Sprache zu leisten und zu vermitteln vermag.

Ich finde es immer wieder faszinierend, wie Ocean Vuong mit seinem minimalistischen Schreibstil so tiefgehende Gefühle ausdrücken kann. Wie so oft bei seinen Büchern habe ich etwas gebraucht, um richtig reinzukommen – aber sobald der Funke übergesprungen ist, konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen. Die Geschichte trifft genau den richtigen Ton zwischen Melancholie und Hoffnung, zwischen großer Verletzlichkeit und feinem Humor. Ein Roman, der leise beginnt, aber am Ende umso stärker nachwirkt – lange über die letzte Seite hinaus.
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