Geschichte für einen Augenblick

Roman | Der internationale Bestseller erstmals im Taschenbuch

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Erscheinungstermin 27.04.2023 | Archivierungsdatum 02.08.2023

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Zum Inhalt

Am Ufer der einsamen Insel, auf der die Schriftstellerin Ruth lebt, wird das Tagebuch der sechzehnjährigen Japanerin Nao angespült. Ruth beginnt zu lesen: von Naos Familie, die von Amerika zurück nach Japan musste, von Naos Schwierigkeiten, in der Schule Anschluss zu finden, von der Depression, die alle in der Familie erfasst, und von Naos Urgroßmutter Jiko, einer weisen Nonne, bei der Nao die Grundlagen des Zen-Buddhismus erlernt. Ruth taucht tiefer und tiefer in die Geschichte der Schülerin ein und beginnt sich zu fragen, wer Nao ist, was mit ihr geschah – und warum ihr Tagebuch ausgerechnet bei Ruth landete.
Ruth Ozekis Roman spannt den Bogen vom Zweiten Weltkrieg bis zum Tsunami in Japan in 2011, von der Schwere zur Leichtigkeit, vom amerikanischen Traum zum japanischen Zen-Buddhismus und erzählt dabei wie gewohnt von skurrilen Charakteren und mit einem Hauch magischem Realismus.

Am Ufer der einsamen Insel, auf der die Schriftstellerin Ruth lebt, wird das Tagebuch der sechzehnjährigen Japanerin Nao angespült. Ruth beginnt zu lesen: von Naos Familie, die von Amerika zurück...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783961611560
PREIS 18,00 € (EUR)
SEITEN 592

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Inhalt: Am Ufer der einsamen Insel, auf der die Schriftstellerin Ruth lebt, wird das Tagebuch der sechzehnjährigen Japanerin Nao angespült. Ruth beginnt zu lesen: von Naos Familie, die von Amerika zurück nach Japan musste, von Naos Schwierigkeiten, in der Schule Anschluss zu finden, von der Depression, die alle in der Familie erfasst, und von Naos Urgroßmutter Jiko, einer weisen Nonne, bei der Nao die Grundlagen des Zen-Buddhismus erlernt. Ruth taucht tiefer und tiefer in die Geschichte der Schülerin ein und beginnt sich zu fragen, wer Nao ist, was mit ihr geschah – und warum ihr Tagebuch ausgerechnet bei Ruth landete.
Ruth Ozekis Roman spannt den Bogen vom Zweiten Weltkrieg bis zum Tsunami in Japan in 2011, von der Schwere zur Leichtigkeit, vom amerikanischen Traum zum japanischen Zen-Buddhismus und erzählt dabei wie gewohnt von skurrilen Charakteren und mit einem Hauch magischem Realismus.

Ein so wunderschönes Buch, welches eigentlich eine traurige Thematik hat und doch so schön zu lesen ist.
Ich bin derzeit so ein Liebhaber solcher Bücher und kann einfach nicht genug davon bekommen. So konnte mich dieses Buch auch von Anfang an direkt von sich überzeugen und sofort mitreissen. Kaum begonnen, musste ich es mehr oder weniger durchsuchten.
Der Schreibstil, die Thematik, die Art des Buch ist alles absolut nach meinem Geschmack.
Klare Kauf- und Leseempfehlung meinerseits.

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Traurig

Die Schriftstellerin Ruth Ozeki schreibt ihr Buch Geschichten für einen Augenblick empathisch und etwas schräg.
Es geht um Zen - Buddhismus und Familienbande.
Es ist eine Eine Erzählung, die Rätsel aufgibt.
Ruth Ozeki lebt auf einer Insel, als sie ein Tagebuch der Japanerin Nao findet.
Was da so drin steht ist interessant. Ihr Vater hat in der USA gearbeitet und Nao ist da aufgewachsen. Als der Vater die
Arbeit verliert müssen sie nach Japan zurück.
Da wird sie von ihren Mitschülern gemobbt.
Ihr Großmutter ist 104, bei ihr findet sie Briefe eines Onkels der Soldat werden musste.
Über die Gedanken der Autorin und ihres Mannes, war ich manchmal etwas irritiert.
Die Autorin schreibt vielschichtig und tragikomisch.
Der Roman wird während des Lesens immer besser.

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Ungewöhnlich kombinierter, in sich nicht ganz stimmiger, abwechslungsreich erzählter Roman

Als Schriftstellerin Ruth am Strand spazieren geht, findet sie dort das angeschwemmte, sorgfältig in verschiedene Gefrierbeutel verpackte Tagebuch der jungen Nao aus Tokyo. In den Einband von “À la recherche du temps perdu” (“Auf der Suche nach der verlorenen Zeit”) von Marcel Proust hat Nao mit lila, blau, schwarz und pink-farbenem Tintenroller ihre Gedanken niedergeschrieben, weil sie wohl nicht mehr lange leben wird. Indem ihr die eigene Vergangenheit bedeutungslos erscheint, da sie bisher nichts bewirkt hat, entschließt sie sich von ihrer Urgroßmutter Jiko zu erzählen. Die ist eine 104 Jahre alte Zen-buddhistische Nonne, zu der sie ein enges Verhältnis pflegt.

“Geschichte für einen Augenblick” wird von Ruth Ozeki aus Sicht der erst sechzehnjährigen Nao Yasutani in Gestalt der von ihr verfassten Tagebucheinträge und von Schriftstellerin Ruth geschildert, während eben diese Tagebucheinträge von ihr gelesen werden.
Nao ist in Sunnyvale in den USA groß geworden, als ihr Vater dort einen gut bezahlten Job als Programmierer hatte. Mit Platzen der Dotcom-Blase hat Familie Yasutani alles verloren, da Naos Vater gekündigt wurde, ihre als Rücklagen gedachten Aktien-Optionen wertlos geworden sind und sie so nach Japan zurückkehren mussten. Dort hausen sie in einer schäbigen Wohnung in einem heruntergekommenen Viertel, weil sie sich nichts Besseres leisten können. Obwohl Naos Vater sich darum bemüht, findet er keine neue Arbeit und es dauert nicht lang, bis er den ersten Selbstmordversuch unternimmt. Naos Mutter, die einen Nervenzusammenbruch hatte, verbringt die Tage damit das Aquarium zu besuchen und die Quallen zu beobachten. Nao ist in der Schule einem systematischen Mobbing ausgesetzt, das von verbalen Schikanen bis hin zu physischen Attacken reicht, bei denen sie ausgerissene Haare, Schnitte und viele blaue Flecken davon trägt, die sie versteckt.
Ruth wohnt mit ihrem Mann Oliver und Kater Schrödinger, der Pest oder Pesto genannt wird, auf Vancouver Island in Kanada. Sie ist des Japanischen mächtig, da sie auch aufgrund ihrer japanischen Wurzeln an der Universität japanische Klassiker studiert und früher in Japan gelebt hat. Ruth arbeitet bereits seit einem Jahrzehnt an ihren Memoiren, in denen sie die fortschreitende Alzheimer Erkrankung ihrer Mutter thematisiert, die sie gepflegt hat. Indem sie an einer Art von Schreibblockade leidet, schafft sie es nicht, diese Memoiren fertig zu stellen. So ist ihr Naos Tagebuch eine willkommene Ablenkung.

Beim Lesen entwickelt sich eine interessante Dynamik zwischen den beiden ungleichen Frauen. Nao spricht in ihrem Tagebuch wiederholt dessen zukünftigen Leser an, obwohl der ihr unbekannt ist. Ruth hingegen versucht den Hintergrund der Tagebucheinträge zu recherchieren, wenn sie mehr über Naos Familie anhand der gegebenen Informationen erfahren will. Ruth googelt etwa, ob Naos Familie zu den Opfer des Tsunami gehört. Denn die erste These, die zum Tagebuch von Ruths Mann Oliver aufgestellt wurde, besagt, dass das als Vorbote des Tsunami-Trifts bei ihnen angekommen ist.
Die Kapitel von Nao geben einen tieferen Einblick in die japanische Lebensweise, etwa in die Pop-Kultur sowie über von Naos Urgroßmutter Jiko gelieferte Erklärungen in buddhistische Weisheiten. In ihren Tagebucheinträgen schreibt Nao ihre Gedankengänge einfach herunter. Erläuterungen dazu werden in Gestalt von diversen Fußnoten nachgeschoben, mit denen Ruth das Gelesene kommentiert. Ihre Anmerkungen betreffen japanischen Gerichte wie Omaraisu, Stadtteile wie Akihabara oder Harajuku, die japanische Höflichkeitsform oder auch die gesundheitlichen Vorteile von Ginkgoblättern. Darüber hinausgehende Ausführungen finden sich in mehreren Anhängen, die sich u.a. mit Zen-Augenblicken oder der Namensgebung japanischer Tempel auseinandersetzen.
Die von Ruth Ozeki in ihrem Roman "Geschichte für einen Augenblick" angesprochenen Themen sind an sich recht tragisch. So schildert Nao zu Beginn die Schicksalsschläge, die ihre Familie erleiden musste, als sie ihr Leben in den USA verloren hat. Eine der Konsequenzen, die das nach sich gezogen hat, ist das grausame Mobbing von Nao in der Schule. Denn sie hinkt im Stoff hinterher, weil sie zuvor nur auf eine amerikanische Schule gegangen ist. Ruth hingegen sorgt sich um ihren erkrankten Mann Oliver, während sie sich mit ihren Memoiren befasst. In diesen verarbeitet sie den Verlust ihrer an Alzheimer erkrankten Mutter, um die sie sich gekümmert hat. Dennoch ist der Roman eher locker-leicht geschrieben, was dem Drama einen Teil seiner Wirkung nimmt und einen eigenwilligen Touch durch die nebenher einfließenden Zen-meditativen Betrachtungen erhält.

Mit Ende des ersten Teils kippt die Stimmung aber. Der eingangs noch so positive Ton, indem selbst abgründige Themen abgehandelt wurden, wird deutlich düsterer, als das Leid der Tsunami Opfer in eindringlichen, vor Ort aufgenommenen Videos beschrieben wird, die Ruth sich online anschaut. Insgesamt fällt der Roman morbider aus, wenn Nao sich nach einer von ihrer Klasse mit Unterstützung des Lehrers für sie abgehaltenen Totenfeier bemüht ein lebendiger Geist zu werden, um in der Nacht die Mitschüler, die sie gequält haben, heimzusuchen.
Im Verlauf von "Geschichte für einen Augenblick" entwickelt Ruth Ozeki ihre Handlung mehrfach in eine für mich unerwartete Richtung, wenn sie darin überraschende Elemente integriert. Da lässt die Autorin etwa das Milieu der japanischen Pop-Kultur auf Informationen zum Walsterben, Wiederaufforstungsprojekte auf einen nach seinem zu programmierenden Gewissen entscheidenden Algorithmus, im zweiten Weltkrieg ausgebildete Himmelssoldaten auf japanischen Zen-Buddhismus und westliche Philosophie, das systematische Mobbing einer Schülerin auf Mystery-Elemente treffen und wiederholt schlägt die Stimmung um, in der der Roman wiedergegeben wird. Dabei will die Autorin jedoch zu viel auf einmal. Denn es ist ihr leider nicht geglückt ihre so interessante Sammlung unterschiedlichster Themen zu einem in sich stimmigen, übergeordneten Ganzen zusammenzuführen.
"Geschichte für einen Augenblick" hätte ich als gelungener empfunden, wenn daraus zwei separate Bücher geworden wären. In einem davon hätten die folgenden Teile zu einem Historien-Drama, das seinen besonderen Dreh durch die philosophisch angehauchte wie Zen-buddhistische Betrachtungsweise erhalten hätte, zusammengefasst werden können: die Lebensgeschichte von Naos Urgroßmutter Jiko und deren Sohn Haruki, dem Himmelssoldaten. Darin hätten der brutale Drill der Soldaten, die Schrecken des Krieges und die Trauer von Jiko um ihren Sohn, in der ihr Entschluss sich dem Zen-Buddhismus zuzuwenden begründet liegt, eine Rolle gespielt. Denn Jiko ist Nonne geworden, damit jeder einzelne Mensch auf dieser Welt Frieden finden kann. Abgerundet worden wäre diese Erzählung durch deren Auswirkungen auf die nächsten Generationen wie beispielsweise deren Verbindung über die westliche Philosophie, die der erste Haruki studiert hat und für die sich Jikos Enkelsohn, der nach dem diesem Haruki benannt wurde, ebenfalls interessiert.
Ein weiteres Buch hätte ein Coming-of-Age Roman sein können, in dem die Unterschiede, die sich beim Aufeinandertreffen der japanischen und der amerikanischen Lebensweise ergeben, behandelt worden wären. Dieser Roman hätte von seiner besonderen Meta-Ebene gelebt, bei der das von Nao verfasste Tagebuch, indem sie sich wiederholt direkt an dessen Leser wendet, von einer kanadischen Schriftstellerin gelesen wird. In dessen Verlauf wären zunehmend die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwommen, wenn beide Frauen auf das Leben der jeweils anderen Einfluss genommen hätten. In diesem Buch wären seine Mystery-Elemente stärker zum Tragen gekommen, die in die Einbindung quantenmechanischer Theorien gegipfelt hätten.

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Die Schriftstellerin Ruth hat eine Schreibblockade, seitdem sie mit ihrer Demenzkranken Mutter und ihrem Mann aus New York auf eine kleine kanadische Insel zog. Sie wollte über die Krankheit ihrer Mutter schreiben, doch seit ihrem Tod ergeben die Notizen für sie kaum noch Sinn. Als sie eines Tages am Strand eine angespülte Hello Kitty Box mit dem Tagebuch und Briefen einer jungen Japanerin Nao findet, die über ihre Urgroßmutter und das Leben als Teenager in Tokio schreibt, beginnt sie, nach den beiden zu recherchieren, ob sie die Katastrope überlebten.
Denn das Erdbeben von 2011, das den Tsunami und die Überflutung der Atomkraftwerke in Fukushima auslöste, die Toten, die Verluste, all dies tritt plötzlich vehement in Ruths Leben ein und das Tagebuch erscheint ihr wie der Gruß einer aus einer untergegangenen, anderen Welt.

Ruth Ozeki hatte den Roman bereits abgegeben, als sich die Katastrophe von Fukushima ereignete. Sie zog das Manuskript zurück und überarbeitete und ergänzte viele Passagen und erschuf damit den ersten Roman, der diese nationale Katastrophe verarbeitete.

Mir persönlich hätte wahrscheinlich die Originalversion besser gefallen, denn es zieht sich das Thema Selbstmord durch Naos Familie, und die Frage nach dem Sinn des Lebens. Westliche Philosophie trifft auf Buddhismus mit ein wenig magischem Realismus, doch wie ein Monolith steht plötzlich auch die Tsunamikatastrophe im erzählerischen Raum, um den Wirbel von Plastikmüll im Meer kreiseln und der die emotionale Betroffenheit auf sich zieht.

Die Tagebuchpassagen Naos und wechseln sich in diesem Buch mit Schilderungen von Ruths Lebensalltag ab. Dabei entfaltet das Buch seinen besonderen Reiz in den Schilderungen der Urgroßmutter-Nonne und der amerikanisch-japanischen Bögen der Familie zum zweiten Weltkrieg.

Die Japanische Geschichte, die Traditionen werden allerdings durch Naos Perspektive in einer etwas gewollten Teenagersprache verpackt, an die mich auch nach 300 Seiten nicht gewöhnen konnte. Dennoch ist der Transfer von Zen-Buddistischen Weisheiten ins moderne Leben durchaus gelungen, und auch wenn das Buch bereits 10 Jahre alt ist, sind sie so aktuell wie eh und je.

Aus dem Amerikanischen von Tobias Schnettler, Eisele 2023

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Die Schriftstellerin Ruth findet das Tagebuch der Japanerin Nao wasserdicht verpackt am Strand und beginnt zu lesen. Nao erzählt von ihrer Kindheit in Amerika und der Rückkehr der Familie nach Japan, von ihrer Urgroßmutter Jiro, einer Zen-buddhistischen Nonne und Haruki, dem Großonkel ihres Dads, der im Zweiten Weltkrieg Pilot war.

Auf den ersten Seiten fiel es mir schwer, Zugang zu der "Geschichte für einen Augenblick" zu bekommen, aber umso mehr ich mich darauf einließ, umso besser gefiel mir das Gelesene. Ruth Ozeki beschreibt die Geschichte von Naos Familie in leisen Tönen. Ruths Beschäftigung mit dem Tagebuch bildet den Rahmen, schafft aber auch eine Verbindung zwischen den beiden Frauen. Die Autorin verknüpft die beiden Erzählebenen gekonnt und verwebt so die Leben von Ruth und Nao geschickt. Die Protagonisten beschreibt sie lebensnah und detailreich. Sie gibt auf überzeugende Weise tiefe Einblicke in das Leben in Japan, das sich zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs, aber auch heute noch in mancherlei Hinsicht stark von dem im Westen unterscheidet und unterstreicht dadurch die Gegensätzlichkeit der beiden Protagonistinnen, aber auch ihre Gemeinsamkeiten.

"Geschichte für einen Augenblick" ist - obwohl bereits im Jahr 2013 entstanden - immer noch aktuell und allemal sehr lesenswert.

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Ruth und Nao

Hier habe ich ein interessantes und sehr spannendes Buch von Ruth Ozeki gelesen. Von der Autorin Ruth Ozeki wartet noch ein anderes Buch bei mir auf seine Lesezeit. Und so war es natürlich kein Wunder, dass mein Interesse auch für „Geschichte für einen Augenblick“ entbrannte, von dem ich vor einiger Zeit hörte.

Laut Klappentext findet die Autorin Ruth, deren Mann natürlich Oliver heißt, wie auch Ruth Ozekis Mann im richtigen Leben, was eine gewisse Autofiktion durchschimmern lässt, etwas an der Küste ihrer kanadischen Insel in der Straße von Georgia, eine Wasserstraße zwischen dem kanadischen Festland und Vancouver Island. Wo übrigens auch Ruth Ozeki wohnt. Die Protagonistin, die Autorin Ruth, findet Aufzeichnungen vom japanischen Mädchen Nao, ein Tagebuch in französischer Sprache und eine Uhr. Diese sind von Japan kommend, an die kanadische Küste angespült worden. Sie ist irgendwie fasziniert davon und taucht in Naos Geschichte, in Naos Welt ein. Über die Geschichte der jungen Nao lernt auch Ruth etwas für sich, für ihr eigenes Leben dazu, eine Annäherung passiert. Schon dieser Aspekt ist interessant gelungen. Über das weitere Procedere eröffnen sich auch weitere Einblicke in die japanische Geschichte, in die japanische Kultur und Ruth fixiert sich immer mehr in Naos Welt hinein, wird schon fast etwas zwanghaft, da sie selbst momentan eine Schreibkrise hat und für sich dringend nach Lösungen da heraussucht, die sich für Ruth in Naos faszinierender Welt manifestieren. Die Geschichte ist sehr spannend und ermöglicht einen Einblick in das japanische Denken und die Schreibe fasziniert mich. Dann kommt noch eine Prise magischer Realismus dazu und Einblicke in die japanische Zen-Kultur, in den japanischen Zen-Buddhismus werden auch geboten. Sagen und Mythen der ehemaligen indianischen Bewohner der Gegend spielen auch eine gewisse Rolle und auch Raben finden ihren Platz. Sehr interessant ist das Ganze der Autorin Ruth Ozeki gelungen, die, wen wunderts, im realen Leben eine Zen-Priesterin ist und auch japanische Vorfahren hat. Wie auch der Charakter Ruth im Buch.

Von Ruth Ozeki wartet noch ein anderes Buch auf seine Lesezeit und nach der Lektüre von "Geschichte für einen Augenblick" wird "Die leise Last der Dinge" sicher nicht mehr so lange auf sein Entdecken warten. "Geschichte für einen Augenblick" ist nicht nur ein interessanter Blick nach Japan, es ist auch eine Coming of age Geschichte mit einem besonderen Augenmerk auf erlittene Traumata und den Suizid, seine besondere Stellung in der japanischen Kultur. Das Tun der Menschen wird ebenso sehr treffend seziert. Interessant, spannend und lehrreich ist „Geschichte für einen Augenblick“ gemacht. Was will man mehr? Nur ein kleines Manko hat das Buch. Es zündet mich nicht vollkommen an, verbleibt in einer Distanz, dringt nicht vollkommen zu mir durch. Daher der fehlende letzte Stern. Dennoch ein Lesetipp!

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In diesem anspruchsvollen Roman prallen viele Themen aufeinander: psychische Probleme, Zen-Buddhismus, Kriegsgeschichte, Quantentheorie. Zwischen den Zeilen erfährt man viel über die Mentalität der Japaner, damals (zu Weltkriegszeiten) wie heute. Nichts für sensible Leser.

Ein depressiver japanischer Teenager und eine kanadische Schriftstellerin mit japanischen Wurzeln:
Ruth findet Naokos Tagebuch am Strand, einige Jahre nach dem Tsunami von 2011. Fasziniert aber auch gehemmt arbeitet sie sich Schritt für Schritt durch die Aufzeichnungen des Mädchens, fertigt eine Übersetzung an und recherchiert zu erwähnten Namen und Orten.
Naoko berichtet in dem Tagebuch zunächst von ihren traurigen Familienverhältnissen und dem grausamen Mobbing durch ihre Mitschüler. Selbstmordfantasien bestimmen ihre Gedanken. Ein längerer Aufenthalt bei ihrer steinalten Urgroßmutter zeigt ihr jedoch einen anderen Weg aus dem tristen Dasein.

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Dieser Roman hat so viel zu bieten, er war ziemlich brillant, und ich bin sehr froh, dass ich ihn gelesen habe.

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Ruth, eine Schriftstellerin, die auf einer kleinen Insel von British Columbia lebt, findet am Strand ein ganz besonderes Treibgut: ein Päckchen mit einer Uhr, mit Briefen und dem Tagebuch der jungen Japanerin Nao.

Aus diesen Zutaten lebt der Roman, der auf der einen Seite das Tagebuch Naos wiedergibt und auf der anderen Seite, in der Rahmenhandlung, die Reaktion der Schriftstellerin auf dieses Tagebuch erzählt. Die autofiktionalen Bezüge der Rahmenhandlung sind unübersehbar. Da auch Ruth japanische Wurzeln hat, sieht sie viele Parallelen zur Welt Naos und findet einen starken emotionalen Zugang zu dem Schicksal Naos. Nao wiederum verbindet ihre Lebensbeschreibung mit der Biografie ihrer Urgroßmutter, einer politischen Aktivistin und buddhistischen Nonne.

Die Autorin spannt damit einen sehr breiten Bogen, in dem vieles Platz finden muss. Das Platzen der Dotcom-Blase und der soziale Abstieg der Familie, das japanische Schulwesen, der Zen-Buddhismus und seine Meditationstechniken, Geisterglaube, der Tsunami von 2011, Meeresströmungen, Vermüllung der Meere, der II. Weltkrieg, grausame Übergriffe der japanischen Armee im chinesisch-japanischen Krieg, Kamikaze, der Drill in der Kaiserlich-japanischen Armee, Mythen der indigenen Bewohner von British Columbia, die für Europäer ungewohnte Betrachtung des Selbstmords, Cyber-Mobbing, Wiederaufforstungsbestrebungen, das Problem invasiver Arten, Gewissen und Digitalisierung – das ist nur eine unvollständige Auflistung der Themen, die die Autorin anschlägt und die sie in einem Anhang teilweise näher erläutert. Unbestritten: das Buch ist lehrreich, und der Blick in den japanischen Alltag und vor allem das japanische Denken ist faszinierend.

Sehr originell ist auch die Art und Weise, wie die Autorin die beiden Rahmenhandlungen miteinander verknüpft. Ruth erkennt nämlich, dass sie das Leben des Tagebuchschreiberin beeinflussen kann, und zwar durch einen Traum. Durch diesen Traum wird ihre Welt mit der Welt Naos verbunden, über die zeitlichen Unterschiede hinweg. Diese Einflussnahme ist rational nicht erklärbar – aber da das Haustier Schrödinger heißt, wird der Leser auch kurz in die Quantentheorie eingeführt.

Diese Überfülle an Themen führt dazu, dass der Leser gelegentlich den roten Faden verliert. Eine straffere Erzählweise und der rigorose Verzicht auf einige Themen hätten dem Buch gut getan und zudem noch hinreichend Stoff für weitere Bücher geboten.

Die vielen japanischen Einfügungen mögen zwar die Authentizität stärken, aber sind sie notwendig? Beispiel: „Nanka kusai yo!“ heißt schlicht „Hier stinkt etwas“, ist also kein japanisches Idiom. Diese häufigen Einsprengsel zwingen den Leser zu den Fußnoten und hemmen unnötig den Lesefluss.

Trotz dieser Schwächen eine Lese-Empfehlung: der Roman ist ein lohnenswerter Ausflug in die japanische Gedankenwelt!

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Schon nach "Die leise Last der Dinge" war ich von Ozeki's literarischen Können begeistert. Sehr freute ich mich, dass nun auch wieder die "Geschichte für einen Augenblick" auf Deutsch zugänglich ist, nachdem es zwar 2014 bei S. Fischer herauskam, gedoch nun länger nicht zu bekommen war. Wie immer ein Kleinod mit vielen, versteckten Dingen zum Nachdenken und Eintauchen.

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4 Sterne - Zen-Buddhismus und magischer Realismus

Ruth Ozekis "Geschichte für einen Augenblick" ist eine auf den ersten Blick recht abenteuerliche Mischung von Komponenten, die zumeist dennoch erstaunlich gut funktioniert.

Eines Tages findet die Autorin Ruth beim Spazieren am Strand in Kanada ein Tagebuch, das in eine Tüte eingewickelt ist und offenbar von einem Teenager in Japan, Nao, verfasst wurde und den Weg über den Pazifik zu ihr gefunden hat. Fasziniert beginnt sie, darin zu lesen und versucht zugleich, mehr über Nao und ihre Situation herauszufinden.

So ist eine der Hauptkomponenten des Romans Naos Narration ihrer Lebenssituation, die absolut packend geschrieben ist. Naos Stimme ist bestechend, jung, frisch, herzzerreißend tragisch und lässt einen kaum los. Die zweite zentrale Komponente des Romans hingegen, Ruths Seite der Geschichte und die Auswirkungen ihres Fundes auf ihr eigenes Leben, sind deutlich weniger fesselnd.
Es ist durchaus gewagt, dass Ruth Ozeki sich selbst (und ihren Ehemann!) als zentrale Figur in ihrem Roman einsetzt und für mich persönlich eine der Schwachstellen des Romans - diese Selbstreferenz schafft einen kontinuierlichen Bruch, man fragt sich stets als Leser, inwiefern die reale Ruth sich von der fiktiven unterscheidet und ob die Unterhaltungen zwischen Ruth und Ihrem Mann Oliver tatsächlich so seltsam sein mögen?
Eingewoben in die Geschichte sind zahlreiche Themen des Zen-Buddhismus, die einem als Laien aus der Feder einer Zen-Priesterin einen guten Einblick in einige der grundlegenden Konzepte geben.

Gegen Ende kommen einige auch eher pseudo-wissenschaftliche Konzepte mit ins Spiel (das allseits beliebte Stichwort "Quanten", das besonders von Nichtwissenschaftlern enthusiastisch genutzt wird, um allerlei Phänomene zu erklären), die meine Augen doch etwas ins Rollen gebracht haben. Im Gegenzug muss ich sagen, dass Roth Ozeki wirklich schreiben kann. Selbst wenn man nicht ganz an Bord ist, blättern die Seiten sich fast von selbst um. Sie schreibt pointiert, präzise, zugleich auch sehr zugänglich. Dies ist es auch, was die zahlreichen Komponenten des Romans letztlich zusammenhält und ein gelungenes Leseerlebnis schafft. Auch die Übersetzung macht auf mich einen herausragenden Eindruck.

Mir wurde ein Rezensionsexpemplar des Romans vom Eisele Verlag über NetGalley zur Verfügung gestellt und ich gebe meine ehrliche Meinung freiwillig ab. Vielen Dank!

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